Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
II. Von den himeln undvon den siben planêten.
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30.Von dem regenpogen.
Der regenpog kümt von wunderleichem widerprechen des sunnenscheins in den wolken, dâ von schüll wir ain clain sagen sam die maister von der nâtûr dâ von sagent. aber sam die maister dâ von schreibent, die perspectivi haizent, die all ir kunst legent auf spiegelwerch und auf scheinprechen, daz gehrt niht hie her zuo unserm schimpf. der regenpoge scheint alzeit sam ain halber kraiz oder sam ain stuck ains kraizes und ist zwairlai. der ain ist weiz, der ander ist manigverbig. den weizen siht man selten. iedoch hân ich ir mein tag ainen gesehen in dem Riez pei der stat ze Nördlingen in dem maien des morgens, dô diu sunn auf was, der het ainen volkomenn halben kraiz und het ain horn gegen mittem tag und daz ander gegen norden oder gegen der himelspitz gekêrt. der selb weiz regenpog kümt dâ von, daz der wolken dunst an dem himel gleich gezaist ist und dünn mit ainer gaistleichen fäuhten, alsô daz dar auz gar klain riselndiu tröpflein würden, ob er sich in wazzer entslüzze. iedoch entsleuzt er sich noch niht in wazzer. sô denn diu sunn iren schein gleichs dâ gegen wirft, sô widerpricht er sich in den wolken alsô geschikt und sament sich alliu eklein des widerprechends in ain dicke des scheins zuo ainem stuck ains kraizes, dâ von scheint daz stuck clâr und weiz. niht mêr mag ich dâ von gesagen, daz verstäntleich sei dann wolgelêrten läuten, die etwaz von der werlt gestalt wizzent und von des scheins nâtûr und von andern sachen. der mangverbig regenpog hât dreirlai varb. ze voderst diu aller äuzerst und diu obrist ist apfelrôt oder rter, diu næhst dar nâch ist grüen, diu dritt ist wahsvar und tailt sich oft in zwai, alsô daz diu ain weiz scheint oder plaich und diu ander gel. die varb sint sô wunderleich und allermaist die mitelsten, daz si kain mâler ganz gemâlen mag. die drei varb köment von der schickung der wolken, dar ein diu sunn scheint, wann diu wolken müezent alsô gestalt sein, daz si klain und dicke riseln vil klainr tröpflein in ainen dicken haufen und daz hinder dem riseln swarzeu wolken sein und diu sunn gleichs gegen dem riseln schein. der spiegel ist nôt, dar umb, daz diu sunn iren schein und ir ebenpild dar ein werf und auch dar inn widerpreche, und muoz daz selb riseln der selben spiegel gerüeik sein und die spiegel rain, daz si der sunnen schein in sich genemen mügen. sô ist der vinstern wolken hinder dem riseln nôt, dar umb, daz si wern, daz der schein durch die spiegel iht prech und auf den spiegeln iht bestê, als wir sehen, daz die spieglær die spiegelglas hinten bedeckent mit plei und mit pech. ez muoz auch diu sunne gerihtes stên gegen den spiegeln, daz die spiegel ir ebenpild genemen mügen, und diu swarzen wolken hinder den spiegeln werfent der sunnen schein her wider, reht sam etleichen läuten geschiht, die ps augen habent: die sehent des nahtes, sô der môn scheint, ir aigen pild vor in stên, daz hât daz antlütz gegen in gekêrt, und wenn die läut gênt für sich, sô gêt ir pild rüklingen hinder sich. daz geschicht dar umb, daz ain fäuhten gesament ist vorn pei des menschen augapfeln, dar an der luft rüert, und von den zwain gesellten widerpricht sich des menschen pild gegen dem gesiht, daz tiefer hin ain ligt in dem augen wan diu fäuhten tuo. und dar umb geschicht oft ainem trunken sam. seind nu diu sunn verr hher ist wan diu wolken, sô wirft si ir ebenpild neur oben in die spiegel nâch ains kraizes form. dar umb scheint diu varb und der regenpog oben in den spiegel und niht über al sam grôz und prait daz riseln ist, anders ez schine diu varb an dem regenpogen sam ain halbiu scheib an dem himel oder sam ain stuck ainer scheiben. wizz auch, daz in den wolken daz leihtist ze obrist kümt, daz allermaist erdisch leihtes rauches hât, dar umb scheint diu obrist varb an dem regenpogen clâr und rôt. dar nâch ist wäzzriger dunst, der ain wênig grzereu tröpfel macht; dâ von ist diu ander varb grüen, wan durch wäzrigen dunst scheint daz lieht grüen, als wir oft sehen in ainer warmen stuben, dâ nazzeu tüecher inne truckent, dâ ist der luft wäzzrig und fäuht: sô danne ain kerzenlieht dar inn prinnet, sô scheint ain grüener kraiz umb die flammen. ist aber der luft niht gar wäzrig, sô scheint der kraiz weiz oder plaich. dar nâch sint aber swærer tropfen und grzer, dâ von scheint diu varb an der selben stat liehter, wan die grôzen spiegel mügent der sunnen lieht paz genemen in seinr aigen form wan die klainen, und dar umb der grüenen varb spiegel sint klainer wan der gelben varb und grzer wan der rôten varb. Der regenpog wirt in dem sumer niht, sô diu sunn in mittem tag stêt, dar umb, daz daz widerprechen niht mag geschehen in den zersträuten dünsten und hôch auf gezogen über unser gesiht; wan daz uns der regenpog schein, daz zuo gehrnt diu dreu: diu sunn ain seit, daz geschickt riseln ander seit und daz gesiht ze mitlist. wenn aber diu sunn stêt sô hôch ob unserm haupt, sô mag des niht geschehen in ebner weise. aber in dem winter sô ist diu sunn in mittem tag gar genaigt und gar nider: dar umb mag der regenpog in dem winter werden ze aller stund. wenn der regenpog in mittem tag scheint, sô bedäut er grôzen künftigen regen, wan er bedäut, daz vil wäzriger wolken in den lüften sint ze mittelst in unserr wonung. wenn aber er scheint gegen der sunnen underganch, sô bedäut er sänften regen und sumerzeiten donr. sô aber er scheint gegen der sunnen aufganch, sô bedäut er schn weter. alsô spricht unser puoch ze latein. Nu hab wir gesait von dem andern element, von dem luft, und von den wunderleichen dingen, diu dar inn geschehent. für paz schüll wir sagen von dem dritten element, daz ist daz wazzer.
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