BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Ulrich von Zatzikhoven

um 1200

 

 

Lanzelet

 

Vers 7445 - 8468

 

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Eric und Walwein im Kerker auf Malducs Burg vom Tode bedroht. Befreiung der beiden durch Lanzelet und seine hundert Ritter. Tod des Malduc. Freudenfest am Artushof. Die in einen Drachen verzauberte Dame Elidia. Ihre Kußerlösung durch Lanzelet. Lanzelets Rückkehr auf den Thron von Genewis. Wiedersehen mit seiner Mutter.

 

 

7445

Dô wart daz scheiden alsô,

daz dâ von trûric und unvrô

al die rîter muosen sîn.

daz wart an manegen dingen schîn,

mit klägelîchem wuofe,

7450

mit weinen und mit ruofe,

mit sölher ungehabe,

ob si stüenden ob dem grabe,

so enwære ir riuwe niht mêr.

daz ane sehende herze sêr

7455

was dem gougelær ein wint.

er fuort die herren an den sint.

sus muosen sie rîten

âne widerstrîten,

her Wâlwein und Erec,

7460

mit dem gougelær enwec,

mit Artûses geleite,

ze sînre gewarheite,

da er si in einen turn warf.

ich wæn ich iu niht sagen darf,

7465

waz si dâ ungemaches liten.

ir gesellen ouch niht vermiten,

in enwær daz herze swære,

swie liep in doch wære,

daz ir vrowe was wider komen.

7470

ez ist selten vernomen

von liuten dehein merre clage,

dan dâ was ze manegem tage

nâch des küneges mâgen.

ich wil iu âne vrâgen

7475

schiere lâzen werden kunt,

daz Ginovere in kurzer stunt

kom wider heim ze Kardigân.

der vreude, die si mohten hân

mit fuoge, der begunden sie.

7480

Lanzelet dô niht enlie

durch wîp noch durch ander guot,

im wære trûric der muot,

do er bekante die nôt,

wie man ez Wâlweine bôt

7485

und Erec sîme gesellen,

daz man si wolte quellen,

unz si hungers sturben.

vil leitlîche dô wurben

der künec und alliu sîn diet,

7490

wan si trûten in gehelfen niet.

ez was ein angestlîchiu nôt.

swaz man Malducke bôt

daz er die herren lieze,

daz vervie niht zir genieze,

7495

wan daz ern deste wirs tet.

dô vant mîn her Lanzelet

hundert ritter wol gemuot,

die beidiu lîp unde guot

durch in ze wâge liezen

7500

und im daz gehiezen,

si wolten durch in sterben,

dô si in sâhen werben

von jâmer seneclîche.

wan nieman ist sô rîche,

7505

in ensweche an sîner hübscheit

ein zorn und ein herzeleit

und nâhe gândiu riuwe.

als Lanzelet die triuwe

an als guoten knehten vant,

7510

dô beriet er sich zehant

mit in, daz si niht enbiten,

wan daz si ie die naht riten

(und tages lægen verborgen)

unz fruo an den morgen,

7515

ê ez die lantliute vernæmen,

und alsô zesamen kæmen

ze dem sê, dâ diu burc lac,

der der gougelære pflac.

do vertriuweten si ze handen,

7520

daz si den sê swanden

und ir lîp ze wâge sazten,

oder si gelazten

den kargen gougelære

an etslîchem mære.

7525

Man saget uns, dô Tristant

die heinlîche reise bevant,

daz er Karjeten nam

zuo im und îlende kam

an die ritterschaft geriten.

7530

ouch enwart daz niht vermiten,

ze der reise kæm ein vremde man,

von dem ich iu wol sagen kan.

und hât diu âventiure reht,

der selbe was ein guot kneht,

7535

der langeste gîgant,

der ie mit wârheit wart bekant

ûf allem ertrîche.

nu vernement bescheidenlîche

und bedenkent mich der rede niet.

7540

von im kündet uns daz liet,

von daz er êrst geborn wart,

sô wuohs er für sich alle vart

mânedeclîches eine spange.

der hiez Esêalt-der-lange.

7545

der selbe was von kinde

des küneges Artûses gesinde,

wan er in durch ein wunder zôch.

er was gewahsen alsô hôch,

daz er verre langer schein

7550

danne türne dehein;

und was im doch dar zuo gereit

ze der länge grôz behendikeit

und hübschlîche gebære.

swelch man küener wære,

7555

der müese schaden dran gevân.

er mohte rîten niht, wan gân,

und was snel unde balt.

sibenzehen jâr alt

was er dô zer selben stunt,

7560

dô im diu reise wart kunt,

die Lanzelet sô stille warp,

dâ von manic man verdarp

in des zouberæres hûs.

mîn herre der künic Artûs

7565

wart der reise niht gewar,

ê si zesamene koemen gar,

die ir vriunt wolten loesen.

die frumen, niht die boesen,

wurden an die vart gebeten

7570

durch den milten Lanzeleten,

der zageheit niht erkande.

si huoben sich ûzer lande.

die hundert ritter und der helt,

von des lenge ich hân gezelt,

7575

die sint bereit an die vart.

nu waz sol daz mê gespart?

Die die strâzen kunden,

die wîsten sâ ze stunden

die ritterschaft ûf den wec

7580

gegen der burc, ûf der Erec

und Wâlwein der geselle sîn

dulten jæmerlîchen pîn,

der sölhen helden niht gezam.

welt ir hoeren wie ez kam,

7585

sô sult ir dar zuo gedagen.

eins morgens do ez begunde tagen,

dô wârens alle an dem sê,

vor tage ein lützel ê.

dô was daz genibel sô dicke,

7590

daz si kûme bî dem blicke

die burc kuren nâch wâne.

idoch lûht in der mâne,

als ez der rîche got gebôt.

nu was in schiffe harte nôt,

7595

diu in doch wâren unbereit.

Lanzelet dô niht enbeit,

er sprancte vor in an den wâc,

und dar nâch Karjet, sîn mâc.

dô wart Tristande gâch

7600

und al den rîtern dar nâch:

si sprancten manlîch an die fluot.

Esêalt der helt guot

balde in den sê spranc.

dô half si daz er was sô lanc,

7605

wan er behuote die schar,

daz si gesunt unde gar

kômen über des sêwes fluot:

neben den rittern er wuot

und nam ir vil guote war:

7610

als ir eime iht gewar,

zehant er im ze staten kan:

er enthielt ros unde man,

unz si über kômen gar.

ê es ieman wurde gewar,

7615

dô wâren die geste

bî des gougelæres veste.

dô nam si aber Esêalt

und huop ir ie zwêne mit gewalt

über der bürge zinne.

7620

dô galt man mit unminne

dem wirte daz mein,

daz Erec und Wâlwein

lebten mit leide.

man vant die helde beide

7625

in swære boyen versmidet.

hie wart ez ungevridet,

dô si wurden ûf verlâzen,

wan si niht vergâzen

ir nôt und der harnschar:

7630

si ersluogens alle gar,

den wirt und daz gesinde,

wan der maget, sîm kinde,

der si niht tâten.

wan siu het berâten

7635

die helde güetlîche.

si wæren nemelîche

ê ze tôde dicke erslagen,

wan ir wuofen und ir clagen:

hie mite vriste si diu maget.

7640

des sî ir gnâde gesaget

und allen vrouwen, die sô lebent,

daz si sendem leide trôst gebent,

und die swære gemüete

senfternt durch ir güete.

7645

Dô ez allez für was

und dô nieman genas

des zouberærs gesindes

wan eine sînes kindes,

der schoenen juncvrouwen,

7650

dô diu begunde schouwen,

daz si die burc branden,

dô half siu den wîganden

in vil kurzen stunden,

daz si die brücke funden,

7655

diu über daz breite wazzer gie.

ein michel vreude gevie

die ritterschaft über al.

si vorhten ungelückes val,

ob si aber swanden den sê

7660

swâ si heten geriten ê

mit kumberlîchen zîten.

nu mugens ûz rîten

âne vorhte guoten wec.

der herre Wâlwein und Erec

7665

die sint nu ledic unde vrî.

diu maget was in allez bî.

ouch lônten si der stæten

mit manegen guottæten

des siun ze liebe ie getete.

7670

wan ez kumet dicke âne bete

lôn des vriunt dem andern tuot.

der des gedenket, daz ist guot.

Die helde riten heinwert.

swes si hæten gegert,

7675

daz was in allez widervarn.

des kargen gougelæres barn,

die brâhten si ze hûse

dem künige Artûse,

daz siu sîn gesinde wære

7680

durch ir êrbære,

wan siu was ein wîsiu maget.

hie sol niht werden verdaget,

daz mîn her Lanzelet,

der ie daz beste tet

7685

mit tugenden manicvalden,

der nam Esêalden

unde bat in für gân

hein hin ze Kardigân

und enbôt dem künege mære,

7690

wie im sîn reise wære

komen zuo der sælikheit.

Esêalt dô niht vermeit,

er tete als im wol zam.

schiere er hin hein kam.

7695

er liez im zowen deste baz

und sagete dem künege daz,

wie den helden was gelungen.

die alten zuo den jungen

gewunnen grôze mende,

7700

dô er si an ein ende

des mæres hæte bereit.

Iblis dô vil kûme erbeit,

wenne Lanzelet kæme.

waz botenbrôtes ouch næme

7705

der michel man, daz lât iu sagen.

im hiez diu künigîn dar tragen

einen schilt vollen goldes.

dô vreut sich sînes soldes

Esêalt der rîche.

7710

aber d'andern gelîche

die wârn des niumæres vrô:

wan ez kumet dicke alsô,

dâ eim manne leide geschiht,

dar umbe gæbe ein ander niht:

7715

wan ez ist ouch ein leit,

niht al der liute, ist uns geseit.

Nu sult ir alle gedenken des:

von welhem dinge oder wes

solte sich der künic hêr

7720

baz gehaben imer mêr

dan von dem mære, do erz vernam,

daz sîn gesinde wider kam,

Erec und Wâlwein?

Artûs wart des enein,

7725

daz er gegen den sînen rite

unde niemer vermite,

er begundes salûieren

mit tûsent banieren,

mit rossen wol bedahten,

7730

wan si wol haben mahten,

beidiu die sînen und ouch er,

wâfenrocke unde sper,

diu besten von den landen.

gegen den wîganden

7735

reit er einen halben tac.

dô wart Lanzelet-du-Lac

enpfangen harte schône,

mit sölher êren krône,

dês einen swachen man bevilte.

7740

maneger mit vreuden spilte,

dens êdes niht geluste.

der künec si alle kuste,

die wazzermüeden helede.

hin heim ûf sîne selede

7745

fuort er die lieben vriunde sîn.

Ginover diu künigîn

gelebete vroelîcher nie,

wan si die herren enpfie

sô se aller beste mahte.

7750

die rede lânt ûz der ahte,

wurden ie liut enpfangen baz.

von mändeltrehenen wurden naz

der schoenen vrowen ougen schîn.

der selbe site muoz imer sîn,

7755

daz von liebe und ouch von leide

diu ougen truobent beide.

Nu, waz sol der künic tuon,

der durch êre und durch ruon

hât manegen hof gewunnen?

7760

er wolt nu aber kunnen,

ob er iht vriunde hæte.

Artûs der êren stæte

begunde manegen fürsten laden.

er übersach wol allen schaden,

7765

den ein boese herre entsitzet,

der von swachem bruche switzet,

derme guote dient und ez im niet,

nu kom dar al des landes diet,

künege, grâven, herzogen.

7770

oder uns hânt diu buoch gelogen,

sô wart dâ diu schoenest hôhgezît,

diu weder vor oder sît

in sô kurzer vrist moht ergân.

man möhte dâ gesehen hân

7775

buhurt tanzen unde spil,

des grôz hof niht enbern wil.

wir suln lange rede lân,

wan Erec und Wâlwân

gewunnen süezes lobes kraft

7780

umb die erren geselleschaft,

von der diu künegîn wart erlôst.

jo enzimet nieman untrôst

wan boesen liuten eine.

die recken wac daz cleine,

7785

daz si vor liten nôt,

sît manz sô manegem rîter bôt

durch ir willen schône.

er verzaget niht an lône,

swer sô setzet sînen muot,

7790

daz er den frumen dienst tuot.

Nu hoert die rede fürbaz.

künec Artûse wart nie baz

in sînen tagen ze muote.

sîn herze an vreuden bluote,

7795

wan er sach die künegîn

und die lieben mâge sîn

vor im vrô und gesunt.

nu jach ir algemeiner munt,

die geste und daz gesinde,

7800

daz Lanzelet von kinde

wær ein der sæligeste man

über al die welt. swes er began,

dar an behart er wol den strît.

sîn heil verdruht im ouch den nît,

7805

daz seltsæn ist und unvernomen,

wan die boesen hazzent ie die fromen.

gelücke huote sîn dar an.

sich entwarf des nieman,

ern wære mit der wârheit

7810

sô vollekomen an manheit,

daz kein ritter bezzer wære.

ouch sagete man ze mære,

waz im âventiure was geschehen.

wellents frume liute jehen,

7815

sô heter sîn dinc sô vollebrâht,

daz sîn zem besten wirt gedâht.

Dô diu hôhgezît ergie

und menlich sîn dinc an vie

als in sîn wille leite,

7820

Lanzelet dô seite

genâde sîner vriundîn,

daz siu sô dicke tæte schîn

ir wîplîche güete.

sich vreute sîn gemüete,

7825

daz ir ir dinc sô wol gezam

und ir der mantel rehte kam,

den ir gap diu merfeine.

eines nahtes lâgen eine

Iblis und Lanzelet.

7830

als er dô manege rede getet

mit sîner vriundinne

von hübscheit und von minne,

dô vrâgt er si ze leste,

waz siu mæres weste

7835

aller vremdest nâch ir wâne.

dô sprach diu wolgetâne

«ich enweiz verre noch bî

kein mære, daz sô vremde sî

sô daz, dô de uns wære entriten,

7840

do begunde mîn herre biten,

swer sîn ze vriunde geruohte,

daz dich der genôte suohte.

dâ von ritens in diu lant.

dô kom der snelle Roidurant

7845

in einen wilden foreht.

dâ vant der selbe guote kneht

einen grôzen wurm, der was gebart,

daz nie tier sô vreislich wart.

er sprach rehte als ein man.

7850

er ruofte den recken dicke an,

daz ern durch got kuste.

den degen des niht geluste,

er dûht in ungehiure.

er saget ez ze âventiure

7855

hie heime, wie im was geschehen.

dô fuor den selben wurm sehen

vil nâch diu massenîe gar.

swenn er der ritter wart gewar,

sô bat er daz sin kusten.

7860

die helde sich dan rusten

mê ze flühte danne zim.

trût geselle, daz vernim,

durch waz ich dir daz hân gesaget.

und ist daz dir wol behaget

7865

swaz ich dir gedienen kan,

sô solt du êren mich dar an,

daz du in imer mîdest.»

«ine weiz waz du lîdest»

sprach Lanzelet der stæte.

7870

«ob michs imer man gebæte,

vil lîhte ich ez verbære.»

er begunde dem mære

volgen mit listen nâch:

( im wart zer âventiure gâch: )

7875

er sprach «nu sage fürbaz.»

diu vrowe sprach «si sagent daz,

der wurm schüzze als er vlüge,

den liuten er nâch züge

und vraget, wenne er wolte

7880

komen, der in solte

loesen von der harnschar.»

dô er alsus des mæres gar

an ein ende wart bereit,

zehant dar nâch er niht enbeit,

7885

selbe zehende reit er hin,

dâ im ein wunderlich gewin

von dem wurme geschach.

als schiere er in gesach

und in der wurm erhôrte,

7890

von vreude er sich erbôrte,

vil vremdeclîchen er schrê

als ein wildez wîp «ôwê,

wie lange sol ich bîten dîn!»

do erschrâken die gesellen sîn,

7895

die niune, und hielten hinder sich.

dô sprach Lanzelet «nu sprich,

wannen kom dir menschlich stimme?

ich gesach nie tier sô grimme

noch als engeslîch getân

7900

aldes ich ervarn hân

in wazzer oder an lande.

hæt ichs niht immer schande,

sô wær ich gerne von dir.»

«neinâ, helt, daz verbir «

7905

sprach der grôze serpant:

«got hât liut unde lant

von manegem wunder gemaht,

mit sîner tougen bedaht.

der selben dinge bin ich ein.

7910

wan lebet nu ritter dehein,

der mich kuste an mînen munt!

sô wurde ich schoene und sâ gesunt.

ich enmohts ab nieman nie erbiten,

si envlühen gar mit unsiten,

7915

alle die mich ie gesâhen.

doch möhter gerne gâhen,

ein ritter, daz er kuste mich:

dâ mite bezzert er sich:

wan swem daz erteilet ist,

7920

der ist âne kargen list

der beste ritter, der nu lebet.

swie harte ir nu hin dan strebet,

mir vertrîbet etswer mîn sêr.

dâ von bit ich dich, degen hêr,

7925

tuo ez durch den rîchen got,

loese mich. ezn ist niht mîn spot,

wan ich wil dich manen mêre

durch aller vrowen êre,

bît niht unde küsse mich.»

7930

dô sprach Lanzelet «daz tuon ich,

swaz imer drûz werde.»

er erbeizte ûf die erde

und kuste den wirst getânen munt,

der im vordes ie wart kunt.

7935

zehant vlôch der wurm hin dan,

dâ ein schoene wazzer ran,

und badet sînen rûhen lîp.

er wart daz schoeneste wîp,

die ieman ie dâ vor gesach.

7940

dô diz wunder geschach

und ez die niune gesâhen,

dô begundens gâhen

zuo dem küenen Lanzelete,

der sô frümeclîchen tete,

7945

daz er getorste bestân

daz dinc daz nie mê wart getân.

Dô Lanzelete niht enwar,

dô kêrt er und die ritter gar

alhin gein der schoenen fluot.

7950

dâ funden si die vrowen guot

wünnenclîche wol becleit.

wâ siuz næme, dêst uns ungeseit,

wan daz ein wunder dâ geschach.

diu vrowe zuo den helden sprach

7955

«got lâz in imer sælic sîn,

den tugentrîchen herren mîn,

der mich von leide hât erlôst.

ouch mac er haben guoten trôst

einer rede, der im diu sælde pfliget,

7960

daz er an allen dingen siget

und sich im niht erwern mac.»

dô nam Lanzelet-du-Lac

die vrowen alsô wol getân

und fuorte si ze Kardigân.

7965

dô wart daz mære harte grôz.

die vremden vrowen niht verdrôz,

siu seite, waz ir wære geschehen.

si begund in offenlîchen jehen,

wer siu was und wie siu hiez.

7970

diu vrowe niht ungesaget liez,

wâ von siu was beswæret.

hie mite was ez bewæret,

dô diu magt alsô genas,

daz bî Lanzeletes zîten was

7975

dehein rîter alsô guot.

er behabet ân allen widermuot

den prîs vor sînen gesellen.

ich möht iu übel gezellen,

wie manege manheit er begienc,

7980

wan er früeje zuo vienc

und behart ez ouch vil manegen tac,

mîn her Lanzelet-du-Lac.

Durch der liute niugerne

so entouc mir niht zenberne,

7985

ich sage iu daz ze mære,

wer diu vrowe wære,

diu von dem wurme ein wîp wart.

waz sol daz langer gespart?

ich beriht es iuch sâ.

7990

siu hiez diu schoene Elidîâ,

von Thîle eines küneges kint.

daz wizzent wol die wîse sint

und die die welt hânt erkant,

daz Thîle ist ein einlant,

7995

ein breit insele in dem mer.

dâ ist von wunder manic her,

diu nieman kunde geahten.

ein wochen vor wîhnahten

sint sô kurz dâ die tage

8000

nâch Rômære buoche sage,

dâ manic wunder an stât,

daz ein loufer kûme gât

vor naht ein halbe mîle.

die tage sint ouch ze Thîle

8005

ze sumer langer danne hie.

ir envrieschent vremder mære nie

dan uns dannen sint geseit.

swelch wîp sich an ir hübscheit

verwurke und des gedenke,

8010

daz si den beschrenke,

der ir dienet umb ir minne,

daz kumet ir ze ungewinne.

siu unwirdet sich dermite,

wan daz ist des landes site,

8015

ez enwirt ir nimer jâr vertragen.

nu wær ze lanc, solt ich iu sagen,

waz diu vrowe het getân.

ir wart erteilet und gelân,

daz siu wære ein wurm unz an die stunt,

8020

daz si des besten ritters munt

von alder welte kuste.

dâ von sleichs ûf ir bruste

ze Britân in ein foreht,

wan dar in manic guot kneht

8025

durch âventiure reit.

als ich dâ vor hân geseit,

sô wart siu erloeset von der nôt,

als Lanzelet gebôt.

ouch was daz ie der frumen rât,

8030

daz sich vor valscher missetât

wîp und man behuote,

wan ez kumet ze allem guote.

man saget uns ze mære,

daz diu vremde maget wære

8035

rihtære über die hübscheit.

swer in der massenîe streit

von ihte, daz an minne war,

daz beschiet siu schône unde gar,

wan siu sô grôz arbeit

8040

durch valsche minne vordes leit.

Von manegem wunder, daz er tet,

sô was mîn her Lanzelet,

als ich an dem mære vinde,

ein daz liebest gesinde,

8045

daz künic Artûs ie gewan.

doch enlebet dehein man,

der ie gewan zer welte muot,

ern habe gerne selbe guot,

wand ez erlât in blûger bete.

8050

hie von gedâhte Lanzelete

an sîn erbe ze Genewîs,

wan in dûhte ein unprîs,

daz ez stuont an vremder hant.

dô warp der küene wîgant

8055

ein hervart mit den vriunden sîn.

dar an wart ouch vil wol schîn,

daz er was ein geminnet man:

die schoensten reise er gewan,

von der uns iender ist gezalt.

8060

Artûs der künic balt

brâht eine schoene schar,

driu tûsent ritter, wol gar

mit harnasch lûter als ein îs.

ouch fuort im der fürste wîs,

8065

dêst zwîfel dehein,

von Garnanz her Wâlwein

tûsent helde wol gemuot,

snel, küene unde guot,

zallen gerechen wol bereit.

8070

dô leit im eine schar breit

Torfilaret-von-Wâlest:

die enheten deheinen brest,

swaz wol bereiten helden zam.

Erec im ouch kam,

8075

der fuorte wîgande

von Destregâls sîm lande,

aht hundert justiure;

îsnîne kovertiure;

mit brûnen scharpfen swerten,

8080

wan si des sturmes gerten

und in niht flühte was erkant.

von Kornwâl und von Irlant

kômen im zwei grôziu her

und von hinnen über mer

8085

manic fürste lobehaft.

sô schoene was diu ritterschaft,

daz siu niht, sô man uns saget,

wær vor alder welt verzaget.

Tristant brâhte ritter niet,

8090

wan er von Lohenîs schiet

daz er dâ niht mohte sîn

durch die liebe der künigîn,

Isalden sîner vrouwen.

doch moht mann gerner schouwen

8095

dan manegen an der reise:

ze nôt noch ze vreise

wart nieman frümer, sô man jach,

wan es im dicke nôt geschach

beidiu naht unde tac.

8100

mîn her Lanzelet-du-Lac

sprach sîn samenunge

dar alte unde junge

wol kunden komen von Kardigân,

ûf einen bühel wol getân,

8105

der hiez ze dem Wilden-ballen.

wil ez iu wol gevallen,

sô sage ich iu ein schoenen list.

swer dannen eine mîle ist,

den dunket des nâch sîner spehe,

8110

wie er ein michel ros sehe,

gegozzen ûzer êre.

ê er danne ie mêr bekêre

darwert ein halbe mîle,

sô dunkt in an der wîle,

8115

wie ez ein cleiner mûl sî.

als er aber kumet nâher bî,

sô schînet ez als ein hunt.

dar nâch in kurzer stunt,

sô man beginnet nâher gân,

8120

sô ist ez als ein fuhs getân.

vil schiere kumet ez dar zuo,

ê man diu ougen zuo getuo,

daz man dâ niht gesehen mac

wan ein gôz, daz ie dâ lac,

8125

als ein kugele gedrân.

ez enmöhte nieman ûf gehân

noch von der stat bringen,

mit keiner slahte dingen,

durch sîne wunderlîche kraft.

8130

her kam aldiu ritterschaft,

die Lanzelet der wîgant

solte füeren in sîn lant

ze Genewîs, daz sîn erbe was,

da er mit nôt dâ vor genas.

8135

Dô daz mehtige her

allenthalben von dem mer

ze Lanzeletes reise kam

und swaz rittern gezam

daz in des nihtes enbrast

8140

und sich manic frumer gast

ze vlîze wol geruste,

die herren dô geluste

und dûhte si gezæme,

daz man boten næme,

8145

die sich êren vlizzen

und die wæren verwizzen:

die bat man für rüeren,

daz si in erfüeren

bescheidenlîch in allen wîs,

8150

waz rede die von Genewîs

Lanzelete verjæhen

umb sîn erbe, und ouch gesæhen,

wer im wolte gestân.

diu botschaft wart dô gelân

8155

an Iwân und an Gîoten.

die zwêne wâren die boten,

wan si wol reden kunden.

die helde in dô befunden

in kurzen zîten al daz dinc.

8160

si kômen an ein teidinc

unverwizzen von geschihte,

dâ ein fürste berihte

die von Genewîs ze rehte.

dâ wârn ouch guote knehte

8165

und die herren vome lande,

vil küene wîgande.

swer et dar zuo tohte,

daz er gerîten mohte,

der was zuo dem gespræche komen,

8170

wan si heten wol vernomen

von Lanzelet diu mære,

daz er sô vrum wære,

daz er si niht ûf satzte,

ê daz man in ergatzte

8175

beidiu lasters unde schaden.

hie von wâren si geladen

mit vorhtlîcher swære.

waz in daz beste wære,

des giengen si ze râte.

8180

dô kam geriten drâte

an disen hof wolgetân

Gîôt und Iwân,

des zuoname was Penelôî.

nu hoerent waz diu rede sî.

8185

Dô si von den rossen giengen,

die ritter si enpfiengen

als helde lussam.

dô tâten si daz in gezam,

si vrâgten ze stunden,

8190

wen si dâ funden,

der des landes wære

oberster rihtære.

dô wart in bescheiden

ein herre, der in beiden

8195

daz mære rehte beschiet.

er sprach «hien ist küneges niet,

wan daz ich dar zuo bin erkant,

daz ich berihte ditz lant

niwan durch der fürsten bete.

8200

er ist geheizen Lanzelete,

der hie künic wesen sol.

wir bekennen sîn niht wol

wan daz wir daz hân vernomen,

er sî an tugenden vollekomen

8205

und an manheit sô behart,

daz nie bezzer ritter wart

geborn bî unsern zîten.

wir wellens gerne bîten

als lange als er gebiutet.

8210

ob er uns baz triutet

dan sîn vater der künic Pant,

sô mac er liute unde lant

nâch sîme gebote handeln.

wir suln ez gerne wandeln

8215

nâch genâden und nâch schulden,

swaz wir wider sînen hulden

an keinen dingen hân getân.

er mac diu dinc an uns begân,

daz man in lobet deste baz,

8220

und gedienen wir vil gerne daz.»

Dô her Iwân und her Gîôt

vernâmen, daz man in bôt

sölhe rede, diu wol gezam,

und die besten, die ie man vernam,

8225

und daz arme und rîche

einmüeteclîche

mit gemeinem munde jâhen,

wolt ez in niht versmâhen,

sô diente daz gesinde

8230

des küneges Pantes kinde

gerne, wan daz wære reht,

dô antwurt in der guote kneht,

Iwân-Penelôî

«ob diu rede wâr sî,

8235

als wir von iu hân vernomen,

sô sîn wir durch daz ûz komen,

ich und her Gîôt,

daz wir sagen, waz iu enbôt

mîn herre Lanzelet-du-Lac.

8240

er ist enterbet manegen tac.

dar umbe lât er noch entuot,

er enbiutet minne und allez guot

den herren die sich wol enstânt,

daz si im sîn lant genomen hânt,

8245

ob si sich erkennent dran.

und sint aber deheine man

von tumben sinnen sô balt,

daz si im sîn lant mit gewalt

iht langer nement, daz wil er clagen.

8250

ouch suln wir den widersagen

von im und von den vriunden sîn.

künec Artûs, der herre mîn,

der wil ouch sîn ir vîant.

dar zuo rîtet in diz lant

8255

manic fürste wol geborn.

si hânt lîp und guot verlorn,

die sich niht wellen süenen

wider Lanzeleten den küenen.»

Dirr rede mengelich erschrac.

8260

nu hete Lanzelet-du-Lac

in dem lande ze Genewîs

einen mâc, der was ein fürste wîs,

genant der herzoge Aspjol:

der kunde sprechen harte wol.

8265

der selbe het behalten

mit tugenden manicvalten

und nâch den êren sînen

die edelen Clârînen,

Lanzeletes muoter.

8270

der edel degen guoter

antwurte für die andern sô

«ir herren, wir sîn harte vrô,

daz wir den tac gelebet hân

und ez uns ist sô wol ergân,

8275

daz wir noch suln beschouwen

den sun mîner vrouwen

und des landes rihtære.

ist ab ieman swære

diu selbe rede, der ich dâ gihe,

8280

des ich mich doch niht versihe,

der ist tump und ungemuot:

wan ich hânz hie sô guot

und mîne vriunt, die mir gestânt,

die mir nihtes abe gânt,

8285

daz er nimer hinnen kæme

mit êren, ob ich vernæme,

daz sich mir ieman satzte wider.»

des antwurtens alle sider,

die fürsten, mit fuoge

8290

«wir hân êren genuoge

an swaz dinges ir welt:

wan ir sint sô ûz erwelt

an lûterlîchen triuwen,

ez enmac uns niht geriuwen,

8295

swaz wir iu dienen, daz ist wol.»

dô bat der fürste Aspjol,

daz die herren alle swüeren,

ê daz si dannen füeren,

daz si enweder liezen vor

8300

burc lant noch urbor

unde da niht næmen abe,

wan daz si lîp und alle ir habe

antwurten âne gedinge

dem edelen jungelinge,

8305

Lanzelete ir herren:

so enmöht in niht gewerren

und ez wær in daz beste.

dô retten ouch die geste,

die boten und daz lantdiet,

8310

den fürsten wær sô wæge niet

sô rehter volge an der nôt.

dô tâten si daz in gebôt

der herzoge Aspjol-von-Tîmant:

alsô was sîn burc genant.

8315

Dô wart zesamene getragen

ein suone als ich iu wil sagen,

daz von Genewîs die herren balt

in des herzogen gewalt

ergæben bürge unde lant,

8320

und swenne Lanzelet der wîgant

zuo in geruohte rîten,

so ensolten si niht bîten,

wan dazs ân alle rede ir lîp.

dar zuo kint unde wîp

8325

antwurten swar er wolde.

von silber und von golde

butens im grôzen hort

und sô êrbæriu wort,

diu in wol gezâmen.

8330

die boten des eide nâmen,

Gîôt und her Iwân,

daz ez mit triuwen wære getân.

Dô fuoren die boten ze stunden

dâ si Lanzeleten funden.

8335

si sageten im diu mære,

wie der rede wære.

der helt sich schiere beriet.

dô was dâ widerrede niet,

diu suone behaget in allen wol.

8340

vreuden wart diu reise vol,

daz si muosen rîten,

âne widerstrîten,

vrîlîch und âne widersatz,

dâ michel golt unde schatz

8345

wætlich was vil manegem man.

nu bunden si die banier an,

mit schalle si sich zierten.

die helde buhurdierten,

die Lanzelete mit gelfe

8350

wâren komen ze helfe,

wan si dâhten dar an,

daz eim iegelîchen man

ân vorhte vreude baz stât

danne dem der die sorge hât.

8355

Nu fuorte Lanzelet der helt

manegen ritter ûz erwelt

ze Genewîs, dar er gerne kam.

da enpfienc man in soz wol gezam.

sîne mâge wârn die erren,

8360

dar nâch die lantherren,

die im und sînen gesellen

durch ir tugentlîchez ellen

erbuten sölhe wirdikheit,

daz uns niender ist geseit

8365

von rîcherme gruoze.

nu schuof mit guoter muoze

mîn her Lanzelet-du-Lac

beidiu naht unde tac

swaz im künic Artûs riet.

8370

die fürsten sûmden sich ouch niet

und die guoten knehte,

di ez solten tuon von rehte,

si satzten ûf vil schône

Lanzelete die krône

8375

nâch küniclîcher gwonheit.

si swuoren im des einen eit,

dazs im nihtes abe giengen.

ir lêhen si enpfiengen

von dem künege wol gezogen,

8380

fürsten, grâven, herzogen,

vrîen unde dienestman.

einen grôzen hof er gewan:

diu lantmenege zuo im sluoc.

die suone man sô zsamen truoc,

8385

daz man dem helde balt

übergulte zehenvalt

daz im was versezzen.

do enwolt er niht vergezzen

der an geborner miltikeit:

8390

golt silber pfeller breit

gap der edel wîgant

den guoten knehten, dier dâ vant

und ouch die mit im kâmen,

die guot umb êre nâmen

8395

oder durch geselleschaft.

hie behielt sîns lobes kraft

Lanzelet der rîche.

er wirbet sæliclîche,

swer mit frümikheit begât,

8400

daz er dâ heime wirde hât:

wan lop von lantliuten

sol nieman verkiuten.

Diz bedâhte Lanzelet-du-Lac

manegen wünneclîchen tac,

8405

do er sîn lant berihte.

er dankete der geschihte

sîm neven, der der triuwen wielt,

daz er im sîn muoter behielt,

diu ir kint vil gerne sach.

8410

ietwederz dem andern verjach

vil liebes unde leides.

nu manet ouch ir eides

Lanzelet der wîgant

die fürsten wîten erkant,

8415

daz ez ir wille wære,

daz Aspjol der mære,

der getriuwe neve sîn,

und Clârîn diu künigîn

des landes die wîle solten pflegen,

8420

unz daz der tiurlîche degen

sîn kintheit überwunde

und ouch unz er befunde,

ob im die von Dôdône

jæhen der krône

8425

von Iwaretes lande.

dem edelen wîgande

fuocte sich sîn dinc ze heile:

im wâren an allem teile

die sîne vil gehôrsam.

8430

der herre dô urloup nam,

Lanzelet der stæte,

mit der reise, die er hæte

froelîch in daz lant brâht.

swes dem helde was gedâht,

8435

des was ir wille wol bereit.

ez ist ein alt gewonheit,

daz man dem sæligen ie

gerne diende, swie manz an gevie.

Sus behabete sælde unde prîs

8440

der junge künec von Genewîs,

der wol gezogen wîgant.

als er nu bürge unde lant

ze stæte wol bewarte

und er vor nieman sparte

8445

swaz er gereites mohte hân,

dô was ez im sô wol ergân,

daz der ritter was enkeine,

im enwære grôz od cleine

sîner gâbe worden etswaz.

8450

dâ von wart er gelobet baz

danne kein sîn gelîche.

nu schieden minnenclîche

von im die fürsten mit ir scharn

und bâten in got bewarn.

8455

si gelobeten allesament daz,

daz si dehein künic baz

in sîn reise möhte bringen

ze angestlîchen dingen

danne Lanzelet der küene degen.

8460

dâ mite riten si ze wegen

aller menneglich hin heim.

aber Lanzeletes oeheim

fuort den helt dannen

ze hûs mit sînen mannen.

8465

dô brâht der künec von Genewîs

ze Kardigân sô hôhen prîs,

daz al die welt wunder nam,

daz im sîn dinc sô wol kam.