BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

E. VON DEN SLANGEN..

 

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22.

Von der salamander.

 

Salamandra in kriechisch haizt stellio, sam Jacobus spricht, und haizt auch gamaleon, daz ist als vil gesprochen als ain ertleo, sam Plinius und Adelînus sprechent. diu salamander ist vierfüezig und hât ain antlütz sam ain egdehse. aber Aristotiles spricht, si hab ain antlütz geprochen nâch ainer mitten auz ains sweins antlütz und auz ains affen antlütz. Plinius spricht, si hab diu aftern pain auf gerekt und lenger wan diu vodern. diu selben pain sint irem pauch zuo gesmuckt. si hât ainen langen knodochten zagel, der ist an dem end gar smal. ir kräwel an den klâwen sint hakot und gar behend. si hât ainen scharpfen leib und ain haut als ain cocodrill. si lebt in dem feur und stirbt niht dâ von und erlescht auch daz feur, sam Augustînus, Adelînus und Isidorus sprechent. ir ganch ist træg, reht als ains sneken, sam Solînus spricht. ir augen sint flach hin ein gezogen hinder sich und stênt allzeit offen. Plinius spricht, daz ir augen zemâl umbwalzen. ir leber ist in der denken seiten wider anderr tier art. ir munt stêt allzeit offen, wan si nützet irn munt niht zuo ezzen und zuo trinken, dar umb, daz si allain des himeltaws lebt und des luftes, sam Aristotiles spricht. diu salamander ist gar mager, wan si hât wênig pluotes, und dar umb ist si ain vorhtig tier, wan si hât wênig hitz. nu ist die hitz ain anprunst der getürstichait und der kuonhait. der salamander vorht ist ain ursach, war umb si manigverbich ist, wan von ir vorht fleuht si zuo mangerlai dingen und verleust ir vordren varb leiht neur über ain stund. daz ist ir art, und dar umb, welherlai ding si sich zuo gefüegt, dar nach verbt si sich, sam Ambrosius spricht. aber si mag zwairlai varb niht beheften, weiz und rôt. ir leib ist vil nâch ân allez flaisch und vint man ain wênig pluotes in irm herzen. si hât niht milzen. si loschet in dem winter und ist verporgen, aber in dem lenzen kümt si her für. Isidorus spricht, daz kainerlai tier sô schädleich sei mit seiner vergift sam diu salamander, wan andreu tier ertœtent neur ainen menschen nâch dem andern, aber diu salamander ertœtt ir vil mitenander, wan wâ si in ainen paum kümt, dâ vergift si die öpfel all zemâl, und wer der öpfel izt, der stirbt. vellt aber si in ainen prunnen, wer des trinket, der stirbt auch. der salamandern ist gar vil in Asia. si habent niht ern und sien under in. ain iegleicheu legt air wâ si wil, reht als die hennen, und dar auz werdent jung salamander. man spricht, daz ain pâbist, Alexander, ain gewant het, daz was gemachet auz des tiers wollen, und wenn man daz rainigen wolt, sô wuosch man ez mit anderm wazzer niht, dann daz man ez in ain feur warf, dâ von wart ez weiz. ez spricht Albertus, daz er selber mit seiner hant ain snuor in ain geweltigez feur würf; diu was gemacht auz des tiers wollen, und liez si sô lang in dem feur, unz daz si glüend wart als ain haiz eisen. dô zôch er si her auz, und dô si erkuolt, dô handelt er si mit vleiz in seinen handen und vant nie kain hâr verprunnen. ez spricht auch Isidorus von derlai snuor ainer, daz si nie verlaidigt moht werden von dem feur. Der salamandern geleichet ain prinnendeu sêl, diu sô vast glüet in den flammen und in der prunst der götleichen minne, daz si kain flaisch an ir hât unrainer gir. diu sêl lebt neur des tawes götleicher gnâden und des luftes, daz sint die gâb des hailigen gaistes, und in dem feur wirt si sô rain und sô clâr, daz der götleich schein dar inne läuht als in ainem zarten spiegel, den im got selb behalten hât zuo aim sunderleichem schatz, niht zuo aim klainen, wan got aht die sêl niht klain, er schätzet si als sein schatzpær liep, nâch im selber gepildet. nu wizz, welher mensch auf ertreich der flammen ain tail begreift und sich dik dar inne üebt, dem wirt ze stunden sô wol, daz all sein auzwendigen sinn beslozzen werdent und daz ez enzukt wirt in ain sô zart süezen, daz ich rüd dir daz niht gesagen kan. iedoch hân ich ain klain angehebt ze spinnen von der lieb an ainer andern stat und main, ich well ain guldein keten dar auz weben, hilft mir diu rain, der ich mich mit leib und mit sêl hân dergeben. aber diu lieb, die man hât in diser werlt zuo vergancleichen dingen, diu krenkt leib und sêl, und diu minnend sêl geleicht ainem dürren schaub, der zehant verswint in der flammen.