BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

III. HIR HEBT AN DAZ DRITT

STÜCK DES PUOCHS

VON DEN TIERN

IN AINER GEMAIN

 

A. UND DES ÊRSTEN VON DEN DIU

DA GÊNT AUF ERDEN.

 

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9.

Von dem hund.

 

Jacobus spricht, daz die hund gelernigiu tier sein zuo allen spiln, und wie daz sei, daz si gern slâfen, iedoch behüeten si irr herren häuser wachend. si habent ir herren sô liep, daz si oft umb si sterbent. under allen unvernünftigen tiern derkennent die hund allain ir aigen namen, sam Solînus spricht. Jacobus spricht auch, daz etleich hund der art sein, daz si die dieb smecken und daz si si mit übrigem haz auz andern läuten schaiden. wenne auch etleich hund pei irr herren tisch ligent, sam Jacobus spricht, sô schickent si sich alsô, daz si ain aug kêrent zuo der milten hant irs herren und daz ander zuo irs herren haustür. wen die hund fraidicleichen anlaufent, vellt er auf die erd, sô wirt ir zorn gesänftigt. die hund gepernt plinteu hüntel und diu beleibent plint zwelif tag oder etleich drei wochen. si tragent auch iriu hüntel vierzig tag. die hund behangent ze mittelst in ir unkäusch von übrigem gelust, den si dar zuo habent. daz pest welfl ist daz ze letzst gesehend wirt oder daz diu muoter des êrsten abweg tregt. der hund toben vertreibt man mit ainem cappaun, ist daz man in mischet mit hong und in den ze ezzen gibt. der töbigen hund pizz sint tœtleich, aber man hailt si mit der wurzen des veltrôsenstockes. hundes milch ist dicker denne kain andreu milch, ân sweinein milch und hasen milch. die hund habent siben tag vor milch in irn wampen ê si gepernt. sô ain hunt gelset von slegen, sô zürnent die andern und vallent auf in und peizent in. merk, daz under allen tiern die man lenger lebent von nâtûr wan diu weip, ân an den hunden, ez mach denn arbait oder ander dinch. wenne die hund siechent, sô ezzent si ain kraut, daz grausam ist auf der zungen, und dâ von vliezent si die pœsen fäuhten auz dem magen mit auzrähsen und werdent alsô gesunt. Aristotiles spricht, der hund alter erkenn man niht denn pei den zenden, wan der jungen hunde zend sint scharpf und weiz, aber der alten sint stumpf und swarz. manig sprechent, daz die hund niht mügen beleiben ân die menschen, und daz si töbig werden, sei, daz si kömen auz der läut wonung. des hundes zung hailt sein aigen wunden und auch ander wunden mit lecken, dar umb ist si ain ärzetinne. die hund betrüebent die hundsmuoter niht gern; daz ist auch vil anderr tier art. daz hât got weisleich geordent an den unvernünftigen tiern, daz er erzaigt, daz die menschen sam schüllen tuon, wan wâ man und fraw mit enander übel lebent, die habent manig swær zeit. daz sterker schol dem kränkern vertragen, sô schol daz kränker dem sterkern entweichen. die hund habent ain pœs gewonhait, daz si die aller schœnsten stet verunrainent und benetzent und schœn gewant. hündein schuoch sint guot an den füezen für die gicht; smeckent aber si die hund an den füezen, sô benetzent si sie. gibt man ainem andern tier hundespluot daz siech ist, ez wirt gesunt. man erkent aines hundes piz alsô, ob er töbig ist oder niht; wan wer ain pflaster macht von ainer nuz wol gepachen und legt daz auf die wunden ainen tag und ain naht und gibt ez dar nâch ainem hungerigen hanen oder ainer hennen, trinket er oder si danne, sô ist ez niht aines töbigen hundes piz; trinkt aber er niht oder si, sô ist ez ains töbigen hundes piz und stirbt der han oder diu henne; iedoch mag si ainen tag und ain naht dar nâch leben. auch mêr: ist ez ains töbigen hundes piz, trücket man denne ain prôt in daz pluot der wunden, daz izzet kain gesunder hund. ez ist auch gar ain wunderleich dinch, ez geschicht oft, daz ain man gepizzen wirt von ainem töbigem hunde und daz er diu klainen hüntel denne leckt sam ain hund und püllt sam ain hund. Alexander lêrt, wie man die läut hailn süll, und spricht, er rât, daz man die wunden ain jâr offen lâz und daz man si niht bedecke mit mâsen noch ain häutel dar ob lâz werden.