Konrad von Megenberg
1309 - 1374
|
Buch der Natur
IV. VON DEN PAUMEN.
A. VON DEN PAUMENIN AINER GEMAIN.
|
___________________________________________________
| |
44.Von dem rôsenpaum.
Rosarius haizt ain rôsenpaum, aber ez ist aigenleicher ain staud wan ain paum. rosa haizt ain rôs, diu auf der stauden wechst, diu ist kalt in dem êrsten grâd und trucken in dem andern grâd. diu rôs paideu dürr und grüen ist guot zuo erznei. man schol die rôsen prechen, wenn si sich zemâl habent auf getân und die zemâl rôt sint under den rôten rôsen, aber die plaichen oder die underplaichen schol man hin werfen. wenn man die rôsen derrt an der sunnen, sô mag man si dreu jâr behalten, daz si nütz sint. wer rôsenhonig well machen, daz ze latein haizt mel rosaceum, der würk alsô. er schol daz honig des êrsten wol vaimen von dem schaum, und schol ez dar nâch schôn seihen durch ain tuoch und schol dann diu rôsenpleter dar zuo tuon, alsô daz man in die zipfel niden abprech mit ainer vaizten, diu dar an ist, und schol diu rôsenpleter gar klain sneiden und si zuo dem honig mischen. daz schol man dann sô lang sieden mit enander, unz ez sich verb und dick werd. daz honig hât die kraft, daz ez rainigt von des honigs art und sterket von dem edeln rôsensmack, wan der smack kreftigt wol. daz honig alsô gemacht rainigt den magen von pser fäuhten. zukkerrôsât macht man alsô. rst rôsenpleter wol mit zukker pei dem feur und tuo daz dar nâch in ain glas und setz ez an die sunnen dreizich tag und rüer ez wol all tag mit ainem löffel und misch ez vast under einander, alsô daz dû daz glas oben vermachest an der sunnen. daz beleibt guot dreu jâr, tuost dû im reht. ez überhebt dich vil pfenning in der apotêken. daz zukkerrôsât hât ain kraft ze kreftigen und ze sänftigen wider den rôten fluz und wider daz wüllen, daz von colera kümt, und wider den swintel und wider die âkraft, diu von der krankhait kümt der gaistleichen gelider, dâ ist ez gar guot für, wenn man ez in rôsenwazzer nimt und trinket. mach rôsensyrop alsô. seud rôsen in wazzer und tuo zukker dar ein, sô wirt derlai syropl. iedoch sô würd er pezzer von dem saff grüener rôsen. der syrop hât die art, daz er des êrsten entlst oder waichet die gäng, und dar nâch widerhelt er die gäng und ist guot wider des leibes hinlauf und wider daz wüllen und wider die âkraft; aber man schol in den niht geben, die ir stuol swærleichen habent. rôsenöl mach alsô. zerstôz die grüenen rôsen gar wol und tuo si in ain glas mit öl und setz daz glas oben vermacht vierzig tag in die sunnen, und wem diu leber erhitzt ist, daz haizt calefactio epatis, der salb die stat, dâ diu leber ligt, dâ mit und nem ez in ezzen und an anders öls stat, dem wirt paz. wem daz haupt wê tuo von haizen sachen, der salb die stirn und die slæf pei den ôren dâ mit. rôsenwazzer hât die art, daz ez kreftigt und zesamen zeucht und labet wider die hitz und ist guot wider den hitzigen auzlauf des leibs, der von colera kümt. wem swintelt und âmacht her gêt, dem geuzt man rôsenwazzer ein und besprengt im die stirn dâ mit. wer dürr rôsen zuo der nasen habt, daz sterket daz hirn und daz herz und erlüftigt die lebleichen gaist. daz tuont auch die grüenen rôsen, der si mæzicleichen smeckt, aber ze vil pringt den fluz und tuot dem haupt wê. der rôsen pluom inwendig, diu dâ gel ist sam der saffrân, diu haizt anthos und ist guot für daz wüllen. wer frisch rôsen ab dem paum well haben ze weihnähten, der verpint den rôsenpaum in des maien anvanch gar wol den stam von grunt auf und iesleichz ästel unz an daz end, sô beleibt diu fäuht und diu wirm inwendig, und dann drei wochen oder ain mônet vor weihnähten, sô tuo diu pant ab, sô schiezent schn rôsen auz. daz wæn ich wâr sein in den haizen landen, dâ der luft winterszeiten niht gar kalt ist, oder in unserm land, sô der winter sänft ist, wan diu gar grôz kelten erfrret daz saf in dem paum, daz ez niht rôsen præht. Unser fraw geleicht sich in der geschrift den rôsen und spricht «ich pin gepflanzt sam diu pflanzung der rôsen in Jericho». nu prüef die herzenminnicleichen geleichnüss. Jericho ist als vil gesprochen, sam die lêrær der hailigen geschrift sprechent, als ain abnemender môn. nu ist allez daz abnement daz in diser werlt ist mit dem sündær: tugent, kraft, schn, leib und leben; dâ von haizt diseu werlt wol Jericho. dar inn ist unser fraw gepflanzt als ain wol geladener rôsenpaum, der seinen smack milticleich umb sich sträwt mit voller genâd. auz den edeln rôsen schüll wir uns arm sündær rôsenhonig machen und zukkerrôsât, rôsenöl und rôsensyropl und rôsenwazzer mit dem honig unser stæten hoffnung, mit dem zukker unser süezen lieb und mit dem öl christenleiches gelauben, mit dem zereiben guoter werk und mit dem auzprennen rehter peiht und ganzer rew für alle die siechtüem, angst und nôt, die uns anligent an leib und an sêl. eyâ, dû lieht prinnendeu rôs, erschein allen den, die deinen namen êrent, und kreftig si in allen iren nten. fraw, dû waist wol, ob ich ez mit ernst main. |