Thomasîn von Zerklære
um 1185/86 - um 1235
Der Autor
Über das Leben des Thomasîn von Zerklære, des großen Moralisten des 13. Jahrhunderts, ist wenig bekannt. Er wird um 1185/86 in der Markgrafschaft Friaul geboren und entstammt einer italienischen Patrizierfamilie, dem Ministerialengeschlecht der Cerclaria, in Cividale. Nach Lehrjahren an Domschule und Fürstenhof steht er seit etwa 1205 als Kleriker in Diensten des Patriarchen von Aquileia, des Wolfger von Erlau - Gönner Walthers von der Vogelweide und ehemals Bischof in Passau. Im Winter 1215/16 schreibt Thomasîn in zehn Monaten das erste monumentale Lehrgedicht des Mittelalters in deutscher Sprache, den mehr als 14700 Verse umfassenden «Wälschen Gast»: eine höfische Tugendlehre in zehn Büchern für einen jungen Adligen. Sie handelt von der Erziehung der Jugend, von Tisch- und Hofzucht, von Wissenschaft und Recht im Rahmen einer gottgegebenen Ordnung. In seiner diese bestehende Ordnung bewahren wollenden Einstellung kritisiert er im achten Buch auch die Attacken Walthers auf den Papst. Wie die oft prächtigen Handschriften zeigen, erfreute sich das Werk großer Beliebtheit. Um 1235 ist Thomasîn - wohl in Aquileia - gestorben.
Das Werk
Buoch von der Hüfscheit (um 1203, nicht erhalten) Der wälsche Gast (Winter 1215/16) >>> Faksimile der Heidelberger Handschrift CPG 389
Sekundäres
Steven M. Wights Seite «Medieval Diplomatic and the 'ars dictandi'» |