Spervogel/Herger
um 1180/90
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Spervogel I/Herger
1180
Text:Minnesangs Frühling (MF)Hrsg.: K. Lachmann/M. Haupt u.a.,Leipzig/Stuttgart 1875/1959Digitale Edition: Jean L.C. Putmans
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Minnesangs Frühling VII. I
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1.1 | Ich sage iu, lieben süne mîn, |
1.2 | iu enwáhset kórn nóch der wîn, |
1.3 | ich enkán iu niht gezeigen |
1.4 | diu lêhen noch diu eigen. |
1.5 | Nu genâde iu got, der guote, |
1.6 | und gebe iu saelde unde heil. |
1.7 | vil wol gelanc von Tenemarke Fruoten.
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2.1 | Mich riuwet Frúot über mer |
2.2 | und von Hûsen Walther, |
2.3 | Héinrîch von Gebechenstein, |
2.4 | und von Stoufen was ir noch ein. |
2.5 | Got gnâde Wernharte, |
2.6 | der ûf Steinsberc saz |
2.7 | und niht vor den êren versparte.
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3.1 | Wér sól ûf Steinsberc |
3.2 | würken Wernhartes werc? |
3.3 | hei, wie er gap unde lêch! |
3.4 | des er dem biderben man verzêch, |
3.5 | Des enmóht er niht gewinnen. |
3.6 | daz was der wille: kom diu state, |
3.7 | si schieden sich ze jungest mit minnen.
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4.1 | Dô der guote Wernhart |
4.2 | an dise welt geborn wart, |
4.3 | dô begónde er teilen al sîn guot. |
4.4 | dô gewán er Rüedegêrs muot, |
4.5 | Der saz ze Bechelaere |
4.6 | und pflac der marke menegen tac. |
4.7 | der wart von sîner vrumecheit sô maere.
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5.1 | Steinsberc die tugende hât, |
5.2 | daz ez sich nieman erben lât |
5.3 | wan ein, der ouch êren pfligt. |
5.4 | dem strîte hât ez an gesigt. |
5.5 | Nû hât ez einen erben: |
5.6 | der werden Oetingaere stam |
5.7 | der wil im sînen namen niht verderben.
Minnesangs Frühling VII. II
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1.1 | Wan seit ze hove maere, |
1.2 | wie gescheiden waere |
1.3 | Kerlinc unde Gebehart. |
1.4 | sie liegent, sem mir mîn bart. |
1.5 | Zwêne brúoder die gezürnent |
1.6 | und underziunent den hof, |
1.7 | si lânt iedoch die stigelen unverdürnet.
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2.1 | Mich müet daz alter sêre, |
2.2 | wan ez Hérgêrè |
2.3 | alle sîne kraft benam. |
2.4 | ez sol der gransprunge man |
2.5 | Bedenken sich enzîte, |
2.6 | swenne er ze hove werde leit, |
2.7 | daz er ze gwissen herbergen rîte.
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3.1 | Wie sich der rîche betraget! |
3.2 | sô dem nôthaften waget |
3.3 | dur daz lant der stegereif. |
3.4 | daz sich zu bûwe niht engreif, |
3.5 | Dô mir begonde entspringen |
3.6 | von alrêst mîn bárt, |
3.7 | des muoz ich nû mit arbeiten ringen.
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4.1 | Weistu, wie der igel sprach? |
4.2 | «vil guot ist [guot ist] eigen gemach.» |
4.3 | zimber ein hûs, Kerlinc. |
4.4 | dar inne schaffe dîniu dinc. |
4.5 | Die hêrren sint erarget. |
4.6 | swer dâ heime niht enhât, |
4.7 | wie maneger guoter dinge der darbet.
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5.1 | Swíe dáz wéter tuo, |
5.2 | dér gást sol wesen vruo. |
5.3 | der wirt hât truckenen vuoz |
5.4 | vil dicke, sô der gast muoz |
5.5 | Die herberge rûmen. |
5.6 | swer in dem alter welle wesen |
5.7 | wirt, der sol sich in der jugent niht sûmen.
Minnesangs Frühling VII. III
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1.1 | Ez was ein wolf grâwe |
1.2 | und ein man alwaere. |
1.3 | diu liute wolten slâfen, |
1.4 | er lie den wolf zen schâfen. |
1.5 | Do begíenc er in der stîge, |
1.6 | daz man in des morgens hienc |
1.7 | und iemer mêre sîn künne ane schrîet.
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2.1 | Ein wolf und ein witzic man |
2.2 | sazten schâchzabel an, |
2.3 | si wurden spilnde umbe guot. |
2.4 | der wolf begonde sînen muot |
2.5 | Nâch sînem vater wenden. |
2.6 | dô kom ein wider dar gegân, |
2.7 | dô gap er beidiu roch umbe einen venden.
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3.1 | Ein wolf sîne sünde vlôch, |
3.2 | in ein klôster er sich zôch, |
3.3 | er wolde geistlîchen leben. |
3.4 | dô hiez man in der schâfe pflegen. |
3.5 | Sît wart er unstaete. |
3.6 | dô beiz er schâf unde swîn. |
3.7 | er jach, daz ez des pfaffen rüde taete.
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4.1 | «Ez mac der man sô vil vertragen», |
4.2 | hôrt ich Kerlingen sagen, |
4.3 | «daz man in deste wírs hât ». |
4.4 | sô wirt sîn sus vil guot rât, |
4.5 | Ist er widersaeze. |
4.6 | zwêne húnde striten umbe ein bein, |
4.7 | dô truoc ez hin ze jungest der raeze.
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5.1 | Zwêne húnde striten umbe ein bein |
5.2 | dô stuont der boeser unde grein. |
5.3 | waz half in al sîn grînen? |
5.4 | er muostez bein vermîden. |
5.5 | Dér ánder truoc ez |
5.6 | von dem tische hin ze der tür. |
5.7 | er stuont zuo sîner angesiht und gnuoc ez.
Minnesangs Frühling VII. IV
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1.1 | Er ist gewaltic unde starc |
1.2 | der ze wîhen naht gebórn wárt. |
1.3 | daz ist der heilige Krist, |
1.4 | jâ lobt in allez, daz dir ist, |
1.5 | Niwan der tievel eine. |
1.6 | dur sînen grôzen übermuot |
1.7 | sô wart im diu helle ze teile.
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2.1 | In der helle ist michel unrât. |
2.2 | swer dâ heimüete hât, |
2.3 | diu sunne schînet nie sô lieht, |
2.4 | der mâne hilfet in nieht |
2.5 | Noch der liehte sterne. |
2.6 | jâ müet in allez, daz er siht. |
2.7 | jâ waer er dâ ze himel alsô gerne!
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3.1 | In himelrîch ein hûs stât, |
3.2 | ein guldîn wec dar in gât, |
3.3 | die siule die sint marmelîn, |
3.4 | die zieret unser tréhtîn |
3.5 | Mit edelem gesteine. |
3.6 | dâ kúmpt níeman in, |
3.7 | ern sî vor allen sünden alsô reine.
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4.1 | Swer gerne zuo der kirchen gât |
4.2 | unde âne nît stât, |
4.3 | der mac wol vroelîchen leben. |
4.4 | dem wirt ze jungest gegeben |
4.5 | der engel gemeine. |
4.6 | wol in, daz er íe wárt! |
4.7 | ze himel ist daz leben alsô reine.
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5.1 | Ich hân gedienet lange |
5.2 | leider einem manne, |
5.3 | der in der helle umbe gât. |
5.4 | der brüevet mîne missetât. |
5.5 | Sîn lôn der ist boese. |
5.6 | hilf mir, heiliger geist, |
5.7 | daz ich mích von sîner vancnisse erloese.
Minnesangs Frühling VII. V
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1.1 | Mich hungerte harte. |
1.2 | ich steic in einen garten. |
1.3 | dâ was obez innen, |
1.4 | des moht ich niht gewinnen. |
1.5 | Daz kom von unheile. |
1.6 | dicke wégt ích den ast. |
1.7 | mir wart des óbezès nie niht ze teile.
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2.1 | Swâ ein gúot bóum stât |
2.2 | und zweier hande obez hât, |
2.3 | beide süez unde sûr, |
2.4 | sô sprichet ein sîn nâchgebûr: |
2.5 | «Wir suln daz obez teilen. |
2.6 | wirt ir einez drunder vûl, |
2.7 | ez bringet uns daz ander ze leide.»
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3.1 | Swel man ein gúot wîp hât |
3.2 | unde zeiner ander gât, |
3.3 | der bezeichent daz swîn. |
3.4 | wie möht ez iemer erger sîn? |
3.5 | Ez lât den lûtern brunnen |
3.6 | und leit sich in den trüeben pfuol. |
3.7 | den site hât vil manic man gewunnen.
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4.1 | Ein man sol haben êre |
4.2 | und sol iedoch der sêle |
4.3 | under wîlen wesen guot, |
4.4 | daz in dehein sîn übermuot |
4.5 | Verleite niht ze verre, |
4.6 | Swenne er urloubes ger, |
4.7 | daz ez im an dem wege niht enwerre.
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5.1 | Kórn sâte ein bûman, |
5.2 | dô enwolte ez niht ûf gân. |
5.3 | ime erzornte daz. |
5.4 | ein ander jâr er sich vermaz, |
5.5 | Daz erz ein egerde lieze. |
5.6 | er solde ez ime güetlîche geben, |
5.7 | der dem andern umbe sîn dienest iht gehieze.
Minnesangs Frühling VII. VI
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1.1 | Crist sich ze marterenne gap, |
1.2 | er lie sich legen in ein grap. |
1.3 | daz tet er dur die goteheit. |
1.4 | dâ mite lôste er die cristenheit |
1.5 | Von der heizen [heizen] helle. |
1.6 | er getuot ez niemer mêr. |
1.7 | dar an gedenke, swér sô der welle.
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2.1 | An dem ôsterlîchen tage |
2.2 | dô stuont sich Crist von dem grabe. |
2.3 | künic aller keiser, |
2.4 | vater aller weisen |
2.5 | sîne hántgetât erlôste. |
2.6 | in die helle schein ein lieht: |
2.7 | sô kom er sînen kinden ze trôste.
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3.1 | Wúrzè des waldes |
3.2 | und érzè des goldes |
3.3 | und elliu abgründe |
3.4 | diu sint dir, hêrre, künde, |
3.5 | Diu stênt in dîner hende. |
3.6 | allez himelschlîchez her |
3.7 | ez enmöhte dich niht volloben an ein ende.
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3a.1 | Güsse schadent dem brunnen, |
3a.2 | sam tuot dem rîfen diu sunne, |
3a.3 | sam tuot dem stoube der regen. |
3a.4 | armuot hoenet den degen. |
3a.5 | Sô schadet ouch dem jungen man, wil er ze vil gehalten. |
3a.6 | triuwe unde wîser rât daz zieret wol den alten. |