Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
II. Von den himeln undvon den siben planêten.
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4.Von der sunnen.
Der vierd planêt haizt ze latein sol und ze däutsch diu sunne. der stern ist scheinend und leuhtend über all ander stern, alsô daz er mit seinem lieht des tages aller anderr stern lieht vertiligt, daz man ir niht siht. diu sunn vollepringt irn lauf in drein hundert tagen und in fünfundsehzig tagen und in ainem viertail ains tages. wenne diu sunne in irm aufganch des morgens rôt scheint oder tunkel oder wenne si verporgen ist under den wolken, daz bezeichent regentage. wenne aber si des âbendes rôt scheint, sô bedäut ez den andern tag schn. daz ist dar umb, daz si des âbendes durch die wolken scheinet, die si mit ir under hât gezogen von unserm luft und hât den gerainget; aber wenne si des morgens durch die wolken scheinet, sô hât si in unserm luft wolken vor ir und ist der luft trüeb. ist aber, daz si flach dunket alsô daz si ze mittelst scheint und daz si iren schein wirfet beseits gegen mittem tag und gegen den himelwagen, daz bedäut ain fäuhtez weter windigez. ist si plaich ân swerzen, daz bedäut wint ân regen. Diu sunne hât fünfzehen aigenchait. si ist scheinend an ir selber und sträwet irn schein von ir auf andreu dinch. si ist ain prunn oder ain ursprinch der hitz. si zeuht die wolken an sich. si ist ain form oder ain gestalt der varb. si derläuht den mônen. si pringt naht und tag. si macht die fruht zeitig. si trückent fäuht gemachteu ding. si gêt ein, tuost dû auf. si zerflzet daz eis. si gefräwet gesundeu augen und betrüebet krankeu augen. si gêt auf und unter. si steigt hôch und nider, wann in dem sumer ist si hôch, in dem winter ist si nider. die fünfzehen aigenchait vind wir an der auzerwelten sunnen, unserr frawen von himelreich. der Salomôn spricht in der minne puoch: si ist auzderwelt als diu sunne. unser frawe ist scheinend an ir selber mit aller tugent, mit aller klârhait und mit aller sælichait. dar umb spricht der minne puoch: wer ist diu dort her gêt als der morgenrôt, der des morgens aufprehend ist? ze dem andern mâl sträut unser frawe iren schein mit wunderleichen werken und mit guottæten irr milten sänftichait. des dritten mâls ist si ain prunne der hitz, daz ist der haizen liebe, wan wir werden entzunt von ir als von ainem ebenpild der lieb, seit wir wizzen, daz si ir kint sô lieb het, als Ambrosius spricht: dô si ir kint sach hangen vor ir an dem cräuz, scholt ez sein gewesen, si het sich für ez lâzen cräuzigen und martern und was berait under dem cräuz ze sterben umb irn aingepornen sun. des vierden mâls zeuht si die wolken an sich, daz sint die menschen, die dâ fliegent sam die wolken mit irn guoten werken und die dâ schreiend: zeuch mich nâch dir! des fünften mâls ist si ain gestalt der varb, wann in der vinster mag niemd varb erkennen, dar umb gibt daz lieht der varb ir gestalt und ir form. alsô tuot unser frawe, diu gibt den rewern und den püezern violisch varb, den martern rôter rôsen varb, den junkfrawen lilienvarb. ze dem sehsten mâl erläuht unser fraw den mônen, daz ist diu cristenhait, die dâ stêt in irm geprechen, und dâ von singt diu christenhait von ir: dû hâst alle pôshait und ketzrei allain verderbet. ze dem sibenden mâl pringt unser fraw tag und naht, daz ist genâd und güete den guoten, die widerkêrn wellent, und ungenâd den, die irn namen unêrent, als die verfluochten juden. des ahten mâls macht unser frawe die fruht zeitich, wenn wir uns vleizen, daz wir mit tugenden ir geleichen. die tugent pringt si uns zuo ganzem guotem end. ze dem neunden mâl trückent si fäuhtgemachteu dinch, wenn wir von irn genâden hert und stæt werden in unserm guoten fürsatz und wir uns gürten mit der gürteln der käuschait und der rainikait. des zehenden mâls gêt unser fraw ein, ist daz dû auf tuost. wann tuost dû den munt auf mit piten und mit loben, sô gêt si in dein sêl und in dein herz mit genâden und mit süezikait. ich waiz niemant, der si niht lob, wann den, der irr gnâden und irr gâb niht enpfangen hât. wizz, daz gâb und zuotætichait vil lieb und lobs enzündet. ze dem ainlften mâl zerflzet si daz eis, daz ist daz si die trâghait unserr gewizzen waicht und unser unrainez herz in zäher und in wainen ganzer rewe zerflzet. ze dem zwelften mâl gefräwet si gesundeu augen, daz ist, daz si die guoten gesunden christen derläuht zuo der genâd der himelischen fräud. des dreizehenden mâls betrüebet si diu psen kranken augen, daz si niht mügen gesehen ir klârhait, daz sint die iren gedank und allen iren fleiz auf irdische wollüst legent, die mügent ir überflüzzig genâd und ir süez miltikait niht angesehen. ze dem vierzehenden mâl gêt si auf und under. wan in der gepurt irs êrsten aingepornen suns unsers herren Jêsû Christi gieng si auf in den tag der sælichait allem menschleichem gesläht und gieng under mit dem grôzen mitleiden, daz si het in dem tôde und in der marter irs lieben kindes. dô naigt si sich und naigt sich heut zuo allen den herzen, diu ir leiden under dem cräuz betrahtent. ze dem fünfzehenden mâl swebt unser fraw hôch und nider. si swebt des êrsten hôch, dô si enpfangen wart von irm lieben kind in die êwigen fräud, und swebt dâ nâch nider alle tag und alle zeit, wenne si ir genâd uns armen sündern her nider geuzet auf ertreich, seind si unser fürsprecherin ist vor dem obristen rihter. noch ist ain aigenchait der sunnen, daz si verr grzer ist wann daz ganz ertreich. Alfragânus der sternseher spricht, daz si hundert stunt und sehzig stunt grzer sei wann daz ganz ertreich. alsô hât unser frawe siben wirdichait an ir, dâ mit si alle irdische junkfrawen übertrift und dâ mit si derhht ist über die kr der engel. diu êrst wirdichait diu ist, daz si käusch gelobte in der antwurt zuo dem englischen gruoz, wan dô der engel sprach: sich, dû zuogefæchst und gepirst ain kindlein, dô sprach si: wie geschiht daz, seind ich kainen man erkenne? daz ist sô vil gesprochen, sam die lêrer sagent, ich wil kainen man nümmer derkennen. alsô setz wir oft den spruch der gegenwürtichait für den spruch der künftichait, als wenn dû mich ladest auf den künftigen samstag zuo flaisch, sô sprich ich: ich izz niht flaisch an dem samstag, daz ist: ich wil sein niht ezzen an dem künftigen samstag. diu ander wirdichait ist, daz si raineu magt swanger was. dar umb sprach der engel zuo ir: der hailig gaist der kümpt in dich, als er spræch: dâ von wirst dû swanger ân mänleich gesellschaft. diu dritt wirdichait ist, daz si got gepar, und dâ von sprach Ovidius von ir und von irm kind: ain neuwez kindel wirt iezund her ab gelâzen von dem hôhen himel. nu schaw, wie gar sælicleichen sich unser fraw für hât gesehen, daz si ir selber hât daz pest tail auzerwelt von zwain wesen, von der ê und von der käuschait. diu ê hât zwuo aigenchait an ir selber: si ist fruhtpær und ist unsauber in den werken irr frühten. sô hât diu käuschait auch zwuo aigenchait, wan si ist unfruhtpær und ist sauber oder rain. nu hât unser fraw auz der ê genomen frühtichait und von der käusch reinikait. die andern zwai hât si gelâzen. diu vierd wirdichait ist, daz si alle ir tag belaib ân mail, wann dô si ain arch was und ain auzerwelter sal des obristen gotes, dô was pilleich, daz daz götleich vaz all zeit smekt nâch dem schatz, der dâ inne was. und dâ von spricht sant Augustîn in dem puoch von der güete der ê: alle die geporn werden von Adam und Even, die sint gepunden ze sprechen: vergib uns unser schuld, ân die sæligen junkfrawen. dâ wil ich nihts von sprechen noch wil ir gedenken, wenne man von den sünden sagt, durch die êre unsers herren, die er an si hât gelegt. diu fünft wirdichait ist, daz si gesæliget ist mit allen tugenden, dar umb sprach der engel: gegrüezt pist dû voller genâden, und spricht auch Salomôn von ir, als ob si von ir selber spræch: in mir ist alliu genâd des rehten weges und der wârhait. diu sehst wirdichait ist, daz si irm sun gepeut als ain muoter irm kind gepieten schol, und dâ von spricht maister Adam von Sant Victor in seiner sequenzien von unser frawen: ora patrem, jube nato, daz spricht: pit den vater, gepeut dem sun. diu sibend wirdichait ist entsprungen von den allen und ist, daz si derhhet ist über all himel, dô si enpfangen wart mit leib und mit sêl in die êwigen fräud. dar umb spricht Johannes in der taugen puoch von ir: der môn ist under irn füezen, daz ist alliu wandeleicheu crêatûr. |