BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VI. VON DEN EDELN STAINEN

UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.

 

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3.

Von dem ametisten.

 

Adamas ist ain edel stain, der ist zwairlai. den ainen vint man in dem land India, dâ daz selb lant ain end hât, und man vindet in under der cristallen haufen und geleicht auch der cristallen an der varb, ân daz der selb adamas scheint sam ain new gefeilt eisen. der adamas ist gar hert, alsô daz man in weder mit eisen noch mit feur zerprechen mag, aber man zerpricht in mit vrischem pockspluot, daz allerêrst vergozzen ist und noch warm ist. mit des stains spitzigen stucken grebt man ander gar hert edelstain. derlai adamas wirt niht grœzer dann ain haselnuz. man spricht auch, daz er genâd pring dem menschen, dem in sein freunt umbsust geit, aber er sei dem nihts nütz, der in kauf. ez sprechent auch die stainlær, daz sein kraft vil dester grœzer sei, wenn man im seinen sezzel eisnein mach, sô man in in an vingerlein wil setzen; aber daz vingerl sol guldein sein durch des stains wirdikait. der andern lai adamas ist verr unwerdiger und niderr wan der êrsten lai, und den vint man in dem land Arabia und in dem næhsten cyprischen mer und ze Ferrære und ist tunkel an der varb sam ain eisen und ist grœzer wan der êrsten lai. dér adamas lât sich prechen ân pockspluot. er hât die art, daz er daz eisen an sich zeuht sam der stain magnes tuot, aber der adamas nimt dem magneten daz eisen, wenn er gegenwärtig ist. er melt auch den merstern. wan sô die schefläut auf dem mer niht gesehen mügent vor den dicken nebeln wâ si varn zuo dem gestat, sô nement si ain nâdeln und reibent die mit der spitz an den adamanten und steckent si dan übertwerch an ain halmstuck oder in ain spænel von holz und legent si in ain pecken oder in ain schüzzeln vol wazzers und füert ainer den adamanten mit der hant auzwendig umb daz vaz, dâ diu nâdel inn ist; dem volgt diu nâdelspitz inwendig, alsô daz si in dem vaz auch kraizlot umbgêt. sô daz geschiht etswie vil, sô zuckt der stainfüerær den stain snell under und pirgt in. wenn nu diu nâdelspitz irn füerær hât verlorn, sô kêrt si sich geleichs gegen dem merstern und stêt zehant und wegt sich niht mêr, und dar nâch rihtent sich dann die schefläut, wan der stern stêt an dem himel ze norden, dâ der himelwagen stêt, gegen suden oder gegen mittem tag über. daz verstê alsô, daz sich die schefläut rihtent nâch des kräuzs örtern, daz all dis werlt hât beslozzen: osten westen suden norden. wenn si nu daz ain ort wizzent ze norden, sô richtent si sich dar nâch. man sprichet auch, daz der stain guot sei in der zaubrær kunst: wer in tregt den sterkt er gegen seinem veint und vertreibt üppig træm und schäuht und melt die vergift. man spricht auch, daz er switz, wenn vergift pei im sei. er ist auch den mônwendigen läuten guot, die ir sinn verkêrent nâch des mônen lauf, und ist den tiefelhäftigen auch guot. der stain wil, daz man in trag an der tenken seiten.