Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
E. VON DEN SLANGEN.
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37.Von der vippern.
Vippera haizt ain vipper. daz ist ain slang, sam Jacobus und Isidorus sprechent, diu hât die art, daz si in laid und in smerzen gepirt, wan der vater stirbt in der unkäusch. wenn daz weip von im swanger wirt, sô stirbt diu muoter an der gepurt. daz geschiht alsô. wenn der man mit dem weib unkäuscht, sô ist si sô gar vol gelustes, daz si im daz haupt von lieb ab peizt. und sô der jungen zeit kümt in der muoter leib, sô paitent si niht, unz si her für komen mügent, si scharrent in der muoter und aufreizent si und koment mit gewalt her für. die slangen habent neur gruob an der ôrn stat und habent neur drei zend und sint ir pizz unhailsam und die pizz pringent geswulst. daz westen die wol, die mit sant Pauls auz dem mer kômen, wan ze der selben zeit begraif derlai slangen aineu sant Pauls hant und paiz in. dô wânten sein gesellen, er schölt geswellen und sterben gar snell. daz geschach aber niht. der slangen ingewaid ist guot für aller slangen heken und piz, sam Plinius spricht. ez spricht ain vorschær, wer derlai slangen haut nem, die si her ab zeuht in irm alter, und sied die haut in wein, der wein sei ain erznei dem augswern und dem zantswern. aber ir vaizten benimt den augenschimel und macht dunkel augen clâr. Aristotiles spricht, daz diu vipper ain menschen antlütz hab unz an den nabel, und von dem nabel unz an den zagel ains cocodrillen gestalt. ir aftertrühel ist sô eng als ain nadelœr und dar umb mag si an der stat niht zuo gevâhen sam andreu tier. si gevæht zuo mit dem mund. aber Plinius der redet vil geläupleicher von der vippern, wan er spricht, wenn der swangern vippern zeit köm, daz si gepern schüll, sô pring si an ainem tag neur ain kindel und niht mêr. seid nu der kindel vil ist (wan si hât wol zwainzig kindel in ir mit enander), sô werdent diu andern gar ungedultig, diu über die rehten zeit dâ hinten beleibent, und dar umb reizent si die muoter und kriechent her für. diu slang hât die art, wie daz sei, daz si gräuleicher sei denn all ander slangen, iedoch ist si gar sänftig gegen irm weib, sam der grôz Basilius und Ambrosius sprechent, wan sô daz weip niht gegenwart ist, sô suocht si der man und lokt ir mit ainem senften wispeln, und sô er siht, daz si kümt, sô læzt er sein vergift von im und êrt sein frawen, alsô daz er ân vergift sein hôchzeit und sein gir mit der frawen üeben wil. Nu merk, eifrær, wie liep dû dein frawen habst, diu weder weis noch werk dir ze dank nümmer mag volpringen. siht si über sich, si ist ain kapferinn, under sich ain maudrerinn, sweigt si, si ist ain stümminn, rett si, si ist ain klafferinn. dû lesterst si mit worten und mit werken, ê dû die wârhait vindest. nim dir der weil: gæher man schol esel reiten. Nu haben die slangen ain end. |