Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
IV. VON DEN PAUMEN.
A. VON DEN PAUMENIN AINER GEMAIN.
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46.Von der weiden.
Salix haizt ain weid und ist als vil gesprochen als ain springerinn, dar umb, daz der paum snell auf springt und wechst. er wechset auch gern an nazzen steten und hât hert rinden, wenn er alt wirt: aber sô er junch ist, sô hât er gar lind rinden. der paum plüet, er trait aber niht früht, und wer die plüet in trinken nimt, der wirt unperhaft, sam die zaubrær sprechent. sein rind und seineu pleter habent die kraft, daz si zesamen ziehent und stark machent. daz saf, daz man drückt auz den plüeten der paum, gibt man daz ze trinken dem menschen, der fiebrig ist ân hitz, daz ist im gesunt. wer des paums sâmen in tranch nimt, der wirt beraubt seines unkäuschen gelustes, als man sagt, und macht die frawen unperhaft. daz wær leiht maniger frawen liep und auch manigem man. wer ainen kerspaum ze mittelst durchport und stzt ainen weidenast dar ein, alsô daz er daz loch füll über al, der paum pringt kersen ân kern. wenn man der weiden pleter sträwet in ain haus oder in ain kamer, diu küelent den luft und sänftigent die hitz an den siechen läuten. |