BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

B. VON DEM GEFÜGEL

IN AINER GEMAIN

 

___________________________________________________

 

 

36.

Von der hennen.

 

Gallina haizt ain henn. Augustînus spricht, daz diu henn die art hab, daz si gar vleizig und fürsihtig sei gegen irn kindlein, wan si sament si under ir flügel und füert si und beschirmt si vor dem weien oder vor dem hüenrarn. iedoch geschiht daz oft, daz diu üppigen hüendl vliehent auz den getrewen flügeln der muoter alsô verr, daz si die grimmen vogel hin füerent. dâ pei verstên ich die läut, die dâ vliehent auz der gemain der hailigen christenhait und ahtent niht des pannes und versmæhent die flügel und die genâd der christenhait; die füerent die pœsen gaist in daz ellend irr unsælichait. Jacobus der maister spricht, man beraubet die hennen alle tag irr air. iedoch lâzent si niht ab ze airn, wie lang man in neur ain ai an dem nest læzt, und daz haizent die gepäurinne ain pilgai, wan ez ist den hennen ain pild ze airn. wenn die hennen ze vil airnt, sô sterbent si schier. alsô beschiht den läuten, die sich ze vil underwindent leipleicher werk. Johannes der maister spricht, wenn die hennen an verporgen steten airnt, sô stênt si auf mit ainem geschrai und öffent iriu air unz man ins nimpt. wer nu haimleich früht suoch, der schrei klain dâ von, ê die rauber im den schatz versteln. Plinius spricht, die henn tregt diu air in der rehten seiten irs leibes, dâ diu händl auz werdent, und tregt diu air in der lenken seiten, dâ diu hennel auz werden. diu air, diu an der spitz sinbel sint, dâ werdent hennel auz, aber diu lang sint und vast spitzig, dâ werdent händl auz. diu langen air sint paz gesmach und pezzer ze ezzen wan die sinweln. ez sprechent etleich vorscher, daz die jungen vögel mit den füezen des êrsten in die werlt gên. iedoch diu andern tierl koment des êrsten mit iren haupten. aber ich wæn, daz si dick die airschaln mit irn snäbeln öffen und her für krappeln mit dem haupt des êrsten. henn arbait vast in dem airsetzen und singet doch nâch der gepurt. alsô nâch dem smerzen gêt diu frawe scherzen. diu pest pruot kümt von der hennen vor des lenzen ebennähten, daz ist vor sant Gerdruden tag in der vasten. aber nâch sunwenden, daz ist umb sant Veits tag, sô volpringt diu pruot ir rehten grœzen niht, alsô vil minner und mêr ernstes dar zuo geschiht. daz schreibt Johannes der maister von der nâtûr und daz verstên ich in den haizen landen. iedoch in den kalten landen wæn ich, daz diu pruot allerpest sei nâch sant Gerdruden tag umb ôstern vor und nâch. Plinius spricht, diu henn mag niht versêrt werden von der slangen, diu aspis haizt, an dem tag und si geairt hât. diu henn ist auch ain erznei den läuten, die gehecket sint von der selben slangen. die slangen sint gelber varb oder wahsvar, als her nâch kunt wirt, sô wir von den slangen sagen. ach, mein herzenlieber freunt, alsô scholt wir auch alle tag etswaz guotes tuon, wie klain daz wær, daz uns der pœs gaist iht gesêren möht. wilt dû wizzen, welhiu air guot sint zuo der pruot, sô leg si in ain wazzer; welhez dann ob swimmet, daz ist pœs und niht gar vol innen; aber daz ze podem vellt, daz ist vol und guot. sô diu schafferinn ain hennen über well setzen ze prüeten, daz schol sein nâch dem und der môn new ist worden, wan hebt man ez ê an, sô betreugt ez oft. ez verderbent auch diu prüetair dicke von ainem gæhen donr oder von des habichs stimme. iedoch hât man ain kunst dâ wider, daz in der donr iht schad: der ainen eisnenn nagel nimt und legt in twerhs zwischen diu air, oder inwendig setzet den nagel aufgerihts, sô schadet in der donr niht. Plinius spricht, ist daz man golt zelæzt und ainer hennen glider dar zuo mischet, sô verzernt si daz golt in sich, alsô daz man gesprechen mag, die hennen sint ain vergift des goldes. wer ainen totern nimt ains ais, daz gelegt ist in dem vollen môn, und ain gemailt wüllein tuoch dâ mit reibt und dar nâch wescht, daz verleuset seineu mail dâ von. Aristotiles spricht, ez sint vil vogel krummer vinger, die wênig airent. er spricht auch, die langen air, diu spitzig haupt habent, die pringent erl; aber sinwelliu air, diu an der spitz sinwel sint, diu pringent siel, und die vogel werdent an dem spitzigen tail. er spricht auch mêr, diu air habent zwuo varb, weiz und gel. daz weiz in dem ai ist ain anvanch der gepurt, aber daz gel ist ain speis und ain narung des vogels in der schaln und auch ain speis des menschen. er spricht auch, daz kain ai perhaft sei denn der gevogelten sien air, dâ des ern sâm zuo gemischet ist. er spricht auch, daz daz hüendl volprâht werd in zehen tagen. wenne daz ai volprâht ist, sô kümt daz grœzer tail ê ze land und daz klainer dar nâch. Ez ist auch ze wizzen, als die maister von der nâtûr schreibent: allez gefügel wirt zwir geporn. von êrsten werdent diu air, dâ nâch die vogel auz den airn werdent geporn und geformiert in der schaln mit der muoter hitz. diu air habent die kraft, wenne si in der pruot sint, ob man ain holz dâ mit begeuzet, daz print niht und sint sô zæher fäuht, daz man der gleser stuck dâ mit zesamen leimt. ez spricht auch Aristotiles, wer daz weiz in den airn nimt und læzt ez in ain trüebz getrank oder in ainen syropp, daz macht ez lauter und dünn. alsô mach wir in däutschen landen die trüeben wein und allermaist die Botzner und Traminner in sölher temperung, diu dar zuo gehœrt. ez ist ain puoch, daz haizt historia Jeronimi und haizt ze däutsch daz puoch von den geschehen dingen, daz Jeronimus hât gemacht, daz spricht, daz in Egypten land der hüenr air die art haben, sei daz man si werm sänfticleich pei dem feur, sô werden hüendl dar auz ân der muoter pruot. und dar umb wie vil air ain mensch hât, sô vil hüendl mag er in ainem tag gewinnen mit der kunst. Aristotiles spricht, daz ain vorscher, der die haimlichait der nâtûr ervorschen wolt, legt hüenrair under ain küssein und sprach, er möht si sô lang dar under halten, unz hüendl dar auz würden. die maister in der nâtûr haizent sölich wundrær egperimentatores. nu habent etleicheu püecher ze latein: potator posuit ova sub pulvinari et dixit, quod continuaret potum quousque eztraherentur pulli; daz spricht ze däutsch: ain trinker legt air under ain küssein und sprach, er möht sô lang trinken, unz hüendl auz den airn slüffen. zwâr diu geschrift ist valsch, wan die trinker ahtent sölicher witz niht, und wæn, ain trinker hieze im diu air lieber sieden oder prâten und æze si zuo seim trinken. Aristotiles spricht, diu henn airt allzeit ân in den zwain mônn der zwair sunwenden, daz ist umb sant Veits tag und umb sant Lucien tag. er spricht auch, welheu hüenr vil airnt, die sterbent schier, und welheu hüenr ob irn airn niht ruoent, die siechent und werdent krank. welheu hüenr man ätzt mit halbgekochter gersten, diu legent vil air und grœzer air denn andreu hüenr. wenn der môn wehst, sa schol man den hüenren ir air underlegen.