Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
IV. VON DEN PAUMEN.
A. VON DEN PAUMENIN AINER GEMAIN.
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20.Von dem kranwitpaum.
Juniperus haizt ain kranwitpaum und ist ain kriechisch wort, daz bedäutet sô vil sam ain feurpaum, wan pyr in kriechisch haizet feur, sam Isidorus spricht und auch Jacobus, und dâ von kümt daz wort juniperus, dar umb, daz der paum daz feur gar lang helt; wan ist, daz man glüend gluot mit des paumes aschen bedecket, sô wert si ain jâr. der kranwitpaum haizt in meiner müeterleichen däutsch ain wechalter und ist zwair lai. ainr lai ist klain, der ander lai ist grôz. des pamns früht sint von kraft trucken und warm und man nimt si ab in dem lenzen. die früht habent die kraft, daz si zæh fäuhten in dem menschen zesträwent und verzernt. wer des leibs ruor oder hinganch hab ze vast, der koch des paums früht mit regenwazzer oder mit wein, dem wirt paz. auz dem kranwitpaum macht man öl, alsô. man nimt zwên erein häfen und setzet si über enander, und der ober hafen schol ain loch hân an dem podem. den selben obern hafen schol man füllen mit kranwitholz, daz trucken sei, und schol den wol vermachen, daz ihts dar auz rauchs müg komen, und schol ain grôz feur umb die häfen machen. wenn denn daz holz inwendig erhitzt, sô fleuzt daz öl auz dem obern hafen in den untern, aber des ist wênig. daz öl ist gar guot für den viertägleichen riten. ez ist auch guot für des ingewaides suht wer daz öl mit flaisch izt, und ist guot für daz vallend lait, daz ze latein epilensis haizt, wenn man den ruckdorn dâ mit salbet. ez ist auch wider die nâtürleichen melancoli guot, wenn man daz öl mit ezzen nimt. diu melancoli macht die läut trocht, alsô daz manig mensch sich selber erttt oder wænt, ez sei glesein oder ez sei tôt. Platearius spricht, wer des öls in sein ôrn tröift, daz ist den ôrn guot und hilft für die tauphait. der kranwitpaum ist aim cypressen gar geleich und dar umb haizt man den kranwitpaum dick in der geschrift ainen veltcypressen. der paum wirt in den landen gegen der sunnen aufganch sô grôz, daz man dâ mit pauwet, sam Avicenna spricht. daz holz ist an varw und an smack und an pletern sam der cypress. man spricht auch, daz der kranwit helf für der glider müeden, und dar umb, sô etleich müed werdent sô slâfent si under des paums schaten. die kranwit rainigent und öffent die gäng und diu vaz der narung, und dar umb sint si zuo dem magen guot, wan si benement dem magen sein vomit und sterkent in. si sint auch den zeitigen maigden guot für daz erstecken der muoter, daz prefocacio matricis haizt. wenn der siehtum den frawen kümt, sô vallent si dick hin und versinnent sich niht und geschicht in dick dar umb, daz si ze lang ân man sint. wizz auch, daz die velscher die cubeben oft velschent mit den kranwitpern, wan si sint geleich enander. wem diu glider krank sint von übriger füll und von fäuhten, der schol kranwitpaum mit wurzeln und mit al hacken klain und sieden gar wol und schol daz wazzer seihen durch ain tuoch und sich dar inne paden (dem sint diu pad guot) und schol man im diu glider reiben mit lainenn tüechern; aber sint im diu glider krank von übriger arbait oder von übriger unkäusch, sô sint im diu dinch alleu wider. |