Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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58.Von dem rephuon.
Perdix haizt ain rephuon und hât den namen von seiner stimm. Jacobus, Ambrosius und Isidorus sprechent, daz der vogel gar schalkhaft und ungetrew sei, alsô vil, daz er anderr vogel air nimt und prüett diu auz. aber diu schalkhait kümt im klain ze nutz, wan sô die jungen vogel auz den airn sliefent und si hrent die stimm irr rehten nâtürleichen muoter, sô lâzent si die pruothennen und volgent irr rehten muoter. daz rephuon hât ain trucken hirn, mêr dan ander vogel, und dar umb ist daz rephuon gar vergezzen und klainer gedæhtnüss, dar umb vergizt ez gar leiht seins nestes und verleuset seineu air und diu nimt ain ander rephuon und prüett si auz. wenn ain mensch nâhent zuo des rephuons nest, sô läuft diu si willicleich gegen dem selben menschen und tuot als ob si krank sei an ainem fuoz oder an ainem flügel, alsô daz man si zehant gevâhen müg. mit der lugen betreuget si den menschen, unz er von dem nest kümt. wenn diu jungen rephüendl sich fürhtent, daz man si vâhen well, sô hebent si die ertschollen auf mit irn füezen und verpergent sich dar under. wenn die ern mit enander streitent umb die sien, die denne gesigent, die fuoztretent die andern und undersetzent si in der unkäusch, als ob si ir weiblein sein; und in der grôzen hitz der unkäusch vergezzent si der underschaid an weibln und an männln. diu rephüenr habent die art, wenn si der vogler vâhen wil, sô denn daz êrst in daz netz kümt, sô laufent diu andern alle nâch im und sichert sich daz nâchvolgent niht pei des vorgênden vall und wirt alsô betrogen in der gesellschaft. pei dem verstê die tôren diser werlt, die von pser gesellschaft dick verlaitt werdent in den êwigen tôt und treun auch dick in ir kurz leben in diser werlt auf ertreich. dâ von spricht her Davit: 'dû wirst hailig mit dem hailigen und wirst verkêrt mit dem verkêrten.' der rephüenr sien sint alsô durchhitzt mit unkäusch, daz si zuovâhent neur von dem smak, der von dem ern gêt. wan sô der wint von den ern wæt zuo der sien in der zeit irr unkäusch, sô gevæht si zuo. sô deu zeit ist irr unkäusch, sô streckent si ir züngel zesamen und hitzent alsô sêr in der prunst irs gelustes. und merk, daz gesagt ist von dem rephuon, daz ez zuo gevâh von dem wind, daz ist auch wâr von den tauben, von den gensen, von den pfâwen und von den hennen, wan si werdent niht allzeit reht gefügelt wenn si perhaft air habent. an dem rephuon ist diu prust und daz ober tail aller pest gesmach, aber daz under tail ist niht sô guot. Plinius spricht, daz des rephuons gall mit als vil honges gemischt macht des menschen augen gar klâr. |