Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
B. VON DEM GEFÜGELIN AINER GEMAIN
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[Vorwort]
Nu schüll wir sagen von allem gefügel und des êrsten in ainer gemain. ain iegleich vogel, der guot flügel hât, daz ist der snell fleugt, der hât ps und kranch füez, sam die swalben und den geleich. iegleich vogel klaines leibes singet mêr wan der grôzes leibs ist in der zeit irr unkäusch. ain iegleich gefügel, daz krum klâen hât, daz ist guotes fluges, und ain iegleich vogel, der an dem pain ain klâen hât, sam der han, der ist pses fluges und krankes. ain iegleich vogel, der krump klâen hât, der lebt des flaisches. aber die andern die lebent der früht und der würm und der slangen. Aristotiles spricht, daz die vögel, die flaisch ezzent, niht mêr aiern denne ains mâls in dem jâr, ân die swalben, die aiert zwier. er spricht auch, daz man der vogel siechtum erkenne an der flügel geprechen. er spricht auch, daz under allem gefügel gemaincleich der er lenger leb danne diu si. er spricht auch, wenne die vogel mit enander streiten, sô legent si auf die wunden ain ackerwurz, diu haizt origanun, aber von den würzen werd wir her nâch sagend. er spricht auch, daz die vâhenden vogel haizer nâtûr sein und trückner. diu nâtûr haizt ze latein colerica. er spricht auch, daz all vogel krummer klâen werfent iriu kint auz den nesten wenn si nu gevliegen mügent, und wenne si volkumen sint, sô besorgent si sich nümmer, ân die krâen, diu betracht iriu kint etswie vil zeit. ain iegleich vogel, der vinger hât an den klâen, der izt flaisch, und ain iegleich vogel, der væht oder raubt, der væht anderlai vogel wan seines geslähtes, und mit dem sint si underschaiden von den vischen, wan der hecht væht den hecht. aber der spärwær darbt der sänftikait. der vogel flaisch, die ander vogel ezzent, ist pezzer und paz smeckend wan ander flaisch, ez sei denn ain sunderleich dinch. aller vogel hüenel wenne si gar junk sint sô habent si langeu päuchel; wenne aber si gewahsent, sô werdent si in kurz. die vogel vallent niht auf ain âs, daz stinkend ist, ez hab denn guoten smack. diu si lebt dar umb kürzer wan der er, daz si gekrenkt wirt unz in den tôt von irn gezüchiden. kain vogel hât ain plâsen, dar umb, daz si wênig trinkent, aber allermaist dar umb, daz sich ir wäzzrig fäuhten verkêrt in ir federn. ain iegleich vogel, der langeu pain hât, der hât ainen langen hals, und der kurzeu pain hât, der hât ainen kurzen hals, ân die vögel, die leder habent zwischen den vingern, sam diu gans hât. ez ist grzereu fruhtbærihait an den klainen vogeln wan an den grôzen. Isidorus spricht, daz der vogel air sô grôz kraft haben, sei daz man ain holz dâ mit bestreîch, ez prinne niht, und daz auch daz gewant dar wider niht prinne. ist auch, daz man kalch dar zuo mischt, sô leimt man dâ mit ain stuck an daz ander. diu zwai sint zweiflig mit uns. die vogel, die vil hüenl pringent mit ainander, die gepernt oder prüetent gar haimleich. sô daz tier ie grzer ist, sô ez ie lenger geschickt wirt in der muoter leib. all vogel, die krump klâen habent, die habent ain scharpf prust und die bedäut zorn behalten an in. die selben vogel tailnt den luft snell. alsô tuont die grimmen wüetreich, die mordent und tailent gotes freunt auf ertreich. iedoch mügent si si niht ertten an der sêle, ob si si tten an dem leib. |