Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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69.Von der fledermaus.
Vespertilio haizt ain fledermaus und ist sô vil gesprochen ze latein sam ain vespervliegerinne, dar umb, daz si des âbends gern fleugt sumerzeiten; in dem winter lauzet si. diu fledermaus hât kain vedern an dem leib noch an den flügeln. si ist ainer maus aller ding geleich. der vogel under allen vogeln gepirt allain seineu kint als ain geperndez gêndez tier und säugt seineu kint ân daz er fleugt sam ain vogel und die flügel habent ain häutel, daz spannt sich und streckt sich in dem flug. Plinius spricht, daz der fledermäus pluot gar guot sei wider der slangen vergift oder wider irn piz, wenn man ez mischt mit ainem carduo. stüend aber dâ: mit coriandro, daz wær ain anderz, als her nâch kunt wirt von den kräutern. ez spricht auch Plinius, daz die fledermaus scharrent stet suocht oder unrüewig stet mit kleppern und mit hämern, daz ze latein strepidus haizt. ir pluot macht hârplôz, wâ ez an die gehærten haut kümt. si hât auch zend, der hât dehain ander vogel mêr. diu vledermaus ist in India in dem lant grzer denn ain taub und hât zend als ain mensch, dâ mit zereizt si daz mensch under den augen und peizt im die nasen ab oder die ôrn oder ander glider. Pei der fledermaus verstên ich die valschen nâchreder, die den läuten in der vinster, daz ist haimleichen, ir êr abpeizent und verderbent in daz antlütz irs guoten leumundes und irs löbleichen namens. wê den verluochten fledermäusen, war umb vliegent si niht an daz lieht? |