Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
III. HIR HEBT AN DAZ DRITTSTÜCK DES PUOCHSVON DEN TIERNIN AINER GEMAIN
A. UND DES ÊRSTEN VON DEN DIUDA GÊNT AUF ERDEN.
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1.Von dem esel.
Asinus ze latein haizt ze däutsch ain esel. daz tier waiz niht krieges, wan ez gar fridsam ist: under herten straichen ist ez sänftig und güetig. ez tregt gar swær pürd auf im. daz sint diu lob, diu der esel hât. aber seineu laster sint, daz er unkäusch ist. er ist hinden sterker dan vorn, er hât ainen trægen ganch und ist unvernünftig: er weicht niemant, der im begegent. die jungen esel sint in der jugent etswie vil schn und lustig anzesehen, und sô si ie elter werdent, sô si ie unlustiger werdent anzesehen. Plinius spricht, daz der eselinne milch gar weiz sei und daz si auch helf der menschen weizen, und dâ von list man, daz des kaisers Nerônis hausfraw sich padet in esels milch. esels flaisch macht gar ps pluot dem der ez izzet und lâzt sich niht wol kochen in dem magen; iedoch ist ez pezzer wann der pferd flaisch. esels milch alsô warm sterkt die zend und sänftigt irn smerzen und aller maist wenne man si dâ mit reibt. si benimt auch daz sêr säufzigen dem herzen. der esel ist von nâtûr gar kalt. ez spricht auch Aristotiles, daz die esel die kelten mêr fürhten dan andreu tier, dar umb unkäuschent si niht in den ebennähtigen zeiten sam diu pfert, aber si unkäuschent in dem sumer, dar umb, daz ir gepurt sei in warmer zeit. die eslinne tragent iriu kint in dem leib ain ganzez jâr. Plinius spricht, daz der esel pain weizer sei dann andreu pain. diu eslinne gepirt selten zwai kint, und wenne si gepern schol, sô fleuht si daz lieht und suocht die vinster, daz si von dem menschen iht gesehen werd. dar umb spricht diu geschrift: dein denkiu hant schol niht wizzen, waz dein gerehteu hant würkt. diu eslinne gepirt als lang si lebt, daz ist unz zuo dreizig jârn; also scholt der mensch fruhtpær sein mit guoten werken unz an sein end. dar umb spricht diu geschrift: wer volharret unz an sein end, der wirt behalten. etleich esel trinkent niht danne gewönleich prunnen und gar guot wazzer. dar umb spricht diu geschrift in dem andern puoch des weissagen Jeremie: waz nu mensch, waz kraft hâst dû in dem wege Egipti, daz dû trüebez wazzer trinkest? (daz ist werltleiche kunst, diu trüeb ist und vinster) und waz ist dir an dem weg der läut, die Assyrii haizent, daz dû vliezend wazzer trinkest? (daz ist diu lebendik götleich kunst). sô der esel über ain pruk schol gên, siht er dann in daz wazzer durch die pruk, er gêt niht leiht hin über. ich sprich auch, daz der esel vorn, dâ er krank ist, ain kräuz tregt auf dem ruck und hinten, dâ er die niern tregt, dâ ist er starch. alsô tuo wir üppigen pfaffen: dâ wir daz kräuz solten tragen mit vasten und mit beten und mit allem götleichen dienst, dâ sei wir laider kranch; aber dâ wir unkäusch und alle unfuor tragen, dâ sei wir starch.
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