BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Rudolf von Ems

um 1200 - 1254

 

 

Barlââm und Jôsaphât

 

___________________________________________________

 

 

 

Barlââm und Jôsaphât (Druck: Augsburg: G. Zainer, 1476;

Harvard Art Museums/Fogg Museum, M1943)

 

 

Alphâ et Ô, künec Sâbâôt,

got, des gewaltes kraft gebôt

leben ân urhap, dîn kunst

ân anegenges begunst

5

was ie, dîn gotlîchiu kraft

lebende in werder meisterschaft.

dîn hôhiu kunst, dîn wîser rât

beslozzen und bestricket hât

daz angenge und daz ende;

10

sunder missewende

bist dû der urhap genant,

daz ende stât in dîner hant;

der beider name waer dû ie,

doch gewunne dû sie nie

15

und müezen dem gewalte dîn

versaget unde vremede sîn.

dîner lebenden gotheit

wart anevanc nie angeleit;

dîn kraft gewinnet niemer ort,

20

dîn gewalt, dîn geist, dîn wort,

got vater mensche unde kint,

gewaltes ungescheiden sint,

als ie ân anegenge was

dîn einic drîvalt unitas.

25

dir sich biegent älliu knie

ze himel und ûf der erde hie

biz durch der helle künde.

vor dir daz abgründe

bibent unde in vorhten swebet.

30

von dînem süezen geiste lebet

swaz lebelîche sich verstât

unde lebende sinne hât.

 

Erde, viur, wazzer, luft,

kelte, regen, hitze, tuft

35

getempert hât dîn eines kraft

in gotlîcher meisterschaft.

dîn eines vürdaehtlîch gewalt

hât genennet unde gezalt

der sternen menege unde genant

40

ir aller namen unde erkant

ir umbelouf ir umbevart,

und wie sie nâch ir rehter art

natûrent aller dinge leben,

den dû wilt lebende sinne geben.

45

ouch muoz in sînem loufe gân,

als ez dîn kraft hât angelân,

daz firmament unz an daz zil,

als ez gebôt und als ez wil

diu gotlîche witze dîn.

50

alsô hât sich der sunnen schîn

entliuhtet unde gerihtet;

von nihte hât getihtet

dîn wîser gotlîcher list

swaz sihtic unde unsihtic ist.

55

dîn wort ist aller dinge slôz.

den dunre und diu blicschôz

von viurînem lufte lât

dîn kraft, diu sie getempert hât.

dir ist niht verborgen vor,

60

dû sihst durch aller herzen tor

in menschlîcher sinne grunt;

dir sint älliu herzen kunt.

 

Got vater nâch der gotheit,

dînes sunes name treit

65

die menscheit, in der er leit

den tôt durch unser broedekeit,

der megede schepfer unde ir kint,

an dem die drîe namen sint:

vater, sun, heiliger geist,

70

dû hâst in wîser volleist

allen herzen gegeben

sin, verstân, vernunstlîch leben

mit mislîches teiles gunst.

dîn geist berihtet al die kunst,

75

die menschlîchez leben treit:

einem gît er wîsheit,

bî witzen wîslîchiu wort;

dem andern kunstrîchen hort,

der doch an im verborgen ist;

80

dem dritten manegerhande list;

er gît dem bescheidenheit;

gnuogen machet er bereit

mit triuwen tugende rîche site.

er teilet ouch genuogen mite

85

gesunden lîp, vroelîchen muot.

älliu leben hât behuot

dîn vil heiliger geist

nâch ir sinne volleist.

 

Swie kleine doch sîn wîser rât

90

der künste mir geteilet hât,

Krist herre got, sô sage ich dir

lop der gnâden, daz dû mir

geruochtest sinneclîche geben

gelouben unde kristen leben,

95

daz ich von sinnen mich verstân,

waz ich gnâden von dir hân;

daz dîn geloube mir gît trôst;

daz dû mich armen hâst erlôst

von der êweclîchen nôt,

100

und daz ich weiz, daz ich den tôt

niht vürhten sol der sêle mîn,

ob ich bejage die hulde dîn.

durch die gnâde bite ich dich,

daz dû geruochest hoeren mich

105

und mir in mîne sinne

des heilegen geistes minne

ze lêre geruochest senden,

daz ich wol müge verenden,

des ich mit kranken sinnen

110

alhie wil beginnen

ze sprechenne von einem man,

wie des lêre dir gewan

vil der heidenischen diet,

wie er von ungelouben schiet

115

mit dîner lêre liute, lant

und den glouben tet erkant

in dînem namen, süezer Krist.

sît dû daz anegenge bist

und daz ende hâst erkant,

120

sô biut mir dîner helfe hant

und wis nû mînen sinnen bî.

in nomine dominî.

hilf, herre got, verenden mir,

des ich beginnen wil mit dir.

 

125

Jôhannes hiez ein herre guot,

der truoc ze gote staeten muot:

von Damascô was er genant,

der diz selbe maere vant

in kriecheschem getihte.

130

ze latîne erz rihte

durch got und durch alsolhe site,

daz sich die liute bezzern mite.

des selben hân ouch ich gedâht.

mag ez werden vollebrâht,

135

daz mir got der sinne gan,

daz ich ez vollebringen kan,

sô weiz ich wol, diz maere gît

den liuten ze etlîcher zît

an kristenlîcher êre

140

vorbilde in guoter lêre,

swen durch got des wol gezimt,

daz er diz maere alhie vernimt,

als ich ez geschriben vant.

ez brâhte her in tiuschiu lant

145

des ordens von Zîtels ein man,

von dem ichz von êrste gewan:

von Kapelle abbet Wîde.

vil kûme ich daz vermîde,

ich müeze ez iu ze tiute sagen.

150

ich hân dâ her in mînen tagen

leider dicke vil gelogen

und die liute betrogen

mit trügelîchen maeren:

ze trôste uns sündaeren

155

wil ich diz maere tihten,

durch got in tiusche berihten,

und bite, swer diz maere lese,

daz er sich bezzernde wese

mit staete an dem glouben sîn,

160

und durch got gedenke mîn

vil armen sündaeres.

der urhap dises maeres

wil ich in tiuscher zungen wesen,

als ich die wârheit hân gelesen.

 

165

Hie vor in der gnâden zît,

als uns diu schrift urkünde gît,

dô got nâch der menscheit

den tôt durch unser schulde leit,

und von dem tôde erstanden was

170

der durch uns starp und doch genas,

und der vil reinen megede barn

was zuo der gotheit gevarn,

diu in hâte her gesant

von himel in irdischiu lant

175

der kristenheit ze trôste,

die von der helle rôste

von iemer wernder klagender nôt

erlôste sîn vil strenger tôt,

und nâch der boten lêre

180

begunde wahsen sêre

der gloube unde gotes wort

in den landen hie unt dort:

dô began vil liute geben

umb daz êwige leben

185

durch got ir groesten rîcheit,

die in vil maneger arbeit

gar mit kumberlîchen siten

in gote manege swaere liten,

die sîn lop ze allen stunden

190

hôhten, swâ sie kunden,

die weltlîch guot verswuoren

und in die wüeste vuoren.

genuoge münecheten sich.

diz reine leben gotlich

195

wuohs und wart vil wîte erkant

hin und her in vremdiu lant.

 

Nû was dô bî den selben tagen,

als ich die wârheit hoere sagen,

in Indîâ ein künic wîs,

200

der gar an dirre welte prîs

sîn gemüete kêrte:

in vremeden landen mêrte

sîn tugent sîne werdekeit.

er hâte sich dar zuo bereit

205

mit tugentlîchen dingen,

daz man sîn lop sach dringen

vür ander künege wirde grôz.

niender lebete sîn genôz

an milte, an hôhem muote.

210

er truog in sîner huote

swaz dirre welte wol gezam:

er was den vîentlîchen gram,

den er vîent solte sîn;

ouch tet er vriuntlîche schîn

215

den liuten vriuntschaft genuoc,

den er holdez herze truoc:

sô gebar der zît nie wîp

alsô minneclîchen lîp

mit rehtem gelimphe.

220

ze erneste und ze schimphe

was er zem besten ûz erkant:

der was Avenier genant.

er phlac gewalteclîche aldâ

in dem lande ze Indîâ

225

des landes und der krône

vil wirdeclîche schône.

 

Avenier der künic was

sô gar der welte ein spiegelglas,

daz dem hôch gelobeten man

230

sîn rîcheit wahsen began

von witzen unde rîcher wer.

er betwanc mit manegem her

der lande vil in sîn gebot.

swes geloube jach an got,

235

der muoste dulten sînen zorn

und sâ daz leben hân verlorn

in sînem künecrîche.

er lebete heidenlîche:

durch des tiuvels gebot

240

kêrt er sich an diu abgot,

den er vil manegen dienest tet

und alle stunde sîn gebet

in ze lobe nâch helfe sprach,

wan er sich helfe an sie versach.

245

swâ man über al sîn lant

iender kristenliute vant,

die muosten lîden sâ den tôt,

als im des tiuvels rât gebôt,

den er vil selten übergie.

250

nâch sînem willen was im ie

der welte wunsch an rîcheit

bereit und niender verseit.

diu groeste swaere, der er phlac,

daz was, daz er sô manegen tac

255

solt âne rehten erben sîn.

daz leit gap im sô hôhen pîn,

daz ez im sorge brâhte,

swenn er an kint gedâhte

und im niht kinde was geborn.

260

den namen haeter gerne erkorn,

daz er ein vater hieze

und sînem lande lieze

den erben, dem sîn rîcheit

nâch sînem lîbe waere bereit.

 

265

Des küneges drôlîch vorhte

in sînem lande entworhte

die gotlîchen minne.

swer kêrte sîne sinne

ze kristenlîcher lêre aldâ,

270

der muoste von dem lande sâ,

ob er niht wolte ersterben

und schäntlîche verderben.

nû hâter einen râtgeben,

der was im allez sîn leben

275

der liebeste âne wandel ie.

dô der daz gotes wort enphie,

ez wart an ime wuocherhaft.

got sante sîne hôhe kraft

mit staete in sîn gemüete.

280

des heilegen geistes güete

sîn herze alsô gar besaz,

daz er durch got vil gar vergaz

dirre welte muotes

und zergänclîches guotes.

285

dise arme wünne er sêre vlôch,

in einen walt er sich zôch

und wart ein riuwesaere.

daz was dem künege swaere

und hiez in suochen balde

290

in disem selben walde,

dâ der guot einsidel was.

er az dâ krût unde gras,

unz er den lîp in grôze nôt

durch die gotes minne bôt.

 

295

Dô kâmen die in suochten dâ.

sie viengen in und brâhten sâ

dem künege disen guoten man.

als in gesach der künic an,

gelîchsende er im dô bôt

300

nâch süezer rede unsenften tôt:

kêrte er sich iht mêre

an kristenlîche lêre.

«war hâst dû dînen sin getân,

daz dû hâst durch niht verlân

305

beidiu lîp, êr unde guot?

waz riet dir disen tumben muot?

dû treist daz scherpheste gewant,

daz mir ie mê wart erkant;

dû waere doch ie der êrste,

310

der werdeste und der hêrste

in mînem künicrîche,»

sprach dô vil zornlîche

Avenier der rîche heiden;

«daz solt dû mir bescheiden.»

315

er sprach: «des wil ich wîsen dich.

ob dû wilt rehte hoeren mich,

sô heiz von dînem râte

scheiden hinnan drâte

zwêne vînde, die dû hâst,

320

die dû doch vil kûme lâst.»

dô sprach der künic, «wer sint die?»

«daz wil ich dir sagen hie:

zorn und gîtlîch âkust.

daz eine vüeget den gelust,

325

der wider gotes willen strebet.

swer nâch der welte willen lebet,

dem vüeget ir ger vil gîtekeit.

sô gar ze samene wirt geleit

der welte hort, in stoeret zorn.

330

der welte volger sint verlorn.

diu beidiu solt dû von dir jagen.

wil dû reht bî wîsheit tragen,

sô kan ich bewîsen dich

des dû hâst gevrâget mich.»

 

335

«Nû sie beidiu sîn verjaget!»

sprach der künic unverzaget.

«nû sage, waz riet dir den muot,

dô dû haetest sô grôz guot,

daz dû ez lieze umb einen wân?

340

sich, durch waz hâstûz getân?»

«herre, daz wil ich dir sagen.

ich was hie vor in mînen tagen

verdrücket in den sünden.

dô hôrtich mir künden

345

ein wort, daz in mîn herze brach,

durch des lêre ich versprach

dirre welte genuht.

daz selbe wort hât sîne vruht

gewurzet an mir sêre.

350

diz was des wortes lêre:

der tumben sin ist sô getân,

ûf dise welt stêt gar ir wân;

sie hânt des waenlîchen muot,

daz diz zergänclîche guot

355

iemer wer, des doch niht ist.

daz iemer wert ân endes vrist,

daz dunket sie gar trügelîch;

hie mite triegent sie sich.

hie vor hâtich den selben sin,

360

den hân ich verlâzen, er sî hin!

dô mich unser herre got

wîsen wolte in sîn gebot,

do begunde er sterken mînen muot,

sô daz ich übel unde guot

365

ze rehte erkennen kunde.

dô lôster sâ ze stunde

mich von der welte üppekeit,

die si in süezem sûre treit.

 

Daz mich got von ir lôste

370

nâch sînem hôhen trôste,

wil ich der welte unlenge

daz strenge phat vil enge

mit arbeitlîchen dingen

zuo mînem schepher dringen

375

und lâzen dirre welte muot

umb daz iemer wernde guot,

daz iemer wert und niht zergât,

daz dir dîn lebn gevremdet hât

und allen, den diz süeze guot

380

benimt der welte unstaeter muot.

der welte unstaetekeit ist vil.

niemen kan an halbez zil

genennen ir unstaete grôz.

si lât in nacket unde blôz

385

mit jaemerlîcher armuot.

swer ir willen gerne tuot

dem gît si sûres endes zil,

dâ von ich sî nû lâzen wil,

wan ich hân den ze vriunde erkorn,

390

von des gebote ich bin geborn.

der vriunde sol ich mich begeben,

die man siht mit nîde leben

und in der welte armekeit.

mînen vriunden ist verseit

395

vîentlîches zornes nît.

sie lebent in vreuden zaller zît.

des liehtes lieht enzündet in

mit vreuden muot, sêl unde sin,

die ich ze mâgen hân erkorn.»

400

dô wart dem künege zorn.

 

Er sprach: «dû vil tumbez wiht,

haete ich dir geheizen niht,

daz ich lieze mînen zorn,

sô müesest dû hân verlorn

405

den lîp durch dîn unnütze spel.

dîn zunge ist worden dir ze snel.

dû hâst sô vil getoubet mich,

benamen, ich hieze brennen dich,

haetich ez niht verlobet ê.

410

dû tuost mînen ougen wê;

nû balde enwec, vil tumber man!»

dô schiet er trûreclîche dan,

daz er dâ niht gemartert wart.

er huop sich ûf sîne vart

415

in sînen walt, dâ er ê was.

swie er der marter dort genas,

er was doch marteraere genôz.

des küneges zorn der wart sô grôz,

daz er der niht genesen lie,

420

swaz er der liute gevie,

die kristen wâren worden.

nâch heidenlîchem orden

êrte er sîniu abgot.

daz was des tiuvels gebot.

425

disiu vorhte wîte erschal;

die kristen vluhen überal

von ir lîbes sorgen.

sie lâgen verborgen

in manegem holn steine

430

weltlîcher vreuden eine.

 

Dô vuogte sich nâch dirre zît,

daz des küneges grôzer nît

wahsen sêre begunde

den kristen. sâ ze stunde

435

ie harter man in wüeten sach.

wâ von aber daz geschach,

daz lât iu sagen, als ich ez weiz.

ein sîn vürste sich des vleiz

(der hiez Bârachîas,

440

der im der liebeste ie was),

daz er in sînen sinnen

began die lêre minnen

der heiligen kristenheit.

der was, als uns daz maere seit,

445

getriuwe, kiusche, milte.

sîn herze nie bevilte,

im waer mit triuwen niuwe

an staete manlîch triuwe.

in des glouben blüete

450

bluot er mit rehter güete.

ze gote was sîn minne starc,

daz er doch angestlîche barc.

vor dem lieben herren sîn

tet er den willen selten schîn:

455

er getorste imz nie gesagen.

nû reit er mit dem künege jagen

eines tages in den walt.

dirre stolze degen balt

vil gar vereinen began.

460

dô vant er ligende einen man,

dem was wol herzeriuwe kunt.

in hâte ein tier sô sêre verwunt,

daz im was daz gân verseit

von der wunden arbeit.

465

dô er vür wolte kêren,

er hôrte disen sêren

nâch im schrîen verre:

«kêr her, vil lieber herre!

und lâ durch rehte güete mich

470

armen man erbarmen dich:

vüere mich an etslich gemach.

swie mir sî daz leben swach,

ich wirde noch ze rehter stunt

dir lîhte ein saeleclîcher vunt.»

 

475

Dô kêrte er dêmüetlîche dan

zuo dem selben wunden man.

er dâhte helfen im durch got:

doch durch der vorhte gebot

versweig er got mit rede gar

480

und kêrte zuo dem wunden dar.

er sprach: «dû erbarmest mich.

ich wil hinnan vüeren dich;

durch guoter natûre wân

wirt dir gemach von mir getân.

485

got getorst er nennen niht.

der wunde man sprach: «der geschiht,

daz dû mich armen wunden

alsus hie hâst vunden,

des maht dû iemer wesen vrô.»

490

zuo dem wunden sprach er dô:

«waz vreut an dir mich, wer bistû?»

«daz wil ich dir sagen nû:

ich bin vil wîse, ich hân den sin,

daz ich arzât der worte bin.

495

den list bin ich gelêret:

wirt ein mîn vriunt versêret

mit worten, von den er hât leit,

dem büeze ich sô die siecheit

mit mîner guoter lêre,

500

daz er iemer mêre

bî sîner lebelîcher vrist

von dirre swaere genesen ist.»

dâ kêrte sich vil wênic an

der reine gotes dienstman.

505

der rede geloubt er kleine.

dô vuort er dan aleine

den siechen man an guot gemach,

dâ von im liebe sît geschach.

 

Des küneges Avenieres man

510

begunden sterken in daran

mit valschlîchem geraete,

daz er den übel taete,

die Krist ze gote nanden

und diu abgot niht erkanden.

515

sie kêrten alle enwiderstrît

an disen guoten man ir nît.

sie sprâchen zuo dem künege dô:

«herre guot, wie tuost dû sô,

daz dû sô minnest einen man,

520

der êren dir noch guotes gan?

dâ von dû schaden gewinnest.

er hazzet, swaz dû minnest.

im ist unmaere dîn gebot.

er minnet ouch der kristen got.

525

des lêre dich ie ringe wac.»

der künic dô sô sêre erschrac,

daz er sîn selbes nâch vergaz.

er sprach: «nû wie bevinde ich daz?»

dô sprach ir einer under in:

530

«dû maht vil schiere sînen sin

mit kündekeit bevunden hân.

dû solt in heizen zuo dir gân

und solt im sagen maere,

daz dû ein riuwesaere

535

wellest iemer mêre sîn

durch Krist vür al die sünde dîn;

dû sîst in grôzer riuwe.

mane in aller triuwe,

daz er sîne rîcheit gar

540

durch dich lâze und mit dir var:

sô weiz ich in alsô gemuot,

daz er ez benamen tuot.

bitestû es in durch Krist,

er tuot ez, ob er schuldic ist.»

 

545

Den edeln vürsten rîche

minte alsô herzeclîche

Avenier der künic hêr,

daz er vür ein herzesêr

dise rede nâhen truoc.

550

daz man sîn ze übele im gewuoc,

er dâhte, daz er waere betrogen,

der vürste waer durch nît verlogen.

des wart im zervarne gâch.

der rede er gie mit vlîze nâch,

555

daz si im rehte wurde erkant.

der herre schiere wart besant.

als in der künic komen sach,

heinlîche er zuozime sprach:

«lieber vriunt, nû hoere mich.

560

ich wil ein wênic wider dich

sprechen unde wil dir sagen

ein teil und mîner swaere klagen.

dû weist wol, waz ich leider hân

an guoten liuten missetân,

565

die kristen sint: daz ist mir leit.

nû wil ich die kristenheit

gelouben unde nemen an mich

und wil dich biten, daz dû dich

mit mir in daz selbe leben

570

zeinem müneche ruochest geben.

den ich vil leides hân getân,

den wil ich sus ze buoze stân,

und wil den heiligen Krist

ze gote erkennen, alse er ist.

575

nû rât mir nâch dirre sage

und sage mir, wie ez dir behage.»

 

Der herre was der rede vrô.

vür wâr verstuont er sich ir dô,

von jâmer weinde er sêre.

580

«mit saelden iemer mêre

müezestû vroelîch sîn,»

sprach er, «vil lieber herre mîn.

dîn herze dir den besten rât

mit witzen nû gegeben hât.

585

swie man daz himelrîche

erwerbe kumberlîche,

sô sol man ez doch suochen.

swer es wil geruochen,

der vindet ez, man lât in drin,

590

ob er sô reinet sînen sin,

daz er der welte werdekeit

durch got lât varn und sî hin leit:

dem gît ân ende iemer mêr

vreude ân allez herzesêr

595

mîn vil lieber herre Krist,

der got ân ende iemer ist,

mit iemer wernder krône.

bî dirre welte lône

merke, wie si zaller zît

600

wider einem liebe gît

sibenvalte swaere.

ir lôn ist wandelbaere,

der gotes lôn ân ende wert.

swer dirre welte lônes gert,

605

des lôn wirt anders niht wan klage.»

vil sêre erschrac von dirre sage

der rîche degen wol geborn.

im was diu rede an im vil zorn,

doch brâhte ers in niht innen:

610

er zurnde in sînen sinnen.

der herre sich dô wol verstuont,

alsô noch die wîsen tuont,

daz er alsus versuochet was.

der künec und Bârachîas

615

schieden von dem râte dô.

des zornes was der guote unvrô.

 

Von sînem herren balde gie

dirre guote vürste hie

mit sorgen in sîn hûs hin hein.

620

er waere worden gerne enein,

ob er mit witzen kunde,

wie er die liste vunde,

daz er mit wîsen sachen

möhte senfter machen

625

des küniges haz wider in.

daz kom sô sêre in sînen sin,

daz er dekeines slâfes phlac.

die naht er wol halbe lac

mit gedanken überladen:

630

er vorhte von dem herren schaden.

an jenen wunden dâhte er dô,

daz er gesprochen haete alsô,

daz er wortarzât waere

und kunde grôze swaere

635

von worten wol gebüezen

mit erzenîen süezen.

dô hiez er in zuozime komen.

er sprach: «dû hâst dich angenomen,

dû künnest worte arzât sîn.

640

daz solt dû lâzen werden schîn.»

«daz kan ich wol, ich lougens niht.

ich kan ez, swâ es nôt geschiht.»

«sô rât ze mînen sorgen mir!»

«nû daz tuon ich, waz wirret dir?

645

sag an! es wirt dir lîhte buoz.»

«dâ hân ich mînes herren gruoz

umb eine kranke schulde

verlorn und sîne hulde.

er sagete mir, er wolde sich

650

münechen. dô besante er mich

und bat mich, daz ich taete alsô.

des was ich herzeclîche vrô

unde stuont ze sînem gebote,

und begunde sterken in an gote.

655

einvalteclîche tet ich daz.

daz nam er vür grôzen haz,

daz ich wol waene, daz sîn zorn

mir habe sînen gruoz verlorn.»

 

Dô sprach aber der wunde man:

660

«vil wol ich dir gerâten kan,

wie dir wirt der sorgen buoz

und wie dû dînes herren gruoz

als ê noch baz erwerben maht.

dû solt dir an dirre naht

665

dîn hâr heizen snîden abe,

und solt alle dîne habe

von dir legen und dîniu kleit.

dû solt mit grôzer armekeit

in einem hemede haerîn

670

gân vür in als ein pilgerîn.

des nimt in michel wunder

und vrâget dich besunder,

waz disiu rede bediute.

sô sprich: ich wil dir hiute

675

erzeigen, lieber herre mîn,

daz ich dir wil getriuwe sîn.

sag an, bistû noch staete?

des dû mich gester baete,

des wil ich gerne volgen dir.

680

nû wol ûf! wildû mit mir,

ez sî rûch oder sleht,

ich wil dir alsam ein kneht

und dîn vil getriuwer man

iemer dienen swâ ich kan.

685

diz dunket in ein grôz geschiht.

als er dîne triuwe ersiht,

er hoehet dir iemêre

mit willen guot und êre,

wan er dir iemer deste baz

690

getrûwet und lât sînen haz.»

 

Der rât dûht in der beste.

der vürste muotes veste

sîn hâr vil hôhe vürder schriet,

als im dirre man geriet.

695

er lie belîben sîn gewant.

haerîn kleit leit er zehant

an sich. er gie vil drâte

zeʹdes küneges kemenâte.

als er begunde bôzen dâ,

700

man liez in vür den künic sâ.

der begunde in vrâgen dô:

«sag an, wie gâstû alsô?

diz hân ich vür ein wunder grôz,

daz dû gêst vür mich sô blôz.

705

sage mir, ob dir iht werre?»

«nein ez! lieber herre,

wan daz ich dir des willen dîn

gerne wil gehôrsam sîn

mit dienstlîchem gelimphe.

710

ich half dir ie ze schimphe,

nû hilf ich dir alrgernest,

sît ez gât an den ernest.»

dô wart dem künege niuwe

des werden vürsten triuwe.

715

er sprach: «dû waere mir verlogen.

sie hânt mich an dir betrogen,

die dich durch ir valschen nît

mir hânt geleidet zaller zît.

ich sol der triuwen lônen dir,

720

die dû hâst erzeiget mir.

ich wil dich iemer rîchen.

sie müezent mir entwîchen,

die dich sô vil gevelschet hânt

und mich ir leidens niht erlânt.»

725

den herren er dô êrte,

sîn guot erm vaste mêrte

und vuogte im hôher êren mê,

danne er gewunne bî im ê.

den valschen rât er von im treip.

730

an sînem zorne er noch beleip

sô staete, daz er dâ vor nie

der kristen groezern haz gevie.

sus genas der gotes degen.

sîn phlac der gotlîche segen,

735

an des trôst er sich lie,

dô sîn wort sîn herze enphie.

 

Dô des küneges grôzer haz

begunde ie baz unt baz

wahsen gegen der kristenheit

740

sîn irrekeit wart alsô breit,

daz er der genâden gotes

gar vergaz und sînes gebotes.

dô was unser herre Krist

der bezzer, als er iemer ist,

745

und hiez in sîner güete

mit saeldenrîcher blüete

von dornen rôsen springen,

mit süezer vruht vürdringen

daz honic von der wîden.

750

man mohte gerne lîden

von gote dise gâbe grôz.

dem selben lande zuo vlôz

der kristenheit ein sunnenglast,

von dem vreudebernden last

755

der kristen leben ie muoste tragen

mit vreuden gar bî sînen tagen.

der künic was der selbe dorn.

ich hân die heidenschaft erkorn

zuo dirre wîdn ungüete.

760

der komenden rôsen blüete

und des honeges süeze was

ein kint, des aldâ genas

des küneges Avenieres wîp.

ez wart nie kindesschoener lîp

765

in dem lande mê gesehen,

als ich die schrift hoere jehen,

dan diz vil saelden rîche kint,

von dem diu maere erhaben sint.

 

Der vater was des kindes vrô.

770

sîne boten sant er dô

den vürsten al gelîche

in sînem künicrîche

und hiez, daz rîche und arme gar

ze sînem opher koemen dar.

775

dô sach man die lantherren komen,

als in diu botschaft was vernomen.

ir opher brâhten si den goten.

als ez den armen was geboten,

die muosten ouch dâ zeʹopher gân.

780

als ieglîcher mohte hân,

darnâch muost er sîn opher geben.

des vreute sich des küneges leben,

als in des kindes liebe twanc.

sînen goten sageter danc,

785

daz im daz kint ie wart geborn.

er haete des vil wol gesworn,

daz erz solte hân von in.

(wie was ir herze unde ir sin

der zît sô gar betoubet?

790

waz hâte an in beroubet

beidiu sin, herz unde muot,

daz sie lîp, sêl unde guot

von einem bilde wolten hân,

daz als ein tier was getân,

795

und des nieman gedâhte,

des begunst volbrâhte

mit sîner gotlîcher kraft

himel und erde und alle geschaft?)

 

Des kindes namen schuof man sâ

800

mit der vürsten lêre aldâ:

Jôsaphât wart ez genant.

got leite sîne süeze hant

an daz reine kindelîn

und tet im sîne güete schîn

805

nâch dirre welte wunsche gar.

nû wâren von dem lande dar

vünf und vünfzic meister komen,

die alle wâren ûz genomen

an kunstlîchem prîse.

810

sie wâren alsô wîse,

daz in was von listen kunt

astronomîe und alle die stunt,

in den die sternen rihtent sich

in ir louflîchen strich.

815

die nam der künec an einen rât.

er sprach: «sît iuch gesament hât

mîn saeleclîchiu vreude her,

sô saget mir, daz ist mîn ger,

wie ez dem kinde sül ergân,

820

daz ich von mînen goten hân.»

dô sprachens alle gelîche:

ez würde saelden rîche

gewaltes unde guotes,

tugende und hôhes muotes;

825

ez gewunne rîcheit mê

dan alle sîne vordern ê,

und daz im solde sîn bereit

êre, saelde, werdekeit.

 

Dô sprach in einer under in,

830

der hâte künsterîchen sin

vür die andern alle:

«wie ez dir nû gevalle,

herre, des enweiz ich niht:

als mir der sternen louf vergiht,

835

als wil ich dich ez wizzen lân,

wie ez dem kinde sol ergân,

daz nû von dir geborn ist.

ez bejaget in sîner jâre vrist

vil saelden zühteclîche.

840

alhie diz künicrîche

sol im niht werden undertân;

ez sol ez umbe ein anderz lân,

daz tûsentvalte rîcheit

ob disem künicrîche treit.

845

der zweier guot ist ungelîch:

diz ist ein armuot, jenez rîch,

daz im zeʹerbenne ist bereit.

dû stôrtest ie die kristenheit,

die wirt er hoehende alle zît.

850

an kristenleben er sich begît

und wirt der kristen bluome

mit kristenlîchem ruome.

man wirt in kristen sehende

an Kristum wirt er jehende

855

gelouben unde toufes sîn.

sus ist ez umb daz kindelîn.

swer dir iht anders von im seit,

daz ist gar ein unwârheit.»

 

Der künic dô vil sêre erschrac.

860

diz maere er alsô hôhe wac,

daz im sîn vreude gar zersleif.

des meisters wort im hindergreif

sîner hoehsten vreuden zil.

dô gedâhte er liste vil

865

mit râte in manegen enden,

wie er diz möhte erwenden.

dô hiez der künic rîche

würken meisterlîche

einen wünneclîchen palas,

870

dar an sô vil gezierde was,

daz man es vür rîcheit jach.

dô man daz kint gewahsen sach

in der mâze an siben jâr,

in daz selbe hûs vür wâr

875

wart ez durch huote getân.

der künic hiez zuozim dô gân

liute, die sîn solden phlegen

und an rehter lêre wegen.

die schoensten liute, die man vant

880

gewahsen über al sîn lant,

die liez er bî dem kinde.

dô hiez er dem gesinde

mit drô gebieten an den lîp,

daz deweder man noch wîp

885

giengen in den palas,

wan sie, den ez bevolhen was.

 

Dâ bî gebôt er mêre:

swer kristenlîcher lêre

oder Kristes im gedaehte,

890

daz man im den braehte:

der müese lîden sâ den tôt.

der künic ouch dâ bî gebôt,

ob man under in dâ vunde

deheinen, der begunde

895

dâ bî in siechen, daz man in

ûz jagete von den andern hin

und einen gesunden braehte,

und niemen dâ gedaehte

dem kinde, daz ein ander leben

900

got der welte möhte geben.

er hiez daz alter in verdagen

und dem jungen kinde sagen,

daz ez solde iemer mêre

leben in solher êre.

905

er hiez, daz sie dekeine nôt

dem kinde nanden und den tôt

im niemer vürgeleiten

unde im dâ von niht seiten.

 

Nû wart im kunt getân,

910

man saehe in dem lande gân

kristen, die durch valschen list

ze einem gote nanden Krist.

dô hiez er in daz rîche sagen,

swer nâch den naehsten drin tagen

915

deheinen in dem lande dâ

vunde, er solde in brennen sâ.

diz gebôt er. ez geschach.

eines tages er gesach

zwêne reine müneche guot,

920

die truogen ouch vil staeten muot

an gotlîcher lêre.

dô zurnder an sie sêre

daz er sie in dem lande vant.

er hiez sie brennen sâ zehant,

925

dô sie daz urkünde gotes

truogen unde sîns gebotes.

sus tet vil angestlîchiu leit

Avenier der kristenheit

vil und mê bî sînen tagen,

930

danne ich iu hie welle sagen:

er treip sie algelîche

von sînem künicrîche.

 

Als mir daz maere gesaget hât,

der edele guote Jôsaphât

935

in sînes vater huote was

behalten ûf dem palas.

sîne meister lêrten in

zuht und hovelîchen sin,

wol gebâren, kiusche wesen,

940

mit witzen an den buochen lesen

und reine küneges milte hân,

ungevüege site lân,

unzuht lâzen unde spot.

sîner meister gebot

945

im sô gar ze herzen kam,

daz er in sîne sinne nam

von sîn selbes muote

die lêre in sîne huote.

sîn angeborniu hôhiu tugent

950

kund im daz herze in sîner jugent

ze solhen tugenden kêren gar,

daz es die meister nâmen war.

den wart in rîcher wîsheit

von im vil dicke vür geleit

955

meisterlîcher rede genuoc.

von grôzen sinnen, die er truoc,

lêrt in sîner witze hort

vürbringen sinnerîchiu wort,

mit den sîn wîslîchiu kraft

960

sîner lêrer meisterschaft

von ir sinnen jagete.

dô man dem künege sagete,

daz im sô hôhiu wîsheit

von rîchen sinnen waere bereit,

965

es nam in dicke wunder

und die meister al besunder.

sie vreuten sich der wîsheit.

dem künege liep unde leit

was ez und dicke swaere

970

durch jenes meisters maere.

 

Der künic hiez die meister dô,

daz sie in swaere und aller drô,

diu in möhte beswaeren,

erliezen und verbaeren.

975

des wâren sie im gehôrsam.

daz kint in sîne sinne nam,

wâ von daz geschaehe,

daz in niemen saehe,

wan dem ez der künec gebôt.

980

des hâte er ofte manege nôt,

wen er des vrâgen möhte.

er dâhte, daz niht töhte

vrâgen es den vater sîn.

«swaz mir tuot der vater mîn,

985

daz tuot er niht wan durch guot.

ouch vürhte ich, daz ich sînen muot

vrâgende beswaere,

vrâgich in dirre maere,»

dâhte der junkherre dô.

990

dâ bî begunde er denken sô:

wer mit sô rîchem werde

des himels und der erde

sô gewaltic möhte sîn,

daz der liehten sunnen schîn

995

tages schîne und nahtes niht.

in dûhte ein wunderlîch geschiht,

wâ von diu vinster trüebe

sich ie des nahtes hüebe

und ie der tac waer alsô klâr

1000

und beidiu zît, stund unde jâr

sô wehsellîche liefen hin.

daz nam er in sînen sin

und leite sînen meistern vür

wîse vrâge in vremeder kür,

1005

ob der geschephede orden

waer von im selben worden,

oder ob ez waere gemachet sô:

des hâte er manege vrâge dô.

 

Nû was bî im ein wîser man.

1010

dô er des künde êrst gewan,

er nam sîn heinlîcher war

dan ander sîner meister gar.

zuo dem saz er an einem tage.

er sprach: «vil lieber meister, sage

1015

ein wênic, des ich vrâge dich,

durch mich, und bewîses mich.»

«daz tuon ich gerne, lieber man.»

«lieber meister, sô sag an

(daz ich dich iemer mêre

1020

nâch dînem willen êre,

ob dû mir seist die wârheit):

durch waz hât an mich geleit

mîn vater söliche huote?

des was mir ie ze muote,

1025

daz ich es haete gerne dich

gevrâget: nû bewîse es mich.»

der vrâge erkom der meister dô.

doch gedâhter im alsô:

«diz kint hât sô grôze tugent,

1030

ez ist in wahsender jugent:

tragich im heinlîchen muot,

daz ist mir iemer mêre guot.

ouch ist der vater im sô holt,

swer sîne vriuntschaft verscholt,

1035

der tuot sînen willen wol:

dar umbe ich im ez sagen sol.

beginnet er mir heinlich sîn,

daz vrumt mir an den saelden mîn.»

 

Er sprach: «herre, ich wil dirz sagen.

1040

dîn vater hât bî sînen tagen

gehazzet al die kristenheit,

vil grôzen zorn an sî geleit

durch einen got, der heizet Krist,

der ein vil werder got in ist.

1045

sie jehent, daz er der himel phlege

und daz vür alle krefte wege

sîn kraft, sîn hôhiu gotheit,

und daz sîn witze hât bereit

nâch gotlîchem werde

1050

beidiu himel und erde.

diz ist dînem vater zorn.

dô dû wurde geborn

er ladete wîse meister her

von disem lande. die hiez er

1055

an der sternen loufe ersehen,

waz an dir solde nû geschehen.

dô wart im von dir geseit,

daz dû soldest die kristenheit

an dich nemen und den touf,

1060

unde umb iemer wernden kouf

alhie diz künicrîche lân.

dir würde ein lant undertân,

des rîcheit groezer waere.

daz was dem künege swaere

1065

und hiez durch daz behüeten dich.

der liute rede ist mislich.

diz ervorhte er sêre

und dâhte maneger lêre,

wie er die liste erdaehte,

1070

daz er dich hievon braehte.»

 

Do began der junkherre

gedenken harte verre

nâch wâne in sînen sinnen

ze kristenlîcher minnen.

1075

got tet an im genâde schîn:

er sante im in daz herze sîn

des heilegen geistes güete

sô gar, daz sîn gemüete

beleip in reiner staetekeit,

1080

als iu wirt her nâch geseit.

nû kam der vater dicke dar

und nam des junkherren war,

wan er im herzeliebe jach

und in mit willen gerne sach.

1085

an einem tage er zuozim gie.

der junkherre in vil wol enphie;

den rîchen künic alsus bater:

er sprach: «sage mir, lieber vater,

wie tuost dû mir nû lange sô,

1090

daz dû machest mich unvrô,

daz ich in klagender swaere bin?»

erkomenlîche sach an in

der künec. er sprach: «vil liebez kint,

hânt dich beswaeret, die hie sint,

1095

benamen, sun, daz riche ich dir!»

«vater, sie getâten mir

nie niht wan ze guote.

mir tuot dîn strengiu huote

leide zallen stunden.

1100

dû hâst mich sô gebunden

daz ich als ein gevangen lebe

und in vil kleiner wünne swebe.

 

«Daz tet ich, sun, niht wan durch daz:

die liute tragent grôzen haz,

1105

mit zorne vrevellîche site:

dâ trüebent sie einander mite.

liebez kint, dâ von woltich

gerne wol behüeten dich,

wan ich wil, daz dû iemer mê

1110

belîbest sô, daz dir niht wê

von sorgen ûf der erde

noch von unmuote werde.»

«daz mac niemer sus ergân:

wan ich sô grôze swaere hân

1115

von dirre huote, daz mîn leben

alle vreude muoz begeben.

ich wolde gerne vür diu tor

und sehen, waz dâ waere vor.

mit leide ich bin besezzen

1120

sô daz mir trinken, ezzen

niht gevuoren mac den lîp.

ich wolde man und dar zuo wîp

und ander dinc vil gerne sehen,

möht ez mit dîner gunst geschehen.»

1125

als er der rede gap ein zil,

der künic hâte sorgen vil,

wie er mit vuoge taete

des sîn kint in baete.

er dâhte: «ich vüege im herzeleit,

1130

wirt im diu bete alhie verseit:

sô mac mir wol ze leide ergân,

ob ich ez tuon, daz ist mîn wân.»

er sprach: «sun, ich wil durch dich

diz tuon, sît dû es gerst an mich.»

 

1135

Dô er der bete entwichen was,

dô hiez er vür den palas

schoeniu ors und rîchiu kleit

mit küniclîcher rîcheit

dem junkherren dar bringen.

1140

do began sîn herze twingen

sîn zuht, sîn angeborniu tugent,

die er truoc in süezer jugent,

alsô zühteclîcher site,

daz er sich sô liebte mite,

1145

daz man in wîte prîste

und daz er an sich wîste

der liute vriuntschaft unde gunst.

diu mâze wag im rehte kunst

gên dirre welte und ze gote

1150

nâch des wunsches gebote.

dô reit er her unde dar.

der künic hiez die sîne gar,

die in hâten in ir phlege,

daz sie sîn huoten ûf dem wege,

1155

daz er iemer gesaehe

dekeine sache smaehe

und niemer vür in kaeme,

swaz waere widerzaeme.

swaz schoene was und wolgetân,

1160

daz hiez er in schouwen lân.

er hiez im machen vreuden vil

mit maneger hande seitespil,

daz er bî vreuden waere:

sus huote er sîn vor swaere.

 

1165

Mit disen dingen was behuot

Jôsaphât, der knappe guot,

von leide bernder angesiht,

daz er bevunde leides niht,

dâ von im wüehse herzeleit.

1170

eines tages er ûzreit.

dô vuogte sich, daz er gesach

zwêne man, der ungemach

was von hôher siecheit

ein iemer werndez herzeleit.

1175

der eine miselsühtic was,

der ander blint, als ich ez las.

der knappe erschrac und wart unvrô.

zuo den gesellen sprach er dô:

«kêrent her, seht, waz hie gê!

1180

ich hân gesehen, daz ich nie mê

gesach sô leiden aneblic.

des hât mir einen grôzen schric

mit vorhte ir ungetânez leben

von ir angesiht gegeben.

1185

sie sint sô smaehlîche getân:

ich wolte gerne künde hân,

waz in geschehen waere.»

daz was den sînen swaere:

sie wolten im ez hân verseit:

1190

daz er sie sach, daz was in leit.

 

Ir einer under in dô sprach:

«der smaehen siecheit ungemach

genuogen liuten sô geschiht,

daz sich an in tempert niht

1195

ir natûre complexiô.

der übervluz ez vüeget sô,

daz ir natûre verirret wirt.

der übervluz an in gebirt,

daz ir kraft muoz verderben,

1200

und ir matêrje ersterben.

sô vüeget sich diu blintheit

ouch von maneger arbeit.»

der knappe sprach: «ir sult mir jehen,

mac allen liuten diz geschehen?»

1205

«allen liuten? nein ez, niht!

an swem aber diz geschiht,

als ich dir hân hie vor geseit,

an dem wirt diu siecheit.»

«sît ez nû allen liuten niht

1210

geschehen sol: den ez geschiht,

künnen die den tac versehen,

wenne ez an in sol geschehen?»

«nein ez, wan dekein man

rehte vor wizzen kan,

1215

waz im her nâch geschehen mac.

dirre kumberlîche slac

kumt sô verstoln ûf den man,

daz sich nieman behüeten kan.»

der vrâge Jôsaphât gesweic.

1220

daz houbet im dô nider seic.

der schric was im ze herzen komen,

dâ von im vreude wart benomen,

daz er an disen beiden sach,

daz herzeleit und ungemach

1225

der welte brichet vreuden vil,

als ez got vüegen wil.

 

Dar nâch dô mit gewonheit

Jôsaphât ze velde reit,

daz er mit willen selten lie,

1230

ein alter man im wider gie,

der was unmâzlîchen alt.

daz alter hâte in ungestalt

gemachet, als ez an im schein.

im wâren arme unde bein

1235

swarz, gerumphen. dirre man

truoc in dem munde niender zan.

der alte was von alter grâ;

an sînem lîbe hie unt dâ

muostim diu hût von alter wesen

1240

mit grôzen runzeln überlesen.

swenn er iht sprach deheine stunt,

sô viel zesamene im der munt.

vil nôtlîch er vürbrâhte

daz wort, als ers gedâhte.

1245

dô sprach der junge Jôsaphât:

«waz wirret disem, der hie gât?

sô jaemerlich ist er gestalt.»

sie sprâchen alle: «er ist alt.»

«wâ von ist im geschehen daz?»

1250

«von alter gar.» «nû sagent, waz

alter sî.» «daz sagen wir,

vil lieber junkherre, dir.

 

Alter ist genant ein zît,

an dem vil jâre menige lît.

1255

swie des mannes leben stât,

daz alter in niht ledic lât.

den siechen den gesunden

wehset zallen stunden

des alters kraft in sîner maht.

1260

ez sî tac odr ez sî naht,

der man slâfe oder wache

mit senfte, mit ungemache

wehset ie des alters zît.

swem ê der tôt niht endes gît,

1265

der muoz daz alter, daz ist wâr,

dulten. ob er manegiu jâr

lebet, sô drucket ez in nider

und lât in niht komen wider.

ez swendet alle sîne kraft,

1270

biz dan des tôdes meisterschaft

an des alters ende kumt

und den lîp ze nihte drumt.»

«geschiht diz allen liuten?

daz sult ir mir bediuten.»

1275

«jâ, niemen ez erwenden kan,

ez sî wîp oder ez sî man,

wîse rîch oder hêre,

daz ez guot oder êre

schoene, zuht oder tugent

1280

behüeten müge, ie nach der jugent

zergê sîn kraft, sîn lîp werde alt.

dirre welte grôz gewalt

kan daz niemer understân,

daz leben müeze ein ende hân

1285

mit tôde in des alters zît.

diz wizzest âne widerstrît!»

 

«Nû sult ir mich wizzen lân,

sît ez kan niemen understân

mit witzen noch mit hêrschaft,

1290

wie lange mac in sîner kraft

ein man belîben âne nôt,

daz in daz alter und der tôt

von sînen kreften dringe niht?»

«ob einem man sô wol geschiht,

1295

daz er gelebet ahtzic jâr

oder hundert al vürwâr,

sô muoz sîn kraft, sîn lîp, sîn leben

disen beiden sich ergeben.

ir lebet vil wênic an daz zil.

1300

der liute ist leider niht ze vil,

der lebendiu kraft biz dar gestê:

sie müezen leider sterben ê.»

«wie geschiht dem, der stirbet?»

«sîn lîp sô gar verdirbet,

1305

daz er niht wan ein asche wirt.

der site nieman verbirt:

swaz lebet, daz muoz ersterben.

ez muoz ouch gar verderben,

swaz dû sihst oder iemen siht,

1310

daz kan erwenden niemen niht.

hievor kan nieman genesen.

ez ist ein erbe an uns gewesen

von unsern altvordern gar:

die sint gevarn vor uns dar,

1315

wir alle müezen nâch in komen:

des wirt niemen ûzgenomen.»

 

Der knappe wîse unde guot

nam in sînes herzen muot

die rede und ouch die lêre.

1320

er begunde siuften sêre.

er sprach: «owî, owê der nôt,

daz dirre welde gît der tôt

nâch liebe ein endelîchez leit!

diu welt ist gar ein üppekeit.

1325

owê mir armen unde owê!

muoz ich nâch dirre selben ê

mit dem tôde ouch sterben,

wie sol ich danne werben?

owê, swenn ich verdirbe

1330

und an dem lîbe erstirbe,

wer gedenket danne mîn?

owê! sol aber iender sîn

ein ander welt, in der ich lebe,

diu leben mir nâch tôde gebe,

1335

oder sol ich sô verderben

und alsô gar ersterben,

daz von mir niht werde

wan ein blôziu erde?

waz bin ich denne, waz sol ich?»

1340

alsus begunde er klagen sich.

dem tet er niender doch gelîch:

ze allen zîten vreudenrîch

was er, sô ez der vater sach.

diz verborgen ungemach

1345

truoc er sô, dêr niemen vant,

dem erz mohte tuon erkant.

 

Dô bat er aber zuozim gân,

von dem ich ê gesprochen hân,

den heinlîchen meister sîn.

1350

er sprach: «vil lieber meister mîn,

tuo mir eteslîchen rât.

mîn herze grôze swaere hât

dâ von, daz ir mir sagetet ê,

daz dirre welte lîp zergê

1355

mit leitlîches endes zil.

hie von dulte ich sorgen vil.

ist nâch dem tôde ein ander leben

oder wirt dem lîbe ein zil gegeben,

daz sîn gehügede ersterbe,

1360

sîn leben sô gar verderbe,

daz man sîn niemer mêre

gedenke in lebender êre?

daz sage, vil lieber meister, mir.»

«wesse ich ez, ich saget ez dir:

1365

ez ist mich als dich verdaget.

nû hân ich dir doch ê gesaget,

daz dîn vater grôzen haz

treit der kristenheit. durch daz

sie hie von hânt sô vil gesaget,

1370

durch daz hât er sie verjaget,

her umbe er sie verderben hiez,

von disem lande er sie verstiez

durch disiu selben maere.»

dô wart des knappen swaere

1375

gar nâch dirre lêre breit.

in dûhte gar ein üppekheit

dirre weltlîche ruom,

ir leben, ir êre, ir rîchtuom.

 

Diz begunde erbarmen

1380

den got, der uns vil armen

geschuof unde werden hiez.

diz süeze herze er niht verstiez,

daz sîne dêmüete

mit süezer mannes güete

1385

suochte gar unkuntlîche.

des sin daz himelrîche

vorderte, er enwesse wâ:

dem sante er sînen boten sâ,

der in mit der gotes phlege

1390

wîsen solde ûf rehte wege.

wer der waer, daz lât iu sagen.

Ez was dô bî den selben tagen

ein guoter riuwesaere,

reht unde unwandelbaere,

1395

der beidiu muot und gedanc

ûf gotes dienest sêre twanc.

diz was ein münich guoter.

wer vater oder muoter

waere, des enweiz ich niht.

1400

daz maere mir von ime giht,

er waere ein guoter man in gote.

sîn herze was in gotes gebote

mit güete dicke erwachet.

er hâte im gemachet

1405

ein zellelîn, dâ er beleip,

dô Kristes lêre in vertreip

von dirre welte wünne.

lîp, guot unde künne

liez er allez varn durch got

1410

und was gesîn durch sîn gebot

in einer insel manic jâr:

diu was geheizen Sennââr.

dô er in sîner zelle was,

durch got dâ sanc unde las

1415

nâch priesterlîchem rehte,

dem reinen gotes knehte

wart von gote kunt getân,

daz er des niht solde lân,

er vüere in Indîâ daz lant,

1420

und taete gotes wort bekant

mit des gelouben râte

dem jungen Jôsaphâte.

 

Barlââm was er genant.

der selbe gotes wîgant

1425

hât ê ze manegen stunden

dicke wol bevunden,

daz Avenier der rîche

den kristen algelîche

trüege al ze grôzen haz.

1430

ein teil er im die vorhte entsaz

von menschlîcher broedekeit.

sîn orden wart hin geleit,

von der hoehe er nider trat

mit kleide an weltlîche stat.

1435

er gie von sînem walde

zuo einem schiffe balde.

darinne vuor er sâ zehant

hin in Avenieres lant

und sagete dâ ze maere,

1440

daz er ein koufman waere

und trüege sînes herren krâm.

dâ was der wîse Barlââm

lange, daz er niemen vant,

dem sîn geverte wurde erkant.

1445

nû gienc er vür den palas,

da der junkherre ûffe was;

er gestuont an eine stegen.

der sîn hâte dar gephlegen,

got, der phlac sîn vürbaz.

1450

nâch sînen saelden vuogter, daz

des junkherren meister kam,

zuo dem er zallen zîten nam

heinlîchen rât mit wîsheit,

als ich iu hân hie vor geseit.

 

1455

Er hâte daz ê wol ervarn,

daz Jôsaphât, der saelden barn,

deheinem was sô heinlich:

zuozim huop er balde sich.

er sprach: «herre mîn, vernim!»

1460

er stuont stille: er gie zuozim.

«waz wil dû mîn?» «daz sage ich dir.

ich hân brâht dâ her mit mir

krâm, den lieze ich gerne sehen

den junkherren, möhtez geschehen.»

1465

«nû waz krâmes hâst dû hie?»

«einen stein, daz ouge nie

sô edel stein wart erkant.

dô sprach der meister sâ zehant:

«lâ sehen! wie ist der stein getân?

1470

der steine ich guote künde hân

und kan ir kraft erkennen wol.»

«den stein niemen sehen sol,

des lîp deheinen wandel treit.

er sol vor aller valscheit

1475

sîn herze hân gereinet gar.

swer wil des steines nemen war,

der sol sich wandels hân behuot.

der stein ist bezzer danne guot;

ich nenne ein teil der sîner kraft.

1480

wirt mit dem tiuvel behaft

ieman, den tuot er erlôst.

swer lebet in swaere sunder trôst,

dem gît er vreude und troestet in.

hât ouch iemen touben sin,

1485

dem gît er bî wîser kunst

rîche sinne unde vernunst.

er tuot ouch ûf diu ôren

den ungehoerenden tôren

und gît den stummen wîsiu wort,

1490

den herzen vreuderîchen hort.»

 

Der meister sprach «dîn stein ist guot.

an dir zeiget mir mîn muot,

daz ich wil muoz unde sol

gelouben dînen worten wol:

1495

dû bist geloublich getân.

doch triuget mich ein teil mîn wân,

swie dû sîst geloubhaft:

edel steine in grôzer kraft

und rîche gimme ich hân gesehen,

1500

vil mê dannich dir welle jehen:

doch hân ich her von kindes jugent

alsô gelebet, daz ich die tugent

vernam von steine nie sô rîch.

im wart nie steines kraft gelîch.

1505

er zaeme wol herren edelkeit,

ist ez als dû hâst geseit.

doch muoz ich in ê gesehen,

ê daz ich iht welle jehen

sîner kraft dem herren mîn.

1510

dû maht wol vil geniezen sîn:

mîn herre in giltet tiure dir,

gevellet er im unde mir.»

 

Barlââm sprach: «dû seist wâr.

dû verendest dîniu jâr,

1515

daz dir niemer krâm dekein

wirt erkant noch bezzer stein.

ez ist an disem steine

ein grôziu kraft, niht kleine:

unkiusche mac in sehen niht.

1520

swer hât gebresten an der gesiht,

siht in der vrävellîchen an,

der kan gescheiden niemer dan,

daz sehn werd im verkrenket,

sîn vreude gar versenket.

1525

die gesiht muoz er verliesen,

wil er in alsus kiesen.

ich sihe wol, dîner ougen glanz

ist volleclîche an dir niht ganz.

des wil ich schuldic werden niht

1530

an dîner ougen gesiht.»

der meister sprach zuozim dô sâ:

«hab dir den stein und lâz in dâ,

wan ez ist als dû nû gihst

unde an mînen ougen sihst.

1535

dar zuo hân ich ouch sünden vil,

dâ von ich in niht sehen wil.

ich tuon in mînem herren kunt,

der hât vil tugent; im ist gesunt

herze, lîp, muot unde gesiht:

1540

an dem wirret ime niht.

gesiht er in, er wirt sîn vrô!»

von Barlââme gienc er dô

und seite dort, wie ez ergie,

von dem steine, als ich iu hie.

 

1545

Die rede er weltlich verstuont,

als ie diu kint der welte tuont.

der bezeichenunge hort

erkande er niht. diu selben wort,

als er im seite, diu seit er.

1550

dô was des junkherren ger,

wie er gesaehe disen man.

sînen meister santer dan

nâch dem wîsen Barlââme

und nâch dem rîchen krâme.

1555

er gie nâch im, aldâ er was,

und vuorte in ûf den palas.

als in Jôsaphât ersach

unde gruozes im verjach,

des heilegen geistes lêre

1560

begreif in alsô sêre,

daz er begunde brinnen

vil sêre in gotes minnen.

den meister hiez er vürder gân.

er sprach: «guoter man, ich hân

1565

gehôrt von dînem steine,

wie edel und wie reine

sî dîn stein, wie rehte guot.

lâ mich in sehen. ich hân den muot,

daz ich in tiure gelten wil,

1570

sît daz er krefte hât sô vil,

als mir ist von im geseit.»

«herre, dîner edelkeit

gezaeme niht, daz ich dich trüge

und an sô grôzen dingen lüge.

1575

süezer man, swennich an dir

den muot bevinde, daz dû mir

vernemen wilt die edelkeit,

die er bezeichenlîche treit,

und waz im krefte ist anbehaft,

1580

sô sage ich dir von sîner kraft.

ê daz ich underwîse dich,

wie sîn kraft ist bezeichenlich,

sô dunket ungevüege dich,

wie er ist bezeichenlich.

 

1585

Mîn herre, der mich hât gesant

mit sînem krâme in ditze lant,

des wort sol ich dir künden,

dich wîsen von den sünden,

ob dû wilt lêre râmen.

1590

er sprach: Mit sînem sâmen

gie ein man ûz drâte.

dô er den sâmen sâte,

sîn viel ein teil ûf herten stein.

wan dâ niht bernder vrühte schein,

1595

in âzen vogel und truogn in hin:

alsus verdarp dâ der gewin.

der ander sâme in dorne kam.

der dorne dicke im gar benam

die bernden vruht, daz si verdarp.

1600

des dritten sâmen korn erwarp

hundertvaltes nutzes vruht:

der viel in viuhte genuht

und brâhte hundertvalten hort.

der sâme ist daz gotes wort:

1605

vil wîte man daz saejen siht,

daz ez doch wuochers bringet niht.

der dâ viel ûf herten stein,

daz ist ein herze, daz ie schein

in hertem gemüete

1610

gên rehtes wuochers güete.

die vogel, die ez truogen hin,

daz ist boeser liute sin

und des hellewarten rât,

der guotes niht geschehen lât.

1615

rîcheit, wîp, vriunde, kint

genennet zuo den dornen sint,

von den vil kûme selten iht

guotes iht durch got geschiht.

 

Diu dritte bernde genuht,

1620

diu mit hundertvalter vruht

zehenzicvalten wuocher bar,

daz ist ein herze, daz sich gar

mit guoter werke staetekeit

ûf gotes dienst hât bereit.

1625

vindich an dir den selben muot,

sô saeje ich mînen sâmen guot

mit lêre in daz herze dîn

und tuon bezeichenlîche schîn

dir des steines edelkeit,

1630

von dem ich dir hân geseit.

ist dîn herze steinîn gar

und dornic, ob ich saeje dar

guotes sâmen gewin:

wil dû hân sô kranken sin,

1635

daz dû lîhte maht verzagen

und den sâmen hin lâst tragen

die vogele, die ich hân genant:

sô bin ich sô niht ûz gesant,

daz ich in nâch unwerde

1640

werf in unberhafte erde.

ich hân dir vil gestrichen nâch.

mir was her nâch dir sô gâch,

daz ich mit arbeitlîchen siten

vil kumbers hân durch dich erliten,

1645

daz ich diu dinc dir sagete alhie,

diu dû vernaeme vor mir nie.

ich gedinge an dînem muote,

daz er sich nû ze guote

mit bezzerunge kêre

1650

nâch mîner worte lêre.»

 

Dô sprach der guote Jôsaphât:

«mîn herze nû vil lange hât

einen harte vremeden sin,

von dem ich bekumbert bin.

1655

ich hoere willeclîche dich

und dinge, daz dû wîsest mich

eteslîcher maere guot,

dar nâch nû lange ranc mîn muot.

ich wil dir waerlîche sagen,

1660

daz ich nû lange hân getragen

gedanke manege stunde,

von den niemen kunde

ze rehte wol gescheiden mich.

ein viur hât enbrennet sich

1665

sô sêre in mînen sinnen,

daz sîn vil staetez brinnen

an mir niht erwinden wil.

daz vüeget mir gedanke vil,

der niemen mich bescheiden kan.

1670

hôrte ich einen wîsen man,

der guote rede mir seite

und reiniu wort vür leite,

dem wolde ich volgen gerne.

swaz ich von dir gelerne

1675

guotes, des enlâze ich niht:

des mir der muot mit staete giht.

sî dir solher rede iht kunt,

der wîse mich alhie zestunt

durch dînes herren willen nû.

1680

dô mir wart geseit, daz dû

kaeme alher, des was ich vrô,

und dâhte in mînem muote alsô:

dû kundest wol gesagen mir

alle mînes herzen gir,

1685

und hiez durch daz dich zuo mir lân.»

«herre, daz was wol getân,

daz dû niht versmâhtest mich.

dîn edel herze wîste dich,

daz mich dîn edelkeit, dîn guot

1690

niht versmâhte durch mîn armuot.

 

Des wil ich dich gelîchen

einem künege rîchen,

der was edel und saelden rîch.

niender lebete sîn gelîch

1695

an milte, an dêmüete.

daz zeigte wol sîn güete,

dô er eines tages reit

mit küniclîeher rîcheit,

als ez gezimet küneges siten.

1700

sîne vürsten mit im riten

in grôzer wirde. dô sach er

ûf der strâze gên dort her

zwêne kumberhafte man,

die truogen ärmeclîchen an

1705

dêmüeteclîchiu krankiu kleit,

niht von hôher rîcheit.

die wâren mager und harte bleich.

des küneges muot von hoehe weich

in senfte dêmüete.

1710

durch sîne grôzen güete

viel er nâch dem gruoze

den beiden dâ ze vuoze.

munt, hende unde vüeze

kust in der herre süeze

1715

durch sîner tugende edelkeit.

er sach wol, daz ir arbeit

was sô grôz durch gotes gebot.

daz was al der sînen spot:

sie sprâchen alle: «ez missezimt,

1720

daz unser herre alsus benimt

der krône sô grôz êre:

daz swachet in vil sêre!»

von in wart solher rede genuoc.

ir ieglîcher nâhe truoc

1725

die selben rede vil tougen.

under des küneges ougen

getorsten sie im die geschiht

verwîzen offenlîche niht.

 

Nû hâter einen bruoder dâ,

1730

den bâten die lantherren sâ

den künic refsen, daz er ie

diz dêmüetlîche dinc begie,

daz im gienge an sîn êre.

des rafst in dô vil sêre

1735

der bruoder, wan der vürsten haz

was gên im vil grôz durch daz

im diu sache was geschehen:

man müeste in zornic hân gesehen,

möht ez mit vuoge sîn getân.

1740

durch unvuoge muoste erz lân.

doch dâht er: ich lône dir,

hâstû vergâhet dich an mir.

nû hâter eine gewonheit:

ob im iemen tet ein leit,

1745

dâ von er solte sîn verlorn,

dem hiez er ein herhorn

des nahtes blâsen vor der tür.

daz er den lîp durch reht verlür,

daz wart gekündet im hie mite.

1750

daz was des selben küneges site.

nû hiez er sînem bruoder dô

künden sînen zorn alsô,

daz er den lîp und daz leben

des andern morgens solte geben

1755

durch jene grôze schulde breit.

dô wuohs dem bruoder herzeleit.

er bereite sich darzuo,

als er des andern morgens vruo

solde hân verlorn den lîp.

1760

kint bereiter unde wîp.

des nahtes gap er in sîn guot,

als man noch gên dem tôde tuot,

sô daz ende nâhen sol.

er was des nahtes leides vol.

 

1765

Vruo an dem andern morgen

kom er mit grôzen sorgen,

mit kinden und mit wîbe.

diu truogen an ir lîbe

mit grôzen riuwen armiu kleit

1770

durch ir trûreclîchez leit

gên des herren ende.

sie wunden sêre ir hende,

vil riuweclîche ir klage was.

vor des küniges palas

1775

wart an deme selben tage

durch den herren grôz diu klage

mit jaemerlîchen dingen.

dô hiez der künic bringen

sînen bruoder dar vür sich.

1780

er sprach: «vil tumber man, sît dich

sô sêre erschrecket hât der tôt,

dô dîn bruoder dir enbôt,

dem dû nie getaete leit,

dir waer des tôdes zil bereit,

1785

dô hâtestû dich schiere bewart

ûf des lîbes hinevart:

dû hâtest vorhtlîche klage.

nû hâst dû bî dir alle tage

gewissen boten umb den tôt.

1790

dîn schepher dir nû lange enbôt

des tôdes zil, und weist des niht,

wenn sîn kraft an dir geschiht.

dar ûf hâstû dich niht bereit:

daz tuot dîn michel tumpheit.

 

1795

Dînen tumplîchen site

hân ich gerefset hie mite

und ouch dîn grôz verkêren,

daz dû mich saehe êren

die rehten boten mînes gotes

1800

und sînes gewissen gebotes,

der vor mir den komenden tôt

mit ir gebaerden enbôt.

ir lîp vil guotes worhte

mit vlîze in gotes vorhte

1805

gên des gewissen tôdes zît,

der allem lebene ende gît.

nû solt dû heim ledic varn

und zallen zîten dich bewarn,

daz dû küneges dêmuot

1810

gerefsest iemer, si ist guot.

vil wol ich ouch gerefsen kan,

die dich gewîset hânt her an.»

der bruoder schiet dô sâ zestunt

wider heim von im gesunt.

1815

dô hiez der künic schiere

machen schrîne viere

durch sînen wîslîchen muot.

zwêne hiez er machen guot

von golde und von gesteine

1820

mit edelem werke reine.

er hiez ûf ietwedern schrîn

vil grôze spangen güldîn

und slôz von golde rîche

würken meisterlîche.

1825

dô diu vaz mit rîcheit

wâren, als er hiez, bereit,

wol bedaht und wol beslagen,

dô hiez er in die schrîne tragen

tôten gebeine,

1830

ervûlet unde unreine.

den was daz âs mit swacher kraft

an daz gebeine behaft,

daz als unreines smackes phlac,

daz den ängestlîchen smac

1835

verdulten niemen mohte,

von siecheit, als ez tohte.

 

Der ander ietweder schrîn

was niht wan einvalt hülzîn,

die man gezierde gar erliez.

1840

mit klebe er sie bestrîchen hiez,

man lie sie gar unwaehe swarz,

er hiez dran legen niht wan harz.

in die selben schrîne dâ

hiez er tragen arômatâ,

1845

mirren, balsem, alôê.

man truoc ouch drin gesteines mê,

von golde groezer rîcheit,

dannich von jenen hân geseit.

er hiez umb ietwedern schrîn

1850

ein krankez seil haerîn

binden, daz vil ringe was.

dô truoc man ûf den palas

die schrîne zuo einander dar.

dô sante er nâch den vürsten gar.

1855

er sprach: «schouwent mîniu vaz,

welhez gevellet iu hie baz?»

dô jâhens algelîche,

diu vaz waeren sô rîche,

daz man des rîches krône

1860

behielte drinne schône.

(der ander zweier niemen gert,

wan die sint kleiner dinge wert.)

 

Der künic sprach: «diz weste ich wol.

ich weiz iuch solhes willen vol,

1865

daz iuwer grôziu tumpheit

mir anders haete niht geseit.

nû wil ich iuch lâzen sehen,

wie ir diu dinc künnent spehen:

daz seht an disen schrînen!»

1870

dô hiez er vor den sînen

die guoten schrîne ûf sliezen,

die solhen smac ûz liezen,

daz von sîner unreine

den liuten algemeine

1875

vil nâch entwichen was ir maht.

sus was der valsche hort bedaht

und diu vil grôze unreine

mit golde und mit gesteine.

dô man die andern schrîne ûf slôz,

1880

dô wart der süeze smac sô grôz,

daz der unreine wâz verswein

in den rîchen schrînen zwein.

der edelen wurze wâze

wuohs in sô süezer mâze,

1885

daz ir lîbes kraft als ê

ze vreuden kam. sô rehte wê

in worden was, sô wol wart in.

«ir herren, iu hât iuwer sin

und iuwer witze gar gelogen.

1890

iuch hât iuwer sin betrogen,»

sprach der künic sâ zestunt.

«iu sint diu dinc niht vürbaz kunt,

wan als iuwer ouge siht

und iu des mannes habe giht.

1895

ir künnent an die lîbe sehen,

des herzen sin unrehte spehen.

 

Ich wil iuch hie bescheiden

von disen dingen beiden.

der guoten schrîne unreiner smac

1900

bezeichent den, des herze ie phlac

und iemer phliget valscheit.

swie der trage rîchiu kleit,

dâ man sie ûzen siht wol,

sô ist doch sîn herze vol

1905

grôzer valscheit drunder.

diz merket al besunder,

arme und dar zuo rîche!

ich wil bezeichenlîche

daz ander sagen ze tiute:

1910

die dêmüeten liute,

die boesiu kleider tragent an,

der herze niht wan guotez kan,

der sin, der tugenthafter muot

daz beste zallen zîten tuot,

1915

und die mit rehter güete

belîbent dêmüete,

den gelîchet sich der smac,

der in den kranken schrînen lac.

hie bî sult ir sîn gemant,

1920

daz ir des mannes gewant

niht schouwent noch sîn armuot,

sî daz herze innen guot.

ez ist niht guot, swer den man

niht erkennen wil noch kan,

1925

wan als in wîset diu gesiht.

daz zimet rehten liuten niht.

dô ich die guoten liute ersach,

mîn herze in ganzer triuwen jach

baz danne dem, der rîchiu kleit

1930

schône ob valschem herzen treit.»

die sîne er alsus lêrte,

ze dêmuot er sie kêrte.

dem herren guot gelîche ich dich.

daz dû sô wol enphienge mich

1935

ûf guoter gedinge wân,

daz müeze dir ze heile ergân.»

 

«Dû hâst wol nâch bescheidenheit

diz guote bîspel mir geseit;

daz wil gerne nâhe tragen»

1940

sprach Jôsaphât. «nû solt dû sagen,

wie dîn herre sî genant,

der dich hât alher gesant,

der dich die rede lêrte

und die ebenmâze kêrte

1945

der worte an des sâmen sin,

als ich von dir gewîset bin.»

der wîse Barlââm dô sprach:

«den herren, an den ich ie jach,

wildû den erkennen,

1950

sô wil ich dir in nennen,

und wîsen sînes namen sus:

mîn herre Jêsus_Kristus,

daz einborne gotes kint,

nâch des namen genennet sint

1955

ich und alle kristen,

der hôhe ob allen listen

aller wîsheit urhap treit

mit endelôser wîsheit,

in drin namen eine,

1960

heilic, eine, reine,

gewaltic eine lebende,

ân ende leben gebende,

aller künege ein keiser grôz,

âne gelîchen genôz,

1965

aller herren ein gewalt,

den eine in einer drîvalt

diu menscheit anbeten sol;

bî güete ist er gnâden vol.

ich bin niht der einer

1970

vermeinsam unde unreiner,

die dise gote betent an,

der dekeiner sprechen kan,

die golt unde silber sint,

steine, kupher; sie sint blint:

1975

die hoerent noch gesehent niht,

die sint toub an ir gesiht,

âne sêle, sunder sin.

gotes knehte ich einer bin:

ich sol niht gelouben

1980

den trügehaften touben.

 

Einen got vil lobesamen

geloube ich, einen in drin namen,

den vater eine, eine daz kint,

den heilegen geist. die drîe sint

1985

ein got, eine ân endes tac,

der âne anegenge ie phlac

alles, des dû maht gesehen,

und des ouch niemen kan verjehen:

unsihtic, unverkêret,

1990

guot, reht, eine, gêret;

sîn kraft unzalhaft unvürbrâht,

sîn hôhiu witze unüberdâht;

der alliu dinc von nihte

geschuof und gar berihte.

1995

zem êrsten geschuof sîn meisterschaft

himel und aller himele kraft

und ungeborner engel geist

ze sînes amptes volleist.

dar nâch geschuof diu witze sîn

2000

sternen, mânen, sunnenschîn

ze einem liehte werde

dem himel. er schuof die erde

in mislîcher underscheit,

die si mit maneger varwe treit;

2005

dâ bî mer und wazzers trân.

dô trouc ein tumplîcher wân

den liehten engel Lucifer

sô grôzer hôhvart, daz er

im wolte sich gelîchen.

2010

dô muoste er im entwîchen

von der unrehten sünde

in daz endelôse abgründe,

und alle, die im truogen gunst.

dô geschuof diu gotes kunst

2015

niht wan mit des wortes kraft

gar dirre welte geschaft.

er sprach daz wort, dô was bereit

aller geschephede underscheit.

 

Dar nâch geschuof er Adâmes lîp

2020

von der erde, und im ein wîp

von sînem rippe, daz sîn hant

von im nam, diu was genant

unser aller muoter Evâ.

den beiden gap sîn witze sâ

2025

rehte wîsheit unde sin.

vernunstic leben gap er in

und machte sie von künste wîs.

in des Wunsches paradîs,

gebôt er, daz sie waeren,

2030

und hiez, daz sie verbaeren

niht wan daz obez der wîsheit

(daz ander waere in unverseit),

und iemer leben solden

mit willen, swie sie wolden.

2035

diz began der engel nîden.

er kunde niht erlîden,

daz in sîn vreude was erkorn,

die er muoste hân verlorn,

dô er von himele wart gesant,

2040

unde ein tiuvel wart genant.

der selbe tiuvel Lucifer,

vil hôher sünden ein gewer,

von vreuden disiu beidiu schiet,

dô er dem wîbe geriet,

2045

daz si daz obez aeze

und ir schephers gar vergaeze.

des slangen und des wîbes rât

vuogten dô mit missetât,

daz dirre beider schulde

2050

verworhte in gotes hulde.

 

Des himelrîches wünne

verworhten sie ir künne.

ir schulde vuogte in solhe nôt,

daz sie vervielen in den tôt.

2055

owê, daz ez ie geschach!

owê leider, owê, ach!

daz uns sô jaemerlîchez leben

ir grôziu schulde hât gegeben!

dô ir sünde sie verstiez,

2060

als in der gotes zorn gehiez,

sie gewunnen kinde genuoc.

ir einer sun den andern sluoc.

die dâ lebeten an ir zil,

die gewunnen kinde vil.

2065

die liute dô begunden

wahsen an den stunden.

mit schulden süntlîcher sin

begunde wahsen ouch an in.

des dulte gotes zorn niht mê.

2070

ein guoter man hiez Nôê,

der tet vür al daz künne sîn

rehtiu werc mit staete schîn.

durch der liute sünde

verdarp in wazzers ünde,

2075

swaz in der welte lebende was.

in einer arke dô genas

Nôê und sîner süne drî,

den ir wîp genâsen bî.

aller lebenden dinge kint,

2080

swie sie uns genennet sint,

beliben in der arke sâ

gezweiet unde genâsen dâ.

dô wart aber liute mê,

dan in den vordern zîten ê

2085

gewuohsen. ir wart schiere vil.

dô began des tiuvels spil

verkêren aber der liute sin

und ougen sîne kraft an in.

 

Sîn lêre ir sinne gar besaz

2090

und vuogte mit den liuten, daz

sie gotes gar vergâzen

und sie begunden lâzen

die gotlîchen lêre.

nâch sînes râtes kêre

2095

ir sin began in zwîvel sîn:

sie betten an des mânen schîn

und gên dem sunnenglaste.

sie êrten alze vaste

vür den rehten schephaere

2100

die geschaft. sie sündaere

erkurn manigerhande got

und jâhen durch des tiuvels spot,

daz alliu dinc von eigenschaft

trüegen lebelîche kraft,

2105

als rehter schephaere

nie wurde und niht waere.

ouch was daz genuoger wân,

sie solden von gelücke hân,

swaz in guotes ie geschach.

2110

swaz ieglîcher gerne sach,

was er im holt, ez was sîn got.

durch der liebe gebot

macht er im sâ ein bilde.

ez waere zam oder wilde,

2115

tier, vogel, menschenlîp,

ez waere man oder wîp,

steine, wurze, böume, gras,

swaz dem menschen liep was,

daz wart im sâ ze gote erkant,

2120

swie sîn name was genant.

disiu grôze tobeheit

wart in den landen alsô breit,

daz niemen got erkande

noch zeinem gote nande.

2125

der rehten werke liehter schîn

muoste gar verdorben sîn.

der site wuohs sô sêre

nâch des tiuvels lêre,

daz mit des ungelouben naht

2130

reht geloube wart bedaht.

 

Nû wuohs bî der zît ein man,

des sin erkennen began,

daz disiu welt und ir geschaft

niht von eigenlîcher kraft

2135

alsô belîben mohte,

daz ez mit kraft iht tohte.

in sînen muot er dicke las,

daz niht in dirre welte was,

wan daz geschephede was genant

2140

von eines schephaeres hant.

von herzen und von sinnen

begunde er sêre minnen

den, der rehter schephaere

gar dirre welte waere.

2145

den suohter, biz daz er in vant.

Abraham was er genant,

des vleischlich ouge sich lie sehen

und bezeichenlîche spehen

drîvalten mit der gesiht,

2150

den sîn lop und sîn vergiht

dâ zeinem gote nanden,

swie sie in drîvalt erkanden,

der got, des gotlîcher rât

elliu dinc geschaffen hât.

2155

Abraham, der reine man,

in sînen sinnen dô began

got minnen alsô sêre,

daz er im durch sîn êre

sîn kint und sînes kindes leben

2160

wolte zeʹopher hân gegeben.

 

Unser herre im dô gehiez,

daz er im als des meres griez

wolde mêren sunder zal

sîn geslähte überal,

2165

und manegen nâchkomenden mâc.

sîn sun, der guote Îsââc,

einen reinen sun gewan,

Jâcoben, den guoten man.

die drîe patrîarchen sint

2170

über aller menschen kint

hüetaere gewalteclîche

ze dem himelrîche,

die got dar zuo hât erkorn,

daz sie im ze kinden sint geborn.

2175

Jâcob zwelf süne dô gebar,

von den daz geslähte gar

kam der israhêlschen diet.

der andern süne nît verriet

ir einen, was Joseph genant,

2180

daz in Egyptum daz lant

verkouften sîne bruoder in.

dô vuogte im got den gewin,

daz er dâ vil gewaltes phlac.

sider über manegen tac

2185

vuoren sîne bruoder gar

zuozim ûf genâde dar.

von der zwelf gebruoder art

Israhêl daz künne wart.

die begunden in Egyptô

2190

vil krefteclîche wahsen sô,

daz sie vulten dâ daz lant.

dô wart ze vogete in gesant

Moyses der vil guote,

der ir mit witzen huote.

2195

von ir geslähte er was geborn.

 

Nû wart überz lant erkorn

ein künec, der hiez Phârâô,

der began sie drucken dô.

sie wuohsen sunder sînen danc:

2200

swie grôzer arbeit er sie twanc,

ir wart doch mê unde ie mê.

daz tet deme lande wê.

durch der israhêlschen schar

sante got mit zorne dar

2205

zehen arbeitlîchiu leit

mit kumberlîcher arbeit;

dâ von wuohs des landes nôt.

dô tet, als ime got gebôt,

Moyses, der reine man:

2210

er vuorte von dem lande dan

daz guote israhêlsche her.

dô tet sich ûf daz rôte mer:

in wuohs ein trucken strâze

gelîch in solher mâze,

2215

rehte als ez waere ein mûre.

des wazzers natûre

vergaz der vliezenden kraft,

unde wart der geselleschaft

ein mûre an beiden sîten.

2220

dô wolte nâch in rîten

mit den sînen Phârâô;

die verdurben alle dô

in dem rôten wilden mer.

dô huop daz israhêlsche her

2225

ze gote lobelîchen dôn.

Moyses unde Aârôn

vuorten sie dô, daz ist wâr,

in der wüeste vierzic jâr.

got huot ir vor aller nôt.

2230

er regent in daz himelbrôt:

sîn grôz gewalt sie nerte.

in gap des steines herte

die liehtsüezen brunnen kalt.

sîn helfe was in manicvalt,

2235

diu was in ie mit staete bî.

er gab in monte Sînâî

Moysî der ê gebot,

doch machten sie diu apgot

unde sprâchen den ir gebet,

2240

swaz in got ie gnâden tet.

 

Daz vergap er in sît gar.

die ê gelernte diu schar,

als Moyses sî las.

sît dô er verdorben was

2245

unde ouch Aârôn erstarp,

got den sînen schiere erwarp

einen lêrer, als er wolte,

der sie vüeren solte

hin in daz honicmaeze lant,

2250

daz in von gote was benant:

er hâte ez in geheizen ê.

daz was der guote Jôsûê,

der sie dar volle brâhte.

swer leides in gedâhte,

2255

dem wart von im sîn tôt erkant.

Og ein künic was genant,

ein rîcher heiden von Basân,

und al diu rîche in Kanâân,

Oreb, Zeb, Zebeê, Salmanâ,

2260

dise künege muosten sâ

lîden von der schar den tôt.

sie überwunden alle nôt

mit der gotlîchen kraft.

dô sazte sich diu heidenschaft

2265

mit grôzen kreften wider sie,

daz sie vil wênic doch vervie.

in wurden undertân diu lant.

sie betwungen mit ir hant

vil heidenischer rîche.

2270

sie wuohsen krefteclîche:

swer under in got êrte,

sîne kraft er mêrte.

Jeptê unde Gêdêôn,

Mânûê und Samsôn

2275

und einer, was genant Samgar,

die wâren rihter dirre schar.

got was in mit helfe bî.

ein êwarte hiez Helî,

dem sîner kinde schulde

2280

verworhten gotes hulde.

 

Nû wuohs aldâ in Israhêl

ein wîssage, hiez Sâmûêl,

der ir mit witzen manegen tac

an gotlîcher lêre phlac,

2285

biz daz sie durch ir tumben sin

hieschen einen künec an in.

den gab er in sâ zehant:

Saul der selbe was genant.

niht wol er gotes gebot behielt,

2290

unz er in von der krône schielt

und über in ze künege nam,

dem diu krône baz gezam:

daz was der guote Dâvît,

der sît mit saelden lange zît

2295

ein künec und ein prophête was.

sîn wîsiu kunst in künftic las,

des menscheit uns lôste sît;

den seiter künftic bî der zît

mit sînen worten überlût.

2300

Dâvît, der reine gotes trût,

al sîne vînde überwant.

sîn sun was Salomôn genant,

der nâch im truoc die krône.

got zeiget an Salomône

2305

die groesten wîsheit, die ie man

sît Adâmes zît gewan.

der prophezierte sîne kunft,

der des tôdes sigenunft

sît ertôte und den tôt

2310

der iemer endelôser nôt.

 

Rôbôâm und Âbyâ,

Jôatham und Âsâ

Achas und Ezechîas,

Jôram unde Jôsîas

2315

phlâgen ouch der selben schar,

biz von der liute sünde gar

got über sie die nôt verlie,

daz sie der Babilôn gevie,

dâ sie mit noeten wâren

2320

in den sibenzic jâren.

dô gar ir nôt verendet was,

dô phlac ir Jechonîas,

dar nâch sîn sun Salathîêl,

nâch dem des sun Zorobabêl

2325

der Jerûsalêm bûte wider,

daz ê was gebrochen nider:

daz tet Nâbuchodônosor,

dô er sie gevie dâ vor.

diz was der starke Babilôn.

2330

daz gotes hûs, daz Salomôn

dâ vor machte, daz brach er.

daz wider machte allez der,

den ich hân hie vor genant.

mit gewalteclîcher hant

2335

phlâgen dirre schar nâch im

Abîût unde Elîachim

und manic ander grôzer man,

den ich niht nennen wil noch kan.

noch wil ich dir der nennen mê,

2340

die dô in der alten ê

daz guote israhêlsche her

beschirmden mit ir hôher wer.

ein gotes degen, der hiez alsus

Jûdas Machabêus,

2345

und des vater Matathîas,

von dem er geborn was,

und ander vier bruoder sîn:

den wart von gote helfe schîn,

biz daz ir werlîchiu hant

2350

die gotes vînde überwant.

 

Wer die waeren, des wil ich

mit kurzen worten wîsen dich.

der künic Nâbuchodônosor,

den truoc sîn muot ze hôhe enbor:

2355

der gedâhte in sîner kraft,

wie er im eine hêrschaft

gemachte in Babilônîâ,

dâ bî man sîner krefte dâ

vür gotes namen gedaehte.

2360

wie er daz volbraehte,

dâ kêrter sîne wîsheit an.

dô wart der übermüete man

von gotes gebote schiere

verwandelt zeinem tiere.

2365

siben mânôde er daz was.

in rou sîn sünde: dô genas

er wider in die menscheit,

sîn gedanc was hin geleit.

dô jach er gewaltes gote

2370

und sînem hôhen gebote.

den überwant diu gotes kraft

alsus und sîne hêrschaft.

ein sîn genanne hiez alsam,

dem was erkorn der selbe nam.

2375

Nâbuchodônosor er hiez,

den ouch sîn hôhvart niht erliez,

er wolde wesen und heizen got

durch des tiuvels gebot,

dem ouch sîn grôziu hôhvart

2380

geswendet und genidert wart.

des gewalt was wîte erkant:

im was Assyrîâ daz lant

undertân und Nînivê.

noch nenne ich gotes vînde mê

2385

mit kuntlîchen worten hie,

an den ouch gotes kraft ergie.

 

Olofernes was genant

ein vürste, der mit sîner hant

betwanc vil künicrîche,

2390

daz die liute algelîche

gotes namen varn liezen

und disen got alle hiezen,

von dem ich ê hân geseit.

sîn kraft und al sîn rîcheit

2395

touc im niht noch al sîn her:

in sluog ân alle mannes wer

Jûdît, ein vil krankez wîp,

diu nam im leben unde lîp

mit gotes helfe, als Achior

2400

im hâte ê geseit dâ vor:

daz niemen möhte wider got

gesîn noch wider sîn gebot.

sus was ouch Antjochus,

Serôn und Apollonius,

2405

Demetrius und Gorgias:

ietweder gotes vîent was

und ander vürsten genuoc,

die Jûdas Machabêus sluoc.

dô der urliugen began,

2410

dô hâter niht wan tûsent man,

mit den er sîn ê werte.

diu gotes gnâde in nerte,

daz er und sîner bruoder kraft

die vervluochten heidenschaft

2415

von gotes helfe überstriten

und âne wer gar überriten.

swer gotes helfe ie verkôs,

der muoste werden sigelôs;

swer aber in mit staetekeit

2420

ie suochte, dem was er bereit,

daz in sîn güete werte,

swes er mit rehte gerte.

ir deheiner nie genas,

swaz der gotes vînde was

2425

unde ein stoerer sîner ê:

der was vil und dannoch mê,

danne ich dir an dirre stunt

welle machen von in kunt.

 

In allen disen selben tagen

2430

wâren die gotes wîssagen.

die wil ich dir nennen.

dû solt ir wort erkennen,

wan sie got in ir herzen grunt

gap und sprach sie durch ir munt.

2435

Îsajas unde Ezechîêl,

Jerêmjas unde Danîêl,

Amos unde Aggêus,

Elîas und Elysêus,

Oseê, Nathan und Jônas,

2440

Abakuc und Esdras,

und einer, heizet Michêas,

Nâûm und Sophonjas,

Jôêl unde Ab%

Zacharjas und Malach%

2445

ouch sprach ûz tiefer sinne vurt

ein man von Kristes geburt,

der was Bâlââm genant:

«von Jâcobe wirt erkant

ein sterne, der hât liehtez prehen.

2450

von Jerûsalêm wirt gesehen

ein mensche, daz dâ sol ûf stân.

daz sol gewalt ân ende hân.»

wie sich daz verendet hât

mit gewârhafter getât,

2455

des wirt dir diu wârheit

her nâch wol von mir geseit.

swaz alle dise wîssagen

ie gesprâchen bî ir tagen,

daz hât unser herre got

2460

ervüllet unde sîn gebot.

des sage ich dir ein teil alhie,

daz merke wol. nû hoere wie.

 

Wan der tôt der menscheit

was von dem menschen bereit,

2465

dô muoste uns aber wider geben

diu gotes menscheit daz leben.

wan der vleischlîch gelust

mit broedeclîcher âkust

uns armen brâhte den tôt,

2470

dô muoste uns loesen von der nôt

diu süeze gotes menscheit.

sît dem menschen was verseit

daz leben durch sîne missetât,

dô sante uns der gotes rât

2475

ze helfe und ouch ze trôste

ein mensche, daz uns lôste.

daz was sîn reinez wort vil grôz,

daz ie was in des vater schôz,

im ebenglîch gewaltic,

2480

mit dem er ist drîvaltic.

daz wort er uns ze trôste gap:

daz was ie sunder urhap

mit im in der gotheit,

der komendez ende ist gar verseit.

2485

diz wort von himele wart gesant

durch uns in irdischiu lant.

durch Adâmes geschiht

nam got an sich, des er was niht,

unde bleip vil staete doch,

2490

daz er ie was unde ist noch

und iemer sol sîn: staete wil

belîben got ân endes zil.

 

Dô wart der gnâden zît

erhaben, des gewisheit gît

2495

diu kunst der reinen wîssagen.

ez was ervüllet in den tagen

ein reinez Dâvîdes wort,

daz er hât gesprochen dort:

«ez stuont ze der zeswen dîn

2500

ein umbevangen künigîn

mit waehelîcher rîcheit

von golde, unde wol bekleit.»

von der schrîbet vürbaz

Dâvît und sprichet aber daz:

2505

«tohter, neige dîn ôre dar!

sich dar an und nim des war,

daz dîn der künic hât gegert:

bî dem soltû belîben wert.

dîn antlütze anbeten sol

2510

diu rîche diet, daz zimt dir wol.»

der Dâvît der wirde jach,

daz was ein maget, von der sît sprach

der wîse künic Salomôn.

sî kroenet sînes mundes dôn

2515

mit wîslîchem sinne.

er sprach: «mîn vriundinne

muoz vür ander tohter sîn,

alsam der schoenen liljen schîn

minneclîche schoene hât,

2520

dâ si in den dornen stât.»

Ezechîêl, der sach ein tor

ôstert stân, daz wart dâ vor

noch nie sider ûf getân.

dâ sach er in und her ûz gân

2525

den keiser, der mit werdekheit

aller keiser krône treit.

diz bîspel muoste ervüllet sîn

an dirre selben künigîn.

 

Von dirre küneclîchen maget

2530

hât Îsaîas sus gesaget

wîslîche in der alten ê:

«diu reine wurze von Jessê

eine ruote noch gebirt,

ûf der ein süezer bluome wirt,

2535

dar ûffe der heilige geist

in sibenvalter volleist

mit siben tugenden ruowen sol,

der sîn name sîn lêre ist vol:

der geist der wîsheit der vernunst,

2540

der güete der sterke und der kunst,

des râtes und der vorhte,

diu got mit künste worhte.»

wer disiu maget waere,

des hoere gewaeriu maere:

2545

si was Marîâ genant,

sô reine und alsô kiusche erkant,

daz älliu disiu erde nie

sô reinen lîp von wîbe enphie.

des heiligen geistes rât

2550

an ir süezem lîbe hât

ervüllet dise siben tugent:

si hâte ir lîp, ir reine jugent,

ir muot, ir kiusche, ir sin, ir leben

an got mit staeter kiusche ergeben.

2555

si bezeichent ouch die ruote,

diu Aârône bluote,

diu was dürre und brâhte ir vruht.

dirre megede reiniu zuht,

sô saeldenrîch, sô lobelich

2560

gelîchet jener stûden sich,

die Moyses der guote man

sach, daz si sô sêre bran

und doch beleip gar unverschart.

diz bezeichent, daz bewart

2565

vor aller missewende was

aller megde ein spiegelglas

Marîâ, diu reine maget,

von der dir ist und wirt gesaget.

 

Ir wart ein himelischer bote

2570

gesant, der sagte ir von gote,

daz si solde gebern:

ir wolde dâ ze muoter gern

got, der ir schephaere

und al der welte waere.

2575

dô riet ir magtuomlîcher name,

daz sêre erschrac ir reiniu schame.

diz was der engel Gabrîêl.

er saget ir, daz Emanûêl

(daz «got mit uns» waere genant)

2580

ir ze kinde wurde erkant.

der reine bote gewârhaft

saget ir, daz des hoehsten kraft

sî beschatwen wolde,

und daz si gebern solde

2585

von des heilegen geistes kunft,

der durch ir kiusche sigenunft

in ir herze wolde komen.

als ir diu botschaft was vernomen,

si sprach mit zühteclîcher gir:

2590

«nû werde gotes wille an mir!»

des wart si gewert aldâ:

kindes wart si swanger sâ.

dâ bewârte sich ein wort,

daz Îsaîas sprichet dort:

2595

«ein maget wirt swanger. diu gebirt

einen sun, der geheizen wirt

Emanûêl: mit uns got.»

mit saelden gar daz gotes gebot

an ir tugende ervüllet was.

2600

ouch sprichet Jêremîas:

«got wil mit niuwen sachen

ûf der erde machen

ein dinc, daz niuwe heizet wol:

ein maget umbevâhen sol

2605

einen man, des name ist grôz,

vil nâhen in ir lîbes schôz.

der wirt dar nâch vil werde

gesehen ûf der erde

mensche in menschlîcher tât,

2610

den man vür alle gote hât.»

diz wart an ir bewaeret hie:

mit armen si den umbevie,

der al der welte schepher ist:

diz was der heilige Krist.

 

2615

Si truoc in menschlîche gar.

dar nâch diu reine maget gebar

got, ir schepher unde ir kint,

des aller himele tugende sint.

Bâlââmes sternen schîn

2620

erschein an der gebürte sîn,

daz mensch wart in Jerûsalêm,

der herzoge kam von Betlehêm,

der von der sünde arbeiten

sîn liut solte leiten,

2625

als Michêas im gehiez.

diu gotes kraft sich schouwen liez

Abakuc, dem wîssagen,

der ê sprach vor manigen tagen:

«herre, die gehoerde dîn

2630

hôrt ich. mîner ougen schîn

mir vil grôzer vorhte jach,

dô ich dîne kraft ersach,

diu zwischen zwein vihen lac;

von der geschiht mîn herze erschrac.»

2635

daz bewârte alhie diz kint:

vür den esel und vür daz rint

bezeichenlîche wart geleit

diu gotlîche menscheit,

von der got durch Dâvîdes munt

2640

die geburt sus machte kunt

mit worten, diu der menscheit

sint von der gotheit geseit.

der herre sprach: «dû bist mîn kint!

in der schônheit, die heilic sint,

2645

hân ich ze kinde dich geborn.

dû waere ze kinde mir erkorn,

ê Lucifer und elliu geschaft

gewunnen ie deheine kraft.»

 

Diu geburt bewaeret dâ

2650

einen spruch in Îsaîâ:

«uns ist ein kleinez kint geborn,

ein sun gegeben, dem ist erkorn

ein name unde ist im erkant:

der wunderlîche ist er genant,

2655

der râtgebe, der starke got,

des vrides vürste. sîn gebot,

sîn rîche ân ende, sîn gewalt

ûf sîner ahsel ist gezalt.

ein vater künftiger welt

2660

vür sîn erweltez gezelt

alsam ein briutegome er gât.»

diz wort sich verendet hât

an Kristes gebürte zît.

diz sprach der wîse Dâvît.

2665

Danîêl hât ouch geseit

von der geburt mit wârheit,

als ich dir sage und er uns giht.

er sprach: «in der naht gesiht

began ich warten. ich vernam

2670

des menschen kint. dô kam,

dem ist gegeben daz rîche.

im suln gewalteclîche

alle zungen sîn bereit

dienstlîcher staetekeit

2675

und allez künne ie mêre

durch sînes gewaltes êre.»

diz ist an Kriste vollevarn:

Jêsum, der reinen megede barn,

der naht diu reine maget gebar.

2680

des gît uns urkünde gar

diu schrift, der wîssagen wort.

ez stêt dâ von geschriben dort,

als ein prophête hât enbart:

«dô diu naht ir halbe vart

2685

hât in ir loufe hin getriben

und elliu dinc stille bliben

in ir halben ruowe enmiten,

dô kam mit zeichenlîchen siten

von keiserlîcher stüele kraft

2690

dîn hoehste wort.» vil wârhaft

wart disiu prophezîe hie,

dô got die menscheit enphie.

 

Nâch der geburt, als ich dir sage,

wart er über siben tage

2695

in der alten ê besniten.

im wart nâch den alten siten

sîn name rehte vunden sus,

man hiez in Jêsus_Kristus.

von Tharsîs, von Arâbîâ

2700

brâhten drîe künege sâ

golt, mirren, wîrouch.

die bezeichenten ouch

sînen gewalt mit golde;

mit wîrouch, daz er solde

2705

ein êwart sîn der wârheit;

mit mirren, daz er würde geleit

uns ze trôste in ein grap.

diz zeichen ein urkünde gap

einem worte, daz Dâvît

2710

hievon sprach vor maniger zît:

«von Arâbîe und von Tharsîs,

von Sabâ die künege wîs

bringent im ir gâbe hin.

ze gote anbetent sie in.»

2715

diz wart des tages vollebrâht,

als es dâ vor was gedâht.

dar nâch man in zem tempel truoc,

als Malachîas ê gewuoc.

got sprach ûz dem munde sîn:

2720

«ich sende dir den engel mîn,

der machet dînen wec vor dir.

zehant sô kumet iu, den ir

gerne suochet unde welt,

der iu ze herscher ist gezelt

2725

und ein engel der urkünde,

in sîn tempel.» âne sünde

wart dort in dem templô

diz süeze wort ervüllet dô.

 

Dar nâch er den touf enphie,

2730

dâ mite er ein vorbilde lie

allen, die im gloubic sint.

über Krist, daz gotes kint,

erschal ein stimme, diu sprach sus:

«hic est filius meus!

2735

mîn sun, an dem ich mir wol

behagete, den man hoeren sol.»

dô tet er nâch des toufes zil

grôzer zeichen harte vil:

er hiez die tôten ûf stân,

2740

die armen krumben rehte gân,

stummen sprechen, blinden sehen,

swem er sach miselsühte jehen,

der wart sâ von im gesunt.

er tet mit sîner lêre kunt

2745

der êwigen gnâden wec.

âne süntlîchen vlec

was er âne sünde hie,

sô daz er sünde nie begie.

die kristenheit er lêrte:

2750

sîn lêre an sich bekêrte

vil liute, den der touf gezam.

zwelf junger er dô nam,

die sîn wort, sîn lêre

sît vestenten vil sêre.

2755

alsus was er, daz ist wâr,

drîzic unde vierdehalp jâr

ein mensche gesant von gote

und gotlîcher werke bote,

und ervulte der gnâden tage

2760

nâch der wîssagen sage.

 

Nû wuohs der Juden grôzer nît

gên Kristes lêre zaller zît:

sie leiten im lâge vil.

dô muoster beiten ûf daz zil,

2765

daz im diu gotheit gebôt,

ê daz er naeme an sich den tôt.

dô er sîn menschlîchez leben

umbe uns armen wolte geben,

gên Jerûsalêm er reit

2770

mit dêmüetlîcher armekeit

ein vil krankez esellîn.

sus zeiget uns diu lêre sîn,

daz wir nâch sîner güete

nâch im sîn dêmüete.

2775

ein wort ervulte er aldâ,

daz stêt in Zacharîâ.

ez sprichet sînes mundes dôn:

«louf ûz, tohter von Sîôn!

dir kumt mit dêmüetlîchen siten

2780

Jêsus, dîn êwarte geriten

ein vil swachez esellîn.

louf ûz! enphâch den künic dîn!

durch sîne dêmuot er antreit

versmaehet ärmeclîchez kleit.»

2785

durch sîne grôzen süeze

twuog er der junger vüeze

und lêrte uns, daz wir taeten sô.

durch sîne güete liez er dô

slâfen ûf den brüsten sîn

2790

ein sîn trût und tet im schîn

der himel tugende, die er sach,

als uns mit schriften sît verjach

er selbe, dem ez wart erkant.

der was Jôhannes genant,

2795

des gewaere urkünde uns seit

die gotlîchen wârheit.

 

Dô sîn stunde komen was,

ein sîn junger, Jûdas,

durch drîzec phenninge in verriet.

2800

daz schuof diu verworhte diet,

wan sie niht wizzen wolten

die wârheit, als sie solten.

sie sint noch tumber danne kint

und mit gesehenden ougen blint.

2805

an in bewaeret sich ein wort,

daz Jêremîas sprichet dort:

«herre, blende ir herze sin,

daz sie niht sehn, daz ich an in

mîne erbärmede iht begê

2810

und daz ich sie iemer mê

an mich lâze wider komen.»

den vluoch ir leben hât genomen,

vil tumpheit sie mit witzen hânt,

daz sie niht rehte sich verstânt

2815

der endehaften wârheit,

die in ir ê hât vür geleit.

sie wizzen der wârheit geschiht

und wellent ir doch wizzen niht.

waz sprich et ich nû von in hie,

2820

dô sie ir valscheit niht erlie,

sie spraechen Bââl ir gebet,

dô in got allerbeste tet:

und dort, dâ er in himelbrôt

regente vür des hungers nôt,

2825

daz sie dô durch des tiuvels spot

betten an diu abgot:

sît siez dort niht mohten lân,

dô muostez hie alsam ergân.

von der Juden vürsten sâ

2830

wart Jêsus gevangen dâ.

ir rihter brâhten sie in dô

Pontîô Pilâtô,

von dem er verteilet wart.

sîn reiner lîp was ungespart

2835

vil maneger grôzer arbeit,

die er umb unser sünde leit.

 

Er truoc durch uns vil hôhen pîn.

ein rûhe krône dürnîn

sach man in uns ze saelden tragen.

2840

dar nâch er sêre wart geslagen.

mit geiseln sie in vilten,

vil spotlîchen sie spilten

mit im: kleine er spoten wac.

sie sluogen in ûf den nac,

2845

ir ieglîcher in anspê.

noch tâten sie im spotes mê:

sie vielen vür in ûf diu knie;

ir gruoz in küneclîche enphie

spotlîche unde in spote gar.

2850

des nam er zühteclîche war,

durch uns leit er diz ungemach.

er ervulte, daz Dâvît dort sprach:

«ich bin ein wurm, ein mensche niht,

ein itwîz menschen gesiht,

2855

der diet ein hinwerf: dêst geschehen.

alle, die mich hânt gesehen,

die hânt gar versmaehet mich.

ir munt redet; ez wegete sich

ir houbet gên mir durch ir spot.»

2860

diz ervulte an in dâ got,

und aber ein wort der wîsheit,

daz Salomôn der wîse seit:

«die übeln durch ir übeln sin

sprâchen alsus under in:

2865

wir suln den rehten umbe gân

und nâch sînem roube lân

durch den gewin ein lôz.

sîn widersatz ist gên uns grôz:

er giht und hât des sînen ruom,

2870

er habe den gotes wîstuom.

den gotes sun er nennet sich.»

ir übel sin vil tumplich

die wîsheit hazzet unde ir wort.

sie hânt in iemer wernden hort

2875

mit sêre ân ende geleit.

von dem gedanke ist in bereit

von ir schulden grôziu nôt,

wan sie den schantlîchen tôt

mit ir rede gehiezen

2880

got, und des niht enliezen.

 

Sie würfen dâ ûf sîn gewant

ein lôz under in zehant

und teilten ez einander hie.

ein wort sich aber schouwen lie,

2885

daz Dâvît gesprochen hât:

«sie teilten in mîne wât

und liezen lôz ûf mîn gewant.»

daz wart mit wârheit dâ bekant.

dar nâch vuorten sie in sâ

2890

gegen deme opher dâ.

ein opher wart er dô brâht

dem vater, als es was gedâht

und âne urhap geordent was.

hie von seit Îsaîas:

2895

«man vüeret in zem opher sîn

alsam ein krankez schaefelîn,

daz er niht ûf getuot den munt.

er seit ouch von dirre stunt:

«zwâr, unsern siechtuom er treit,

2900

unser sünde ist im bereit;

sîn angest machet uns gesunt.»

Krist wart an der selben stunt

genagelet vil vaste

zuo des kriuzes aste.

2905

hie von hât gotes wîsheit

durch Dâvîdes munt geseit

uns von Kristes ende:

«vüeze und dar zuo hende

hânt sie durchgraben, mîniu bein

2910

mir gar gezelt.» diz wort hie schein

an Kriste dem vil süezen

an henden unde an vüezen,

die wurden im durchstochen.

 

Hie von hât ouch gesprochen

2915

Danîêl bî sînen tagen.

der gotes geist hiez in sagen:

«dar nâch wirt ertoetet Krist.

swer lougende sîn danne ist,

der mac sîn liut geheizen niht.»

2920

hie wart ervüllet diu geschiht,

wan man in dâ toeten sach.

Jêremîas aber sprach:

«alle, die die wege gânt,

gedenkent, sehent und verstânt

2925

ob mînem kumber grôzen

iemen müge genôzen

gelîch leit mînem sêre.»

Zacharias seit hie von mêre:

«sie sehnt, den sie durchstochen hânt.

2930

ir grôzen klage sie niht lânt,

wan sie in sêre klagende sint

als ein einbornez kint.»

hie von hât ouch gesprochen dâ

ein vrouwe, hiez Sibillâ:

2935

«sie hânt gote alsus bereit

diz ungemächlîche leit.»

dô wurden ertbibe grôz,

manic grap sich ûf slôz;

dar ûz erstuont an dem zil

2940

heiliger lîbe vil,

den ê slief daz gebeine.

dô spielten sich die steine;

der tempel umbehange ganz

muosten dulten manigen schranz.

2945

al disiu welt diu kom in nôt:

alsus nâhte Kristes tôt.

 

Sîn heilic sêle von im schiet,

diu brach die helle nâch der diet,

diu in sînem dienste dar

2950

komen was: die lôste er gar,

wan niemen wîze überwart

dâ vor und der hellevart,

swie guot sîn gotes dienest was.

diz bewaeret Îsaîas.

2955

daz soltû vernemen wie:

«ein liut, daz in der vinster gie,

daz sach grôzen liehtes schîn.

die in dem lande muosten sîn

des tôtvinstern schaten gar,

2960

die wurden liehtes gewar.»

daz lieht was der süeze Krist,

als ez hie bewaeret ist,

daz sie mit vreuden lôste

von des tôdes untrôste.

2965

in ein grap wart er geleit.

erstorben was diu menscheit,

diu menschlich ersterbet wart.

gar âne schaden, unverschart

beleip diu hôhe gotheit

2970

sunder nôt und âne leit

und âne tôtlîche nôt.

diu menscheit diu leit den tôt

durch uns âne gedientez mein.

ein unmâzen grôzer stein

2975

über daz grap wart geleit.

diu erstorbene menscheit

in dem grabe wart bedaht.

zwêne tage und zwô naht

lag er nâch des glouben sage

2980

begraben. an dem dritten tage

erstuont er mensche unde got.

diz was der gotheit gebot,

diu ez durch Dâvîdes munt

alsus machte dâ vor kunt:

 

2985

«Ich bin erstanden und bin noch bî dir,

du erkennest mîne urstende an mir.»

diz wort ist bewaeret hie.

manegiu zeichen dô begie

Krist nâch der urstende sîn,

2990

diu er tet sînen jungern schîn:

in manige wîs ougt er sich in

unde erlûhte ir herzen sin.

er zeigete in in den vierzic tagen

die schrift der reinen wîssagen:

2995

die offent er in sêre

in bezeichenlîcher lêre

mit der êwangeljen sage.

an dem vierzigestem tage

wolt er von hinnen scheiden sâ

3000

und wolte in monte Sînâ

ervüllen mit der ûfvart

daz von Dâvîde gekündet wart.

er sprach in sînen schriften dâ:

«in dem heiligen Sînâ

3005

der herre in hoehe vuor zehant;

die gevancnüsse er gevangen bant

und gap den menschen gâbe dâ.»

diz wart von im ervüllet sâ.

nû hoere von im noch vürbaz:

3010

zes vater zeswen dô gesaz

got, der heilige Krist.

ze himele er drîvaltic ist

mit drin benemeden ein got.

sîn vil süezez gebot

3015

hiez in dannen künftic sagen

ze rihter an dem suontagen

über aller menschen leben

uns allen lôn nâch werken geben.

 

Dar nâch santer sînen geist

3020

zuo des glouben volleist

allen den jungern sîn

in zungen, wâren viurîn,

dâ von ir vernunst enbran.

ir ieglîcher dô began

3025

dar nâch künden gotes wort,

als erz enphangen hâte dort.

in wâren alle sprâche kunt.

der heilegen zwelfboten munt

starkte des gelouben kraft

3030

den Juden und der heidenschaft:

Kaldein, Armenjen, Kriechen.

sie nerten alle siechen,

swaz in arger dinge war,

die wurden mit dem toufe gar

3035

und mit der kristenheit gesunt:

wart in der geloube kunt

mit vesteclîchem muote.

sie hâte in sîner huote

Krist, der sie êrste dar zuo vant,

3040

daz sie in kunten in diu lant.

vernim, wie sie geheizen sîn,

und nim in daz herze dîn

ir lêre, ir wort und ir gebot,

diu durch ir munt lêrte got:

 

3045

Petrus unde Andrêas,

Jôhannes, Jâcobus, Thômas,

Philippus, Jâcobus, Mathêus,

Simôn Bartholomêus,

Tathêus und Mathîas

3050

daz ampt, daz ê Jûdas

mit sünden hâte verlorn,

dar zuo wart sîn lêre erkorn.

die teilten sich wît in diu lant

und tâten Kristes lêre erkant.

3055

got erkôs im einen sît

nâch der ûfverte zît,

des lêre hât gedienet wol,

daz er ein bote heizen sol:

der was geheizen Paulus.

3060

von dem seit diu schrift alsus,

daz er ein durchaehter was

der kristenheit, swâ man sî las,

und sît ein erweltez vaz

von gote wart genant, durch daz

3065

er mit sîner lêre was

der kristenheit ein spiegelglas;

wan swer in sîne lêre siht,

der tuot niemer arges niht.

got hât sîne kristenheit

3070

ûf dise gruntveste geleit

der zwelfboten lêre,

diu ân ende ie mêre

veste und ungewichen stât.

ir lêre, ir lieht erliuhtet hât

3075

die himelischen houbetstat

und uns gebant daz rehte phat

gên dem himelrîche.

sie lêrten kristenlîche

den touf in den namen drin

3080

und des gelouben begin

behalten an daz ende

gar âne missewende.

 

Kristes lêre und sîniu wort

und aller worte hoehster hort

3085

daz sint diu êwangeljâ.

in den vindet man dâ

Kristes wandelunge

geschriben und swaz sîn zunge

gelêrte ie nâch der menscheit.

3090

diu hânt vier herren geseit:

Jôhannes und Mathêus,

Lûcas unde ouch Marcus.

swaz der lêre habe geseit,

dem volge und habe mit staetekeit

3095

vreude und himelsche êre

mit vreuden iemer mêre.

diz ist daz kristenlîche leben,

daz got der welte hât gegeben,

des uns sîn gotlîcher rât

3100

wirdic nû gemachet hât.

unser vîent Leviâtân

mac noch sîn nîden niht verlân;

er kêret an uns grôzen strît,

wie er uns swende zaller zît

3105

guotiu werc und reiniu wort:

wan im sîn wange hât durchbort

des himelischen kindes tôt

unde uns von der helle nôt

durch sîn wange ûzgezogen.

3110

in hât diu menscheit betrogen:

der kerder im den angel bôt

(dô Krist durch uns leit den tôt),

den er mit leider staetekeit

unverdout iemer treit,

3115

als er in gebizzen hât.

swer dem mit staete widerstât,

der lebet ân ende iemer mê,

swie ez in dirre welte ergê.

diz ist mîn herre, der gesant

3120

mich hât her zuo dir in diz lant.

wildû hân sîne lêre,

sô wil ich dir noch mêre

mit râte sîner lêre sagen

und dich des tiuvels râte entragen.»

 

3125

Dô Barlââm mit wîsheit

die lêre hâte volleseit,

disiu maere und sînen rât

enphie der junge Jôsaphât.

des himelischen liehtes schîn

3130

erlûhte gar daz herze sîn:

er nam die lêre in den gedanc.

von grôzen vreuden er ûf spranc,

er hiels den reinen man an sich.

er sprach: «als ich versinne mich,

3135

aller tugende bluomenschîn,

sô mac diz der stein wol sîn,

von deme dû mir hâst geseit,

der sô bezeichenlîche treit

die kraft, als dû hâst verjehen,

3140

den nieman getar angesehen,

er sî vor allem wandel vrî.

nû sage mir, ob daz alsô sî.

wan als ich dîne rede vernam,

ein lieht in mîn herze kam,

3145

daz gît mir alsô liehten schîn,

daz mînes leides hoehster pîn

mit vreude ein ende hât genomen.

mîn zwîvel ist an᾽z ende komen.

nû sage und triuc mich niht her abe,

3150

ob ich ez rehte errâten habe

oder niht, sô sage vürbaz

von dînem steine etewaz,

und wizzestû bezzers iht,

des solt dû mich verswîgen niht.»

 

3155

Barlââm sprach dô sâ:

«vil süezer herre, jâ dû! jâ,

dû hâst die wârheit vunden.

vor uns zallen stunden

was ez den liuten ie verseit.

3160

die nû daz zil der welte treit,

den ist erkant des steines hort

und diu bezeichenlîchen wort,

des offenunge wart geseit

und den liuten vür geleit

3165

in manige wîs vor manigen tagen

von den reinen wîssagen,

die ez sô verre kunden spehen,

die wolden gerne hân gesehen

des heiles kunft. sie mohten niht

3170

rehte ersehen die geschiht.

nû ist er komen in unser zît,

des lêre uns diz urkünde gît:

swer niht geloubet, der ist verlorn;

swer geloubet, der ist geborn

3175

in daz gotes rîche

ze erbenne êweclîche.»

 

Dô sprach der guote Jôsaphât:

«dîne lêre und dînen rât

behalte ich gerne und dîn gebot,

3180

und wil unzwîvellîche an got

gelouben. nû soltû mir sagen,

wie ich sül in mînen tagen

im dienen nâch den hulden sîn,

und sage mir, lieber meister mîn,

3185

waz der touf sül bediuten

an allen kristenliuten.»

 

«Des gelouben gruntveste,

diu staetist und diu beste,

daz ist des reinen toufes vlôz.

3190

sîn reiniu kraft ist alsô grôz,

daz er die sünde swendet,

ze reinekeit verendet.

ein niubornez kindelîn

mac âne sünde niht gesîn:

3195

sô dem der touf gegeben wirt,

alliu sünde ez gar verbirt.

uns hât unser herre got

gegeben ein alsolich gebot,

daz er müeze sîn verlorn,

3200

swer niht werde widergeborn

mit dem wazzer, mit dem geiste,

und den niht beiden leiste

von herzen werc unde wort.

ein wîssage sprichet dort:

3205

«swennich geheileget an iu bin,

niuwen geist und niuwen sin

gibe ich iu vil werde.

ich samen iuch von der erde

und begiuze iuch algemeine

3210

mit einem wazzer reine,

daz iuch von sünden reinet.»

hie mite ist bescheinet

des reinen toufes reinekeit.

swenn uns der touf wirt angeleit,

3215

sô sîn wir anderstunt geborn

und ze kinden gote erkorn

ze sîner süezen schouwe

mit des heilegen geistes touwe,

daz uns reinen unde niuwen

3220

sol gote an staeten triuwen,

daz wir reineclîche

in dem êwigen rîche

mit gote an sînem erbe grôz

mügen heizen erbegnôz.

 

3225

Durch daz bite ich dich durch got,

swenne dû durch sîn gebot

den gelouben nemest an dich,

daz dû durch in und durch mich

mit rehtem herzen gâhest,

3230

den touf an dich enphâhest.

des gewissen tôdes stunt

und sîn kunft diu sint unkunt.

dâ von ist ez vil ängestlich,

daz dû des toufes sûmest dich;

3235

wan ân den touf hilfet niht

des himelrîches zuoversiht.»

dô vrâget in sus Jôsaphât:

«dîn munt mir gesaget hât,

âne touf bederbe niht

3240

alliu mîn zuoversiht:

nû soltû mir rehte sagen,

waz zuoversiht magich bejagen

mit dem toufe, und sage mir mê,

wie ez umb daz ende stê,

3245

dâ von mînem herzen leit

nâhen müge mit trûrekeit,

und sô des tôdes hôhiu kraft

an uns sol werden sigehaft:

werden wir denn nihtes niht

3250

oder ist dehein zuoversiht,

daz nâch dem lîbe ein ander leben

werde in wernder kraft gegeben?

ouch soltû bewîsen mich

mit dîner lêre: wâ sol ich

3255

suochen die gotes lêre?

des wundert mich vil sêre.»

 

Barlââm sprach: «daz tuon ich.

vernim, ich wil es wîsen dich

gar unzwîvellîche.

3260

daz gotes himelrîche

daz ist diu guote zuoversiht.

diu schrift uns alsus vergiht:

ez gehôrte mensche nie,

gedanc es künde nie gevie,

3265

menschen zunge ez nie gesprach,

vleischlîch ouge nie gesach,

daz in got behalten hât,

die in sunder missetât

minnent gar mit staetekeit.

3270

waer ez ze wizzenne uns bereit,

waz waere denne wunders dran?

daz himelrîche niemen kan

gelîchen dirre welte wol,

wan ez niemen glîchen sol.

3275

sô wir mit rîchen vreuden grôz

werden der engel genôz

und wir die reinen namen drî

schouwen suln, sô wont uns bî

manic wîslîcher list,

3280

der uns nû verborgen ist.

her an solt dû sîn gemant:

dir sol rehte sîn erkant,

daz dû niht staetes maht gehân.

dâ von solt dû des niht lân,

3285

dû gâhest vlîzeclîche

zuo dem himelrîche.

 

Wildû ouch, daz diu wârheit

von gote werde dir geseit,

sô solt dû an den buochen

3290

diu êwangeljâ suochen,

an den gar geschriben stât,

swaz got durch uns erliten hât.

umb den tôt sô wîse ich dich:

lîp und sêle scheident sich.

3295

der sêle wirt der lôn gegeben,

den hie verdient des lîbes leben.

der lîp wirt ein erde

und lît dan unwerde

unz an die jungesten zît.

3300

sô got der welte ein ende gît,

sô samnent sich sêl unde lîp.

ez sî man oder wîp,

daz vert als ez gedienet hât.

so der lîp mit der sêle erstât,

3305

diz ist ein zît der arbeit.

her nâch wirt der lôn bereit:

dort snîdet niemen anders niht,

wan als in got hie saejen siht.

swer hie saejet in den tôt,

3310

der snîdet dort des tôdes nôt.

swer aber saejet in daz leben,

dem wirt ein leben dort gegeben,

daz niemer mêre ersterben mac.

ouch hât der tôt niht endes tac.

3315

diz ist der guoten zuoversiht.

der übelen lôn ist anders niht

wan des leiden tôdes slac,

der niemer mêr verenden mac.»

 

Der junkherre sprach aber dô:

3320

«dû seist mir angestlîche drô

und dâ bî vil süezen wân.

nû soltû mich wizzen lân

und an ein ende bringen:

weistû diz von den dingen,

3325

diu man vervarn hât gesehen

oder diu noch süln geschehen,

daz dû sô kuntlîche seist

und sô bescheidenlîche weist

künftic leben? des wîse mich.

3330

wer hât es bewîset dich?

wâ von hâstûs gewisheit?

oder wer hât dirz geseit?

sô der lîp ein erde wirt

und vleisch und bein in gar verbirt,

3335

wie mac denne daz geschehen,

daz er werde als ê gesehen

ein lîp? daz solt dû sagen mir.»

«daz wil ich gerne künden dir.

got geschuof Adâmen

3340

ân menschlîchen sâmen

von erde, als ich dir hân geseit.

diu kraft ist im noch bereit,

daz von sîner kraft erstât

ein lîp, den er geschaffen hât.

3345

ouch kan ich künftic dinc ersehen

von dingen, diu ê sint geschehen,

als uns ir lêre hât geseit,

den nie geweich diu wârheit,

den got mit werken zaller stunt

3350

ervulte, swaz gesprach ir munt.

 

Dô got mensche durch uns was

und uns des vater lêre las,

er hiez die tôten ûf stân,

gesunt von dem grabe gân.

3355

nû wil ich dir rehte sagen,

wie ich ez weiz von den tagen,

die vor uns hin vervarn sint.

Jêsus, daz reine gotes kint,

diu ungevelschet wârheit,

3360

hât uns ein bîspel geseit

von einem grôz rîchen man.

der truoc ze allen zîten an

von weltlîcher rîcheit

phelle unde rîchiu kleit.

3365

nâch sînem willen brast im niht,

swes man zer welte rîcheit giht.

nû was ein betelaere dô,

der vil selten iemer vrô

von dirre welte wünne wart.

3370

er was von siechlîcher art

zallen zîten eize vol.

im was vil wê und niemer wol.

er haete vürbaz niht gegert:

möht er der brosemen sîn gewert,

3375

die man von jenes tische truoc,

des dûhtin, es waere im gnuoc.

die gap im leider niemen dâ.

des rîchen hunde kâmen sâ

und lekten im die eize sîn.

3380

jenes liep, des armen pîn

hâten sich gezweiet sus.

der rîche man und Lâzarus

hâten ungelîchez leben,

daz ungelîche in wart gegeben.

3385

der arme was hie arm durch got

und leit durch got der welte spot.

dâ wider stuont des rîchen muot

ze gote niht, wan an sîn guot.

 

Nû muoste nâhen der tac,

3390

daz der arme tôt gelac:

mit des lîbes tôde er starp.

sîn armuot im hie erwarp

die êweclîchen rîcheit,

diu im ze lône was bereit.

3395

in truoc der engel vreude grôz

ze himel in Abrahâmes schôz:

dar inne lebet er iemer mêr

ân allerslahte herzesêr.

nû mohte ouch der rîchtuom

3400

und dirre weltlîche ruom

den rîchen dâ vor niht bewarn,

er müese ûz dirre vreude varn.

er starp, sîn guot beleip alhie.

sînen lôn er ouch enphie:

3405

in daz iemer wernde klagen

wart er ze helle dô getragen;

dâ was im vreude tiure.

in dem endelôsen viure

wart er begraben leider dô.

3410

dar nâch vuogtez sich alsô,

daz er des armen sêle sach

dulten êweclîch gemach:

dem was wol und im vil wê.

an Abrahâmen er dô schrê:

3415

«gnâde, Abraham, lâ mich

erbarmen, herre vater, dich

und sende Lâzarum alher

unde bite in des, daz er

netze den kleinsten vinger

3420

und mir mache ringer

mit einem trophen mînen pîn,

den er troufe an die zungen mîn.

mir ist in disem viure

mit leide vreude tiure.»

 

3425

Abraham der wîse sprach:

«sun, gedenke an daz gemach,

daz dir mit grôzer rîcheit

in jener welte was bereit,

dâ Lâzarus mit liebe nie

3430

weltlîche vreude enphie,

der nû mit vreuden iemer mê

vreude hât und dir ist wê.

dâ zuo ist uns diu vart benomen,

von uns hin ziu mac niemen komen

3435

noch von iu her.» unsern vater

Abrahâmen alsus bater:

«herre vater, sende in doch

in jene welt, wan ich hân noch

vünf bruoder, den er sage,

3440

daz sie sich von dirre klage

in jener welte hüeten wol.»

«diu welt ist wîser lêrer vol.

den volgen, sô sint sie behuot,

daz in disiu nôt niht tuot.»

3445

«nein, herre, kaeme ein tôte dar

und saget in disen kumber gar,

dem geloubten sie baz.»

«nû mac niht geschehen daz.

hoeren der lêre wârheit,

3450

die Moyses in hât geseit

und ander guote wîssagen.

welnt sie die niht nâhe tragen,

sie gevolgent niemer niht,

des in ein tôter man vergiht.»

3455

des armen liep, des rîchen leit

hânt iemer wernde staetekeit.

nû merke, wie ir beider leben

in beiden hât ir lôn gegeben.

 

Jêsus, diu reine wârheit,

3460

ein ander bîspel hât geseit,

daz seiter künfteclîche

von dem himelrîche:

wie mit vil rîchen sachen

ein künic wolde machen

3465

eine brûtlouft sînem kinde.

dô hiez er sîn gesinde

von dem rîche laden gar

die liute algelîche dar.

dô schuof der diz, dirre daz.

3470

der liute allermeist vergaz

sîner bete und kâmen niht.

dô hiez er, als diu wârheit giht,

ander liute dar bringen.

mit küneclîchen dingen

3475

wart sîn brûtlouft volbrâht,

als es der künic hâte gedâht.

nû sach der künic einen man,

der truoc niht der kleider an,

als ez gezam den vreuden dâ.

3480

dô vrâget in der künic sâ:

«vriunt, wie bist dû sô her komen,

daz dû niht hâst an dich genomen

ze dirre brûtlouft gastlîch gwant?»

er erstumte, im was unbekant

3485

antwürte nâch unschulden.

von schulden muoster dulden

mit leide vorhtlîche drô:

im hiez der künic binden dô

hende und vüeze an ein bant

3490

und hiez in werfen sâ zehant

in eine vinster, dâ sîn rât

niemer wirt und dâ er hât

weinen, grisgramen der zene.

beide, dise unde jene,

3495

die sîne bete vernâmen

und doch hin zim niht kâmen,

die wil ich dir bescheiden hie.

der dise brûtlouft begie,

daz ist unser schepher got,

3500

der durch der gotheit gebot

mahelte die kristenheit

durch unser süntlîchez leit

Kriste, sînem kinde.

ich gelîche dem gesinde

3505

die reinen predigaere.

die guot und vil gewaere

sint, und uns enwiderstrît

ladent an die hôhgezît,

dâ vreude ân ende iemer wert,

3510

dâ got sîner briute gert.

 

Die diz laden vernâmen

und doch dâ hin niht kâmen

von unmüezlîcher arbeit,

daz sint die, den wirt geseit

3515

von dem himelrîche,

und sie vil riuweclîche

ir grôzen sünde sêre klagent

und dar zuo guoten willen tragent,

wie sie ze gotes hulden komen,

3520

und in der wille wirt benomen

von der welte unmüezekeit,

diu in mit unmuoze entreit

den guoten willen und den muot

durch dirre welte krankez guot.

3525

den man dâ zer brûtlouft vant

âne brûtlouftlîch gewant,

daz ist der den gelouben hât

und in sîn kranker sin niht lât

den glouben vollebringen

3530

mit reineclîchen dingen.

geloube âne werc ist tôt.

er verliuset michel nôt,

swer wol âne glouben tuot.

dewederz ist ân᾽z ander guot:

3535

swer einez ân daz ander hât,

dem gebristet dirre wât,

der wirt gebunden sâ zestunt

geworfen in der helle grunt

und ist der wirtschaft wirdic niht,

3540

der got den erwelten giht.

 

Ouch hât uns bîspel gegeben

zehen junger megede leben.

der wâren âne wîsen sin

die halben vünfe under in.

3545

den andern vünfen was bereit

hôher sin bî wîsheit:

die nâmen öle in ir glas.

dô zer brûtlouft künftic was

der briutegome und solte komen,

3550

die tumben hâten niht genomen

öle, des muoste ir liehtes schîn

erloschen und verdorben sîn.

des briutegomen biten sie:

dô wurden slâfric alle die

3555

der kunft dâ solten bîten

in des slâfes zîten.

dô wart hin gên mitter naht

ein michel ruof unde ein braht:

der briutegome waere komen.

3560

die dô hâten öle genomen,

der lieht was klâr, vil schône ez bran.

der briutegome nâhen began.

die tumben wâren vil unvrô.

sie sprâchen zuo den wîsen dô:

3565

«gebt uns iuwers öls ein teil,

wir sîn des trûric, niht ze geil,

daz unser lieht erleschent hie.»

dô disiu bete alsus ergie,

die wîsen sprâchen: «gêt ouch ir

3570

koufen: alsô tâten wir.

uns allen gemeine

ist hie des öls ze kleine.»

 

Sie giengen unde wolten

öle koufen, als sie solten,

3575

daz in vil wênic dô gezam:

der briutegome vil balde kam.

die dô hâten sich bewart

dâ gên des herren zuovart,

die kâmen unde enpfiengen in.

3580

er vuorte sie mit im dô hin

zer êwiclîchen wirtschaft.

dô wart nâch im diu tür behaft.

die tumben megede kâmen sâ,

sie bôzten an die tür aldâ,

3585

sie riefen: «herre, lâz uns in!»

dô dûht in gar ze tump ir sin;

«âmen, âmen! diu wârheit

(sprach er) sî iu von mir geseit,

daz ich iuch niht wizzen wil

3590

noch weiz.» dô wart ir leides vil.

ir klagender jâmer wart vil breit,

daz in diu wirtschaft was verseit,

diu iemer mêr ân endes zît

endelôse vreude gît.

3595

die vünf wîsen megede guot

bezeichent den, des staeter muot

ûf sînes lîbes hinevart

mit guoten werken ist bewart.

des tôdes kunft daz ist diu naht,

3600

diu unser sinne hât bedaht,

daz sîn zil und ouch sîn komen

unsern sinnen ist benomen.

 

Daz öle bezeichent guotiu werc,

diu vil swaerer danne ein berc

3605

in unsern kranken herzen sint.

dirre welte tumbiu kint

gelîchent den vünf megeden wol,

den ir ölvaz wâren hol

des öls der rehten werke gar.

3610

bî disem bîspel nim des war,

daz got unser herre Krist

der briutegome genennet ist.

swer sich niht gên im bewart

und rehtiu werc an᾽z ende spart,

3615

unz im des tôdes sigenunft

zeiget unsers herren kunft:

wil er danne loufen,

öl rehter werke koufen,

des er biz an die stunt vergaz:

3620

owê! sô lischet daz liehtvaz

und sperret im vil lîhte vor

der edel briutegome sîn tor.

alsus kan ich die wârheit sehen

an dingen, diu ê sint geschehen,

3625

als ich dir bescheiden hân.

nû solt dû vürbaz dich verstân,

wie uns diu gotes wîsheit,

diu daz vervarne hât geseit

ze künfteclîcher lêre,

3630

bescheidet vürbaz mêre

ein dinc, daz noch geschehen sol:

wie got übel unde wol

an dirre welte lônen wil,

swenn er der welte gît ein zil.

3635

daz bescheidet uns alsus

der wîse bote Mathêus

und der êwangeliste grôz,

als im die wârheit entslôz

diu reine gotes wârheit, Krist,

3640

der rehter wec und wârheit ist,

wie got uns allen lônes giht

mit vorhten und mit zuoversiht:

 

Sô got an dem jungesten zil

an daz gerihte komen wil,

3645

sô wirt vür in gesamenet dar

mit lîbe und ouch mit sêle gar,

swer in der welte ie wart geborn.

die got danne hât erkorn

und sîne erwelten sint genant,

3650

die stânt ze sîner zesewen hant.

die übelen, die verworhten,

die in vil wênic vorhten,

die stânt ze sîner winstern dâ.

er sprichet den erwelten sâ:

3655

«koment her, erwelten mîn!

daz rîche iu sol bereitet sîn,

daz iu an anegenges vrist

geordent und benennet ist.

ir ladetet mich, dô ich was gast

3660

und mir geraetes gebrast.

ich was nackent, sunder kleit,

dô buoztent ir mîn armekeit.

ich was siech, dô kâment ir

und brâhtent iuwer vuore mir.

3665

ich lac in grôzer swaere

in dem tiefen karkaere,

dô sâhent ir mit helfe mich.»

sie sprechent: «wâ sâhn wir dich

in alsô grôzen noeten sîn?»

3670

«swaz ir durch den willen mîn

einem armen hânt getân,

dêst mir geschehn. nû sult ir hân

ze lône êwiclîche

mîns vater himelrîche.»

 

3675

Die werdent sîn erweltiu kint.

die danne ze der winstern sint,

zuo den sprichet er alsô

mit vil ängestlîcher drô:

«vart, vervluochten, in den tôt,

3680

in des helleviures nôt,

daz dem tiuvel ist bereit

mit nôt ân ende in staetekeit,

wan ich in mînen noeten nie

von iu deheinen trôst enphie.»

3685

sô schrîent sie denn alle

mit jaemerlîchem schalle.

sie klagent den endelôsen tôt,

sie sprechent: «wâ hâtest dû nôt,

herre, dâ wir möhten dir

3690

geholfen hân?» – «dâ sâhet ir

einen mîner armen.

dô der iuch solte erbarmen,

ir getâtent im nie guot

und hâtent ie vil herten muot

3695

gên der rehten lêre mîn:

des müezet ir verteilet sîn.

nû var enwec, vervluochtiu schar!

zuo dem helleviure dar,

dâ iu sol wesen iemer mê

3700

bî dem leiden tiuvel wê.»

 

Dâ wirt daz êwiclîche leben

der erwelten diet gegeben.

die übelen müezen sîn verlorn:

den wirt daz helleviur erkorn

3705

und iemer werndiu swaere.

dâ vor dem rihtaere

vervâhet miete kleine.

wir müezen algemeine

selbe umb unser süntlîch leben

3710

vor dem rihter rede ergeben.

dâ vindet niemen veile

vriuntlîch urteile.

ez teilet allez dâ daz reht,

dâ wirt reht ân krümbe sleht.

3715

sô daz gerihte alsus ergât,

mit lîbe und ouch mit sêle erstât

beidiu man und dar zuo wîp

in den tôt oder in den lîp.

sus gloube die urstende.

3720

dâ nimt der tôt ein ende,

wan der verlornen hôhiu nôt,

daz ist der endelôse tôt.

swer dâ stirbet, der ist tôt

in der endelôsen nôt.

3725

swem dâ daz leben wirt gegeben,

der sol iemer mêre leben.

der verlornen hoehster pîn

ist, daz sie müezen iemer sîn

âne gotes angesiht,

3730

daz sie die süln schouwen niht.

dirre tac mit vorhte gît

der welte ein grimmeclîchez zît.

 

Diz ist der ängestlîche tac,

dâ niemen sich behüeten mac,

3735

er müeze dâ von gotes hant

swaz er vor hin hât gesant

enphâhen, leider anders niht:

als Îsaîas uns vergiht,

daz im got sante in sînen sin:

3740

«ich weiz ir werc, diu gilte ich in,

ich samene alle diet vür mich,

sie sehent mîne vreude, als ich

niwen himel und niuwe erde

gemache, die vil werde

3745

belîbent iemer mêr vor mir.»

daz sprichet got. noch sîn wir

gewîset von dem selben tage

ein teil, daz seit ein wîssage:

«der gotes tac gît grôzen zorn,

3750

die sünder werdent verlorn,

der himel ingevalten wirt

alsam ein buoch; den tac verbirt

der gewente sunnenschîn.

sîn lieht muoz erloschen sîn.

3755

swaz man himelgezierde siht,

die gebent danne ir liehtes niht.

die sterne vallent sam daz loup,

daz dürre wirt an reben toup.

 

Der wîssage aber urkünde gît.

3760

von des selben tages zît

untroestet er die sünder mê.

er sprichet: «wê, iu, iemer wê,

die übel guot heizent

und guot ze übele reizent!

3765

wê der vervluochten diete,

die die übeln durch die miete

gar an dem übeln slihtent

und reht unrehte rihtent!

wê in! wê den veigen,

3770

die daz gerihte neigen

mit rouplîchem muote

nâch des armen guote!

owê danne der weisen klage!

war vliehent ir an dem tage?

3775

wer wirt vür iuwer swaere

dâ iuwer helfaere?

wem lânt ir iuwer êre dâ?»

nû sprichet aber anderswâ

der wîssage, als ich dir sage,

3780

von disem vorhtlîchen tage:

«ez ist der tac der armekeit,

der angest, der nôt, der arbeit,

des zornes, der tôtvinstern nôt,

der sûre tac von viure rôt,

3785

dâ der starke kumt in nôt

und dâ niemen vür den tôt

deweder golt noch silber vrumt,

der an den tac mit sünden kumt.

die sünder stânt in grôzer klage

3790

an dem gotes zorntage.»

diz ist, als ich dir hân geseit.

dirre tac wart ûf geleit,

daz got an sînes endes zil

nâch dienste uns allen lônen wil.

3795

wie an der welte ende

geschiht diu urstende,

des hân ich dich verswigen niht.

der vorhte und ouch der zuoversiht,

der al der welte ist bereit,

3800

hân ich dir ein teil geseit,

und von der künftigen welt,

dâ uns ist bereit daz gelt

nâch übel und nâch guote,

daz merke in dînem muote.»

 

3805

Jôsaphât an sich dô las,

swaz im hie vor gesaget was.

des wîsen mannes lêre

erweinde in alsô sêre,

daz er von herzenriuwen grôz

3810

sîn antlütze gar begôz.

sîn riuwe machet in unvrô.

zuo Barlââme sprach er dô:

«dû hâst mir liep, vorht unde leit

mit guoter wârheit geseit,

3815

lieber meister, süezer man.

nû solt dû wîsen mich daran,

wie ich der übelen nôt genese

und in der guoten vreude wese.»

Barlââm sprach: «daz tuon ich.

3820

mit der schrift wîsich es dich:

diu hât uns geseit alsus,

daz der boten vürste, Petrus,

tet die gotes lêre kunt.

dô wart daz liut sâ zestunt

3825

brâht in vil grôze riuwe.

an in wuohs gotes triuwe,

ze buoze stuont ir herzen gir.

sie sprâchen: «nû waz tuon wir?»

«dâ nemt an iuch den reinen touf

3830

umb des himelrîches kouf

und büezent iuwer schulde:

sô sendet gotes hulde

an iuch den heiligen geist.»

des toufes kraft ist aller meist

3835

an saelden gar in troestlich,

die got geladet hât an sich,

als dich der süeze gotes rât

geladet an sich hiute hât.

 

Dû waere im ê vil verre,

3840

nû hât dich unser herre

in sîner diet beschouwet.

sîn geist hât dich betouwet

mit sînem touwe reine.

nû solt dû niht ze seine

3845

gên dem toufe gâhen:

dû solt in gerne enphâhen

und solt dîn kriuze hân enbor:

als ez dir treit dîn schepher vor,

alsô solt dûz nâch im tragen.

3850

ich wil dir diz ze tiute sagen:

Krist gap durch dich zer marter sich

und leit vil grôze nôt durch dich:

alsô tuo ouch dû durch in

und kêre allen dînen sin,

3855

wie dû berihtes sô dîn leben,

als er dir bilde hât gegeben.

dû solt durch in arbeit hân,

als er ouch hât durch dich getân,

sô maht dû im wol nâhen;

3860

die gote gar versmâhen,

die dise heiden nennent gote

nâch des tiuvels gebote,

die sint gegozzen unde gesniten.

in allen süntlîchen siten

3865

weiz ich groezer sünde niht,

danne daz in iemen giht

deheiner helflîcher kraft.

mit dem tiuvel sint behaft

diu selben sinnelôsen vaz:

3870

dû solt vür wâr gelouben daz.

ir deheinez sprechen kan,

swie vil man sie geschrîet an:

sie sint gar âne wîsheit.

in ist aller sin verseit,

3875

gân, sprechen, hoeren, sehen.

im muoz ouch alsam geschehen,

swer an ein bilde beten gât,

daz mensche gemachet hât.

got hât ir gar vergezzen.

3880

der tiuvel hât besezzen

diu bilde und ouch der liute sin,

die gelouben jehent in.

 

Sie sint gar vervluochet

von gote und unberuochet

3885

und müezen iemer sîn verlorn,

die sie ze goten hânt erkorn.

swaz in wirt ophers von in brâht,

des ist dem tiuvel gar gedâht.

von den hât dich gotes gebot

3890

brâht an sich. nû solt dû got

gelouben unde minnen

von herzen und von sinnen:

gelouben, daz der reine Krist

mensche durch uns worden ist

3895

und durch unser schulde leit

menschlîche broedekeit

unde, als ich dir hân gesaget,

wart geborn von einer maget.

dû solt gelouben, daz sîn tôt

3900

uns lôste von der helle nôt

und daz sîn reine urstende

dem tôde gab ein ende,

der von Adâme uns gerbet wart.

dû solt gelouben die ûfvart.

3905

geloube ouch gotes sigenunft

und ûf dise erde sîne kunft

an der welte endes zil,

und danne uns allen lônen wil

nâch aller unser guottât,

3910

als ieglîcher gedienet hât.

dû solt gelouben sunder wân,

daz dû ze jungest solt erstân,

an dem gerihte rede ergeben,

swie dich gewîset hât dîn leben.

 

3915

Dû solt die reinen kristenheit

gelouben, als uns hât geseit

diu botelîche lêre;

vil vesteclîche sêre

gelouben nemen in dînen sin,

3920

daz den gotes namen drin

sundernamen sint gezalt

und doch sint ein und ein gewalt.

dû solt sie sunder nennen,

doch zeinem gote erkennen

3925

und anbeten zeinem gote,

und daz sînem gebote

dienent aller himele kraft

und alliu lebendiu geschaft

mit staete in vorhteclîcher art,

3930

und daz nie niht âne in wart,

swaz uns geschephede ist gegeben.

sô was ie an im daz leben

mit dem, an dem ez allez ist:

daz ist der heilige Krist,

3935

der himel und erde slôzbant

eine hât in sîner hant.

diz solt dû sunder wanken

mit staete in den gedanken

gelouben unde staete sîn

3940

mit staete an dem gelouben dîn.

 

Durch daz bin ich her gesant,

daz ich mache dir bekant

die lêre, die ich hân getragen

her von mînen kindes tagen.

3945

lâ varn und lâ dir wesen leit,

daz dirre welte rîcheit

ein leitlîchez ende hât

unde jâmerlîche zergât.

si gît dir vroelîch urhap

3950

und leidez zil, ein engez grap:

dâ wirt dîn lîp in geleit

und wirt ein krankiu armekeit.

ob dû wendest dînen muot

vür got an dirre welte guot,

3955

ez lât dich, wan dû sterben muost.

swie ungerne dû ez tuost,

ez sendet dich mit leider klage

an dem jungesten tage

in den êwiclîchen tôt,

3960

der iemer wert mit klagender nôt.

dâ bî lâ dir mêre sagen,

waz dû dâ mite maht bejagen,

ob dû die welt versmâhest

und gotes touf enphâhest:

3965

dû wachest, slâfest, sprechest, gêst,

dû rîtest, ligest oder stêst,

sô ist dir gotes helfe bî:

diu tuot dich aller sorgen vrî.

 

Alliu swaere dich verbirt.

3970

dîn herze dir gevestent wirt

als einem krefterîchen leun.

swaz dir iemen mac gedreun,

daz wirt dir ringer danne ein wint.

Krist, daz reine gotes kint,

3975

wert dich aller dîner gir.

ze aller zît ist er bî dir:

als dû ruofest im, er kumt.

in allen noeten er dir vrumt

und tuot dir sîne helfe schîn.

3980

sô muoz dîn groestiu vreude sîn,

daz dû des solt gedingen hân

sunder zwîvellîchen wân,

daz er dir gît êwiclîche

mit im daz himelrîche.

3985

daz hât in geheizen got,

die gerne minnent sîn gebot.

her an soltû mit staete stân,

sô wirdestû der wîze erlân,

diu dem tiuvel ist bereit

3990

mit endelôser arbeit:

dar an merke mînen rât.»

dô sprach der guote Jôsaphât:

 

«Nû tuon ich gerne dîn gebot

und wil diu touben apgot

3995

mit hazze gar versmâhen

und Kristes touf enpfâhen,

vil gerne werden gotes kneht,

ob er mich durch mîn unreht

niht vertrîben wil von im.

4000

sînen touf ich an mich nim:

ist er sô guot, sô dû mir seist,

sô sendet er mir sînen geist

und tilget mîne sünde.

nû solt dû mir urkünde

4005

mit dîner wîsen lêre geben:

wie sol ich nâch dem toufe leben?

des volge ich dîner lêre.

sol ich tuon vürbaz iht mêre

wan nâch gelouben toufen mich?

4010

ist des genuoc, oder sol ich

iht anders tuon? daz sage mir:

des wil ich gerne volgen dir.»

 

Do sprach Barlââm: «daz sage ich dir.

nû merke daz alhie von mir,

4015

wie dû solt nâch dem toufe leben:

dû solt boesiu werc begeben

und minnen ie daz beste,

und ûf die gruntveste,

diu dem gelouben wirt geleit,

4020

soltû mit süezer reinekeit

eine veste bûwen gote

an dir nâch sînem gebote.

ich gihe, daz der geloube sî

verdorben, diu werc sîn dâ bî.

4025

dâ wider man den werken giht,

sie sîn âne glouben niht.

uns lêret geistlîche gân

und dirre welte willen lân

der guote sanctus Paulus.

4030

er nennet die houptsünde sus:

weltlîch gelust, unreinekeit,

nît, zorn, haz und meineit,

manslaht, vluoch, untriwe, hôhvart,

mit vrâzheit trunkenlîchiu art,

4035

gelîchesen, zouber, trügeheit:

swer diu mit staetem willen treit,

der muoz verlorn iemer wesen

an der sêle und ungenesen,

ob er sie bringet an sîn zil,

4040

sô daz er sie niht büezen wil.

des kan niemer werden rât,

ob er sie durch got niht lât.

 

Sô nenne ich dir die reinen vruht

der rehten werke: daz ist zuht,

4045

minne, vreude, vride, güete,

triuwe, milte, lancgemüete,

enthabunge, gedultekeit

gotlîcher arbeit,

und daz man gedenke niht

4050

ze übel der übelen geschiht.

nâch sünden staetiu riuwe,

an gotes buoze ie niuwe,

an guoten werken staeter muot,

diu sint nâch dem toufe guot.

4055

sie gânt alsam ein stege enbor

gên des himelrîches tor.

der solt dû nâch dem toufe phlegen,

jener dinge dich bewegen.

sô diu der touf verswendet,

4060

vertiliget und verendet,

sô solt dû allen dînen muot

von jenen sünden hân behuot.

würden sie dir wider kunt,

sô taetestû alsam ein hunt,

4065

der daz âs von im lât

und danne wider drüber gât.

 

Got hât die boten sus gemant:

«gât unde tuot den touf erkant

und toufet in den namen drin.»

4070

dâ bî gebôt er aber in,

daz sie die diet bekêrten

und nâch dem toufe lêrten

behalten staete sîn gebot.

ouch lêret uns vürbaz got,

4075

der himeltugende vürste,

daz uns hunger unde dürste,

und lîden weltlîchen pîn

alhie durch die hulde sîn

und weinen sünde in disen tagen,

4080

daz wir von im her nâch bejagen

der êwiclîchen vreuden zît,

diu vreude und trôst ân ende gît.

ouch lêret uns vürbaz Krist

hân erbärmede, als er ist

4085

erbarmherze an güete.

uns lêret sîn dêmüete,

daz wir uns erbarmen

gên den vil reinen armen

und daz wir des naehsten klage

4090

mit im klagen alle tage

und in vridelîchen sachen

vride und gnâde machen,

und daz unreht machen reht

mit rehtem gerihte sleht,

4095

und daz man uns gedultic sehe,

swaz leides uns von im geschehe,

und valschez urkünde lân,

gar gewaere rede hân

und ieglîches menschen guot

4100

niht nemen âne sînen muot.

er verbiutet ouch die eide

gar unz an die beide:

nein und jâ. die sol man hân,

dâ bî die andern eide lân.

 

4105

Swer dich slahe an dîn wange,

sô sûme dichs niht lange,

dû bietest im daz ander dar.

swer mit dir ze gerihte var

kriegen umbe dîn gewant,

4110

dem solt dûz lâzen zehant.

gip mit zühteclîchem site

swes dich der nôthafte bite.

swes dû beswaerde woldest hân,

des solt dû ander liute erlân.

4115

swaz dir leides iemen tuo,

dâ soltû niht sprechen zuo:

sô richet dîne swaere

dîn rehter schephaere.

dû solt ze rehte rihten sô,

4120

daz dû gerihtes werdest vrô.

swie dîn gerihte wirt getân,

dar nâch muostû gerihte hân.

lâ belîben valschiu wort.

swar dû birgest dînen hort,

4125

dâ kêret ie des herzen sin

mit staeteclîchem muote hin;

durch daz lege dînen schatz,

dâ des diebes widersatz

in müge niemer ûz gegraben

4130

und dâ in swenden niht die schaben:

daz ist daz himelrîche;

dâ wert er êwiclîche.

noch ist daz hoehste gebot,

daz man den naehsten unde got

4135

mit vriuntlîchem sinne

alsam sich selben minne.

 

Dû solt niemer gesorgen

gên dem andern morgen,

waz dû danne sülest ezzen:

4140

got hât des niht vergezzen.

er gap dir lîp unde leben:

sus mac er dir die spîse geben.

die selben kraft hât er noch.

er vuoret daz gevügel doch

4145

und alliu dinc mit sîner kraft,

er nert ouch alle geschaft.

got lêrt ob allen dingen

nâch sînem rîche ringen:

uns wîset sîner lêre spor

4150

dringen an daz enge tor,

dâ uns daz leben wirt erkant.

leider, nû ist uns gebant

des tôdes strâze alze wît.

diu himelstrâze ist alle zît

4155

gar ungebant und eine;

ir volge ist leider kleine.

dise lêre und disen rât

gar ein wort beslozzen hât,

daz sprichet unser herre, Krist,

4160

als ez dort geschriben ist:

«swer mir sprichet herre, herre!

ist mir sîn herze verre,

der vert ze himelrîche niht,

ob diz wort âne muot geschiht.

4165

tuo mînes vater willen gar,

welle er, daz er ze himel var.

swem vater, muoter, bruoder, wîp,

kint, guot, diu welt, der lîp

mit staete lieber ist dann ich,

4170

der mac sô niht geminnen mich

daz er mîn wirdic müge sîn.»

diz merke in den sinnen dîn,

daz dir got gebe ze lône

des himelrîches krône.»

 

4175

Dô sprach der guote Jôsaphât:

«dîn honicmaeziu zunge hât

mir guote lêre vürgeleit.

ob ich durch mîne unstaetekeit

mac diu gebot behalten niht,

4180

ob daz vil lîhte mir geschiht,

daz ich briche mînem gote

zwei oder einez der gebote:

sol danne diu gedinge mîn

ze gote gar verkrenket sîn?»

4185

«nein ez, herre, süezer man!

ich wil troesten dich her an,

dû solt alsolhe rede lân,

durch got deheinen zwîvel hân.

ob daz alsô solde wesen,

4190

sô möhte nieman genesen.

bî rehte got genâden phligt,

vür daz reht genâde wigt.

dô got mensche wart erkant,

daz er der grôzen sünde bant

4195

braeche, daz der menscheit

von hôhen schulden was bereit,

er gap uns vür die sünde

der gnâden urkünde.

unser leben und den gedanc

4200

sach er ze broede und alze kranc.

durch die selben broedekeit

hât er uns einen trôst geseit:

swenne der sündaere

sîne süntlîchen swaere

4205

von herzen gar beweine,

er sî ir vrî und reine.

 

Der touf die sünde reinet.

swer sîne sünde weinet,

ist im herzenriuwe kunt,

4210

sô toufet er sich anderstunt.

der gotes gnâden ist vil mê,

dan iemen sünden begê.

nieman hât sünden alsô vil,

man vinde ir mit ahte ein zil.

4215

der gotes gnâden ist sô vil,

daz sie niemen an daz zil

gereiten noch verenden kan.

hie soltû gedenken an

und büeze im die sünde dîn,

4220

sô tuot er dir genâden schîn.

unser herre sprach alsô:

«aller engel koere werdent vrô,

sô got den sünder lêret,

daz er von sünden kêret.»

4225

diz merke an einer bîschaft,

diu seit von der grôzen kraft,

die diu gotes erbärmede hât,

sô des reinen herzen rât

wil den sünder bringen

4230

von süntlîchen dingen.

daz tet uns ze trôste kunt

unsers herren Kristes munt.

 

Ez was, als noch genuoge sint,

ein rîcher man, der hâte kint:

4235

den teilte sîne habe sîn hant.

dô vuor der eltest in ein lant,

vil verre in vremediu rîche.

gên wîben üppeclîche

kêrte er alsô gar den muot,

4240

daz er mit in vertet sîn guot

sô gar, daz im diu hungers nôt

eine swache vuore bôt,

dâ mite er sich dô nerte

und dem hunger werte.

4245

er buozte alsus den hunger sîn:

ûf dem velde, dâ diu swîn

giengen an der weide,

dâ gienc er ûf die heide.

swâ daz swîn vant eine wurz,

4250

si waere lanc oder kurz,

dâ jagete er ez balde von

und az sî. des was er gewon,

daz er der spîse nerte sich.

diz hungerleben kumberlich

4255

er mit grôzer armekeit

in manegem grôzen hunger leit.

diz leben machet in unvrô.

er dâhte in sînem muote alsô:

«wie lange wil ich dise nôt

4260

lîden? mînes vater brôt

vuoret alsô manegen man,

der im nâch lône dienen kan.

daz kunde ouch ich. nû wil ich gân

(swie ich an in gesündet hân)

4265

hin zim und wil in des biten,

daz er mit väterlîchen siten

mîne schulde übersehe,

daz ez mir niemer mê geschehe.

 

Ich wil sprechen: vater mîn,

4270

ich hân an die hulde dîn

gesündet, als mîn schulde giht.

ich mac dîn kint geheizen niht.

in den himel unde ouch dir

hân ich gesündet. nû tuo mir

4275

genaedeclîche triuwe schîn.

lâ mich dir bî den knehten dîn

dienen, daz dû vuorest mich.»

mit dem gedanke huob er sich

wider in sînes vater lant.

4280

dô sînem vater wart erkant

sîn kunft, dô lief der herre

gên sînem sune verre.

dem knappen wart dô niuwe

diu väterlîche triuwe.

4285

sîn erbärmeclîcher sin

bewegete sich dô über in:

er kuste in minneclîche dô;

sîner künfte was er vrô.

dô wurden brâht diu besten kleit

4290

und dem knappen angeleit

und diu rîchesten vingerlîn.

dô machet er den vriunden sîn

eine grôze wirtschaft sâ.

mit vreuden kunte er, daz im dâ

4295

sîn kint waere wider geborn:

daz im dâ vor was verlorn,

daz haete im wider sich gegeben.

des hulfen im mit vreuden leben

sîne vriunde durch in gar,

4300

die zuo den vreuden kâmen dar.

 

Des mit vorhtlîchen siten

der sun den vater wolte biten,

des wart verzigen sîner schame.

in werte sînes vater name

4305

nâch êren baz dan er in bat.

an sînes lieben kindes stat

phlac er sîn väterlîche

und machte in guotes rîche.

er lie nâch sîner schulde

4310

in haben sîne hulde. –

nâch verlust diz vunden kint

bezeichent, die in sünden sint

und danne ir herzenriuwe

sie gote machet niuwe

4315

an riuweclîcher buoze.

mit minneclîchem gruoze

zeiget er in sîne güete.

ze der rehten heimüete

erbarmet er sich über sie.

4320

swaz sie gên im getâten ie,

daz ist sâ von im verkorn,

und werdent gote als ê geborn

ze sînen lieben kinden gar:

sô vreut sich aller himele schar.

4325

noch wil ich dir künden

ein bîspel von den sünden,

dâ wîste gotes wort mich an:

Hundert schâf hâte ein man,

in der wüeste er einez vlôs.

4330

diu niun und niunzic er verkôs,

unz er daz verlorne vant.

als erz vant, er nam zehant

daz verlorne schaefelîn

und truoc ez ûf der ahsel sîn

4335

vroelîche in sîn hûs hin hein.

in grôzen vreuden er schein

und bat sîne vriunde dô,

daz sie mit im waeren vrô,

wan er haete an den stunden

4340

sîn verlornez schâf vunden.

 

Sie vreuten sich dâ durch den vunt.

uns tuot mit ebenmâze kunt

diu gewaere wârheit,

daz groezer vreude sî bereit

4345

ze himele aller engel schar

und aller himel tugende gar,

ob ein grôzer sündaere

wirt gote ein riuwesaere

und sich von sünden kêret,

4350

ir vreude ez vürbaz mêret,

danne ob niun und niunzic man

sich grôzer riuwe naemen an,

die von sünden sint behuot

und ie truogen rehten muot.

4355

Petrus, der vil reine bote,

hâte gesündet an gote:

er lougente sîn drîstunt.

des wart im sô grôz riuwe kunt,

daz er vil sêre weinde:

4360

mit riuwe er buoze erscheinde,

biz daz er sîne schulde gote

nâch der riuwe gebote

buozte nâch den hulden gotes:

sît wart er kemphe sînes gebotes.

4365

wir vinden ouch geschriben dâ,

daz Marjâ Magdalênâ,

der sünderinne vrouwe,

sich mit ir herzen touwe

von ir sünden reinde,

4370

dô si Krist anweinde.

als er ir herzen riuwe ersach,

durch ir gelouben triuwe er sprach:

«wîp, dir sî dîn sünde gelân,

die dû hâst biz her getân.»

 

4375

Ob ein man in kamphe stât,

sîn kamphgenôz in niht erlât,

er slahe in lîhte vor im nider.

des sol er sich erholn wider

mit vrümeclîchen dingen.

4380

er sol ûf aber springen

gên sînem vîende in den strît:

waz ob im got die saelde gît,

ob er rehter manheit phligt,

daz er dem andern angesigt.

4385

alsus sol sich der sünder wern,

sehe er sich die sünde bern.

ob in ein sünde drücke nider,

dâ sol er sich setzen wider

und sol got ze helfer hân,

4390

sô wirt er siges niht erlân.»

 

Jôsaphât der guote sprach:

«sît weinen, klage und ungemach,

jâmer, riuwe und arbeit

uns sint ze buoze ûf geleit,

4395

sô dunket mich, ez waere

vreude bezzer danne swaere.

sît man sus sünde sol genesen,

sô woltich vil gerner wesen

âne sünde vreuden bî,

4400

dan in den sünden vreuden vrî.

ich sol des lieben herren mîn

gerner hüetende sîn

vroelich âne sünde,

dan ich an im enzünde

4405

mit sündenvreuden sînen zorn

und mir ze buoze werde erkorn

vür sündenvreude riuwenklage.

swenne ich gar nâch dîner sage

die gotes lêre gelerne,

4410

sô hüete ich vreuden gerne

und bin in vreuden gerner sô,

dannich von sünden werde unvrô.»

 

Barlââm, der meister sîn,

sprach: «vil lieber herre mîn,

4415

des besten hâstû gedâht:

möhte ez werden vollebrâht,

ez waere ouch daz liebeste mir

und unserm herren gote an dir.

dû maht es niht behüeten dich:

4420

ez ist gar unmügelich

bî viure sitzen einem man,

etswenne rieche ez in an.

swer dirre welte unmuoze hât

und ouch ir rîlîchen rât

4425

an lîbe, an guotes rîcheit,

ist al sîn wille im unverseit,

wie mac der die welt und got

behalten gar? wan ir gebot

ist ungelîch gescheiden.

4430

man kan ze rehte in beiden

nâch ir gebote dienen niht,

als uns Kristes lêre giht.

er sprach: «nieman zwein herren mac

gedienen sô, daz sîn bejac

4435

müge ir beider lôn bejagen,

man sehe in dem einen tragen

vriuntschaft, dienest oder haz,

danne dem andern. vürbaz

er im den einen minnet,

4440

von dem er lôn gewinnet.

ez lônet ietweders muot,

als man im dienest tuot.

ouch hât gesprochen anderswâ

Jôhannes êwangelistâ:

4445

«ir sult die welt minnen niht;

wan swaz man in der welte siht,

des gert diu vleischlîche gir.

der ougen wünne lît an ir:

diu ist niht von gote komen.

4450

ûz der welte ist si genomen.

der welte wünne gar ververt:

ir gir, ir name wirt verzert,

ir êre, ir rîcheit unde ir guot.

swer aber gotes willen tuot,

4455

dem wirt daz êwiclîche leben

bî gote ân ende gegeben.

 

Den reinen boten unde got,

des boten lêre, gotes gebot

behielt vil unserr vordern ê.

4460

die liezen in vil dicke wê

durch in sîn, als er gebôt.

sît wir mit also maneger nôt

müezen daz gotes rîche

gedienen kumberlîche,

4465

ir lîp, ir muot wurden bekleit

mit dem kleide der arbeit,

und touften nâch dem toufe sich

mit ir bluote. lobelich

was der touf unserm gote.

4470

in sînem reinen gebote

wart in noete vil bekant.

genuoge wurden verbrant,

versteinet und mit swerte erslagen

sach man manigen bî den tagen,

4475

schinden und radebrechen

und etslîche durchstechen.

vür wildiu tier bant man ir vil.

vür geschütze alsam ein zil

sach man genuoge setzen,

4480

durch got ir leben letzen.

sus liten sie vil manege nôt

und kurn durch got des lîbes tôt

umb der sêle iemerleben,

daz in ze lône wart gegeben.

4485

got zeichen vil an in begie

die wîle daz sie lebeten hie.

swâ ir lîp oder ir gewant

iemen ruorte oder ir hant,

der muoste werden sâ zestunt

4490

von aller siecheit gesunt.

 

Gnuoge sâhen ouch die nôt,

die dirre welte minne bôt.

sie dûhte ein arbeitlîchez leben

dirre welte sich begeben

4495

und doch in der welte wesen

und âne dise welt genesen.

sie liezen varn kint unde wîp,

liute, lant, vriunde, lîp

und arbeiten sich sêre

4500

nâch unsers herren lêre,

des vil wênic sie verdrôz.

mit manegem ungemache grôz

die welt sie gar vermeinden,

in wälden sie vereinden.

4505

in was vil wê, vil selten wol:

sie zugen sich in wildiu hol,

sie liten manige pîne,

sie wurden pilgerîne

und ofte unwerde geste

4510

durch got. ir muot was veste.

krût, eicheln unde gras

in gote ir spîse lange was.

hôhvart, vîentlîcher nît

was in vremede zaller zît,

4515

diu doch den guoten werken bî

gerne sint. vil selten vrî

sint guote liute ir beider.

den guoten was niht leider,

dan der welte rîchtuom

4520

und ir trügelîcher ruom.

sie hâten manege swaere,

sie wurden marteraere

doch von ir grôzen nôt genant

und nâmen von der gotes hant

4525

den balmen und die krône

bi den marteraeren schône.

 

Got die gnâde an in begie,

daz al diu welt ir lêre enphie

und ûf der erde überal

4530

ir wort, ir rede vil wîte erschal.

ir lêre, ir leben lêrte daz

in gotes worte vürbaz.

der sprichet sô: «swennir getuot

werc, diu reht sint unde guot,

4535

und volbringent gotes gebot,

sô sprechent: herre, vater, got,

wir sîn unnütze knehte.

wir tâten niht ze rehte,

daz uns von dir geboten wart.

4540

dêmuot nidert hôhvart.»

der selben lêre phlâgen sie,

ir dêmuot hôhvart nie begie.

nû ist in ein hôhez leben

durch ir dêmuot gegeben.

4545

in hât der hôhe gotes gewalt

die welt vergolten hundertvalt.

ir sêle sint bî gote dort.

diu gotes lêre sint ir wort.

ir heilegez gebeine

4550

guot, edel unde reine,

ist uns ze saelden hie verlân,

dâ von wir manige saelde hân,

swie wir es unwirdic sîn.

ich und die genôze mîn

4555

hân ir leben an uns genomen

und mügen leider doch niht komen

dar sie vor uns sint gevarn.

wir kunnen uns des niht bewarn,

uns drücke diu welt under sich

4560

mit ir gezierde trügelich

und mit ir valschen êre.

des ist der guoten lêre

uns vorhtlîche swaere,

griulich und egebaere.

 

4565

Zwâre, lieber herre mîn,

diu welt solde gehazzet sîn.

des waere si benamen wert,

wan si ze staete nihtes gert.

daz nû ist, dêst niht zehant,

4570

nû jâ, nû niht, dêst ir bekant:

hiute wesen, morne entwesen,

nû stoeren, nû ze samene lesen,

den drucken, disen ûfen,

dort swenden hort, hie hûfen;

4575

nû liep, nû leit, nû leben, nû tôt,

nû grôz gemach, nû leides nôt;

hiute vreude und rîchez guot,

morgen leit und armuot.

si ist ir vriunde vîent:

4580

morgen lûte schrîent

die hiute sêre lachent.

in leide morgen wachent,

die hînaht slâfen giengen,

mit vreuden slâf enphiengen.

4585

swer sich ûf sî slâfen leit,

den wecket si mit arbeit.

swer ir getriuwez herze hât,

mit untriuwen si in lât.

si kan die tumben reizen

4590

mit valschen geheizen,

biz daz ir tumbes herzen muot

ir lêre, ir willen gerne tuot.

swen si sus an sich bringet

und der zir helfe dinget,

4595

den lât si ligen in der nôt:

ir endes lôn ist ie der tôt.

 

Die jenen rehten herren lânt

und disem valschen bî gestânt,

den wirt der tôt vür daz leben

4600

von im ze lône gegeben.

sîn lôn ist niht wan herzeleit,

als ich ein teil dir hân geseit.

Die dirre welte volger sint

unde ir dienstlîchiu kint,

4605

die gelîche ich einem man,

der nôt von einem tiere gewan:

daz was ein einhürne grôz.

sîn lüejen alsô lûte dôz,

daz ez den man brâhte in nôt.

4610

er vorhtim unde vlôch den tôt.

ez jaget in âne milte zuht.

dô er was in sorgen vluht

und vor dem einhürnen lief,

in ein abgründe tief

4615

viel er über eine want.

in dem valle ergreif sîn hant

ein boumelîn, dâ hieng er an;

daz vriste disen selben man.

er habete sich vil vaste

4620

ze des boumelînes aste;

die vüeze hâte er gesat

an eine wunderenge stat.

daz was ein kleiner erdewase,

gewurzet âne kraft mit grase:

4625

dar ûf enthielt er sînen val.

diu selbe stat was alsô smal,

daz er dar an niht mohte gestân,

swenn er daz boumel müeste lân.

 

Swier dâ stuont in grôzer nôt,

4630

er wânde, im waere der tôt

mit vride gar benomen dâ.

dô kômen zwô miuse sâ:

einiu was swarz, diu ander wîz,

die kêrten allen ir vlîz

4635

an der stûden wurzel gar.

sie nuogen alsô vaste dar,

biz diu wurz vil nâch sich lie,

von der kraft diu stûde gie.

diz was ein ängestlîch geschiht:

4640

er mohte des erwenden niht,

sie wolten der wurze angesigen.

dô sach er einen trachen ligen

tief under im in dem tal,

der dinget ûf des mannes val.

4645

ez was ein ängestlîcher stric,

er truoc vil leiden aneblic:

diu ougen und der âtem sîn

wâren beidiu viurîn.

er tet vil wîte ûf den munt:

4650

dô dranc daz viur sâ zestunt

mit grôzer flamme, als er sich vleiz,

als ûz einem ovene heiz,

ûz sînem wîten munde.

vil sêre in der stunde

4655

mit grimme blangen began,

daz er verslunde disen man.

ûf sînen val was er bereit,

ginende, als ich hân geseit,

als er in wolde slinden.

4660

dem man begunde swinden

herzevreude: daz tet nôt,

als im diu vorhte gebôt.

 

Dô der man diz ungemach

under im an dem trachen sach

4665

und den wüetenden einhürnen

ob im sô sêre zürnen,

dô er nâch im lûte schrei,

und daz der stûden wurz enzwei

von den miusen nâch geschaben

4670

was: er dâhte, ob in enthaben

möhte disiu kleiniu stat,

dâ er hâte hin gesat

die vüeze durch des valles vrist.

als er disen kleinen list

4675

in sînen grôzen noeten vant,

er sach des endes sâ zehant.

aldâ moht er sich niht entsagen:

ûz der wende sach er ragen

vier grôzer würme houbet.

4680

vreude er wart betoubet,

wan er des tôdes was gewis.

ein slange heizet Aspis,

der vil grôze vrävele hât,

swenne er lebendes iht bestât.

4685

der wurden im dâ vier erkant

bî sînen vüezen in der want,

die den wasen undergruoben

und vlîzeclîche schuoben,

der under sînen vüezen lac

4690

und sîn mit unstaete phlac,

wan er sô sêre began

mit helfe entwîchen disem man.

dô disiu viervalte nôt

dem man sô grôze vorhte bôt,

4695

er sach ûz einem aste,

samfte, niht ze vaste,

ein kleine honicseimes gân.

al sîn nôt begunder lân:

er habete sich dar sâ zestunt

4700

und liez im triefen in den munt.

swar er sach, dâ was nôt:

er sach nâhen im den tôt.

swie vorhteclich was diu gesiht,

er lie der honictropfen niht.

 

4705

Ist dînen sinnen iht ze snel

ze merkenne diz bîspel,

sô wil ich dirz ze tiute sagen,

die rehten bîschaft niht verdagen.

diu gruobe, dar in viel der man,

4710

dâ soltû die welt merken an,

diu mit sô maneger arbeit

uns ir stricke hât geleit.

der einhürne dêst der tôt,

der mit ängestlîcher nôt

4715

allez menschenkünne jaget,

biz daz sîn name an im betaget.

daz boumelîn, daz ist daz leben,

daz uns allen ist gegeben,

ieglîchem nâch sîner maht.

4720

der liehte tac, diu trüebe naht

bezeichent dise miuse zwô,

die jene wurze nuogen sô

daz der stûden kraft zergienc,

dar an der man mit vorhten hienc.

4725

alsus genaget widerstrît

unser leben disiu zît.

ir nagen daz hât endes niht,

ê man si abe genagen siht

unsers lebenes wurzelkraft,

4730

dâ unser leben ist angehaft.

merke ouch in den sinnen dîn,

daz der trache viurîn,

der gên dem man ûf tet den munt,

bezeichent der helle grunt

4735

und des tiuvels angesiht,

diu vorhtlîcher swaere giht.

 

Der vier slangen houbet sint

vier tugende, von den al diu kint,

diu von menschen sint bekomen,

4740

lîp und leben hânt genomen.

der vier êlementen kraft,

von den diu gotes meisterschaft

den lîp al der menscheit

hât ze samene geleit,

4745

daz ist diu ungewisse stat,

ûf die der man hâte gesat

durch vristen sîne vüeze.

der welte unstaetiu süeze

sî dir bî dem honige kunt,

4750

daz jenem trouf in den munt,

und durch daz kleine tröpfelîn

vergaz er al der noete sîn.

hie sî dir bilde bî gegeben,

daz dû dirre welte leben

4755

rehte erkennest, wie si stât.»

dô sprach der guote Jôsaphât:

«wol dem süezen munde dîn.

dû müezest iemer saelic sîn

mit vreude ân alle swaere!

4760

wie guot und wie gewaere

diz bîspel ist an lêre!

sage mir der noch mêre,

daz mir ir lêre bîschaft gebe,

wie ich in dirre welte lebe

4765

und welher vriunde ich sül phlegen

und der andern mich bewegen.»

 

Dô sprach der alte wîse man:

«dû solt gedenken wol dar an,

wem dirre broeden welte kint

4770

gelîch an ir lebene sint.

welhe vriunt sie minnent

und wie sie lôn gewinnent

von der vriunde minne,

daz merke in dînem sinne.

4775

Ez was ein vil guoter man,

der drîer vriunde nam sich an,

die begunder minnen

von herzenlîchen sinnen.

den zwein er solher minne jach,

4780

daz man in mit staete sach

ie dienen disen beiden.

er was gar ungescheiden

mit staeteclîchem sinne

von dirre beider minne.

4785

den lobet er, unz an sînen tôt

(als ir liebe im dô gebôt)

iemer in ir dienste wesen,

mit in sterben unde genesen.

swenn er den dritten ansach,

4790

vil kûme er im gruozes jach.

trâclîche gruozte er in;

sîn gelîchsender sin

gruozt in von herzen selten ie.

er ougte im herzevriuntschaft nie,

4795

als er ie tet den andern zwein,

in der dienste er ie schein.

 

Der drîer vriunde er alsô phlac

mit solher liebe manigen tac,

daz sie alsus sîn herze schiet.

4800

dô kom ein zornigiu diet

zuo zim gewalteclîche:

die wâren al gelîche

des keisers wîzenaere.

die sagten im ze maere,

4805

daz er solde dô zestunt

umbe zehen tûsent phunt

ze rehte vor dem keiser stân

oder den lîp verlorn hân.

diz maere erschrahte in sêre;

4810

dô dâhte er an die êre,

die er den zwein vriunden ie

mit willen tet. vil balde er gie

zuo dem liebesten vriunde sîn.

er sprach: «vil lieber vriunt mîn,

4815

durch got, wes wil dû helfen mir?

nû stât gar mîn trôst an dir.

mir sint des keisers boten komen:

ich hân von wârheit vernomen,

er welle mich des niht erlân,

4820

ich müeze in noeten vor im stân

umbe zehen tûsent phunt.

nû tuo mir dînen willen kunt,

ob dû iht wellest helfen mir,

als ich wol getrûwe dir.

4825

dû solt des lân geniezen mich,

daz nie geschiet mîn herze sich

von dir mit staeten triuwen gar:

des nim durch got hiut an mir war!»

 

Dô sprach der vriunt sâ zehant:

4830

«man, dû bist mir unbekant.

dû weist niht rehte waz dû sagest

und wen dû ze vriunde jagest.

waz vriundes suochest an mir hie?

jâ, gesach ich dich ê nie.

4835

ander guote vriunde ich hân,

mit den wil ich hiute gân,

in vreuden durch ir willen sîn:

die hân ich nâch dem willen mîn.

sît daz mich dîn tumber sin

4840

ze vriunde ersach, des ich niht bin,

sô wil ich doch des wortes dich

lân geniezen umbe mich.

ich wil dir geben zwei hemdelîn,

diu sint vil boese haerîn,

4845

diu soltû ze stiure hân:

ez mac nû anders niht ergân.

doch helfent sie vil kleine dich,

dû darft niht vürbaz biten mich.»

diu gedinge was verlorn,

4850

die er dâ wânde hân erkorn.

vil trûriclîche gie der man

von sînem trügevriunde dan.

zuo dem andern huop er sich.

er sprach: «vil lieber vriunt, wan ich

4855

dich minnet ie vür alle man,

sît daz ich künde dîn gewan,

als dîn liebe mir gebôt,

sô hân ich alle mîne nôt

hiute an dînen trôst verlân:

4860

ich hân ze dîner helfe wân.»

 

«Waz sol ich tuon, waz wirret dir?

durch waz stêt dîn trôst an mir?»

«dâ lâ mich alles guotes

und dienestlîches muotes

4865

und aller êren geniezen

und lâ dich niht verdriezen,

dû helfest mir von grôzer nôt,

wan ich muoz lîden den tôt,

gib ich niht zehen tûsent phunt.

4870

diu maere sint mir worden kunt,

nû troeste mich ze dirre drô.»

der vriunt antwurte im alsô:

«ich mac dir helfen niht noch wil:

ich hân unmuoze selbe vil,

4875

ich bin in sorgen, als ouch dû,

vil grôzen kumber hân ich nû.

bistû sô tump, geselle,

daz du waenest, daz ich welle

mit dir gân in den tôt?

4880

der wân ist an dir âne nôt.

ouch verzer ich wol mîn guot,

daz ez dir kleine helfe tuot,

wan ich bedarf es selbe wol

âne manigerhande zol.

4885

ich tuon dir wol ein kleine guot,

daz dir doch kleine vrume tuot:

dâ dû solt ze gerihte stân,

dar wil ich hin mit dir gân

unz an des rihtaeres tor.

4890

dâ wil ich belîben vor

und wil tuon, des ich bedarf.»

unwertlich er von im warf

daz ouge. er schiet von dan zehant,

als er aldâ niht trôstes vant.

 

4895

Dô er den kranken trôst enphie,

zuo dem dritten vriunde er gie.

sîn lîp was sorgen rîche.

dô weinder jâmerlîche.

als er den vriunt ane sach,

4900

sîn herze im grôzer riuwe jach:

daz houbet liez er sîgen,

von schame wolter swîgen.

er getorste in niht gebiten

von den schamlîchen siten,

4905

daz er im êre nie gebôt;

er sweic durch schamlîche nôt.

an ein heil liez er ez dô,

schamende sprach er alsô:

«nû hân ich mundes niht ze dir,

4910

daz ich dich bite, daz dû mir

deheiner slahte helfe tuost,

wan dû des gedenken muost,

daz ich in al den sinnen mîn

gevleiz mich nie des willen dîn

4915

und dir gediende nie sô wol,

sô vriunt vriunde dienen sol.

ich hân niht umbe dich verscholt

dekeinen helflîchen solt.

nû hât mich angest unde leit,

4920

kumber, nôt und arbeit

durch grôze gülte ergriffen.

mîn trôst ist gar zersliffen

an den liebesten vriunden mîn.

nû baete ich gerne, möhtez sîn,

4925

etslîcher helfe dich,

daz dû geruochest troesten mich

mit einer kleinen stiure:

mir ist nû vreude tiure.

dû solt mich niht engelten lân,

4930

daz ich dir niht gedienet hân.»

 

Dô sach in der guote man

mit güetlîchen gebaerden an.

er sprach: «triuwen, des ist niht.

mîn herze dir von schulden giht,

4935

daz dû der liebste ie waere mir.

swaz dû wilt, daz diene ich dir:

ich sol niht vergezzen hân

des dû mir liebez hâst getân,

daz sol ich dir hie gelten sô,

4940

daz dû des geltes wirdest vrô.

wis mit vreuden sunder leit!

dîn klage, dîne arbeit

lege ich dir zem künige hin.

nû habe vreudenrîchen sin,

4945

lâ trûreclîche swaere sîn!

ich süene dir die vorhte dîn

alsô, daz dîner vînde rât

nâch dînem willen gar zergât.»

des trôstes wart der man sô vrô,

4950

daz er von herzen weinde dô.

weinende er vil lûte schrê:

«wê mir tumben man! owê!

wê mir! ich muoz von schulden klagen,

daz ich in allen mînen tagen

4955

durch mînen tumblîchen wân

alsô vil gedienet hân

valscher ungetriuwer diet,

diu sich von mîner helfe schiet,

dô ez mir an daz leben gie,

4960

und daz ich dem gediende nie,

des triuwen helflîcher trôst

mich von dem tôde hât erlôst.»

 

«Meister, daz bescheide mir

sprach Jôsaphât, «daz ist mîn gir.»

4965

«daz tuon ich, merke disiu wort.

rîchtuom, guot und grôzer hort

und dirre welte gewalt

zem êrsten vriunde sint gezalt,

durch diu dem man vil arbeit

4970

in dirre welt muoz sîn bereit.

êre, lîp, sêl unde muot

wâget der man umbe guot,

wie er des gewinne vil.

sô denne kumt des tôdes zil,

4975

der gotes wîzenaere,

sô klaget er sîne swaere

dem guote. er seit im sîne nôt:

sô gît ez im in den tôt

ze stiure ein krankez tüechelîn.

4980

daz sint diu hemede haerîn,

diu jener sînem vriunde gap:

daz gît im sîn guot in daz grap.

ez lougent sîn ze vriunde dâ.

ze vriunde erkiuset ez im sâ

4985

die lebenden unde lât in dort.

den bezeichent sus der hort.

der ander vriunt die mâge sint:

wîp, vater, muoter, bruoder, kint,

durch die der man ze aller zît

4990

got, sêle unde lîp begît.

 

Wie hoerent diu des mannes klage?

wie helfent sie im an dem tage,

sô im der tôt ein ende gît?

vil jâmerlîche er gelît.

4995

sie sehent smâhlîche dar

und nement sîn ungerne war.

sie schouwent leiders niht bî in,

sie kêrent dar an gar ir sin,

wie er kome ir ougen abe.

5000

sie volgent im biz zuo dem grabe

als er danne wirt geleit,

an ir unmuoze arbeit

gânt sie schaffen hein ir dinc.

sie kêrent allen ir gerinc

5005

an guot und vergezzent sîn;

sie tuont im kleine helfe schîn.

sîn minne ist hin, sô er gelît.

sîn liebe swînet alle zît.

der dritte vriunt unmaere,

5010

der sô leit und sô swaere

was des mannes ougen gar

und sîn doch nam mit triuwen war

und im in des tôdes nôt

mit trôste sîne helfe bôt,

5015

daz sint diu reinen werc vil guot,

diu man durch got alhie tuot:

gebet, almuosen, güete,

geloube, triwe, dêmüete,

gotes und des naehsten minne

5020

mit unvalschlîchem sinne,

der man alsô kleine wart

und doch ir helfe ist ungespart

und ir vil trôstlîcher rât

dort, dâ ez an den ernest gât,

5025

dâ wir müezen rede ergeben,

wie wir leiten unser leben.»

 

Jôsaphât sprach aber dô:

«dû hâst mîne sêle vrô

gemachet, liebester man,

5030

und wol gewîset mich dar an,

wie ich die welt erkennen sol.

des sîst dû vreuden iemer vol

bî gote, dem herren dîn.

nû sage mir durch den willen mîn

5035

von dirre welte üppekeit,

der si alsô manege treit,

noch ein ander ebenmâze

und wie man sî sô lâze,

daz man von ir sicher var

5040

mit unverirten vreuden gar.»

daz tet der alte, als er in bat.

er sprach: «Wîlent was ein stat

grôz und guotes rîche,

dâ man vil wunderlîche

5045

vremeder site manigen tac

vil gewonlîche phlac.

iemer aller jaergelich

vlizzen des die burger sich,

daz sie dar brâhten einen man,

5050

der ir ê künde nie gewan

und den daz jâr ze künige dâ

nâmen unde im swuoren sâ.

der hâte aldâ daz eine jâr

sînen willen, daz ist wâr,

5055

daz im nâch sînem muote

mit lîbe noch mit guote

niemen niht versagete

daz jâr, swaz im behagete.

 

Sô er denne lebete alsô

5060

und sîner werdekeit was vrô,

sô dâhte er, daz sîn êre

belîben iemer mêre

solde nâch dem willen sîn:

sô wart im vil balde schîn

5065

sînes gewaltes ende gar.

nâch dem jâre kômen dar

die burger unde viengen in.

durch ir vîentlîchen sin

nâmen sie im die krône,

5070

sie zugen in vil unschône

nackent gar durch al die stat:

sie tâten sînen vreuden mat.

dar nâch wart er schiere gesant

in ein vremedez einlant,

5075

dâ er von hungers nôt verdarp,

von vroste und von unrâte erstarp.

dâ was im nôt und arbeit

ân alle zuoversiht bereit.

dâ muoste er arnen daz gemach,

5080

daz im in der stat geschach.

in dem lande was enwiht

sîn vreude und al sîn zuoversiht,

wan er dâ muoste in leide wesen

und des tôdes ungenesen.

5085

diz was der burgaere site,

dâ lônden sie ir künegen mite,

nieman sie des erliezen.

die ir künege hiezen,

sie muosten lîden solhen pîn

5090

und nâch ir vreude in kumber sîn.

 

Nû wart ein künic dar genomen,

der was sô gar vollekomen,

daz im an tugenden niht gebrast.

er was vor allem wandel gast

5095

nâch dirre welte prîse.

milte, kiusche und wîse

was er mit siten unde guot.

er kêrte dar an gar den muot,

wie er mit sînem guote

5100

nâch wîslîchem muote

sîn dinc ze wîsheit kêrte.

sîn witze in alsô lêrte,

daz er mit ganzer staete

daz beste gerne taete.

5105

nû was bî im ein wîser man,

der gewarnet in dar an,

wie diu gewonheit was getân.

er seit im, daz er müeste lân

vil schiere leitlîche

5110

daz zergänclîche rîche

mit arbeitlîchem ende

und in ein vremde ellende

ze jungest würde gesant.

dô im daz maere wart erkant,

5115

er was dem râtgeben holt.

vil gesteines, silber, golt

sante er vor im in daz lant

bî getriuwer liute hant:

die brâhten ez zer inseln hin,

5120

dâ man in wolte senden in.

 

Dô sîn gewalt ein ende nam,

des jâres zil an᾽z ende kam,

dô kâmen die burgaere gar

nâch ir gewonheit aldar

5125

und nâmen im sîn êre.

sie sluogen in vil sêre

nackent durch die stat alblôz.

als ê manic sîn genôz

wart er hin in daz einlant

5130

von dem rîche dô gesant.

die ê dar komen wâren

dâ vor in manegen jâren,

die hâten maneger hande leit

von maneges mangels arbeit,

5135

wan sie dar ê niht brâhten

und niht vür sich gedâhten,

dô siez möhten hân getân.

der arbeit wart der künec erlân,

wan er sante vor im dar

5140

die êwiclîchen lîpnar

bî der getriuwen boten hant,

die im sî brâhten in daz lant.

dise trügehafte welt

unde ir trügelîchez gelt

5145

und ir unstaetez rîche

soltû bezeichenlîche

bî dirre stat merken wol:

wan si ist untriuwen vol.

ir künegen ez alsus ergât,

5150

die si ir jâr ze künegen hât.

 

Die burger wil ich nennen.

dû solt daz wol erkennen

daz ez die leiden tiuvel sint,

die unser sinne machent blint,

5155

daz wir der welte unstaetekeit,

ir süezez sûr, ir liebez leit

wol sehen und niht wellen sehen

und unsern sinnen des verjehen,

ir guot daz sî ein staete guot.

5160

sus triuget ir rât unsern muot,

daz wir des haben gewissen wân,

wirt uns vil guotes undertân,

daz ez uns mit staete sî

staete ân ende iemer bî.

5165

sô sie uns sô betriegent

und mit geheizen liegent,

biz daz wir in der selben stat

ze künege werden gesat

(ich meine, in grôze rîcheit):

5170

ez sî uns liep oder leit,

sô wir gewalt waenen hân,

sô müezen wir daz rîche lân,

wan des tôdes endezît

uns den burgaeren gît.

5175

von den werden wir geslagen:

sie beginnent uns verjagen

durch die stat hin in daz lant,

daz der sêle wirt benant.

dâ vinden wir die lîpnar,

5180

die wir vor uns senden dar,

deweder minner noch mê.

dâ ist anders niht wan wê

und iemer leitlîch ungemach,

angest, leit und niht wan ach.

5185

swaz bî gewisser boten hant

in daz rîche wirt gesant,

daz wirt dâ behalten wol

dem, der ez dâ vinden sol.

 

Der râtgebe, daz ist ein man,

5190

der wol mit saelden râten kan

und der die rehten wârheit

dem man mit rehter lêre seit,

als ich bin zuo dir gesant,

daz ich mache dir bekant,

5195

daz ich gelernet selbe hân,

wie disiu welt sol zergân.

die minnet ich unz an die stunt,

daz mir wart ir unstaete kunt,

ir kurzez liep, ir langez leit,

5200

als ich dir hie vor hân geseit.

gedenke, herre, wol dar an:

swer daz lieht treit vor dem man,

daz ez wol ze gesihte kumt,

daz nâchgênde wênic vrumt.

5205

die gesiht man schône hât

vor dem liehte, daz vor gât.

ez vrumet wênic oder niht

in der vinster an der gesiht

daz man nâchgênde treit.

5210

zer êweclîchen staetekeit

vrumt daz vor hin wirt gesant

in daz gediente lônes lant:

dar hân wir eine lange vart.

wir müezen uns wol hân bewart

5215

ûf disen wec mit spîse

in maneger hande wîse,

oder uns wirt diu kraft benomen

ê daz wir hein ze lande komen.

her an gedenke in wîser kür

5220

und sende dîne spîse vür.

wan wildûz an iemen lân,

dû maht ir wol mangel hân.

 

Die minnent dirre welte guot,

die lebent als ein tûbe tuot,

5225

sô sî ein ar besezzen hât,

dâ si ûf einem boume stât:

si vürhtet sêre sînen zorn,

si vert dâ bî in einen dorn

und wider ûf den boum zehant,

5230

von dem in eines steines want

oder in ein ander mûre;

in vliehender natûre

lebet si gên dem vederspil.

alsô tuont, die guotes vil

5235

hânt mit rîcheit manicvalt:

die vürhtent weltlîchen gewalt,

und maneger arbeit überkraft

von ir guote und vîentschaft.

sie vürhtent des und wenkent dar.

5240

sô vliuhet aber anderswar

von vorhte ir angesthafter muot,

wie behalten werde ir guot;

den ist von ir rîcheit wê.

sô hânt die swaere vierstunt mê,

5245

die mit grôzer armuot

sunder danc sint âne guot.

des rîchen zwîvellîchez guot,

des armen klagendiu armuot

sint eine wîle in solher nôt:

5250

doch verendet sî der tôt.

diz ist der welte kumber grôz,

des ze sehene mich verdrôz.

ich gedâhte: haete ich guot,

des vörhte ich, als der rîche tuot.

5255

ouch dâhte ich grôzer swaere,

ob ich es âne waere.

der welte rîcheit unde ir guot

liez ich unde ir armuot

und kêrte an got mînen muot,

5260

wan iemer staete wert sîn guot:

dar nâch dienich ûf sînen trôst.

daz ich bin von der welte erlôst,

des sî im iemer mêre

genâde, lop und êre.»

 

5265

Dô sprach der guote Jôsaphât:

«nû gip mir dar zuo dînen rât.

bî wem sol ich senden dar

mîn guot, swenne ich hinnan var,

daz ez mir dort sî bereit

5270

mit vreude, als dû mir hâst geseit,

und daz ich staete vinde dort

den iemer mêre staeten hort?»

«bî gotes dürftigen hant

solt dûz senden in daz lant.

5275

daz almuosen, dêst daz guot,

daz dich dort nert vor armuot,»

sprach des herren lêrer dô.

«der behalter sprichet sô:

gên der sêle huote

5280

von disem übelen guote

sult ir iu vriunde erwerben,

swenn ir müezet verderben.

daz sie iuch niht versmâhen

und iuch danne enpfâhen

5285

in diu êwigen gezelt.

dirre broeden welte gelt

heizet er daz übele guot,

daz uns dort vil gnâden tuot,

dâ uns niht anders wirt gegeben,

5290

wan daz hie koufet unser leben.

got enphâhet zaller zît

swaz man durch in den armen gît.

daz gotlîch urkünde

lêret uns die sünde

5295

mit dem almuosen swenden,

von dirre welte senden

bî kranker dürftigen hant.

wirt dir herzenlîche erkant

diu süeze gotes lêre

5300

ie mêre und aber mêre,

sô wirt dir diu welt ein spot

und liebet dînem herzen got,

swenne dû gedenken muost,

ob dû sînen willen tuost,

5305

daz er dir êwiclîche gît

der êwiclîchen vreuden zît.»

 

Jôsaphât sprach aber dô:

«nû seit mir dîn lêre alsô,

daz ich sül lân der welte guot

5310

und durch got dulten armuot.

gebuten daz die wîssagen

und die boten bî ir tagen?

ist diu lêre von gote brâht

oder hâstû es erdâht

5315

und ander die genôze dîn?

sol ez ein niuwe lêre sîn,

als ungedultige arbeit

lîden, als dû hâst geseit,

und dâ mit ängestlîche

5320

gedienen gotes rîche?»

dô sprach er: «nû enwelle got,

daz ich dich dekein gebot

bewîse an disen stunden,

daz nû sî niuwe vunden.

5325

daz von alter her ist komen,

als ez von gote wart vernomen,

daz lêre ich dich und anders niht,

als uns diu schrift von gote giht.

Ein rîcher man der bat Krist,

5330

daz er in lêrte solhen list,

mit wie getânen witzen

er solde dort besitzen

des êwiclîchen rîches leben.

nâch der lêre wolder streben

5335

und wolde ir gerne walten

mit werken wol behalten.

 

«Wildû daz tuon?» dô sprach er: «jâ!»

dô sprach unser herre sâ:

«nû ganc und tuo dich dîner habe

5340

gar durch mînen willen abe

und gip sî armen liuten hin,

sô wirt dir hundertvalt gewin

ze himel und iemer staeter hort.

tuo mîne lêre und mîniu wort!

5345

lâ dir nâch mir wesen gâch,

heb ûf dîn kriuze, gâ mir nâch!»

der rîche hâte vil grôz guot,

diu lêre truobte sînen muot.

dô daz unser herre sach,

5350

zuo dem rîchen man er sprach:

«hei! wie kumberlîche

kumt in daz gotes rîche

swer hât der welte rîchez guot,

wan in der weltlîche muot

5355

vil kûme von dem guote lât.

durch einer nâdel oere gât

ein olbende senfteclîcher,

danne ein weltlich rîcher

ze gotes rîche müge komen,

5360

im werde diu bürde abgenomen

des unvertigen guotes

und weltlîches muotes.»

diz lêrte der gewaere got.

dise lêre und ir gebot

5365

durch in vil manic man begie,

der durch sîne lêre lie

die weltlîchen rîcheit,

als dir hie vor ist geseit.»

 

«Wie kumet daz,» sprach Jôsaphât,

5370

«daz disiu lêre und ouch der rât

ze alsô grôzen saelden kumt

und iemer êweclîche vrumt,

daz sich als unmanic man

mit rehten werken wendet dran?»

5375

«gnuoge volgent, maneger niht.

der lêre man uns volgen siht

manigen, der dem râte

mit willen volget drâte.

doch ist der michels mêre,

5380

die widerstânt der lêre.

des merke ein ebenmâze:

eine wolgebante strâze

vert man vil baz die lenge,

dan daz man die enge

5385

durch rûhe dorne dringe

und arbeiten sich twinge.

vür der welte grôz gemach

(als got unser herre sprach)

die wîten strâze maneger vert.

5390

den engen stîgen ist beschert

vil wênic iemen, der sie var.

man vert die wîten strâze gar,

diu gên des tôdes porte gât.

der enge stîc verwahsen stât,

5395

wan der vil wênic ist erkant,

von den er werde gebant.

 

An swen der welte gîtekeit

ze einem mâle wirt geleit,

der muoz ir zallen stunden

5400

alsô sîn angebunden,

daz er ir niht entrinnen mac.

swen sô verhaget der welte hac,

der rihtet kûme sich von ir

und von ir gîteclîchen gir.

5405

swie man ungerne hoere

und michels gerner stoere

die gotlîchen lêre gotes,

sô ist der rât sînes gebotes

reht unde unwandelbaere.

5410

ist er ze tuonne swaere,

sô wirt er doch durch die geschiht

ze unrehte vernihtet niht.

der sunnen schîn ist reine

und der welte algemeine

5415

ein lieht und eines liehtes schîn:

swer birget sô diu ougen sîn,

daz er sich von im kêret

und in dâ mite unêret,

der muoz grîfende gân

5420

und alles liehtes sîn erlân

und lîhte strûchen in den graben.

des wirt jener überhaben,

der in dem rehten liehte gât

und sînen schîn im liuhten lât.

5425

sus ist ez umb daz gotes wort:

mit lêre ez manigen man bekort,

der im vil toubez ôre tuot

und kleine bezzert sînen muot.

swer in sînem liehte gât

5430

und im daz lieht entliuhten lât,

der gêt eben, er vallet niht,

sô man jenen strûchen siht,

der ez gar versmâhet hât

und von dem liehte in vinster gât.

5435

alsus verirret maneges muot,

daz er niht nâch der lêre tuot.»

 

«Nû sage mir, lieber meister, daz

und wîse mich noch vürbaz:

ist nû iemen mêre,

5440

der dise selben lêre

sage als dû sî hâst geseit?

des sage mir eine wârheit.

oder seistû die lêre eine,

daz dû mit solhem meine

5445

vermeinet hâst der welte leben,

in dem wir alle gelîche sweben?»

dô sprach der wîse meister: «jâ,

in allen rîchen anderswâ

ist disiu selbe lêre wert,

5450

dâ man ir willeclîche gert.

nû ist niemen mir bekant

über al diz unsaelige lant,

der dise lêre künde hie,

wan dînes vater vorhte nie

5455

dekeinen hie belîben liez,

wan er sie verderben hiez

mit maniger grôzen vreise.

des ist daz rîche weise

der selben süezen lêre.

5460

man minnet sî vil sêre

über manic irdisch lant.

disiu lêre tuot erkant

daz leben und die kristenheit,

als ez die boten hânt geseit.

5465

durch daz bin ich zuo dir gesant,

daz ich dir diz mache erkant.»

 

«Meister, sage mir mêre.

gelernete die lêre

mîn vater ie bî sînen tagen?

5470

er sprach: «er hôrtez dicke sagen,

doch bescheidenlîche niht.

im ist guotiu lêre enwiht.

würde im übels iht geseit,

dar zuo waere sîn sin bereit.»

5475

«nû wolte ich, daz erz kunde

und daz sîn muot bevunde

dise lêre und dînen rât,»

sprach der guote Jôsaphât.

der alte sprach: «jâ, daz woldich.

5480

der welte ist vil unmügelich,

daz gote muoz mügelich sîn.

waz ob dû dem vater dîn,

von dem dû nû bist geborn,

ze vater wirdest noch erkorn?

5485

der rede solt dû dich verstân,

als ich sî gesprochen hân.

in bezeichenlîcher wârheit

hân ich dir sî vürgeleit.

dîn lêre in ze sune gebirt,

5490

ob er von dir behalten wirt.

diu dinc ungelouplich sint,

daz dir dîn vater werde ein kint.

der welte ez ungelouplich ist:

dînes vater kint dû bist,

5495

der wirt ze kinde dir gegeben,

wîsestû in an daz leben.

 

Ich hôrte sagen ein maere,

wie ein rîcher künic waere,

der lebete lobelîche.

5500

vil edel unde rîche

was er ie bî sînen tagen.

man sach in sîne krône tragen

werdeclîche manegen tac:

des landes er mit zühten phlac.

5505

im was gar der wunsch bereit

nâch dirre welte werdekeit.

des einen im doch gebrast:

er was des gelouben gast,

diu apgot er betet an.

5510

nû was bî im ein guoter man,

den hâter zeinem râtgeben.

der hâte ie vil gar sîn leben

gewant an gotes wîsheit.

dem was herzeclîche leit,

5515

daz der künec diu apgot

êrte durch des tiuvels spot.

so ers in gestrâfet wolte hân,

sô muoste erz durch vorhte lân.

nû suochte er manege zît die stunt,

5520

wenn im diu vuoge würde kunt,

daz er im nâch dem willen sîn

mit guoter lêre taete schîn

von dem gelouben etwaz.

vil lange sûmde sich dô daz.

 

5525

Dô diz sô lange was bewart

und im diu state vor gespart,

im was diu vuoge gar verseit,

daz er von der kristenheit

dem herren niht getorste sagen.

5530

diz begunder sêre klagen,

daz er die rede muoste lân.

der künic sprach: «wir solden gân

durch kurzwîle vür die stat,

ob uns der kurzwîle phat

5535

iht nützer dinge wîse hie.»

mit dem künige er dô gie.

nû sie ergiengen sich alsô,

sich begunde in ougen dô

ein lieht, daz gap vil liehten schîn

5540

durch ein engez löchelîn.

dô sie des wurden gewar,

sie huoben sich vil balde dar,

der künic unde sîne man,

dâ daz lieht sô schône bran.

5545

des nam sie michel wunder.

dô sâhen sie hin under:

in der erde was ein hol,

dar inne sich mit vuoge wol

ein man enthalten mohte,

5550

dem ez ze hûse tohte.

diz was ein gotes armer man,

der truoc diu boesten kleider an,

diu der künic ie gesach,

als er dâ mit der volge jach.

 

5555

Der vor dem selben loche saz.

sîn wîp ir dienstes niht vergaz,

si brâhte im ein liehtez glas,

dar inne im bereitet was

sîn trinken. daz truoc si im hin.

5560

als erz genam, si stuont vür in,

mit vreuden trat si unde spranc,

si sanc den süezesten sanc

vil vroelîch unde schône,

gar in dem besten dône,

5565

den ir dekeiner ie vernam,

der dar mit dem künige kam:

si lobte ir man mit vreuden grôz.

den künic aldâ niht verdrôz,

er naeme es vlîzeclîche war.

5570

sie wundert algelîche gar,

daz disen liuten was bereit

von armuot diu groest armekeit,

diu in dâ vor ie wart erkant,

und daz sie hûs noch gewant

5575

hâten von grôzer armuot,

daz sie sô gar ân allez guot

mit grôzer vreude ir leit vertriben

und alsô rehte vrô beliben

in dem selben hol aldâ.

5580

dô sprach der rîche künic sâ

ze sînem lieben râtgeben:

«sich, wie daz ärmeste leben,

daz dirre welte künde hât,

in den hoehsten vreuden stât!

 

5585

Mir und dir was ie verseit

in mîner grôzen rîcheit

alsô vreuderîchez leben,

sô disen liuten ist gegeben,

die in sô grôzen vreuden lebent

5590

und in der hoehsten armuot swebent,

die ich vernam oder ie gesach.»

dem râtgeben dô verjach

diu zît, daz er dâ solde

wol sprechen, swaz er wolde.

5595

er sprach: «vil lieber herre mîn,

nû sage mir durch die hulde dîn,

wie saget dir von in dîn wân,

daz ir leben sî getân?»

«daz ärmest und daz boeste gar,

5600

des mîn ouge ie wart gewar.»

«jâ, herre, dunket dich alsô?»

sprach der râtgebe dô.

«jâ, wan ich ez hân gesehen.

«nû lâ mich dir der wârheit jehen.

5605

swes dû an in verwaenest dich,

des verwaenent sie ouch sich

nâch dem selben wâne an dir.

dû solt gelouben, herre, mir,

daz in dîn rîcheit und dîn guot

5610

vürbaz ist ein armuot

danne dir ir armuot sî.

der selbe wân ist staete bî

allen den, der herzen leben

der welte leben hât begeben.

 

5615

Swer schouwet herzenlîche

daz êwige rîche

und die gotlîchen schônheit,

die got mit staete hât bereit

ze iemer werndem lône

5620

mit einer staeten krône,

diu mit vreude ân endes zît

wert und niemer ende gît:

den dunket gar diu welt ein niht

und swaz man ir ze rîcheit giht,

5625

wan dem ein ende wirt gegeben.

sie dingent ûf ein künftic leben,

daz mit vreuden iemer stât

und iemer vreude ân ende hât.

an daz iemer lebende guot

5630

stêt ir gedinge unde ir muot.»

der künic vrâget in vürbaz:

«nû sage mir rehte, wâ ist daz

bezzer leben, dan wir hân?

wer hât daz leben, daz niht zergân

5635

in staeteclîchen vreuden sol?»

«daz kan ich dir gesagen wol:

got, des rîche niht zergât,

dâ rîcheit armuot in niht lât,

dâ vreude trûren ûz verjaget,

5640

dâ leit mit liebe wirt versaget,

dâ minne haz vertrîbet,

dâ vreude und liep belîbet,

dâ niemen sorge vindet,

dâ klagendiu nôt verswindet,

5645

dâ kumber, arbeit, jâmer, zorn,

sint verwâzen und verlorn.

swer in die vreude komen sol,

dem ist ân ende iemer wol.

 

Die sich ûf den gedingen lânt

5650

und des wân mit vreuden hânt,

daz sie her nâch noch komen dar,

die hânt der welte kleine war.

die dunken wir alsam sie dich.»

der künic sprach: «nû wîse mich,

5655

wie diu strâze sî getân,

die man sol des endes gân.»

«got mit gelouben nennen,

mit werken wol erkennen

sîne kraft, und daz Krist

5660

ein got in drin namen ist,

gewaltic und gewaere,

aller dinge schephaere.»

des küneges küneclîch vernunst

hâte keiserlîche kunst.

5665

daz wort hât er vil schiere vernomen

und was an den glouben komen.

er sprach: «owê, wer irte dich,

daz dû nû sô lange mich

der guoten rede hâst verholn

5670

und alsô lange vor verstoln,

daz man hie bejagen mac

ein iemerleben ân endes tac?

mîn herze dirre lêre gert:

si ist mir süeze, niht unwert,

5675

wan ich der welte kurzez leben

wil umb die langen vreude geben.

daz ich hie von vernam niht ê,

daz tuot mînem herzen wê.»

 

«Diz liez ich, herre mîn, durch daz:

5680

ich vorhte, daz ich dînen haz

müeste hân und dînen zorn

und dîne hulde hân verlorn.

ich liez ez niht durch unwert:

ob dîn hôhiu wirde gert,

5685

daz ich dir iht mêre

sage von dirre lêre,

daz tuon ich sunder widerstrît

mit willen gerne zaller zît.»

«jâ, gerne!» sprach der künic dô.

5690

«ze allen zîten bin ich vrô

der lêre und dirre süezen sage.

ich wil niht sprechen alle tage,

ze aller zît und alle stunt

solt dû mir ez mâchen kunt.»

5695

mit werken wart diu lêre vol.

wir hân vür wâr vernomen wol,

daz er nâch gotes willen ie

gotes gebot nie übergie

und daz sîn reineclîcher muot

5700

gar verkôs der welte guot

umb die êwiclîchen krône,

diu im sît wart ze lône,»

sprach Barlââm der alte dô.

«ez möhte noch ergân alsô

5705

an dem lieben vater dîn,

daz er dir taete volge schîn.

sô diu zît gevüeget sich,

daz er gerne hoeret dich,

waz ob er des tiuvels rât

5710

durch dîne lêre denne lât

und gote wirt ze kinde erkorn

und anderstunt von dir geborn?»

 

Dô sprach aber der junkherre:

«swaz mînem vater werre,

5715

daz büeze im unser herre got,

als ez gebiete sîn gebot.

dem sint, als dû wîsest mich,

älliu dinc vil mügelich,

diu menschlîcher wîsheit

5720

sint unmügelich geseit.

nû hân ich in die sinne mîn

genomen gar die lêre dîn

und weiz die kranken üppekeit,

die dirre welte broede treit,

5725

und hân des vil guoten wân,

daz ich wil bî dir bestân,

biz daz ich nû geleben mac,

unz an mînes endes tac,

daz dirre welte unkiuschiu gir

5730

daz leben iht verliese mir,

dem niht endes wirt genant.

dû taete mir hie vor bekant,

daz got behalten habe ein leben,

daz welle er den sînen geben,

5735

daz sî sô süeze und alsô guot,

daz ez nie menschlîcher muot

noch herzen sin gedâhte

noch ôre vollebrâhte

noch zungen ort vollesprach

5740

noch ougen sehe nie gesach.

mag ich daz gotlîche guot

mit geistlîcher armuot

in dirre welte hie bejagen?

daz solt dû mir mit bîschaft sagen.»

 

5745

Barlââm sprach vürbaz:

«junkherre, wil dû daz?»

«jâ, meister mîn, vil gerne

die bîschaft ich hie lerne

und wil mit willen volgen ir

5750

nâch dîner lêre unde dir.»

«sô muost dû werden gelîch

einem edelen knappen rîch:

der was geborn von hôher art.

sîn geslähte was bewart

5755

vor missewende unz an ir zil.

dar zuo sie hâten guotes vil:

ir lop behielt der welte prîs.

der knappe was guot unde wîs

unde an der hoehsten tugent

5760

ûzgenomen in sîner jugent.

nû dirre knappe wîse

lebet in sô hôhem prîse,

sîn saelde wuohs, sîn lop, sîn lîp.

sîn vater mahelt im ein wîp,

5765

diu lebete ouch in rîcher zuht.

von der hoehsten herren vruht,

die man in dem lande

an edelkeit erkande

und ouch an grôzer rîcheit,

5770

was si geborn. ir was bereit

in schoene wîplîcher prîs.

dô man dem knappen wîs

der gemahelschaft gewuoc,

in sînem muote er nâher truoc

5775

und ouch in sînem sinne

die gotlîchen minne.

dô gedâhter im alsô:

«diz solde sîn, ich waeres vrô

und minte ez in dem muote,

5780

daz ir mit rîchem guote

solde ein armer sîn erkorn,

der waere von edelkeit geborn,

und daz ich ein arme naeme:

gên gote daz gezaeme.»

 

5785

Sus gedâhter sîn verlorn,

ob im solde sîn erkorn

der welte zwivalter ruom

und zweierhande rîchtuom.

vür diz allez minnet er got

5790

und wolde sîn durch sîn gebot

in dirre welte ein armer man.

von sînem vater er entran,

sîn guot er dort belîben lie.

von sînes vater lande er gie,

5795

ze gote stuont sîn witze.

nû twanc in starkiu hitze,

diu in hâte in heizer phlege,

daz er kêrte von dem wege

gên einer einoede dan.

5800

dâ hâte ein alter armer man

gehûset hin durch sîn gemach.

vor des tür er sitzen sach,

dar er von hitze was verjaget,

eine schoene reine maget,

5805

diu des alten tohter was.

ir munt vil andaehtlîche las

von herzen gote ir gebet.

ir werc si mit den henden tet,

als si es bedorfte gar.

5810

dô nâhte der junkherre dar,

dâ er ir lop hôrt unde sach;

nâch gruoze er zuo der megde sprach:

«liebiu maget, nû wîse mich

ein teil, des ich vrâge dich.»

5815

«nû vrâg an! ich sage dir

swaz dû wizzen wilt von mir.

 

«Sô sage mir, vrouwe, durch dîn heil,

wes dû von gote sîst sô geil,

daz dû in lobest sô sêre?

5820

dû lobest in vürbaz mêre

in dîner grôzen armuot,

dan ieman, der rîchez guot

unde wunschlîchen rât

nâch dirre welte wunsche hât.»

5825

dô sprach diu sinnerîche maget:

«wart dir nie niht dâ von gesaget,

daz hôher siechtuom dicke rât

von kleiner erzenîe hât?

den man tuot ouch vil ofte erlôst

5830

von hôher swaere ein kleiner trôst.

als ist ez umbe gotes gebot:

teilet unser herre got

iemen kleiner gâbe teil,

der sol es doch wesen geil

5835

und sol es im genâde sagen;

sô mac sîn gedult bejagen

von gote vürbaz groezer gebe,

ez sî nâch tôde oder unz er lebe.

eins alten armen kint ich bin:

5840

umbe disen kleinen gwin,

den mir got gegeben hât,

sô ist mînes herzen rât,

daz ich got iemer loben wil,

wan er gnâden hât sô vil.

5845

dâ des kleinen im gewalt

gegeben ist, dâ ist gezalt

diu groezer gâbe sîner hant.

daz unsern ougen ist erkant

ûzerhalb an der gesiht

5850

daz bestât uns wênic iht:

ich meine der welte rîcheit.

der ir vil ze samene leit,

alse kleine ir im bestât

sô dem, der ir vil wênic hât.

 

5855

Hât der rîche grôzen hort,

waz wahset dem, waz swînet dort

dem armen, der sîn kleine hât,

sît sie niht daz reht erlât,

in müeze ein ende sîn beschert,

5860

des sich niemer lîp erwert?

got hât nâch gotlîchem site

daz groeste mir geteilet mite,

der rehte nôtdürftigen teil,

daz ist daz menschlîche heil.

5865

deweder wîp noch wîser man

die guottât vollesprechen kan,

die ich von gote enphangen hân:

ich bin gelîche getân

dem süezen antlütze gotes;

5870

der gewalt sînes gebotes

hât mir gegeben solhe kunst,

daz ich mit sinnen hân vernunst

und übel unde guot verstân

und daz ich des wol künde hân,

5875

daz der einborne Krist

aller dinge schepher ist

und daz sîn vil süezer rât

mich an sich geladet hât,

daz er mir êwiclîche gît

5880

der himelischen gnâden zît,

ob ich ez gediene umb in.

durch disen grôzen gewin

lobich in iemer mêre.

ob ich in sô grôzer êre,

5885

die der arme und der rîche

enphâhent ungelîche,

niht lobete, sô müestich wol toben.

nû wes wolde ich danne loben

mînes schephaeres kraft,

5890

diu mit ir wîsen meisterschaft

mir rehten sin, witz unde leben

nâch sînen witzen hât gegeben?»

 

Dô dem knappen was geseit

alsus ir grôziu wîsheit

5895

mit sinnerîcher lêre,

der witze erschrac er sêre,

daz ein sô jungez herze wielt

sô grôzer witze, als si dâ hielt.

der vater kam gegangen dô.

5900

der junkherre bat in alsô:

«gip mir durch den dienest mîn

ze wîbe hie die tohter dîn,

wan ich hân durch ir güete

und ir grôzen dêmüete

5905

und durch ir sin geminnet sî.

mir ist ir minne staete bî,

mich hât verwunt ir süeziu kunst,

ir witze, ir rede und ir vernunst

und ouch ir saelden rîcher lîp.

5910

ich minne sî vür älliu wîp,

der ich künde ie mê gewan.»

dô antwurt im der alte man.

er sprach: «ez gezaeme niht,

sît man alsô rîche siht

5915

dîne vriunt, den vater dîn,

daz dû die armen tohter mîn

ze einem wîbe soldest nemen.

ein rîchiu mac dir baz gezemen.

dû solt mîn niht spoten sô.»

5920

der knappe guot sprach aber dô:

«benamen, mir ist ernest.

ich minne si aller gernest,

wil dû mir sî niht versagen.

ich mac dich des niht verdagen,

5925

ich sî benamen der liute kint,

die edel unde rîche sint.

mir was gegeben ein werdez wîp,

diu hâte guot, vriunt unde lîp

nâch wunschlîchem muote,

5930

an gebürte, an lobe, an guote.

daz liez ich gar: der tohter dîn

gert an dich daz herze mîn.»

 

«Ich mac sî niht gegeben dir,

sô daz dû vüerest sî von mir,

5935

wan ich niht mêr kinde hân.

ich wil dir sî hein niht lân,»

sprach der vil alte grîse.

dô sprach der knappe wîse:

«des hân ouch ich deheinen muot.

5940

wirt si mir, mich dunket guot

daz belîben hie bî dir.

ich wil mit guotem willen mir

dîn arbeit und ouch dîn leben

gar nâch dîner lêre geben.»

5945

sus leit er von im zehant

sîn rîchez vürstlîch gewant

und nam sich grôzer armuot an

bî dem selben alten man.

der liez in alsô bî im dâ.

5950

sîne kunst lêrt er in sâ:

houwen, riuten, stocke tragen

und durch nôt vil ofte klagen

manigerhande armekeit,

die er dienstlîche leit.

5955

er began in sêre arbeiten

und in sîn leben leiten

anders, danne er waere gewon,

daz er nie sînen muot hie von

mit arbeitlîchen dingen

5960

an zwîvel kunde bringen.

er began versuochen in

unde sînen staeten sin,

daz im ze rehte würde schîn,

ob er kunde staete sîn.

 

5965

Den knappen niht behêrte:

swaz er an in kêrte,

daz dûht in lideclîche guot.

sich stâte sînes herzen muot.

er leit vil gar die arbeit,

5970

diu an in ie wart geleit,

mit lîdeclîchem sinne

durch dirre megede minne.

dô der alte man ersach,

als im des knappen staete jach,

5975

daz er niht durch spotlîchen sin

sîner tohter gerte an in,

und daz er dêmüetlîche leit

bî im sô manige arbeit

durch die sinnerîche maget:

5980

dô dem man was unversaget

des junkherren staetekeit,

der tohter was er vil bereit,

diu wart im sâ gegeben.

des vreute sich ir beider leben:

5985

dem vater und dem kinde

wart er ein liep gesinde.

er minnet sîn wîp und si in,

sie dûhte ein vreuderîch gewin,

daz sie einander solten hân.

5990

sie wârn einander undertân.

der knappe nie den muot verstiez,

er taete, swaz sîn sweher hiez,

unz er sîn herze valschelôs

staete ân allen valsch erkôs.

 

5995

Der sweher zuo dem knappen sprach,

dô er an im die staete ersach,

diu nie mit zühterîcher tugent

betrouc an tugenden kindes jugent:

«reiner sun, vil liebez kint,

6000

sît dir dîne vriunde sint

sô rîch, unwandelbaere

und dîn grôz guot unmaere

durch mîne tohter und durch mich,

sô wil ich ergetzen dich

6005

des guotes, des dû hâst verlorn

(sît dû mir z᾽erben bist erkorn)

und wil dir guotes mêre geben,

dan dîn vater al sîn leben

und dîne vriunde gewunnen ie,

6010

und guotes mê, dan alle die,

der tohter was geheizen dir.»

er sprach: «vater, swaz dû mir

liebes tuost, des bin ich vrô.

doch getar ich sprechen sô:

6015

dîn munt hât nû geheizen mir,

des ich niht trôste mich an dir.

mîn herze in den gedanken nie

gedanc noch wân noch muot gevie;

mîn ouge hât des niht gesehen,

6020

mîn zunge hât mir niht verjehen,

daz mînen ôren wol gezeme,

daz ich den geheiz verneme,

der mir gehieze sô grôz guot,

daz nie mîn herze noch mîn muot

6025

noch mîn wân noch mîn verjehen

noch mîn gehoerde noch mîn sehen

des wol verjehen kunde,

daz ich gar dâ vunde,

dâ ez mir an dirre vrist

6030

sô groezlîche geheizen ist.»

 

Sîn sweher sprach, der alte man:

«sun, nû ganc mit mir dan,

ich lâze dich die wârheit sehen

und mê, dan ich dir hân verjehen.»

6035

sus vuort er in in sîn gaden.

dâ sach er kisten wol geladen

bî grôzen schrînen ligen vol.

swaz er dar inne hâte hol,

daz sach er algelîche

6040

von edelem golde rîche,

von silber und von gesteine

ervüllet algemeine

mê danne er ie gesaehe

oder im der sweher jaehe.

6045

daz hiez er in allez hân

und machet ez im undertân.

er sprach: «sun, hân ich gelogen,

oder hân ich dich betrogen?»

«nein, vater mîn, ich muoz es jehen.

6050

wan ich die wârheit hân gesehen.»

dô wart er guotes rîcher

und lebete rîlîcher,

dan alle sîne vriunde gar.

hie bî solt dû nemen war,

6055

daz der gotlîche rât

den sînen mê ze gebene hât,

dan iemannes sin verjehe,

zunge, ôren oder ougen sehe

vinden künnen oder verstân,

6060

als ich dir bescheiden hân.

 

Der alte man, der bin ich.

wie, des lâ mich wîsen dich.

wil dû mîne tohter nemen,

diu mac dir niht wol gezemen,

6065

dû volgest mînem râte

vruo und dar zuo spâte.

mîn rât dich lêret arbeit

hân, als mir ê was bereit,

unz ich versuochte dich sô gar,

6070

daz ich bin an dir gewar

worden rehter staetekeit:

sô ist mîn tohter dir bereit.

daz ist diu gotes lêre,

die ich an dich kêre.

6075

sô dich diu geminnet hât

und dînes herzen staeter rât

sî beginnet minnen

von herzeclîchen sinnen,

so ergetze ich dirre welte dich.

6080

dîn erbe wirt sô rîlich

und dîner gülte grôz gewin,

daz ougen sehe noch herzen sin

nie gesach noch nie gedâhte,

noch rede nie ze ôren brâhte

6085

deweder man noch wîbe.

daz ist nâch disem lîbe,

sô dir got machet undertân

swaz ich von im geheizen hân,

und dîner arbeit ende gît,

6090

die dû bî des lîbes zît

durch dînen schepher dulten muost.

ob dû sô mîne lêre tuost,

sô gît er dir daz süeze guot,

daz deweder sin noch muot

6095

noch weltlich rât noch wîp noch man

der welte geebenmâzen kan,

daz al der welte wîsheit

ist unkunt unde gar verseit.»

 

Dô sprach gezogenlîche

6100

Jôsaphât der saelden rîche:

«genuoc gevuoge rüeret mich

disiu rede, wan des waenich,

daz si gesprochen sî von dir

bezeichenlîche her zuo mir.

6105

nû sage mir, lieber meister guot,

wie wil dû vürbaz mînen muot

versuochen unde mînen sin?

mit willen ich gehôrsam bin

dîner lêre und dîner gir.»

6110

er sprach: «ich lobe got an dir,

daz ich nâch dem willen mîn

dich sihe sô wol gehôrsam sîn.

ich sihe wol, daz dîn herze hât

reinen sin und süezen rât,

6115

ze gote willeclîchen muot,

daz got dîn ende mache guot

nâch den grôzen hulden sîn

und nâch dem anevange dîn.

des biuge ich mînes herzen knie

6120

vür got, mînen schepher, hie

und bite in durch die güete sîn,

daz er in dem herzen dîn

enzünde sînes liehtes glast,

daz dû gesehst, daz dû niht gast

6125

sîst in sîner wünne grôz,

daz dû der boten sîst genôz

und der vil reinen wîssagen

und daz man dich sehe tragen

die krône bî der engel schar

6130

ob menschlîchem künne gar.»

 

«Daz welle got!» sprach Jôsaphât,

«in des hant ez allez stât.

von dem sage mir mêre

mit dîner wîsen lêre.

6135

war an sol mir diu gotes kraft

sîn erkant?» – «an der geschaft

sich grôziu wunder manecvalt,

der aller phliget sîn gewalt.

swer wol ein hûs gemeistert hât,

6140

dâ prîset man des meisters rât.

sus merke gotes wîsheit,

diu himel und erde slôz treit.

daz stêt gar in sîner hant,

des ist er schepher genant.

6145

âne in möhte niht gestân;

wolt erz niht geboten hân,

wie möhtez sich enthalten?

wer möhtes alles walten

sô lange ân eine sunderkraft,

6150

ân einege eine meisterschaft,

ân einen wernden gewalt?

geschephede alsô manicvalt

ez besliuzet gar sîn list.

hie merke, ob er gewaltic ist:

6155

ein hûs geraetes vil verbirt,

ist ez âne wîsen wirt;

ungeraete ez gar verbirt

hât ez einen wîsen wirt:

an dem hûsgeraete gar

6160

nimt man ie des wirtes war.

ein schif kan selten rehte gân,

ez müeze wîsen schifman hân.

 

Sus sol der welte geschaft

ougen dir die gotes kraft:

6165

des himels lieht nû lange stât,

daz ez sich niht geselwet hât.

sternen, mâne, sunnenglanz

sint unverwandelt unde ganz.

diu erde niender müede phligt,

6170

swie grôz der berge swaere wigt.

der brunnen ursprinc truckent niht:

swie man elliu wazzer siht

kêren in daz mer ir vlôz,

sîn übervluz wirt niht sô grôz,

6175

daz ez iemer übergê.

noch ist der gotes krefte mê,

noch sô vil mêr, und waere ein munt,

dem alle zungen waeren kunt,

dêr die eine solde tragen,

6180

die man ie gehôrte sagen

und den ie vernunstlîch leben

von anegenge wart gegeben,

der möhte vollesprechen niht

die witze, der man gote giht.

6185

der hât uns ein teil geseit

der wîssagen wîsheit

und die zwelfboten hêre

mit ir vil süezen lêre.

von gotes witzen sprichet sus

6190

der wîse bote Paulus:

«oy, diu grôze rîcheit gotes!

der kunst, der wîsheit sîns gebotes!

wie unspüric, wie unbekant

sîne wege sint gebant!

6195

sînes gerihtes meisterschaft

verborgenlich, unzalhaft!»

 

Sît diz der gewaere bote,

der gezucket wart ze gote,

von gotes kraft gesprochen hât,

6200

wie möhte danne unser rât

vürbringen sîne grôze kraft,

wan daz wir bî der meisterschaft,

die er hât an die welt geleit,

erkennen sîne wîsheit?

6205

der edel wîssage Dâvît

von gote ein sölch urkünde gît:

«gotes güenlîcher gewalt

von den himeln ist gezalt,

sîner hende meisterschaft

6210

zelt des firmamentes kraft.»

sus hât uns manic zunge

mit der bezeichenunge

von gotes wîsheit genant,

swaz sîner kraft uns ist erkant.

6215

sîn kunst ez allez hât gewegen,

mit sunderwitzen kan er phlegen

alles des, daz namen hât

und mit gesiht sich schouwen lât.

er ist erbarmherze;

6220

der sündelîchen smerze

ist er ein bezzeraere

reine und vil gewaere.

der sêle minner ist sîn name.

swer in kündet sunder schame

6225

mit lêre vor den liuten

und sîne kraft wil diuten,

den kündet er vroelîche

ze dem himelrîche.»

 

«Lieber meister, süezer man,»

6230

sprach Jôsaphât, «dîn munt wol kan

erkennen aller dinge hort.

dîniu vreudebaeren wort

sint mit solher wîsheit

mîner vrâge alsô bereit:

6235

gedaehtest dû es iemer,

sô möhtestû doch niemer

mit sinnerîchen dingen

rîchern sin vürbringen.

dû hâst got und gotes gewalt

6240

bescheidenlich alsô gezalt,

taet ez diu gotes kraft niht kunt

durch dînen witzerîchen munt,

sô möht ez niemer sîn geschehen,

daz dû es kundest sus verjehen.

6245

nû sage mir, wie alt dû sîst,

daz dû sô wîse lêre gîst.»

Barlââm sprach: «sage mir nû,

welhes alters vrâgestû?»

«des, in dem dir dîn leben

6250

sin und leben hât gegeben.»

«sô versinne ich mich vür wâr,

ich habe vünf und vierzic jâr.

diu bin ich noch dâ her gewesen

in einer inseln genesen:

6255

diu ist Sennââr genant,

verre in dem mer ein einlant.

dâ was ich sider inne

durch unsers herren minne,

und ander bruoder, die dâ sint,

6260

die gerne waeren gotes kint

und dar umb dultent arbeit

bî mir in grôzer armekeit.»

 

Jôsaphât sprach aber dô:

«wie seist dû, lieber meister, sô?

6265

mich dunket des an dir vür wâr,

dû habest über sibenzic jâr.

dû dunkest mich von wârheit

elter, denn dû hâst geseit.»

Barlââm sprach: «dû seist wâr:

6270

ich hân wol diu selben jâr,

vrâgestû der jâre gar,

daz mîn muoter mich gebar.

swaz ich bî den zîten mîn

in den sünden bin gesîn,

6275

des zel ich niht ze jâren dir

noch ze rehtem lebene mir.

swaz ich was in den sünden,

des wil ich dir niht künden,

daz ez mir ein leben sî.

6280

mir was der tôt vil nâhen bî:

dô was ich in den sünden tôt,

als diu sünde mir gebôt.

sît dô mir des geistes leben

zeinem lebene wart gegeben,

6285

dô lebet ich: alsô lebe ich sît.

sus wizzest mînes alters zît.

rehte leben daz ist daz leben;

den sünden ist der tôt gegeben.

der tôt ist in den sünden wesen,

6290

reht leben tôdes ist genesen.»

dô antwurt im Jôsaphât:

«sît des lîbes leben hât

den namen, daz ez heizet tôt,

ob ez hât von sünden nôt,

6295

sô sol daz tôt ouch heizen niht,

sô man den lîp ersterben siht.»

 

Barlââm, der wîse, sprach:

«mîn herze giht, als ez ie jach:

vindet mich mîn ende in gote,

6300

daz ich bin in gotes gebote,

sô wirt des lîbes ende erkant.

daz ist niht der tôt genant,

ez ist ein scheiden in daz leben,

daz der sêle wirt gegeben.

6305

diz wehsellîche scheiden gît

nâch tôde ein lebelîchez zît,

daz behalten ist von gote.

bezeichenlîche hât der bote

hie von alsus gesprochen:

6310

sô diz hûs wirt zerbrochen,

daz uns daz irdische leben

zeinem hûse hât gegeben,

sô wirt uns ein hûs benant,

daz gar âne mannes hant

6315

ze himele hât gebuwen Krist.

mit klage ein siuftehûs diz ist,

jenz ist ein vroelîch staetekeit.

vindet man uns wol bekleit,

niht nackent âne reht gewant,

6320

sô werden wir dâ hin gesant.

den minsten gotes knehte

nenne ich mich von rehte,

wan ich in sünden leider bin.

swie ich daz bin, ich hân den sin,

6325

daz ich niht ûf des lîbes tôt

ahte noch ûf sîne nôt.

der sêle tôt mir nâher gât,

der endelôsez sterben hât.»

 

Dô sprach Avenieres kint:

6330

«dîniu süezen maere sint

und dînes lebenes reinekeit

ûf menschlîchez leben geleit.

menschlîch natûre giht,

si müge sich dar genôzen niht,

6335

dar dû bist komen in dîner zît.

vil saelic unde reine ir sît

dû unde die des muotes sint

daz sie werdent gotes kint,

der etelîcher ist bî dir.

6340

meister mîn, nû sage mir

durch got, waz iuwer spîse sî

dir unde den, die dir sint bî

ze dirre wüesten wilde aldâ?»

dô sprach der wîse meister sâ:

6345

«got hât uns dâ gevüeget

spîse, der uns genüeget.

unser koch ist gotes segen.

sunne, tou, hitze, regen

die spîse machent uns bereit,

6350

als sî diu bernde erde treit

mit vil mislîcher vruht.

mit minnen, gar ân unzuht

nemen wir sus alle zît

unser spîse, sunder nît.

6355

wir leben vroelîche âne urbunst:

ez ist ieglîches gunst,

swie vil ir der eine hât,

dem andern ir genuoc dâ stât,

ob uns die boume entwîchent niht

6360

und man die erde berhaft siht.

 

Nû hân ich rehte dir geseit

die lîpnar, diu uns ist bereit.

diu sol und muoz uns dunken guot.

sô uns got die gnâde tuot,

6365

daz uns bringent in der nôt

guote bruoder dar ir brôt,

die bî uns sint gesezzen,

sô wirt des niht vergezzen,

ez dunke uns reht, ez sî gesant

6370

uns von gote mit ir hant.

wir biten sâ den gotes segen

der liute und ouch der sêlen phlegen

unde enphâhen ez von in

durch got und durch der sêle gwin.

6375

unser kleit ist wüllîn,

rûch, vil herte, haerîn,

daz wir den swachen lîchamen

hie mite villen unde zamen,

des sünde wol gedienet hât

6380

leit, ungemach und unrât

alhie durch Kristes hulde

ze buoze vür die schulde,

die er ie tet wider got,

ze sünden wider sîn gebot.

6385

vür die stunt, daz uns daz kleit

an den lîp wirt geleit,

sô tragen wir ez iemer

und getürren niemer

von uns gelegen daz gewant,

6390

ê daz ez wirt als alt erkant

daz ez uns selbe rîset abe.

disiu kumberlîche habe

ist uns in gote ein rîchtuom

unde ein vreuden rîcher ruom,

6395

daz uns werde noch bereit

der êwiclîchen vreuden kleit.»

 

«Nû sage meister, lieber man,

wes ist daz kleit, daz dû treist an?»

«daz gap ein guoter bruoder mir,

6400

dô ich wolte her zuo dir;

wan ich getorste mîn gewant

bringen niht her in diz lant»

sprach der alte wîse dô:

«ich vorhte dînes vater drô.

6405

mich dûhte bezzer, daz ich mich

den liuten unerkantlich

machte, ê daz mîn gewant

mich dînem vater taete erkant.

vremediu kleider nam ich an

6410

als ein listerîcher man,

der hâte einen lieben mâc,

der durch vîentlîchen bâc

was gevangen unde gesant

in sîner vîende lant.

6415

diz beswârte disen man:

er wold im gerne helfen dan

und nam durch eine kündekeit

an sich rehte alsolhiu kleit,

sô die bekleidet giengen,

6420

die sînen neven viengen.

er wart der vînde vriunt genant

durch daz erkantlîche gewant;

dem neven wart er heinlich,

zuo dem heinlîchet er sich,

6425

unz er mit sînem trôste

von der vancnüsse in lôste.

 

Alsô tet ich, herre mîn.

dô mir al daz leben dîn

nâch rehter sage wart erkant,

6430

dô leite ich hin mîn gewant

und huop mich vremdeclîche

zuo dir her in diz rîche,

daz ich mit gotes râte

dir in dîn herze sâte

6435

den kristenlîchen sâmen

und dich hie lêrte krâmen

den stein, an den geheftet ist

himel und erde, daz ist Krist,

als ich dir ê hân geseit.

6440

nû hân ich dir vürgeleit,

wie got die welt geschaffen hât

und wie in sîner hende stât

des himels und der erde kraft

und wie sîn wîsiu meisterschaft

6445

allen dingen hât gegeben

kraft, namen, urhap, leben,

als ez sîn gotlîcher rât

mit wîsheit sunder gordent hât.

die boten und die wîssagen,

6450

swaz die lêrten bî ir tagen,

des ist dir ouch ein teil geseit,

und daz urhap der kristenheit

und wie disiu welt zergât,

wie jaemerlîche ir leben stât.

6455

nû mache dich got sô veste,

daz du minnest daz beste,

wan ich gar daz mîne hân

gên dir mit lêre getân.

 

Nû muoz ich wider kêren.

6460

ich getar dich niht mêr lêren,

mir ist ze sanfte ein teil gesîn

bî dir in dem rîche dîn.

nû muoz ich wider in daz lant,

von dem ich dir wart gesant.

6465

dâ muoz mir aber sîn bereit

mîn gewonlîchez kleit.»

dô bat in dâ Jôsaphât

die gewonlîchen wât

zeigen, die der guote man

6470

truoc gewonlîchen an.

der bete was er im bereit:

er zôch ab im daz oberkleit.

dô truoc der reine gotes trût

ze lîche an sîner blôzen hût

6475

ein hertez tuoch, haerîn

halp und halbez wüllîn,

daz vil herte was gedrât.

daz hâte er vaste an sich genât

von dem gürtel an diu knie;

6480

von den ahseln nider gie

des tuoches, des ich hân genant,

ze lîche ein hertez gewant:

daz gie unz an daz under hin.

dô sach Jôsaphât an in:

6485

diu hût was im überal

erswarzet gar und worden sal,

er wart veizte an im betrogen,

er schein im, als ez waer gezogen

ein vel, dünn unde kleine,

6490

swarz über ein gebeine.

 

Dô Jôsaphâte wart erkant

sîn armer lîp, sîn rûch gewant,

des er ze kestegunge phlac,

von der gesihte er sêre erschrac.

6495

er sprach: «vil reiner man, sît dû

mir sîst ze trôste komen nû,

daz dû von dirre swaere

ûz des tiuvels kerkaere

von der welte loesest mich,

6500

sô wil ich durch got biten dich,

daz dû des wol günnest mir,

daz ich von hinnen var mit dir,

wan ich in den senften tagen

vil unsanfte mac bejagen

6505

daz süeze gotes rîche.

wan dû sô kumberlîche

dînem lîbe hâst gegeben

durch got ein als unsenfte leben,

wie sol ich danne hie genesen,

6510

dâ ich muoz mit senfte wesen?

nû lâ mich durch den willen mîn

mit dir varn und bî dir sîn

und lâ mich iemer mêre

dir volgen dîner lêre,

6515

sô nim ich den touf aldâ.»

«niht, herre!» sprach der meister sâ.

«belîp dû hie, dêst bezzer vil.

ein maere ich dir bescheiden wil,

an dem solt dû dich verstân,

6520

daz diz vil bezzer ist getân.

 

Ez was ein vil rîcher man,

der nam ze kurzewîle sich an,

daz er ein rêchkälbelîn

zôch in dem hove sîn,

6525

unz ez wol gewahsen was.

ûf die heide und an daz gras

lie man ez zallen zîten gân:

dô newolt ez niht erlân

der natûre grôz gewalt,

6530

sîn jâmer würde an im sô balt,

daz ez ie ze walde gie,

des ez nie sîn art erlie.

nû ez diz mohte niht verlân,

an einem tage sach ez gân

6535

ûf einem velde tiere genuoc.

sîn art ez balde zuozin truoc

und gie mit in vil balde

ze velde und ouch ze walde;

doch nâch dem tage ze âbende ie

6540

hin wider hein ez balde gie

und aber an die weide

des morgens ûf die heide.

nâch den tieren was im gâch:

swar sie giengen, ez gie nâch.

6545

des sites wurden dô gewar

des herren amptliute gar

und sîne knehte. ez was in leit,

sie wâren ie dar zuo bereit,

wie sie im leideten die vart,

6550

der ez phlac nâch sîner art.

 

Eines morgens aber ûzgie

daz tier, als ez vil selten lie.

dô sach ez ûf dem velde gân

vil tiere unde ir weide hân.

6555

sîn angeborniu art im rief,

daz ez aber zuozin lief.

dô kômen dar nâch im gerant

des herren liute sâ zehant.

diu tier begunden sie verjagen:

6560

der wart dâ schiere vil erslagen,

diu andern kûme entrunnen.

dô sie ir tier gewunnen,

sie vuorten ez hin wider hein

unde wurden des enein,

6565

ez solde niemer mêr ûz komen:

sus wart sîn wille im gar benomen.

des selben vürhte ich sêre.

dâ von ist mîn lêre,

daz dû belîbest, niender varst

6570

und mit dem toufe dich bewarst,

und wis ein bredigaere gotes

unde ein lêrer sîns gebotes,

wan dûs gar gewaltic bist:

alhie sô kreftic niemen ist,

6575

der wider dir getürre sîn.

daz rât ich, lieber herre mîn:

sô danne got vüege dir

die rehten zît, sô kum ze mir,

daz ich mich dîn geniete.

6580

swie daz got gebiete,

daz wir behalten unser leben,

des suln wir im volge geben,

wan ich gedinge an gotes kraft,

daz uns ein geselleschaft

6585

mit vroelîcher staetekeit

ze himelrîche sî bereit.»

 

Dô weinde sêre Jôsaphât.

er sprach: «meister, sît dîn rât

daz belîben râtet mir,

6590

sô wil ich es volgen dir;

swaz danne gotes gnâde tuot

an mir, daz sol mich dunken guot.

dû solt niht mêre sûmen dich,

meister mîn, dû toufest mich,

6595

wan ich sîn herzeclîche ger.

von dannen dû bist komen her,

dar lâzich dich wider varn.

ê solt dû dich vil wol bewarn,

daz dû nemest von mîner hant

6600

silbers, daz dû wol gewant

koufest unde spîse dir.

dû solt nemen hie von mir

sô vil, daz al die bruoder dîn

berâten lange mügen sîn

6605

an spîse und an gewande,

sô dû hein komest ze lande.

dâ bî solt dû biten got,

daz er durch sîn grôz gebot

in sînem lobe staete mich

6610

und daz ich, lieber meister, dich

nâch mînem willen noch gesehe:

des bite got, daz ez geschehe.»

 

«Den gotes touf enphâhen

und sînem zeichen nâhen,

6615

daz sol niemen sîn erwert.

von rehte ist ioch der muot beschert

dir und gotes kinden,

diu sich im welnt gesinden,»

sprach Barlââm der wîse.

6620

«kleit und rîche spîse

bitestû mich von dir nemen

und waenest, daz sül uns gezemen?

nein ez, lieber herre mîn.

sît wir alsolhes muotes sîn,

6625

daz wir geistlich arm wesen

und âne weltlîch guot genesen,

sô ist uns gar ein armuot

daz arme weltlîche guot.

zer welte ist unser armuot grôz,

6630

wan wir sîn ir guotes blôz:

unser leben hât gegert

der rîcheit, diu ân ende wert.

umbe spîse und umbe kleit

hân wir die sorge hin geleit,

6635

wir horden guot ze aller zît

sunder zorn und âne nît.

des tuont der welte volger niht.

swen man ir guot minnen siht,

der mag ez nû, geloube daz,

6640

âne vîentlîchen haz

ze samene selten bringen

mit vriuntlîchen dingen,

daz doch vür den tôt niht vrumt,

swie vil es ze samene kumt.

 

6645

Sît mîner bruoder vüeze

mit des reinen Kristes süeze

des slangen houbet hânt zertreten

und von der welte sich entweten,

sô taete ich übele, daz ich in

6650

verbunde den himelischen gwin,

swenn ich in braehte solich guot,

daz der sêle schaden tuot.

der welte guot ist solher art,

daz ez hoehet hôhvart;

6655

würde in daz von mir gegeben,

sô würde hôhvertic ir leben.

daz ist ein houbetschulde

gên der gotes hulde.

naem ich in sô die rîcheit,

6660

diu in sus iemer ist bereit,

der roup waere ze süntlich,

er beswârte sêre mich;

diz waer mir iemer swaere,

würdich sus ein roubaere.

6665

des guotes wir bedürfen niht

noch der kranken zuoversiht,

des dû uns geheizen hâst.

ob dû mir niht abe gâst

des geheizes, sô wil ich

6670

in gotes namen biten dich,

daz dûz armen liuten gebest

und nâch mîner lêre lebest.

dû solt mit herzenlîcher gir

daz veste gotes wâfen dir

6675

ze einem staeten schirme hân,

sô maht dû vridelîche gân.

 

Dîn halsperc rehtiu güete sî,

diu machet dich von übele vrî.

diu wârheit sî der gürtel dîn,

6680

gotes minne sol dîn helm sîn,

daz gotes wort daz sî dîn schilt.

ob dich der rede niht bevilt,

dû wirdest gote ein kemphe wert.

reht geloube sî dîn swert,

6685

der süezen êwangeljen sage

sî dîn vride alle tage

und dîne vesten îsenhosen.

dû solt ir worte gerne losen

und ir lêre gerne volgen.

6690

wirt dir danne erbolgen

der welte vîent, Sâtân,

der kan dir niemer widerstân;

ob er von dîner hant gelît,

sô gît dir got durch dînen strît

6695

nâch dem sige ze lône

ze himelrîche krône.»

mit sus getâner lêre

wart dô gevestent sêre

dem edelen junkherren guot

6700

beidiu sin, herz unde muot,

daz wol sîn wille erscheinde.

mit vasten er in reinde

gên dem toufe, mit gebete

er guotiu wort mit willen tete.

 

6705

Iemer, sô der tac erschein,

sô wart Barlââm enein,

daz er gie ûf den palas,

dâ Jôsaphât ûffe was,

und tet im gotes lêre kunt

6710

mit dem gelouben alle stunt.

die wîssagen er im beschiet,

zer kristenheit er im riet.

er leit im in wîser kür

der reinen boten lêre vür.

6715

vil gar lêrter in aldâ

diu reinen êwangeljâ.

der alten und der niuwen ê

verstuont sich Barlââm noch mê

dan iemen bî den selben tagen,

6720

als ich die wârheit hoere sagen.

daz wart an Jôsaphâte schîn:

er brâhte mit der lêre sîn

daz süeze küneges kint an got,

daz ez leiste sîn gebot

6725

sô gar, daz an dem guoten man

des heilegen geistes viur enbran.

dô er gar zer kristenheit

und gên dem toufe was bereit,

als er in nemen wolte,

6730

dô tet im, als er solte,

Barlââm sîn meister dô:

er katheziziert in sô:

 

«Sun» sprach er, «geloubestû

mit vesteclîchen sinnen nû,

6735

daz got ie was und iemer ist

und daz der heilige Krist,

der ie was ein wort bî gote,

nâch der gotheit gebote

ûf dise erde wart gesant

6740

und durch uns mensche genant

von sante Marjen der maget,

der süeziu kiusche hât bejaget,

daz si den truoc und sîn genas,

der ir kint ist, ir schepher was.

6745

geloubestû daz?» sprach er sâ.

Jôsaphât sprach: «jâ ich, jâ,

ich geloube ez rehte gar.»

«und daz si maget in gebar?»

«jâ.» «geloubestû ouch daz

6750

an gotes kinde vürbaz,

daz er nâch den alten siten

wart in der alten ê besniten?»

«jâ.» «gloubestû, daz er enphie

den touf?» «jâ.» «daz er begie

6755

gotlîcher zeichen vil?»

«jâ. gerne ich ez gelouben wil.»

«geloubestû daz al vür wâr,

daz er was vierdehalp jâr

und drîzic ûf der erde hie,

6760

daz er sünde nie begie?»

 

«Jâ, meister, daz geloubich.»

«geloubestû ouch, daz er sich

bereite in menschlîcher nôt

durch uns in menschlîchen tôt,

6765

in broeder menschlîcher maht

vierzec tage und vierzec naht

mit kiuscher vasten?» er sprach: «jâ.»

dô vrâget er in aber sâ:

«geloubestû, daz in verriet

6770

Jûdas gên der Juden diet?»

«jâ, diz ist der gloube mîn.»

«wil ouch dîn geloube sîn,

daz er durch uns gegeiselt wart

und nâch spotlîcher art

6775

durch uns von in spoten leit

und daz dar nâch diu menscheit

den tôt an dem kriuze leit

mit unverscharter gotheit?»

«jâ, diz geloube ich, als ich sol.»

6780

«geloubestû daz ouch vil wol,

daz sîn geist die helle brach

und man in dannen vüeren sach

die sêlen gar, der lîp alhie

sîn gebot nie über gie,

6785

und von dem hellerôste

sie lôste, von untrôste,

und die noch sînen willen tuont?

geloubestû, daz er erstuont

gewaere mensche unde got,

6790

als ez der gotheit gebot

was nâch der prophêten sage,

dar nâch an dem dritten tage?

 

Geloubestû ouch, daz er hie

gotmensche ûf der erde gie

6795

vierzec naht, sô manigen tac?

daz er mit sîner lêre phlac

den sünden machen ende

mit sîner urstende

und dar nâch ze himele vuor?»

6800

Jôsaphâtes herze swuor,

daz er wol geloubte, daz

zuo des vater zeswen gesaz

der gotes sun, der reine Krist.

«und daz er dannen künftic ist,

6805

über al der welte leben

gedienten lôn nâch werken geben?»

«jâ, diz geloube ich sunder wân.»

«daz dû solt sterben unde erstân

an der jungesten zît,

6810

sô got der welte ein ende gît?

daz diz ist und sol geschehen,

wil dû des gelouben jehen?»

«jâ, meister saelden rîche,

sô rehte herzeclîche

6815

geloube ich, swaz dû hâst geseit,

daz ichz weiz von wârheit.»

«geloubestû daz kristen leben,

als ez Krist hât gegeben

und dû mich hôrtest künden?

6820

geloubestû den sünden

ablâz, ob sie mit triuwen

dich beginnent riuwen?»

«jâ, diz geloube ich gar an got

mit staeten triuwen sunder spot.»

 

6825

Dô Barlââm sîn herze sach

sô reine und alsô guot, er sprach:

«nû soltû in dînen sin

daz gotes zeichen nemen hin

und in dem reinen herzen dîn

6830

ein liebez gotshûs iemer sin

dem heiligen geiste an dir.

der ist dir bî nâch dîner gir,

ob dû mit guotem herzen in

laden wilt in dînen sin.»

6835

sus segenter vor ime aldâ

den reinen touf, er wîhte sâ

dem heiligen geiste ein wesen

ûzerwelt und ûzerlesen,

ein edel goteshûs vil guot,

6840

vor allem wandel wol behuot

an sînem vesten herzen gar.

öl und krisemen streich er dar

und beslôz dem tiuvel vor

sîner sinne herzentor.

6845

er sprach: «vil liebez kint, nû sprich,

wil dû gote toufen dich?»

«jâ gerne, wan ich wil dich biten,

daz dû nâch kristenlîchen siten

mich gotes gnâden koufest,

6850

daz dû mich gote toufest.»

«geloubestû, herre, an den kouf

der gotes gnâden, ob der touf

an dich nâch der kristenheit

kristenlîche wirt geleit?»

6855

«jâ, und mîner sünden wesen

mit des toufes kraft genesen.»

 

Er sprach: «benamen, des sîs gewis.

in nomine dei patris

et filii et spiritus sanctî

6860

bist dû dîner sünden vrî.

in den reinen namen drin

toufe ich dich.» sus touft er in.

Barlââm vil balde gie,

dô Jôsaphât den touf enphie,

6865

ze sîner herberge nider.

schiere gâhet er her wider

und sanc eine messe dâ

durch got in gotes namen sâ.

daz gotes opher bôt er im,

6870

er sprach: «lieber man, vernim

und lâ dir rehte sagen, wie

und waz dû solt enphâhen hie.

dû solt hie nemen in gotes namen

den reinen gotes lîchamen.

6875

dô got, der heilige Krist,

der al der welte loeser ist,

durch uns daz menschlîche leben

an die marter wolte geben,

des tages, dô er morgen leit

6880

den tôt nâch der menscheit,

er az mit den jungern sîn;

beidiu brôt unde wîn

segent er vor in aldâ.

daz brôt gap er den jungern sâ:

6885

«diz ist mîn lîp, nemt ez hin

und ezzet ez. nemt in den sin,

daz ez mîn lîp ist und mîn bluot.

swenn irz in mînem namen tuot,

daz ist in der gehügede mîn,

6890

des sult ir âne zwîvel sîn.»

 

Daz brôt ir iegelîcher az.

«durch aller sünden ablâz»

sprach er, «wirt des lîbes leben

umb iuch in den tôt gegeben,

6895

den lîp bezeichent daz brôt.»

den kelch er in dar nâch bôt,

er sprach: «trinket hie mîn bluot

und habet geloubhaften muot,

daz ez umb iuch vergozzen wirt.»

6900

diz zeichen got an uns gebirt:

sô wir in dem namen sîn

daz brôt segenen und den wîn,

sô nemen wir in gotes namen

daz bluot und ouch den lîchamen,

6905

dâ mite uns allen wirt gegeben

daz iemer êweclîche leben.

swer daz unwertlîche nimt,

sîn name gote niht gezimt;

des schulden wirt gegeben dran

6910

der gotes aehteclîcher ban.

diu selben gotlîchen wort,

mit den ez wart gesegent dort,

diu sprichet hie der priester drobe

bezeichenlîche in gotes lobe.

6915

diz sol vür dîne sünde

vor gote ein urkünde

wesen des gelouben dîn,

des soltû geloubic sîn.»

dirre lêre was er vrô,

6920

daz heilege opher nam er dô.

 

Barlââm, der meister sîn,

sprach: «vil lieber herre mîn,

ez ist dir wol ergangen:

dû hâst nû got enphangen

6925

in dîn herze, er hât ouch dich

enphangen unde brâht an sich.

Jôhannes, der heilege bote,

daz der geheizen hât von gote,

daz ist an dir volle komen,

6930

dû hâst den geheiz genomen.

er sprach: «die got enphiengen

und sîn gebot begiengen,

den gap er solhen gewalt,

daz sie im ze kinden sint gezalt,

6935

die an in geloubic sint.

daz dû solt heizen gotes kint,

der gewalt ist dir gegeben.

nû solt dû reinen im dîn leben,

an reinekeit behalten,

6940

von houbetsünden walten,

daz er dich vinde reine,

bewart vor allem meine.

dû hâst nû der kristenheit

eine gruntveste geleit,

6945

ûf die solt dû machen

mit gotlîchen sachen

ein ungewichen veste gote

mit rehter werke gebote.

dû bist ein niubornez kint,

6950

alsam diu kint, diu redelich sint,

bist dû anderstunt geborn;

got hât ze kinde dich erkorn:

dîn vater ist der reine Krist,

diu kristenheit dîn muoter ist,

6955

ûz der brüsten sol dîn jugent

sûgen die milch rehter tugent.

 

Unsers herren liehter schîn

erliuhtet hât daz herze dîn.

nû soltû daz lieht niht lân,

6960

dû solt in dem liehte gân.

daz kan dir gesiht wol geben

in des himelrîches leben.

dir hât ein niuwez reinez kleit

got, dîn schepher, angeleit.

6965

daz soltû behüeten wol,

wan ez niht mâsen haben sol.

triwe, rehte minne, güete,

gedultekeit, dêmüete,

der solt dû hüeten alle vrist,

6970

sît dû zuo im geladet bist.

dû solt jagen ûz dîner brust

allen weltlîchen gelust

mit herzenlîchem muote gar,

sô dîn sêle hinnen var,

6975

daz si gote reine sî,

vor süntlîchen schulden vrî.

dû solt dîn herze hân behuot,

daz ez üppeclîcher muot

und übel werc besitzen iht.

6980

von den werken spriche ich niht:

dû solt üppeclîchen wân

zuo den boesen werken lân.

 

Die reinen gotes namen drî

sint reinem herzen gerne bî.

6985

dâ bî solt dû wizzen ouch:

sam die bine verjaget der rouch,

sus jagent den heiligen geist

übel gedanke allermeist

von den herzen zaller zît,

6990

dâ boeser gedanc inne lît;

ez ist der üppige gedanc

der sünden werke ein anevanc.

swer eine kleine wunden hât,

die wîle er im sî smâhen lât,

6995

si vûlet lîhte unde swirt,

biz er von ir bekumbert wirt

und lîhte von ir tôt gelît.

diu rede ein ebenmâze gît

der kleinen sünde. swer die hât,

7000

ob er sî an im wurzen lât,

si wähset lîhte in solher kraft,

daz si wirt an im sigehaft.

hie von solt dû hân behuot

dîn herze gote und dînen muot.

7005

nû ist dînes herzen tor

beslozzen allen sünden vor

und wont mit vreuden drinne

des heilegen geistes minne;

die solt dû gerne bî dir tragen,

7010

niemer mêr von dir verjagen.

offent ez den sünden sich,

sô viulet aber diu sünde dich.

dû solt mit staeten minnen

an guoten werken brinnen,

7015

biz dû den heiligen geist

mit guoten werken bî dir treist.

swes dû danne bitest got,

des gewert dich sîn gebot.

 

Nû sol diu reine sêle dîn

7020

gote an dir ein spiegel sîn,

sô daz man sich dar inne ersehe

und von dir guoter bilde jehe,

daz dû mit saelden vlîzest dich

guoter werke gotlich.

7025

got ruoche an dir machen

mit gotlîchen sachen,

daz dû sîn wert mügest sîn

von den rehten werken dîn.

herre mîn, nû hân ich got

7030

dir vürgeleit und sîn gebot

und hân im getoufet dich.

er hât gewunnen dich an sich,

sîne lêre und sînen rât

er dich mit mir gelêret hât.

7035

dir ist erkant der sünder tôt

und ir endelôsiu nôt

und daz êweclîche leben,

daz got wil den sînen geben.

dîn herze dich behüete gote

7040

reine in sînem gebote.

«ir sult heilegen iuwern sin;

sît heilic, wan ich heilic bin,»

sprichet der heilige Krist,

der reine, guot und heilic ist.

7045

sus wil got an dir heilic sîn,

heilegestû daz herze dîn.

des helfe dir durch sîn gebot

al der welte schepher, got.

durch sîner muoter êre

7050

geb er dir solhe lêre,

daz dû in sînen hulden stêst

und dienstes im niht abe gêst

alliu dîniu lebenden jâr.» –

«âmen, daz müeze werden wâr!»

7055

sprâchen sie dô beide hie.

der meister ze herbergen gie.

 

Des küneges amptliute gar

nâmen der heinlîche war:

sie nam des michel wunder,

7060

daz Barlââm besunder

sô dicke gie ze râte

mit ir herren Jôsaphâte,

daz er im heinlîcher was

dan ieman ûf dem palas.

7065

diz dûhte sie vil wunderlich.

sie besprâchen dicke sich,

waz ez bediuten solde

und wie ez enden wolde.

diz erschrakte sêre ir sin.

7070

nû was einer under in,

der was geheizen Zardân.

im jach mit wârheit sunder wân

der künic grôzer triuwen ie.

durch die triuwe er in lie

7075

phlegen Jôsaphâtes

und sînes hoehsten râtes:

der hât es die groesten klage.

er gesaz an einem tage

zuo dem junkherren sîn.

7080

er sprach: «vil lieber herre mîn,

weist dû, daz dîn vater mir

getriuwet vürbaz gegen dir

dan allen den, die bî dir sint?

er bevalch dich mir, sîn kint,

7085

und dar zuo sînen hoehsten rât.

diu triuwe gelt von rehte hât.

 

Ich sol gên im triuwe hân,

sît er sich hât an mich verlân.

nû hât mich dicke erschrecket,

7090

in sorgen ûfgewecket,

daz dû sô minnest einen man,

des ich künde nie gewan:

ich vürhte, er ein kristen sî.

dû bist im sô gerne bî.

7095

owê! sol daz alsô wesen,

sô bin ich gar ungenesen,

wan ich muoz unsenften tôt

lîden und des tôdes nôt.

nû tuo ez durch den willen mîn

7100

unde durch die gnâde dîn,

und nim dich mit dem vremeden man

niht sô vil gespraeches an,

sô dû hâst biz her getân,

oder lâ mich von dir gân.

7105

der bete solt dû mich gewern:

dû solt an dînen vater gern,

daz er einen man dir gebe

vür mich, der in den sorgen lebe,

daz mîn triuwe unverkrenket wese

7110

und daz ich von der nôt genese.

herre mîn, hie gewer mich an,

sî dirre man ein kristenman,

die Avenier gehazzet hât.»

dô sprach der süeze Jôsaphât:

7115

«lieber mîn, vriunt Zardân,

wildû des mannes künde hân,

sô verbirc heinlîche dich

hinder daz gestüele, dâ ich

bî im ûffe sitzen wil,

7120

sô hoerst dû vremeder rede vil.

dar nâch bescheide ich rehte dir,

wie dû solt tuon. des volge mir.»

 

Nâch dirre lêre wart getân.

der wîse râtgebe Zardân

7125

barc sich an ein enge stat,

als in der junkherre bat,

hinder daz gestüele hie.

dô meister Barlââm ûf gie,

sie sâzen, dâ sie dâ vor ê

7130

gesezzen wâren dicke mê

durch ir heinlîchen rât.

«meister,» sprach dô Jôsaphât,

«dîne lêre vâch mir an,

als ir dîn munt von êrst began,

7135

daz sî mîn sin ergrîfe baz,

ob mir lîhte sî ze laz

der sin, daz ich die kunst behabe,

daz mir dîn rât iht slîfe abe

mit der vestenunge dîn

7140

von der einvalte mîn.»

Barlââm sprach: «daz sol wesen.»

dô begunde er im lesen

und tet im von êrst erkant,

wie got von himele wart gesant

7145

und hie den tôt durch uns leit.

er seit im von der kristenheit:

von der êrsten geschaft,

die got geschuof mit sîner kraft,

unz an daz jungeste zil,

7150

sô got die welt verenden wil,

beschiet er im unz an daz ort

alles des gelouben wort,

und was got ûf der erde hie

durch uns wunders ie begie

7155

und wie got wil den rehten geben

ze himel ein endelôsez leben.

 

Ze herbergen wider dan

gie Barlââm der guote man,

als er hâte volleseit

7160

die reinen gotes kristenheit.

dô rief an sich Zardâne dar

und wolte gerne nemen war,

ob er die lêre minte als er:

durch daz versuochen rief im her

7165

der gotes degen Jôsaphât.

er sprach: «nû sich, wie dirre hât

geworfen sîne lêre an mich.

der worte saejer vlîzet sich,

wie er mich müge verkêren

7170

von disen grôzen êren,

und lêret mich ein gebot,

daz ich minne ein vremeden got

und den sül ze gote hân.»

dô sprach der râtgebe Zardân:

7175

«vil lieber junkherre guot,

war umbe hâst dû mînen muot

versuochet alsô sêre?

mich dunket, daz diu lêre

dir nâher sî ze herzen komen

7180

dan ich habe von dir vernomen.

dû waerest im sô heinlich niht,

wan daz dir sîn lêre giht,

daz sîniu vremeden maere

dir süeze, unwandelbaere

7185

sint worden in den sinnen:

ich sihe dich sie wol minnen.

dû solt niht mê versuochen mich,

wan ich ze wol erkenne dich.

 

Herzelieber herre mîn,

7190

Avenier, der vater dîn,

hât vîentlîchen haz geleit

an die selben kristenheit

und hât von hinnen sî vertriben.

ir lêre ist kleine hie beliben,

7195

der rât alsô süeze dich

dunket und sô lobelich.

sît dû nû dînes vater haz

sus minnen wilt, sô vüegen daz

die gote, daz ez wol ergê

7200

gên dir! waz sol ich sprechen mê?

owê, der grôzen swaere mîn!

ich muoz mit leide in sorgen sîn.

dâ von bekümbert ist mîn leben,

wie ich im sül antwürte geben,

7205

des ich hân versûmet mich

an mîner huote, sît daz ich

dîn mit triuwen solde phlegen.»

Jôsaphât, der gotes degen,

sprach: «mîn lieber vriunt Zardân,

7210

ich wânde mich gar hân verlân

an dîner triuwen güete

und wânde dîn gemüete

ze bezzerunge kêren.

durch daz hiez ich mich lêren,

7215

wie man die sêle behalten sol.

ich wânde, daz ich taete wol,

ob ich dir rehte hieze sagen,

wie dû des hulde solt bejagen,

des kunst dich geschaffen hât.

7220

nû sihe ich wol, dîn missetât

hât mînen sin an dir betrogen:

mir hât mîn wân an dir gelogen.

 

Ich hân ze herte gar gesehen

dîn herze dir, des muoz ich jehen;

7225

in übelwillic herze gât

selten wîslîcher rât.

ob dû ioch mînem vater seist

die lêre gar, als dû sî weist,

daz vervâhet anders niht,

7230

wan daz ime dîn vergiht

machet angest unde leit,

ob im diz maere wirt geseit.

wil dû in bî vreuden hân,

sô soltû die rede lân,

7235

biz dir ein gevellic zît

der sage rehte vuoge gît.»

sus schiet von dem râte dan

Zardân, Avenieres man.

er muoste die geschiht verdagen,

7240

er getorst es niht gesagen

von ir beider vorhte dô:

des wart er leidic unde unvrô.

Barlââm des morgens kam,

ze Jôsaphâte er urloup nam,

7245

als er wolte ûf sîne vart.

er sprach: «sun, wis wol bewart

an kristenlîcher staete gar.

ich bite got, daz er bewar

dich, vil lieber herre mîn,

7250

staete an dem gelouben dîn.

des solt dû zallen zîten got

von herzen biten sunder spot.

ich wil ze lande wider varn:

got ruoche dich an im bewarn.»

 

7255

Jôsaphât dô sêre erschrac.

daz urloup er sô hôhe wac,

daz er bî dem guoten man

daz urloup weinen began.

doch was dâ bî sîn hôhez leit:

7260

er vorhte, daz er arbeit

und toetlîch angest müese hân,

würd ez dem vater kunt getân,

daz gienge an des meisters leben.

er entsaz den râtgeben,

7265

daz erz dem vater taete erkant.

dâ von gedâhter im zehant:

«ich muoz durch des zwîvels wân

daz urloup mînem meister lân.»

von jâmers nôt was er unvrô,

7270

weinende sprach er alsô:

«nû lâst dû, lieber vater mîn,

mich in dirre welte sîn

und in ir grôzen üppekeit,

als dû mir hâst von ir geseit,

7275

und wil dû varn hein von mir.

nû getar ich vürbaz dir

gemuoten daz belîben niht.

durch al die triuwe, der mir giht

diu väterlîche triuwe dîn,

7280

sô lâ mich dir bevolhen sîn

und wünsche des von gote mir,

daz ich kome noch ze dir

und nâch dirre welte vluht

bî dîner geistlîchen zuht

7285

gediene reineclîche

mit dir daz himelrîche.

 

Noch lâ dich des durch got gezemen,

daz dû von mir geruochest nemen

dînen bruodern etewaz

7290

und dir. durch got, nû tuo daz.

wellestû niht bringen in

deheiner slahte gewin,

sô nim doch etwaz von mir

durch got ze einer gâbe dir:

7295

kleine zerunge unde gewant.»

dô sprach der alte zehant:

«herre, merke mînen muot.

waer ez almuosen unde guot

und solt ez mit rehte sîn,

7300

daz ich mir und den bruodern mîn

naeme weltlîche habe,

ungerne gienge ich dir des abe;

benamen, ich naem ez von dir

mînen bruodern unde ouch mir.

7305

vil lieber junkherre wert,

sît ich noch ir deheiner gert

mit weltlîcher habe genesen,

sô lâ mit dînem willen wesen,

daz ich dirz nû muoz versagen.»

7310

«sô lâ mich doch von dir tragen,

lieber man, dîn haerîn kleit,

daz ez mir sî ein sicherheit

gên des leiden tiuvels spote

und daz ich dîn gedenke in gote

7315

vür den liebesten man,

des ich künde ie mê gewan,

und nim ein anderz von mir.

swie dû daz wilt, daz gibe ich dir,»

sprach Jôsaphât der guote

7320

mit weinlîchem muote.

 

Dô sprach der gotes wîgant:

«daz ich dir gaebe ein alt gewant

und ich ein niuwez naeme,

gên gote ez niht gezaeme.

7325

doch sol gên mir diu bete dîn

alsô niht verkrenket sîn.

heiz ein haerîn hemede mir

suochen (daz tragich von dir),

daz alsô boese schîne

7330

mir, sô dir daz mîne.»

daz suochte man, ez wart dô brâht

dem alten, als es was gedâht.

dô leite der vil guote man

des junkherren hemede an

7335

und er des meisters gewant.

daz was sô rîlich im erkant,

daz ez im was daz beste kleit,

daz im ie wart angeleit.

Barlââm was dô bewart.

7340

ez nâhente sîn widervart;

er sprach: «vil lieber Jôsaphât,

lieber sun, sît dich mîn rât

gote wider hât geborn,

dem dîn sêle was verlorn,

7345

sô solt dû dich behüeten nû

mit vlîze baz dan ê, wan dû

mîner lêre muost entwesen.

dû solt in dîn herze lesen

diu wort der reinen kristenheit,

7350

als ich dir sie hân geseit.

 

Gedenke, herre, an den tôt,

dem in endelôser nôt

niemer ende wirt gegeben.

gedenke ouch an daz süeze leben,

7355

daz niht von welt in welt zergât,

daz got dir behalten hât,

ob dînes herzen staetekeit

im ungewancte staete treit.

dînem süezen muote

7360

wart nie sô nôt der huote

als ez nû ist. nû hüete dîn

durch got nâch dem râte mîn

und wis an dem süezen gote

staete in sînem gebote.»

7365

«vater mîn,» sprach Jôsaphât,

«sît mich dîn süeziu lêre lât,

diu mich dem tiuvel hât entragen,

owê, wer sol mir nû sagen

von der gotes lêre

7370

sô süeze iemer mêre,

als mir dîn reiner munt

daz leben hât gemachet kunt?

owê, vater, wer tuot daz?

owê, nieman. ez ist ze laz

7375

al der liute sin gên dir,

die kunt vor dir ie wurden mir.

owê mir! daz mich dîn rât

alsô wîselôs nû lât,

des muoz ich in dem herzen mîn

7380

durch unser scheiden trûric sîn.

nû ruoche mir got bî gestân,

sît dû mich, süezer man, wilt lân.

 

Barlââm gewarte dô,

daz Jôsaphât was unvrô

7385

durch des scheidennes nôt.

ze himel er die hende bôt,

ze gote sprach er sîn gebet,

vil dêmüetlîchen er daz tet.

er sprach: «herre, vater, got,

7390

sît dîn väterlîch gebot

in dînes sunes namen hât

geschaffen dîne hantgetât

und allem lebene hâst gegeben

mit dînem geiste lebendez leben,

7395

nû tuo gên mîner bete schîn

die vil grôzen güete dîn:

sît daz dû älliu herzen weist,

sô sende dînen reinen geist

dem süezen herzen, daz sich dir

7400

ze kinde hât ergeben mit mir,

und staete daz gemüete sîn

an den vil werden hulden dîn.

zuo dînem opher brâhte ich in;

nû sende im alsô staeten sin,

7405

daz er dich künne minnen

von herzeclîchen sinnen:

lieber got, herre Krist,

sît dû der herzen schouwer bist,

ân anegenge und âne drum

7410

in secula seculorum.»

«âmen!» wart gesprochen dâ.

dô kusten sie einander sâ,

sie schieden sich mit jâmer hie.

Barlââm von dannen gie.

 

7415

Jôsaphât beleip aldort.

mit jâmer sprach er disiu wort:

«herre got, die lêre dîn

sende dem herzen mîn.

sît ich den niht mac gehân,

7420

von dem ich dir wart undertân,

sô ruoche sîn mîn râtgebe,

daz ich dich, unz ich nû lebe,

mit staetem muote lobende sî.

herre Krist, nû wis mir bî

7425

durch dînes namen êre

und gip mir solhe lêre

nâch dîner gotlîchen kunst,

daz sich volende diu begunst,

die mir angevangen hât

7430

des wîsen Barlââmes rât.

gip mir nâch dîner meisterschaft

staetes muotes lebende kraft.»

des herzen und des lîbes knie

bouc er vil andaehtlîche hie,

7435

dô er ze gote diz gebet

mit inneclîchem muote tet.

sîn herze in grôzer riuwe swal,

sîn gebet ze gote erschal.

got sîn gebet gewerte

7440

mit güete, des er gerte.

Barlââm der lobet ouch got,

daz sîn vil süezez gebot

in solhe lêre lêrte,

daz er an in bekêrte

7445

des selben landes herren namen,

den edelen herren lobesamen.

 

Dô Jôsaphât verweiset wart

mit Barlââmes hinvart,

dô stuont gar sîn gemüete

7450

ze gote. in rehter güete

begunder sich enthalten

und gotes lêre walten

mit gebete und ouch mit vasten.

er kunde selten rasten:

7455

daz groeste teil des tages er was,

daz er andaehtlîche las

mit guotem herzen sîn gebet.

ân underlâz er daz tet,

swenne ez im niht wart benomen

7460

durch sînes vater staetez komen,

des er hin zim vil ofte phlac.

swenn in versûmde der tac

daz ersazt er mit der naht.

sîn herze staeteclîche vaht

7465

nâch gotes rîche zaller zît,

tac und naht, enwiderstrît.

Zardân begunde ez merken dô:

er vorhte sînes herren drô,

diz leit in niht bî vreuden lie.

7470

ze sînem hûse er balde gie

und nam sich grôzer siecheit an.

vil sêre er klagen sich began.

 

Dô des der künic wart gewar,

dem junkherren gap er dar

7475

durch phlegen in den palas hin

einen andern man vür in.

dem künege grôzer swaere jach

Zardânes siechlîch ungemach:

ze sîner helfe er sande

7480

von allem sînem lande

den besten arzât, den er vant.

dem was mit listen ûzerkant

von physicâ der hoehste list,

der von erzenîe ist.

7485

dô der den siechen man ersach,

sîn urîne im verjach

und sîner kraftâdern slac,

daz sîn dehein siecheit phlac,

wan daz von grôzer swaere

7490

sîn muot betrüebet waere.

dô daz dem künige wart geseit,

er wânde des, daz im ein leit

von Jôsaphâte waer geschehen,

des er getörste niht verjehen,

7495

und durch die selben swaere

von im gescheiden waere.

nû hiez er im künden dô,

sîn ungemach taet in unvrô

und daz er an dem andern tage

7500

durch rât, durch vriuntlîche klage

zuozim wolde komen dar

und nemen sîner siecheit war.

 

Als er des boten rede vernam,

der von sînem herren kam,

7505

er sweic und lac mit sorgen

unz an den andern morgen.

dô leiter an sich sîn gewant,

ze hove huop er sich zehant

und gie vür sînen herren hin;

7510

ûf die erde viel er vür in

und ougte klagendez ungemach.

Avenier, der künic, sprach:

«Zardân, vriunt, bewîse mich,

durch waz hâstû beswaeret dich,

7515

daz dû her kaeme? ich wolte dar,

den liuten ougen, daz ich gar

dich minne und iemer minnen wil

unz an unser beider zil.»

dô sprach der trûrige Zardân:

7520

«daz dû diz woltest hân getân,

des müeze al daz gelücke dîn

gehoehet von den goten sîn.

mîn vil lieber herre,

nû hoere, waz mir werre:

7525

mir wirret grôzer siecheit niht,

wan daz mîn klagendez herze giht

sinn und dem lîbe solher nôt,

daz ich bin gar an vreuden tôt,

daz ist gar mîn groeste leit.

7530

nû waere an mir ein tumpheit,

sît ich noch die krefte hân,

daz ich wol mac her zuo dir gân,

daz ich dich lieze gân zuo mir;

ich sol billîcher gân zuo dir,

7535

dan dîn küneclîcher name

dar kaeme: diz ist minner schame.»

 

Dô vrâget in sîner swaere

der künic, waz im waere,

daz er sô vil unvreuden phlac,

7540

durch die er vreuden sich bewac.

«owê! herre,» sprach Zardân,

«dâ hân ich gên dir getân

grôzer untriuwen vil,

des ich mich schuldic machen wil;

7545

mîn triuwe hât versûmet sich

an dir. daz sol über mich

von rehte rihten dîn zorn.

ich sol von schulden sîn verlorn

und lîden schäntlîchen tôt,

7550

wan mîn unsaelde mir gebôt,

daz ich des missehüetet hân,

daz an mich was von dir gelân.»

«wâ hâstû dich niht behuot,

daz dir sô wê diu huote tuot?

7555

«lieber herre, dâ soltich

phlegen, als dû baete mich,

des lieben junkherren mîn,

daz mir gebôt diu bete dîn.

vil güetlîchen ich sîn phlac

7560

mit triuwen unz an einen tac:

dô kom ein zouberaere her,

der schuof mit sîner lüge, daz er

vür mînen junkherren hie

mit mînem urloube gie.

7565

mir leider ze unheile

saget er mir, daz er veile

den besten stein hie trüege,

des man ie mê gewüege.

 

Der ûzerrette mir dô, daz

7570

ich mîner triuwe an dir vergaz

und liez in ûf den palas.

ein verworhter kristen was

der selbe zouberaere:

sîniu zoubermaere

7575

und ouch sîn trügelîcher rât

dîn liebez kint verkêret hât.

dô mîn junkherre wart gewar

sîner lügemaere gar,

ich muoste zallen zîten lân

7580

den zouberaere zuozim gân,

der hât verkêret sînen sin.

dirre sünde ich schuldic bin:

daz rihte, herre, über mich,

swie dir behage: dêst zimelich,

7585

daz laster dulte ich und die schame.»

der künic sprach: «wie ist sîn name?»

«er was geheizen Barlââm.

vervluochet müeze sîn der krâm,

dâ mite er mich betrogen hât.

7590

mîn lieber herre Jôsaphât

ist gar an sîne lêre komen

und hât sîn leben an sich genomen.»

«möht ich daz ê gewizzen hân,

sîner lêre waere getân

7595

ze lône ein sô grôz êre,

daz er niemer mêre

küneges kint verkêrte

noch solhe lêre lêrte.»

 

Der künic hât ê wol vernomen,

7600

daz in sînen hof was komen

Barlââm, der guote,

der ie mit staeter huote

in kumberlîcher arbeit

durch got vil manege swaere leit.

7605

als im der herre vorgelas

gar, als ez ergangen was,

sîn herze alsô sêre erkam,

daz im die hoehsten vreude nam

der schric der leiden maere.

7610

er kom in solhe swaere,

daz er von herzeleide gar

nam deheiner vreude war.

sîn tumpheit hôhes leides phlac;

dâ got mit liebe im saelde wac,

7615

dâ wac sîn hôch unsaelekeit

daz herzeliep vür herzeleit,

von sînem lîbe im waer bereit

ein iemer klagendez herzeleit,

haetez lâzen vollevarn

7620

Jôsaphât, der saelden barn.

genuoge sint noch sô gemuot,

daz in ir übel ist ein guot

und ir liep hânt ze leide,

als ich iu nû bescheide.

7625

hât ein man ein liebez kint

(als ie diu kint mit liebe sint),

wil ez den lîp lâzen varn

und die sêle wol bewarn,

daz ist des vater herzeleit,

7630

doch sînes lîbes saelikeit

von dem leide hoehe sich.

daz ez sî leit, dêst menschlich;

vil gotlich daz waere,

daz ez niemen swaere.

7635

swer rehter liebe wolde jehen,

der sold ez niht ungerne sehen.

 

Diz geschach an Aveniere.

der hiez im bringen schiere

sînen liebesten man,

7640

der sich nam sînes râtes an.

der was et ie der êrste,

der hoehste und der hêrste.

des rât was künsterîche:

er riet im witzeclîche.

7645

der was geheizen Arashîs,

von rîcher kunst was er vil wîs.

nû der kom gegangen dar,

der künic sagete im vil gar,

als ich iu hie, die wârheit.

7650

er sprach, dô ez im was geseit:

«gehabe dich wol, herre mîn;

lâ trûreclîche vorhte sîn:

dîn muot bî vreuden wesen sol.

ich weiz von rehter wârheit wol,

7655

ist uns dîn kint verkêret

und unrehte gelêret,

daz er doch volget drâte

mir, swes ich im râte.

swenn er beginnet künde hân,

7660

daz er unrehte hât getân,

sô lât er die irrekeit,

die im der trieger hât geseit

und lebet nâch mîner lêre.

mit väterlîcher êre

7665

mînem râte er volge giht,

des zwîvel ich an ime niht.

 

Dâ bî dunket mich vil guot,

ob ez dich ouch alsam tuot,

daz dû den trügehaften man,

7670

der in gewîset hât her an,

heizest vlîzeclîche

in dînem künicrîche

suochen unde bringen her,

sô twingen wir in des, daz er

7675

offenlîche hie vergiht,

wir haben wâr unde er niht,

und habe dîn kint verkêret;

swaz er in habe gelêret,

daz sî ein valschiu trügeheit:

7680

wir machen wol, daz er daz seit.

ob diz allez niht ergât,

sô vinde ich dan noch einen rât,

daz ist der beste, den ich kan.

ich weiz einen wîsen man,

7685

daz ist ein einsidel guot,

der unser gote willen tuot;

unser leben ist sîn leben,

er hât den goten sich ergeben.

der selbe ist Nachor genant.

7690

sîn antlütze ist dâ vür erkant,

daz ez kuntlîche niemen siht,

wan der im âne zwîvel giht,

ez sî der lügenaere,

der uns die grôzen swaere

7695

an dînem sune gemachet hât.

ir lîp alsô gelîche stât,

daz die selben zwêne man

erkennen niemen sunder kan.

 

Wirt der verkêrer vunden niht,

7700

daz man in entrunnen siht,

sô bringe ich disen her zehant;

sô sol man sagen in daz lant,

daz Barlââm gevangen sî.

sô heizich in, daz er bî

7705

gestât der valschen kristenheit.

sô solt dû heizen sîn bereit

die meister algelîche,

die sîn in disem rîche:

die suln behüeten unser ê.

7710

sô ez dan an den ernest gê,

sô sol er sigelôs geligen

und unser meister lân gesigen.

sô daz ersiht Jôsaphât,

daz er sigelôs gestât

7715

und unsern meistern siges giht

und sîn geloube wirt enwiht,

der in nû ist gelêret:

den muot er wider kêret

und büezet sîne schulde

7720

dir und der gote hulde.

sô wirt im von herzen leit,

daz sîn jungiu kintheit

gevolgete ie sô drâte

des zouberaeres râte.

7725

Nachor sol wîsen in her abe

und jehe, daz er in verirret habe,

wan er im ist unbekant.

der kristen lüge wirt sus geschant.

 

Der künic was des râtes vrô.

7730

mit sîner volge jach er dô,

der beste rât waer vunden dâ.

vil balde hiez er gâhen sâ

sîne suocher in daz lant,

die den gotes wîgant,

7735

Barlaâmen, suochen solden,

mit dem sie krenken wolden

des reinen Jôsaphâtes sin.

die ranten her, die vuoren hin

in daz lant allenthalben

7740

gên den vil wilden alben.

die zuovart der unkunden wege

nâmen sie gar in ir phlege

und versazten algelîche

die wege von dem rîche,

7745

als ich die wârheit hoere sagen.

sie suochten in den sehs tagen

und begunden râmen,

wâ sie Barlââmen,

den gotes degen, vunden:

7750

sie suochten, swâ sie kunden.

von disen grôzen sorgen

was er vil wol verborgen,

dâ sîn got, unser herre, wielt,

der in vor dirre nôt behielt,

7755

mit des kraft er wart versaget

in, von den er wart gejaget.

ûf bezzerunge barc er in

durch sînen gotlîchen sin.

 

Arachîs begunde gâhen,

7760

gên Sennââr hin nâhen.

swen er dâ bî gehûset vant,

der im kristen wart erkant,

dem tet er manige swaere,

wâ der verborgen waere,

7765

nâch dem er suochende leit

sô manigerhande arbeit.

dô sie versageten disen man,

er verjagete sie von dan

und tet in leides genuoc.

7770

sîn wec an einen berc in truoc,

ûf des hoehe er stuont enbor.

in einer wüeste dâ vor

sach er vil guoter liute gân.

sîn tobeheit wolt in niht erlân,

7775

er hieze zuozin gâhen,

die guoten liute vâhen.

ir was ein vil michel teil,

sie wurben umb der sêle heil,

ze gote stuont ir herzen sin.

7780

ir abbet, der gie vor in hin,

des herze was vil reine,

der truoc heilic gebeine,

daz si wolten bî in hân,

swâ sie sich wolten niderlân,

7785

ze rehtem heiltuome

nâch kristenlîchem ruome

und nâch der kristenliute site

ir alter wîhen dâ mite.

 

Dô der vürste sie gesach,

7790

sîn munt zornlîche sprach:

«saget an diu rehten maere,

wâ ist der trügenaere,

des verkêrter trügerât

des küniges kint verkêret hât?»

7795

der abbet sprach: «des weiz ich niht.

ob in dîn ouge hie niht siht,

sô suoche in aber anderswâ.»

dô vrâget in der vürste sâ:

«weistû in iender?» «jâ ich, wol.»

7800

«wâ ist er oder wâ ist sîn hol?»

«er ist bî iu zaller stunt.»

«er ist dir niht rehte kunt

(sprach der vürste), noch sîn name.»

«jâ, got hoehe sîne schame!

7805

sîn name ist mir vil wol erkant:

er ist der tiuvel genant

(sprach der heilege abbet guot);

er hât besezzen iuwern muot,

wan sîn tiuvellîcher rât

7810

iuwern sin begriffen hât;

der hât iuch verkêret

und sîne kunst gelêret.

mir ist verkêrers niht erkant,

wan den ich dir hân genant.

7815

wil dû den, den vindestû

bî dir und dînen goten nû.»

 

Dô sprach der vürste Arachîs:

«er vert in tumbes mannes wîs,

nâch dem ich suochende var;

7820

er ist wîser sinne bar:

Barlââm ist er genant.

er kom dâ her in ditze lant

und hât uns hie verrâten

den süezen Jôsaphâten

7825

mit sîner valschen trügeheit,

die er mit valscher lêre treit.»

dô sprach der abbet an der vrist:

«in gote er unser bruoder ist;

den erkennen wir vil wol,

7830

sîn lîp ist rehter güete vol.

suochest dû den?» «jâ!» sprach er dô.

«sô soltû niht sprechen sô,

daz er ein trügenaere sî.

vrâge alsô: gêt iu hie bî,

7835

der Jôsaphâte hât daz leben

vür den lebenden tôt gegeben?

den künnen wir erkennen,

wildû in rehte nennen.

doch künnen wir dir niht gesagen,

7840

war er vuor vor manigen tagen:

sider war[t] er uns niht schîn.»

«sô zeiget mir die zelle sîn,

wâ diu sî.» «des tuon wir niht.

wolt er an iuwer gesiht,

7845

sô waer er wol selbe komen

und haete sich iu niht benomen.»

 

Dô sach vil zornlîchen an

Arachîs den guoten man.

er sprach: «nû zeiget balde!

7850

wâ lît er in dem walde?

wâ wont der trügenaere,

Barlaâm, der ungewaere?

welt ir in niht zeigen,

ich heize iuch tumben veigen

7855

toeten anders, danne ieman

sînes endes zil gewan.»

der guote man sprach aber dô:

«wir waeren herzeclîche vrô,

würd uns des lîbes tôt gegeben

7860

in gotes namen umb daz leben,

daz uns mit endelôser zît

got âne dînen willen gît.

biz wir in gotes willen leben,

sô mahtû uns niht gegeben

7865

den tôt; wan des lebenes zît,

daz got nâch disem lîbe gît,

hât endelôsen anevanc:

dar nâch ie unser leben ranc.

des ir waenet, des ist niht.

7870

der wille niht an uns geschiht,

des ir hânt an uns gedâht.

an uns wirt niemer vollebrâht

iuwer unrehtiu gir.

swaz ir uns tuot, sô zeigen wir

7875

Barlââmes zelle niht

und swen man gote dienen siht.»

 

«Ist iu des tôdes zil enwiht,

daz ir des tôdes vürhtet niht,

sô wil ich mit des tôdes nôt

7880

lêren iuch des lîbes tôt.»

«daz ist, des wir uns troesten.

wir ahtenz gar zem boesten,

ob wir des tôdes nû genesen.

ez muoz doch etswenne wesen:

7885

dâ von lâz ez volle varn,

wir weln uns niht dâ vor bewarn.»

dô hiez sie villen manegen wîs

der tobende vürste Arachîs;

dar nâch gevangen twingen

7890

und Aveniere bringen.

dô sie der vür in komen sach,

vil zornlîche er zuozin sprach:

«ir trügenaere, saget an,

wâ ist der trügehafte man,

7895

Barlaâm, der lügenaere,

des lügelîche maere

mîn kint den goten hât benomen?

daz saget: ir sît mir rehte komen.»

sie sprâchen: «herre, wâ er sî,

7900

dâ lâz in sîn. got ist im bî

mit helflîcher staetekeit.

den heiligen geist er treit;

den hât er gelêret

dîn kint und ez bekêret

7905

ze unsers schephers gebote

von des leiden tiuvels spote.»

 

Der künic zurnde sêre.

«phleget ir der selben lêre,

der die kristen sich verstânt,

7910

die mînen sun verkêret hânt?»

dô sprâchens algelîche: «jâ,

wir sîn kristen.» er sprach sâ:

«durch daz wil ich iuwer leben

in daz krenkest ende geben,

7915

des ich kan gedenken:

ir müget mir niht enwenken.»

«des soltû niht sûmen dich.

Krist gap durch uns ze marter sich,

daz suln wir gerne tuon durch in:

7920

dar ûf stêt gar unser sin.»

«gebiutet daz iuwer got,

daz ir gebet durch sîn gebot

iuwer leben in den tôt?

sît daz ir durch in minnet nôt,

7925

sô müezet ir sî lîden.»

dô hiez er sie zersnîden

mit mezzern algemeine.

diu lit grôz unde kleine

hiez er besunder gar von in

7930

snîden unde werfen hin.

die wurden in daz gotes lant

ze lieben erben dô gesant,

dar inne sie iemer mêre sint

bî gote lebendiu gotes kint.

7935

durch die got vil zeichen hie

noch begât und dô begie:

die gotes marteraere,

behüeten uns vor swaere.

 

Dô diz alsus geschach,

7940

Avenier, der künic, sprach:

«Arachîs, vil lieber man,

nû rât aber. sich dar an:

swie guot uns was der êrste rât

daz uns der niht vervangen hât.

7945

nû wirp unde bring zehant

Nachorn, den dû hâst genant.»

«herre, daz sol sîn getân:

ich mac nâch mînem willen hân

disen man, swennich in wil.»

7950

dar nâch dô diu naht ein zil

mit trüebe gap dem liehten tage,

nâch der rehten wârheit sage

der vürste vuor vil balde

hin gên dem selben walde,

7955

dâ Nachor inne was,

an zouberlîchen buochen las

zouberliste grôze.

über alle sîne genôze

was er mit rîcher vernunst

7960

der meister bluome an dirre kunst

und was nâch des tiuvels spote

ein êwart der abgote,

durch der willen er dâ leit

manegerhande arbeit.

7965

sîner zouberliste er phlac

in der wilde manigen tac

und was des gewaeren gotes

widerstrît und sîns gebotes.

 

Als er dem vürsten wart erkant

7970

der selben naht und er in vant,

sie wurden herzenlîche vrô.

dô sprach der selbe herre alsô:

«Nachor, lieber vriunt, mich hât

durch den nôtdürftigsten rât,

7975

der uns ie mê wart erkant,

Avenier zuo dir gesant.

uns hât ein valscher man betrogen,

des lêre hât an sich gezogen

mînes lieben herren kint;

7980

dar umbe in grôzer swaere sint

alle die lantherren.»

«daz mac vil wol gewerren

den liuten algelîche

ze disem künicrîche.»

7985

«daz wirret uns vil kleine,

wildû uns helfen eine.»

«jâ, gerne. nû rât mir dar zuo;

ich tuon swaz dû wilt, daz ich tuo.»

«daz sage ich dir,» sprach Arachîs.

7990

«der selbe zouberaere unwîs

dîn antlütze rehte hât:

daz dîne nâch dem sînen stât.

er ist dû, dû bist der man;

nieman iuch rehte erkennen kan

7995

dich vür in noch in vür dich.

morgen her zuo dir kum ich

unde vâhe dich zehant.

ich vrâge, wie dû sîst genant:

sô nim der kristenheit dich an

8000

und sage, dû sîst ein kristenman,

Barlââm: der nam sol dîn

uns nâch dîner rede sîn.

 

Sô soltû dich vâhen lân

und solt mit mir ze hove gân:

8005

des wirt mîn lieber herre vrô.

gên dir hât er vil manege drô;

sô gich et dû der kristenheit,

sô tuot er, als ez im sî leit,

er dreut an dîn leben dir.

8010

lieber vriunt, sô volge mir

und wenke an dîner rede niht.

sô man danne komen siht

unser gote hôhgezît,

diu vil schiere nû gelît,

8015

sô sol von dir der kristenheit

schade und laster sîn bereit.

gên dîner rede koment dar

unserr gote êwarte gar,

die suln mit rede dich bestân;

8020

sô solt dû widerrede hân,

dâ mite solt dû vristen

die trügehaften kristen.

ze jungest lâ dir angesigen,

dû solt sigelôs geligen

8025

und solt jehen, dû habest geseit

im ein valsche unwârheit.

sô danne Jôsaphât ersiht,

daz in dîn munt der volge giht,

sô zwîvelt er sô sêre,

8030

daz er lât valsche lêre

und volget unsers willen sâ

vor den lantherren dâ.»

 

Diz wart des tages vollebrâht,

als ez des nahtes was gedâht.

8035

Arachîs nam sîne man

und huop sich gên dem walde dan.

dô des Nachor innen wart,

er vlôch vor im ûf die vart,

als er geheizen was dâ vor.

8040

dô jageten sie nâch ûf sîn spor:

vil schiere viengen sie in

und brâhten in dem vürsten hin.

der vrâgete in der maere,

wie er geheizen waere.

8045

dô nam er sich an zehant:

er waere Barlââm genant

und haete sin, sêl unde leben

an kristenlîche lêre ergeben.

der rede wart der vürste vrô.

8050

dem künege brâhte er in dô;

gevangen er hin vür in kam.

dô sîn der künic war genam,

er sprach: «dû trügenaere,

daz ich sô grôze swaere

8055

sol hân von dîner lêre,

daz müejet mich vil sêre.

dû hâst mîn kint verkêret

und irrekeit gelêret,

dâ mite ich versêret bin

8060

und mîn sun hât verlorn den sin.

dîn valscher trügelîcher rât

daz lant und mich getrüebet hât.»

 

Nachor, der zouberaere, sprach:

«herre mîn, swer dir des jach

8065

daz ich ein trügenaere

mit valscher lêre waere,

der hât unrehte dir geseit.

ich sol die reinen kristenheit

minnen, bredien unde sagen:

8070

dû solt des gên mir verdagen,

daz ich ein trügenaere sî.

mir ist diu gotes lêre bî,

wan ich den gewaeren Krist

ze gote künde, als er ist:

8075

daz ist dîn sun gelêret.

ich hân in niht verkêret,

wan ich hân im vorgeseit

got und die rehten kristenheit

und hân im valsche gote erwert.

8080

von mîner lêre ist im beschert

nâch disem lîbe ein süeze leben,

daz im got ze erbene wil geben

ân ende vroelîche

in sînem himelrîche.»

8085

des küneges schimphlîcher zorn

wart gên Nachore grôz erkorn.

Nachors gelîchesen entsaz

des küneges schimphlîchen haz.

«ich wil dich geniezen lân,

8090

daz ich den selben namen hân,

der eines menschen sol wesen,

und wil dich nû lân genesen:

waz ob dû noch ze buoze stâst,

daz dû mîn kint verkêret hâst.

8095

wildû in wider lêren,

wie er die gote sol êren,

sô wil ich dich genesen lân

und wil dîn walten ûf den wân,»

sprach Avenier, der rîche,

8100

mit schimphe zornlîche.

 

Schiere wart daz maere breit:

in daz rîche wart geseit,

wie ez was ergangen,

daz Barlaâm waer gevangen:

8105

daz wart Jôsaphâte kunt.

dô wart im sîn herze wunt

von klagelîcher swaere.

daz sorge bernde maere

sîn gemüete erschrakte.

8110

mit leide ez im erwakte

sîn herze in grôzem sêre.

mit rehter jâmers lêre

brach im sîn groestiu vreude enzwei.

got unsern herren er anschrei:

8115

«herre Krist, vil süezer got,

durch dîn väterlîch gebot

nû behüete dînen kneht,

der des tiuvels unreht

mit dir angevohten hât

8120

und der in dînem kamphe stât

mit sîner lêre zaller stunt,

dem tuo genaedeclîche kunt,

herre, die genâde dîn

und loese in von der swaere sîn.

8125

lâz in geniezen, daz er mich

gewîset, herre, hât an dich,

und biut im dîner helfe hant.

tuo dîner armen diet erkant

dîne gotlîche kraft

8130

und loese in von der heidenschaft.»

Jôsaphât diz gebet

ze gote herzeclîche tet,

als ie die getriuwen tuont,

unz er von gote sich verstuont,

8135

daz er was erhoeret

und al sîn leit zerstoeret.

 

Der künic sich dô wol versach

(als im sîn herzevreude jach)

den besten rât hân vunden.

8140

er danket an den stunden

dem vürsten, den ich hân genant,

des guoten râtes, den er vant:

mit vreuden liez er sîne klage.

dar nâch über zwêne tage

8145

gienc er ûf den palas,

dâ Jôsaphât ûffe was.

sîn kint, der junkherre,

gên sînem vater verre

mit vroelîchem muote gie:

8150

vil minneclîche er in enphie.

nû phlac der vater solher site

(dâ zeiget er die liebe mite,

der er Jôsaphâte jach),

er kuste in, swenn er in sach:

8155

disen site liez er dô.

zornic, als er waere unvrô,

bliht er vil unwertlîche dar

und nam des gruozes kûme war.

vür sich gienc er vil drâte

8160

gên einer kemenâte,

diu Jôsaphâte was bereit

mit vil grôzer rîcheit.

vil trûreclîche er nidersaz,

als im sîn vreude waere laz.

 

8165

Sînen sun besanter dô.

«sun» sprach er, «wie kumt ez sô,

daz mich diu vreude hât betrogen,

die ich wânde hân erzogen

an dîner süezen kintheit?

8170

mir ist al vür wâr geseit

von dir ein leidez maere,

daz mînes herzen swaere

mit klagenden sorgen mêret

und mich an vreuden sêret.

8175

mîn vreude was sô grôz an dir,

daz mîn hôhgemüete an mir

von dir begunde hoehen sich:

nû hâst dû sô betrüebet mich,

daz mîn vreude ist geneiget,

8180

mîn hôher muot gesweiget.

ich muoz von schulden leider jehen,

daz mir diu vorhte ist geschehen,

der sich mîn zwîvel ie versach,

der mir mit herzenschricken jach

8185

vil vorhte an dir. dêst vollekomen,

ist ez, als ich hân vernomen.

den trôst ich mir selben gap,

dû soldest mînes alters stap

und mîner vreuden sunnenschîn

8190

mit liebe an mînem alter sîn:

daz hâst dû mir verkêret,

die grâwen löcke entêret,

die mit vil grôzen êren gar

sint von alter missevar.»

 

8195

«Vater, waz hân ich getân,

des dû wilt beswaerde hân?

waz ist an mir geschehen dir,

daz dû sô sêre klagest von mir?»

«sun, dâ hâstû mîn leben

8200

vremeden vînden gegeben

gar ze schimphlîchem spote.

dû wilt dich einem vremeden gote

durch valsche lüge nâhen

und unser gote smâhen,

8205

die guot sint unde gewaere.

daz dich ein lügenaere

mit lüge an sich betrogen hât,

und durch den smaehest mînen rât

durch sîne valschen lêre,

8210

daz müet mich an dir sêre.

mich trôste des daz herze mîn,

daz du soldest mîn erbe sîn

in mînem lande, des wând ich.

der wân hât betrogen mich,

8215

wan dû wilt guot und êre lân

durch einen trügelîchen wân

und wilt diz vreuden rîche leben

umb eine kranke armuot geben,

als Marîen sun gebôt.

8220

swer dem volget, der muoz nôt

lîden und grôz arbeit:

er minnet niht wan armekeit.

 

Dû bist ein kint, daz schînet wol.

kint tumplîche gebâren sol:

8225

sun, als ist ouch dir geschehen,

dô dû begundest übersehen

mînen väterlîchen rât

und dich durch valsche missetât

vür mich, vür mâge und vür man

8230

naeme valsches râtes an:

daz was vil kintlîche getân.

mich muoz iemer wunder hân,

daz unser gote sint sô guot,

daz sie dînen tumben muot

8235

niht râchen dô ze mâle

mit einer donrestrâle

und daz dich durch die sünde

daz endelôse abgründe

von ir gebote niht verslant,

8240

dô dir diu schulde wart erkant.

daz dû des niht vorhtest,

dô dû ir heil verworhtest,

daz was vil kintlich an dir.

lieber sun, nû volge mir

8245

und êre an mir den vater dîn!

lâ dir die valschen lêre sîn

unwert unde unmaere gar

und nim mîner lêre war.

gedenke, herzeliebez kint,

8250

daz dise valschen kristen sint

in einer toerschen tobeheit.

ir lêre ein künftic leben seit

und nâch des lîbes ende,

nâch tôde, ein urstende.

 

8255

Nû merke, wie daz möhte ergân,

daz ein lîp dâ möhte erstân,

dâ vleisch noch bein noch âder ist?

dirre trügelîche list

und manic ander valscher rât

8260

von der kristen lêre gât.

des sie dâ jehent, dêst ein niht.

ir geloube ist gar enwiht:

in wonet niht wan valscheit bî.

sît ez ein trügelêre sî,

8265

diu dîne kintheit verirret hât,

sô soltû durch mînen rât

den goten bringen schiere

ze opher hundert stiere,

zam und wildes alsô vil,

8270

sô dîn gemüete selbe wil:

ob wir mit disen sachen

mugen senfter machen

gên uns ir zornlîchen muot.

ich hân doch êre unde guot

8275

von in und ouch daz rîche.

sie hôrten gotlîche

mîn gebet nâch mîner gir

und gâben dich ze kinde mir:

des solt dû sie geniezen lân.

8280

tuo hin den tumplîchen wân,

der dir verkêret hât den muot.

sie sint übel unde guot,

daz stêt allez in ir hant:

der gewalt ist in erkant.

8285

durch daz soltû zir hulden komen:

swâ dir ir hulde hât benomen

diu kintlîche sünde dîn,

daz sol alsus versüenet sîn.»

 

Der junkherre gedagete,

8290

biz daz er vollesagete.

des vater zunge leit im vür

in maneger betlîchen kür

vil süeze rede, die er begie:

mit smeichenne er in umbevie.

8295

der knappe von dem herzen stiez,

swaz sîn vater im gehiez.

sîn herze vestente sich gote

staete in sînem gebote:

daz wart an sînen werken schîn.

8300

er sprach: «vil lieber vater mîn,

daz man mich nû kristen siht,

des wil ich dir lougen niht,

als ez an mir geschehen ist.

ich hân den gewaeren Krist

8305

ze einem rehten gote erkant,

wan er hât mit sîner hant

beslozzen aller dinge kraft.

sîn gotlîchiu meisterschaft

geschuof, swaz ie wart erkant

8310

und daz geschephede ist genant.

daz êrste mensche, dem ie leben

unde name wart gegeben,

daz schuof er von der erde

und hiez ez iemer werde

8315

leben in vreuden wîse

in dem süezen paradîse.

daz überhôrte sîn gebot

durch des leiden tiuvels spot;

diu sünde sante an in den tôt:

8320

sus koufter uns des tôdes nôt.

 

Den endelôsen lebenden tôt,

den uns des wîbes schulde bôt,

ertôte Krist, dô er leit

den tôt nâch der menscheit.

8325

diu reine maget hât daz leben

uns vür des wîbes tôt gegeben,

dô Krist von himele wart gesant

und durch uns mensche genant,

der hirte durch diu schâf erstarp.

8330

des tiuvels kraft an im verdarp:

er gap dem tôde ein ende

mit sîner urstende.

diu himelvart uns goffent ist,

die hât der vil reine Krist

8335

uns armen widerkoufet;

dem bin ich getoufet,

an des namen hât mîn leben

mit gelouben sich ergeben,

in sînen süezen namen drin

8340

ze einem gote geloube ich in,

wan alle genande geschaft

gemachet hât sîn eines kraft.

allen dingen hât gegeben

geschephede namen unde leben

8345

sîn eines kunst, sîn eines wort:

er ist daz urhap und daz ort.

mîne tôttrüebe naht

hât sînes liehtes schîn bedaht.

daz unreht ich gelâzen hân

8350

und bin dem rehten undertân.

 

Solte ich nû durch dîn gebot

Krist, den gewaeren got,

den reinen schephaere, lân

und dînen goten bî gestân?

8355

nû sage mir, vater, vürbaz,

durch welhe rede taete ich daz?

sage mir eine kraft von in

und einen wîslîchen sîn,

sô tuon ich zehant durch dich

8360

swaz dû mit bete heizest mich.

sie sint gegozzen unde gesniten;

waere ein lit an in vermiten,

sie müestens iemer âne wesen;

sie waeren iemer ungenesen

8365

von ir eigenlîcher kraft.

menschlîchiu meisterschaft,

daz von gote sich verstât,

selten got gemachet hât.

nû sage mir, wâ getet ir munt

8370

den liuten rehte lêre ie kunt?

dîne gote stummen sint,

toube tôren, sie sint blint.

swelher stât, vil stille er stât,

von der stat er niender gât.

8375

er sitzet, swar er wirt gesat,

daz er verwandelt niht die stat.

diz ist gar an in geschehen,

des muoz mir dîn volge jehen.

 

Man staele wol durch einen spot

8380

dir den gewaltigesten got

und taet im, swaz man wolde.

waer er sô guot von golde,

man braech in âne sînen danc.

dêswâr, der gote helfe ist kranc.

8385

waer ich dir liep als dîn kint,

als ander kint den liuten sint,

dû soldest an mir wesen geil,

daz mir got ie getet daz heil,

daz ich von sinnen mich verstân,

8390

von wem ich lîp und sêle hân.

daz ich mich des versinnen kan,

daz lêrte mich ein saelic man,

dem ich der lêre volgen wil

unz an mînes lîbes zil,

8395

daz mir got danne gebe daz leben,

dem niemer ende wirt gegeben.

daz hâtich geheizen mir,

den selben muot vundich an dir,

daz dû ein vroelîch ende

8400

gaebest dem ellende,

in dem dû verellendet bist.

sît des mîn muot betrogen ist,

sô wil aber ich staete sîn

mit staete an dem gelouben mîn.

8405

dû rüerst den himel mit der hant,

dir wirt daz tiefe abgründe erkant,

ê daz ich iemer durch dich

der kristenheit geloube mich.

 

Volge dû der lêre mîn,

8410

wellest dû iemer mêre sîn

lebende êwiclîche

ze gotes himelrîche:

ich volge dir benamen niht

biz daz man mich lebende siht.

8415

mîn got ist reine, süeze, guot:

von dem scheide ich niht den muot.»

dô der künic hôrte daz,

er begreif sô grôzen haz,

daz sîn gemüete in zorne bran

8420

und er grisgramen began.

von zorne wart er missevar:

er sach vil zornlîche dar.

mit grimme er zürnende sprach:

«diz grôze leit, diz ungemach

8425

ich von dem guoten willen hân,

daz ich dir baz hân getân,

danne vater kinde ie mê.

daz mir nû ist von dir sô wê,

dâ ist niemen schuldic an,

8430

wan ich vil unsaelic man.

ez ist an dir nû geschehen,

des ich die wîsen hôrte jehen,

dô dû geborn wurde mir:

dô sageten sie mir von dir,

8435

dû woldest übelwillic sîn

und smaehen gar den willen mîn

und dîne vriunt verkiesen,

dâ mite gar verliesen

der vriunde gunst und ouch diz lant:

8440

daz tuot sich balde an dir bekant.

sol ich des vater namen lân

und wil dû mich ze vînde hân,

des gewer ich dich alsô,

daz dûs niemer wirdest vrô,

8445

sô dû mich ze vater lâst

und gerner mich ze vînde hâst.»

 

Jôsaphât mit zühten sprach,

dô er den vater zürnen sach:

«herre, dû hâst dir erkorn

8450

einen al ze grôzen zorn.

dû klagest al ze sêre ein teil

dînes kindes groeste heil.

wil dû dich von zorne schamen,

daz dû mich habest in kindes namen,

8455

sô maht dû vater heizen niht.

swaz anders mir von dir geschiht,

dan kinde von dem vater sol,

daz zimt niht vater namen wol.

mich tuot leidic unde unvrô

8460

dîn unväterlîchiu drô.

ê daz ich die dulde,

sô lâze ich dîne hulde

und rûme dir daz rîche

von hinnen vlühteclîche;

8465

sô schendestû des vater namen,

des mahtû dich sêre schamen.

lâ dîne drôlîche guft!

des vogels vliegen durch den luft

erverst dû sanfter und sîn spor;

8470

des schiffes vart, dar ez vert vor,

vindest dû lîhter durch den wâc,

ê mich dîn vîentlîcher bâc

von dem gelouben scheide dan,

des ich mich hân genomen an,

8475

den mînes herzen staetekeit

von kristenlîcher lêre treit.

 

Noch waer mîn rât alsô getân,

daz dû geruochtest dich verstân,

daz al diu welt unde ir kint

8480

dem dürren heu gelîchet sint

mit allem ir ruome.

reht als ein heubluome

lebet daz mensche, anders niht.

des bluomen wünneclîch gesiht

8485

dorret schiere, er wirt verzert.

alsam ein ringer schate vert

und als ein troumlîcher muot

der liute leben, der welte guot.

sô wert diu gotes lêre

8490

vil staete iemer mêre

und ouch sîn gotlîchez guot.

swer sînen willen gerne tuot,

dem wirt ein wünneclîchez leben

ân ende vroelîche gegeben.

8495

diz leben niht geherten mac,

wan als ein kurzer brâwenslac.

ze helle ist leider riuwe niht,

ze spâte riuwe dâ geschiht:

diz ist diu arbeitlîche zît.

8500

nâch tôde got ze lône gît

swaz hie gedienet wirt umb in.

diz nim in dînes herzen sin

nâch des gelouben vergiht.

got wil an dem sünder niht,

8505

daz er alsô werbe

daz er in sünden sterbe,

wan er sol sünden sich begeben

und iemer mêre ân ende leben.»

 

Der rede und ouch der lêre

8510

geschach vil unde mêre

von dem edeln knappen dâ:

des verdrôz den künic sâ.

vil zornlîche er ûf spranc,

des kindes rede in zornes twanc.

8515

er hâte manegerhande leit,

daz er des sunes wîsheit

niht kunde widersprechen

und niht getorste rechen

durch sîner liebe gebot

8520

an im, daz er diu abgot

versmâhte alsô sêre.

noch muot in vürbaz mêre,

daz er mit bete, noch mit gebote,

noch mit dröuwenne, von gote

8525

kunde erweichen sînen sin.

ouch vorhte er des, ob er in

der rede iht mêre baete,

daz er dâ wider taete

sô wîslîche antwürte schîn,

8530

daz er al der liebe sîn

an im vergezzen müeste gar.

al dirre vorhte nam er war:

er wart ir leidic unde unvrô.

mit zorne manigerhande drô

8535

leit er an Jôsaphâten.

ûz dirre kemenâten

schiet Avenier, der rîche,

mit zorne trûreclîche.

 

Jôsaphât beleip aldort.

8540

er sprach ze gote disiu wort

von herzen in dem muote:

«Krist herre, in dîne huote

ergibe ich armer sünder mich

und bite des von herzen dich,

8545

daz dû geruochest mir gestân,

sît ich niht mê helfe hân,

und sterke an mir dîne kraft,

daz ich belîbe sigehaft

in dîner hulde, herre got,

8550

sît mich nû des tiuvels spot

und sîn trügelîcher rât

sô manege wîs bestanden hât

mit mînes vater listen,

nû ruoche mich dir vristen,

8555

wan des mîn vater vlîzet sich,

daz er wil verkêren mich.

sît daz dû elliu herzen weist,

sô sende den heiligen geist

mir in mîn gemüete,

8560

daz er mich dir behüete.»

diz gebet erhôrte got:

im erzeigte gotes gebot

einen vreuderîchen trôst,

der in von swaere tet erlôst.

8565

sîn herze gar erglüete:

des heilegen geistes güete

sô sêre enzunte disen man,

daz sîn herze dô began

in gotlîchen minnen

8570

vil vesteclîche brinnen.

 

Des küniges muot beswaeret was,

daz er dort ûf dem palas

sô leide widerrede vant.

er besante dar zehant

8575

sînen râtgeben dô.

dem seiter, daz er dort mit drô,

mit bete, noch mit minnen

an sich mohte gewinnen

den reinen Jôsaphâten.

8580

«nû lâ mich dir râten»

sprach dirre vürste rîche.

«bit in nû güetlîche;

lâ drôlîche rede sîn!»

«ist daz dîn rât?» «jâ, herre mîn.

8585

kunne uns niht vervâhen daz,

sô denken aber vürbaz,

ob uns danne iht bezzers sî,

dâ von wir werden sorgen vrî,

die wir hân mit solher klage.»

8590

dô gie an dem andern tage

Avenier, der rîche man,

ûf den palas wider dan.

sîn kint in minneclîche enphie.

den sun er zuozim umbevie.

8595

im gap mit liebe sâ zestunt

vil manigen süezen kus sîn munt.

sie sâzen beide. «sun» sprach er,

«nû bin ich aber komen her

und wil dich biten, daz dû mich

8600

entwerst niht, des bite ich dich,

dar umbe ich ê was zuo dir komen.

 

Dû hâst ein leben an dich genomen,

daz ist niht, wan ein trügeheit;

an daz hâstû den sin geleit,

8605

daz dunket gar dîn herze guot

durch dînen kintlîchen muot.

waer dir anders iht erkant,

dar an waer ouch dîn sin gewant.

nû sol ich dînes herzen sin

8610

(wan ich dîn rehter vater bin)

wol wîsen unde lêren,

ze bezzerunge kêren.

des solt dû, sun, gewern mich,

als ich von herzen bite dich.

8615

daz ist ze lobe, ze saelden guot,

swelch kint des vater willen tuot:

des sol dîn herze sich verstân.

dû solt mich geniezen lân,

daz mir mit grôzer werdekeit

8620

der besten lop ie was bereit.

lebe, als ich gelebet hân,

sô mag ez dir vil wol ergân.

ich hân gehabet êr unde guot,

ich truoc sô hôhe ie mînen muot,

8625

daz sich mit lobe die besten

gên mir ie muosten gesten.

mîn hant mit ritterlîcher tât

vil manegen man betwungen hât,

daz er guot und eigen lant

8630

muoste hân von mîner hant.

 

Ich was ie miltes guotes

und rîche hôhes muotes,

des mich nie ze nôt verdrôz.

des muoz manic mîn genôz

8635

jehn, der mîner manheit

gelîchen prîs nie anerstreit.

sie sint mir alle noch gelegen,

die mir gelîche wolten wegen

ir manheit mînem muote.

8640

mit lîbe noch mit guote

wart ich überlobet nie,

des mir jehent alle die,

den mîn lop ist erkant.

mir hât mîn werlîchiu hant

8645

biz her an disen tac bejaget,

daz an mir ist der prîs betaget,

dem nie mit vîentlîchen siten

schamendez lop wart ûzerstriten

mit hoehers lobes prîse.

8650

sît ich ie was sô wîse,

daz man mich her zem besten wac,

als ich von wârheit sprechen mac:

waenest dû danne, liebez kint,

daz ich der sinne waer sô blint,

8655

westich niht rehte, daz diz leben,

an daz dû dich hâst ergeben,

sô valsch mit trüge waere,

daz ich es danne enbaere?

 

Vil ofte hân ich her besant

8660

die besten meister, die ich vant

gelobet in hôher wîsheit,

die mir hânt vür wâr geseit,

daz ez mit spotlîcher lüge

sî niht wan ein valschiu trüge.

8665

unser gote, die sint guot:

swer in gerne dienest tuot,

den tuot ir helflîcher trôst

von aller sîner nôt erlôst:

des bin ich worden innen.

8670

swes ich wolt ie beginnen,

dâ gelanc mir ie wol an,

schiet ich mit ir hulden dan.

daz ist an mir wol worden schîn,

daz sie gewaltic mugen sîn.

8675

sît ich begunde vristen

ir êre von den kristen,

sît bin ich saeleclîche

mit saelden worden rîche.

dû würde mir sît ûzerkorn

8680

ein kint ze saelden mir geborn,

des soltû die gote unt mich

geniezen lân, des bite ich dich

mit bete und ouch mit lêre.

gedenke, wie grôz êre

8685

dem kinde an saelden ist, wie guot,

ob ez des vater willen tuot.

sun, des lâ geniezen mich!

wis an mir gemant, daz ich

dîn vater bin und dû mîn kint

8690

und lâ den muot varn unde erwint

der trügelîchen valscheit,

die dîn herze nâhen treit.»

 

Jôsaphât mit zühten saz.

sîn herze des niht vergaz,

8695

ez vestende ein gotes wort,

daz got hât gesprochen dort:

swer sich sîn und sînes namen

vor den liuten welle schamen,

des scham er sich êweclîche

8700

ze sînes vater rîche;

und daz got lêret, sîn gebot

mit staete minnen sunder spot

vür vater, muoter, bruoder, wîp,

vür die welt, vür guot, vür lîp.

8705

diz nam er in den gedanc,

als in diu gotes minne twanc.

er sprach: «vater, ez ist guot,

swelch kint des vater willen tuot.

ez lêret ouch diu kristen ê,

8710

daz ein ieglîch kint gestê

ze sînes vater lêre,

vater und muoter êre.

daz kint sol dem vater sîn

tuon alles sînes willen schîn,

8715

unz er ze guote kêre

die väterlîchen lêre.

beginne er die verkêren,

daz kint unrehte lêren,

sô râte ich, daz er kêre

8720

dan an die gotes lêre.

mîn sêle mir vil lieber ist

dan der lîp: daz lêret Krist.

daz ich die durch dich verlür

und dich doch niht trüege vür,

8725

wan daz dû waerest ouch verlorn:

sô waere ich bezzer ungeborn.

gebit es niemer mêre mich,

wan diu bete ist unbetelich.

 

Dû hâst mir sô vil geseit

8730

von dîner grôzen manheit:

der ist vil an dir geschehen,

des muoz ich dir der volge jehen.

daz hân ich wol bevunden

vil ofte an manigen stunden,

8735

daz ez mit rehter wârheit mir

dicke wart geseit von dir.

sît nû dîn herze ie was sô grôz,

daz ez nie manheit verdrôz,

daz solt dû lâzen werden schîn,

8740

den prîs der hoehsten wirde dîn

gar kroenen unde zieren

und wunschlîche florieren

mit dem reinen toufe gotes

und mit den werken sîns gebotes.

8745

gelobetes herzen manlîch muot

selten unmanlîche tuot.

got minnet tugende rîchez leben:

daz hât er durch daz gegeben,

daz man nâch sîner lêre

8750

die tugent ze tugenden kêre.

tugende rîch gemüete,

mit manheit manlîch güete

sol man niht lân verderben

und in unmanheit sterben.

8755

got minnen, dêst ein manheit,

diu aller tugende krône treit.

ein zage unde ein boeser wiht

der mac ze gotes rîche niht,

der ist deweder warm noch kalt,

8760

ze sünden noch ze buoze balt.

 

Dû hâst des einen wol gephlegen.

dû bist der welte gar ein degen,

nû wirt ouch gote ein kemphe wert,

der dîn ze einem kemphen gert.

8765

vater, got hât dir gegeben

vernunst unde wîsez leben:

daz hâst dû gar von sîner kraft.

an dich hât sîn meisterschaft

geleit wunschlîcher dinge vil.

8770

daz des dîn muot niht wizzen wil,

dâ krenkestû die witze dîn.

lâ dir ein ebenmâze sîn,

daz ein tumbez vederspil

hât rehter sinne alsô vil,

8775

daz im eines menschen hant

wirt heinlich unde liep erkant,

durch daz ez dâ vindet gar

heinlich liep und lîpnar;

swie sîn geslehte ungerne sî

8780

menschlîchem künne bî,

daz mensche ez niht verbirt,

als ez bî im gezamet wirt.

sus muoz mich iemer wunder hân,

daz dû dich niht wilt verstân,

8785

des dû dich doch wol verstâst,

daz dû von gote enphangen hâst

sêle, lîp, guot, êre, leben,

daz dir sîn witze hât gegeben.

daz dû des hant vliuhest sô,

8790

des muost dû iemer sîn unvrô.

 

Daz dû vür got, vür gotes kraft

minnest menschen geschaft,

daz ist ein schamelîcher site:

dâ bejagestû niht mite

8795

wan der sêle wernde nôt,

den iemer sterbenden tôt.

ob dû nû mit dîner hant

alliu rîche und alliu lant

dir einem möhtest twingen

8800

ze dienestlîchen dingen,

unde waer dir danne ein leben

vür aller menschen lîp gegeben,

sô müesestû doch sterben,

an dem zil verderben.

8805

des tiuvels stricke sint geleit

in dirre welte rîcheit.

swer sich an die rîcheit lât

und sî willeclîchen hât,

der muoz sî vil ungerne lân,

8810

sô er sî gerne wolde hân.

dû sihst wol, swaz wir werben,

wir müezen alle sterben.

diu sêle nâch dem lône vert,

der ir von gote ist beschert,

8815

den hie der lîp gedienet hât.

diu sêle mit dem lîbe erstât

an der welte endes zil,

sô got uns allen lônen wil.

 

Dâ siht man gotes erwelten sîn

8820

liehter dan der sunnen schîn.

in wirt geistlîcher armekeit

offenlîche danc geseit

vor al der welte angesiht.

dâ wirt vür wâr vergezzen niht,

8825

man rüege dâ, swaz alhie

des lîbes leben ie begie.

den erwelten wirt ein leben

mit vreude ân allez leit gegeben.

den vervluochten wirt der tôt

8830

benant mit vreudelôser nôt;

wan al diu welt bevindet dâ

mit gotes itewîze sâ,

swaz sie hie gesündet hânt.

in grôzer schame sie dâ stânt:

8835

ir sünden schame, ir missetât

von gote ein schamendez rüegen hât.

ir sünden werdent sie geschant

und in daz helleviur gesant,

dâ sie müezen iemer mê

8840

mit leide hân ach unde wê.

wer waere sô gar âne sin,

daz er den süezen gewin,

dem man iemer lebenes giht,

mit tûsent tôden koufte niht,

8845

ob im der sterben töhte,

daz er sie haben möhte?

ûf die vil süezen rîcheit,

diu dâ den guoten ist bereit,

dultich der welte armekeit,

8850

daz si werde mir bereit.»

 

Dô der künic hôrte, daz

des kindes sin baz unt baz

gevestent was an gotes gebote

und daz er in niht von gote

8855

bringen mohte, daz muot in.

iedoch nam er in den sin,

daz im des kindes wârheit

haete wâr und rehte geseit,

und daz im niht töhte,

8860

daz erz versprechen möhte.

des tiuvels rât behabete in

an sich sô gar, daz er den sin

ze gote niender kêrte.

swie sîn herze in lêrte

8865

des kindes worten volge jehen,

er lie die gewonheit spehen,

daz er gên gote ze aller zît

was des gelouben widerstrît.

«sun» sprach er, «ich sihe an dir,

8870

daz dû niht wilt volgen mir

und daz dîn herze mînen rât

durch valschen rât versmâhet hât:

diu swaere gît mir leides vil.

ein spil ich dir nû teilen wil,

8875

daz ist daz waegeste mir

an dem gelouben unde dir,

und wil niht mêre biten dich,

wan dû sô vil entêrest mich.

ich wil der bete geben ein zil;

8880

vernim, waz ich dir teilen wil.

 

Ez lît in den banden mîn

der trügehafte meister dîn,

des lüge trügelîcher rât

dînen sin verkêret hât.

8885

nû wil ich alle kristen

her ûf die rede vristen,

daz er dîn unde ir kemphe sî:

iu stê sîn bestiu rede bî.

sô wil ich, daz die meister mîn

8890

der gote kemphen gên iu sîn.

swer dâ gesiget, des lêre ist guot;

dem volgen beide, dêst mîn muot.

gesigt er dâ, sô volge ich dir.

gesigent sie, dû volgest mir.»

8895

«daz ist mir liep» sprach Jôsaphât,

«ich minne disen selben rât.

ich weiz wol, daz der gotes gewalt

sô wît ist und sô manicvalt,

daz er niht verderben lât

8900

swer an in suochet sînen rât.

mîn sêle, mînes herzen sin

hânt sich verlâzen gar an in.

sîn reiner wille werde

ze himel und ûf der erde.

8905

swaz got wil, daz sî getân,

daz sol ich an in gerne lân

mit unverzagetem muote.

nû helfe got, der guote,

den sînen nâch den hulden sîn,

8910

daz uns sîn güete werde schîn.»

 

Der künic schiet von dan zehant.

er hiez mit brieven in daz lant

künden, in sîn rîche,

daz die kristen vridelîche

8915

ze disem kamphe kaemen

und rehte dâ vernaemen,

wie ez dem kemphen solde ergân,

den sie ze kemphen solden hân,

des man vür Barlââmen wielt

8920

und ûf des kamphes strît behielt.

der kristen man dâ wênic vant:

gerûmet hâten sie daz lant,

der künic sie sô gar vertreip,

daz ir deheiner dâ beleip.

8925

ir wart an den stunden

deheiner niender vunden

in allem sînem lande dâ.

von Kaldêâ und von Indîâ,

wurden alle meister gar

8930

besant ûf disen kamph aldar

und wîser sternewarter vil

ûf des selben kamphes zil.

nû sie ze samene wurden brâht,

als ez was von in gedâht,

8935

sie wârn in manigem râte

gên dem werden Jôsaphâte.

in sînem râte niemen was,

wan got und Bârachîas,

den ich hân hie vor genant,

8940

der den wîsen wunden vant,

des rât im sînes herren haz

erwante, den sîn vorhte entsaz.

 

Des tages, dô die meister gar

zuo disem kamphe kômen dar

8945

und vil nâch algelîche

von sînem künicrîche

die armen zuo den rîchen

dar begunden strîchen:

der künec an daz gestüele kam,

8950

sînen lieben sun er nam

und hiez in zuozim sitzen gân.

durch sîne zuht wolt er daz lân,

ûf sînen schamel er gesaz;

in dûhte des, daz stüende im baz.

8955

dô stuonden ûf kamphlîchen strît

die meister an der selben zît.

einhalp dô wart brâht Nachor,

als ez gerâten was dâ vor,

der Barlââm der ander was;

8960

der stuont und Bârachîas

in Jôsaphâtes teile

der kristenheit ze heile.

der künic hiez dô swîgen sâ.

daz wart getân. sie swigen dâ.

8965

zuo den meistern kêrter sich,

er sprach: «wizzet ir, daz ich

iuch durch wîsheit hân besant

und durch rât her in diz lant?

ir habent sin, red unde vernunst,

8970

nâch witzerîcher lêre kunst.

dar zuo hât iuwer meisterschaft

der gote namen unde ir kraft

rehte erlesen unde erkant;

des sult ir hiute sîn gemant.

 

8975

Uns hât alhie diu kristenheit

vil grôzen strît vürgeleit:

sie velschent unser lêre

und unser gote sêre.

der kemphen sult ir hiute sîn

8980

alsô nâch dem willen mîn,

daz ich iuch iemer mêre

mit guote an êren êre.

ob ir hiute alsô gesigent,

daz sie sigelôs geligent,

8985

sô mache ich iuwer saelde breit

mit guotes grôzer rîcheit.

siht man iuch sigelôs geligen,

daz ir die kristen lât gesigen,

sô müezet ir verderben

8990

und vil schäntlîcher sterben

dan iemen ie verdurbe,

der lesterlîche sturbe.

als ir gelîdent dise nôt

und den lasterlîchen tôt,

8995

sô machich elliu diu kint,

diu in iuwerm künne sint,

vremeden liuten undertân,

daz sie müezen iemer hân

in dienestlîcher arbeit

9000

angest, nôt mit armekeit:

her an sol iuwer witze sehen.

benamen, des ich hân gejehen,

daz briche ich ûf mîn êre niht,

ob man iu niht des siges giht.»

 

9005

Dô sprach aber Jôsaphât:

«vater mîn, dîn zunge hât

des besten gar alhie gedâht.

daz ez werde vollebrâht,

daz ruoche gebieten got.

9010

diz ist ein keiserlîch gebot,

daz vil wol gezimet mir

ze mînem kriege unde ouch dir.

ez sol uns beiden staete sîn,

diz sage ouch ich dem meister mîn.»

9015

gên Nachore kêrter dô,

drôlîche sprach er alsô:

«bistû mîn meister Barlââm,

der mir bôt sô rîchen krâm,

des kraft der rîcheit krône treit

9020

ob al der welte rîcheit?»

«jâ» sprach er dô, «der bin ich.»

«sô solt dû wol bedenken dich,

in welher rîcheit ich was,

dô dîn zunge mir vorlas,

9025

wie dirre welte rîchtuom

niht wan ein üppeclîcher ruom,

trügelich und wandelbaere

mit kurzen vreuden waere

und wie er mich verleite

9030

in endelôse arbeite

und wie diu welt ein ende hât,

in dem si leitlîche zergât,

und wie der welte rîcheit

niht wan gên dem tôde treit.

 

9035

Des hieze dû gedenken mich

unde riete mir, daz ich

dise rîcheit lieze gar

und einer rîcheit naeme war,

der ende niemer wurde erkant;

9040

an der würde mir benant

ein iemer staete wernde guot.

mit geistlîcher armuot

soltich die rîcheit koufen

und daz ich solde toufen

9045

mich durch einen vremeden got.

dû sagetest mir, daz des gebot

al dirre welte geschaft

niht wan mit eines wortes kraft

geschüefe und werden hieze,

9050

daz ich durch den lieze

daz guot, den lîp, weltlîchen muot

umbe ein endelôsez guot.

des hân ich gevolget dir,

dar nâch sô dû riete mir,

9055

und dulte geistlîche nôt

vür den endelôsen tôt

durch dîner lêre gebot

und durch dînen vremeden got.

diz ist mînem vater zorn,

9060

sînen gruoz hân ich verlorn

und dar zuo mâge unde man.

swaz ich vriunde ie gewan,

die zürnent sêre, daz ich hân

die gote und ouch die vriunt gelân.

 

9065

Her an soltû gedenken sô,

daz dich diu lêre iht mache unvrô.

beschirmestû die wârheit,

als dû mir sî hâst geseit,

sô bist dû gar gewaere

9070

der wârheit bredigaere.

daz ist dir saelde und êre,

sô volge ich dîner lêre

und wil in mîner jâre vrist

gelouben iemer mêre an Krist.

9075

lâst aber dû dir angesigen

und muost dû sigelôs geligen,

sô muoz dîn lêre sîn ein trüge.

hâstû mich danne in solher lüge

in die kristenheit betrogen,

9080

sô lügelîche mir gelogen,

sô wirdich der welte spot,

sô mac dich dîn valscher got

des behüeten niht vor mir,

ich reche mînen zorn an dir:

9085

ich snîde sâ ze stunde

ûz dînem valschen munde

die valschen zungen, diu mir gap

von êrst des râtes urhap;

dar nâch dîn herze, daz den rât

9090

gegeben dîner zungen hât,

der mich hât überwunden,

die wirfe ich sâ den hunden

und dînen lîp ze spîse,

daz ieglîch gouch unwîse

9095

an dir ein vorbilde neme,

wie wol ime daz gezeme,

daz er mit valscher lêre

küniges kint verkêre.»

 

Dô disiu rede alsus geschach

9100

unde Nachor rehte ersach,

daz er dâ vor in allen

in die gruobe was gevallen,

die er der kristenheite gruop,

dô er sich dar durch velschen huop

9105

die reinen gotes kristenheit:

der stric, der dô von im geleit

was und von der heidenschaft,

dâ was er inne behaft.

sîn herze daz was worden wunt

9110

von sîner strâle dô zestunt:

sîn selbes schôz in sêrte,

daz wider an in kêrte.

diu rede im solher vorhte jach,

daz man in sêre bleichen sach:

9115

er waer vil gerne anderswâ.

doch gedâhte er im sâ,

daz im vil bezzer waere,

daz in diu nôt verbaere,

dan ob er müese lîden nôt

9120

und disen lästerlîchen tôt,

des er niemer würde vrî,

ob er dem künege stüende bî.

der nôt gedâhter wol genesen,

wolt er der wârheit kemphe wesen.

9125

diu vorhte got in lêrte,

daz er den sin bekêrte

baz danne es wurde gedâht,

dô er dar wart ze kemphen brâht.

 

Mit vride wart gevestent dort

9130

des küneges und des knappen wort,

diu sie den meistern seiten

und beidenthalp vürleiten.

dâ was gesamnet liute vil

durch des selben kamphes zil,

9135

die verre wâren komen dar

und gerne wolden nemen war,

wer dâ solte dô gesigen

oder sigelôs geligen.

dô wart gesweiget überal

9140

der liute dôz unde ir schal.

in den kamph trâten sâ

gotes und des tiuvels kemphen dâ.

der geist der wîslîchen vernunst,

der lêrer redelîcher kunst

9145

in Nachores herze dranc,

sîne zungen er betwanc,

daz si vil anders rette gar,

danne er waere komen dar.

sînen sin, an witzen kranc,

9150

der selbe geist ze wîsheit twanc,

der Balââmes esele dort

gap sin und menschlîchiu wort,

der hiez in dem herzen sîn

wahsen sîner sunnen schîn,

9155

daz er dar zuo gesaehe,

wie er aldâ verjaehe

der rehten wârheit, die sîn munt

von gote solte machen kunt.

 

Der kamph wart erhaben dô.

9160

der wîsest under in sprach sô:

«bist dû Barlââm genant,

der unser gote hât geschant

und alsô manige trügeheit

von ir helfe hât geseit?»

9165

«jâ, Barlââm daz ist mîn name.

ich gihe mir sîn ân alle schame.»

«nû wer riet dînem herzen daz

dich ein sô tumber sin besaz,

daz dû mit valschem râte

9170

getorstest Jôsaphâte

sîn rehtez leben verkêren

und ein unrehtez lêren?»

«ich hân in niht verkêret,

ich hân in reht gelêret,

9175

wie er des tôdes sol genesen

und wie er sol behalten wesen.»

«wâ sol er behalten wesen

und des tôdes gar genesen?

niemen ist, er sterbe,

9180

swie witzeclîche er werbe.»

«des lîbes tôt meine ich nicht,

sô man den lîp ersterben siht;

swer danne stirbet, der ist tôt,

ân ende in endelôser nôt.

9185

den tôt hân ich im benomen,

wil er alsô volle komen,

daz er behaltet mînen rât,

als er sîn begunnen hât.»

 

«Diz spel ist gar ein trügeheit,

9190

dâ von dû nû hâst geseit.

dû lêrtest in die hoehsten gote

lâzen gar, in der gebote

die besten von dem rîche lebent,

die sich an ir helfe ergebent.

9195

die gar die liste vunden

vor uns in manigen stunden,

die wâren alle in ir gebote

und hiezen sie gewaere gote.

nû lêrt dîn zunge einen got

9200

(daz ist gar der wîsen spot),

der heizet Krist. des kriuzes tôt

leit er in sterbender nôt:

waz kraft ist dir an dem erkant,

daz dû die gote hâst geschant

9205

durch in? daz ist ein tumpheit,

diu dich ûz wîsen sinnen treit.»

«ez ist benamen wâr, daz Krist

got ie was und iemer ist.

durch uns geruochte er sich geben

9210

in broedez menschlîchez leben.

daz starp durch uns; sîn gotheit

slôz himels und der erde treit.

nû weder dunket bezzer dich,

des soltû bewîsen mich:

9215

ein dinc, daz alle sîne kraft

von eines meisters meisterschaft

hât, oder des meisters kraft,

der ez geschuof mit meisterschaft?

des solt dû mir die wârheit sagen.»

 

9220

«Der meister muoz mir baz behagen.»

«ist daz wâr?» «jâ, des gihich.»

«hie bî bedenke vür baz dich,

wie dû dich selben hâst geschant.

sie machte eines mannes hant,

9225

sie sint gar âne wîsheit;

gân, sprechen, sehen ist in verseit,

die ir tumben betet an.

ir soltet billîcher den man

êren baz, des wîsheit

9230

daz bilde gôz oder sneit.

dû sihst wol, iuwer sin ist blint,

iuwer hoehsten gote sint

menschlîchiu hantgetât,

die menschen hant gemachet hât.

9235

dû hâst dich selben übersaget:

sît dir der meister baz behaget,

sô ist dir des menschen hant

kreftiger dan dîn got erkant.»

des wart aldâ der kriec verlân:

9240

im kunde niemen widerstân,

die man dâ gên im kemphen sach.

der valsche meister aber sprach:

«wir hân diu bilde niht ze goten.

uns hât diu liebe geboten,

9245

die wir von den goten hân,

daz wir in sîn undertân.»

 

Nachor antwurte im dô:

«gihstû des, daz sî alsô.

des lâ mich dich wîsen hie,

9250

wâ von sich daz anevie.

driu leben in dirre welte lebent,

diu vil goten sich ergebent,

diu wil ich dir bescheiden:

Juden, Kristen, heiden.

9255

der eine teil der ist an iu,

der hât geteilet sich in driu:

Kaldêî, Kriechen, Egyptiî.

den ist gar sunderleben bî,

die alle sunder sich verstânt

9260

gelouben sunders, den sie hânt.

wer dâ wol und übel var,

daz wirt hie gekündet gar.

die Kaldêî hânt gegeben

sich in ein valschez trügeleben:

9265

sie nâmen sich an der geschaft,

und minten sî vür gotes kraft;

von den wart des begunnen.

dem mânen und der sunnen,

dem himele und der erde

9270

dienten sie vil werde.

viure, wazzer, lufte

nâch toersches herzen gufte

machten sie gezierde vil

den selben goten ze einem spil.

9275

diz was mit des tiuvels spote,

die gedâhten solher gote.»

 

Die meister von Kaldêâ

antwurten der rede sâ.

sie sprâchen: «dû vil tumber man,

9280

nimst dû dich der tumpheit an,

daz dû bekumberst dich dâ mite,

daz dû die vil wîsen site

der Kaldêjen velschen wilt?

der meisterschaft uns gar bevilt

9285

und ouch der tumben lêre.

daz man den himel êre,

daz maht dû widerreden niht,

sît man von im gezieret siht

al die geschaft, diu namen hât,

9290

diu under sînen kreften stât.

er hât bedaht mit sîner kraft

der geschephede meisterschaft.

sît der von kreften mac gestân,

sô sol er ein bilde hân,

9295

daz man in sînem namen wol

im ze êren êren sol

in sînem hôhen werde.

daz man dâ bî der erde

mache ein bilde, daz ist reht,

9300

wan si krump und dar zuo sleht

ûf ir lât werden unde gebirt.

dû sihst doch wol, daz ûf ir wirt

gezierde vil, rein unde guot,

der glast den ougen sanfte tuot.

9305

si verwet wünneclîche sich;

in maneger varwe wünneclich

mêret si der vreuden vlîz,

gel, grüene, brûn, rôt unde wîz

mit manigerhande blüete.

9310

durch ir vil süezen güete,

der weltlîchiu vreude gert,

ist si wol guotes bildes wert.

 

Daz wazzer sol ein bilde hân.

daz siht man wünneclîche gân,

9315

daz ist guot und reine,

daz vuoret algemeine

swaz lebendes in der welte lebet.

in wünneclîchem vlôze ez swebet,

ez wäschet unde reinet gar

9320

swaz man unreines bringet dar,

ez tempert trinken, ezzen;

ez hât sich ouch gemezzen,

daz ez heiz wirt unde kalt.

sîn kraft ist alsô manicvalt,

9325

daz sî kan niemen volle sagen.

ez treit diu dinc und lât sich tragen,

es mac niemen âne wesen,

man muoz mit sîner kraft genesen.

dem sol ein bilde sîn bereit

9330

und dienestlîchiu werdekeit:

daz ist ein berndiu witze. –

des viures grôzer hitze

kan niemen ebenmâze geben.

sîn hitze vuoret unser leben

9335

in manigerhande wîse:

diu menschlîche spîse

bereitet von dem viure wirt.

sîn schîn den ougen lieht gebirt

in der vinster, swâ manz treit.

9340

durch die grôzen edelkeit

sol beidiu wîp unde man

im ein bilde beten an.

 

Man sol den winden machen

ze dienstlîchen sachen

9345

ein bilde, wan ir hôher wer

mac sich wazzer unde mer

ruowe niht gên in bewegen

noch stille gên ir kreften phlegen.

in wîchet, swaz sie rüerent;

9350

swar in behaget, dar vüerent

sie diu schif ûf dem mer

ân der marnaere wer.

waz möhte wünneclîcher sîn,

dan der liehten sunnen schîn,

9355

von der liehter schônheit

ist al der welte ein lieht bereit?

hitze und lieht der sunne hât,

sîn glast den ougen widerstât,

ir hitze und ouch ir liehtes maht

9360

scheident uns tac unde naht.

ir liehtes liehter überlast

leschet alles liehtes glast.

si ist getempert alsô wol,

daz man sî iemer êren sol

9365

mit einem bilde, daz ist guot,

swer ir hât dienestlîchen muot.

sô der tac verendet wirt,

des mânen schîn sîn lieht gebirt;

der naht er liehtes glastes phligt,

9370

der vinstern trüebe er angesigt.

dêr ouch ein bilde haben sol,

daz zimt sînen kreften wol.

 

Dar zuo was manic werder man,

des kraft vor uns den prîs gewan,

9375

daz man im durch sînen namen

hôhen, werden, lobesamen

ze lobelîchen sachen

sol werdiu bilde machen.

disiu bilde êren wir,

9380

als von uns ist gesaget dir.

swer daz widerreden wil,

der hât tumber sinne vil.

ez tuot ouch niemen, wan die sint

unwîse unde an witzen blint.

9385

keiser, künege, vürsten grôz

und manic keisers genôz

minnent disen selben rât.

der rât von ir lêre gât,

die gar der liste erdâhten

9390

und uns den urhap brâhten

menschlîcher wîsheit,

die hânt diz leben ûfgeleit.

daz velschet dîn vil tumber munt

und tuot ein vremedez leben kunt,

9395

daz ist den wîsen gar enwiht.

ez hât ouch rehter wîsheit niht,

im wont gerne niemen bî,

der mit rehten witzen sî.

an diz leben sich ergebent,

9400

die mit valscher trüge lebent.

hie wider sprich, swaz dir behage,

daz merken wir nâch dîner sage.»

 

Nachor vil wîslîchen sprach,

dô disiu rede alsus geschach:

9405

«vernement algelîche,

jung, alte, arme und rîche!

herre künec, daz zimt dir wol,

daz ez dîn sin vernemen sol.

ir tumben wîsen habet geseit

9410

mir von einer wîsheit,

diu kindes tumpheit wol gezimt.

vür witze niemen sî vernimt,

von rehte ist ez der wîsen spot.

ir jehent, der himel sî ein got

9415

durch daz er ob der erden stât

und die geschaft bedecket hât.

swer den himel hât ze gote,

der lebet nâch des tiuvels spote.

sîn kraft ist bewegelich,

9420

nâch sînen kreften weget er sich,

wan er muoz loufende umbe gân,

als in sîn kraft hât angelân,

der sînes namen urhap

von êrst mit anegenge gap.

9425

der himel ist kosmos genant:

der name ist dâ vür erkant,

daz ez genant sî ein geschaft

von eines schephaeres kraft.

anegenge und ende er hât,

9430

nâch sînem rehte er umbe gât,

nâch der natûre gebote,

als im geordent ist von gote.

 

Er muoz ouch helfen reichen

von zeichen in diu zeichen

9435

nâch ir genatûrter art

der sternen louflîch umbevart,

die vür baz noch nâher gânt,

loufent noch stille stânt,

wan als in gordent ist von gote,

9440

der in sînem gebote

ir natûre hât gephlegen,

der in ir mâze hât gewegen.

der himel hât deheinen list,

wan als im vor geordent ist.

9445

er wirt nâch der gotes sage

an dem jungesten tage

alsam ein buoch gevalten.

er mac sich niht enthalten,

sîn kraft müeze ein ende hân.

9450

sîn nam vor gote muoz zergân,

der in von êrste werden hiez

und sîner kraft ein zil ûfstiez,

daz im zer jungesten zît

mit bezzerunge ein ende gît.

9455

sît diz allez an im ist

von gote ân eigenlîchen list,

sô mag er got geheizen niht.

sît man in zergänclich siht,

als ez gebiutet gotes gebot,

9460

wie möhter danne wesen got?

er ist geschephede genant

von des hoehesten hant.

 

Vil tumber sinne wont iu bî,

jeht ir, daz diu erde sî

9465

got. nû sehet ir doch wol,

daz si mit dienestlîcher dol

under allen vüezen swebet.

swaz in dirre welte lebet,

dem ist diu erde undertân.

9470

man siht allez leben hân

(ez sî guot, übel oder swach)

ûf der erde sîn gemach.

ir kraft mit viure erstirbet,

si dorret und verdirbet.

9475

man grebt sî, daz muoz si vertragen;

ir dienest mac si niht entsagen

der ärmisten krankeit,

der ie name wart geseit.

diu süntlîchest missetât,

9480

der disiu welt künde hât,

geschiht ûf der erde.

si lît als unwerde,

daz si gesmaehet dicke wirt.

swaz si guoter vruht gebirt,

9485

daz ist dem menschen vil gar

gegeben ze einer lîpnar.

swaz hât als unreinen smac,

daz in nieman verdulten mac,

daz wirt begraben sâ zestunt

9490

durch vlühtsal in der erde grunt.

hie bî merket iuwer lüge:

seht, ob si got geheizen müge.

den gotes namen si niht hât,

ez ist ein gotes hantgetât.

 

9495

Vürbaz habet ir gesprochen mêr,

daz wazzer sî wol alsô hêr,

daz ez sul haben gotes namen.

seht, des möhtet ir iuch schamen!

ez wirt verderbet manegen wîs:

9500

von kelte wirt ez hertez îs,

von hitze wellic unde heiz.

hor und manigerhande sweiz

muoz ez an manigen sachen

vil ofte sûber machen.

9505

von bluote wirt ez missevar,

von übervlôze ez truobet gar.

der liute nutze ez ist beschert,

mit schiffen man ez ouch durchvert.

ez muoz haben sînen val

9510

von der hoehe in daz tal;

ze berge mag ez dringen niht,

wan als man ez twingen siht.

ez ist den liuten undertân:

den muoz ez ze nutze gân.

9515

ez weiz niht, swaz man im tuot.

daz sult ir nemen in den muot,

ob daz ein got heizen sül,

daz man des twinget, daz ein mül

von im nâch ir rehte gê.

9520

man twinget ez wol zeinem sê,

sîn wer hât deheine kraft

gên der liute meisterschaft.

sît ez deheine helfe hât,

wan als ein ander gotes getât,

9525

sô mag ez nicht gesîn ein got:

ez geschuof ouch gotes gebot.

 

Im ist reht witze tiure,

swer giht, daz an dem viure

lige gotlîcher kraft

9530

mê danne an anderr geschaft.

daz viur mac got niht gesîn:

sîn hitze und sîn liehter schîn

von wazzer gar erstirbet,

ez lischet und verdirbet.

9535

sîn kraft al die zît gestât,

biz daz man ez mit ruoche hât.

man treit ez, swâ man ez wil hân;

ez ist den liuten undertân.

dêst niht ein got. der gotes rât

9540

den liuten ez gegeben hât

ze helflîchem râte,

daz ez siede unde brâte

den liuten rehte ir spîse. –

die tumben sint unwîse

9545

und gar an rehten witzen blint,

die iu des jehent, daz der wint

got heize oder wese got:

daz ist ein lasterlîcher spot.

swer suochet helfe und trôst an in,

9550

der hât vil tumplîchen sin.

der wint nâch gotes gebote vert;

er ist den schifliuten beschert

ze geleiten ûf dem mer

und daz er bewegende ber

9555

mit sîner snellen draete

boume, gras und saete.

 

Sô daz verstât in sîner zît,

als der ze lange in slâfe lît,

sô sol erz wecken unde wegen,

9560

mit senfteclîchem lufte regen:

dar zuo ist uns der wint gelân.

sît er niht helfe mac gehân,

wan daz man in waejen siht,

sô mag er got geheizen niht;

9565

er ist ein geschephede gotes

und ein urkünde sînes gebotes.

ir leben vil spotlîchen treit

tumbes herzen irrekeit

und sint rehter witze vrî,

9570

die des jehent, diu sunne sî

got, daz niemer mac gesîn.

sich wandelt ir vil liehter schîn,

man siht des morgens sî ûfgân

und wahsende hitze hân;

9575

des âbendes si nider gât,

ir schîn die liehten hitze lât.

ir vart ist ouch bewegelich,

si jaget in diu zeichen sich,

diu ir kunst hât ufgeleit

9580

diu gotlîche wîsheit,

diu sî alsus geschaffen hât.

in ir loufe si umbegât

anders niht, wan als si sol.

wir merken unde sehen wol,

9585

wie si den zîten beiden

ir lieht muoz underscheiden,

des si den sumer in hitze phligt,

und im der winter angesigt

mit kaltes luftes underscheit,

9590

den er bî sinen zîten treit.

 

Ir krefte ist ouch niht gezalt

dehein eigenlîch gewalt.

si hât von gotes meisterschaft

lieht und hitze und alle kraft.

9595

dâ von ist ez ein hantgetât,

die got ouch geschaffen hât.

diz heizet ouch ze rehte niht

ein got, ob man der wârheit giht.

sie sint gar wîsheit âne,

9600

die jehent, daz der mâne

sî got. nein er, daz ist wâr.

die mânôde gar durch daz jâr

siht man in ofte schînen

wahsen unde ouch swînen:

9605

der beider art daz ist sîn site.

hie sult ir merken, daz im mite

wont deheiner helfe trôst;

er mac niemen tuon erlôst.

sîn kraft ist ouch bewegelich:

9610

in sîner rehten verte strich

nimt sîn louf sîn umbevart

nâch sîner genatûrter art.

swaz sîn natûre im krefte giht,

die hât er und anders niht.

9615

im ist noch minner krefte bî

vil, dan ez der sunnen sî.

man wirt dicke an im gewar,

daz er wirt nâch bluote var,

daz an im wirt eclipsîs.

9620

er ist vil toerscher danne wîs,

swer dise gotes hantgetât

vor gote ze einem gote hât.

sîn liehtez lieht verswîne

in sînem besten schîne,

9625

des mag er erwenden niht.

swer den ze einem gote ersiht,

der ist noch tumber danne ein kint,

sîn herze ist wîser sinne blint.

 

Nû saget ir ouch, ir betent an

9630

ein bilde zêren einen man,

dem nâch der welte werdekeit

guot und êre sî bereit.

durch waz helfe tuot ir daz?

menschen helfe, diu ist laz:

9635

daz selbe in hôhen sünden lebet,

nâch üppeclîchen êren strebet,

daz muoz selbe sîn verlorn;

im ist helfe niht erkorn,

sô der lîp an im zergât,

9640

wan als ez gote gedienet hât.

ob iu der bilde hêrschaft

gehelfen mac deheiner kraft,

wie mac dan der bilde trôst

von sünden machen iuch erlôst,

9645

diu tôtstummen blinde sint,

als ir sît selbe, an witzen blint.»

die meister swigen an der zît.

sie liezen den krieclîchen strît:

sie kunden im gantwurten niht

9650

nâch sîner wîslîchen vergiht.

dô sprach Nachor: «ich hân geseit

iu die rehten wârheit,

wie ir in üppeclîchez leben

iuwer leben habet gegeben:

9655

des müezet ir verjehen mir.»

sie swigen. er sprach: «wes swîget ir?»

der widerrede sie geswigen,

sie stuonden, liezen in gesigen,

wan sie niht mêre kunden,

9660

niht widerrede sie vunden.

die Kaldêjen man erkôs

vor dem künege sigelôs

an disem selben strîte sâ

mit gemeiner volge aldâ.

 

9665

Dô sprach der gotes wîgant

ze dem künege sâ zehant:

«nû sich, wie rehte dise leben.

ir wîslîch rede hât begeben

antwürte gên den worten mîn.

9670

sît daz sie überwunden sîn,

sô habe dich an ir meisterschaft

niemer mêr deheiner kraft.

sît ir gote werdekeit

sî mit ir witzen hingeleit,

9675

und ir kraft müeze siechen,

sô kêren an die Kriechen.

lâ mich von in bewîsen dich

wes sie verstên von gote sich.»

dô drungen zuozim von der schar

9680

der Kriechen besten meister gar,

die von ir secte hoehsten kraft

truogen wîse meisterschaft.

sie sprâchen: «sage, wes gihstû

von unsern lieben goten nû?

9685

die sint uns gotlîche,

guot und helferîche,

sie sint gewaltic unde wert:

swes herzen bete ir helfe gert,

dem ist ir helfe sâ bereit

9690

helflîcher staetekeit,

als uns ir staetiu triuwe giht.

gên den mahtû gesprechen niht.

ir helfe uns selten ie betrouc,

ir wârheit uns noch nie gelouc:

9695

sie hânt gewalt, witz unde kunst.

swer in treit dienestlîche gunst,

dem lânt sie ungelônet niht:

ir hulde hôhes lônes giht;

des ist unser orden

9700

von in dicke innen worden.»

 

Dô sprach Nachor: «nû nennent die

vor uns. nû saget, wie heizent sie?

mir ist ir groestiu kraft erkant;

sô sie werdent mir genant,

9705

ich hoere an ir namen wol,

waz ich von in sagen sol.»

dô wurden sie genant alsus:

«Der werde got Saturnus

gotlîcher helfe rât

9710

bî helfeclîchen triuwen hât:

er ist gewaltic unde guot;

swer im hât gunstlîchen muot,

des saelden wirt er ein gewer.

dar nâch der guote Jupiter,

9715

der hât den himel in sîner hant,

er ist ein hôher got erkant,

der hoehste und der beste,

der süeze, an kreften veste;

der lebet gotelîche,

9720

sîn helfe ist krefte rîche.

Vulkânus ist ein hôher got,

des gewalt in sîn gebot

betwungen daz gesmîde hât,

daz sich nâch sînem willen lât

9725

smiden unde giezen.

glüejen unde vliezen

muoz ez sich lâzen, swie er wil.

sô gît wîser rede vil

unser got Mercûrîus.

9730

gesuntheit gît Asclêpîus,

bî helfe er hôhe witze treit:

nâch siechtuome gesuntheit,

nâch unkreften kreftic leben

kan er helflîche geben.

 

9735

Swer von grôzer überkraft

in noeten ist von ritterschaft

in stürmen oder in strîten,

dem hilfet zallen zîten

Mars, der vil gewaere,

9740

der kemphen nôthelfaere.

Bachus hât gewaltes vil,

des ich ein teil bescheiden wil:

ez muoz nâch dem gewalte sîn

ûf reben wahsen uns der wîn,

9745

der uns in sîner kraft ûfgât,

dâ bî sîn kraft vil helfe hât.

Hercules sol gêret wesen:

swer von zorne wil genesen,

der sol minnen sîn gebot.

9750

Apollô, des geschützes got,

ist ouch ze êrenne vil guot.

swer sînen willen gerne tuot,

dem gît er vroelîchen gedanc;

der seiten wîse und süezer klanc

9755

sint in dem besten dône

nâch sînem willen schône.

des windes got, Êolus,

der sunnen got, hêr Phêbus,

hânt ouch gewaltes vil mit kraft

9760

in gotlîcher meisterschaft.

Pollux unde Perseus,

Kastor unde Zîtus

sint ouch die hoehsten gote gar,

die Jupiter der got gebar.

 

9765

Adônides und Actêôn

hânt ouch gotlîchen lôn

gên dienestlîchem muote;

sie phlegent in ir huote

der tiere gewalteclîche.

9770

die gote helfe rîche,

die besten, sint dir gar genant,

die mit gewalte in ir hant

menschlîcher saelden pflegent

und nâch ir selber muote wegent

9775

den liuten saeleclîche gunst

an guote, an witzen unde an kunst.

wir haben in hôher minne

gewaltige gotinne,

den mit vil grôzer werdekeit

9780

ist gotlîchiu kraft bereit,

der namen kraft hôh ist gezilt.

diu eine ist gotinne überz wilt,

diu lobes rîche Diânâ.

diu gotinne Medûsâ

9785

hât ouch gotlîchen prîs.

von hôhen witzen ist vil wîs

Pallas, diu der wîsheit

urhap unde krône treit;

swer welle rehte wîsheit hân,

9790

der sol ir wesen undertân.

ein gotinne heizet sô,

diu guotes rîche Jûnô:

diu ist gotinne überz guot.

swer ir deheinen dienest tuot

9795

mit staeteclîchem muote,

dem lônet si mit guote.

 

Vênus der hoehsten minne phligt,

ir wort an minnen kraft gesigt,

der name ist minne rîche.

9800

si wert uns minneclîche

mit vriuntschaft minne sunder haz.

noch minnen wir vürbaz

eine gotinne guot,

diu ist über al des wâges vluot

9805

gewaltic, des sîs gewis,

diu ist geheizen Thêtis.

dâ bî kan mit gewalte phlegen

ein vil gotlîcher degen

der wazzer krefteclîchen sus,

9810

der ist genant Neptûnus.

die gote hân ich dir geseit

und die gotinne vürgeleit

und ir kraft und ir gewalt,

wie grôz der ist, wie manicvalt.

9815

die minnent herzenlîche

vil edele künege rîche,

die disen gotlîchen sin

geloubent âne wanc an in.

die besten, die mit wîsheit sint,

9820

ez sî vater oder kint,

die bietent in grôz êre,

sie lebent in ir lêre.

durch waz wil dû vlîzen dich,

des rîche vürsten lobelich

9825

dunket reht und niht bevilt,

daz dû daz widerreden wilt?

daz ist vil sêre missetân:

wie möht ez dir ze guote ergân?»

 

Nachor, der vil gewaere,

9830

der rehte unwandelbaere,

der gotes lêre lêrte,

sich gên dem künege kêrte.

der Kriechen rede antwurter dô.

ze dem künege sprach er sô:

9835

«herre, dû hâst wol vernomen,

an welhe gote sie sint komen,

der wân in hôhen witzen swebet,

der leben vil trügelîcher lebet,

dan iemen sich an in versehe,

9840

swie man in des mit volge jehe,

daz sie die liste vunden hânt

und doch unwitze sich verstânt.

sie sint tôrheit rîcher

und lebent unmenschlîcher,

9845

danne die Kaldêjen leben,

die sich hie siges hânt begeben.

sie waenent hôhe witze hân,

der ist ir toerscher sin erlân.

dâ von hânt sie sô manige gote

9850

nâch des tiuvels gebote.

wie sich daz lasterlîche spoten

huop an den spotlîchen goten,

daz lâ mich dir künden hie,

als ez geschach. nû merke, wie

9855

der vorbilde waere getân,

die sie ze goten wellent hân.

dû solt in dîn herze nemen,

ob gote ir leben süle gezemen.

 

Urliuge, arbeit unde nôt,

9860

von manslaht manegerhande tôt

huop sich in ir lande

mit roube und ouch mit brande.

swer dô mit zouberlisten

den man kunde gevristen

9865

oder mit gewaltes hant,

der wart in sâ ze gote erkant.

diz werte maniger jâre vrist;

Nigromanzîe, der list,

was in algelîche kunt.

9870

sie kunden machen alle stunt

mit listen, daz diu tumbe diet

sich von gotes gelouben schiet,

wan in den niemen seite.

swaz in ir munt vürleite,

9875

des stuonden sie gar zir gebote

und hiezen sie durch daz ir gote.

swaz der man liste vant,

des listes got wart er genant.

dô sie sus mit ir zungen

9880

daz liut an sich betwungen,

swen ieglîcher an sich twanc,

der nam in sînen gedanc,

daz er des volge solde hân,

swie jenes leben was getân,

9885

den er ze gote nande

und zeinem gote erkande.

ir valschez vorbilde gap

den liuten valschen urhap.

ir leben lêrte ir tumben sin

9890

ir lêre volge hân nâch in.

 

Nû habet ir hie geseit alsus,

daz iuwer got Saturnus

getriuwe unde gewaltic sî;

der beider ist sîn name vrî.

9895

lebet er wol bî sînen tagen?

nein er, benamen! lât iu sagen,

ob sîn leben waere guot,

dem ir sô grôzen dienest tuot.

er was ein zouberaere:

9900

von im seit iuwer maere,

daz der trügehafte man

bî Rêâ kinde vil gewan:

daz was sîn wip, diu manegen tac

zouberlîcher liste phlac.

9905

der lebete gar ân alle zuht,

in twanc diu grôze tobesuht,

daz er an witzen wart sô blint,

daz er gaz sîn eigen kint.

ir saget von im, daz in besnite

9910

nâch eines kappen site

Jupiter ân alle wer

und daz er wurfe in daz mer

dar an im gekappet wart.

ir saget nâch lügelîcher art,

9915

daz Vênus sî dâ von geborn,

die iuwer tôrheit hât erkorn

ouch zeiner gotinne.

nû seht, wie iuwer sinne

sint noch blinder danne blint,

9920

daz ir dem ophert iuwer kint,

diu man dâ von unsaelec siht:

sie mügen saelec werden niht.

 

Ir tuot von disem gote erkant,

daz in Jupiter gebant

9925

und wurfe in in die helle.

nû merke, swer hie welle

hoeren grôze tobeheit,

diu von ir goten ist geseit!

gezimet gote, daz er sî

9930

menschlîcher sinne vrî?

sol er sîn sô vergezzen,

daz er sîn kint sol ezzen

nâch der nateren siten?

sol er ouch werden besniten

9935

alsô gar lasterlîche?

sol er des tiuvels rîche

gebunden ouch besitzen?

nû seht, von welhen witzen

Saturnus wesen süle ein got!

9940

merket disen tumben spot,

den die Kriechen begânt,

die disen ze einem gote hânt.

wer taete diz, wan toerschiu diet,

die got ie von witzen schiet?

 

9945

Nû saget ir ouch, daz Jupiter

gewaltic sî und daz er

der himel phlege mit werdekeit.

der gewalt ist im verseit.

ich wil iu rehte sagen, wie

9950

der selbe müedinc lebete ie.

er was rîch unde gewaltic,

dô was daz liut einvaltic,

daz twanc er in sîn gebot;

durch daz wart er genant ein got,

9955

daz er was krefticlîche

kunst und guotes rîche.

von dem muoz iuwer schrift daz sagen,

daz er in allen sînen tagen

ein valscher minnaere

9960

mit zouberlisten waere.

ir saget von im, daz er den lîp

verkêrte dicke durch diu wîp,

daz er bî den möhte ligen

und in mit zouber angesigen.

9965

swelch wîp er mit zouber twanc,

daz si in minte sunder danc,

durch die kêrt er sich schiere

mit zouber zeinem tiere,

daz er mit vuoge kaeme zir.

9970

iuwer buoch verjehent mir

vil maere, diu sint trügelich,

daz er verwandelte sich

zeinem stiere durch ein wîp,

diu hâte minneclîchen lîp,

9975

diu was Eurôpâ genant.

dar nâch tuot ir von im erkant,

er würde einer vrouwen holt,

sô holt, daz er wart ein golt

durch sî, biz daz er zuozir kam

9980

und daz si in ze vriunde nam.

Dânâê diu vrouwe hiez,

der er ze kleinoede liez

mit zouberlîchen dingen

alsam ein golt sich bringen,

9985

unz er nâch sînem muote an ir

bejagete sînes herzen gir.

 

Dar nâch saget ir von im sâ,

daz in diu schoene Lîdâ

sô herzenlîche twunge,

9990

daz er mit wandelunge

durch ir minne wurde ein swan

und daz der trügehafte man

durch einer vrouwen minnestate

wurde ein wilder waltschrate,

9995

diu was genant Antîopê.

ein vrouwe diu hiez Sêmelê,

durch die wurde er ze mâle

ein snelliu donrestrâle.

sô saget ir von im anderswâ,

10000

daz in diu schoene Alcmênâ

mit minnen triuten began

vür Amphitrîôn ir man,

dem er gelîches lîbes was;

und Gêtâ was Archas,

10005

wie diu mit trügelîcher art

von disem man betrogen wart.

daz zimt gotes namen niht,

ob man der rehten wârheit giht,

ez zaeme baz des tiuvels spil.

10010

ir jeht, er haete kinde vil,

diu alsus wurden im geborn.

diu habt ir ouch dâ vür erkorn

nâch des tiuvels gebote,

daz sie sîn und heizen gote.

10015

die wil ich nennen hie, durch daz

ir sie bekennet deste baz:

 

Liberus und Zîtus,

Castor, Pollux, Perseus,

Amphîôn und Hercules.

10020

wir sîn underwîset des,

daz sîn sun waere Apollô.

sîne tohter hiezen sô:

Mînôâ und Hêlenâ,

Radamantis unde Arthemîâ,

10025

Sarpîdonâ diu vünfte hiez.

der selbe got niun tohter liez,

die heizent ir die sängerîn.

waz möhte toerschers an iu sîn,

danne daz in iuwer muot

10030

nâch helfe staeten dienest tuot?

dise valschen gote sint,

beidiu der vater und diu kint,

urhap aller sünden.

ich muoz daz von in künden,

10035

daz sie gar in ir zîten

wâren Sôdômîten,

roubaere und zouberaere

und valsche trügenaere,

ortvrumaere unrehter trüge,

10040

tihtaere schädelîcher lüge.

ir süntlîcher urhap

den liuten ein vorbilde gap:

swelher sünde sich ein man

wolt in den zîten nemen an,

10045

der jach, ez waer daz gotes gebot

und sprach: ez tet vor mir der got.

 

Ir habet ouch gejehen sus,

daz iuwer got Vulkânus

gewaltes überz îsen phlege.

10050

wie sich der müedinc alle wege

bejagete, daz ist mir erkant.

mit smidenne gewan sîn hant

die spîse sîner lîpnar;

daz was sîn hoehstiu gülte gar,

10055

diz muoster trîben lange:

mit hamer und mit zange

muost er genern sînen lîp

und dar zuo kint unde wîp.

sîn leben gote niht gezam:

10060

er was an einem beine lam.

nû sehet wie des tiuvels rât

iuch an im betrogen hât.

der was lam und guotes arm,

sîn antwerc tet im ofte warm,

10065

sô der vil arme unwîse

gediende sîne spîse.

sol got haben ein lamez bein

und sol sîn dürftic, als er schein?

niht benamen! ez missezimt,

10070

swer in zeinem gote nimt.

ir jehet, iu sî ze gote liep

Mercûrîus, der ie ein diep

was und ein schâchaere.

der kunde manegiu maere

10075

underscheidenlîche sagen,

sô wol, daz in bî sînen tagen

die liute gerne hôrten.

er was mit wîsen worten

ein spaeher kallaere,

10080

dâ bî ein zouberaere:

des sol ouch ein got niht phlegen,

wil er hân helflîchen segen.

 

Asclêpîus ein arzât was.

durch sîne nôtdurft er las

10085

ze arzenîe manege wurz.

ich mac die rede machen kurz:

in aller sîner jâre vrist

nert in von hunger dirre list.

ein blicschôz in ze jungest sluoc.

10090

nû saget rehten gevuoc,

dâ mite ir vüeget, daz er sî

got und im sî helfe bî:

des namen sol im sîn verzigen.

ir jehet, durch strîtlîch gesigen

10095

sult ir êren einen got,

der heizet Mars. daz ist ein spot

unde ein tiuvellîcher rât,

swer den ze einem gote hât.

er was ein urliugaere

10100

und tet vil manige swaere

den liuten zallen zîten.

sîn vîentlîchez strîten

beidiu liute unde lant,

mit urliugen überwant.

10105

den gevie Vulkânus

und der junge Cupidus,

dâ er und Vênus lâgen,

ir geselleschefte phlâgen:

sie bunden in vil sêre.

10110

gezimt alsolch unêre

gote? dêst mir unbekant.

daz er dulde alsolhiu bant

und dicke ein urliugaere sî

und lige vremeden wîben bî:

10115

sol daz gote wol gezemen,

sô sol man in ze gote nemen.

 

Bachus in iuwer lant entran,

der was aldâ der êrste man,

der leite unde bûte reben.

10120

vil unvertic was des leben;

er was ein tobender wüeterich,

ze allen zîten vleiz er sich,

daz man in tobetrunken sach,

dâ von diu tumbe diet des jach,

10125

im waer undertân der wîn.

er kêrte ouch daz gemüete sîn

an der naehsten manne wîp.

vil zouberliste phlac sîn lîp,

her an kêrt er gar den sin;

10130

ze jungest dô ersluogen in

Titânî durch vîentschaft.

nû seht iuwers gotes kraft!

sol got durch valsch aptrünnic sîn?

sol in von sinnen jagen der wîn?

10135

sol er bî vremeden wîben ligen?

sol im ze jungest angesigen

sîner vîende hant?

waz helfe ist im danne erkant,

der alsolich leben hât,

10140

mit trüge, mit zouber sich begât?

nû seht, vervluochtiu diet, den spot,

wie grôze kraft hât iuwer got!

ein trenker was Hercules,

von dem sîn wir bewîset des,

10145

daz er durch tobenden unvuoc

sîn liut und sîn kint ersluoc

und daz der verworhte man

an sînes lîbes zil verbran;

vil jâmerlîchen er verdarp,

10150

in einem viure er erstarp:

swen man sus leben und sterben siht,

der mac got geheizen niht.

 

Apollô, der ungewaere,

der was ein birsaere

10155

durch lôch, durch wälde und durch zîl.

kocher, bogen unde phîl

truoc er nâch der jeger site,

dâ nerter sich vil ofte mite.

dar zuo kunder seitespil,

10160

harphen, swegeln gar sîn zil.

swenn er mit einem niht gewan,

sô nam er sich des andern an.

als in gewin an beiden trouc,

durch lôn er den liuten louc;

10165

den saget er solhiu maere,

daz er ein wîssage waere.

alsolher kunst nam er sich an:

swaz gerne hôrte der man,

daz seit er im künftic gar

10170

durch miete und durch sîn lîpnar.

sît des durch miete phlac alsô

der trügenaere Apollô,

sô mac er nicht geheizen got;

ez ist ein tôrlîcher spot,

10175

swer einen got heizet

der birset unde beizet,

durch guot den liuten liuget,

den man durch miete triuget

und sich mit seitespil begât.

10180

swer den ze einem gote hât,

der sol bedenken rehte sich,

ob diz sî reht und gotelich.

sî ez ein gotelîchez leben,

sô sol er sich im ergeben.

 

10185

Adônides des selben phlac,

daz er durch sînen bejac,

durch jagen ze allen stunden

lief mit sînen hunden,

dâ mite er tiere vie genuoc.

10190

ein eber in ze jungest sluoc,

daz er lac vor ime tôt.

sît dirre durch des hungers nôt

und durch nôtdürfte bejagen

von einem tiere wart erslagen,

10195

wie mac der sîn ein got genant,

dem gotes leben ist unbekant?

sîn dienest hât des tiuvels lôn.

ir jeht des ouch, daz Actêôn

vor sînen hunden wurde ein hirz.

10200

nû wizzet daz, geloubet irz,

daz iuwer schrift von ime seit,

daz ist ein süntlîch valscheit

und gar des tiuvels gebot.

swer den müedinc heizet got,

10205

der muoz verlorn iemer sîn,

des gihe ich ûf die triuwe mîn.

nû habet ir hie geseit alsus,

der wazzer phlege Neptûnus.

der was mit vîentlîcher wer

10210

ein galiôte ûf dem mer;

sîn bejac an roube lac.

wan er niht wan roubes phlac,

durch daz er roubes ie genas

und des mers gewaltic was,

10215

dô wart er dâ vür erkant,

er waer des wazzers got genant.

 

Phêbus was so schoene erkorn,

daz des haete wol gesworn

diu tumbe diet, er solde sîn

10220

got über al der sunnen schîn.

der ist tôt, der sunnen glanz

schînet noch und ist vil ganz.

ê daz der selbe ie würde erkant,

ê menschen name waer genant,

10225

dô schein diu sunne in gotes gebote.

swer den verworhten hât ze gote,

der muoz mit im sîn verlorn

und dulten endelôsen zorn.

Êolus phlac snelheit:

10230

durch daz habet ir geseit,

der wint waeje als er welle.

der ist ouch in der helle

worden nû des tiuvels kint;

wan er ist tôt, noch waet der wint.

10235

ê daz den trügenaere

sîn muoter ie gebaere,

dô wâte ez vor der selben zît:

alsô waete ez iemer sît

und waet unz ûf der welte zil,

10240

als ez got gebieten wil.

nû diz wâren iuwer gote,

die iuch mit lästerlîchem spote

an ir gebot betwungen hânt

unde iuch helfelôs nû lânt.

10245

sie mugen iu niht ze helfe komen,

elliu vreude ist in benomen,

sie sint selbe in grôzer nôt.

der iemer sterbende tôt

ist an in, sie sterbent niht,

10250

swie man sie iemer sterben siht.

 

Nû nennen die gotinne,

die iuwer valschen sinne

über iuch ze goten nennent

und wânlîche erkennent

10255

dâ vür, daz sie gewaltic sîn.

von wîbe ist selten worden schîn

gotlîchiu meisterschaft

oder helflîchiu kraft.

wir hân nâch gote mannes namen.

10260

ir möhtet iuch des iemer schamen,

daz ir welt einem wîbe geben

kraft und gotlîchez leben.

wîp hât kranker sinne lîp:

dem man ist undertân daz wîp.

10265

nû seht, waz krefte mac si hân,

diu mannes namen ist undertân?

nû habet ir gejehen dâ,

diu sinnelôse Diânâ

phlege der wilden tiere gar.

10270

nû sult ir von mir nemen war,

wie ir leben was getân:

man sach sî birsende gân,

sleht, rûch, berg unde tal,

die wilden wüeste über al

10275

durchhessen und durchstreifen,

durchloufende umbesweifen

nâch hirzen und nâch hinden.

swaz si mohte vinden

der wilden walttiere,

10280

diu gevie si schiere.

dirre unwîplîche site

wonte ir unwîplîche mite.

durch den unwîplîchen prîs

hât iuwer tumber sin unwîs

10285

dem wilde sî ze gote erkorn.

ê daz si würde ie geborn

oder mensche genant,

dô was wildes vil erkant.

 

Ouch hât iuwer schrift geseit,

10290

diu gotinne der wîsheit

ein vrouwe sî, hiez Pallas,

wan si von künste wîse was.

diu pînte sich vil sêre

ûf hôher künste lêre

10295

mit der gedanke sinne,

daz si wol ein gotinne

möhte sîn von wîsheit.

von ir lêre was bereit

den liuten manic rât ze nôt,

10300

den si mit ir lêre bôt

mit witzen guoter lêre kraft.

von dirre selben meisterschaft,

daz si sô wol den liuten riet,

wart si der vil tumben diet

10305

der witze gotinne genant,

der gotes kunst was unbekant.

dar nâch habt ir geseit alsô,

diu gotinne Jûnô

sî gewaltic überz guot:

10310

daz ist ein tumplîcher muot.

vil grôz der welte rîcheit schein,

ê dirre gotinne dekein

ie gewünne lebenden lîp.

wâ von iu diz selbe wîp

10315

des guotes gotinne ist genant,

daz ist mir ouch vil wol bekant:

ir rîcheit unde ir edelkeit

wâren nâch der welte bereit.

si was rîches guotes;

10320

ouch phlac si solhes muotes,

daz si mit guote liute vil

brâhte an sich. des tiuvels spil

twanc sie, daz sie jâhen sô,

des guotes phlege Jûnô.

 

10325

Dâ bî habet ir gejehen sus,

diu unvertige Vênus

sî über al die minne

gewaltigiu gotinne.

diu hâte an unvertigez leben

10330

ir sin, ir lebenden muot gegeben.

si lebete unwîplîche gar,

si was schamender kiusche bar,

si nam sich solhes lebenes an,

daz si lie deheinen man,

10335

si gaeb im ir minne solt,

was si sînem lîbe holt.

Mars und Adônides

und einer, hiez Anchîses,

an die hâte sich behaft

10340

ir muot mit staeter trûtschaft,

und dar zuo manic ander man,

der ir minne solt gewan.

swer ir behagete, der was ir,

wîst an in sî ir herzen gir.

10345

si hâte manigen sundertrût

beidiu stille und überlût.

swâ si niht mohte ir willen hân,

dâ mohte si den rât niht lân,

si vuogte aber anderswâ

10350

trûtschaft mit ir râte sâ.

swer ein wîp wolte minnen,

moht er sî niht gewinnen,

ir rât, ir zouberlist sî twanc,

daz si in minte sunder danc.

10355

alsus was ir leben getân.

swer die wil ze gote hân,

der hât die groesten tumpheit,

diu tôren namen ie was bereit.

 

In alsus getânez leben

10360

hânt die Kriechen sich ergeben.

ir tumben tôren sît sô blint,

daz ir sît toerscher danne kint.

noch tuot mir iuwer lêre schîn,

daz dise valschen gote sîn

10365

alsô redelîche gote,

daz ir sult in ir gebote

in dienen ûf ir helfe trôst,

daz sie machen iuch erlôst

von unvertigen sünden,

10370

sô kan ich iu wol künden

vür baz, wie die valschen gote

lebeten in des tiuvels spote.»

die Kriechen swigen gên dem man,

sie sâhen alle einander an:

10375

sie dûhten sich dâ sigelôs,

ir strît des kamphes sic verkôs,

sie muosten alle dô gedagen,

sie kunden im niht mê gesagen;

wan swaz er hâte aldâ geseit,

10380

daz nam er von ir wârheit;

wan ir schrift, ir trügeheit

hâte sîn rede überseit.

gên sîner rede vürbaz

ir munt antwürte gar vergaz.

10385

sie wurden sigelôs gesehen,

als mit der volge wart gejehen.

an in gesigete gotes degen,

der sînes kamphes solte phlegen.

er sprach: «ir tôren, jehent ir

10390

oder niht des siges mir?»

sie geswigen vor im dâ.

dô jach im diu volge sâ

des siges an der selben zît.

gelâzen wart der Kriechen strît.

 

10395

Nachor zuo dem künege sprach,

dô man des siges im verjach:

«nû sich, wie die kemphen dîn

gên mîner rede geswigen sîn!

merke ir unde ir gote leben,

10400

an die sie sich hânt ergeben

und nû mit volge entwîchent in,

den ouch verjehen hât dîn sin

gewalteclîcher werdekeit.

nû ist ir kraft gar hingeleit.

10405

nû nim war, wie des tiuvels kint

sigelôs gelegen sint!

sich(!) an ir tumbes herzen sin

und wende dînen muot von in!

sît ich an disen stunden

10410

hân redelîch überwunden

der heiden hoehsten zwei leben,

sô sult ir alle hie begeben

der valschen gote lêre

mit dieneste iemer mêre.

10415

nû wil ich künden hie zehant,

wie die von Egyptenlant

unsaeliclîcher leben hânt

danne die sigelôs hie stânt.

 

Die von Egyptô wâren dâ.

10420

die sprâchen ze Nachore sâ:

«wir leben redelîche.

vil gote helferîche

haben wir ze werden goten,

als uns ir name hât geboten:

10425

Typhôn unde Îsis,

Ôrus unde ouch Ôsiris

und ander gote wert erkant,

der gewalt wîte ist genant.

hie vor in alten zîten wart

10430

von unserm lande ein hervart,

an der des landes vürsten gar

mit der aller groesten schar,

diu dâ vor ie wart erkant,

rûmden durch strît daz lant;

10435

die alle sturben âne wer

in dem rôten lebermer.

die dô mit dienestlîcher kunst

bejageten der gote gunst

die genâsen von der nôt,

10440

als ez der gote kraft gebôt.

sît in dô was gewalt gegeben,

daz sie behuoten den ir leben,

der dienestlîchiu staetekeit

in mit dienste was bereit,

10445

sô sint sie krefteclîche

noch grôzer helfe rîche.

wildû der helfe krenken,

sô solt dû dich bedenken,

waz dîn vil tumber sin alhie

10450

welle reden wider sie.

sie sint vil gewaere,

reht unde unwandelbaere,

die wir ze goten hân erkorn.

wir sîn ze dienste in geborn

10455

durch ir helfeclîchen trôst,

der uns von nôt hât ofte erlôst.»

 

Dô zeigete gotes wîgant

eine stille mit der hant,

daz sie gedageten nâch im.

10460

er sprach: «herre künec, vernim

wie dirre gote leben stuont:

sie lebeten, als ir volger tuont.

dô sie zem êrsten vergâzen gotes

und sîner lêre gebotes,

10465

dô betten sie einen man

und sîn wîp ze goten an.

der selbe man hiez Ôsiris

und sîn wîp Îsis,

diu was sîn swester und sîn wîp.

10470

dem nam sîn bruoder sît den lîp,

der was geheizen Typhôn.

durch sîner minne jâmers lôn

vlôch si in Byblum insulam.

ir zweier sun mit ir dar kam,

10475

der was Ôrus genant.

dô der sô kreftic wart erkant,

daz er sît in manegen tagen

von kreften wâfen mohte tragen,

daz man in wol gewahsen sach,

10480

sînes vater tôt er rach

an Typhône, dem vetern sîn.

sît Ôsiris vür disen pîn

niht gebieten mohte,

daz im ze wer iht tohte,

10485

in slüege sînes bruoder hant,

sô mac er got niht sîn genant.

ein got sol niht ze wîbe hân

sîne swester, dêst mîn wân.

sol man den unvertigen man

10490

ze einem gote beten an?

benamen, nein! ez ist niht guot,

swer im deheinen dienest tuot.

 

Waz helfe mac Typhôn gehân,

der des niht mohte understân,

10495

in leite tôt mit sîner hant

Ôrus, den ich hân genant?

die zouber, mort und manslaht

uobten tac unde naht,

swer die gote heizen wil,

10500

der hât toerscher tumpheit vil.

herre künec, ez kom alsô,

daz hie vor in Egyptô

wuohs diu israhelsche diet,

die got von al der welte ûzschiet

10505

ze sînen trûterwelten gar.

die selben gotes erwelten schar

erlôste got von grôzer nôt,

die in mit beswaerde bôt

ein künic, der hiez Phârâô.

10510

einen meister sante dô

got dem israhelschen her,

der ez durch daz rôte mer

sô trucken strâze vuorte,

daz ir dekeinen ruorte

10515

des wazzers vlôz ûf dem wege:

sie hâte got in sîner phlege.

diz was den lantliuten leit;

sie wâren schiere nâch in bereit

mit ir hoehsten kreften gar.

10520

des landes vürsten mit ir schar

und ouch der künic Phârâô

die verdurben alle dô

mit des rîches bester wer

in dem rôten wilden mer.

 

10525

Swer dirre selben hervart

in dem lande überwart,

der was es herzeclîche geil

und pruofte ez vür ein michel heil.

swaz dem man die vart benam,

10530

daz er in daz her niht kam,

daz nam er zeinem gote dô.

mit staetem muote jach er sô,

daz ez sîn got solte wesen,

er waer von sîner kraft genesen.

10535

durch daz nam daz liut sich an

daz ez minnen dô began,

swâ von ez überhaben wart

dirre schädelîchen vart.

swer bî sînem phluoge was

10540

und von der unmuoze genas,

dem wart sîn phluoc ein got erkant.

der site wuohs über al daz lant:

durch des tiuvels gebot

erkurn sie vil manegen got.

10545

genuoger got was ein swîn,

etlîcher got ein schaefelîn,

ein kalp nam etslîcher dâ.

sumelîche nâmen sâ

häbche und ander vederspil.

10550

ze goten nâmen ir dâ vil

katzen, wolve, hunde.

der liute vil begunde

gîre und rappen minnen

vür got mit staeten sinnen:

10555

affen wâren maneges gote.

nâch gotes und der welte spote

wirt ir leben noch geschant.

genuogen wurden ouch bekant

ze goten trachen, slangen grôz.

10560

ir was vil, die niht verdrôz,

sie wolden anebeten ouch

ziebollen, krût und knobelouch.

 

Mit dirre grôzen irrekeit

was gotes geloube hingeleit

10565

in dem lande Egyptô.

des wart des tiuvels lêre vrô,

wan an in was sîns herzen spil.

siule von golde und bilde vil

machten sie den valschen goten;

10570

daz hât der tiuvel in geboten,

der mit starken banden sie

mit sîner kranken kraft gevie,

daz sie im volge jâhen.

swie sie verderben sâhen

10575

ir gote in alsô maneger nôt,

die manigen spotlîchen tôt

von den liuten muosten hân,

(ir gote wurden niht erlân,

sie muosen vûlen, dorren ouch

10580

als ander krût unde louch,

daz man mit viule dorren siht):

al diu geschiht vervie sie niht,

sie waeren staete an ir begunst

und lerneten des tiuvels kunst.

10585

sie wâren gotes künste vrî.

ir lêrer, ir philosophî

wolten hôher künste phlegen:

der sinnen was unkunst gewegen;

die brâhten daz liut an die site,

10590

daz ez verworhte sich hie mite

und ez die kranken geschaft

minte vür die gotes kraft.

 

Got sol sîn reht unde guot,

gewaere, staete, wol behuot

10595

von wandel, triuwen manicvalt;

ein natûre und ein gewalt,

ein witze, ein name, ein rîche

sol an im gotlîche

mit staeter dêmüete,

10600

mit endelôser güete,

mit unverkêrtem muote stân,

sô mag er gotes namen hân.

sol diz an einem gote sîn?»

sie sprâchen: «jâ!» «diz tâten schîn

10605

iuwer werden gote niht,

wan sie gar mit sunderphliht

nît mit hazze truogen,

dô sie einander sluogen.

sie tâten vîentlîche erkant

10610

einander roup unde brant.

ein got verriet des andern lîp

und nam im dar nâch sîn wîp:

des moht er danne erwenden niht.

swer sich helfe an die versiht,

10615

der mac ir âne wol gestân,

swenn er sie gerne wolde hân.

es muoz mich wunder iemer wesen,

daz dise wîsen hânt gelesen

und sich des künnen wol verstân,

10620

daz disiu sünde ist missetân.

ir witzen ist daz wol erkant,

daz diepstâl, roup unde brant,

zouber, manslaht unde mort

sint der groesten sünden hort

10625

und gruntveste aller missetât:

swer dise schulde an im hât,

daz der ze rehte dulten sol

der ê gerihte in hôher dol.

 

Diz was allez an ir goten.

10630

sît ez den liuten hât verboten

daz reht und der ê gebot,

wie mac der danne heizen got,

der alsô grôze missetât

âne reht begangen hât?

10635

man verteilt in in den tôt,

swer tuot, daz diu ê verbôt.

sît dise gote unz an ir tôt

ie tâten, daz daz reht verbôt,

sô hânt sie verschuldet wol,

10640

daz man an in verteilen sol

den grôzen namen, daz ist reht.

daz reht sî âne krümbe sleht,

daz sie verworhten sîn genant,

wan sie roup und dar zuo brant,

10645

diepstâl, zouber, manslaht triben

und dar an ûf ir zil beliben.

sie suln verteilet iemer wesen:

swaz von ir lebenne ist gelesen,

sol daz sîn bezeichenlich,

10650

sô spellent disiu maere sich,

sô sint ez wort und anders niht.

ob aber des ir schrift vergiht,

daz sie lebende waeren

und diz niht verbaeren,

10655

sô sol ir gotlîcher name

dulten aehtelîche schame.

 

Nû merken alle, die hie sîn,

wie offenlîche ist worden schîn

der heiden grôziu trügeheit,

10660

als ich mit volge hân geseit.

der Kaldêjen irrekeit

hân ich iu hie vürgeleit,

der unreht ich mit rehte habe

ir gelimph gebrochen abe,

10665

daz sie den strît hânt gelân.

mit rehte ich überwunden hân

die Kriechen unde ir valschen gote

daz toersche leben, daz mit spote

ist an den von Egyptô,

10670

daz hân ich gevelschet sô,

daz sie mit volge an dirre zit

lânt und gelâzen hânt den strit.

tuot rehte! lât daz trügeleben,

an daz ir iuch habet ergeben!

10675

daz seht ir wol, daz ist ein niht,

ein valschiu trüge und gar enwiht,

als ir habet von mir vernomen. –

nû suln wir an die Juden komen,

und lât uns nâch den schriften sehen,

10680

wes sie von gote wellen jehen.

die Juden wâren unde sint

von Abraham der vrühte kint.

Isaâc, Jâcob, die sint der stam,

von den ir vruht den urhap nam.

 

10685

Sie sint der israhelschen diet,

die diu gotes kraft beriet,

dô er sie durch des meres trân

hiez von Egyptô gân

und gap in mit Moysê

10690

sîn gebot und ouch sîn ê,

den got in ir hungers nôt

gap vierzic jâr daz himelbrôt.

got tet in vil ofte schîn

die vil grôzen güete sîn.

10695

daz was in widerzaeme gar,

sie nâmen es vil kleine war.

ir meister, der sie lêrte,

sô sich der von in kêrte,

sie hâten sîn gebot vür spot

10700

und machten ouch ir apgot.

sît dô wurden sie gesant

in daz geheizen gotes lant.

got überwant in mit kraft

die vîentlîchen heidenschaft:

10705

gots lêre sie doch verworhten.

sô sie die niht vorhten,

die in den selben jâren

von gote ir meister wâren,

sô wart ir sin alsô blint,

10710

daz sie betten an ein rint,

an manic ander apgot.

doch durch ir lêrer gebot,

die got minten in den tagen,

muosten sie die wîssagen

10715

vernemen ir lêre schrîben

und nâch ir lêre belîben.

 

Swaz got an in genâden ie

mit gotlîcher kraft begie,

daz was in widerzaeme.

10720

sie wâren undancnaeme:

sîner reinen wîssagen

wart von in genuoc erslagen.

swenne sie in vürleiten

und solhe rede seiten,

10725

die sie hâten doch vür wâr,

daz vervie niht umbe ein hâr:

sie tâten in vil manege nôt

und leiten ir genuoge tôt.

sus was ir meistic lebende

10730

und gote widerstrebende

in den selben jâren. sît

dô got in der gnâden zît

durch uns mensche wart genant

und uns ze trôste gesant,

10735

sie begunden sîn verlougen.

mit zuo getânen ougen

began sich bergen ir gesiht,

wan sie wolten sehen niht,

daz sie doch wol sâhen

10740

und es künftic verjâhen,

als in ê hâte vorgeseit

der wîssagen wârheit.

sie verteilten Kristes leben,

daz menschlîche wart gegeben

10745

ze trôste uns armen, in den tôt,

als ez diu gotheit gebôt.

 

Er gap dem tôde ein ende.

sît nâch der urstende

und nâch der gotes ûfvart,

10750

dô gar an Kriste ervüllet wart,

daz got dâ vor in maneger stunt

tet mit den prophêten kunt,

die Juden liezen rouben

ir herze des gelouben,

10755

den sie gelouben solden,

ob sie daz wizzen wolden,

daz ir schrift in hâte geseit

mit offenlîcher wârheit.

sie bergent ir herzen gesiht,

10760

daz sie die wârheit sehen iht,

die sie doch wizzen unde sehent

und es doch niemer verjehent.

sie hânt verlorn ir eigen sin;

ir selber vluoch der wert an in,

10765

den sie mit vluoche in veilten,

dô sie Krist verteilten.

die wîssagen geloubten sie:

swaz in die gesageten ie,

daz hât vollevüeret Krist,

10770

als ez von im geschriben ist.

des bîtet ir verworhtez leben,

swie redelîche habe gegeben

sunder missewende

diu bezeichenunge ein ende

10775

den worten, diu mit wârheit

die wîssagen hânt geseit.

ir bîten ist in zwîvellich;

sie beitent und versehent sich,

ez sül geschehen, daz ist geschehen,

10780

des ir schrift in hât verjehen.

sie hât verteilt und überseit

ir schrift, ir rede. ir wîsheit

geloubet âne witze an got

niht volle gar, daz sîn gebot

10785

hât an Kriste vollebrâht,

als ie ân urhap was gedâht.

sie sint gesehende an witzen blint,

dâ von sie verteilet sint,

ûz gotes hulden gar verjaget.

10790

von den sî nû genuoc gesaget.

 

Nû rüeren ouch daz kristenleben,

daz got den kristen hât gegeben:

daz ist reht und guot erkant.

nâch Kriste kristen sint genant,

10795

die kristenlîcher lêre phlegent

und valscher lêre sich bewegent:

sie sint ungelouben vrî.

vernement, waz ir geloube sî:

sie geloubent sunder spot

10800

an den almähtigen got,

der ie was und iemer ist,

und an den vil gewaeren Krist

und an den heiligen geist.

nâch ir gelouben volleist

10805

geloubet vesteclîche ir sin,

daz den gewaeren namen drin

ein gewalt ân underscheit

mit drin namen sî bereit.

in tuot ir geloube erkant,

10810

daz ûf dis erde wart gesant

daz hoeheste wort von gote

nâch der gotheit gebote

sante Marjen, der maget,

der lîp nie anders wart betaget

10815

wan kiusche, guot und reine,

bewart vor allem meine.

diu muoter saelden rîche

truoc in menschlîche:

sunder sêr si sîn genas.

10820

nâch der geburt si maget was

als ê vor der geburt dâ vor.

durch ir reinen ôren tor

wart ir daz gotes wort gesant,

daz von ir mensche wart genant.

 

10825

Die kristen triegent sich niht.

ir geloube in des vergiht,

daz Krist ûf der erde hie

mit lêre zeichen vil begie.

des vater lêre er lêrte,

10830

diu apgot er verkêrte.

mit kunst in der gnâden tagen

ervulte er die wîssagen.

durch uns er menschlîche starp;

mit sînem tôde er uns erwarp

10835

ein leben, daz des tôdes nôt

hât ertoetet und den tôt.

diu himelvart uns goffent wart

mit sîner süezen ûfvart.

dar nâch geloubent sie alsus,

10840

daz got Jêsus_Kristus

an dem jungesten tage

nâch der gewaeren gotes sage

al dirre welte gît ein zil

und danne uns allen geben wil,

10845

swaz wir umb in gedienet hân,

und daz wir müezen danne erstân,

mit sêle und mit lîbe nemen

den lôn, der uns dâ sol gezemen:

der wirt uns allen dâ gegeben

10850

in den tôt oder in daz leben.

diz hât Krist, diu wârheit,

mit den wîssagen vorgeseit,

als er ervulte selbe hie

swaz sie von im gesageten ie.

 

10855

Zwelf boten er ûzsande

ze manigem vremeden lande.

die begunden strîchen

vil wîte in vremeden rîchen

und lêrten, daz sie lêrte got,

10860

dirre lêre grôz gebot.

der einer her ze lande gie,

der seite in disen rîchen hie

die selben gotes lêre.

dô was daz liut ze sêre

10865

an unsaelden vereinet,

verhertet und versteinet.

die des gewaltes phlâgen gar,

die machten alle ir herze bar

der lêre unsaeleclîche

10870

in disem künicrîche.

diu lêre ist anderswâ vil wert,

dâ man ir vlîzeclîche gert.

nû merket! ist diu lêre guot,

die kristenlîchiu lêre tuot?

10875

jâ si! ûf die triuwe mîn,

ir lêre ist reht und muoz reht sîn,

wan got, der vil reine Krist,

der got ie was und iemer ist,

ir lebennes lêraere,

10880

ist guot, reht und vil gewaere,

nâch dem sie daz vorbilde hânt,

nâch im der lêre sich verstânt.

wan er ist reht und ie was guot,

sô lêrte er sie den selben muot.

 

10885

Krist alsolhe lêre gît,

daz man mit staete zaller zît

got und den naehsten minne

von herzeclîchem sinne.

er gebiutet dêmüete,

10890

zuht, milte unde güete

behalten unverkêret.

dar nâch sîn lêre lêret

vriunt, vater, muoter êren,

den armen niender sêren

10895

und schirmen arme weisen

von kumberlîchen vreisen.

ouch verbiutet er dar zuo,

daz nieman dem andern tuo,

des er beswaerde wolde hân.

10900

er lêret valsch urkünde lân;

er lêret herze unde munt

minnen wârheit alle stunt.

ouch lêret Krist die kristen

vor allen zouberlisten

10905

ze allen zîten sich bewarn;

mit enthabunge an in sparn

allen weltlîchen gelust,

unde vîentlîche âkust;

mit vriuntlîchen sachen

10910

ze vriunde vînde machen.

er lêret sich erbarmen

über die vil armen;

er lêret niemannes guot

nemen âne sînen muot;

10915

die ellenden wol grüezen,

den armen kumber büezen,

ûf bezzerunge sprechen,

niht leit mit leide rechen,

mit minnen zallen zîten leben,

10920

zorn, nît unde haz begeben.

 

Sît dise lêre lêret Krist

und diu lêre nâch im ist

guot, reht und vil gewaere,

rein unde unwandelbaere,

10925

sô gihe ich, daz diu kristenheit

über alliu leben treit

des wunsches bluomen schône

mit rehter saelden krône:

die kristen sus bewaeret sint.

10930

der welte vreude ist als ein wint

genôzet an daz reine leben,

daz got der kristenheit wil geben,

daz âne die reinen kristenheit

al dirre welte muoz sîn verseit.

10935

die Krist got, der guote,

mit sînem süezem bluote

lôste von des tôdes nôt

und an in tôte den tôt,

die nimt er von untrôste

10940

ûz der leiden helle rôste

und gît in êweclîche

mit im daz himelrîche,

ob sie nâch dem gelouben sîn

tuont rehtiu werc mit staete schîn:

10945

daz hât gelernet Jôsaphât.

sît nû mîn munt bewaeret hât,

daz alliu leben sint mit trüge

erhaben unde in valscher lüge,

sô lâzen im daz rehte leben,

10950

daz im diu wârheit hât gegeben.

 

Heiz dîne trügenaere,

die valsch und ungewaere

sint nâch des tiuvels spote,

swîgen ir verworhten gote,

10955

mit den sie verkêret sint

und iemer sint der helle kint.

ir sult gelouben alle an Krist,

sît er mit rehter wârheit ist

ein got mit gotlîcher kraft

10960

und ein schepher aller geschaft.

swer daz niht tuot, der ist verlorn,

der muoz êwiclîchen zorn

mit werndem sêre dulden.

man sol nâch sînen hulden

10965

mit dienestlîchem werde

hie werben ûf der erde.

ze helle riuwe kleine vrumt,

swer dar ungewarnet kumt.

got hât sîn rîche veile

10970

mit endelôsem teile.

swer daz welle koufen,

der sol sich im toufen

unde in sîner lêre leben:

benamen, sô wirt im gegeben

10975

ein rîche, daz niemêr zergât

unde ân ende vreude hât,

des urhap zallen zîten wert,

der vreuden kraft niht endes gert.

dâ lebet diu gots essentiâ

10980

per infinîtâ seculâ.»

die kristen sprâchen âmen dô:

sie wârn der rehten lêre vrô.

 

Jôsaphâte wart gegeben

ein alsô vreuderîchez leben,

10985

daz dem edeln herren guot

lachte sin, herz unde muot.

sîn triuwe an im gehertet was

gote, als ein staeter adamas.

im volleten sîniu ougen

10990

von herzevreuden tougen.

sîn tugende rîch gemüete

got lobete solher güete,

daz er mit dem den vîent sluoc,

der des vîndes wâfen truoc,

10995

und mit dem die wârheit lêrte,

der wârheit ie verkêrte,

und mit dem wîste sîne vart,

dem sîn wec nie kündic wart.

der künic grôzen zorn gevie,

11000

daz Nachor die rede niht lie,

swenne er gên im kêrte

mit winkenne unde in lêrte,

daz er belibe sigelôs:

diz gebot er gar verkôs

11005

und kêrte sich an ein gebot,

daz im gebôt der hoehste got,

mit dem er gesigete aldâ.

dô gebôt der künic sâ,

daz sich schiede des kamphes strît;

11010

diz was an der vesperzît.

dô schieden sigelôs von dan

der künic unde sîne man.

 

«Vater» sprach dô Jôsaphât,

«daz dîn munt gesprochen hât

11015

hie vor, daz sol staete sîn.

nim dû zuo dir die meister dîn,

mîn meister der sol sîn bî mir;

dîne meister sîn bî dir,

daz vüeget sich vil wol alsô.

11020

mîn meister müeste sîn unvrô,

solder bî den dînen wesen,

sô waere er leides ungenesen.

die dîne müesen vreude hân,

der müeser von dir sîn erlân.

11025

er sol berâten sich mit mir,

wie wir antwürten aber dir.

mit den dînen berât dû dich,

swaz dir behage. daz tuon ouch ich.»

diz muoste ergân, ez geschach.

11030

der künic sich noch wol versach,

daz in Nachor gewerte,

des er an in ê gerte.

sîne meister nam er dô,

die schieden dan mit im unvrô,

11035

wan sie der gotes wîgant

mit gotes lêre überwant,

und daz ir grôziu trügeheit

mit sîner rede was hingeleit

und sô gar überwunden,

11040

daz sie aldâ begunden

mit zwîvel al ze sêre

zwîveln an ir lêre.

 

Jôsaphât, der guote man,

nâm sich ouch sînes meisters an:

11045

von sîner hant er in niht lie.

Nachor mit im von dannen gie.

als er ûf den palas kam,

den meister er besunder nam

und drukte in güetlîch an sich;

11050

sîn halsen daz was vriuntlich,

daz er im durch sîniu wort

bôt alsô minneclîche dort.

smierende er in anesach,

mit schoenen zühten er dô sprach:

11055

«meister, wândestû, daz ich

solde niht erkennen dich?

dîn name ist mir vil wol erkant,

dû bist niht Barlââm genant.

dû waer mir wol erkant hie vor,

11060

dû bist der zouberaer Nachor.

nû muoz mich iemer wunder hân,

war ir hâtet den sin getân,

daz ir sus woltet toeren mich,

daz ich verkêrte mich, unt ich

11065

ersaehe in mittes tages schîn

den wolf vür daz lämbelîn.

Barlââmes heilekeit

dir ungelîchez leben treit:

daz schînet an iu beiden.

11070

dû bist noch ein heiden

mit zouberlîchen listen

und er ein reiner kristen.

 

Ez waere an mir ein tumber sin,

daz ich ersaehe dich vür in.

11075

dîn list und der heiden rât

sich an mir verkêret hât

nâch mînem willen alsô wol,

daz ich got iemer loben sol.

daz dû von der kristenheit

11080

gewaerlîche hâst geseit,

des sage ich dir und gote danc,

der dich der grôzen saelden twanc,

daz dû durch valsche miete

der gar vervluochten diete

11085

ze liebe seitest anders niht

wan der gewârhaften geschiht:

des muoz diu reine zunge dîn

von gote gêret iemer sîn.

durch zwô sache vleiz ich mich,

11090

daz ich zuo mir naeme dich:

mînes vater grôzen haz

ich vil sêre an dir entsaz;

ich vorhte, er taete dir ein leit,

wan im von dir niht wart geseit,

11095

wan daz in sêre muote an dir.

ouch nam ich dich durch daz zuo mir,

daz ich dir dankte sêre

der gotlîchen lêre,

die dû von gote hâst geseit.

11100

dar umbe sol dir sîn bereit

mit iemer werndem lône

ze himel ein rîchiu krône.

 

Ich wil dir hie ze lône geben,

daz ich dich wîse ûf daz leben,

11105

daz iemer wert mit staetekeit,

als dû selbe hâst geseit.

wildû der lêre râmen,

sô maht dû hie wol krâmen

den unzerganclîchen gewin.

11110

nû nim durch got in dînen sin

Krist, den gewaeren got,

und toufe dich durch sîn gebot.

kêr an in dîns herzen muot

und lâ der armen welte guot,

11115

daz leider leitlîche zergât

und jaemerlîchez ende hât.

gedenke, tugende rîcher man,

mit vestem muote dar an,

daz dû niht iemer maht geleben;

11120

dîn leben muoz ein ende geben

balder, dan dû dich versehest

oder dînem lîbe jehest.

die bürde süntlîcher gir

wirf durch den guoten got von dir.

11125

dû weist daz wol, wildû sî tragen

in disen zerganclîchen tagen

unz an dînes lîbes zil,

daz sî danne niemen wil.

got wil sî nû. der muotet dir,

11130

daz dû ledegest dich von ir

und im sî ûf gnâde gebest

und iemer mêr mit riuwe lebest.»

 

Nachor erweinde sêre

nâch Jôsaphâtes lêre.

11135

«herre künec, vil liebez kint,

dîniu wort gewaere sint»

sprach er. «ich weiz daz selbe wol,

daz ich muoz und sterben sol,

daz got ie was und iemer ist

11140

und daz der heilige Krist

mit drin benemeden ist ein got,

des meisterschaft und des gebot

geschuof mit sîner hôhen kraft

al dirre welte geschaft.

11145

swaz kristenman gelouben sol,

daz geloubet ich ie wol,

wan ich an manegen buochen las,

swaz trügelich unde gewaere was.

dô lie mîn gewonheit niht,

11150

si blante an mir die gesiht

sô gar des herzen ougen,

daz ich muoste verlougen

des ich benamen wesse wâr.

ich hân von kinde mîniu jâr

11155

alsô gelebet an disen tac,

daz ich niht gesprechen mac,

daz von mir guotes iht durch got

geschaehe, wan mir als ein spot

diu gotlîche lêre ie was,

11160

swie gewârhaft ich sî las.

 

Waere nû got alsô guot,

daz er mînen tumben muot

verküre und ouch mîn unreht

und mich verworhten sînen kneht

11165

wolde niht versmâhen

und mîne buoze enphâhen,

sô buozte ich sîner hulde

vil gerne mîne schulde.

swenn ich gedenken muoz dar an,

11170

daz ich vil unsaeliger man

in alsô vil gesmaehet hân,

sô hân ich des vil kleinen wân,

daz er in sîne hulde mich

enphâhe: ez ist vil zwîvellich.

11175

waer ich von unkunst gesîn

vlühtic dem herren mîn,

sô wizze mir sîn hulde niht

sô volleclîche die geschiht,

als er sus von rehte tuot,

11180

wan mînes herzen kranker muot

die sinne von im wante.

swie wol ich erkante

sîne gotlîche kraft,

dô kêrte ich mîne meisterschaft

11185

niht wan an valschez trügeleben.

mahtû mir trôst von im gegeben,

daz er die sünde mir vergebe,

ich lebe, swie dû wilt, daz ich lebe.

ich toufe gerne mich durch got

11190

ze leistenne iemer sîn gebot.»

 

Jôsaphât mit vreuden sprach,

als er sînen zwîvel sach:

«dû solt vestez herze hân

und zwîvellîche sinne lân

11195

durch dîn heil, durch got, durch mich.

ich wil von gote troesten dich,

daz er dich versmâhet niht,

swenn er dîn reinez herze siht.

Barlââm, der meister mîn,

11200

tet mir mit den schriften schîn,

daz got den sünder nie verstiez,

swenn er im reinekeit gehiez

ze buoze nâch den schulden.

in sînen werden hulden

11205

ist der sünder, swenne er wil.

er machet sîner sünde ein zil,

als es mit riuwe gert an in

in buoze sînes herzen sin.

dû solt dich wenden niht dar an,

11210

daz dû bist ein alter man

worden in den sünden gar:

wirt unser herre got gewar,

daz in dîn herze suochet,

vil gerne er dîn geruochet

11215

und zeiget dir dêmüete

durch sîne reine güete.

dû hâst dich niht versûmet noch;

swie alt dû sîst, dir wirdet doch

ze himele rîchiu krône

11220

nâch arbeiten ze lône

bî den êrsten, die dâ sint,

wil dû werden gotes kint.»

 

Dô Nachor die lêre enphie,

sînem herzen nâhe gie

11225

des heilegen geistes minne.

sînes herzen sinne

begunden sêre brinnen

in gotlîchen minnen.

er sprach: «herre Jôsaphât,

11230

des got an dir begunnen hât,

dar an solt dû vollevarn,

gote reine dich bewarn,

des helfe dir diu güete sîn.

nû wil ich nâch der lêre dîn

11235

nâch mînem gote gâhen,

daz er geruoche enphâhen

nâch mînen grôzen schulden mich.

swie dû wilt, alsô tuon ich.»

dô sante in der reine man

11240

mit sînem wortzeichen dan

an einen priester, der was guot,

der truoc ze gote staeten muot,

dâ nâhe in einem walde.

zuo dem hiez er in balde

11245

des selben nahtes gâhen,

von im den touf enphâhen.

dô kusten sie einander hie,

Nachor von Jôsaphâte gie.

sie bâten beidenthalben got,

11250

daz er geruochte sîn gebot

ir ietwedern lêren

und an in ruochte mêren

mit unvalschem sinne

sîn vil süezen minne.

11255

sich schieden gotes degene

mit bruoderlîchem segene.

 

Nachor hin zuo dem priester gie,

vil minneclîche er in enphie.

die kristenheit die lerter in,

11260

er touft in in den namen drin.

der wart ein heiliger man:

die kristenheit er began

nâch kristenlîchen êren

mit rehten werken lêren.

11265

Jôsaphât aldort beleip.

swaz iemen kurzewîle treip,

tanz, buhurt oder spil

und anderr kurzewîle vil,

daz was im gar als ein spot.

11270

sîn kurzwîle was, daz er got

sîner genâden bat.

ûz gotes minne er nie getrat

eines halben vuozes breit

in dirre welte unstaetekeit.

11275

swenn er kurzwîle wolte hân,

sô sach man in besunder gân,

vesten in dem muote

mit staetes herzen huote

die gotlîchen lêre.

11280

sîn tagalt was niht mêre,

ez waere daz in sîn gedanc

nâch sînem meister jâmers twanc.

er muoste ouch manige sorge hân,

wie ez dem vater solde ergân,

11285

wan er mit der heidenschaft

was in des tiuvels stric behaft.

 

Dô der ander morgen kam

und der künic wol vernam,

daz Nachor, der guote man,

11290

des nahtes was gescheiden dan,

ez was im herzenlîche leit;

wan diu gedinge im was verseit

und der üppeclîche wân,

den er an im wânde hân.

11295

sîn herze in grôzem zorne bran:

sô sêre er zürnen began,

daz er wâr von zorne liez,

daz er den kemphen ê gehiez,

ob sie würden sigelôs.

11300

daz man sie sigelôs erkôs,

durch daz hiez er sie schenden,

geiseln unde blenden,

durch die stat nackent jagen

durch ir unkunstlîch verzagen,

11305

daz sie dulten ê dâ vor,

dô den sic erwarp Nachor.

des küneges herzen was erkorn

von leide ein alsô grôzer zorn,

swaz er ê vreuden ie gephlac,

11310

daz er die dô vil ringe wac.

sînen hoehesten goten

wart ophers von im niht geboten,

daz er dâ vor selten lie.

die hôhgezîte er niht begie,

11315

die durch der gote werdekeit

von im wâren ûfgeleit.

 

In disen selben zîten sâ

was künftic in der stat aldâ

den goten ein grôz hôhgezît:

11320

über al daz künicrîche wît

huoben sich zer veste aldar

die liute von dem lande gar

und brâhten ophers vil ir goten,

als in ir secte was geboten.

11325

diu hôhgezît was nâhen dô;

der künic was noch als unvrô,

daz er niht wolte zeʹopher gân

die hôhgezît, noch vreude hân,

als ê in allen jâren

11330

gewon die liute wâren,

daz er der groesten vreuden phlac,

sô diu hôhgezît gelac.

der gote êwarten klageten daz,

wan sie gêret wurden baz

11335

mit gâbe von des küneges hant,

sô disiu veste wart erkant,

dan ander zît al durch daz jâr.

daz ervorhten sie vür wâr:

sie dorften niht der gâbe gern,

11340

wolt er die hôhgezît niht wern

den goten nâch gewenten siten.

würde diu hôhgezît vermiten,

sô würde ir nutz, ir werdekeit

in mit leide hingeleit.

 

11345

Durch dise vorhte dâhten sie

mit vil manigen listen, wie

sie der witze erdaehten sô,

daz der künec belibe alvrô

gewonlîch zem opher dâ.

11350

sie huoben sich von dannen sâ

in einen walt, dâ inne was

ein zouberaer, hiez Thêodas,

dem ie der künic volge jach

nâch sînem râte, als er vorsprach,

11355

und sich an in ie kêrte,

als in sîn lêre lêrte.

von sîner valschen heilekeit

wânder, daz im waer bereit

êre, guot, lîp unde leben

11360

und swaz im saelden was gegeben,

die wânder gar von ime hân

und von den goten sunder wân.

ûf des rât kêrten dar

die valschen êwarten gar

11365

und sageten im ze maere,

wie der künic waere

getrüebet an Jôsaphâte

nâch Barlââmes râte,

und waz Nachor in haete getân,

11370

dô gar an in was gelân

ir sic, ir saelde, ir êre,

und er mit sîner lêre

beleip mit willen sigelos,

dô er der gote wort verkôs.

 

11375

Thêodas vil sêre erkam,

dô er diu maere alsus vernam:

gên hove er balde kêrte.

des tiuvels rât in lêrte,

daz er gên gotes wârheit

11380

mit valscher lüge was bereit.

sîn herze wâfenen began

des tiuvels valscher dienstman

mit ungewisses râtes trüge,

mit valscher ungetriuwer lüge.

11385

alsus huop er sich balde

gên hove ûz sînem walde.

dô dem künege wart geseit

sîn kunft, dô was er sâ bereit:

vil güetlîche er in enphie

11390

vor den lantherren hie.

zuozim hiez er in sitzen gân;

ûf sînen trôstlîchen wân

klageter im sîn ungemach.

Thêodas mit vreuden sprach:

11395

«gewalteclîche sî bereit,

herre künec, mit saelekeit

dir iemer vreuderîchez leben,

daz dir die gote ruochen geben.

die hoehsten gote nemen war

11400

dîn mit ir hôhen helfe gar.

dîn küneclîch gemüete

sî mit ir hoehsten güete

ân ende vroelîche bewart.

ûf vroelîcher saelden vart

11405

sîn dînes heiles saelden wege

gebant in ir vil werden phlege!

 

Ich bin durch daz her zuo dir komen:

ich hân ein teil von dir vernomen,

daz Jôsaphât, der sun dîn,

11410

welle mit den kristen sîn

unserr gote widerstrît

und daz vor dir in kurzer zît

ein kamph vil lobebaere

gên den kristen waere,

11415

dâ der gote werdekeit

die kristen habe hingeleit,

und wie dû trüegest schône

des hoesten siges krône.

durch daz bin ich her zuo dir komen,

11420

ob dû hâst werden sic genomen,

daz dû den goten sîst bereit

durch ir vil süezen werdekeit,

und helfest vollebringen

mit küniclîchen dingen

11425

die loberîchen hôhgezît,

diu nû ze dieneste in gelît;

die suln wir vroelîche begân:

stolze junge vrouwen hân

und werde ritter hôhgemuot

11430

und ander hövesche liute guot,

die den goten machen

mit vreuderîchen sachen

die hôhgezît sô lobelich,

daz unser gote vlîzen sich

11435

ûf unser helfe iemer mê.

dû solt nâch lobelîcher ê

bereiten in daz opher dîn;

dâ bî sol in bereitet sîn

der lantliute opher niht ze kranc:

11440

des saget uns ir helfe danc.»

 

Diz riet im der unguote

mit smeichendem muote:

durch smeichen er im siges jach.

in sînem muote er sich versach,

11445

daz im diu rede waere

ein vreuderîchez maere.

er wânde in hân gemachet vrô.

sus antwurt im der künic dô:

«vil lieber man, vriunt ûzerkorn,

11450

wir hân vil leider verlorn

unsern trôstlîchen wân.

die uns geholfen solden hân,

die sint wider uns gesîn.

die tâten mit ir wârheit schîn

11455

eine gewârhafte lüge

und seiten alsô valsche trüge

von den werden goten hie,

daz mich zwîvels niht erlie

mîn herze unde manegen man,

11460

der sêre zwîvelen began.

uns ist vreude gar verzigen:

man sach uns sigelôs geligen.

wir sîn trûrec, sie sint vrô.

maht aber dûz gevüegen sô,

11465

daz sich ir vreude neiget,

und ir ruom wirt gesweiget,

sô tuon ich, als dû lêrest mich,

und wil iemer rîchen dich

und heize dir ân allez spoten,

11470

alsam den helferîchen goten,

anebeten eine sûl

von golde guot, diu niemer vûl

unz an der welte endes tac

in dînem namen werden mac.»

 

11475

Dô vreute sich Thêodas,

daz er alsus getroestet was.

er sprach mit vreuden zehant:

«herre, mir ist wol erkant,

wes die von Gâlilêâ jehent.

11480

des ir sinne sich versehent,

daz ist ein kintlîch trügeheit,

diu wirt schiere hingeleit,

dâ sinnerîche liute sint.

noch lîhter vil, danne der wint

11485

ein toubez loup werfe hin,

verdrucke ich in ir tumben sin.

dîn ungemüete sî verjaget.

tuo, daz ich dir hân gesaget:

lâ vorhtlîche swaere stân!

11490

dû solt die hôhgezît begân

den goten vroelîche;

sie sint sô helferîche,

daz dû getroestet wirst von in.

dû solt dînes herzen sin

11495

wâfen mit ir güete,

sô wirt dîn gemüete

von ir süezen helfe vrô.»

der künic hiez vil balde dô

gebieten, dise hôhgezît

11500

über al sîn künicrîche wît

mit opher leisten sînen goten.

diu hôhgezît wart dô geboten

allen den lantherren dâ.

die kâmen mit ir opher sâ

11505

nâch heidenlîchen siten gar

und brâhten groezlîch opher dar.

 

Die gote wurden gêret,

als heidensch orden lêret.

als uobten sie die selben tage

11510

sunder leit und âne klage,

als ez ir orden dô gezam.

diu hôhgezît ein ende nam.

dô wart ouch gêret Thêodas,

von des lêre komen was

11515

daz Avenier der künic hie

die selben hôhgezît begie.

die êwarten lobeten in

durch ir êren gewin,

die in der künec mit sîner hant

11520

vroelîche tet erkant.

nû giengen ûf den palas

der rîche künec und Thêodas.

mit vreuden sprach der künic sâ:

«vil lieber vriunt Thêodâ,

11525

nû hân ich getân durch dich

swaz dû hieze leisten mich.

ich hân die hôhgezît gewert,

als es dîn bete hât gegert.

nû ist des zît daz ouch dû

11530

dîne wârheit leistest nû,

daz mich dîn wîslîcher trôst

tuo von der irrekeit erlôst,

die mîn sun von der kristenheit

mit irreclîchem muote treit.

11535

swaz ich im tuon daz ist enwiht,

er volget mîner lêre niht.

dreu ich im dêst gar verlorn,

er ahtet kleine ûf mînen zorn.

swenne ich in mit süezen siten

11540

güetlîche beginne biten,

sô verseit er mir alsô,

daz ich leidic unde unvrô

von sîner rede werden muoz.

der swaere wirt mir niemer buoz,

11545

wan nâch dîner lêre.

nû sûme dich niht mêre,

gip mir dînen rât dar zuo,

wie ich lebe und wie ich tuo.»

 

Dô sprach der zouberaere:

11550

«herre, dîne swaere

kan ich dir senfter machen

mit alsô wîsen sachen,

daz mîner lêre Jôsaphât

vil unsanfte widerstât.»

11555

«dar umbe wil ich iemer dich

rîchen; nû bewîse es mich.»

«herre, daz sol sîn getân.

dû heiz von dînem kinde gân

al die junkherren dîn,

11560

die sîne phleger sulen sîn.

juncvrouwen, schoene und wolgetân,

die solt dû zuozim heizen gân,

die sîn phlegen alle stunt.

wirt ir heinlîche im kunt,

11565

sô kan er sich behüeten niht,

swenn er sie staeteclîche siht,

sie überwinden sînen sin.

kêrent sie ir vlîz an in,

so beginnet er sie minnen

11570

sô gar in sînen sinnen,

daz sie im liebent alle zît.

als er in danne bî gelît,

sô liebet im ir minne alsô

daz er wirt ir bete vrô:

11575

swaz sie gebietent, daz tuot er;

wan junger sinne liebstiu ger

an wîplîcher minne stât.

wîbes nam betwungen hât

manlîche kraft in süezer tugent:

11580

wîp ist ein bluomenkranz der jugent.

 

Wîp liebet junger sinne kraft.

in ir minne meisterschaft

liebet weltlîch werdekeit.

swer muot ze dirre welte treit,

11585

dem liebent minneclîchiu wîp

sinne, muot, leben unde lîp.

der welte muot von wîben nimt,

swaz dirre welte wol gezimt.

swer hât ze dirre welte wân,

11590

der muoz von ir minne hân

die hoehsten vreude, der er gert.

der welte ist wênec iemen wert,

wan der von wîbes minne treit

hôhgemüete und werdekeit.

11595

sie sint der welte hoehster prîs.

ez ist niemen alsô wîs

(er sî junc rîch arm oder alt),

ergît er sich in ir gewalt,

er müeze zir gebote stân,

11600

des wir guot urkünde hân

und als wir ofte hoeren jehen:

her an sol dîn witze sehen.

Jôsaphât der ist ein kint.

die älter unde wîser sint,

11605

die sint ze manigen stunden

von wîben überwunden.

beginnet er sie minnen,

ich sende sînen sinnen

einen geist, der dar zuo vrumt.

11610

sô der in sîn gemüete kumt,

er kan in minnen heizen

und ûf ir minne reizen.

 

Sît niemen alsô wîser ist,

in überwinde wîbes list

11615

mit ir minne meisterschaft,

sô mac sich Jôsaphâtes kraft

gên ir wer gesetzen niht.

swenne er in heinlîche giht,

sîn natûre lêret in

11620

an sie kêren sînen sin.

gên in wirt âne wer sîn kraft,

des hoere eine bîschaft.

Ez was ein werder künic rîch,

der was an werdekeit gelîch

11625

andern sînen genôzen,

rîchen künegen grôzen,

in hôhem prîse, daz ist wâr.

der was lange manegiu jâr,

daz er deheinen sun gewan.

11630

daz was dem lobes rîchen man

von herzen leit und ungemach:

ze grôzem unheile er des jach.

dô wart im ein sun geborn,

ein kint, schoene und ûzerkorn

11635

an kindes lobe: des was er vrô.

dâ wâren wîse meister dô,

mit hôher kunst niht ze laz;

die sageten im von wârheit daz,

ob daz selbe kindelîn

11640

den tac und der sunnen schîn

gesaehe ê über zehen jâr,

ez müese blinden al vür wâr.

 

Der künec erschrac vil sêre.

nâch sîner sinne lêre

11645

hiez er daz kint behalten wol

in einem steine, dâ ein hol

inne was gehouwen,

dâ niemen mohte schouwen

deweder tac noch liehtes schîn:

11650

dâ hiez er daz kint inne sîn

mit ammen, die sîn phlâgen dâ.

sô grôziu vinster anderswâ

vil tiure was, des hoere ich jehen;

sie mohten liehtes niht gesehen,

11655

wan daz von gesteine kam.

dem kinde vreude niht gezam,

wan als ez bî den vrouwen hie

kindes kurzwîle begie.

alsus wart ez unwîs gelân,

11660

wie disiu welt was getân

und ir gezierde manicvalt,

unz ez wart zehen jâr alt.

nâch disen zehen jâren,

dô sie verendet wâren,

11665

der künic sich besande

von allem sînem lande

mit rittern und mit vrouwen,

die solten helfen schouwen

sîn liebez kint, dem anderstunt

11670

geburt solte werden kunt.

 

Dô kam vil manic grôziu schar

durch den selben künic dar

mit edelen kleiden rîche

gekleidet wünneclîche

11675

mit küneclîchen dingen.

der künic hiez dar bringen

manegen wünneclîchen lîp,

beidiu man und dar zuo wîp,

wâfen, ors, rîch gewant,

11680

vil tiere wunderlîch erkant

und manigerhande wunder.

an einen rinc besunder

hiez man gân die vrouwen dâ.

dô vrâgete der knappe sâ,

11685

wie iegelîchez waer genant.

dô wart im vil schiere erkant

mit sînem namen diz unt daz.

dô vrâget er aber vürbaz:

«wie heizet diz?» (daz wâren wîp.)

11690

«ez hât den schoenesten lîp,

den ich noch iender hie gesach.»

durch sînen schimph ir einer sprach:

«ez ist der tiuvel, der den man

betriegen und verleiten kan.»

11695

sus wolter hân erschrecket in.

dô betwanc sînen sin

sîn natûre, daz er gar

diu ougen vürbaz wante dar,

danne an deheine schônheit,

11700

diu im dâ wart vürgeleit.

 

Dô diz allez was geschehen

und der knappe hâte ersehen

geschephede, wîp unde man,

zuo sînem vater wider dan

11705

vuorten in die sîne dô.

der künic vrâget in alsô

daz er im rehte sagete,

waz im beste behagete

an allen dingen, diu er sach.

11710

der knappe kintlîche sprach:

«daz tuot der tiuvel, der den man

verleiten und betriegen kan.»

«saehe dû den?» «jâ, vater, jâ!»

«lieber sun, nû sage mir wâ?»

11715

«dort ûf dem hove er ist.»

der künic vrâgete an der vrist,

wie ez ergangen waere.

dô wart im diz maere

gesaget durch einen gelimph,

11720

daz jener sprach durch sînen schimph,

daz wîp der tiuvel waere genant.

diu gämellîche wart zehant

wîte ûf dem hove breit. –

nû sich, wie mannes herze treit

11725

ie ze wîben sînen muot!

dâ von dunket mich vil guot,

wil dû Jôsaphâtes sin

an dich bekêren, daz dû in

lâzest sus belîben

11730

bî minneclîchen wîben,

sô wirt er schiere bekêret.

swaz in ir minne lêret,

daz wirt sâ durch sie getân,

als ich dir nû gesaget hân.»

 

11735

Nû lât mich sunder swaere

mit urloube ûz dem maere

ein wênic kêren, des ger ich,

wan es mîn muot betwinget mich.

dô ich an disem maere las,

11740

daz dort durch schimph gesprochen was,

daz wîp der tiuvel waere,

des sin daz niht verbaere,

sîn list verleite den man,

dô gedâhte ich dar an,

11745

wie lebendes mannes vreuden lîp

an vreuden tiurent werdiu wîp,

und nam in mîne sinne

die gêrten wîbes minne

wie diu mit werder güete,

11750

mit lobe, mit hôhgemüete

tuot êre gerndez herze vrô.

mîn herze vrâget ich alsô:

«wes wildû von wîben mir

helfen jehen, des volge ich dir.»

11755

mîn herze ein teil von zorne sprach:

«Ruodolf, mir ist ungemach,

ob dû von in iht anders gihst,

wan des dû dich von in versihst:

dû hoerest unde hilfest jehen,

11760

niemen müge baz geschehen,

dan einem êre gernden man,

des reiniu wîp sich nement an,

und im sîn ungemüete

mit wîplîcher güete

11765

ze vreude ûz sorgen kêrent

und sîne vreude mêrent

mit vreuderîcher werdekeit,

die gêrter wîbes name treit.»

 

Sus antwurt ich dem herzen mîn:

11770

«ich wolte dir der lêre dîn

gerne helfen unde jehen:

waer mir von in sô wol geschehen,

daz dû getörstest jehen mir,

daz mir ofter unde ouch dir

11775

waer geschehen baz von in,

sô baete ich gerne mînen sin

die rede versprechen und den namen,

des sich ir kiusche müese schamen.»

dô sprach mîn herze: «gar der pîn,

11780

der dir muoz bereitet sîn

von wîben, der gêt über mich:

durch daz wil ich biten dich

daz dû sie her an rechest

und disen namen versprechest

11785

ûf die gnâde, daz sie dir

der rede lônen unde mir

mîne swaere büezen,

sô daz sie dich wol grüezen.»

«hulfe ez iht, ich taete daz

11790

«ûf ir genâde.» «vürbaz

soltû sie mê versuochen,

ob sie des geruochen,

daz in wert dîn dienest sî,

sô wert, daz sie dich machen vrî

11795

von ungemüete unde dich

an vreuden troesten, unde mich

von herzesêre enbinden.»

«möhtich daz an in vinden,

daz sie daz taeten, sô woltich

11800

dir volgen, als dû lêrest mich.»

«nû versuochez, dêst mîn rât.

diu dich nû betwungen hât,

durch die sprich in allen wol

dîn dienest. durch ir güete dol

11805

ir einen dienen, si ist sô guot,

daz si noch hoehet dînen muot.»

 

Dem herzen ich dô volge jach.

disen namen ich versprach.

und jach des ûf die triuwe mîn,

11810

daz wîp ein krône, ein bluomenschîn,

ein wünne berndiu werdekeit,

diu blüejende süeze treit,

an saeldenrîchen vreuden ganz,

und manlîcher vreuden kranz,

11815

ein prîs manlîches muotes,

ein überguot des guotes,

ein lachendiu, spilndiu tugent,

ein spilndiu, lachendiu jugent,

rein, süeze, vreudenbaere

11820

manlîchen vreuden waere.

kiuschiu wîpheit diu ist wert

des besten lobes, des man gert.

wîplich name dêst ein wort,

daz aller worte hoehsten hort

11825

an gotes geschaft wol kroenet;

gebluomet unde geschoenet

ist weltlîchiu vreude an in;

wîbes name ist ein gewin,

der mannes namen und werden man

11830

an herzenvreuden herzen kan.

geherzet herze an wîben nimt,

swaz herzeliebe wol gezimt:

daz ist vil gar an wîben.

wer möhte volleschrîben

11835

wîbes lop unz an daz zil?

mîner meister ist sô vil,

die an ir süezen werdekeit

hânt süezes lobes vil geleit,

daz mîn künstelôser sin

11840

niht niuwes sprechen mac von in.

 

Reiner name, nû wizzest daz:

kundich dir wol gesprechen baz

oder waere ez hie diu zît,

daz ez die liute sunder nît

11845

an disem maere liezen,

mich wolte niht verdriezen,

ich wolte gerne dînen prîs

(waer ich sô künsterîch, sô wîs)

sprechen, hoehen, mêren,

11850

ze hoeherm lobe kêren:

daz hoeret an diz maere niht,

als des maeres urhap giht,

durch daz muoz ich ez hie lân.

swaz ich von dir gesprochen hân,

11855

daz tet ich durch alsolhe site,

daz ich verspraeche dich dâ mite:

hie bî wizzest mînen muot.

swer deheine rede tuot

von dir anders danne er sol,

11860

daz ez mir niht behaget wol,

daz zeigte ich gerne baz, möhtich

es geniezen umbe dich:

daz stê an den gnâden dîn,

unde an dem gelücke mîn.

11865

tuo mir nâch dînen êren

und lâ mich aber kêren

wider an daz maere hie,

dâ ich die rede hie vor lie,

dô ich urloubes wolte gern:

11870

ich mohte niht der rede enbern.

 

Der künic was des râtes vrô.

mit volge verjach er dô,

er haete sunder missetât

vunden gar den besten rât.

11875

er schiet nâch dem râte

gar von Jôsaphâte

swaz bî im ûf dem palas

sîner junkherren was.

juncvrouwen schoene und wol getân

11880

hiez er dar zuozime gân

und gehiez in waerlîche,

daz er sî iemer rîche

mit rîlîchen sachen

vil gerne wolde machen,

11885

swelhiu sô wol sîn phlaege,

daz er bî ir gelaege.

ûf des geheizes lieben wân

hiez er sie zuo dem herren gân,

gestalt sô ritterlîche wol,

11890

daz des niemen wundern sol,

ob ir volge ein junger man,

der sie solde sehen an,

mit sîner volge jaehe

ir willen, als er saehe

11895

bî im sô minneclîchiu wîp

und alsô manegen schoenen lîp.

die schoensten, die man dâ vant

gewahsen über al daz lant,

die hoehsten von gebürte gar

11900

lie man zuo Jôsaphâte dar.

 

Die juncvrouwen vil gemeit

wâren stolzlîche bekleit

und an ir lîbe minneclich.

sie begunden vlîzen sich

11905

mit im heinlîcher site,

dâ sie bekêren wolten mite

den reinen gotes degen guot

an sich. sie kêrten gar ir muot

mit heinlîchem sinne

11910

an Jôsaphâtes minne.

des geheizes lieber wân,

der in was dâ vor getân,

und des junkherren liehter schîn

vuogte ir herzen grôzen pîn:

11915

sie wolten in vil gerne hân,

wan ez mit vuoge möhte ergân.

dô wart im ofte erzeiget, daz

sie waeren im des niht ze laz.

swes er haete an sie gegert,

11920

benamen, des waer er gewert.

sie wâren mit im alle stunt.

sîn vil tugende rîcher munt

wart von in küssens niht erlân.

ûf sîner minne lieben wân

11925

ir herze in sînen minnen bran.

des wart der gotes dienestman

von in vil ofte innen

mit wîplîchen minnen,

des sie mit vreude in werten,

11930

sô sie ze vriunt sîn gerten.

 

Von dannen huop sich Thêodas,

dô der rât gevrumet was.

als er in sîn hol dô kam,

sîniu zouberbuoch er nam:

11935

des tiuvels werder dienestman

mit sînem zouber dô gewan

einen tiuvel, den er twanc,

daz er des junkherren gedanc

und sîne staete sinne

11940

kêrt an der vrouwen minne,

der tiuvel was betwungen

von des zouberaeres zungen

mit nigromanzîe alsô,

daz er sich muoste heben dô

11945

zuo dem süezen Jôsaphâte

mit sînem leiden râte.

der vrouwen minne gernden sin

enzunter alsô sêre an in,

daz sie begunden sêre

11950

ie mêre und aber mêre

den junkherren minnen,

in sînen minnen brinnen.

des junkherren gemüete

vil nâch sô sêre erglüete,

11955

daz er ir minnen geltes jach

vil nâch, swenn er sie anesach.

wan daz ze gote herter was

sîn herze danne ein adamas,

sô waer sîn muot verkrenket

11960

und gote an staete entwenket.

 

Nû wart der reine guote

gewar in sînem muote,

daz des hellewarten zorn

wolde gerne an im bekorn

11965

sîner staeten sinne kraft.

doch wart sîn herze sigehaft

von gotlîcher lêre gar.

der nam er vlîzeclîche war:

sîn herze dicke wart ermant,

11970

daz er der sêle gewant,

den lîp, behielte reine

von süntlîchem meine,

daz sîniu brûtlouflîchen kleit,

diu sûber wâren angeleit,

11975

iender mâsen solden hân,

swenn er zer wirtschaft solde gân,

dar des hoehsten keisers kint

alle, die genennet sint,

geladet an sîne brûtlouf hât.

11980

swem dâ gebristet reiner wât,

der muoz in endelôsez klagen

dulten jaemerlîchez jagen.

her an gedâhte Jôsaphât.

die vil reinen süezen wât,

11985

diu mit dem toufe erreinet was,

behielt er lûter als ein glas,

reine und niht entreinet,

von sünden niht vermeinet.

des kriuzes segen was im bî,

11990

der machet in von zwîvel vrî.

 

Sîn gebet er ofte sprach

durch des zwîvels ungemach

ze gote in sînem muote:

 

«Krist, herre got, der guote,

11995

lâ mich geniezen, daz dîn trôst

mich armen sünder hât erlôst

von mînen süntlîchen wegen,

und ruoche mîner sinne phlegen

staete in dîner lêre

12000

durch der gnâden êre,

daz dû, vil reiner süezer got,

geruochtest mich in dîn gebot

wîsen nâch den hulden dîn.

nû ruoche dir die kiusche mîn

12005

behalten reine und unverschart,

diu dir von mir benennet wart

kiusche iemer mêre

nâch kristenlîcher lêre:

die ruoche mir behüeten sô,

12010

daz mîne vînde iemer vrô

werden sigender kraft an mir.

mîne kiusche hân ich dir

geophert, herre, süezer Krist.

sît dû mit kiusche reine bist,

12015

sô lâ mir daz heil geschehen,

daz dich mîn sêle müge sehen

mit kiusche reineclîche

in dînem himelrîche.

nû ruoche dir behalten mich;

12020

lâ mich geniezen, daz ich dich

geloube zeinem reinen gote

nâch dîner lêre gebote.»

 

Swenn er ze gote sîn gebet

alsus nâch sîner helfe tet,

12025

sô verstuont er sich zehant,

daz gotes helfe im wart erkant

und daz gestaetet wart sîn sin.

nâch dem gebete liezen in

die üppeclîchen sinne

12030

zuo dirre vrouwen minne.

gotes und des gelouben kraft

vertreip des tiuvels meisterschaft,

daz von dem herren unverzaget

des herzen zwîvel wart verjaget.

12035

sus muoste dulten Jôsaphât

von dem tiuvel manigen rât,

den er an in ie kêrte,

als in betwungen lêrte

des tiuvels junger, Thêodas.

12040

dô er von im gescheiden was,

sîn valscher rât, sîn kündekeit

ze allen zîten was bereit

mit manigem valschen râte

gên dem jungen Jôsaphâte.

12045

er wolte mit den vrouwen in

verkêret hân und sînen sin,

als er mit wîbe an sich gewan

Adâmen, den êrsten man,

den er betrouc mit Êvâ.

12050

die selben liste vant er dâ,

daz er wolte verrâten

den jungen Jôsaphâten.

 

Nû was bî den vrouwen dâ

des küneges kint von Syrîâ.

12055

diu was daz schoeneste wîp,

diu den minneclîchesten lîp

dâ hâte in dem lande:

nieman ein wîp erkande

bî der zît sô minneclich.

12060

diu begunde troesten sich

ir schoene, ir lîbes unde ir jugent

an des junkherren tugent.

ûf den lieplîchen wân,

der von dem künege was getân,

12065

und durch sînen stolzen lîp

minnet in daz selbe wîp.

si was aldar gevangen komen;

ir vater hâten sî genomen

dâ vor sîne vînde ê.

12070

daz ellende tet ir wê;

der jâmer nâch ir rîcheit,

diu ir muoste sîn verseit,

twanc sî nâch dem geheize hân

liebes ergetzennes wân,

12075

von dem si würde leides vrî.

si gesaz dem herren bî,

der rede si hin zim began.

er sach sî zühteclîchen an,

er sprach: «vrouwe, saelic wîp,

12080

dîn liehtiu jugent, dîn schoener lîp

hât mir sorgen vil gegeben.

sol dîn minneclîchez leben

in ungelouben sterben?

owê! soltû verderben,

12085

daz got beroubet wirt an dir?

daz gît vil grôze swaere mir.

 

Sol dîn sêle sîn verlorn

und sol der grôze gotes zorn

durch dînen ungelouben dich

12090

verteilen, daz müet iemer mich.

daz wende, saelden rîcher lîp.

gedenke, minneclîchez wîp,

durch rehte wîplîche tugent

an dîne minneclîche jugent,

12095

und nim in dîne sinne

die süezen gotes minne.

toufe dich durch sîn gebot,

wan dir der gewaere got

in dirre welte hât gegeben

12100

ein alsô wünneclîchez leben,

daz dir wirt baz gekroenet

und tûsentvalt geschoenet

in dem himelrîche.

ob dû wilt êwiclîche

12105

ein lebendez leben koufen,

sô soltû dich toufen

und solt an den gewaeren Krist

gelouben, der dîn schepher ist,

der dir mit endelôser zît

12110

ein iemer werndez leben gît.»

diu vrouwe sprach: «nû daz tuon ich

ob ich alsus erbarme dich,

als dû gihst, sô soltû

tuon, des ich muote nû.»

12115

«swaz dû wilt, vrouwe, daz tuon ich,

daz dû gote toufest dich

und dich dem tiuvel roubest

unde an got geloubest.»

 

Dô sprach daz minneclîche wîp:

12120

«wil dû gote mînen lîp

und mîne sêle koufen

und sol ich mich toufen,

sô tuo, des ich an dich ger.»

«gerne, vrouwe mîn!» sprach er,

12125

«ich tuon gar den willen dîn.

nû sage mir, waz dû wellest mîn.»

«dâ lâ mich dir angesigen,

daz dû geruochest bî mir ligen

hînaht durch den willen mîn,

12130

daz ich mich geniete dîn

und dû dich mînes lîbes,

des schoenesten wîbes,

diu hie ze lande iender ist.

tuost dû daz, ich wil durch Krist

12135

mich morgen toufen unde wil

der heidenschefte geben ein zil.

iuwer ê diu giht alsô:

der engel koere werden vrô,

bekêre ein rehter sünder sich.

12140

durch daz soltû bekêren mich,

daz dû teilhaftic mügest sîn

des toufes, des gelouben mîn.

dû bist sô rehte minneclich,

daz ich dînes lîbes mich

12145

genieten wil, mac ez ergân,

und wil nâch dîner lêre stân

dar nâch ze dînem gebote

und wil gelouben dînem gote.»

 

Dô diu vrouwe diz gesprach,

12150

der herre bî im sitzen sach

einen tiuvel, daz ist wâr,

als einen liehten engel klâr.

der mant in, daz er lôste

von zwîvel, von untrôste

12155

der wolgebornen vrouwen lîp,

und hiez in daz edel wîp

zuo dem gelouben bringen

mit sus getânen dingen

von der unrehten heidenschaft.

12160

sus was in manigen stric behaft

der werde gotes dienstman.

diu juncvrowe in vil sêre began

erbarmen in dem muote.

Jôsaphât, der guote,

12165

versach sich des, daz dirre bote

rehte waer gesant von gote.

dô der tiuvel hin verswant,

dô sprach der gotes wîgant:

«vrouwe mîn, dû hâst gegert,

12170

des dû vil kûme hie gewert

von mînem lîbe werden solt:

ich bin dir sus in gote holt.

volge mîner lêre mir!

dirre bete wil ich dir

12175

verzîhen hie, als ich dir sage.

an dem süezen gotes tage,

dô ich den touf wolte

enphâhen, als ich solte,

dô gehiez ich daz gote,

12180

daz ich in sînem gebote

wolde durch die hulde sîn

im die reinen kiusche mîn

behalten staete, reine,

bewart vor allem meine:

12185

daz wil ich im zerbrechen niht,

biz daz man mich leben siht.

 

Ez waer ein süntlîcher kouf,

ob ich dir koufte alsus den touf.

dû solt sus der lêre mîn

12190

volgen durch die sêle dîn.»

diu juncvrowe sprach aber dô:

«herre mîn, wie gihst dû sô,

daz ez sî sô süntlich?

dû solt wol bedenken dich,

12195

waz iuwer ê gebiutet,

des ist mir vil bediutet

von kristenen liuten.

die hôrte ich mir bediuten

in mînes vater rîche,

12200

daz man wol unsüntlîche

von rehte wîp solde hân,

daz ez niht waere missetân.

swer ez an iuwern buochen

wil geschriben suochen,

12205

der vindet, daz die wîssagen,

die patriarchen bî ir tagen

mit gote wîbe phlâgen,

bî den sie kiusche lâgen.

dâ bî saget ir alsus,

12210

der boten vürste, Petrus,

haete ouch wîp bî sîner zît,

und jeht, daz er doch würde sît

gewaltic unde gewaere

ze himele slüzzelaere.

 

12215

Paulus ez geboten hât

und aller iuwer lêrer rât,

daz man sol wîp ze rehte hân.

dunket dich daz missetân?

ich waene wol, sô zwîvelstû

12220

an der kristenheite nû.

wildû mit irrekeite sîn,

daz krenket mir die lêre dîn.»

Jôsaphât antwurte ir dô:

«vrouwe mîn, ez ist alsô,

12225

als dîn munt alhie vergiht;

unser ê diu wert daz niht,

swer wîp wil hân, daz ist vil guot;

ob er daz mit rehte tuot,

der tuot niht wider gotes gebote.

12230

daz aber ich hân geheizen gote,

wie möhte ich im des abe gân?

ich muoz ez im gewaere lân.»

«nû diz sî ouch der wille dîn.

wildû vrô mînes heiles sîn,

12235

sô lige dise naht bî mir,

daz ich geniete mich mit dir

mit minneclîcher liebe kraft

lieplîcher geselleschaft,

sô lobet mîn triuwe wider dich,

12240

daz ich morgen toufe mich.

durch dich wil ich mich toufen;

wildû mich wider koufen

mit dînem schoenen lîbe,

daz dû mich hâst ze wîbe,

12245

sô tuon ich, swaz dû râtest mir,

wirdich gewert der bete an dir.»

 

Jôsaphât, der guote man,

vil sêre zwîveln dô began.

er dâhte, ob erz verbaere,

12250

daz ez vil wirser waere,

dan ober sî sus koufte,

daz si sich gote toufte.

si wegete sîn gemüete mê,

dan ie getet sîn vater ê.

12255

an grôzen zwîvel was er brâht;

als es was dâ vor gedâht,

alsô was ez nâch vollekomen,

dô si hât in an sich genomen,

und in bat mit süezer staete,

12260

des maniger gerne baete,

so er allerbeste kunde,

ein wîp, an der er vunde

sô guote rede, sô schoenen lîp.

swen ein sô minneclîchez wîp

12265

der guoten rede gewerte,

der taete, swes si gerte.

diz wil ich sprechen ouch von mir,

daz ich müese helfen ir

zuo des toufes reinekeit,

12270

als ich hie nû hân geseit.

ich würde überwunden sus,

ob mir sô manigen süezen kus

bute ein alsô schoenez wîp,

daz ich minnete ir werden lîp

12275

ûf die rede, daz si sich

gote ergaebe, des hulfich.

ein solich almuosen waer mîn gir,

ob es geruochte ein wîp von mir.

ich bin wîben alsô holt,

12280

daz ich in durch ir minnen solt

sus wolde güetlîche

koufen daz himelrîche.

ich würde ir trûtgeselle,

möhtich sie von der helle

12285

sus erloesen, dêst mîn muot.

swer in sô gerne taete guot,

dem solde sîn ir danc bereit,

daz zaeme wol ir wîpheit.

 

Nû lâzen die schimphrede stân.

12290

dô disiu bete was getân

und Jôsaphât, der guote,

begunde in sînem muote

von zwîvel hân des muotes val,

dô wart ze walde ein michel schal

12295

vür jenez hol, dâ Thêodas

der zouberaere inne was.

sie riefen alle: «kêrâ dan!

dirre krefte rîche man,

der unser widersatz was ie,

12300

des muot wir noch erwegeten nie,

den hât an disen stunden

ein wîp gar überwunden.

sîn hôhiu veste neiget sich,

diu ist nû bewegelich.

12305

diu zît nâhet, kêren hin!

under uns drücken wir in.»

sus sante sie des tiuvels man

zuo Jôsaphâte wider dan.

der kunde selten rasten

12310

mit gebete und ouch mit vasten,

unz in sîn kestegunge twanc,

daz er vil wênic den gedanc

zuo dirre welte kêrte.

des lîbes nôt in lêrte,

12315

daz sîn gelust sich selten ie

ze dirre welte minne lie;

wan unraetlîchiu armuot

grôze hôhvart selten tuot.

alsus was Jôsaphât bewart

12320

von weltlîcher hôhvart

mit kestegunge des lîbes.

diu minneger des wîbes,

ir bete, ir süeziu zunge

twanc in der kestegunge.

 

12325

Dô er alsus betwungen was,

sîn gebet er gote las:

«herre, ich gedinge an dich,

daz dû sô wol behüetest mich,

daz ich ûf dirre erde

12330

geschant iemer werde,

und daz dû mîne sinne mir

behaldest reineclîche dir.»

des gebetes er ie phlac

beidiu naht und den tac

12335

ân underlâz von herzen ie.

vil andâhtlîche ûf sîniu knie

liez er in dem gebete sich

vor im ûf den esterich.

ein slâf begreif in, er entslief,

12340

dô er an gotes helfe rief.

nû sach er, als ich hân vernomen,

egeslîche liute komen.

des dûhte in, daz sie naemen in

ein teil von sînen sinnen hin.

12345

in sînem troume er sich sach

die geiste, von den ich nû sprach,

vüeren an ein schoene velt,

dâ manegerhande vreuden gelt

sînen ougen wart erkant.

12350

daz velt er gebluomet vant

sô wünneclîche, daz er jach,

daz vleischlîch ouge nie gesach

sô wunsches rîchen ougenglast.

wunschlîcher vreuden niht gebrast

12355

ob weltlîchem wunsche alhie,

dâ man daz velt in schouwen lie.

 

Er sach dâ wünneclîche stân

edel boume wolgetân,

die mit süezer genuht

12360

den ougen wünne bernde vruht

gâben an süezer gesiht.

ouch gebrast in des niht,

sie gaeben alsô reinen smac,

daz sîn hôhiu süeze wac

12365

vür al der welte wünne gar.

sô schoene und alsô wolgevar

schein ir loup, ir vruht, ir bluot,

daz allez irdische guot

mohte niht gelîchen sich

12370

der geschaft vil wünneclich.

sô sich von einem winde,

senfte, süeze und linde

der löuber dicke underdranc,

sô wart ein alsô süezer klanc,

12375

daz menschlîcher ôren tor

nie gehôrte ê dâ vor

sô wünneclîch gedoene.

von golde, lieht und schoene,

stuonden liehte stüele dâ.

12380

hie bî ûf disem velde sâ

sach er vil wünneclîche stân

sô rîchiu bette wolgetân,

daz ir vil rîchiu edelkeit

der welte rîcheit ist verseit.

12385

dâ bî vluzzen al vür wâr

liehtiu süeziu wazzer klâr,

der vlôz was wünnebaere.

swer ie gewesen waere

mit leide, er müese sîn genesen,

12390

solter sîn aldâ gewesen.

 

Dô der gotes wîgant

die vreude bernde wünne vant,

die geiste, die in brâhten dar,

die vuorten in schier anderswar

12395

durch daz velt ein reinez phat

gên einer wünneclîchen stat.

diu gap alsô liehten schîn,

daz niht schoener mohte sîn

der sunnen liehter widerglast.

12400

der stat an rîcheit niht gebrast:

beidiu rincmûr unde graben,

die türne hôhe ûferhaben,

von golde, lûter, reine.

daz edelste gesteine,

12405

daz mannes ouge ie gesach,

von dem ie zungen ort gesprach

ze gastlîcher rîcheit,

dâ mite sach er sîn bereit

die türne und ouch die veste gar.

12410

der steine glast den strâzen bar

alsô liehten liehtes schîn,

daz dâ mit staete muoste sîn

tac zallen zîten sunder naht.

dâ was von liehte gar bedaht

12415

der trüeben naht ir trüebe zît.

vroelîche unde enwiderstrît

hôrt er daz süezeste gesanc,

daz mannes ôren ie erklanc:

daz gap vil vreude rîchen schal,

12420

der in der stat vil wîte erhal.

 

In dem vil süezen dône

hôrt er dâ singen schône

ein engelische stimme guot,

diu wol ervreute sînen muot.

12425

diu stimme in dem dône sprach:

«ein ruowe, ein ewiclîch gemach,

mit vreude, ân ende, sunder leit

ist gotes erwelten hie bereit.

den kiuschen ist gehûset hie:

12430

die gote wol behageten ie

durch ir kiusche reine site,

den wil got hie lônen mite,

biz daz er in ân endes zît

ein endelôsez rîche gît.»

12435

Jôsaphât, der guote, sprach,

als er die grôzen vreude sach:

«gnâde, lieben herren mîn,

lât mich in disen vreuden sîn,

und mügez anders niht ergân,

12440

sô lât mich doch alhie bestân

in einem winkel kleine.»

dô sprâchens algemeine:

«vriunt, daz mac nû niht ergân.

dû muost ê vil arbeite hân

12445

und ê vil dicke in gotes gebote

erswitzen. maht dû danne in gote

lîden weltlîch arbeit,

sô wirt dir alhie bereit

ân ende ein vroelîchez guot

12450

in dirre süezen heimuot.

durch daz soltû dich kiusche gar

behalten gote und sünden bar.»

 

Jôsaphât belîben bat

in der gotes erwelten stat,

12455

die in dâ vuorten, dise diet.

vil ungerne er dannen schiet:

dô mohter niht belîben dâ.

die geiste vuorten in dô sâ

hin überz velt von dirre stat

12460

ein vil trûreclîchez phat.

dâ hôrter angest unde leit,

in klägelîcher arbeit

wuofen, schrîen, klagende nôt.

dâ was der sterbende tôt

12465

und angestlîcher aneblic

in einer vinster, diu was dic.

dâ hôrt er niht vreuden mê,

wan ach, leit unde owê.

sie riefen: «wê!» und niemer: «wol!»

12470

diu leide stat was leides vol,

von smacke grôz unreinekeit,

mit jâmer trûreclîchez leit,

wallende viures flammen heiz.

in disem viure sêre beiz

12475

allerhande slangen vruht

die armen sêle sunder zuht.

hagel, bech unde swebel,

ein viur regenender nebel

ûf die vil armen sêlen gôz

12480

wallende hitze grôz.

in was daz leide leben sûr;

der viur giezende schûr

erlie sie selten dirre nôt.

diz was mit nôt ein lebender tôt,

12485

der dâ mit sterbenne geschach

und doch nie starp sîn ungemach.

 

Eine stimme hôrter dô

schrîen ängestlîche alsô:

«diz ist der sündaere pîn.

12490

die man siht in sünden sîn

in ir lebenden stunden,

und alsô werdent vunden,

den muoz iemer sîn bereit

diz klagende leit mit arbeit.

12495

owê, daz er ie wart geborn,

dem disiu nôt muoz sîn erkorn!

owê dem geslähte gar,

von dem sîn muoter in gebar!

owê dem lîbe und niemer wol,

12500

der her die sêle trîben sol!

owê dir, unkiuschez leben,

hie wirt dir dîn lôn gegeben!

im wirt bezzers niht beschert,

swer unkiusche ûz der welte vert:

12505

diz ist der sündaere lôn.»

dirre jâmerlîche dôn

was in der vinster grôz aldâ.

Jôsaphâten brâhten sâ

wider die gesellen sîn

12510

an sînen sin. als im wart schîn

der rehten vreuderîchez leben,

daz in ze lône wirt gegeben,

und daz vil klagelîche leit,

daz den sündaeren ist bereit,

12515

ein sô grôz jâmer in begreif,

daz al sîn vreude gar zersleif.

 

Der armen sünder lebender tôt

vuogtim alsô grôze nôt,

daz er vil kûme lebete.

12520

sîn jâmer sêre strebete

nâch der vil süezen rîcheit,

die got den sînen hât bereit.

diu vorhte erschracte sînen sin;

dâ bî betwanc der jâmer in,

12525

daz sich der gotes dienstman

hin wider sêre senen began,

dâ er daz lebende gemach

in der stat mit vreuden sach.

der jâmer und der armen nôt

12530

im alsô grôzen kumber bôt,

daz er vil siech den morgen lac

und ungesunt vil sorgen phlac.

dem künege schiere wart geseit

sînes kindes siecheit.

12535

er gâhte zuozim balde dar

und wolte gerne nemen war,

waz im geschehen waere:

sîn leit was im vil swaere.

er kam und wolte in gesehen,

12540

und vrâgete, was im waere geschehen.

dô sprach der guote Jôsaphât:

«owê, vater, daz dîn rât

mir mit sô grôzer kündekeit

hât alsô manegen stric geleit!

12545

haete mich got niht behuot,

sô müese ich in der helle gluot

lange wîle sîn gewesen.

daz ich bin der nôt genesen,

des wil ich iemer loben Krist,

12550

der aller güete ein urhap ist.

 

Owê, lieber vater mîn,

waz got den erwelten sîn

ze lône vürgehalten hât,

und wie er die verderben lât,

12555

die gên im hinnan schuldic varnt

und sînen willen niht bewarnt!

owê, waz ich gesehen hân!

owê, wie sol ez dir ergân,

wil dû alsô scheiden hin,

12560

daz dû niht bezzerst dînen sin!

owê, waz danne gotes zorn

dir ze lône hât erkorn:

ein tôt, der iemer mêre wert,

ein nôt, diu niht endes gert,

12565

diu muoz dir iemer sîn bereit

ân ende in wernder staetekeit.

ouch hânt dir diu ougen mîn

von gote erspehet die miete dîn,

die dir hât behalten Krist,

12570

ob dû im gehôrsam bist:

daz ist ein vreuden rîchez leben,

dem niht endes wirt gegeben.»

alsus seit er unz an daz ort,

waz er haete ersehen dort:

12575

den trôst, daz vorhtlîche leit,

als ich hân hie vor geseit,

leiter sînem vater vür

in maneger drôlîcher kür

und manegen trôst vil trôstlich,

12580

wolder gote bezzern sich.

 

«Ich wil ûf die gnâde gotes,

ûf den wec sînes gebotes

gâhen nâch den hulden sîn.

dâ Barlââm, der meister mîn,

12585

wont, dâ wil ich kêren hin:

nâch im senet sich mîn sin.

werstû mir daz, ez ist mîn tôt.

der jâmer gît mir solhe nôt,

der mir wirt niemer mêre buoz,

12590

ob ich sîn entwesen muoz.

stirbich sus von den schulden dîn,

sô muost dû kindes âne sîn

und maht ein vater heizen niht,

sô man dich kindes âne siht»

12595

sprach der gotes erwelte man.

der künec erschrac und sach in an.

im was vil herzeclîche leit

sînes kindes staetekeit.

in dûhte, er waere entsetzet,

12600

an vreuden gar geletzet:

er gie ûf sînen palas.

die tiuvel gar, die Thêodas

dâ vor hâte dar gesant,

die kêrten wider an in zehant.

12605

ir geschrei daz was sô grôz,

daz ez ze walde verre dôz.

sie sageten, wie des herren kraft

an in was worden sigehaft,

swenn er sprach gote sîn gebet

12610

und er vor im daz kriuze tet,

wie er sie danne überwant

und sie mit sige tet geschant.

 

Dô sprach aber Thêodas,

der des zoubers meister was:

12615

«wie was iuwer kraft sô blint,

daz iuch ein sô jungez kint

sô lîhteclîchen überwant?»

die tiuvel sprâchen sâ zehant:

«dô wir die liste erdâhten

12620

unde an in die brâhten,

mit den Adam verleitet wart

nâch unserr meister wîser art,

sô was er ie alsô bereit,

daz wir gar unser arbeit

12625

gên im von Kriste verlurn.

unsern sic wir gar verkurn:

als er des kriuzes zeichen ie

vor im in kriuzewîs begie

und danne an Kristes helfe schrê,

12630

sô wart uns von viure wê,

daz mit kraft ûf uns zehant

von Kristes zorne wart gesant:

daz hât uns dicke wê getân.

wir getürren niemer mê bestân

12635

Jôsaphâten, den degen,

sô wol hüetet sîn der segen,

den des kriuzes zeichen hât,

mit dem vil wol besigelet stât

sînes vesten herzen tor.

12640

er hât sich wol bewart dâ vor,

daz er iemer alle vrist

von uns ungewunnen ist.»

 

Dô sus von gote entsetzet was

sînes willen Thêodas,

12645

er lebete trûreclîche.

ouch was der künic rîche

mit leide in sorge ergriffen sô,

daz er was trûric unde unvrô.

sîne boten santer sâ

12650

nâch sînem meister Thêodâ.

der kam ze hove balde

von sînem wilden walde.

sîn herre gên im verre gie,

vil güetlîche er in enphie.

12655

vil trûreclîche er zuozim sprach:

«meister mîn, daz ungemach,

daz mich getrüebet lange hât,

dar umbe ich suochte dînen rât,

daz lenget an mir sêre sich.

12660

daz dû nû jungest lêrtest mich,

daz tet ich, ez vervie mich niht:

der rât ist worden gar enwiht.

nû suoche vür baz mêre,

ob dû deheiner lêre

12665

dich künnest vürbaz verstân,

diu uns ze helfe müge ergân:

die lêre mich. dêst an der zît.

mînes sunes widerstrît

hât mich sô sêre entêret,

12670

daz ich es bin versêret.

nû lêre! swaz dû lêrest mich

ze dirre sache, daz tuon ich.»

 

Dô gerte ûf den palas

zuo Jôsaphâte Thêodas

12675

ze einem sunderrâte.

dô huop er sich vil drâte

gên Jôsaphâte schiere

mit dem künege Aveniere.

Jôsaphât enphie sie wol,

12680

wan er was reiner güete vol.

dô sie gesâzen an den rât,

dô wart der guote Jôsaphât

in maniger itewîze

bestanden dâ mit vlîze,

12685

daz er durch sînen vater nie

niht getet, wan daz er ie

des vater bete entwerte,

des er mit vlîze gerte,

daz er lieze kristenleben,

12690

an daz er sich haete ergeben,

daz wider sînem vater was.

dô sprach hin zime Thêodas:

«nû sage mir, lieber Jôsaphât,

wer riet dir disen tumben rât,

12695

daz dû die gewaeren gote

alsô gar in dînem spote

mit dîner widerrede hâst

und dû dich doch wol verstâst,

daz sie dir guot, êr unde leben

12700

mit ir gewalte hânt gegeben?

 

Sie gâben dich dem vater dîn.

dem hâst dû daz gemüete sîn

sô dicke an dir beswaeret,

daz dû hâst ervaeret

12705

an ungemüete sînen muot,

daz ist vil übel und niht guot:

dâ mite hâst dû dich behaft

in der lantliute vîentschaft.

dir ist daz kristenleben wert,

12710

des niemen wîser gerne gert.

dîn vater ist sô wolgemuot,

waer daz kristenleben guot,

er haetez ouch genomen an sich.

nû soldestû versinnen dich,

12715

daz die besten, die nû lebent,

an die gote sich ergebent:

an daz soltû dich kêren

und dînen vater êren,

wan ez gezimet kinde wol,

12720

daz ez den vater êren sol

und volgen sîner lêre.»

des wart vil und mêre

dem junkherren dâ geseit.

im wart diu reine kristenheit

12725

gevelschet von in beiden:

sie begunden im sî leiden.

des nam er vil kleine war:

sîn herze wart gevestent gar

in reines herzen willen gote,

12730

staete in sînem gebote.

 

Des himelischen keisers kneht

began diz grôze unreht

mit zühten merken: er gesweic.

sîn muot niht wan ze gote steic.

12735

er sprach mit gotes lêre sâ

zuo dem valschen Thêodâ:

«swîc, unrehtiu irrekeit!

dîn irrekeit dich hôhe treit.

der welte schande ûz Bâbilôn,

12740

dâ rehter sprâche ganzer dôn

gebrochen unde geschendet wart

von unrehter hôhvart

ûf turri kâlannâicâ,

dîn herze hât gehûset dâ.

12745

der valschen Bâbilône rât

der welte rede entrihtet hât.

dû vervluochter alte unwîs,

in gotes vluoche bist dû grîs.

verworhtiu vruht von Kânâân,

12750

wer geriet dir den wân,

daz dîner valschen zungen ort

ie getorste valschez wort

gesprechen gên der kristenheit,

diu rehte und redelîche treit

12755

die gewaeren lêre gotes,

den rehten urhap sîns gebotes?

valschiu valscheit, wîse mich,

weder dunket waeger dich:

dienen dem, des wîser rât

12760

elliu dinc geschaffen hât,

oder einem bilde, daz ein hant

gemachet hât und ist genant

von einem menschen ein got

durch des tiuvels gebot?

 

12765

Dîn got, dem dû dich ergîst,

der ist vil junger, dan dû sîst.

dû waer ein mensche geborn,

ê dînem gote ie würde erkorn

dehein erkantlîch geschaft.

12770

merke dînes gotes kraft:

gêt dîn got? niht! er stât.

swâ man in sitzende lât,

stêt er dâ? nein er, niht!

sprichet er? hât er gesiht?

12775

gehoert er? kan er sprechen wol?

nein er, benamen! er ist hol

an rehten witzen unde laz,

als ein gegozzen laerez vaz.

er ist, swie dû machest in,

12780

ein gôz, ân allerslahte sin.

steine, silber, golt sie sint

stummen, âne gehoerde, blint,

in der gebote ir gerne lebet

und den ir iuwer opher gebet.

12785

swaz ir in ophers bringet dar,

daz hât vil hoeher krefte gar

dan die gote, die dû hâst,

ob dû der wârheit dich verstâst.

ein vihe gehoert, ez siht, ez gât,

12790

von gote ez lebende krefte hât:

sô ist dîn got ein geschaft

reht als ein stoc, ân alle kraft.

daz vihe ist gotes hantgetât;

ein mensche gemachet hât

12795

dînen got mit sîner kunst

âne sin, sunder vernunst.

 

Dîn got, dem dû bist sô holt,

ist er silber oder golt,

sô muoz diu staete huote dîn

12800

vor den dieben hüeten sîn.

ist er holz oder lein

oder ein kreftelôser stein

sunder nutz, sô gar unwert,

daz sîn ze nutze niemen gert,

12805

sô hât er krefte wol sô vil,

ob sîn der diep niht steln wil,

daz man in von der stat niht treit.

daz kumt von der krankeit,

daz man sîn niht geniezen mac.

12810

dîn got in einem viure lac,

dô man in smitte unde gôz.

ein holz, ein stein, ein erde blôz

ist er; er wuohs in wilde,

ê daz in zeinem bilde

12815

gemachet eines menschen hant:

wie mac daz sîn ein got genant?

der heizet got, des wîser rât

daz mensche gemachet hât,

daz mit sîner wîsheit

12820

daz bilde gôz oder sneit.

daz dû heizest dînen got,

daz ist gotes und der welte spot.

nû prüeve in den sinnen dîn,

ob daz ein got müge sîn,

12825

daz deheiner slahte kraft

hât wan von der meisterschaft,

die menschlîchiu wîsheit

mit listen an ez hât geleit?

 

Tumber gouch, nû sich dar an,

12830

dîn got leben nie gewan;

er starp ouch nie, wan im daz leben

nie lebelîche wart gegeben.

er wart nie lebende unde ist tôt.

wirt dir eines phandes nôt,

12835

ist er danne güldîn

oder rîche silberîn,

sô tuot sîn helflîcher trôst

dich allerbest von sorge erlôst.

nû merke, tumbez wiht, den spot.

12840

wer mac verpfenden rehten got?

wer mag in verkoufen ouch?

swîc, sinnelôser gouch!

leg dîne hant vür dînen munt,

dir ist niht wan tôrheit kunt.

12845

lâ dîn âkôsen sîn!

ze liebe dem vater mîn

sitzestû hie unde seist

ein trügespel, daz dû niht weist

selbe rehte, war diu wort

12850

kêrent urhap oder ort.

dû bist sô gar der witze erlân,

daz dû niht weist, wie ez sol gân

deweder nâch oder vor.

dû heizest mich ein toubez hor

12855

anebeten und einen stein,

dâ weder vleisch noch bein

noch âder ist noch lebendiu kunst,

niht wan durch mînes vater gunst.

 

Solde ich durch daz smeichen dîn

12860

lâzen den gelouben mîn

und den got lân durch dînen rât,

des witze mir gegeben hât

vernunst und wîslîchen sin?

von dem ich lebende worden bin?

12865

des gotlîchiu wîsheit

daz urhap und daz ende treit

al der dinge, den sîn kraft

namen gît und ouch geschaft?

sîn kraft, sîn gotlîcher rât

12870

alliu dinc gemachet hât.

er tet sîne wârheit kunt

durch der wîssagen munt,

nâch der worten er uns kam.

die menscheit er an sich nam,

12875

wan sich diu menscheit verlôs.

durch die schulde er im erkôs

sô grôze dêmüete,

daz er durch sîne güete

des knehtes bilde an sich nam

12880

und wart alsô gehôrsam,

daz er sich an daz kriuze bôt

und dar an leit durch uns den tôt.

diu menscheit daz sterben leit.

den sunnenschîn diu gotheit

12885

mit ir kraft erlaste

an sînem liehten glaste.

diu menscheit begraben wart,

ze helle vuor die hellevart

sîn heilic sêle, diu sî brach.

12890

die gotheit man loesen sach

die rehten ûz der helle nôt.

vür den endelôsen tôt

hât in diu gotheit daz leben

ân ende vroelîche gegeben.

 

12895

Haete sich unser herre got

durch sîner güete grôz gebot

niht sô gedêmüetet

und alsô sêre gegüetet,

daz er durch sîne güete

12900

mit solher dêmüete

des knehtes bilde naeme an sich,

sô waere daz unzwîvellich,

diu vil kranke menscheit

müest iemer mêr sîn hin geleit:

12905

wan diu krenkest armekeit,

der ie name wart geseit,

daz was diu menscheit dâ vor.

die hât nû vil hôhe enbor

über al der engel stat

12910

diu gotes menscheit gesat.

dô diu menscheit alhie

der gotheit gebot begie

nâch der prophêten sage,

an dem vierzigesten tage

12915

vuor er ze himele aber wider,

von dem er wart gesant hernider

durch Adâmes missetât,

die gote nû versüenet hât

Kristes reiniu menscheit,

12920

diu den tôt durch uns leit.

zes vater zeswen dâ ist

gesezzen got, der süeze Krist.

sus ist got der reine

mit drin namen eine.

12925

swer daz niht gelouben wil,

der muoz ân endelîchez zil

iemer mêre sîn verlorn.

swer ez geloubet, derst geborn

in daz êwiclîche leben,

12930

daz got wil den sînen geben

in dem himelrîche

ân ende vroelîche.

 

Vil tumber man, nû wîse mich,

weder dunket bezzer dich:

12935

gelouben einem reinen gote,

der in sînem gebote

hât in wîser meisterschaft

aller der geschephede kraft,

der reht mit triuwen lêret,

12940

unreht ze rehte kêret,

der guot ist unde gewaere,

rein, reht, unwandelbaere,

der wîse ist unde süeze erkant,

der diu wârheit ist genant,

12945

der milte mit dêmüete phligt,

des kraft vür alle krefte wigt:

oder einem touben apgote,

daz got mit sinnelôsem spote

verteilet mit dem tiuvel hât,

12950

daz sich von sinnen niht verstât

wan als ein toubez oede vaz,

daz laere ist, lebender witze laz?

hie soltû gedenken an

von gote, dû vervluochter man.

12955

benamen! dû solt wizzen daz,

als dîniu sinnelôsen vaz

tôt und âne witze sint,

toup, an rehten sinnen blint,

daz den muoz alsam geschehen,

12960

die in gelouben wellent jehen:

got hât sîn rîche in verboten

allen, die sie hânt ze goten.»

 

Dô sprach der zouberaere:

«nû ist daz offenbaere,

12965

daz rîche künege, vürsten grôz

und manic keisers grôz genôz

und die die liste vunden gar,

ie nâmen unserr lêre war:

die dûhtes algemeine

12970

guot, reht und reine.

die kristenlîchen lêre

die lêret niemen mêre,

wan daz ir zwelve erdâhten,

die sî den liuten brâhten

12975

nû in kurzen jâren.

die selben alle wâren

gebûre und niht von hôher art:

von den diu lêre erhaben wart,

die wâren arme liute gar,

12980

gebürte und wîsheite bar.

wie wil dû daz bewaeren,

daz die unedeln waeren

mit ir lêre gewaere,

und dise lügenaere,

12985

den guot, geburt und wîsheit

mit hôhen witzen was bereit?

die edeln und die wîsen hânt

vil witze, in den sie sich verstânt:

des sol man in der volge jehen.

12990

von den unedeln ist gesehen

selten wîslîch wîsheit,

diu edelr wîsheit ist bereit.»

 

Jôsaphât der sprach dô sâ:

«sinnelôser Thêodâ,

12995

dû bist vil lîhte âne vernunst,

ein tumber esel, âne kunst.

dîn einic rede rihtet sich

vür sich allez einen strich

mit tumben touben maeren

13000

und kanst des niht bewaeren

gên endehafter wârheit,

daz dû seist und hâst geseit.

swie vil ich dir bewaere

mit wârheit rehter maere,

13005

sô wil daz tumbe herze dîn

doch allez âne witze sîn.

dû gihst alsô, daz iuwer leben

von wîsen liuten sî gegeben

und von rîcher hêrschaft,

13010

die mit gewalteclîcher kraft

muosten ez beschirmen ie,

sô daz ez niemen übergie.

sît sie es gedâhten mit den goten

und ez hât ir gewalt geboten,

13015

sô ist der rîchen künege kraft

und der listwürken meisterschaft

der gote lêrer überz leben,

an daz ir iuch hânt ergeben.

sol got hân lêraere,

13020

sô ist er selbe laere

gotlîcher wîsheit:

des muoz ich jehen ûf mînen eit.

 

Waz ist gewaltes im gezalt,

sol in menschlîch gewalt

13025

bevriden zallen stunden

von sînen nâchkunden?

hie solt dû rehte merken an,

daz got wunder üeben kan:

dîner gote werdekeit

13030

wart von künegen ûfgeleit,

die mit gewalteclîcher hant

die liute twungen und diu lant

in ir gote lêre.

nû sich, wie der êre

13035

von tage ze tage sîget

und jeniu lêre ûfstîget,

die durch armer liute munt

got tet mit rehter lêre kunt.

diu rede ist vil bezeichenlich:

13040

got der dêmuote sich,

daz er hôhte dêmuot,

diu von hôhvart waer behuot,

und valsche hôhvart neigte

und tumbe rede gesweigte,

13045

diu mit gewalte erhaben wart:

der wil die tumben hôhvart

dîner gote neigen

und den gewalt gesweigen

der vürsten, die mit tumpheit sint

13050

an hôhvart dirre welte kint:

die drücket er und hoehet die

mit rehter dêmuot wâren ie.

 

Ze wîser sinne volleist

sante er den heiligen geist

13055

den zwelfboten ze lêre,

die sînes lobes êre

den liuten vürleiten,

in allen sprâchen seiten

wîte in vremeden landen.

13060

des sie ê niht erkanden,

daz wart in schiere wol erkant,

dô gotes geist in wart gesant.

sie sint, von den gesprochen hât

Dâvît, als ez geschriben stât:

13065

«in al die welt der erde hie

ir schal, ir dôn vil wîte gie,

unz ûf al der erden ort

erschullen vil wîte ir wort.»

noch sprichet von ir lêre

13070

Dâvît aber mêre:

«dû wilt sie setzen werde

ze vürsten über die erde:

sie gedenkent dînes namen.»

die reinen boten lobesamen

13075

hât diu schrift bewaeret sô.

gewalt, vorhte, tôt noch drô

moht ir wort verdrücken niht,

daz man in gote wahsen siht.

die künege und ouch die wîssagen,

13080

die got hie vor in alten tagen

der welte künftic sageten,

die lebeten und betageten

baz und redelîcher:

vil edeler unde rîcher

13085

wâren sie mit wârheit,

dan von den dû hâst geseit.

 

Die leisten rehte gotes gebot.

ir wort hât ervüllet got,

der süeze, der gewaere Krist.

13090

als daz geschehen ist,

alsô hât ez der boten munt

gemachet in der welte kunt.

ir wort, daz sint diu gotes wort,

von den hât got gesprochen dort:

13095

«himel und erde diu zergânt,

mîniu wort diu gestânt.»

von gotes kreften sprichet sus

Dâvît, psalmîgraphus:

«herre, dû stiftest werde

13100

von anegenge die erde.

die himele sint dîn hantgetât,

der beider kraft vil gar zergât.

sie zergânt, dû gestâst,

wandels dû sie niht erlâst.

13105

an in wirt wandelunge erkant,

sie veraltent als ein gewant,

und als ein decke gar vür wâr

wehselnt sie sich. dîniu jâr

verwandelnt sich niemer.

13110

der eine bist dû iemer,

dîniu jâr verswindent niht.»

dem Dâvît der krefte giht,

der ist reht unde gewaere,

der welte schephaere:

13115

gên des kraft soltû gedagen.

nû sage, waz mahtû gesagen

von dînen goten gewaeres,

ze rehte unwandelbaeres?

 

Die iu ze goten sint erkant,

13120

die wâren menschen genant

und wâren mit des tiuvels kraft

ze allen zîten gar behaft.

swaz sie dô liste vunden

in den selben stunden,

13125

des hâte tumbiu diet den wân,

ez haete ein werder got getân.

daz liut sie an sich twungen

mit ir valschen zungen,

daz sie stuonden zir gebote

13130

und hiezen sie gewaere gote:

dô was daz liut an witzen kranc.

ir vreise, ir zouberlist sie twanc,

daz ir wer was gên in blûc.

der êrste was genant Serûc,

13135

der apgote gedâhte.

den site er ûzbrâhte

und gap von êrst den urhap,

daz man dem ein bilde gap,

den man ze gote wolte hân,

13140

und was dem bilde undertân,

ûz dem der tiuvel zaller stunt

den liuten tet antwürte kunt.

dâ hâter iuch betrogen mite,

nâch dem behaltent ir den site:

13145

ân allerslahte wîsen sin

tuot ir manegen dienest in.

 

Lâ dir von gote sagen mê:

dô nâch kristenlîcher ê

die boten wurden ûz gesant

13150

hin und her in vremediu lant,

swâ danne mit des tiuvels kraft

wâren diu apgot behaft,

zehant, sô der bote kam,

des tiuvels kraft ein ende nam

13155

und sprach zehant gên im niht mêr.

durch daz reine zeichen hêr,

daz mit des kriuzes kraft ergie,

der tiuvel sîne rede lie:

daz zeichen in beherte,

13160

sînen gewalt ez werte.

die siechen wurden alle stunt

von dem zeichen wol gesunt.

der tiuvel niender mac gestân,

swâ daz zeichen wirt getân.

13165

dû trügenaere, waz sagestû

von dînen valschen goten nû?

heiz dînen witzelôsen sin

geswigen antwürte von in.

Dâvît hât bewaeret dort,

13170

daz Krist, daz reine gotes wort,

gevestent habe der himele kraft.

diz ist sîn rehtiu bîschaft,

als ez dort geschriben stât:

«daz gotes wort gevestent hât

13175

der himeltugende volleist

und sînes mundes süezer geist.»

daz wort ist Krist, daz gotes kint,

mit dem sie gevestent sint.»

 

Dô verstuont sich Thêodas,

13180

daz er überwunden was.

der rede er alsô sêre erschrac,

daz er niht widerrede phlac.

daz süeze reine gotes wort

ruorte sînes herzen ort

13185

sô sêre, daz sîn herze brast

und daz im ein vil reiner gast

wart gesant von gote drin.

diu riuwe brâhte im in den sin

des heiligen geistes kunft,

13190

der mit gotes sigenunft

den vîent an im überwant.

als im sîn schulde wart erkant,

si rou in alsô sêre,

daz er die gotes lêre

13195

sô rehte minneclîche enphie,

swaz er sî gehazzete ie

dâ vor in sînen sinnen,

daz began ers wider minnen:

in sînen sin er sî dô las.

13200

sô vîent er ir dâ vor was,

sô holt wart er ir dar nâch.

im was von dem râte gâch:

vür Jôsaphâten er dô gie,

vür in viel er ûf sîniu knie.

13205

sîn sünde im tet von herzen wê;

vor dem künege er lûte schrê:

«wir sîn an disen stunden

mit wârheit überwunden,

herzelieber herre mîn.

13210

Jôsaphât, der sun dîn,

des heiligen geistes rât

in sînem reinen herzen hât.

 

Got hât an dirre selben stunt

mit uns geredet durch sînen munt.

13215

ay, süezer got, vil werder Krist,

welch ein reiner got dû bist,

von dem sîn zunge hât geseit!

ay, süeziu kristenheit,

wie reht und wie gewaer dû bist!

13220

wie grôz, wie ganz dîn leben ist!

nû sage mir, saelden rîchiu tugent,

reiniu gotes erweltiu jugent,

ist got sô dêmuot, daz er sich

geruoche erbarmen über mich,

13225

ob ich ze sînen hulden

nâch mînen grôzen schulden

mit mîner buoze komen wil?

ist sîner güete alsô vil,

daz er mich niht versmâhe

13230

und mîne buoze enphâhe?»

«benamen,» sprach der herre guot,

«sîn güete dir genâde tuot,

swenne es dînes herzen sin

mit rehten triuwen gert an in.

13235

got, diu gewaere wârheit,

gewaere vreude hât geseit

von aller der engel schar,

daz diu sî mit vreuden gar,

sô got den sünder lêret,

13240

daz er von sünden kêret:

des werdent al die engel vrô.

noch sprichet unser herre alsô:

«ich bin niht durch die rehten komen.

die diu sünde hât benomen

13245

deme himelrîche gar,

die sol ich laden wider dar.»

 

Noch troestet uns got anderswâ

sus mit sînem trôste dâ,

den uns alsus sîn lêre bôt:

13250

«ich lebe und wil niht den tôt

des sünders, daz er sterbe;

ich wil, daz er sô werbe,

daz er von sünden kêre

und ersterbe niemer mêre

13255

und ân ende lebende sî.»

hie solt dû rehte merken bî,

daz der gewaere gotes trôst

dich von sünden tuot erlôst:

dar an solt dû zwîveln niht.

13260

als man dich im toufen siht,

so bestât in dem toufe gar

swaz dû sünden bringest dar,

und wirdest anderstunt geborn

und gote ein reinez kint erkorn.

13265

diz bewaeret gotes wort

mit dem wîssagen dort:

«weschet iuch algemeine

und weset iemer reine!

tuot von den gedanken hin

13270

daz übel und den übeln sin!

lât varn, daz ir übel tuot!

leistet unde lernet guot!»

diz lêret unser herre got.

alsus nim an dich diz gebot:

13275

swenne dû dich im ergîst

und dû durch in getoufet sîst,

sô lebe nâch der lêre sîn

und hüete wol der sêle dîn,

daz si got iemer mêre sî

13280

reine und alles wandels vrî.»

 

Dô der alte Thêodas

brâht an den gelouben was,

er gâhte dannen balde

in sîn hol in dem walde.

13285

swaz er dâ zouberbuoche vant,

diu verbranter sâ zehant.

von dannen er dô kêrte,

als Jôsaphât in lêrte,

an jenen priester, den Nachor

13290

suochte durch den touf dâ vor:

der was in gotes lêre aldâ.

dô er in vant, er gap im sâ

des herren wortzeichen dar.

dô des der priester wart gewar;

13295

er neic im und der reinen hant,

diu ez hâte dar gesant.

der priester güetlich an sich nam

den bekêrten Thêodam:

zuo dem gelouben wîster in,

13300

er toufte in in den namen drin.

der wart reht unde gewaere

und gote ein predigaere,

ein reiniu sêle, lûter gar.

er machte sich von sünden bar

13305

mit guoter werke staetekeit;

durch got er manege swaere leit:

er kunde selten rasten.

mit gebete und ouch mit vasten

ziert er mit vlîze schône

13310

wol des gelouben krône.

 

Dô diz allez was geschehen

und der künic hâte ersehen,

an swelhen rât er ie was komen,

daz im dar an was benomen

13315

al sîn gedinge, er was unvrô.

sîne man besanter dô,

er sprach: «ir herren, mîne man

und mîne vriunt, nû seht dar an

und gebet mir wîsen rât dar zuo,

13320

wie ich Jôsaphâte tuo.»

dô rieten sie vil manege wîs.

dô sprach der vürste Arachîs:

«waz suln wir tuon oder lân?

wir haben allez daz getân,

13325

des wir an Jôsaphâte

mit lêre und ouch mit râte

zem besten ie gedâhten.

swie wir daz volbrâhten,

daz vervienc uns allez niht:

13330

unser lêre ist im enwiht.

wart im mit scharpher drô gedreut,

wart er mit süezer rede gevreut,

daz was im allez als ein wint.

herre mîn, dîn liebez kint

13335

hât lîhte von natûre den muot,

daz erz von natûre tuot.

daz machet in alsô staete,

swie gerne er anders taete,

daz ers doch niht gevolgen kan.

13340

swaz alsô gerne tuot ein man,

wer mac in dâ von bringen

mit deheinen dingen?

 

Ê daz dû bringest in hie von,

des er von kinde ist her gewon,

13345

sô toetestû benamen in

nû gert ouch vür baz niht sîn sin,

wan daz er durch Krist lige tôt.

diz dunket in ein ringiu nôt,

dar an ist er unervorht.

13350

taetest dû daz, sô waer verworht

der väterlîche name an dir.

râtich dir wol, sô volge mir.

sît uns dekein wîser rât

vervâhet noch vervangen hât,

13355

sô volge mîner lêre:

bit in vür baz niht mêre,

teile im väterlîche

en zwei dîn künicrîche.

swelhen teil er danne neme,

13360

der im ze teile wol gezeme,

den solt dû im besunder geben.

lâz in in sînem teile leben,

als im danne beste behage.

gip ein ende dîner klage,

13365

swenn im diu rîcheit zuogât

und in unmuoze niht erlât,

sô vergizzet er vil gar,

des er sus nimt gerne war.

belîbe er kristen, daz lâ sîn,

13370

daz ist ân die schulde dîn.»

des râtes was der künic vrô.

sie jâhen algelîche dô,

dâ waer der beste rât geschehen:

des wart mit volge aldâ verjehen.

 

13375

Dô der ander morgen kam,

der künic sîne vürsten nam

und swaz dâ sîner manne was

und gie hin ûf den palas.

der junge reine gotes kneht,

13380

begie dô sîner zühte reht,

als ie diu edeln herzen tuont.

gên sînem vater er ûfstuont

und gên den andern vürsten dâ.

«sun» sprach der künic sâ,

13385

«nû bin ich aber zuo dir komen,

wan dû dich hâst angenomen,

daz mich dîn munt entwerte

swes ich ze dir ê gerte:

sô bin ich aber alsô hie.

13390

nû solt dû rehte wizzen, wie

und wes ich dich biten wil.

hie gib ich al der bete ein zil,

der ich ie ze dir getete:

diz sî mîn jungestiu bete.

13395

mir ist gerâten, daz ich dich

von mir scheide und daz ich

dir halben teil des rîches gebe

und ich ez halbez, unz ich lebe,

habe und dar nâch lâze dir.

13400

sus wil ich scheiden dich von mir.

wis dû in dem teile dîn

und lâ mich in dem mînen sîn.

dâ lebe, swie dû wellest leben.

ich mac niht mêre mich begeben

13405

sô maniger vreude, als ich nû hân

von dînen schulden her getân.»

 

Dô dâhte aber Jôsaphât,

benamen, daz der selbe rât

waer niht geschehen und der teil

13410

wan ûf des wânes unheil,

daz im der welte rîchez guot

von gote drunge sînen muot.

doch dâhter, daz ez waere

guot und lobebaere,

13415

daz ein kint daz taete,

des ez sîn vater baete.

«lieber vater» sprach er dô,

«diz waer mîn wille, ich waer es vrô,

daz ich der bete würde erlân,

13420

wan ich gar versprochen hân

dirre welte krankez guot.

ich hâte des vil guoten muot,

daz ich suochte den, des rât

daz leben mir erzeiget hât,

13425

daz ist der liebe meister mîn.

sît aber mich diu bete dîn

sus ernestlîche und dîn rât

dirre bete niht erlât,

sô wil ich ez tuon durch dich,

13430

sît es dîn bete gert an mich.

sît dû diz wilt, ich bin es geil.

nû teile, ich nim den einen teil,

als dû hie gesprochen hâst,

wan dû mich sîn niht erlâst:

13435

swelher teil mir wirt benant,

den nim ich von dîner hant.»

 

Der künic was der rede vrô.

mit Jôsaphâte teilter dô

daz lant und al sîn rîche,

13440

die hêrschaft algelîche.

der bezzer teil über al daz lant

wart Jôsaphâte aldâ benant.

dô wart alhie vil schône

mit des künicrîches krône

13445

gekroenet dirre gotes degen,

der des landes solte phlegen.

des rîches vürsten wâren dâ,

die swuoren ime hulde sâ.

der künic sînem kinde hie

13450

vil grôze hôhgezît begie

mit küneclîchen êren.

dô dannen wolte kêren

der tugende rîche wîgant

von sînem vater in sîn lant,

13455

der künic hiez die vürsten gar,

daz sie mit küneclîcher schar

in vuorten hêrlîche

in sîn benantez rîche.

diz geschach. sie vuorten dan

13460

den edelen tugende rîchen man,

als sie der rîche künic bat.

des landes groestiu houbetstat

in Jôsaphâtes teile lac,

diu gar des rîches veste phlac,

13465

dar inne er wesen wolte

mit hûse, als er solte.

 

Nû die burger vernâmen,

daz die vürsten kâmen

und ir vil lieber herre,

13470

sie vuoren gên im verre

und enphiengen in mit vreuden wol,

als man noch enphâhen sol

einen niuwen herren wert,

der sîner hêrschefte gert.

13475

mit vreude enphienc er sâ zehant

die stat, daz rîche und daz lant.

die vürsten er belîben bat

mit im in der selben stat

und bôt in michel êre.

13480

die süezen gotes lêre

von dem himelrîche

seit er in güetlîche.

er lêrte sie daz gotes wort

von anegenge unz an daz ort,

13485

wie got geschuof mit sîner kraft

al der welte geschaft

und wie er mensche dar nâch wart:

die urstende und die ûfvart,

den tôt, des tôdes sigenunft,

13490

die êrsten und die andern kunft,

sô got an der welte zil

dise welt verenden wil,

leiter in mit wîser kür

in maneger wîser lêre vür.

13495

der sünder nôt, die seiter in:

an der behaltenen gewin

und an des himelrîches kouf

riet er in und an den touf.

 

Von stunt ze stunt und tägelich

13500

vleiz er mit süezen worten sich,

wie er daz lant bekêrte

und gotes gelouben lêrte.

ûf die hôhen türne enbor,

ûf al die zinne und ûf diu tor

13505

wurden kriuze vil gesat:

diz zeichen er wol êren bat.

er lêrte sie des kriuzes segen;

des selben zeichens hiez er phlegen,

swâ der man vorht grôze nôt.

13510

den liuten er dar nâch gebôt

diu betehûs, hôh ûferhaben,

niderbrechen unde graben

die gruntveste ûz der erde:

diu hiez er vil unwerde

13515

ûzbrechen algemeine.

daz golt und daz gesteine,

daz mit grôzer rîcheit

an diu betehûs was geleit,

daz hiez er stoeren unde nemen.

13520

er wolt ez niht lân gezemen

got an ein gotshûs anderswar:

man muostez vürder tragen gar.

die gote er verderben hiez,

dekeinen er belîben liez:

13525

diu bilde wurden gar verbrant.

swâ im ein apgot wart erkant,

den gotes zorn er an im rach:

ir betehûs er gar zerbrach.

 

Nû was kristenliute vil

13530

dâ vor lange manegiu zil

von ir lîbes sorgen

mit vorhten gar verborgen

von sînes vater vorhte,

die er mit vrävele worhte.

13535

dô die diu maere vernâmen,

vil vroelîche sie kâmen

ûz den wüesten wilden gar

zuo dem jungen künege dar.

vil minneclîch er gên in reit

13540

und gruozte sie mit werdekeit

und bôt in manige êre.

die süezen gotes lêre

hiez er sie dô den liuten

vorsagen unde bediuten.

13545

er hiez mit rîlîchen siten

in der selben stat enmiten

gote ein münster machen

mit keiserlîchen sachen

nâch gotlîchem ruome:

13550

daz hiez er mit heiltuome

wol zieren unde wîhen sâ.

nû was ein bischof aldâ,

den sîn vater ê vertreip,

durch daz er kristen beleip,

13555

den hiez er erzebischof wesen

und die gotes lêre lesen:

in dirre selben houbetstat

wart ze erzbischofe gesat

dirre selbe erwelte gotes

13560

und was dâ lêrer sîns gebotes.

 

Der künec hiez in den zîten

in einer apsîten

machen eine toufstat,

die er mit vlîze zieren bat.

13565

dar nâch mit süezen segenen guot

gewîhet wart des toufes vluot.

dô touften sich zem êrsten

die vürsten aller hêrsten,

die edeln und die rîchen.

13570

dar nâch begundez lîchen

den rittern und der andern diet,

als in des küneges lêre riet.

ze allen zîten hiez er dort

die phafheit daz gotes wort

13575

den leien künden unde sagen.

man vant in den selben tagen

niht mêre kurzewîle dâ,

wan diu reinen êwangeljâ

sagen unde bediuten

13580

mit lêre den lantliuten.

er hiez machen alle stunt

die wîsen prophêten kunt,

diu vünf buoch von Moysê,

die alten und die niuwen ê,

13585

die boten, die epistolas,

den salter, die omêlias

unde swaz dem glouben gap

vestenunge und urhap:

daz wart mit wîser wârheit

13590

den lantliuten vorgeseit.

 

Sus gâhten an der selben zît

vroelîch unde in widerstrît

herhaft unde in maneger schar

die armen und die rîchen dar,

13595

die gotlîche enphiengen dort

den touf und ouch daz gotes wort.

swie sêre siech deheiner was,

in dem toufe er sâ genas:

als im der dâ wart gegeben,

13600

der sêle und ouch des lîbes leben

bezzerte vroelîche sich

an den liuten tägelich.

sô sie von dannen kêrten wider,

diu betehûs sie brâchen nider

13605

und machten niuwe kirchen gote

nâch der kristenheit gebote.

liutkirchen, klôster, bistuom

der wart durch gotlîchen ruom

vil gemachet überz lant.

13610

sich tet diu kristenheit erkant

vil wîte in dem rîche.

den liuten kristenlîche

von dem künege in daz lant

wart guoter phafheit vil besant,

13615

die junge und alte lêrten,

wie sie ze gote kêrten

herze, sin und ouch vernunst.

der rehten schrift lêr unde kunst

wart in von gote in kurzer stunt

13620

und von der phaffen lêre kunt.

 

Got und die gotes lêre

vestent in vil sêre

ein dinc, daz alhie geschach.

swâ man niderbrechen sach

13625

durch der kristenheit gebot

diu betehûs der apgot,

sô hôrten junge und alte dâ

die tiuvel lûte schrîen sâ:

«wê! man wil uns vertrîben!

13630

dâ wir solden blîben

und noch sîn biz her beliben,

dâ müezen wir nû sîn vertriben!»

swenne daz geschrei geschach,

ir iegelîcher rehte sach

13635

der tiuvel her mit vlühte sîn

und klagen disen grôzen pîn.

disiu vil grôze vorhte

wol an den liuten worhte

die kristenlîchen lêre.

13640

ie mêre und aber mêre

began daz liut von sinnen

got und von herzen minnen.

ouch kunde in guot vorbilde geben

des küneges reineclîchez leben,

13645

der sô gar mensche engel schein,

daz menschen name an im verswein.

er was engel, mensche niht,

des muotes, als daz maere giht.

sîn menschlîch gemüete

13650

was niht wan engels güete.

 

Nû nam der künic Jôsaphât

an der reinen schrift den rât,

den der gotes kneht Dâvît

den künegen ûf der erde gît.

13655

er sprichet: «künege, ir sult vernemen,

lât iuch lêre wol gezemen,

die die erde rihten gar,

nemet der gotes lêre war!

dienet gote in vorhten wol,

13660

sît im in vorhten vreuden vol,

daz got deheines zornes phlege

und iuch von dem rehten wege

daz unreht iht bekêre.

sô kürzlîchen vil sêre

13665

enzündet wirt der gotes zorn,

sô werdent sie saelic erkorn,

die wol getriuwent an in.»

diz nam der künec in sînen sin

mit vlîze ûf gotlîchen lôn;

13670

und einen rât, den Salomôn

der erde rihtaeren tuot,

den nam vil gar in sînen muot

Jôsaphât, der gotes kneht.

diu wîsheit sprichet: «minnet reht,

13675

die gerihtes der erde phlegen!»

den rât behielt der gotes degen

Jôsaphât der guote

mit vlîze in sînem muote

und berihte wol sîn rîche

13680

mit saelden zühteclîche.

 

Sus was sîn vorbilde getân.

er kunde reinez leben hân,

er rihte wol ze rehte

dem ritter und dem knehte,

13685

dem rîchen als dem armen.

in muoste sêre erbarmen

der armen arbeit unde nôt.

sîn hant in manege helfe bôt

mit gotlîchem trôste.

13690

vil güetlîche er lôste

der armen vil von swaere,

von manigem karkaere.

swer dem andern tet unreht,

daz machet er mit rehte sleht.

13695

swer umbe gelt gevangen lac,

daz gelt er balde vür in wac.

swaz er guotes ie gewan,

daz sante der vil reine man

ûf endelôsen gewin

13700

bî dürftigen gar vür sich hin

ûf des himelrîches teil.

dar zuo gap im got daz heil,

swer ungesunt hin zime kam,

daz er gesuntheit von im nam:

13705

sêle und lîbes saelekeit

was alle stunt von im bereit.

sîn geistlîch gemüete,

sîn reiniu manlîch güete,

sîn gebaerde und sîn leben

13710

kundim der liute vriuntschaft geben.

 

Gots und des Wunsches kinde

begunde sîn gesinde,

sîn guot, sîn lop, sîn êre

mit saelden wahsen sêre.

13715

swie vil er rîch und rîcher wart,

sô was er doch von hôhvart

alsô sêre wol behuot,

daz sîn heiliger muot

ie mit süezer güete

13720

wuohs mit dêmüete:

des wart sîn lop mit saelden breit.

sînes vater werdekeit

begunde swînen tägelich;

sîn lop, sîn êre hôhte sich.

13725

des vater guot gelücke swein;

sîn êre zallen zîten schein

wahsende von tage ze tage.

sîn vreude sînes vater klage

begunde sêre mêren,

13730

ir kraft an wahsen kêren,

als hie vor in alter zît,

dô der wîse künec Dâvît

über Saulen was erkorn.

dô der gediende gotes zorn

13735

und er sîn rîche verlôs

und got Dâvîden erkôs

ze künege in Israhêl vür in,

dô wuohs Saules ungewin;

dâ wider krefteclîche

13740

wuohs Dâvîdes rîche.

Saul verliesende starp,

gewinnende Dâvît erwarp

ein iemer werndez rîche,

daz wert êwiclîche.

 

13745

Alsus geschach in beiden.

dem kristen und dem heiden

ist ze ebenmâze hie gegeben

Dâvîdes unde Saules leben.

Dâvîde alhie gelîchet stât

13750

der gotes degen Jôsaphât;

Avenieres unreht gewalt

ist ze Saule hie gezalt.

ir maere hânt gelîchen teil:

der unheil, der andern heil

13755

gelîch an disem maere sint.

dô Avenier sach, daz sîn kint

rehte lebete unde er niht,

er begunde die geschiht

merken in sînem muote,

13760

daz Jôsaphât an guote

mit êren rîchte und mit habe

und im gie zallen zîten abe:

diz dûhtin vil bezeichenlich.

dâ bî bedâhter rehte sich,

13765

wie Nachor mit wârheit

die heiden hâte überseit

und sîn meister Thêodas

in aller sîner künste was

âne wer gar überkomen

13770

und den touf hâte an sich genomen,

an den er was mit rehte brâht.

ouch wart des von im gedâht,

waz im ofte was geseit

gewaeres von der kristenheit.

 

13775

Dar zuo von herzen ofte tet

Jôsaphât sîn gebet

über sînes vater leben,

daz im got geruochte geben

ein herze, daz in lêrte

13780

daz er sich zim bekêrte:

diz gebet erhôrte got.

durch sîner dêmuot grôz gebot

sant er mit vreuden schiere

dem künege Aveniere

13785

ze lêre in sîne sinne

des heilegen geistes minne.

nâch der vil süezen lêre

rou in sîn sünde sêre

und wolt ir gerne komen wider.

13790

er saz mit sînem râte nider,

mit triuwen suochter an sie rât,

wie er sîne missetât

und sîne grôzen schulde

gebuozte gotes hulde.

13795

des wâren dâ genuoge vrô,

wan ez sich dicke vüeget sô,

daz ein man vil ungerne tuot,

daz in daz muoz dunken guot,

ob ez sîns herren muotwille ist.

13800

sus was dâ maneger, der an Krist

gelouben heinlîche jach

und ez doch überlût versprach

ze liebe dem herren sîn.

dô des heilegen geistes schîn

13805

sô sêre in sînem herzen bran,

im gerieten sîne man,

daz er im Jôsaphâten,

sîn kint, hieze râten,

wie er ze gotes hulden

13810

kaeme nâch sînen schulden.

 

Dô der ander morgen schein,

dô wart der künic des enein,

daz er sînes herzen nôt

mit brieven Jôsaphâte enbôt.

13815

einen brief schreip er im dort,

dar an stuonden disiu wort:

«gesuntheit, saelde und allez guot,

gelücke, vreude rîchen muot

enbiutet dir, ders wünschen muoz,

13820

und dar zuo väterlîchen gruoz

Avenier, der vater dîn.

herzelieber sun mîn,

Jôsaphât, erweltez kint,

mîn trôst vür alle, die nû sint,

13825

mîn lîp, mîn liep, mîn saelden wân

der hoehsten saelde, der ich hân,

die ich ze herzen nâhest trage,

merke, waz der brief dir sage!

mich hânt gedanke manicvalt

13830

sô genomen in ir gewalt,

daz ich beswaeret sêre bin.

mîn schulde hât mir mînen sin

und mînen muot betrüebet sô,

daz ich von herzen bin unvrô.

13835

sun, ich hân daz wol gesehen,

als ich muoz von wârheit jehen,

daz unser dinc zergänclich ist,

und swer gelouben hât an Krist,

daz dem sîn saelde vür sich gât,

13840

als got an uns bewaeret hât.

 

Dû waer ie saelden rîche;

sô lebte ich kumberlîche,

sît daz ich sündehafter man

die kristenheit hazzen began.

13845

swie vil mir rehter wârheit

von gote wart mit dir geseit,

sô was mîn herze doch bedaht

mit sô nebelvinsterr naht

daz mir daz tumbe herze mîn

13850

laschte den gewaeren schîn

der gotes lêre alsô gar,

daz ich des nam deheine war,

daz ich mit maniger wârheit sach,

unde im rehter volge jach.

13855

des ich in mînem muote

von gote ie jach ze guote,

daz widerrette ich überlût,

dar umbe ich, vil liebez trût,

dicke hân beswaeret dich.

13860

ich vleiz des ie leider mich,

daz ich dir zornic herze truoc

und manegen reinen kristen sluoc,

die mit gewârhaften siten

gên mir mit gotes helfe striten.

13865

owê der sünden unde owê!

mîner schulde ist leider mê

danne ich nû gesprechen müge.

owê mir armen! wê der trüge!

owê der valscheit, mit der ich

13870

alsô dicke wolte dich

an daz unreht verkêren

und valschez leben lêren!

 

Sun, daz lâ dich erbarmen

und wünsche mir vil armen

13875

nû genâden umbe Krist.

mîn herze ein kleine erliuhtet ist;

des ist doch alsô kleine,

daz ich ez nenne seine.

in der naht der sünden mîn

13880

hât sich ein kleiner liehtes schîn

in mînem muote enbrennet,

von des glaste erkennet

daz herze mîn die missetât,

die mîn lîp gevrumet hât.

13885

nû wil ein ander wolken dic

des kleinen liehtes kleinen blic

erleschen unde betouben

und mich des liehtes rouben:

daz ist der zwîvellîche wân,

13890

daz ich sô vil gesündet hân,

daz mîn wân des zwîvel hât,

daz mîn iemer werde rât,

und Kriste, dem vil süezen,

iemer müge gebüezen

13895

nâch sîner grôzen hulde

die vil unrehten schulde.

daz ich im aptrünnic ie

was und im genâhte nie,

daz riuwe got; ez riuwet mich.

13900

sun, dû solt niht sûmen dich,

dû helfes mir die lêre geben,

wie ich sül redelîche leben

nâch mînen grôzen sünden.

daz soltû mir künden

13905

mit dîner lêre, sô tuon ich

swaz dû rehtes lêrest mich.»

 

Dô Jôsaphât den brief gelas,

sîn herze in grôzen vreuden was.

den süezen tugende rîchen man

13910

vil sêre wundern began,

ob er die rede und die vergiht

solde glouben oder niht:

vil zwîvellîche was er vrô.

von den sînen gienc er dô,

13915

als er des vater schrift ersach,

an sîn heinlîch gemach

in sîne sunder slâfstat.

dâ was ein bilde in gesat,

nâch gote in kriuzewîs gesniten,

13920

vor dem er mit gewenten siten

dicke herzeclîche tet

an got nâch helfe sîn gebet.

als er vür daz bilde gie,

dô viel er nider an sîniu knie.

13925

dô bôt die hende und ouch den muot

ze gote dirre herre guot:

sîner güete lobetin dô

sîn munt, sîn herze. er sprach alsô:

«lop, genâde und êre

13930

sî dir nû und ie mêre

ân ende, in wernder staetekeit

von dîner hantgetât geseit,

durch dîne güete, reiner Krist,

wan an dir der urhap ist

13935

der saelde dîner hantgetât,

der leben in dîner krefte stât.

 

Nû wis gelobet, süezer got,

daz dîner güete grôz gebot

daz steinherte gemüete,

13940

daz dir ie mit ungüete

gevremedet und versteinet was,

daz der verhertet adamas

in mînes vater herzen ist

dir vorgeweichet, süezer Krist.

13945

herre got, des sî dîn name,

der guote, reine, lobesame

ân ende gêret iemer mêr.

Krist, aller künege ein keiser hêr,

aller güete ein lebender brunne,

13950

aller witze ein liehter sunne,

aller sorge ein vreudenzil,

rehter tugende ein wünnespil,

ein schepher aller der geschaft,

dîner sterke lebendiu kraft

13955

mac von aller wîsheit

niemer werden volleseit.

daz hât diu genâde dîn

erzeiget an dem vater mîn,

der ie dîn vîent alle zît

13960

was und dîn staeter widerstrît.

daz dich der güete wil gezemen,

daz dû den wilt ze kinde nemen,

des müeze diu genâde dîn

gelobet iemer mêre sîn.

13965

dirre grôzen milte rât

einen trôst gegeben hât

und eine gnâde grôz an dir

dînem armen knehte mir.

 

Diz zeiget, daz dû, herre Krist,

13970

aller güete ein krône bist:

diz ist ein trôst der kristenheit.

niemannes sünde ist alsô breit,

swenne er dîner hulde gert

mit buoze, er werde ir sâ gewert.

13975

der genâden man ich dich,

daz dû geruochest hoeren mich

und mîn alsô gedenkest,

daz dû mîn herze trenkest

von der wahsenden wîsheit,

13980

die dîner wîsheit brunne treit.

lâ mir in daz herze mîn

ein vil kleinez rinnelîn,

von dînem brunnen rinnen,

daz ich mit wîsen sinnen

13985

mînen vater lêre,

wie er sich dir bekêre

und dîn gebot im werde kunt

durch mînen sinnekranken munt,

daz er erkenne dîn gebot

13990

und daz er dich, vil milter got,

mit des gelouben gebote

rehte erkenne zeinem gote.

gib alsolhe lêre mir,

daz ich in ze knehte dir

13995

gewinne nâch den hulden dîn.

geruoche dînes liehtes schîn

in sînem muote enbrennen,

daz er wol künne erkennen,

daz dû got, vil gewaere Krist,

14000

ân urhap unde ân ende bist.»

 

Dô diz gebet alsus geschach:

dem jungen Jôsaphâte jach

diu gotlîche wîsheit,

sîn bete waere im unverseit,

14005

mit dêmuot würd er gewert,

des er haete an got gegert:

des lobter vlîzeclîche got

mit reinem herzen, âne spot.

von dannen gienc er sâ zehant

14010

hin dâ er sîn gesinde vant

mit rîcher küneclîcher schar.

die hiez er sich bereiten gar

mit im in sînes vater lant.

die bereiten sich zehant

14015

mit im in hôher rîcheit.

der künic Jôsaphât dô reit,

mit wirde vil vroelîche

in Avenieres rîche.

dô er gevriesch daz er kam,

14020

sîne vürsten er ouch nam;

mit grôzem gesinde

reit er gên sînem kinde

verre ûf sîne zuovart.

vil wênec wart aldâ gespart

14025

ir vriuntschaft mit gruoze.

sie liezen sich ze vuoze;

sie hielsen unde kusten sich.

ir gruoz was vil vriuntlich,

den sie einander tâten dâ.

14030

sie sâzen ûf, sie riten sâ

mit einander beide

mit vreuden, niht mit leide.

 

Dô wart aldâ vil schiere

von dem künege Aveniere

14035

gemachet ein grôz hôhgezît.

von sînem künicrîche wît

wâren mit vil grôzer schar

die groesten herren komen dar.

nû nam der künic Jôsaphât

14040

sînen vater an einen rât

und seit im des gelouben wort

von anegenge unz an daz ort.

im wart von im vorgeseit

diu gotlîche menscheit,

14045

der touf, daz leben und der tôt,

in den sich got durch uns bôt,

diu urstende und diu ûfvart,

und swaz an Kriste ervüllet wart

nâch den reinen wîssagen,

14050

dô got in der gnâden tagen

was mensch unde got genant.

er tet im die kunft erkant,

sô got zer jungesten zît

al dirre welte ein ende gît.

14055

got sante Jôsaphâte

den sâmen, den er sâte.

des küneges reinez herze bar

hundertvalten wuocher gar.

dem künege süeze und süezer was,

14060

swaz Jôsaphât im vorgelas

der kristenlîchen lêre.

ie mêre und aber mêre

wuohs in dem herzen sîn

des gelouben liehter schîn.

 

14065

Des sunes rede bezzert in.

ieglîch wort ergreif sîn sin;

daz wart mit der gotes kraft

an im alsô berhaft,

daz ez mit bernder genuht

14070

gap zehenvaltes wuochers vruht.

diu lêre im in sîn herze kam.

im wart ûf sînen wilden stam

ein lebendez obez gezwîet,

des süeze in hât gevrîet

14075

von der helle rôste wol.

diu zwî wurden schiere vol

in sînem gemüete

der vruht nâch süezer blüete.

Jôsaphât, der reine man,

14080

vienc ie die lêre wider an

und saget im sî sô dicke vor,

daz er sînes herzen tor

gên gotlîcher lêre ûfslôz.

der gotes gnâden tou begôz

14085

sîne versteinden sinne.

des heilegen geistes minne

des tiuvels kraft an im vertreip.

diu gotes minne an im beleip.

in tet von zwîvel gar erlôst

14090

von gote sînes kindes trôst.

in trôste sîn vil süezer rât,

daz got sîner missetât

niemer mêr gewüege,

swenn er den willen trüege,

14095

daz er sî wolde büezen

mit buoze in werken süezen.

 

Dô sich der künec bekêrte,

als Jôsaphât in lêrte,

sîner sünden er verjach.

14100

nâch buoze man in reinen sach

gên dem gotes toufe sich:

sîn buoze was vil gotlich.

er lebete gar nâch gotes gebote

und hiez sîne valschen gote

14105

brechen, den er was sô holt,

und hiez daz silber und daz golt,

daz mit vil grôzer rîcheit

an die gote was geleit,

allez armen liuten geben

14110

umb daz êwiclîche leben

in dem himelrîche.

er brediete offenlîche,

daz got mit einer drîvalt

waer ein got und ein gewalt:

14115

drîvalt unde ouch reine,

mit drin namen eine,

die gotes drîvalt einekeit,

der drîer namen underscheit,

mit namen underscheiden sus:

14120

pater, filius et spiritus sanctus,

diu eine drîvalt einic ist

ein got, daz ist der reine Krist,

der sunder hât in sîner hant

swaz ie geschephede wart genant:

14125

die geschuof gar sîn gebot,

ez wart nie dehein ander got.

 

Dise lêre lêrte sus

der gotes kathecuminus

und vestent ez vil sêre

14130

nâch kristenlîcher lêre.

sus wart er ungelouben vrî,

reht geloube was im bî.

diu gotlîche vorhte

in sînem herzen worhte

14135

vil reinez leben, des er phlac.

dô sînes toufes zil gelac,

dô kam mit dêmüetlîchen siten

der erzebischof dar geriten,

von dem ich ê hân geseit.

14140

den gruozten wol mit werdekeit

die beide künege rîche

und enphiengen in güetlîche.

der gotes bredigaere,

der rehte, vil gewaere,

14145

nâch dem gelouben dô began

vrâgen den vil reinen man

den er dâ toufen solde,

ob er gelouben wolde

Krist wesende einen got?

14150

des gelouben gebot

jach im, daz er geloubte wol,

swaz kristen man gelouben sol.

als er des gelouben jach,

sîn reht im aldâ geschach:

14155

er kathezizierte in sâ

mit gotlîchem segene aldâ.

 

Dar nâch vil schiere toufter in

vil werde in gotes namen drin.

dô wart ze vater im erkorn

14160

sîn kint, daz von im was geborn;

dâ wart sîn vater und sîn tote

sîn vleischlîch kint in gote.

swaz bî dem künege vürsten dâ

was, die touften sich dô sâ.

14165

dar nâch diu stat und al daz lant

wart geloubic sâ zehant,

in gotes namen getoufet

und gote wider gekoufet.

junge, alte, arme und rîche

14170

touften sich algelîche

durch des hoehsten gotes gebot.

sie brâchen alle ir apgot

und wîhten münster, kirchen gote

nâch der kristenheit gebote.

14175

swaz ir deheinem arges war,

des wart er ledic unde bar,

als im wart der touf gegeben.

dô wuohs daz kristenlîche leben

über al daz künicrîche

14180

mit gote kristenlîche.

sus wuohs mit geistlîcher zuht,

dâ ê der sünden was genuht,

ein übergenuht an güete

in des küniges gemüete:

14185

sîn leben wart vil geistlich,

von stunt ze stunt bezzert er sich.

 

Avenier, der gotes degen,

begunde solher riuwe phlegen

umb sîne êrren missetât,

14190

daz er sînes herzen rât

gar von dirre welte brach.

sîn herze weltlîch guot versprach;

er gap eigenlîche

beidiu sîniu rîche

14195

Jôsaphâte und al sîn guot.

er kêrte sô gar sînen muot

an got, daz er niht anders tet,

wan daz er sprach sîn gebet.

vil grôze riuwe er scheinde,

14200

vil gerne er ie vereinde

von sînem gesinde

bî sînem lieben kinde

und tet im sîne riuwe kunt

mit sîner begihte alle stunt.

14205

er was in solher riuwe

ze allen zîten niuwe,

von sîner schulde in solher schame,

daz der gewaere gotes name

alsô grôz im wart erkant,

14210

daz er nie wart von im genant

volleclich durch sînen munt.

swenne im wart sîn sünde kunt,

er begunde sich sô schamen,

daz er von sünden gotes namen

14215

selten ie genande.

sô daz sîn sun erkande,

sô gap er im troestlîchen wân

und hiez in allen zwîvel lân.

 

Alsus lebeter, daz ist wâr,

14220

gedulteclîche vier jâr:

sîn ende nâhen dô began.

der reine gotes dienstman

begunde siechen sêre,

sô sêre, daz er mêre

14225

niht getrûwete genesen

unde in dirre welte wesen.

dô dâhter aber an sîn klagen,

daz er in sînen jungen tagen

alsô grôzer sünden phlac.

14230

in solhen vorhten er gelac,

daz er von herzeriuwen grôz

mit sînen ougen sich begôz.

im tet vil wirs, danne der tôt,

diu vorhte, die sîn sünde im bôt.

14235

mit vorhten er niht anders schrê

wan: «owê mir armen! wê

mîner grôzen missetât!

lât si mîn iemer werden rât?

owê mir armen! waz ich hân

14240

gên mînem gote missetân!»

Jôsaphât, der reine, sprach,

als er des vater zwîvel sach:

«vater mîn, gehabe dich wol!

nieman an gote zwîveln sol.

14245

nieman sô grôze missetât

in dirre welte hie begât,

der gotes genâden sî doch mêr.

dû solt dîn zwîvellîchez sêr

ûz dînem herzen gar verjagen,

14250

an gotes gnâden niht verzagen.

 

Niemen vollesagen mac

unz an den jungesten tac

die gotes gnâde. ir ist sô vil:

mit zal ist vunden schiere ein zil

14255

des mannes sünden, die er tuot.

unser herre ist alsô guot,

als er den man in riuwen siht,

daz er in lât verderben niht.

dô got an dem kriuze hienc

14260

und durch uns den tôt enphienc

in sterbender swaere,

den sterbenden schâchaere

enphienc er durch die triuwe,

daz er mit grôzer riuwe

14265

was an des sûren tôdes stat.

als er got genâden bat,

dô was er sâ behalten.

got wil nieman verschalten:

der an in genâden gert,

14270

benamen, der ist sâ gewert,

swes er mit rehte gert an in.

diz solt dû nemen in dînen sin

und lâ den grôzen zwîvel sîn.

got tuot dir sîne güete schîn,

14275

sît dû den gelouben treist

und riuwe dîner schulde weist.

der touf dich gote gereinet hât;

gotes geloube dich niht lât

in dînen sünden sterben.

14280

dir sol dîn riuwe erwerben

der êweclîchen vreuden rât,

diu vreude ân ende iemer hât.»

 

Sus hât in des kindes trôst

von sînem zwîvel schiere erlôst.

14285

gên sînem sune kêrter dô,

weinende sprach er alsô:

«herzelieber sun mîn,

got müeze iemer gêret sîn

des süezen tages und der stunt,

14290

dô dû der welte würde kunt

und ouch ze trôste mir geborn.

dû bist mir niht ze kinde erkorn,

dû bist des hoehsten keisers kint,

des aller himele tugende sint,

14295

als dîn heilic leben giht.

ich waer dîn wert ze kinde niht.

wol mich, sun, daz ich dîn ie

ze kinde künde gevie.

wie sol ich gedanken dir,

14300

daz alsô vil genâde an mir

dîn hôhiu güete erzeiget hât.

mir hât dîn wîslîcher rât

vür den tôt daz rehte leben

erworben unde wider gegeben.

14305

daz ich genas, daz lêrtestû.

ich was ê tôt, ich lebe nû.

dîn lêre mir daz leben bôt,

dô ich was in sünden tôt.

dîn rât mich gote wider gewan,

14310

dô ich abtrünnic im entran.

dû hâst mir versüenet got,

des lône er dir durch sîn gebot:

er kan und mac wol danken dir

des dû begangen hâst an mir.»

 

14315

Alsus nâhet im der tôt.

ze himel er die hende bôt,

als er den gotes lîchamen

enphie mit rehte in gotes namen.

er sprach: «herre vater, Krist,

14320

sît dû mîn rehter schepher bist,

so bevilhe ich den genâden dîn

die vil armen sêle mîn.

nû sende mir in dirre nôt

durch dînen heiligen tôt

14325

alsô gnaedeclîchen trôst,

daz ich von noeten werde erlôst!»

dô nam sîn leben ein ende.

von disem ellende

vuor er gedulteclîche.

14330

zuo dem gotes rîche

wart er mit himelvreuden grôz

brâht in Abrahâmes schôz:

dâ lebet er iemer mêre.

dôt war[t] er vil sêre

14335

geklaget von den sînen,

die liezen jâmer schînen,

als in der jâmer gebôt

umb ir vil lieben herren tôt.

dô wart der künic angeleit

14340

âne küniclîchiu kleit

mit einem hemede haerîn.

daz tet der liebe sun sîn

in einvaltlîcher güete

durch rehte dêmüete.

 

14345

Dâ was an dem selben tage

von Jôsaphâte grôziu klage,

und jaemerlîch gebâren

von allen, die dâ wâren.

mit kristenlîchem rehte

14350

wart von dem gotes knehte

mit jâmer, sunder lôsheit

der künic Avenier geleit.

des küneges jâmer was sô grôz,

daz er weinende begôz

14355

sînes lieben vater grap.

die sêle er mit gebete ergap

dem gote, der uns lôste

von der leiden helle rôste.

der edel künic rîche

14360

sprach vil dêmüetlîche:

«herre, ich lobe dich, reiner Krist,

daz dû sô genaedic bist

und alsô grôze güete hâst,

daz dû verderben niemen lâst,

14365

der genâden gert an dich.

daz dû hâst erhoeret mich

über den lieben vater mîn,

des müeze dîn name iemer sîn

gelobet, gerüemet, gêret,

14370

daz er von dir bekêret

zuo dînem gelouben wart

und nû ze sîner hinevart

mit solher riuwe hât sîn leben

verendet und sich dir ergeben.

 

14375

Krist, herre, lâz im werden schîn

die endelôsen güete dîn

und ruoche in zuo dir leiten

von der helle arbeiten

zuo dînem himelrîche,

14380

dâ er êwiclîche

dîn reine antlütze schouwe.

mit dînem süezen touwe

geruoche im senften sîne nôt

durch den menschlîchen tôt,

14385

den dû, herre, umb uns erlite.

sô vergiz der alten site,

der er leider manigen tac

mit sündehaftem muote phlac.

swâ sîn sünde sî geschriben

14390

und daz buoch noch ganz beliben,

die schrift heiz alle tilgen abe,

daz im dehein buochstabe

vor dir gebe der sünde vluoch.

heiz in an der lebenden buoch

14395

den rehten schrîber künden.

swâ er mit houbetsünden

habe gedienet dînen zorn,

herre got, daz sî verkorn.

ouch sante dir hie vor sîn swert

14400

manegen reinen erben wert;

die ruoche im ouch mit minnen

ze vriunde gar gewinnen.

 

Herre got, des bite ich dich.

dir ist niht unmügelich,

14405

wan ân erbarmherze sîn.

swer suochet die genâde dîn,

daz dû den von dir verjagest

und dîne hulde im versagest

und über in niht erbarmest dich,

14410

daz ist dir vil unmügelich:

des andern hâst dû gar gewalt.

diz ist unmügelîch gezalt

dîner gotlîchen kraft.

swâ in sîner sünden haft

14415

beheftet habe von schulden,

dâ lâ mit dînen hulden

brechen sîner sünden bant.

herre got, nû wis gemant,

wie er dir in des tôdes nôt

14420

mit riuweclîchem herzen bôt

an die grôzen güete dîn

sînen geist, die sêle sîn:

der ruoche ein lieht, ein ruowic leben

vor dînem antlütze geben,

14425

daz er daz iemer sehende sî.

mach in vor allen noeten vrî;

zeig im, herre, lieber Krist,

daz dîn genâde bezzer ist,

danne gên uns sî dîn reht:

14430

des lâ geniezen dînen kneht

und heiz in ruowen iemer mêr

in dînem vride ân allez sêr.»

 

Diz gebet mit grôzer klage

treip er gar die siben tage,

14435

daz er von dem grabe nie

mit sînem willen vuoz gegie.

der jâmer, daz gebet in twanc,

daz er az wênec oder tranc

und beidiu naht unde tac

14440

selten senfter ruowe phlac:

im was niht wan gebetes gâch.

über ahte tage dar nâch,

dô der sibende ergangen was,

dô gie er ûf den palas:

14445

die armen er besande

von allem sînem lande;

den teilter rîlîche dort

sînes vater grôzen hort,

der lange was behalten dar

14450

von sînen altvordern gar.

er lie deheinen âne guot

von im gân mit armuot.

swâ er die edeln armen sach,

den buozter gerne ir ungemach

14455

rîlîche mit sîner habe.

sus nam er im selben abe

die weltlîchen bürde,

swenn er dringende würde

dort durch daz enge tor

14460

daz si in behabete iht dâ vor.

swaz man iender überz lant

armer dürftigen vant,

die machet er wirdeclîche

nâch ir wirde rîche.

 

14465

Nû diz geschehen was alsô,

einen hof gebôt er dô,

daz beidiu rîche und arme gar

von sînem lande kaemen dar.

als er sînem vater hie

14470

den drîzigesten tac begie

mit gehügede, daz er starp

und an dem lîbe verdarp,

als ir habet von mir vernomen,

dô wâren die lantherren komen

14475

mit vil grôzer werdekeit,

als uns daz maere hât geseit,

als ez dem hove wol gezam.

der künec an sich die vürsten nam

und gie mit grôzen witzen

14480

an daz gestüele sitzen,

als er gerihtes wolde phlegen.

mit witzen sprach der gotes degen:

«vernemt, ir herren, hoeret mich,

sehet, wie gar trügelich

14485

dirre welte lôn gestât!

wie jaemerlîche si zergât,

wie kurzlich ir werdekeit

wirt an dem ende hin geleit,

daz ist leider worden schîn

14490

an dem lieben vater mîn,

dem künege Aveniere.

seht, wie rehte schiere

sîn lîp, sîn kraft, sîn leben, sîn muot

ein ende hât und ouch sîn guot!

 

14495

Seht, wie schiere ein bote kam,

der im al sîn êre nam

und al die rîcheit, der er phlac!

seht, wie jaemerlîche er lac!

merket, swie rîch er was ie,

14500

daz in der tôt doch niht erlie,

er müese im werden undertân!

diz mohte niemen understân:

guot, noch lîp, noch mâc, noch man,

swaz er des alles ie gewan,

14505

daz was im gar an helfe ein wint,

und ich, sîn vil liebez kint,

mohtin dâ vor niht bewarn,

er müese an daz gerihte varn

und müeze rede aldort ergeben,

14510

wie in gewîset hât sîn leben,

weder wirs, wol oder baz.

im was unser helfe laz;

seht, wir muosten hie bestân,

er mohte niemen mit im hân,

14515

der mit helfe dekein wort

gesprechen müge vür in dort:

wan sô vil, swaz er guotes hie

mit almuosen ie begie,

daz vindet er dort, anders niht.

14520

diu vorhtlîche zuoversiht

ist uns allen vürgeleit.

kunst, geburt noch rîcheit

mac uns dâ vor niht bewarn,

wir müezen alle hinnan varn,

14525

dâ uns wirt der lôn benant,

der von uns wirt hin vürgesant.

 

Nû hoerent alle, die hie sîn,

mâge und man, die vriunde mîn,

daz gotes heilic erbe grôz,

14530

durch die er sîn bluot vergôz,

die Kristes tôt erloeset hât

von süntlîcher missetât,

ich darf iu des hie niht sagen,

wie ich hân in mînen tagen

14535

her gelebet an dise stunt:

mîn leben ist iu allen kunt.

ir wizzent daz wol, sît der vrist

daz ich geloubic wart an Krist,

daz ich selten ie den muot

14540

kêrte an dirre welte guot,

wan ez sô leitlîche zergât.

nû was ie mînes herzen rât,

daz ich der welte lieze ir trüge

und mich ze gote von ir züge:

14545

des irte mich mîn vater dô.

sît vuogte ez unser herre alsô,

daz in mîn lêre lêrte,

daz er an got sich kêrte

mit gelouben und mit muote.

14550

ouch vuogte got der guote,

daz iu sîn lêre wart erkant

und ir sît sîniu kint genant;

des lêre sult ir staete hân

und niender von dem wege gân

14555

ûz gotes gelouben. minnet got!

als ir erkennet sîn gebot,

dar nâch lebet und anders niht,

wan als iu gotes lêre giht,

daz ir sîn wirdic müget sîn:

14560

daz râte ich ûf die sêle mîn.

 

Ez nâhet nû, daz wizzet ir wol,

daz ich den antheiz leisten sol,

den ich gote hân getân.

ich wil weltlîche wünne lân

14565

und wil gehaben mich an got.

swar mich wîset sîn gebot

dâ wil ich mînes herzen sin

nâch sîner lêre kêren hin,

dâ ich im iemer büezen wil

14570

unz an mînes lîbes zil

mîne schulde, swâ ich hân

gên sînen hulden missetân.

nû müget ir niht alsô genesen,

daz ir sult âne herren wesen:

14575

ein künic muoz iu wol gezemen,

den ir ze rihter müezet nemen,

der des rîches krône trage.

nû seht, wer iu dar zuo behage,

und nemt den, sît im undertân

14580

mit staete, sunder valschen wân.

leistet gerne sîn gebot,

daz minnet Krist, des vrides got.

swenn ir mit vride gerne sît,

sô wont iu bî des vrides zît.

14585

iu machet vride êr unde guot:

ob ir sîn reht mit rehte tuot,

sô werdent ir des vrides vrô.»

die herren sprâchen alle dô

mit rehten triuwen, sunder spot:

14590

«herre, niene welle got,

daz wir dich verliesen

und iemer uns erkiesen

deheinen herren, wan dîn.

dû solt die rede lâzen sîn,

14595

daz dû vür dich deheinen gebest

ze herren uns, biz daz dû lebest.»

 

Diz versprâchen sie sô gar,

daz er wart an in gewar,

daz ez der vil werden diet

14600

sunder valsch ir triuwe riet.

er sprach: «nû lât die rede stân,

ich wil mîn rîche selbe hân.»

hie mite entsageter sînen muot.

der edele süeze herre guot,

14605

Jôsaphât, der saelden barn,

gap in urloup und lie sie varn

wider ze herbergen dan:

vil sêre er trûren dô began.

dô kom Bârachîas,

14610

der ie der kristen kemphe was,

als ich tet hie vor bekant.

den hâte an sich aldar besant

der edel künic Jôsaphât.

er gie an einen sunderrât

14615

mit disem vürsten rîche,

besunder, vil heinlîche.

vil güetlîche sprach er zim:

«Bârachîâ, vriunt, vernim

ein teil nâch mînes herzen gir

14620

des ich alhie wil sagen dir.

dû weist wol, wie mîn dinc nû stât,

daz des mîn herze willen hât,

daz ich niemer mêre

gewinne weltlîch êre

14625

noch zergenclîchez guot:

dar ûf stêt vil gar mîn muot.

 

Nû behaget mir niemen baz

(vür wâr soltû gelouben daz)

in disem rîche, danne dû.

14630

durch daz wil ich dir bieten nû,

tugende rîcher wîgant,

des landes krône und ouch daz lant,

und bite dich des, daz duz nemest,

sît dû der krône wol gezemest

14635

vür al die vürsten, die hie sint,

wan dû waere ie gotes kint,

dô niemen hie geloubic was.»

dô sprach Bârachîas:

«owê, herre, süezer man,

14640

wan gedenkestû dar an,

daz unsers herren Kristes rât

mit lêre daz geboten hât,

daz man den naehsten minne

mit herzenlîchem sinne,

14645

nû bin ich ein der naehste dîn,

nû vârestû der saelden mîn.

ob dich daz weltlîche guot

dunket üppic, als ez tuot,

wil dû danne gunnen mir,

14650

des dû wilt selbe erbunnen dir,

sô bist dû mir niht alsô holt,

sô dû nâch gotes lêre solt.

swaz dû dran vürhtest, daz vürhtich.

vürhtestû des, daz ez dich

14655

verliese, sô wirdich verlorn,

wirt ez mir vür dich erkorn:

sô wildû verliesen mich.

wildû dâ von behüeten dich,

sô ganst dû wider gote mir,

14660

des dû niht wilt gunnen dir.»

 

Dô sweic der künic Jôsaphât.

er gie von dan und lie den rât.

dô des tages lieht verswein

und diu kunft der naht erschein,

14665

dô hiez sich lâzen eine

Jôsaphât der reine:

in sîner kamern er beleip.

mit sîn selbes hant er schreip

einen brief den vürsten dort.

14670

dar an zeigten sîniu wort

den vürsten sînes herzen muot.

er schreip in liep und allez guot,

sînen gruoz und sînen segen

und bat got ir heiles phlegen,

14675

und wie sie leben solden,

ob sie got minnen wolden:

er schreip in gotes lêre gar.

dar nâch schreip er der werden schar,

daz niemen solde ir krône phlegen

14680

wan Barachîas, der gotes degen,

der ie von herzen minte got:

diz was sîn bete und sîn gebot.

alsus liez er den brief aldâ;

von dannen huop er sich dô sâ

14685

vil heinlîche ûf sîne vart,

daz es nieman innen wart,

ê daz diu naht ein ende nam

und der ander morgen kam.

dô man den brief und in niht vant.

14690

dô wart ez in êrst erkant.

 

Nû wart von der vürsten schar

ein michel zuolouf aldar.

dô man des brieves schrift gelas

und swaz dar an geschriben was,

14695

dô wart daz geschrei vil grôz.

der jâmerregen in begôz

in klagenden riuwen ir gewant.

sie gebuten sâ zehant

arme und rîche gâhen,

14700

ir lieben herren vâhen

und suochen den gewaeren man.

sie randen hin, her unde dan:

die strâze wurden gar versat.

nû was er komen an eine stat,

14705

dâ er ûf sîner venje lac

und sprach sînen mitten tac,

daz wir heizen sexte zît,

sô der stunde zît gelît,

daz got Krist, der süeze,

14710

durch hende und ouch durch vüeze

genagelet an daz kriuze wart.

die zît begie ûf sîner vart

Jôsaphât, der herre grôz,

bî einem wazzer, daz dâ vlôz:

14715

dâ wart er an den stunden

von den sînen vunden.

dô sach er, daz sie grôze klage

gehabet hâten an dem tage;

daz sie vunden in alsô,

14720

des wâren sie von herzen vrô.

 

Sie verwizzen im die vluht.

der herre sprach mit schoener zuht,

als im sîn werdiu zuht gebôt:

«ir arbeitet iuch âne nôt,

14725

wan ich benamen unz ûf mîn zil

niemer mêre werden wil

alhie künic überz lant.»

sie vuorten in von dan zehant

ûf sînen palas wider dan.

14730

dô swuor der gotes dienestman,

daz er niemer mêre

wolde weltlîch êre

weltlîche gewinnen,

noch weltlîch guot geminnen.

14735

er sprach: «vil lieben vriunt, ich hân

daz mîne gar gên iu getân:

ir sît nû gote bekêret;

ouch hân ich iuch gelêret

die reinen gotes kristenheit.

14740

ich was iu zaller zît bereit,

swes iu ze lêre tohte,

mit lêre, swâ ich mohte,

sît daz ich gote kristen wart.

nû wil ich leisten eine vart,

14745

der mir ie was ze muote.

dô ich von iuwer huote

wolte entrinnen unde entran,

dô wîste ich iuch an einen man,

der gote und iu gezimt vil wol,

14750

an den ich wil und râten sol.»

 

Dô nam er, den ich hân genant,

Bârachîam bî der hant.

er sprach: «diz ist der, den mîn rât

ze herren iu gegeben hât:

14755

der sî iuwer künec vür mich.»

der hêrschaft werte er sêre sich;

doch wart im an der selben stat

ûf sîn houbet dâ gesat

gewalteclîche schône

14760

des künicrîches krône

und ouch des rîches gewant

im angeleit. an sîne hant

stakt im der liebe herre sîn

des künicrîches vingerlîn.

14765

als er ze künege was erkorn,

dô wart im hulde sâ gesworn:

die herren vür in giengen,

ir lêhen sie enphiengen,

ir lant, ir landes geniez,

14770

alsô Jôsaphât sie hiez

und sie wîste sîn rât.

der gotes erwelte Jôsaphât

viel ûf sîniu blôzen knie

vor den werden vürsten hie:

14775

in guoter andâht er daz tet.

er sprach ze gote sîn gebet

über des niuwen küneges leben,

daz im got heil geruochte geben.

dar nâch bat er über al die schar,

14780

daz sî got behuote gar

von houbethaften schulden

in sînen süezen hulden.

 

Dô diz gebet alsus geschach,

mit zühten er zem künege sprach:

14785

«bruoder, ich wil râten dir:

daz ich dir sage, des volge mir.

got hât gewalteclîche

dich über al diz rîche

zeinem rihtaere gegeben:

14790

nû solt dû rihten wol dîn leben.

dû minnetest got, ê daz dû

gewunnest dise rîcheit nû,

dem solt dû gerner dienen baz

dan ê. lâ sagen dir durch waz.

14795

er hât bevolhen dir sô vil,

daz er an dir versuochen wil,

wie dû phlegest sîner diet.

von al den vürsten er ûzschiet

zuo des rîches krône dich.

14800

nû ist daz vil unzwîvellich,

daz sich der site niht verbirt,

sweme vil bevolhen wirt,

man eische deste mê von im.

lieber bruoder, daz vernim

14805

und sich, daz dû dich sô bewarst,

sô dû ze rechenunge varst

vür dînen schephaere,

daz danne sî gewaere

gên im diu widerrede dîn.

14810

dû solt reht unde gewaere sîn,

guoten vride machen

mit vridelîchen sachen.

 

Dir sî daz vür wâr geseit:

daz urhap aller wîsheit

14815

ist diu grôze vorhte gotes.

dû solt mit vorhte sînes gebotes

zallen zîten hüeten,

dich selben dêmüeten

gote in dînem muote gar:

14820

nim der gotes lêre war!

vür alliu dinc minne got;

erbarmherze ist sîn gebot.

sich, daz dir der welte guot

iht ze hôhe trage den muot,

14825

daz dû ze nider vallest iht:

hôhvart ist vor gote enwiht,

wan Lucifer durch hôhvart

von himele hin geworfen wart.

«saelic die dêmüeten sint,»

14830

sprichet Krist, daz gotes kint.

wis milte dînes guotes

und dêmüete des muotes.

dû solt dich lân erbarmen

die nôtdürftigen armen.

14835

dîn gerihte sol gelîchen

die armen zuo den rîchen;

ez sol gelîch sîn unde reht,

ebengelîch, in allen sleht.

wis worte und werke kiusche,

14840

mit wârheit âne getiusche!

wis ein widersatz der lüge,

dû solt hazzen valsche trüge!

 

Lâ dir sîn unmaere

spot und die lügenaere;

14845

lâ die bî dem râte dîn,

die reht unde gewaere sîn.

wis staete, an triuwen veste.

noch râte ich dir daz beste,

daz dû der sêle hüetest wol,

14850

wan diu vil leider dulten sol,

swaz der lîp alhie getuot,

ez sî übel oder guot.

diz solt dû gote staete lân,

als ich dir gerâten hân:

14855

daz ist dir guot und saeleclich.

dû solt gerne vlîzen dich

daz dû sô redelîche lebest,

daz dû den guot bilde gebest,

die dir got bevolhen hât,

14860

wan al ir wîsunge an dir stât.»

zuo den vürsten kêrter sich.

er sprach: «ir herren, ouch wil ich

iuch in gotes namen biten,

daz ir mit zühteclîchen siten

14865

gestêt iuwerm künige bî.

swaz in alhie gelêret sî,

daz helfet vollebringen wol,

wan er mit iuwer helfe sol

iuch rihten unde lêren.

14870

ir sult mit triuwen êren

got und in mit staetekeit,

als ich hân iu und im geseit.»

 

Sus viel er ûf sîniu knie

vor den vürsten aber hie

14875

unde bat weinende got

an in staeten diz gebot.

dô weinden herzeclîche

arme und dar zuo rîche,

als ie die getriuwen tuont.

14880

von dem gebete er ûfstuont.

er sprach zuo der getriuwen schar:

«nû nâhet balde, daz ich var.

nû bitent got, daz er sich

geruoche erbarmen über mich

14885

und sîn gebot mir mache kunt.»

den künic kuster an den munt,

dar nâch die getriuwen diet.

mit urloub er dô dannen schiet.

dô volgeten im sîne man

14890

lange weinende dan.

sie sprâchen: «owê, herre Krist!

daz dîner güete sô vil ist

und dû nû disem rîche

sus ungenaedeclîche

14895

tuost an dem besten man,

den lant ze herren ie gewan.

owê des ängestlîchen schaden,

der uns nû hât überladen

an unsers lieben herren vlust!»

14900

in lange sehen was ir gelust:

dô was im von in vil gâch.

sie giengen weinende nâch,

biz daz in und ouch die diet

diu naht von einander schiet.

 

14905

Alsus gie vroelîche

von sînem künicrîche

der edele, reine, guote

mit so vroelîchem muote.

sô sêre er vreuen sich began,

14910

rehte als ob ein vremeder man

in herzeclîcher swaere

in dem ellende waere

und daz ellende wolde lân

und vroelîche wider gân

14915

zuo sînen vriunden in sîn lant.

noch wart im groezer vreude erkant:

ez dûhte sînes herzen muot

ein ellende der welte guot;

dem hâte er sich durch daz benomen,

14920

daz er zer heimuot möhte komen,

die got alsô gestaetet hât,

daz si niemer mêr zergât.

owê, wer volget disem man?

owê, wer gêt mit ime dan?

14925

wer wil sîn ellende lân,

mit im hein ze lande gân,

ich meine, ûz sînen schulden

zuo den gotes hulden?

owê, wie eine er dannen gât!

14930

wie eine er diz ellende lât!

wie eine er gert der heimuot!

owê, wie einic er daz tuot!

owê, wie sîne vürsten stânt,

daz sie mit im von dan niht gânt!

 

14935

Hie meine ich dirre welte kint,

die mit houbetsünden sint

und in den sô stille stânt

und niht mit dem rehten gânt

ûz den sünden in daz leben,

14940

dem niemer ende wirt gegeben.

owê, war gât nû Jôsaphât,

daz manec sîn vriunt sô stille stât,

der ich leider einer bin,

der stille stât und lât in hin

14945

in die rehten heimuot gân?

nû wil ich in niht eine lân

und wil im geselleschaft

mit geselleclîcher kraft

leisten mit dem maere.

14950

der reine unwandelbaere

gie noch mit grôzer rîcheit

küneclîche wol bekleit

mit rîchen kleiden guot genuoc.

an sîner blôzen hût er truoc

14955

daz herte hemede haerîn,

daz im ê gap der meister sîn.

der herberge nôt in treip,

daz er die selben naht beleip

bî einem alten armen man;

14960

der hâte von den liuten dan

an einer einoede eine

gemachet ein hûs kleine.

bî dem was er dâ die naht,

der ie nâch gotes rîche vaht.

14965

dô er des morgens dannen gie,

sîniu kleider er dâ lie

durch got dem armen alten,

der in hâte behalten.

 

Dô diz almuosen gap sîn hant,

14970

ez wart daz leste guot genant,

des er von dirre welte habe

sich tet durch gotes willen abe:

sus truoc er dan sîn haerîn kleit,

von dem ich ê hân geseit.

14975

er truoc vür des hungers nôt

weder kaese, vleisch noch brôt,

noch diz noch daz, wan gotes segen.

der ellenthafte gotes degen

truoc des dürftigen gebet

14980

und maneges armen, dem er tet

durch got mit sînem guote wol.

sîn lîp was reiner güete vol:

ze gote stuont sô gar sîn muot,

daz er als ein glüendiu gluot

14985

begunde in gotes minnen

ie mêre und mêre brinnen.

dô durste sînen gedanc

ûf des lebenden brunnen tranc,

des süeze niemer mê zergât;

14990

von dem Dâvît gesprochen hât,

der gotes wîssage wert:

«als der hirz der wazzer gert,

alsô gert mit rehter gir

mîn sêle, herre got, zuo dir.

14995

ez dürstet mîne sêle gar

zuo dînem lebenden brunnen dar,

wenn ich sül komen unde sehen,

vor gote sîn antlütze spehen.»

 

Alsus durste in gotes gebote

15000

sîne sêle gar nâch gote,

als ouch Salomônes wort

von gotes minne sprichet dort:

«zeige mir daz antlütze dîn,

ez hât sô minneclîchen schîn;

15005

vil süeze stimme hât dîn munt:

von dîner minne bin ich wunt.»

mit werken zeiget er disiu wort,

wan er gar der welte hort

und ir vil grôzen rîcheit lie,

15010

dô er von sînem lande gie

und von dem grôzen rîche,

und sô gar ärmeclîche

gerte an der einoede wesen

und âne dise welt genesen.

15015

ze gote schrei er alle stunt:

«herre got, nû tuo mir kunt,

wâ ich den lieben kneht dîn

vinden sül, den meister mîn,

der dîn gebot mich lêrte

15020

und mich zuo dir bekêrte.

herre got, gip mir den muot,

daz mich der armen welte guot

iht jâmers nâch ir twinge.

tuo mir, als ich gedinge,

15025

und hüete mîner sinne

staete in dîner minne.

tuo mich der welte lônes vrî.

wis mir genaedeclîche bî.

sunder süntlîchen vlec

15030

geruoche rihten mînen wec

vür dîne gesiht, herre got,

ûz dirre welte in dîn gebot.

staete daz gemüete mir,

daz ich belîbe staete an dir.»

 

15035

Diz was sîn staetez gebet,

daz er ie in der wüeste tet.

waz sîn spîse waere?

der guote, unwandelbaere,

Jôsaphât, der gotes trût,

15040

az niht wan wurzel unde krût.

diu wüeste was sô dürre erkant,

daz er dâ wênec wazzers vant.

den zâdel und die armekeit

er vil dêmüetlîche leit.

15045

diz was dem nîdaere,

dem leiden tiuvel, swaere:

der herren staete in gar verdrôz,

daz diu gên gote was sô grôz

in gotlîcher minne.

15050

er sante in sîne sinne

dicke jâmer in dem muote

nâch sînem grôzen guote.

vil ofte er im vor erschein,

als sîner junkherren ein

15055

unde als ein sîn liebster man

und mant in dicke dar an,

daz er diz ärmeclîche leben

solde lâzen unde begeben

und aber rîlîche

15060

naeme sîn künecrîche.

 

Dar nâch, sô diz alsus geschach,

mit übele er in komen sach

und an in kêren manige drô

dâ wider sazter sich alsô,

15065

daz er mit werlîcher art

niemer überwunden wart.

in manege wîs versuochter in

und sînes herzen staeten sin:

mit swerten er dik ûf in dranc

15070

und wolte krenken den gedanc,

der herter danne ein adamas

gote an rehter staete was.

er dreute, er wolde in slahen nider,

ob er niht schiere kêrte wider.

15075

dâ kêrte sich vil wênic an

Jôsaphât, der reine man.

etswenne machete er sich

ze grôzen slangen egeslich,

die gên im kêrten manegen strît.

15080

dar nâch in vil kurzer zît

sô machte sich des tiuvels spil

ze vorhtlîchen tieren vil,

die vil den herren muoten:

sie grinen sêre, sie luoten

15085

mit ängestlîcher stimme

gên im in grôzem grimme.

alsus wart im ze maneger stunt

von im vil hôher vorhte kunt

mit egeslîcher vorhte site:

15090

dâ wolter in verkêren mite.

 

Do diz Jôsaphât ersach,

daz ez umb anders niht geschach

wan durch verkêren sînen muot,

dô sprach der gotes degen guot:

15095

«hei, dû trügehaftez wiht!

ich ahte ûf dîne trüge niht.

swie manicvalt dîn vorhte sî,

mir ist diu gotes helfe bî.

dû kêrest ân nôt dînen list

15100

an mich, wan got bî mir ist:

mit dem versmâhe ich dîne drô.»

daz kriuze tet er vor im dô.

als im daz zeichen wart erkant,

des tiuvels spil verswein zehant.

15105

dar nâch was er vor im bewart.

er gie vroelîche ûf sîne vart,

vil lobes gote sagende,

vil dicke alsô betagende,

daz im vil manigerhande nôt

15110

der kumberlîche zâdel bôt.

diz werte lange manegen tac,

daz er vil grôzer arbeit phlac

und im vil manic ungemach

von allerhande nôt geschach,

15115

die er mit maniger armekeit

von gote dêmüetlîche leit.

 

Alsus beleip er, daz ist wâr,

in dirre wüeste zwei jâr,

daz er den gotes wîgant

15120

Barlââmen niender vant.

er leit mit grôzer armekeit

hunger, nôt und arbeit;

dâ mite got geruochte,

daz er an im versuochte,

15125

ob er in grôzer swaere

alsô gedultic waere,

daz er mit gedultekeit

kunde weltlîch arbeit

alsô gelîden, daz er got

15130

geminnen möhte und sîn gebot

âne murmels underswanc.

sîn staetekeit in dô betwanc,

daz er sich ie ze aller zît

bezzerte âne valschen nît.

15135

im was ein wünne bernde leben,

swaz im arbeit wart gegeben:

die leiter wol mit willen.

er dâhte, daz diz villen

ein zartlîch zühtegunge

15140

waer sîner vestenunge,

wan im ist sîn kint niht zart,

swer im die ruoten dicke spart

und sîne unzuht niht stillet.

got sîne erwelten villet

15145

in vünf wîs und der welte kint.

der kestegunge vünve sint.

 

Ein kestegunge alsus geschiht,

als uns diu schrift der wârheit giht,

dâ got wil versuochen an

15150

gedultigen muot des man,

ob er gedultic künne wesen.

alse wir von Jobe lesen,

den got unser herre

versuochte alsô verre,

15155

daz er mit grôzem sêre

lîp, guot, kint, weltlîch êre

verlôs von gotes gebote gar,

daz er der aller wart sô bar,

daz er niht leit wan ungemach.

15160

in aller sîner nôt er sprach,

swie kumberlich ie wart sîn leben:

«got nimt ez, der ez hât gegeben.»

dem wart von sîner güete sider

sîn guot, sîn êre zwivalt wider.

15165

ouch ist geschriben anderswâ,

wie got an Tobîâ

sîner wunder vil begie.

sô gedultic was der ie,

daz er gar sîn gemüete

15170

an gedulteclîche güete

und niht an anderz kêrte,

als in sîn güete lêrte:

der verlôs guot unde gesiht.

al diu geschiht want in des niht,

15175

er waere gedultic doch in gote.

dem wart ouch sît von gotes gebote

lîp, gesiht, vreud unde guot

durch sîne grôzen dêmuot

mit wunsche wider gar gegeben

15180

und vil gehoehet im sîn leben.

got vüeget manigem kumbers vil,

daz er in sus versuochen wil.

 

Der ander gotes geiselslac

ouch alsô geschehen mac,

15185

daz man unsers herren kraft

sehe und daz sîn meisterschaft

aller dinge hât gewalt

und daz sîn kraft ist manicvalt.

dô got ûf der erde hie

15190

in menschlîchem bilde gie,

dô wart im brâht ein blinde,

der was gesîn von kinde

sô blint daz er nie niht gesach.

diz ungediende ungemach

15195

was an im alsô geschehen,

daz man an im solde sehen,

daz got, der gewaere Krist,

über elliu dinc gewaltic ist.

gotes junger in vrâgten dô:

15200

«meister guot, wie kumt daz sô?

waz hât gesündet dirre man,

oder wâ hânt sîne vordern an

gesündet, daz er niht gesiht?»

got sprach: «er hât gesündet niht

15205

noch sîne vordern. gotes kraft

sol an im werden sigehaft.»

den machte got, der reine Krist,

gesehende an der selben vrist.

diu kestegunge ouch sus geschiht,

15210

als diu ebenmâze giht.

 

Diu dritte kestegunge

von gote ist ein manunge,

die tuot unser herre schîn,

daz man an dem gelouben sîn

15215

ze allen zîten bezzer sich

mit reinen werken gotlich.

vür Krist unsern herren kam

ein armer man, der was lam:

der geloubte wol an in.

15220

ûf bezzerunge gewin

schrei er nâch sîner helfe in an.

dô vrâgete got den selben man,

ob er geloubte? er sprach: «jâ!»

dô sprach unser herre sâ:

15225

«stânt ûf, wan dînes glouben rât

von gote dich behalten hât.»

sus villet got der liute vil,

daz er ir bezzerunge wil.

maneger hât mit arbeit

15230

von gotes kestegunge leit.

daz kumt von sîner missetât,

die er gevrumet lange hât,

und daz er in sîner vrist

verworht von sînen sünden ist.

15235

diz ist diu vierde gotes zuht,

dâ mite er menschlîche vruht

villet in den sünden

nû wil ich iu künden,

wie diu vünfte ist getân,

15240

des wir guot ebenmâze hân.

 

Swer mit ungelouben lebet

und wider gotes willen strebet,

und zallen zîten sünden wil

âne vorhte und âne zil

15245

und nâch des tiuvels gebote

gar verzwîvelt an gote,

der muoz von sînen schulden

die vünften geiseln dulden;

dem wirt verteilet hie sîn leben,

15250

dem lîbe ein urhap gegeben

des tôdes, der mit lebender nôt

ist iemer ein sterbender tôt,

als an Herôde geschach,

an dem got sînen anden rach

15255

und iemer mêre rechende ist,

und als unser herre Krist

verdarbte Jûlîânum,

und Domîcîânum,

Antjochum und Nêrônem,

15260

Olofernem und Phâraônem,

Pilâtum unde Jûdam

der ieglîcher lebender nam

sînes tôdes urhap,

den im got êweclîche gap,

15265

und als ez manigem noch ergât,

den verteilt sîn missetât.

sus suln wir urkünde hân,

swaz uns von gote wirt getân,

von welhen sachen daz geschehe.

15270

unser iegelîcher sehe,

wâ von im weltlîch arbeit

in dirre welte sî bereit,

und merken daz dem menschen niht

âne sache hie geschiht.

 

15275

Sus wart der guote Jôsaphât

âne gediende missetât

versuochet unde gevillet.

an im wart gestillet

weltlîchiu hôhvart.

15280

daz er alsus versuochet wart,

daz geschach durch anders niht,

wan durch alsolhe geschiht,

daz got sîne gedultekeit

versuochte. er truoc sîn arbeit

15285

lideclîche in gotes namen

âne weltlîchez schamen.

nâch disen zwein jâren,

dô sie verendet wâren,

er gie suochende; er vant niht.

15290

gote klageter die geschiht

überlût und tougen.

mit weinlîchen ougen

bat er got zeigen im den man,

von dem er künde sîn gewan:

15295

des wart er gewert vil wol.

ze jungest kam er an ein hol,

dâ was gehûset inne

durch gotlîche minne

ein armer einsidel guot,

15300

vor allem wandel wol behuot:

der gruoztin minneclîche.

der guote saelden rîche

mit vlîze vrâgen dô began

nâch dem gotes dienstman.

 

15305

Dô zeigete im der guote

mit vroelîchem muote

des reinen Barlââmes hol:

des wart sîn herze vreuden vol.

er lief des endes sâ zehant;

15310

daz hol er beslozzen vant.

dâ bôzte der gotes degen;

er sprach: «gip mir dînen segen,

lieber vater, meister mîn:

ich bin der arme junger dîn.

15315

lâ mich durch got zuo dir dar in;

dîn kint ich in gote bin.»

als in der meister hôrte alhie,

vür daz hol er balde gie:

er offent im des steines tür.

15320

als er kam zuozim hin vür

und er in sach, er erschrac.

im hâte manic übel tac

geselwet sîne varwe gar:

er was swarz, niht wîz gevar.

15325

sîn varwe gar verwandelt schein

als ein varlôser lein.

er was mager und harte bleich.

sîn hertiu kraft was worden weich.

daz minneclîche antlütze sîn

15330

hât allen sînen liehten schîn

verwandelt von der arbeit,

der er alsô manige leit:

nahtes vrost, tages hitzeglast

tet in sîner schoene gast.

15335

sîn liehtez hâr, daz ê was blanc,

was nû vervilzet unde lanc.

 

Dô sîn meister in gesach,

sîn wort erkanter, als er sprach;

sîn lîp was im niht erkant,

15340

wan er in gar verwandelt vant.

sîn meister güetlîch in enphie,

weinende er in umbevie.

er kustin vroelîch unde er in:

güetlîch âne valschen sin

15345

kusten sie einander dô.

sie wâren beide einander vrô.

der meister sprach: «mîn liebez kint,

des aller himel tugende sint,

der sî gelobet des an dir,

15350

daz dir ist erkant von mir

sîn geloube und sîn gebot.

nû gebe dir unser herre got

des iemer wernden erbes teil,

ân ende dîner sêle heil

15355

und daz endelôse guot

durch den dêmüetlîchen muot,

daz dû der welte rîcheit

hâst durch in gar hin geleit.

nû gebe dir got ze lône

15360

des himelrîches krône!»

«âmen!» sie beide sprâchen dâ.

«sun!» sprach dô der meister sâ,

«liebez kint, nû sage mir,

do ich nû jungest schiet von dir,

15365

wie geschach ez umbe dich?

des soltû bewîsen mich.»

 

Dô sprach aber Jôsaphât:

«durch gotes und durch mînen rât

mîn vater wart bekêret,

15370

daz lantliut wart gelêret

den glouben und die kristenheit.

diu apgot sint hin geleit;

getoufet hât sich gar diu diet.»

do er von im ze jungest schiet,

15375

wie ez dô hinder im ergie,

des seiter im die wârheit hie.

des lobten sie dô beide Krist,

der aller dinge suoner ist,

mit weinenden ougen

15380

in ir gebete tougen.

ietweder herzeclîche tet

unz an den âbent sîn gebet.

dô sprâchen sie daz gotes amt,

die vesper gotlîche samt.

15385

dô giengen sie ze tische:

vleisches unde vische

und kleiner ezzen was dâ niht,

als uns diu wârheit von in giht.

sie âzen niht wan gartenkrût,

15390

daz Barlââm, der gotes trût,

den ie valsch gemüete vlôch,

in sînem gärtelîne zôch,

und guoter tateln, doch niht vil.

nâch des ezzennes zil

15395

sie sprâchen aber ir gebet,

daz ietweder gerne tet.

 

Mit solhem getwange

lebten sie beide lange

in gotes vestenunge.

15400

ir reiniu wandelunge

bezzerte sich tägelich.

Jôsaphât bezzerte sich

nâch der gotes lêre

sô sêre und alsô sêre,

15405

daz es den meister wunder nam,

daz in sô lîhte ie gezam

sô jungen solher arbeit,

der er alsô manige leit.

in dûhte, daz sîn strenge

15410

sich mêrte sô die lenge,

daz er sîner arbeit

nâch alter gewonheit

niht sô gevolgen möhte,

daz ez ze gote iht töhte.

15415

des lobeter ie von herzen got,

dêr in lêrte diz gebot.

einmüetic mit dêmüete

mit einmüetlîcher güete

begiengen sie daz gotes amt

15420

mit einander lange samt

in der wüeste mit arbeit,

daz sie der welte irrekeit

nâch ir dekeines jâmers twanc,

noch von gotes minnen dranc.

 

15425

Barlââm, der guote man,

vil sêre siechen dô began.

er rief sînem kinde dar,

daz er in gotes lêre gebar.

er sprach: «vil lieber Jôsaphât,

15430

unser herre got mich hât

an dir, vil liebez kint, gewert

des ich nû lange hân gegert,

daz er dich mir hât gesant,

und daz ich weiz, daz dîn lant

15435

von dîner lêre geloubic ist,

und daz dû mir komen bist:

diz was alsô geordent dir.

liebez kint, nû volge mir.

dû solt gote dich bewarn;

15440

ich muoz schiere von dir varn,

und muoz mînes lîbes leben,

der erde ir erde, wider geben:

ich meine, daz ich sterben sol,

wan ich des tôdes siecheit dol.

15445

sun, sô solt dû mich begraben,

dich selben staete behaben.

dû solt in dirre wüeste sîn

biz daz dû lebest. daz herze dîn

solt dû gote veste hân

15450

und dem tiuvel widerstân.

gedenke, nim in dînen muot

daz künftig endelôse guot,

daz anegênde vreude hât,

ân ende niemer mêr zergât.

15455

nâch der valschen rîcheit,

die dû nû hâst hin geleit,

solt dû dînen jâmer lân,

wan si mit leide muoz zergân.

 

Sun, gedenke wol dar an,

15460

daz der leide tiuvel kan

verkêrter sunderliste vil,

dâ mite er dich verkêren wil;

gên dem sol der geloube dîn

ein widerstrît mit kamphe sîn.

15465

swaz er spotes kêre an dich

mit sînen lügen trügelich,

sô hüete dîn, daz er dich iht

verkêren müge; lâ dich niht

verdriezen dîner arbeit,

15470

diu dir hie muoz sîn bereit.

lâz ouch in dînem muote

den jâmer nâch dem guote,

daz dû gelâzen hâst durch got.

wis gotlich arm durch sîn gebot,

15475

wan er ouch arm wart durch dich.

in rîcher rîcheit armder sich,

daz er dich machte rîche.

dien im gedulteclîche,

wan der weltlîchen arbeit

15480

wirt schiere ein ende ûfgeleit;

der gotlîchen rîcheit

wirt ende niemer angeleit.

dâ bî soltû gedenken mîn,

des vil armen vater dîn,

15485

der dich nâch gote hât geborn.

bit in, daz er sînen zorn

gên mînen sünden lâze,

und mîner sêle mâze

die leiden hellewîze:

15490

des bit got mit vlîze.

wis an dîner arbeit

gedultic, âne herzeleit,

daz dir got mit liebe gebe

ein leben, in dem dîn sêle lebe

15495

ân ende vroelîche:

daz ist daz himelrîche.»

 

Dô der meister diz gesprach,

dô twanc des jâmers ungemach

den jungern, daz er weinde.

15500

er vorhte, als er vereinde,

daz in dan des tiuvels strît

mit vlîze muote zaller zît.

vil herzeclîche jâmert in

nâch sînem lieben meister hin.

15505

in dûhte, er wolde ruowen varn.

dô sprach der reine saelden barn:

«meister, wem lâst dû mich?

ez waere reht und gotlich,

daz dû von herzen gundest mir

15510

des dû wilt selbe günnen dir:

got wil ze ruowe vüeren dich,

des wünsche ouch mir von im, daz ich

dîn geselle werde dar,

daz ich mit dir ze ruowe var.

15515

ich vürhte des vil sêre

daz ich an mîner lêre

ein teil ûf dirre erde

verkrenket eine werde.»

dô sprach der saelden rîche

15520

mit zühten senfteclîche:

«bruoder mîn, vil liebez kint,

diu gotes gerihte tougen sint:

wir suln sînen hulden geben

über tôt und über leben

15525

urloup nâch den gnâden sîn,

daz râte ich, lieber sun mîn.

 

Dû hâst mit arbeitlîchen siten

sô volleclîche niht gestriten,

daz dû noch sülst hinnen varn.

15530

got wil dir eine wîle sparn

des lîbes leben, ein kurzez zît,

daz dîn êhaftiger strît

den lôn neme von gotes hant

ze rehte, der dir ist benant.

15535

ich bin, als ich hân gezalt,

vil nâch wol hundert jâr alt,

der bin ich hie in Sennââr

gewesen vünf und sibenzic jâr.

sô lange lebest dû doch hie niht:

15540

biz dir diz leben des lîbes giht,

sô lebe als ich dir hân geseit,

sô wirt dir durch dîn arbeit

ouch alsô rîcher lôn gegeben,

sô den, die man siht langer leben

15545

in gotes lêre maniger zît:

daz wizzest âne widerstrît.

nû louf balde, liebez kint,

ze bruodern, die hie nâhen sint,

und bring des wir bedürfen nû

15550

ze gotes ambt. ich wil, daz dû

dich bewarst, und ich bewar

mich, ê daz ich hinnen var.»

dô lief der gotes dienestman

von sînem meister balde dan.

15555

er vorhte, ê daz er kaeme,

daz er sîn ende naeme.

 

Sus kam er balde wider dar

geloufen unde brâhte gar

dar umbe er was ûz gesant.

15560

dô bereite sich zehant

der meister zeiner messe dâ.

daz heilege opher nam er sâ.

sie beide wurden dô bewart:

er ûf des lîbes hinevart,

15565

der ander ûf des schirmes wân,

daz er ze schirme wolte hân

mit im bezeichenlîche got

vür des leiden tiuvels spot.

sante Barlââme was

15570

worden baz, unz er gelas

und gar gesanc die messe hie

und gotes ambet gar begie.

ze Jôsaphâte sprach er dô:

«sun, nû solt dû wesen vrô!

15575

wis staete an dîner staetekeit:

ez nâhet dîner arbeit

ein lôn, der niemer mêr zergât,

den dir got behalten hât.

wis staete diz vil kurze zil,

15580

daz dir got schiere verenden wil.»

der meister solher rede phlac

unz an den âbent gar den tac.

dar nâch, dô diu trüebe naht

die erde hâte gar bedaht,

15585

der lêre er niht gedagete.

dô ez aber tagete,

dô nâhte balde im der tôt.

sich mêrte sînes herzen nôt

gên sînes lîbes ende;

15590

dô bôt er sîne hende

ze gote mit dêmüete

und lobeten sîner güete.

 

Er sprach: «got herre, ich lobe dich,

daz dû hâst gemachet mich

15595

wirdic der genâden dîn,

daz ich unz an daz ende mîn

gevolget dîner lêre hân.

nû ruoche mich geniezen lân,

daz dû, vil lieber herre Krist,

15600

alsô erbarmherze bist,

daz dû nieman verderben lâst,

an dem dû reinekeit verstâst.

nû ruoche durch die güete dîn

beschirmen mir die sêle mîn

15605

von des tiuvels stricken,

von den leiden aneblicken

des grimmen tiuvels. wis mir bî,

tuo mich sîner vorhte vrî,

daz er mîner sêle sich

15610

vremeden müeze. ouch bite ich dich,

daz dû dînen werden namen,

süezen, reinen, lobesamen,

an dîme erwelten êrest

und dîn gebot in lêrest

15615

behalden vesteclîche.

wîs in ze dînem rîche,

sît daz er mit der lêre mîn

hât künde des gelouben dîn.

hilf im in sînen kurzen tagen

15620

daz joch gedulteclîche tragen

dînes gebotes, herre got,

und lêre in staeten dîn gebot.»

 

Alse diz gebet geschach,

ze sînem lieben kinde er sprach:

15625

«nû phlege dîn got der guote

mit sîner süezen huote

reineclîche, biz daz ich

gesehe in sînem rîche dich!»

güetlîchen kuste er in dô.

15630

von jâmer was der herre unvrô,

als im sîn hôhiu triuwe riet.

von sante Barlââme schiet

sîn heilic sêle reine.

dô ruowete sîn gebeine;

15635

sîn reiner geist enphangen wart

in sîner süezen hinevart

in daz gotes rîche;

dâ lebet er êwiclîche

mit senfter ruowe, sunder wê.

15640

sich sûmde Jôsaphât niht mê:

den lîchamen er inwant

in daz wüllîn tuoch zehant,

daz er im ê hâte gegeben,

do er in wîste in gotes leben.

15645

dô sprach der wandels vrîe

sîne psalmodîe

weinende, âne unzühte braht,

den tac ob im und al die naht

und manic gotlîch gebet.

15650

mit reinem herzen er daz tet;

ze gote er sîn vil gewuoc,

wan er im holdez herze truoc.

 

Dô sich der morgen anehuop,

bî dem hol vil nâhen gruop

15655

der edel Jôsaphât ein grap.

der erden er dâ wider gap

ir reht an dem guoten man.

er nam in ûf, er truoc in dan

mit engelischer helfe dar.

15660

von im und al der engel schar

wart sante Barlââm geleit,

als uns diu wârheit hât geseit.

im hulfen offenlîche niht

die engel schar an der geschiht:

15665

sie wâren sînen ougen

aldâ verborgen tougen

und wârn in sîne helfe komen;

swie sie waeren im benomen

an der gesiht und unbekant,

15670

ze helfe wârn sie im gesant.

dâ wart ein vreuden rîcher smac,

dâ der gotes erwelte lac.

Jôsaphât sich dô lie

bî dem grabe ûf sîniu knie.

15675

er sprach: «herre, süezer got,

durch dîner gotheit gebot

hilf mir unde wis mir bî,

sît daz ich verweiset sî.

mich hât nû mîn geslähte gar

15680

gelân. nû nim mîn, herre, war!

sît ich niemen hân, wan dich,

herre got, sô wîse mich

mit staete in dîne lêre

durch dîner muoter êre

15685

und durch den trût erwelten dîn,

den vil lieben meister mîn.»

 

Dô diz gebet alsus geschach,

als erz vil dêmüetlîche sprach

mit manegem herzesiuften tief,

15690

von müede er bî dem grabe entslief.

dô sach er, als ich hân vernomen,

die selben geiste aber komen,

die im die gotes rîcheit,

von der ich ê hân geseit,

15695

zeigeten und die liehten stat.

die vuorten in daz selbe phat,

daz er ouch ê gevüeret wart.

dô brâhten sie in ûf der vart

in die stat über den plân.

15700

dô sach er gên im schône gân

engel schoene und lieht erkant,

die truogen alle in ir hant

vil wünneclîchen schône

die liehtesten krône,

15705

von den mensche ie vernam.

dô im der engel schar bekam

und er die liehten krône sach,

Jôsaphât, der guote, sprach:

«wem suln die liehten krône?»

15710

«dir sol einiu ze lône

(diu hât den liehtesten schîn)

umb den vil lieben vater dîn,

daz dû den bekêrtest

und den gelouben lêrtest,

15715

dar nâch durch maneger sêle leben,

die gote sint von dir gegeben.

 

Diu diu beste dar nâch ist,

diu sol mit staete ân endes vrist

dînem vater sîn bereit,

15720

wan im diu gotes wârheit

mit dîner lêre wart erkant.

dir ist diz himelische lant

behalten, daz wil dir got geben,

wil dû staeten im dîn leben

15725

und der einoede einekeit

durch got dulten âne leit.

dîn und dîns vater rîcheit

sol ein lôn hie sîn bereit,

der niemer mêre mac zergân.

15730

swaz ir habet durch got gelân,

daz wirt getûsentvaltet hie.

niemer wirt, ez wart ouch nie

ende der grôzen rîcheit,

die got iu beiden hât bereit.»

15735

diz seite ein liehter engel dâ.

Jôsaphâten dûhte sâ,

daz er in dem gedanke sîn

gedaehte: «sol der vater mîn

mir ebenglîche krône tragen,

15740

und er in alsô kurzen tagen

sich durch got garbeitet hât?»

dô sach der reine Jôsaphât

sînen lieben meister dort.

in dûhte, er spraeche disiu wort,

15745

durch strâfen sînen gedanc,

der in ein wênic nîdes twanc:

 

«Jôsaphât, vil liebez kint,

nû sich, wâ dir bewaeret sint

mit endehafter wârheit

15750

diu wort, diu ich dir hân geseit:

würdestû ze rîche,

daz dû gedulteclîche

die rîcheit kundest niht vertragen.

dû soldest billîcher sagen

15755

gote lop und êrê,

daz er mit dîner lêre

daz rîche nû besezzen hât,

des rîcheit niemer mê zergât.

dû soldest mit dem vater dîn

15760

vrô durch sîne vreude sîn.»

dô sprach der herre wolgeborn:

«genâde, meister, lâ den zorn,

vergip mir, lieber meister mîn,

die schulde durch die güete dîn.

15765

lieber meister, sage mir,

wâ hât got gegeben dir

dîn belîben, dîn gemach?»

der guote Barlââm dô sprach:

«enmiten hie in dirre stat

15770

ein rîcher palas ist gesat,

den al diu welt vergulte niht,

dâ niemer man die naht gesiht,

dâ niemer nôt von sorgen wirt,

dâ niemen leit und angest swirt,

15775

dâ niemen nihtes inne gert,

er werde es tûsentvalt gewert:

dâ sol ich iemer inne wesen,

vor allen noeten gar genesen.»

 

Jôsaphâten dûhte dô,

15780

daz er den meister baete alsô,

daz er in lieze bî im dâ,

und im der meister sagete sâ,

er müeste sich arbeiten ê

durch got in dirre welte mê,

15785

und daz er aber spraeche zim:

«var hin! in dîne lêre nim,

swaz ich dich gelêret hân,

dar an solt dû vollestân,

daz nimt doch ende schiere an dir:

15790

sô solt dû komen her zuo mir,

sô sîn wir lebende iemer mêr

mit einander âne sêr.»

 

Dô Jôsaphât erwachet was,

sîn gebet er gote las,

15795

daz er geruochte staeten in

an sînem lobe dar nâch hin:

von gote er dise bete erwarp.

dô sîn vil lieber meister starp,

er nam sîne lêre an sich.

15800

sîn leben was sô gotlich

und sîn reineclîcher site,

daz ez ieman vil kûme erlite:

sîn leben und sîn geverte

was herter danne herte;

15805

ie herter unde ie strenger,

ie lenger unde ie lenger

begunder lengen sînen pîn

durch got und ouch den kumber sîn.

 

Er hâte sich an got ergeben

15810

alsô gar, daz sîn leben

engels lebene wol gezam.

der boten lôn sîn leben nam,

wan er sô manigen lêrte,

daz er ze gote kêrte.

15815

mit willeclîcher swaere

was er ein marteraere.

ein reiner begihtaere guot

was er durch sînen süezen muot,

ein maget durch sînen magetuom.

15820

sus was der himelische ruom

in allen gotes orden

an im ervüllet worden:

von kinde er gotes kint was ie.

do er von sînem lande gie,

15825

durch got lie sînen gewalt,

dô was er zweinzic jâr alt,

dar über hâte er vünf jâr.

vünf und drîzic al vür wâr

was der unwandelbaere

15830

gote ein riuwesaere.

got was im zallen zîten mite,

in gote phlac er süezer site,

in gote er inneclîche bran.

got sach er staeteclîchen an

15835

mit sînes herzen ougen;

mit staete, sunder lougen

mêrte sich sîn güete

mit werder dêmüete.

 

Dô der guote Jôsaphât,

15840

der heilege âne missetât,

der gotes erwelte reine,

der ie vor allem meine

was reine und unvermeinet,

reine, gote gereinet,

15845

alsô lebete, daz er nie

die gotes lêre übergie,

sît er der welte wünne vlôch

und sich in gotes dienest zôch:

dô begunde im wonen mite

15850

der alte und der niuwe site,

ich meine den gemeinen tôt,

der sîne hervart im gebôt

und der niemen ledic lât:

der guote sante Jôsaphât

15855

von dirre welte schiet, er starp.

sîn hinevart im dort erwarp

mit vreuden êweclîche

daz wernde gotes rîche,

des süeze solher süeze giht

15860

daz man niht dar inne siht,

des iemanne schade sî.

swaz in ist dar inne bî

niemen des verdriuzet,

dar in, her ûz niht vliuzet.

15865

hie ûz ist niht, des man drin ger,

drinn ist niht, des man gerne enber:

dâ ist niht anders inne

wan vreude, vride, saelde, minne.

 

Der edel guote reine

15870

lac sîner vriunde al eine,

der irdischen vriunde gar.

die vriunde, die sin nâmen war,

daz was daz himelische her,

daz gên dem tiuvel was sîn wer,

15875

der dâ niht wan schame erwarp,

dâ der gotes erwelte starp.

dô sante Jôsaphât lac tôt,

von gote ein stimme dô gebôt

einem guoten bruoder sâ,

15880

der was gesezzen nâhen dâ,

daz er sich balde hüebe,

den guoten man begrüebe.

diz geschach: er lief zehant,

dâ er den lîchamen vant:

15885

ob dem sprach er sîn gebet.

des meisters grap er schône ûf tet

und leit in zuozim dar in.

diz was an im ein rehter sin,

daz er ze samene vuogte die,

15890

die sich geschieden selten hie

und ouch dort, dâ sie gotes kint

mit einander lebende sint

und iemer ungescheiden.

von den heilegen beiden

15895

huop sich dirre guote man

wider von dem grabe dan

und ergap ir sêle gote

nâch der kristenheit gebote.

 

Dem selben man wart kunt getân,

15900

daz er solde balde gân

hin in Indîam daz lant,

und daz er solde tuon bekant

disiu selben maere aldâ.

dô kêrt er des endes sâ

15905

und seite aldâ diu maere,

wie von der welte waere

sant Jôsaphât gescheiden

und swaz an in beiden

beschehen an ir ende was.

15910

der künic Barachîas

weinde sînes herren tôt.

ein gespraeche er dô gebôt

den vürsten algelîche

über al sîn künicrîche,

15915

und seite in disiu maere gar.

dô geriet diu werde schar,

daz man den gotes wîgant

vuorte wider in sîn lant,

daz er aldâ mit werdekeit

15920

würde rîlîche geleit.

sie jâhen des: mit dem daz leben

in redelîche waere gegeben,

solde in der belîben bî,

sie würden ungelückes vrî.

15925

des wurden sie ze râte

gemeinlîche vil drâte.

 

Nû sie wurden des enein,

sie vuoren alle wider hein

und bewarten algelîche

15930

mit huote wol daz rîche

und vuoren mit dem guoten man

nâch dem heilectuome dan

mit grôzer vürsteclîcher schar.

sie vuoren ungevertes dar

15935

manige tageweide

walt und wilde heide

gar mit arbeitlîchen siten.

ze jungest kâmen sie geriten

in Sennââr, die wüeste wît,

15940

dâ daz heiltuom bî der zît

in dem jâre begraben was.

der künic Barachîas

wart gewîset sâ zehant

hin, dâ er den begraben vant

15945

der im sîn künicrîche gap.

dô hiez er brechen ûf daz grap:

die gotes erwelten er dô vant,

unverwandelt; ir gewant,

ir lide eigenlîche gar,

15950

als sie geleit wurden dar,

ietweder unverwandelt lac.

der süezeste und der beste smac,

des weltlîch man künde ie gevie,

von den lîchamen gie.

15955

dô weinde diu getriuwe diet,

als in des jâmers triuwe riet,

der nâch ir herren was sô grôz,

des sie vil wênic ie verdrôz.

 

Von jâmer was der künec unvrô.

15960

mit sînen handen huop er dô

die lîchamen vil werde

mit jâmer ûz der erde.

er hiez sie wirdeclîche

in guote phelle rîche

15965

mit keiserlîchen sachen

verwinden und vermachen.

daz heilictuom gebaeret wart.

dô huoben sich dan ûf die vart

mit dem künege Barachîâ

15970

die vürsten wert von Indîâ.

dô sie ze lande kâmen

und die liute vernâmen

ir kunft, dô wart ein michel schal:

mit grôzen scharn über al

15975

die alten zuo den jungen

hêrlîche zuo drungen.

mit lobe und mit gesange,

mit schalle und mit gedrange,

mit gotlîchem ruome

15980

wart gên dem heiltuome

gar mit vroelîchen siten

geloufen wîte unde geriten.

gên des liehtes kinden wart

getragen lieht ûf der vart,

15985

und heiltuom gên heiltuome dâ.

dô kam der erzebischof sâ

mit vil grôzer phafheit

phäflîche vil wol bekleit

mit lobelîchem schalle.

15990

des landes bischov alle

kômen ouch mit grôzer schar

gên dem heiltuome dar.

 

Waz sol ich dâ von sprechen mê?

in daz münster, daz er ê

15995

gemachet hâte in gotes namen,

dar vuorte man die lîchamen.

dâ was mit grôzer rîcheit

ein sarc vil rîlîche bereit:

dar in versigelte man sie;

16000

mit grôzem lobe daz ergie.

nû was dar vil liute komen,

den ir gesuntheit was benomen:

dâ was vil touber tumben,

vil blinden unde krumben,

16005

und tiuvelhafter diet genuoc,

diu leit von dem tiuvel truoc.

die wâren alle sâ zestunt

erlôst, genesen, wol gesunt.

ouch was an dem selben zil

16010

dar komen heiden harte vil.

dô die diu wunder sâhen,

diu dâ von in geschâhen,

in wart der geloube erkant

und touften sich dâ zehant.

16015

dar kam vil heidenischer diet,

diu sich von ungelouben schiet

und gotes rîche kouften

alsô, daz sie sich touften.

dô teilte des küneges hant

16020

ze grôzem heiltuom ir gewant

wîte in vremediu rîche.

dô hiez er gewaerlîche

sante Jôsaphâtes leben

schrîben, mit gehügede geben

16025

ze vorbilde den liuten,

mit der schrift bediuten

von anegenge, als ez geschach,

als erz hôrte und als erz sach.

 

In kriechisch man diz maere schreip.

16030

vil lange ez kriechisch beleip,

unz ez ein reiner kristen vant:

Johannes, den ich hân genant,

der schreip ez in latîne dô;

des schrift hât ez bewaeret sô

16035

in latîne, als er ez las.

der künic Barachîas

hiez ez schrîben, als erz sach

und alse mit urkünde jach

der guote man, des wârheit

16040

im hâte ir beider tôt geseit.

der zweier unde maniges man

gewaere urkünde was dar an,

von dem zuo dirre wârheit

niht mê noch minner wart geleit,

16045

wan als der heilige munt

tet sante Jôsaphâtes kunt

von anegenge unz an daz zil.

nû lebet der liute niht ze vil,

die kriechisch kunnen verstân;

16050

waer ez in kriecheschem gelân,

ich waene wol, sô waere

diz maere der Kriechen maere:

sô waere ez manegen man verdaget,

dem ez latîne hât gesaget:

16055

alsus hât ez der phafheit

diu wârheit der geschrift geseit.

 

Dô mir diz maere gekündet was

und ich ez in latîne las,

ich nam daz redelîche leben

16060

von Zitels ze râtgeben,

ob ich ez solde tihten

und in tiusche berihten

ûf bezzerunge oder niht.

dô geviel diu geschiht

16065

wol der gewârhaften diet:

von Kapelle der abbet riet

und al diu samenunge mir

mit getriuwelîcher gir,

daz ich ez iht verbaere,

16070

ez waere alsô gewaere

an süezer lêre und alsô guot,

daz ez vil lîhte maneges muot

ze bezzerunge kêrte

und bezzerunge lêrte.

16075

ûf die gedinge und ûf den wân

diz maere ich sus getihtet hân,

swer ez hoere oder lese,

daz er sich bezzernde wese

an guoten werken in gote

16080

und in sînem gebote

neme an disem maere

ein vorbilde gewaere.

zuo der gewaeren wârheit

hân ich anders niht geleit

16085

wan des ich geschriben vant.

swaz mir diz maere tet erkant,

daz hân ich iu gar gesaget

und der wârheit niht verdaget.

 

Hab ich ouch iht dar zuo geleit,

16090

daz ist sô gar von wârheit,

daz ich es âne valschen wân

von der schrift urkünde hân:

der lüge muoste ich hie gedagen.

die boten und die wîssagen,

16095

des die geschriben hânt an mich

mit ir lêre, daz hân ich

gesprochen in diz maere,

dâ von ist ez gewaere:

diu rede kleine mich bestât.

16100

des mich diu schrift gewîset hât

mit rehter orthabunge,

daz hât alhie mîn zunge

ze bezzerunge der kristenheit

gewaerlîche vorgeseit.

16105

diz maere ist niht von ritterschaft,

noch von minnen, diu mit kraft

an zwein gelieben geschiht;

ez ist von âventiure niht,

noch von der liehten sumerzît:

16110

ez ist der welte widerstrît

mit ganzer wârheit, âne lüge;

sunder spot und âne trüge

ist ez an tiuscher lêre

der kristenheit ein êre.

16115

swen es deste wirs gezimt

und deste ungerner ez vernimt,

ich waene wol, der sünde sich.

sîn lêre ist reht und gotlich,

sich mac wol wîp unde man

16120

âne boesern bezzern dran.

swem ez niht bezzerunge tuot,

dem boesert ez ouch niht den muot.

ez ist dekein sô wîser man,

der tiusche rede vernemen kan,

16125

wil er diz maere minnen

dicke in sînen sinnen,

ez künne im guote lêre geben,

wolder nâch sîner lêre leben,

 

Nû lât mich vürbaz sprechen mê.

16130

ich hâte mich vermezzen ê,

dô ich daz maere enbarte

von dem guoten Gêrharte,

haet ich mich dran versûmet iht,

daz lîhte tumbem man geschiht,

16135

daz ich ze buoze wolde stân,

ob mir würde kunt getân

ein ander maere: dêst geschehen.

nû kan ich des niht verjehen,

ob ich hân iht gebezzert mich:

16140

des weiz ich niht. noch wil ich

mit dirre buoze mich bewarn,

mîn sprechen an ein anderz sparn,

swes ich mich hie versûmet hân.

des bîtet ûf den êrren wân

16145

und wünschet alle mir durch got

mit rehten triuwen, âne spot

heiles und iu mit mir.

wünschet mir und iu, daz wir

ein ander vroelîche

16150

gesehen in sînem rîche.

Reiner Krist, nû loese mich

Von mînen sünden, in den ich

Ofte sunte wider dich.

Dîn güete ist sô genaedeclich,

16155

Ob alle zungen vlizzen sich

Lêren dîner verte strich,

Für wâr waer in daz zwîvellich.

 

Krist, herre got, durch dînen tôt,

in den dîn menscheit sich bôt,

16160

hilf uns, daz wir von schame rôt

vor dir iht stên und uns der sôt

der helle iht slinde in wernder nôt!

des helf uns daz lebende brôt

Alphâ et Ô, künec Sâbâôt.