BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Der Tanhuser

um 1200/10 - nach 1266

 

Die Gedichte der

Großen Heidelberger

Liederhandschrift

 

Leiche

 

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IV

 

C 265d-266b.  Pfaff 86627-87016.  MSH 2,85b-87a.  Singer 14-19

 

Zu diesem Leich hat sich eine Melodie erhalten. Sie wird hier nach Johannes Sieberts Umschrift in verschiedenen elektro­nischen Instrumentierungen geboten. Um die Dateien nicht zu groß werden zu lassen, wurde auf die jeweiligen Wieder­holungen verzichtet:     Laute     Gesang     Flöte     Harfe     Schalmei/Trommel (Melodie mit    starten, mit    beenden)

 

1.

Ich lobe ein wip, diu ist noch bezzer danne guot,

sist schoene und ist noch schoener vil und hochgemuot,

si hat vor allen valschen dingen sich behuot;

ich hort nie wip so wol geloben, als man si tuot.

 

2.

Isalde wart so schoene nie

noch Djone, diu ein gütin was.

Medea swaz diu noch begie,

des half mit wisheit frou Pallas.

 

3.

Juno gap richeit durch die minne, hoere ich jehen.

10

swaz Dido hete, daz wart geteilet überal.

Latricia diu lie sich tougenlichen sehen.

Palatrica den frouwen vil der kinde stal.

 

4.

Helena was eins küneges wip,

zuo den kam ein discordia;

15

daz gienc in beiden an den lip,

des engalt ouch Amarodia.

 

5.

Ez schuof ein wip, daz Troia wart

zerstoeret, diu hiez Avenant.

Lunet diu was von hoher art,

20

ir vater der hiez Willebrant.

Venus ein apfel wart gegeben,

da von so huop sich michel not:

dar umbe gap Paris sin leben,

da lac ouch Menalaus tot.

 

6.

Sibille was ein listic wip

bi der Amabilia;

si riet uf senatoren lip;

daz tet diu leide Invidia.

 

7.

Frou Blanschiflur diu was an allen dingen kluoc,

30

dar umbe Walheis sit vil lange wart vertriben.

her Gawan, der den anker werdecliche truoc,

der klagt, daz Iwein in dem fores was beliben.

 

8.

Sarmena klagt groz ungemach,

daz Gamuret als müezic saz;

35

ze Kuraz si mit zorne sprach:

„do Lanzelet sich des vermaz,

 

9.

Daz er mich raeche an Parzival,

der Hector sine veste brach –

er nam ze Karidol den gral –

40

do des Achilles niht enrach,

so richetz mir Kalogriant,

swaz Opris mir ze leide tuot.“

Tispe was ein lion bekant,

gen Piramus so stuont ir muot.

 

10.

Diu klare Amie sprach zir massenie so:

„min cumpenie sol der storje wesen fro“.

 

11.

Ginover uz Britanjelant,

die Artus het ze wibe erkorn,

die man in hoher tschoie ie vant,

50

der brahte uz Provenze ein horn

 

12.

Von Portigal ein petschelier, daz was so wunderlicher art,

swer dar uz tranc, der wandel hete, daz er da mit begozzen wart.

 

13.

Porhtram diu was von Lunders so geboren her,

daz schuof dem Wigol gegen dem Provenzal ein sper.

 

14.

Her Wigamur vor Kamvoleis

wol tet erz, als wirz han vernomen;

gen dem so hielt her Wigoleis,

der was den froun ze dienste komen.

 

15.

Tristan erwarp die künegin

60

von Marroch, als wir hoeren sagen.

ein moerin was diu heidenin.

der alden suln wir hie gedagen

 

16.

Und loben mine guoten,

die reinen, wolgemuoten,

65

swa si get an dem tanze

mit ir rosenkranze,

dar obe ein ander krenzel,

ein wiz gevalden swenzel;

ir har gelich dem golde,

70

als ez got wünschen solde,

krus alsam die siden:

man mehte si wol liden;

swa minne waer genaeme,

diu liebe da wol zaeme.

 

17.

Von Oriende | unz z᾽ Occidende | wart nie schoener wip geborn.

ich han die guoten, | wolgemuoten | iemer mer ze troste erkorn.

ir munt gewelwet, | niht geselwet | ist ir wengel unde kel.

ob ich jaehe, | daz ich saehe, | da ir lip ist sinewel,

 

18.

Des ensol ich melden, seht, daz zaeme niht,

80

wan der si mit minen ougen ane siht,

 

19.

Dem muoz si wol gevallen

ze wunsche vor in allen.

ich lobe ir zuht, ir güete,

ir staete, ir hochgemüete.

 

20.

Ir lip der ist so wolgestalt:

swer bi ir solde werden alt,

der hat der werlte lop vil gar,

si ist so minneclich gevar,

an ir ist niht vergezzen,

90

ze wunsche ist si gemezzen.

uf ir hüfel überal,

da sol ein borte ligen smal,

vil wol gesenket hin ze tal,

da man ir reiet an dem sal;

95

da ist ir lip gedrollen,

ze wunsche wol die vollen.

 

21.

Volge mir, | sam tuon ich dir, | herzéliebiu reíne, du gúote, du sûeze!

tuost du daz, | so wirt mir baz. | daz dich got fristen müeze!

minne mich, | sam tuon ich dich! | sol ích iemer hélfe alde fröude gewínnen,

100

frouwe min, | daz müeste sin | vil gar von dinen minnen.

 

22.

Wolgemuoten, | lat die guoten | iu behagen!

si sol von rehter arte der eren krone tragen.

 

23.

Swa si get zuo der linden

mit wolgemuoten kinden,

105

da zimt ir wol daz reien,

si zieret wol den meien.

 

24.

Ir zimet wol daz lachen,

daz kan si suoze machen.

si machet truric herze balt,

110

si junget den, der e was alt.

lopt ieman sine frouwen baz,

daz laze ich iemer sunder haz.

nu heia, Tanhusaere!

zergangen ist din swaere.

115

swa din liep bi dir waere,

diu ist so fröudebaere,

da wurde wol gesungen,

getanzet und gesprungen.

 

25.

Nú dár! | német wár, | wa diu liebe springet,

120

vór mír, | nách mir, | swie der seite erklinget,

gestricket wol ze prise,

ze blicken also lise.

wa íst min frou Mátze?

der sprínge ich ze trátze.

125

nu séht an ir fúoze,

die máchentz so súoze;

séht an ir beínel!

reitbrún ist ir meínel.

 

26.

Wa íst min frou Jútze, | diu líebe also lánge?

130

daz Élle an dem tánze | niht springet gedránge!

nu wól uf zer línden, | ir kínt also júngen,

da wírt under kránze | ze tánze gesúngen!

 

27.

Heia, sumerwunne,

swer uns din erbunne!

135

hie nimt der tanz ein ende.

swer uns die fröude wende,

 

28.

Den vermiden rosen

und alle zitelosen

und aller vogelline sanc!

140

mich twinget, daz mich e da twanc.

 

29.

Nu sínge ich aber heí!

heía, nu heí!

 

30.

Nu íst dem videlaére

sin vídelboge enzweí!