Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
II. Von den himeln undvon den siben planêten.
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9.Von dem veur.
Nu ist zeit, daz wir sagen von den vier elementen. der element sint viereu: feur, luft, wazzer und erd. daz feur ist haiz und trucken und ist sein sinwelliu huot gênd umb und umb ze næhst nâch des mônen himel. aber daz selb feur ist unsihtich reht als der luft unsihtich ist, dar umb, daz ez an der selben stat verre behender ist wann der luft. ez verprennet auch niht diu dinch, diu hie niden sint, dar umb, daz ez verr von in ist, und auch dar umb, daz ez der luft mit seinr aigenchait sänftigt. des feures aigenchait müg wir kürzleichen begreifen mit aht dingen. daz êrst ist, daz ez zestrt oder zepricht, als wir sehen an den dingen, diu ez verprennet. daz ander ist, daz ez waich macht, als wir sehen an dem plei und an anderm gesmeid. daz dritt ist, daz ez zesamen zeucht, als wir sehen an den fäuhten häuten oder an dem leder. daz vierd ist, daz ez sterkt oder starch macht, als wir sehen an den waichen vazzen, diu die hafner von tahen oder laime machent. daz fünft ist, daz ez die vinster erläuht, als wir sehen an dem feur, daz flammen hât. daz sehst ist, daz ez derschrekt, als wir sehen an dem plitzen. daz sibend ist, daz ez anzündet, als wir sehen an mangen dingen. daz aht ist, daz ez gefrewet oder frô macht, als wir sehen in der kelten winters zeiten. Die acht aigenchait des fewers geleichent den werken des hailigen gaistes. der hailig gaist haizt wol ain feur, dar umb spricht unser herr Jêsus Christus: ich pin komen ain feur ze senden. daz selb feur verzert des êrsten den rost der sünden. dar umb spricht diu geschrift: unser herr ist ain verzerndez feur. daz ander werch des hailigen gaistes ist, daz er herteu dinch waich macht, als herteu staineineu herzen. dar umb spricht Ezechiel auz gotes mund: ich wil ain stainein herz von euch nemen. daz dritt werch ist, daz der hailig gaist zesamen zeuht die flüzz der unkäusch, reht als diu sunne, diu ain prunn ist der hitz. dar umb sprichet Salomôn in dem puoch der weishait: diu sunn ist aufgangen und macht daz ertreich dürr. daz vierd werch ist, daz der hailig gaist unsriu waichiu krankeu werch und unsern kurzen fürsatz sterkt und lengt. dar umb spricht diu geschrift: diu vaz des hafners bestætigt der haiz oven. daz fünft werch ist, daz der hailig gaist die vinster erläuht, daz sint diu dunkeln herzen. dar umb spricht Moyses in dem puoch von der welt anvanch: got sach daz lieht, daz ez guot was, und tailt daz lieht und die vinster. daz sehst werch ist, daz der hailig gaist erschrecket die sünder und si strâfet. dâ von spricht diu geschrift in dem puoch von den zwelfpoten: dô diu stimm des hailigen gaistes an dem pfingstag wart gehrt, dô derschrâken unsers herren junger alle; und spricht auch daz êwangeli, daz der hailig gaist die werlt strâf umb ir sünd. daz sibend werch ist, daz der hailig gaist den menschen entzünt zuo gotes minne und zuo des næhsten lieb. daz aht werch ist, daz der hailig gaist die traurigen herzen trst, und gefrewet die armen waisen in dirr werlt. dâ von spricht diu geschrift: der hailig gaist ist paraclitus, daz ist ain trster. Noch sint siben aigenchait an dem feur. diu êrst ist, daz ez snell wegleich ist. diu ander, daz ez trucken ist. diu dritt ist, daz ez rain ist. diu vierd ist, daz man ez behelt und beschirmt mit üeseln und mit luftigem aschen. diu fünft ist, daz ez leihticleichen wehst. diu sehst ist, daz ez von seinr nâtûr über sich auf gêt. diu sibend ist, daz ez von ain klain wazzers geminnert wirt. Die siben aigenchait des fewers mügen wir auch geleichen den werken des hailigen gaistes. daz êrst werch ist, daz der hailig gaist wegleich ist und snell in die geschikten sêl kümpt und macht si gênd von tugent in tugent. daz ander werch ist, daz er trucken ist in seinem würken, wann er trückent unstætikait, diu dâ fliezend ist von pôshait in erger und pringet käusch und auch stætikait. daz dritt ist, daz er rain ist, wann er mag niht verunraint werden. dâ von spricht Salomôn in dem puoch der weishait: er rüert allen enden an von seinr rainikait wegen. daz vierd werch des hailigen gaistes ist, daz man in bedecket und behelt mit üeseln und mit aschen, daz ist dêmüetichait. dâ von spricht Isaias: dû gevangneu tohter Syôn, sitz in der aschen, daz ist in dêmüetichait. daz fünft ist, daz der hailig gaist leihticleichen wechst. dâ von spricht diu geschrift von im: der gaist ist snell varnd. daz sibend ist, daz der hailig gaist geminnert wirt von ain klain wazzers, daz ist mit ain klain wolgelustes und unkäusch, wann dâ wonet Vehemoth der teufel, dâ des wazzers vil ist; sô fleuht der hailig gaist von danne, wann er ist sô zart, daz er niht unrainikait pei im leidt. dâ von spricht sant Bernhart: der götleich trôst ist zart. Aristotiles sprichet auch von dem feur: waz verr von dem feur ist, daz mag erläuht werden, ez mag aber niht enzünt werden. Ez ist dreierlai feur. daz êrst ist ain lieht, daz ander ist ain flamme, daz dritt ist ain kol. daz lieht ist sam an den sternen nâch der alten maister sag, wann die wânten, daz die stern feurein wærn. diu flamm ist ain angezünter rauch, der dâ gêt von holz oder von andern prinnenden dingen. ain kol ist ain prinnend dinch, daz niht flammen gibt, als wir sehen an den glüenden koln. Daz feur hât die art, daz ez sein materi, dar ein ez aribaitet, ze aschen macht, si sei im dann gehôrsam. daz feur mag niht ân materi gesein, dar ein ez würk, denn allain in seiner aigenn nâtürleichen stat ze næhst under dem mônen. daz feur verzert niht daz ez selber ist, aber ez verzert daz, des ez niht enist. alsô sprechent die weisen maister. reht sam tuot der hailig gaist: der verzert die sünd, der er niht ist. sô daz feur ie in ainer hertern materi ist, sô ez ie sterker und hitziger ist, wann ez ist hitziger in eisen wann in aim hülzin koln und ist in ainem koln hitziger wann in dem strô oder in den stupfeln. alsô ist der hailig gaist sterker in den, die dicke sint in tugenden, wann die dünne sint dar inne. daz feur, enprant in grüenem holz, prennet vester wann in dürrem, wan ez muoz sêrer arbaiten in grüenez wann in dürrez. alsô tuot der hailig gaist, der arbait vester in die sêl der jungen läut, die sich in der jugent üebent mit tugent unz an ir end, danne in der alten sêle, die den guoten wain verkauft habent und gebent die gerben durch got. daz feur macht ainen verpranten stain zuo aschen. alsô tuot der hailig gaist, der macht den sünder, der verprant ist mit der hitz der rewe, zuo aschen der dêmüetichait. daz bezeugt uns wol Marîâ Magdalênâ und Affrâ und vil ander grôz hailigen, die vor grôz sünder wâren. daz feur macht mit seiner prunst etleich weiziu dinch swarz. alsô tuot der hailig gaist, der macht die schein und die glüst diser werlt swarz und unlustig der götleichen sêl. dû solt auch wizzen, daz ain hailiger mensch vol des hailigen gaistes geleicht ainer prinnenden kerzen, wann diu kerz ist mit irm lieht nützpær andern dingen und ir selber schad, wann si nimpt ab in der flammen. alsô tuot der hailig mensch: sô er ie mêr guoter werch der werlt erzaigt, sô er ie mêr hazzes und leides gewinnet gegen der werlt. dar umb sprach unser herre zuo seinen jungern: ir werdet sælig, wenne euch diu werlt hazzet. diu flamme an der kerzen wirt erleschet von dem wind. alsô fleuht der hailig gaist oft von dem anplâsen und von strâfen der werlt, dâ von manig mensch verkêrt wirt. ez verlischet auch oft diu flamm von übriger materi, dar ein si würkt, als wir sehen in den ampeln, die ze vil öls habent. alsô erlischt der hailig gaist oft in dem menschen, der ze vil reichtums hât und sein herz dâ von niht gewenden mag. daz feur erlischt oft von übrigem plâsen und wirt wider enzunt von mæzigem plâsen. alsô derlischet oft der gaist der hailigen hoffenung von grôzer übriger puoz, dâ mit der peihtiger den sünder erschreckt, und wirt wider enzunt von ringer sänfter anweisung. wenn des feurs lieht erlischt, sô stinket der rauch, der dâ nâch gêt. alsô wenn der hailige gaist fleuht von den menschen, sô äugent sich der rauch. daz feur mag sein hitz und sein trucknen niht gelâzen: alsô mag der hailig gaist niht unsauberkait geleiden. daz feur wirt von verrens gesehen und macht, daz man ez selber siht und andreu dinch. alsô tuot der hailig gaist: der kümt von dem obristen got in des menschen sêl und macht, daz der mensch in selber erkennet und andreu dinch. dâ von singt man von dem hailigen gaist, daz er die kunst und die stimm hab aller ding. ain prinnent kerz dunket ainen trunken zwuo: alsô geschicht dem menschen, der trunken ist in dem hailigen gaist, alsô daz er die üppichait diser werlt niht erkennen wil, der hât zwivältig fräud von ainer gâb des hailigen gaistes. der wint derweckt daz feur, alsô derweckt diu lêr der hailigen lêrer den hailigen gaist in der menschensêl. daz feur wirt enprant oder prinnet, wenn man die kerzen aufriht, und verlischt, wenne si ze tal kêrt. alsô wirt enzunt der hailig gaist, wenne sich der mensch aufriht zuo got, und verlischt in des selben menschen sêl, wenn er sich naigt under sich in die pôshait diser werlt. daz feur wert sô lang als daz dinch wert, daz dâ prennet und dar auf ez sitzt. als lang wert diu lieb gegen got und gegen den menschen, als lang daz wert daz man lieb hât, ez sei dann daz der liebhaber sein liep verlies oder im enpfrömdet werd. daz feur ist hitziger in grôzer materi, wann ob der selbenlai materi klainer wær. alsô sint des hailigen gaistes werch sterker in dem menschen, der grzer ist an tugenden, wann der niht sô vil tugent hât. Alfragânus spricht, daz daz feur sänftig den smerzen, der dâ kümpt von prunst. daz seh wir, wenne ainz seinen vinger verprent und in wider zuo dem feur habt, sô smirtzet er niht sô sêr sam ê. alsô sänftigt der hailig gaist den smerzen der sêl, den diu prunst diser werlt hât prâht. |