Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
C. VON DEN MERWUNDERN.
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14.Von dem ludlacher.
Ludolachra mag ain ludlacher haizen. daz ist ain merwunder an gestalt und an nâtûr gar wunderleich, sam Aristotiles spricht. daz hât vier vettach oder vier flügel, zwên an seinem antlütz und zwên an dem ruk. mit den vier flügeln vert ez wunderleichen snell von ainer stat an die andern, wâ ez sein snellikait hin treibt. Pei dem tier verstên ich ainen iegleichen behenden menschen, der sinnreich ist. der hât zwên flügel an dem antlütz menschleicher nâtûr, daz ist menschleicher sêl; die zwên flügel sint vernunft und vernünftiger will. die andern zwên flügel hât er an dem ruk, daz ist an den gemainen kreften der sêl, dâ mit der mensch überaintregt mit andern tiern, sam gesiht, gehrd, und sämleich kreft der sêl; die zwên flügel sint erkennen und begern. mit den vier flügeln fliegt der sinnreich mensch verren und nâhen. |