WS 2001/02: Hauptseminar "Rituale des Kaisertums"
Von Marie-Luise Heckmann
(Erstanlage: Herbst 2001; letzte Änderung: 10 September 2007)
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08.334 HS: Rituale des Kaisertums
WS 2001/02
PD Dr. Marie-Luise Heckmann, Universität Hamburg
Die Datei enthält folgende übersetzte Quellen:
Brief Karls des Großen
Reichsannalen (799)
Paderborner Epos (796)
Laudes regiae
Reinigungseid Leos III. (800)
Quellen zur Kaiserkrönung (800)
Reichsannalen (801)
Lorscher Annalen (801)
Fuldaer Annalen (801)
(unvollständig)
Karlsvita Einhards (800)
Liber Pontificalis (800)
Chronik des Theophanes (800) (nur die
Übersetzung)
Quellen zum Kaisertum in der Karolingerzeit
Kaisertitel Karls des Großen
Siegeldevise Karls des Großen
Karlsvita Einhards (814)
Ludwigsvita Thegans
Externe
althochdeutsche Quellen (8. Jh.)
Externe
althochdeutsche Quellen (9. Jh.)
Quellen zum Kaisertum in der Ottonenzeit
Sachsengeschichte Widukinds
Antapodosis Liudprands
Gallus Anonymus
Mainzer Ordo (nur in
Übersetzung)
Westfränkischer Ordo
(nur in Übersetzung)
Quellen zum Kaisertum in der Stauferzeit
Otto von Freising
Romuald
Quellenliste zum Frieden von Venedig
Quelle zum Kaisertum im 14. Jh.
ACHTUNG ! Die zweite Sitzung findet erst am 5.11.2001
statt.
Die beiden fehlenden Sitzungen werden durch den Beginn unserer
Sitzungen um 14.00 Uhr s.t. ausgeglichen.
Bitte lesen Sie die jeweiligen Quellen unter der Frage: Welche Rituale
werden beschrieben ? Welche Rituale sind typisch für das
abendländische Kaisertum ?
Seminarplan
22.10.2001: Einführung; Aufgabenverteilung.
29.10.2001: entfällt.
05.11.2001: Das Kaisertum; Rituale des Kaisertums.
12.11.2001: Rituale des Kaisertums im "Constitutum Constantini".
14.11.2001: 14 Uhr: Besuch des Magdeburger
Doms; 15 Uhr: Besuch der Ottonenausstellung in
Magdeburg.
19.11.2001: Die Kaiserkrönungen Karls des Großen und Ludwigs des Frommen.
26.11.2001: Fr. Kaiser: Herrscherbilder
und Herrschaftszeichen der Ottonenzeit (nach Schramm,
Hoffmann und Petersohn).
03.12.2001: 18 Uhr: „Wie der Phönix
aus der Asche? Die Großen Rituale der französischen
Monarchie" (Antrittsvorlesung, Hörsaal E, Philosophenturm).
10.12.2001: Hr. Moring: Die Kaiserkrönung Ottos des Großen im Spiegel der Krönungsordines.
17.12.2001: Hr. Moring: Fortsetzung.
Hr. Frahm: Hochmittelalterliche Kaiserkrönungen nach Otto von
Freising und anderen
Chronisten.
07.01.2001: entfällt.
14.01.2002: Hr. Weber: Rituale des Kaisertums in Byzanz (nach Treitinger und Tinnefeld).
21.01.2002: Fr. Schumacher: Rituale
des Kaisertums beim "Frieden von Venedig".
Hr. Hoffmann: Herrschertreffen des späten Mittelalters (am
Beispiel Kaiser Karls
IV. und Karls V. von Frankreich; nach Hack und Voss).
28.01.2002: Rituale des Kaisertums unter
Karl IV. (Krönungsbericht des Johannes Porta de
Annoniaco; „Goldene Bulle").
04.02.2002: Die Rituale des Kaisertums - ein Resümee.
Liebe Kommilitonen und Kommilitoninnen !
Das nachfolgende Quellen- und Literaturverzeichnis dient als Hilfe für Ihre eigenen Recherchen und kann jederzeit ergänzt werden. Bitte übersenden Sie mir interessante Hinweise an meine e-mail-Adresse. Ich werde sie dann einfügen.
Für einen benoteten Schein erwarte ich:
1) Regelmäßige Anwesenheit (höchstens zwei
Fehlsitzungen).
2) Vorbereitung eines Quellentextes und Leitung der Diskussion
über diesen Quellentext.
3) Kritische Lektüre der Quellentexte Ihrer Kommilitonen und
Kommilitoninnen.
4) Regelmäßige Mitarbeit.
5) 20-30seitige schriftliche Hausarbeit (möglichst bis zum 15.
März 2002).
Für 2) erwarte ich folgende Vorgehensweise:
a) Vorbereitung eines Teilthemas über ein oder zwei
Literaturtitel.
b) Gemeinsame Quellenauswahl in der Sprechstunde (zwei bis drei Wochen
vor der Seminarsitzung).
c) Abgabe des Quellenblattes mit Hinweisen auf die kritische Ausgabe,
zentrale Literatur und möglichst einer Übersetzung in der
Sprechstunde (ein bis zwei Wochen vor der Seminarsitzung).
d) Kompetente Diskussionsleitung (sprich geeignete Fragen
überlegen u.ä.) in der Seminarsitzung.
Die Quellentexte sollten quellenkundlich erschlossen werden, das heißt es werden erwartet: Kenntnisse über Autor, Überlieferung, kritische Ausgabe, Publikum, Quellengattung, Textaufbau, Thema, Abfassungszeit und -ort, Berichtszeit und -ort, Beschreibungsperspektive, historisches Kontext u.ä. Die Quellentexte sollten folgendes Kriterium erfüllen: Vorhandensein einer Beschreibung und nicht bloß Nennung des untersuchten Rituals.
Für 3) erbitte ich die rechtzeitige Lektüre der übrigen Quellentexte, welche ich in einem Ordner in der Bibliothek abhefte und nach Möglichkeit auf diese Homepage lege.
zu 4): Die schriftliche Hausarbeit kann, muss aber nicht aus der Quellenpräsentation erwachsen. Ich bitte Sie hier, sich frühzeitig mit mir in Verbindung zu setzen, damit Sie in den Semesterferien nicht zu sehr unter Druck geraten.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Marie-Luise Heckmann
Teilnehmer
Frahm, Werner, Klaus-Grothe-Straße 34, 20535 Hamburg,
040/2500880, e-mail:
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/wefra@freenet.de.
Hoffmann, Kai, Hamburger Straße 3, 22087 Hamburg, 040/99993970,
e-mail: http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/Kai.Hoffmann@Hamburg.de.
Kayser, Rita, Syringarweg 41, 22523 Hamburg (7), 040/576051, e-mail:
keine.
Moring, Andreas, Feldbrunnenstraße 21, 20148 Hamburg,
040/41352841, e-mail: http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/andreasmoring@compuserve.de.
Schumacher, Julia, Prangenstraße 92, 28203 Bremen, 0421/7942474,
e-mail:
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/happyjulia48@hotmail.com.
Weber, Frank, Plinkstraße 111b, 25337 Elmshorn, 04121/22537,
e-mail:
http://www.people.freenet.de/heckmann.werder/hopihalido@talknet.de.
14.11.2001: Exkursion zur Ausstellung über "Otto den Großen":
Treffpunkt vor dem Magdeburger Dom, Haupteingang: 14.00 Uhr.
Treffpunkt vor dem Kulturhistorischen Museum: 15 Uhr.
19.11.2001: "Constitutum Constantini"; TRE-Artikel zum "Constitutum Constantini"; Quellen zu den Kaiserkrönungen Karls des Großen und Ludwigs des Frommen; Grimm, Handwörterbuch des Aberglaubs; HRG und Du Cange: Artikel zu Gründung, Stiftung, fundatio.
26.11.2001
Lexikonartikel: Herrscherbilder, Ordo, Reichskrone, Reichsschwert, Ring, Szepter,Thron Karls des Großen.
10.12.2001
Quellenstellen zur Heiligen Lanze: s. ganz hinten.
Der Mainzer Ordo der Kaiserkrönung (MGH Leges 9, S. 3-6, Nr.
2).
Eine Vorlage zum Ablauf der Kaiserkrönung von Herrn Moring
befindet sich im Seminarordner.
Erläuterungen:
Eichmann, Eduard, Die Kaiserkrönung im Abendland. Ein Beitrag
zur Geistesgeschichte des Mittelalters mit besonderer
Berücksichtigung des kirchlichen Rechts, der Liturgie und der
Kirchenpolitik, Bd. 1, Würzburg 1942, S. 134-149.
Keller, Hagen, Die Kaiserkrönung Ottos des Großen.
Voraussetzungen, Ereignisse, Folgen (Otto der Große, Magdeburg
und Europa, Bd. 1, hg. von Matthias Puhle, Mainz 2001, S. 461-480),
bes. S. 469-472.
Laudage, Johannes, Otto der Große (912-973). Eine Biographie, Regensburg 2001, S. 185-192.
Ottonianum
Übersetzung: Quellen zur deutschen Verfassungs-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte bis 1250, übers. von Lorenz Weinrich (FSGA 32), Darmstadt 1977, S. 46-55, Nr. 12.
Quellen und Übersetzungen
Quellensammlungen
Geschichte in Quellen, Bd. 2, bearb. von Wolfgang Lautemann, München 1975.
Ordines coronationis imperialis. Die Ordines für die Weihe und Krönung des Kaisers und der Kaiserin, hg. von Reinhard Elze (MGH Fontes 9), Hannover 1960.
Le cérémonial
romain de Jacques Cajétan. Les données historiques qu'il
renferme, hg. von L.H. Labande (BEC 54, 1893, S. 68-72).
Die Formeln der Deutschen Königs- und der Römischen Kaiser-Krönung vom zehnten bis zum zwölften Jahrhundert, hg. von Georg Waitz (Abhdlgn der Historisch-Philologischen Classe der Kgl Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 18, 1873, S. 3-92).
Le Pontifical Romano-Germanique du Dixième Siècle, hg. von Cyrille Vogel und Reinhard Elze, 3 Bde. (Studi e Testi 226 f., 269), Vatikanstadt 1963-1972.
Zur Karolingerzeit
Annales regni Francorum inde ab anno 741 usque ad annum 829, qui dicuntur Annales Laurissenses maiores et Einhardi, hg. von Friedrich Kurze (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 6), Hannover 1895 (ND Hannover 1950).
Einhard, Vita Karoli Magni, hg. von Oswald Holder-Egger, übers. von Reinhold Rau (FSGA 5, Darmstadt 1974, S. 157-211).
Karolus Magnus et Leo papa. Ein Paderborner Epos vom Jahre 799. Mit Beiträgen von Helmut Beumann, Franz Brunhölzl und Wilhelm Winkelmann, hg. von Joseph Brockmann (Studien und Quellen zur Westfälischen Geschichte 8), Paderborn 1966.
Le Liber Pontificalis, Bd.
2, hg. von Louis Duchesne, Paris 1955.
Die Reichsannalen, hg. von Friedrich Kurze, übers. von Reinhold Rau (FSGA 5, Darmstadt 1974, S. 1-155).
Thegan, Gesta Hludowici imperatoris, hg. und übers. von Ernst Tremp (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 64), Hannover 1995.
Theophanis Chronographia, Bd. 1, hg. von Carolus de Boor, Bd. 1, Leipzig 1883 (ND Hildesheim 1963), S. 472 f., 475, 494. <zu 6289 = 796/7; zu 6293 = 800/1; zu 6304 = 812/3>
Zur Ottonenzeit
Thietmar von Merseburg, Chronik, hg. von Robert Holtzmann, übersetzt von Werner Trillmich (FSGA 9), Darmstadt 6 1957.
Widukind von Corvey, Sachsengeschichte, hg. von Hans-Eberhard Lohmann und Paul Hirsch, übers. von Albert Bauer und Reinhold Rau (FSGA 8), Darmstadt 1971, S. 1-183.
Zu Byzanz
Dieterich, K., Hofleben in Byzanz. Zum ersten Mal aus den Quellen übersetzt, eingeleitet und erläutert (Voigtländer Quellenbücher 19), Leipzig o.J. [1912].
[Georgios] Codinos
Curopalatas, De officialibus palatii Constantinopolitani et de offciis
magnae ecclesiae liber, hg. von Immanuel Becker, Bonn 1839.
Ioannis Scylitzae, Synopsis historiarum, hg. von Hans Thurn (Corpus fontium historiae Byzantinae 5), Berlin-New York 1973; deutsche Übersetzung: Byzanz - wieder ein Weltreich. Das Zeitalter der makedonischen Dynastie nach dem Geschichtswerk des Johannes Skylitzes übers., eingel. und erklärt von Hans Thurn (Byzantinische Geschichtsschreiber 15), Graz-Wien-Köln 1983.
Liutprand von Cremona, Buch der Vergeltung, hg. von Joseph Becker, übers. von Albert Bauer und Reinhold Rau (FSGA 8), Darmstadt 1971, S. 244-495.
Ders., Gesandtschaft an den Kaiser Nikephoros Phokas in Konstantinopel (ebd., S. 524-589).
Marquart, J., Osteuropäische und ostasiatische Streifzüge, Leipzig 1903.
Theophanes Confessor, Chronographia, Bd. 1, hg. von Karl de Boor, Leipzig 1883 (ND Hildesheim 1963).
Vasiliev, A.,
Harun-ibn-Yahya and his description of Constantinople (Seminarium
Kondakovianum 5, 1932, S. 149-163).
Zur Salierzeit
Wipo, Gesta Chuonradi II imperatoris, hg. von Harry Breßlau, übers. von Werner Trillmich (FSGA 11), Berlin 1961, S. 505-613.
Zur Stauferzeit
Otto von Freising, Chronik oder die Geschichte der zwei Staaten, hg. von Wal-ther Lammers, übers. von Adolf Schmidt (FSGA 16), Darmstadt 1960.
Ders. und Rahewin, Die Taten Friedrichs, hg. von Franz-Josef Schmale, übers. von Adolf Schnidt (FSGA 17), Darmstadt 4 2000.
Zum 14. Jahrhundert
Bulla Aurea Karoli IV. imperatoris
anno MCCCLVI promulgata, hg. von der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin. Zentralinstitut für Geschichte, bearb.
von Fritz, Wolfgang D. (MGH Fontes in us. schol. 11), Weimar 1972.
Chronique des règnes
de Jean II et de Charles V, 3 Bde., hg. von Delachenal, Roland (SHF
348, 375, 391), Paris 1910, 1916, 1920.
Dex, Jaique, Die Metzer Chronik über die Kaiser und Könige, hg. von Georg Wolfram (Quellen zur Lothringischen Geschichte 4), Metz 1906.
Huguenin,
Jean-François, Les Chroniques de la ville de Metz (900-1552),
hg. von S. Lamort, Metz 1838.
Johann de Porta Annoniaco,
Liber de Coronatione Karoli IV Imperatoris, hg. von Richard Salomon
(MGH SS rer. Germ. in us. schol 35), Hannover 1913.
Les Grandes Chroniques de
France, Bd. 9, hg. von Jules Viard (SHF 438), Paris 1937.
Mussato, Albertino, De
gestis Heinrici VII. caesaris Historia Augusta, hg. von Ludwig Anton
Muratori (Rerum Italicarum Scriptores, Bd. 10, Mailand 1727, Sp. 9-568).
Villani, Giovanni, Nuova
Cronica, 3 Bde., hg. von Guiseppe Porta (Biblioteca di scrittori
italiani), Parma 1990/91.
Literatur
Überblicksdarstellungen zum Kaisertum und zu einzelnen Kaisern
Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters, hg. von Evamaria Engel und Eberhard Holtz, Leipzig-Jena-Berlin 1989.
Hampe, Karl, Herrschergestalten des deutschen Mittelalters, Leipzig 1927.
Kaisergestalten des Mittelalters, hg. von Helmut Beumann, München ³1991.
Schulze, Hans Knut, Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3 (Kohlhammer-Taschenbücher 463), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1998.
Hilfsmittel
Die deutsche Literatur des
Mittelalters. Verfasserlexikon
[VL; 2 Auflagen].
Dictionnaire
d'archeólogie chrétienne et de liturgie [DACL].
Dictionnaire des
mythologies.
Du Cange, Charles du
Fresne, Glossarium mediæ et infimæ Latinitatis, 7 Bde.,
Paris 1840-1850.
Handwörterbuch des Aberglaubens [Grimm].
Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte [HRG].
Lexikon des Mittelalters [LMA].
Lexikon für Theologie und Kirche [LThK; 3 Auflagen].
Neue Deutsche Biographie [NDB].
Repertorium fontium historiae medii
aevi.
Überblicksdarstellungen zu Ritualen
Ariès, Philipp, Geschichte des Todes, München-Wien 1980.
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Berbig, Hans Joachim, Der Krönungsritus im Alten Reich (1648-1806) (ZBLG 38, 2, 1975, S. 639-691).
Ders., Zur rechtlichen Relevanz von Ritus und Zeremoniell im römisch-deutschen Imperium (ZKG 92, 1981, S. 204-249).
Biehl, Ludwig, Das liturgische Gebet für Kaiser und Reich (Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaften im katholischen Deutschland, Veröffentlichungen der Sektion für Rechts- und Staatswissenschaft 75), Paderborn 1937.
Bouman, Cornelius
Adrianus, Sacring and Crowning. The Development of the Latin Ritual for
the Anointing of Kings and the Coronation of an Emperor before the
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Geschiedenis der Rijks-Universiteit te Utrecht 30), Groningen 1957.
Diemand, Anton, Das Ceremoniell der Kaiserkrönung von Otto I. bis Friedrich II., München 1894.
Drabeck, Anna Maria, Reisen und Reisezeremoniell der römisch-deutschen Herrscher im Spätmittelalter, (Diss. phil.) Wien 1964.
Eichmann, Eduard, Die Kaiserkrönung im Abendland. Ein Beitrag zur Geistesgeschichte des Mittelalters mit besonderer Berücksichtigung des kirchlichen Rechts, der Liturgie und der Kirchenpolitik, 2 Bde., Würzburg 1942.
Elze, Reinhard, Päpste, Kaiser, Könige und die mittelalterliche Herrschaftssymbolik (ND London 1982).
Ders., Die Erhebung Giangaleazzo
Viscontis zum Herzog von Mailand (Società, Istituzioni,
Spiritualità. Studi
in onore di Cinzio Violante, Bd. 1 = Centro Italiano di studi sull'
alto medioevo, Collectanea 1, Spoleto 1994, S. 291-304).
Favreau-Lilie, Marie-Luise, Vom
Kriegsgeschrei zur Tanzmusik. Anmerkungen zu den Italienzügen des
späteren Mittelalters (Montjoie. Studies in Crusade History in Honour of Hans
Eberhard Mayer, hg. von Benjamin Z. Kedar, Jonathan Riley-Smith und
Rudolf Hiestand, Aldershot/Hampshire 1997, S. 213-233 ).
Fernández, Fernando Valdés, Die Gesandtschaft des Johannes von Gorze nach Cordoba (Otto der Große, Magdeburg und Europa, Bd. 1, hg. von Matthias Puhle, Mainz 2001, S. 525-536).
Frank, Isnard W., Intention und Funktion vom Ritus (Beiträge zur historischen Sozialkunde 7, 1977, S. 19-23).
Gussone, Nikolaus, Ritus, Recht und Geschichtsbewußtsein. Thron und Krone in der Tradition Karls des Großen (Krönungen. Könige in Aachen - Geschichte und Mythos. Katalog der Ausstellung, Bd. 1, hg. von Mario Kramp, Mainz 2000, S. 35-47).
Haaser, Rolf, Das Zeremoniell der beiden letzten deutsch-römischen Kaiserkrönungen in Frankfurt am Main und seine Rezeption zwischen Spätaufklärung und Frühromantik (Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Jörg Jochen Berns und Thomas Rahn = Frühe Neuzeit 25, Tübigen 1995, S. 600-631).
Hack, Achim Thomas, Das Empfangszeremoniell bei mittelalterlichen Papst-Kaiser-Treffen (Böhmer, Beihefte 18), Köln-Weimar-Wien 1998.
Haller, Johannes, Die Formen der deutsch-römischen Kaiserkrönung (QFIAB 33, 1944, S. 49 ff.); ND in: ders., Abhandlungen zur Geschichte des Mittelalters, 1944, S. 280 ff.
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Königtum in ottonischer und frühsalischer Zeit, 2 Bde. (Schriften der MGH 30),
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Hartwig, Laudes regiae. A Study in Liturgical Acclamations and Medieval
Ruler Worship (University of California Publications in History 33),
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Kolmer, Lothar, Promissorische Eide im Mittelalter (Regensburger Historische Forschungen 12), Kallmünz/Oberpfalz 1989.
Krull, Paul, Die Salbung und Krönung der deutschen Königinnen und Kaiserinnen im Mittelalter, (Diss. phil.) Halle 1911.
Machetanz, Gerda, Deutsche Königskrone und römische Kaiserkrone in symbolgeschichtlicher und verfassungsrechtlicher Betrachtung, (Diss. jur.) Göttingen 1954.
Ohnsorge, Werner, Geschichte des Mitkaisertums in der abendländischen Geschichte des früheren Mittelalters (Ders., Abendland und Byzanz, Darmstadt 1958, S. 261-287).
Ott, Joachim, Vom Zeichencharakter der Herrscherkrone. Krönungszeremoniell und Krönungsbild im Mittelalter. Der „Mainzer Ordo" und das „Sakramentar Heinrichs II." (Zeremoniell als höfische Ästhetik in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Jörg Jochen Berns und Thomas Rahn = Frühe Neuzeit 25, Tübigen 1995, S. 534-571).
Petersohn, Jürgen, ‚Echte' und ‚falsche' Insignien im deutschen Krönungsbrauch des Mittelalters? Kritik eines Forschungsstereotyps (SB der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a.M. 30, 3), Stuttgart 1993.
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Schenk, Gerrit Jasper, Der Einzug des Herrschers. ‚Idealschema' und Fallstudie zum Adventuszeremoniell für römisch-deutsche Herrscher in spätmittelalterlichen italienischen Städten zwischen Zeremoniell, Diplomatie und Politik (Magisterarbeit), Heidelberg 1996.
Schimmelpfennig, Bernhard, Die Zeremonienbücher der römischen Kirche (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 41), Tübigen 1973.
Schramm, Percy Ernst, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik. Beiträge zu ihrer Geschichte vom dritten bis zum sechzehnten Jahrhundert, 3 Bde., Stuttgart 1954-1956.
Ders., Kaiser, Könige und Päpste. Gesammelte Aufsätze zur Geschichte des Mittelalters, 4 Bde., Stuttgart 1968-1971.
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Ders., Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, 751-1190, neu hg. von Florentine Mütherich, München 1983.
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Voss, Ingrid, Herrschertreffen im frühen und hohen Mittelalter, Köln-Wien 1987.
Zeremoniell als höfische
Ästhetik in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. von
Jörg Jochen Berns und Thomas Rahn (Frühe Neuzeit 25),
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Zur Karolingerzeit
Angenendt, Arnolt, Kaiserherrschaft und Königstaufe. Kaiser, Könige und Päpste als geistliche Patrone in der abendländischen Missionsgeschichte (Arbeiten zur Frühmittelalterforschung 15), Berlin-New York 1984.
Becher, Matthias, Eid und Herrschaft. Untersuchungen zum Herrscherethos Karls des Großen (VuF Sonderbd. 39), Sigmaringen 1993.
Benz, Karl J., Cum ab oratione surgeret. Überlegungen zur Kaiserkrönung Karls des Großen (DA 31, 1975, S. 337-369).
Boshof, Egon, Die Kaiserkrönungen von Ludwig dem Frommen bis Ludwig II. (Krönungen. Könige in Aachen - Geschichte und Mythos, Bd. 1, hg. von Kramp, Mario, Mainz o.J. [2000], S, 195-202).
Classen, Peter, Romanum gubernans imperium. Zur Vorgeschichte der Kaisertitulatur Katls des Großen (VuF 28, 1983, S. 187-204).
Engelbert, Pius, Papstreisen ins Frankenreich (Römische Quartalsschrift 88, 1993, S. 77-113).
Erdmann, Carl, Forschungen zur politischen Ideenwelt des Frühmittelalters, hg. von Baethgen, Friedrich, Berlin 1951.
Folz, Robert, Le couronnement impérial de Charlemagne, 25 décembre 800. Édition revue et mise à jour, Paris 1989.
Hack, Achim Thomas, Das Empfangszeremoniell bei mittelalterlichen Papst-Kaiser-Treffen (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 18), Köln-Weimar-Wien 1999.
Ders., Das Zeremoniell des Papstempfangs 799 in Paderborn (Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, Mainz 1999, S. 19-33).
Hageneder, Othmar, Das crimen laesae maiestatis, der Prozeß gegen die Attentäter Papst Leos III. und die Kaiserkrönung Karls des Großen (Aus Kirche und Reich. FS für Friedrich Kempf, hg. von Hubert Mordeck, Sigmaringen 1983, S. 55-79).
Herklotz, Ingo,
Francesco Barbarini, Niccolò Alemanni, and the Lateran
Triclinium of Leo III. An Episode in the Restoration and Seicento
Medieval Studies (Memoirs of the American Academy in Rome 40, 1995, S.
175-196).
Luchterhandt, Manfred, Famulis Petri. Karl der Große in den römischen Mosaikbildern Leos III. (Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, Mainz 1999, S. 55-70).
Ders., Päpstlicher Palastbau und höfisches Zeremoniell unter Leo III. (Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, Mainz 1999, S. 109-122).
McCormick, Michael, Paderborn 799: Königliche Repräsentation - Visualisierung eines Herrschaftskonzeps (Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, Mainz 1999, S. 71-81).
Ohnsorge, Werner, Das Kaisertum der Eirene und die Kaiserkrönung Karls des Großen (Saeculum 14, 1963, S. 221-247).
Ders., Das Zweikaiserproblem im frühen Mittealter, Hildesheim 1947.
Schaller, Dieter, Das Aachener Epos für Karl den Kaiser (Frühmittelalterliche Studien 10, 1976, S. 134-168).
Ders., Art. De Karolo rege
et Leone papa (VL ²4, Sp. 1041-1045).
Schulze, Hans Knut, Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3 (Kohlhammer-Taschenbücher 463), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1998, S. 148-166.
Wendling, Wolfgang, Die Erhebung Ludwigs des Frommen zum Mitkaiser im Jahre 813 und ihre Bedeutung für die Verfassungsgeschichte des Frankenreiches (Frühmittelalterliche Studien 19, 1985, S. 201-238).
Werner, Max, Der Reinigungseid Leos III. vom Dezember 800. Die Frage seiner Echtheit und frühen kanonistischen Überlieferung (Zeitschrift des Aachener Geschichts-Vereins 84/85, 1977/78, S. 131-160).
Zimmermann, Harald, Imperatores Italiae (Historische Forschungen für Walter Schlesinger, hg. von Helmut Beumann, Köln-Wien, 1974, S. 379-399).
Zum Kaisertum Karls des Großen,
hg. von Gunther Wolf (WdF 38), Darmstadt 1972.
Zur Ottonenzeit
Keller, Hagen, Das neue Bild des Herrschers (Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung 'Otto der Große, Magdeburg und Europa', hg. von Bernd Schneidmüller und Stefan Weinfurter, Mainz 2001, S. 189-211).
Ders., Die Kaiserkrönung Ottos des Großen. Voraussetzungen, Ereignisse, Folgen (Otto der Große, Magdeburg und Europa, Bd. 1, hg. von Matthias Puhle, Mainz 2001, S. 461-480).
Ders., Die Ottonen, München 2001.
Laudage, Johannes, Otto der Große (912-973). Eine Biographie, Regensburg 2001.
Schulze, Hans Knut, Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3 (Kohlhammer-Taschenbücher 463), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1998, S. 161-177.
Zu Byzanz
Alföldi, A., Die Ausgestaltung des monarchischen Zeremoniells am römischen Kaiserhof (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Römische Abteilung 49, 1934, S. 1-118).
Bolignesi Recchi Franceschini, Eugenia, Der byzantinische Kaiserpalast im 8. Jahrhundert (Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, Mainz 1999, S. 123-137).
Bury, J.B., The ceremonial book of Constantine Porphyrogennetos (EHR 22, 1907, S. 209-227, 417-439).
Cabrol, F. und Henri
Leclercq, Constantin Porphyrogénète et le livre des
cérémonies de la cour de Bycance (DACL 3, 1, Sp.
2695-2713).
Chrysos, Evangelos, Otto der Große aus byzantinischer Sicht (Otto der Große, Magdeburg und Europa, Bd. 1, hg. von Matthias Puhle, Mainz 2001, S. 481-488).
Ostrogorsky, G., Zum Reisebericht des Harun-ibn-Jahjah (Seminarium Kondakovianum 5, 1932, S. 251-257).
Ders. und E. Stein, Die Krönungsordnungen des Zeremonienbuches. Chronologische und verfassungsgeschichtliche Bemerkungen (Byzantion 7, 1932, S. 185-233).
Sickel, W., Das byzantinische Krönungsrecht bis zum 10. Jahrhundert (Byzantinische Zeitschrift 7, 1898, S. 511-557).
Tinnefeld, Franz, Rituelle und politische Aspekte des Herrschertodes im späten Byzanz (Der Tod des Mächtigen. Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von Lothar Kolmer, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, S.217-245).
Treitinger, Otto, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell. Vom oströmischen Staats- und Reichsgedanken, Darmstadt 1956, ³1969.
Zur Salierzeit
Schulze, Hans Knut, Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3 (Kohlhammer-Taschenbücher 463), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1998, S.177-183.
Zur Stauferzeit
Eichmann, Eduard, Das officium stratoris et strepae (HZ 142, 1930, S. 16-40).
Elze, Reinhard, Die Kaiserkrönung um 1200 (Adel und Kirche. FS für Gerd Tellenbach zum 60. Geburtstag, Wien 1968, S. 365-373).
Holtzmann, Robert, Der Kaiser als Marschall des Papstes. Eine Untersuchung zur Geschichte der Beziehungen zwischen Kaiser und Papst im Mittelalter (Schriften der Straßburger Wissenschaftlichen Gesellschaft in Heidelberg NF 8), Berlin-Leipzig 1928.
Ders., Zum Strator- und Marschalldienst. Zugleich eine Erwiderung (HZ 145, 1932, S. 301-350).
Laudage, Johannes, Alexander III. und Friedrich Barbarossa (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters 16), Köln-Weimar-Wien 1997.
Laudage, Johannes, Gewinner und Verlierer des Friedens von Venedig, demnächst in: FS für Odilo Engels zum 75. Geburtstag, hg. von Stefan Weinfurter.
Schulze, Hans Knut, Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3 (Kohlhammer-Taschenbücher 463), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1998, S. 183-228.
Zum 14. Jahrhundert
Bláhová, Marie, Die königlichen Beisetzungszeremonien im spätmittelalterlichen Böhmen (Der Tod des Mächtigen. Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von Lothar Kolmer, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, S. 89-111).
Delachenal, Roland,
Histoire de Charles V, 5 Bde., Paris 1909, 1909, 1926, 1928, 1931.
Schulze, Hans Knut, Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 3 (Kohlhammer-Taschenbücher 463), Stuttgart-Berlin-Köln-Mainz 1998, S. 228-255.
Thomas, Heinz, Ein zeitgenössisches Memorandum zum Staatsbesuch Kaiser Karls IV. in Paris (Zwischen Saar und Mosel. Festschrift für Hans-Walter Herrmann zum 65. Geburtstag, hg. von Haubrichs, Wolfgang, Laufer, Wolfgang und Reinhard Schneider = Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung 24, Saarbrücken 1995, S. 99-119).
Zum 15. Jahrhundert
Fuchs, Franz, Der Tod Kaiser Friedrichs III. und die Reichsstadt Nürnberg (Der Tod des Mächtigen. Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von Lothar Kolmer, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, S. 333-348).
Lipburger, Peter Michael, De prodigiis et ostentis que mortem Friderici imperatoris precesserunt. Zum Tod Kaiser Friedrichs III. (Der Tod des Mächtigen. Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von Lothar Kolmer, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, S. 125-135).
Meyer, Rudolf J., Überlegungen zum Begräbnis Kaiser Sigismunds in Wardein im Jahre 1437 (Der Tod des Mächtigen. Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von Lothar Kolmer, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, S. 321-331).
Schmid, Peter, Sterben - Tod - Leichenbegängnis Kaiser Maximilians I. (Der Tod des Mächtigen. Kult und Kultur des Todes spätmittelalterlicher Herrscher, hg. von Lothar Kolmer, Paderborn-München-Wien-Zürich 1997, S. 185-215).
Abkürzungen sind in der Regel dem 1. Bd. des Lexikon des Mittelalters entnommen.
Sitzung vom 5.11.2001
1) Die Konstantinische Schenkung
2) Die Kaiserkrönung Karls des Großen
Bitte lesen Sie die Quellen unter der Doppelfrage: Welche Rituale
tauchen auf ? Welche Rituale sind typisch für das Kaisertum ?
Constitutum
Constantini: zurück zur Übersicht
Die Konstantinische Schenkung
Constitutum Constantini, hg. von Horst Fuhrmann (MGH Fontes iuris germanici antiqui in usum scholarum separatim editi 10, ND Hannover 1984, S. 55-98).
Übersetzung: Marie-Luise Heckmann (Copyright Marie-Luise Heckmann).
Abb.n der Silvesterlegende: s. D‘Onofrio, Cesare, La Papessa Giovanna. Roma e Papato tra Storia e Leggenda, Rom 1979 (Seminarordner !).
Vgl. Horst Fuhrmann, Art. Constitutum Constantini (TRE 8, S. 196-202).
(1) Protokoll:
Invocatio; Intitulatio; Inscriptio; Arenga.
(2)-(10) Kontext: Promulgatio;
Narratio: Confessio (Glaubensbekenntnis des Kaisers;
Silvesterlegende).
(11)-(18) Kontext: Dispositio: Donatio (Schenkung).
(19) Kontext:
Sanctio; Poenformel.
(20) Kontext:
Corroboratio.
Eschatokoll:
Subscriptio; Datierung.
EXEMPLAR CONSTITUTI DOMNI CONSTANTINI IMPERATORIS
(1) - (10) So genannte ‚Confessio‘ (das heißt Glaubensbekenntnis des Konstantin und Silvesterlegende).
1 In nomine sanctae et individuae
trinitatis, patris scilicet et filii et spiritus sancti. Imperator
Caesar Flavius Constantinus in Christo Iesu, uno ex eadem sancta
trinitate salvatore domino deo nostro, fidelis, mansuetus, maximus,
beneficus, Alamannicus, Gothicus, Sarmaticus, Germanicus, Britannicus,
Hunnicus, pius, felix, victor ac triumphator, semper augustus,
sanctissimo ac beatissimo patri patrum Silvestrio, urbis Romae episcopo
et papae, atque omnibus eius successoribus, qui in sede beati Petri
usque in finem saeculi sessuri sunt, pontificibus nec non et omnibus
reverentissimis et deo amabilibus catholicis episcopis eidem
sacrosanctae Romanae ecclesiae per hanc nostram imperialem
constitutionem subiectis in universo orbe terrarum, nunc et in posteris
cunctis retro temporibus constitutis, gratia, pax, caritas, gaudium,
longanimitas, misericordia a deo patre omnipotente et Iesu Christo
filio eius et spiritu sancto cum omnibus vobis.
(1) „Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit, das heißt des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Der Kaiser Flavius Constantinus, der daran glaubt, daß Jesus Christus eine [Person] aus derselben heiligen Dreifaltigkeit, unser Retter, Herr und Gott ist, der friedfertig, der größte, wohltätig, ein frommer und glücklicher Sieger und Triumphator über die Alamannen, Goten, Sarmatiker, Germanen, Britannier und Hunnen sowie der ständige Mehrer [des Reiches] ist, an den sehr heiligen und seligen Vater der Väter, Silvester, Bischof der Stadt Rom und Papst, und an alle seine Nachfolger, die auf dem Stuhl des seligen Petrus bis ans Ende der Zeit sitzen werden, die [höchsten] Priester und an alle sehr ehrwürdigen und von Gott geliebten katholischen Bischöfe, die der hochheiligen römischen Kirche durch unsere kaiserliche Anordnung im ganzen Erdkreis unterstellt sind, für die dieses nun und für alle Zeiten bestimmt ist. Euch allen mögen Gnade, Friede, Liebe, Freude, Langmütigkeit [und] Erbarmen durch Gott, den allmächtigen Vater, und Jesus Christus, seinen Sohn, und den Heligen Geist zuteil werden."
2 Ea quae salvator et redemptor noster dominus deus Iesus Christus, altissimi patris filius, per suos sanctos apostolos Petrum et Paulum, interveniente patre nostro Silvestrio summo pontifice et universali papa, mirabiliter operari dignatus est, liquida enarratione per huius nostrae imperialis institutionis paginam ad agnitionem omnium populorum in universo orbe terrarum nostra studuit propagare mansuetissima serenitas. Primum quidem fidem nostram, quam a praelato beatissimo patre et oratore nostro Silvestrio universali pontifice edocti sumus, intima cordis confessione ad instruendas omnium vestrum mentes proferentes et ita demum misericordiam dei super nos diffusam annuntiantes.
(2) „Unsere überaus friedfertige Majestät hat sich bemüht, das, was unser Retter und Erlöser, der Herr und Gott, Jesus Christus, Sohn des höchsten Vaters, durch seine heiligen Apostel Petrus und Paulus auf Fürsprache unseres Vaters Silvester, des höchsten Priesters und allgemeinen Papstes, auf wunderbare Weise veranlasst hat, durch die deutliche Nacherzählung in dieser Urkunde unserer kaiserlichen Anordnung zur Erkenntnis aller Völker auf dem ganzen Erdkreis zu verbreiten. Zunächst verkündigen wir durch das innerste Bekenntnis des Herzens zur Belehrung aller Eurer Köpfe diesen unseren Glauben, den uns der zuvor erwähnte sehr selige Vater, unser Fürsprecher Silvester, allgemeiner Priester, gelehrt hat, und verkünden auf diese Weise, dass sich das Erbarmen Gottes über uns ausgebreitet hat."
3 Nosse enim vos volumus, sicut per anteriorem nostram sacram
pragmaticam iussionem significavimus, nos a culturis idolorum,
simulacris mutis et surdis manufactis, diabolicis compositionibus atque
ab omnibus Satanae pompis recessisse et ad integram Christianorum
fidem, quae est vera lux et vita perpetua, pervenisse credentes iuxta
id quod nos isdem almificus summus pater et doctor noster Silvester
instruxit pontifex, in deum patrem omnipotentem, factorem caeli et
terrae, visibilium omnium et invisibilium, et in Iesum Christum, filium
eius unicum, dominum deum nostrum, per quem creata sunt omnia, et in
spiritum sanctum, dominum et vivificatorem universae creaturae. Hos patrem et filium et spiritum sanctum confitemur, ita ut
in trinitate perfecta et plenitudo sit divinitatis et unitas
potestatis: pater deus, filius deus et spiritus sanctus deus, et tres
unum sunt in Iesu Christo. / Tres itaque formae, sed una potestas.
"3. Wir wollen Euch nämlich bekannt machen, dass wir uns, sowie wir durch unsere frühere heilige pragmatische Anordnung angezeigt haben, von den Anbetungen der Götter, den stummen Abbildern, den tauben handgefertigten Stücken, den teuflischen Zusammensetzungen und von allen Aufzügen des Satans losgsagt haben und zum vollständigen Glauben der Christen, der das wahre Licht und das immerwährende Leben ist, hinübergekommen sind, indem wir gemäß dem, was uns dieser segenspendende oberste Vater und unser gelehrter Pontifex Silvester gelehrt hat, glauben an Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der sichtbaren und der unsichtbaren Dinge, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn [und] Gott, durch den alles geschaffen worden ist, und an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender der gesamten Schöpfung. Wir bekennen diese, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, sodass in der vollkommenen Dreieinigkeit und Fülle die Göttlichkeit und die Einheit des Wesens sei: Gott, der Vater, Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist; und die drei sind einer in Jesus Christus: also drei Formen, aber ein Wesen."
4 Nam sapiens retro semper deus edidit ex se, per quod semper
erant gignenda saecula, verbum, et quando eodem solo suae sapientiae
verbo universam ex nihilo formavit creaturam, oum eo erat, cuncta suo
arcano componens mysterio. Igitur perfectis caelorum virtutibus et
universis terrae materiis, pio sapientiae suae nutu ad imaginem et
similitudinem suam primum de limo terrae fingens hominem, hunc in
paradiso posuit voluptatis; quem antiquus serpens et hostis invidens,
diabolus, per amarissimum ligni vetiti gustum exulem ab eisdem effecit
gaudiis, eoque expulso non desinit sua venenosa multis modis protelare
iacula, ut a via veritatis humanum abstrahens genus idolorum culturae,
videlicet creaturae et non creatori, deservire suadeat, quatenus per
hos eos, quos suis valuerit irretire insidiis, secum aeterno efficiat
concremandos supplicio. Sed deus noster, misertus plasmae suae,
dirigens sanctos suos prophetas, per quos lumen futurae vitae, adventum
videlicet filii sui domini dei et salvatoris nostri Iesu Christi,
annuntians, misit eundem unigenitum suum filium et sapientiae verbum. Qui descendens de caelis propter nostram salutem natus de
spiritu sancto et Maria virgine, verbum caro factum est et habitavit in
nobis. Non amisit, quod fuerat, sed coepit esse, quod non erat, deum
perfectum et hominem perfectum, ut deus mirabilia perficiens et ut homo
humanas passiones sustinens. Ita verum hominem et verum deum
praedicante nostro Silvestrio summo pontifice intellegimus, ut verum
deum verum hominem fuisse nullo modo ambigamus; electisque duodecim
apostolis, miraculis coram eis et innumerabilis populi multitudine
coruscavit. Confitemur eundem dominum Iesum Christum adimplesse legem
et prophetas, passum, crucifixum, secundum scripturas tertia die a
mortuis resurrexisse, assumptum in caelis atque sedentem ad dexteram
patris, inde venturum iudicare vivos et mortuos, cuius regni non erit
finis.
"4. Der weise Gott hat vor aller Zeit aus sich das Wort hervorgebracht, durch das immer schon die Jahrhunderte geworden sind, und er war schon, als er allein durch ein und dasselbe Wort seiner Weisheit die gesamte Schöpfung aus dem Nichts gestaltete, und hat das Übrige in seinem tiefsten Geheimnis entworfen. Also, nachdem die vollkommenen Tugenden der Himmel und die gesamten Materien der Erde vollendet worden waren, ist auf den Wink seiner Weisheit der Mensch als sein Bild und seine erste Ähnlichkeit aus dem Schlamm der Erde geschaffen und dem Genuss im Paradies ausgesetzt worden. Ihn hat die alte Schlange und der neidische Feind, der Teufel, durch den bitteren Vorgeschmack des unerlaubten Holzes verbannt, dass daraus [keine] Freuden werden, und er hat es nicht unterlassen, ihn herauszutreiben und mit sehr giftigen Wurfspießen auf vielerlei Weisen fortzujagen, indem er das Menschengeschlecht überredet hat, vom Weg der Wahrheit abzukommen und den Kulten der Götzenbilder, das heißt von etwas Geschaffenen und nicht des Schöpfers, zu dienen, damit er für diese durch jene, die er mit Erfolg aus seinen Hinterhalten mit dem Netz gefangen hat, mit sich die Verbrennung beim Jüngsten Gericht bewirkt. Aber unser Herr, der sich seiner Geschöpfe erbarmt hat, hat seine heiligen Propheten gesandt, durch welche das Licht des künftigen Lebens, das heißt die Ankunft seines Sohnes, des Herrn und Gottes und unseres Erlösers Jesu Christi, angekündigt wird, er hat seinen in ihm eingeborenen Sohn und das Wort der Weisheit geschickt. Er ist von den Himmeln zu unserem Heil aus dem Heiligen Geist und der Jungfrau Maria geboren worden, das Wort ist Fleisch geworden und hat in uns gewohnt. Er hat nicht verlassen, was schon war, sondern neu begonnen, was noch nicht war, einen vollkommenen Gott und vollkommenen Menschen [zu schaffen], damit Gott die Wunder vollendet und der Mensch die menschlichen Leiden ertrage. So war er wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich, wie unser höchster Brückenbauer predigte, damit wir nicht daran zweifelten, dass er wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich sei: Er hat die zwölf Apostel auserwählt, dass er durch ihre unzähligen Wunder bei der Volksmenge glänzen sollte. Wir bekennen, dass derselbe Herr Jesus Christus das Gesetz und die Prophezeiungen erfüllt hat, er hat gelitten, er wurde gekreuzigt, und er ist gemäß den Schriften am dritten Tag von den Toten wieder auferstanden, in den Himmel aufgefahren, er sitzt zur Rechten des Vaters, und er wird wiederkommen, um die Lebenden und die Toten zu richten, und seiner Herrschaft wird kein Ende sein."
5 Haec est enim fides nostra orthodoxa a beatissimo
patre nostro Silvestrio summo pontifice nobis prolata; exhortantes
idcirco omnem populum et diversas gentium nationes hanc fidem tenere,
colere ac praedicare et in sanctae trinitatis nomine baptismi gratiam
consequi et dominum Iesum Christum salvatorem nostrum, qui cum patre et
spiritu sancto per infinita vivit et regnat saecula, quem Silvester
beatissimus pater noster universalis praedicat pontifex, corde devoto
adorare.
"5. Dieses ist nämlich unser rechtsgläubiges Bekenntnis,
welches uns von unserem seligen Vater Silvester überlassen worden
ist; wir ermahnen daher das ganze Volk und die verschiedenen
Völkerschaften, diesen Glauben zu behalten, zu verbreiten und zu
verkünden und ihm im Namen der heiligen Dreifaltigkeit und der
Gnade der Taufe zu folgen und den Herrn Jesus Christus, unseren
Erlöser, der mit dem Vater und dem Sohn in alle Ewigkeiten lebt
und herrscht und den Silvester, unser seliger allgemeiner Vater als
Pontifex verkündet, mit demütigem Herzen anzubeten."
6 Ipse enim dominus deus noster,
misertus mihi peccatori, misit sanctos suos apostolos ad visitandum nos
et lumen sui splendoris infulsit nobis et abstracto a tenebris ad veram
lucem et agnitionem veritatis me pervenisse gratulamini. Nam dum valida
squaloris lepra totam mei corporis invasisset carnem, et multorum
medicorum convenientium cura adhiberetur, nec unius quidem promerui
saluti; ad haec advenerunt sacerdotes Capitolii, dicentes mihi debere
fontem fieri in Capitolio et compleri hunc innocentium infantum
sanguine et calente in eo loto me posse mundari. Et secundum eorum
dicta aggregatis plurimis innocentibus infantibus, dum vellent
sacrilegi paganorum sacerdotes eos mactari et ex eorum sanguine fontem
repleri, cernens serenitas nostra lacrimas matrum eorum, ilico exhorrui
facinus, misertusque eis proprios illis restitui praecepimus filios,
datisque vehiculis et donis concessis gaudentes ad propria relaxavimus.
"6. Der Herr, unser Gott, hat sich nämlich mir
Sünders erbarmt, er hat mit seine heiligen Apostel geschickt, um
uns zu besuchen, und er hat das Licht seines Glanzes über uns
ausgegossen, und wir können dankbar sein, dass er uns aus der
Dunkelheit hinweggenommen hat, um zum wahren Licht und zur Errkenntnis
der Wahrheit zu gelangen. Denn, während die Rauheit eines heftigen
Aussatzes in das gesamt Fleisch meines Körpers eingedrungen war
und die Sorge vieler entsprechender Ärzte aufgewandt wurde, konnte
mich keiner zur Gesundheit bringen; dazu kamen noch die Priester des
Kapitols und sagten mir, ich solle im Kapitol ein Bad nehmen und in
diesem Blut unschuldiger Kinder untertauchen und ich könnte in
diesem Bad lebendig und gereinigt werden. Und nachdem gemäß
ihren Worten zahlreiche unschuldige Kinder zusammengebracht
worden waren und als die Priester der Heiden den Frevel an ihnen
vollziehen und ein Bad mit ihrem Blut anfüllen wollten, da nahm
unser Ernst die Tränen ihrer Mütter wahr und ermbarmte sich
aus Entsetzen über diese Übeltat ihrer und befahl, ihnen ihre
eigenen Söhne zurückzugeben, und wir ließen sie frei,
nachdem wir sie mit Wagen und Gaben ausgestattet hatten, an denen sie
sich als Eigentum erfreuten."
7 Eadem igitur transacta die,
nocturna nobis facta silentia, dum somni tempus advenisset, adsunt
apostoli sanctus Petrus et Paulus dicentes mihi: ‚Quoniam flagitiis
posuisti terminum et effusionem sanguinis innocentis horruisti, missi
sumus a Christo domino deo nostro, dare tibi sanitatis recuperandae
consilium. Audi ergo monita nostra et fac quodcumque indicamus tibi.
Silvester episcopus civitatis Romae ad montem Seraptem persecutiones
tuas fugiens in cavernis petrarum cum suis clericis latebram fovet.
Hunc cum ad te adduxeris, ipse tibi piscinam pietatis ostendet, in qua
dum te tertio merserit, omnis te valitudo ista deseret leprae. Quod dum
factum fuerit, hanc vicissitudinem tuo salvatori compensa, ut omnes
iussu tuo per totum orbem ecclesiae restaurentur, te autem ipsum in hac
parte purifica, ut relicta omni superstitione idolorum deum vivum et
verum, qui solus est et verus, adores et excolas, ut ad eius voluntatem
adtingas.‘
"7. Und als sich so der Tag geneigt hatte, uns das
nächtliche Schweigen umpfing und die Zeit
des Traumes gekommen war, erschienen die Apostel, der heilige Petrus
und Paulus, und sagten mir: 'Weil du den Qualen ein Ende bereitet und
von dem Vergießen unschuldigen Blutesabgesehen hast, sind wir von
Christus, dem Herrn,unserem Gott, geschickt worden, um die einen Rat zu
geben, wie du die Gesundheit wieder erlangen wirst. Höredaher auf
unsere Ermahnungen und tue, was auch immer wieder dir anzeigen.
Silvester, der Bischof der Stadt, ist zum Berg Soracte vor deinen
Verfolgungen geflohen und hütet sich mit seinen Klerikern in den
Höhlen der Steine eine Laterne. Wenn du dich zu ihm begeben hast,
wirder dir das Bad der Liebe zeigen, in welchem dich die gesamte Kraft
des Aussatzes verlassen wird, wenn du es dreimal in ihm untertauchst.
Sobald es geschehen sein wird, hast du deinem Erlöser diesen
Wechsel aufgewogen, sodass alles Kirchliche auf deinen Befehl hin auf
der ganzen Welt erneuert wird. Du aber wirst an dieser Stelle
gereinigt, damit du befreit von jedem Aberglauben an falsche
Götter den lebenden und wahren Gott, der allein ist und der wahre
ist, anbetest und verehrst, sodass du dich seinem Willen beugst.'"
8 Exsurgens igitur a somno protinus
iuxta id, quod a sanctis apostolis admonitus sum, peregi, advocatoque
eodem praecipuo et almifico patre et illuminatore nostro Silvestrio
universali papa, omnia a sanctis apostolis mihi praecepta edixi verba,
percunctatique eum sumus, qui isti dii essent: Petrus et Paulus? Ille
vero non eos deos debere dici, sed apostolos salvatoris nostri domini
dei Iesu Christi. Et rursum interrogare coepimus eundem beatissimum
papam, utrum istorum apostolorum imaginem expressam haberet, ut ex
pictura disceremus hos esse, quos revelatio docuerat. Tunc isdem
venerabilis pater imagines eorundem apostolorum per diaconem suum
exhiberi praecepit. Quas dum aspicerem et eorum, quos in somno videram
figuratos, in ipsis imaginibus cognovissem vultus, ingenti clamore
coram omnibus satrapibus meis confessus sum eos esse, quos in somno
videram.
"8. Als ich daher aus dem Traum erwacht war, tat ich sogleich, wozu
ich von den heiligen Aposteln ermahnt worden war, und rief den
besonderen und segenspendenden Vater und unseren Erleuchter, Silvester,
den allgemeinen Vater, herbei und teilte ihm alle Befehle, die mir die
heiligen Apostel gegeben hatten, mit und erkundigte mich danach, wer
jene Götter seien: Petrus und Paulus? Jener aber sagte, dass ich
jene nicht Götter nennen dürfe, sondern Apostel des
Erlösers, unseres Herrn und Gotts, Jesu Christi. Und wiederum
begann ich diesen sehr seligen Vater zu fragen, ob er ein
ausdrückliches Bild dieser Apsotel besitze, damit ich von diesem
Bild dasjenige lernen könne, was es über die Offenbarung
lehre. Daraufhin befahl der ehrwürdige Vater seinem Dakon, die
Bilder jener Apostel zu zeigen. Als ich sie sah und an ihnen die
Miene derer, die ich im Traum als Gestalten gesehen hatte, erkannte,
habe ich mit lauter Stimme in Anwesenheit aller meiner Statthalter
bekannt, was ich ihm Traum gesehen hatte."
9 Ad haec beatissimus isdem Silvester
pater noster, urbis Romae episcopus, indixit nobis poenitentiae tempus
intro palatium nostrum Lateranense in uno cubiculo in cilicio, ut
omnia, quae a nobis impie [peracta atque iniuste] disposita fuerant,
vigiliis, ieiuniis atque lacrimis et orationibus apud dominum deum
nostrum Iesum Christum salvatorem impetraremus. Deinde per manus
impositionem clericorum usque ad ipsum praesulem veni, ibique
abrenuntians Satanae pompis et operibus eius vel universis idolis
manufactis, credere me in deum patrem omnipotentem, factorem caeli et
terrae, visibilium et invisibilium, et in Iesum Christum, filium eius
unicum, dominum nostrum, qui natus est de spiritu sancto et Maria
virgine, spontanea voluntate coram omni populo professus sum;
benedictoque fonte illic me trina mersione unda salutis purificavit.
Ibi enim, me posito in fontis gremio, manu de caelo me contingente
propriis vidi oculis; de qua mundus exsurgens, ab omni me leprae
squalore mundatum agnoscite. Levatoque me de venerabili fonte, indutus
vestibus candidis, septemformis sancti spiritus in me consignatione
adhibuit beati chrismatis unctionem et vexillum sanctae crucis in mea
fronte linivit dicens: ‚Signat te deus sigillo fidei suae in nomine
patris et filii et spiritus sancti in consignatione fidei.‘ Cunctus
clerus respondit: ‚Amen.‘ Adiecit praesul: ‚Pax tibi.‘
"9. Dazu hat uns dieser sehr selige Silvester, unser Vater, der
Bischof
der Stadt Rom, die Zeit der Buße[, die wir] in einem Gewand aus
Ziegenhaar in einem Schlafgemach in unserem Lateranpalast [verbringen
sollen], angezeigt, damit wir alles, was wir unfromm getan und
ingerecht angeordnet haben, durch Nachtwachen, Fasten sowie Tränen
und
Gebete zum Herrn,unserem Gott, Jesus Christus, dem Erlöser,
lösen
sollen. Danach bin ich durch die Handauferlegung der Kleriker zu diesem
Vorsteher geführt worden, habe mich dort vom Pomo des Satans
losgsesagt
und seinen Werken und all handgefertigten Götzenbildern, und
glaube an
Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und
der Erde,
der sichtbaren und der unsichtbaren Dinge, und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der geboren ist vom Heiligen
Geist aus der Jungfrau Maria, und ich habe dieses aus freiem Willen vor
allem Volk bekannt; und nachdem er mich dort dreimal in das Bad
getaucht hatte, hat er mich mit dem Strudel des Heils gereinigt. Ich
sah dort nämlich, als ich mich in den Schoß des Bades begab,
mit
eigenen Augen eine Hand vom Himmel kommen, diemich berührte; als
ich
von dort wieder auf die Welt auftauchte, erkanntet ihr, dass jede
Rauheit des Aussatzes von mir angewaschen war. nachdemich mich aus dem
wunderbaren Bad erhoben und in weiße Kleider gekleidet hatte, hat
er an
mir als Zeichen der sieben Gaben des Heiligen Geistes die Salbung des
seligen Öls vollzogen und das Heilszeichen des heiligen Kreuzes
vor
meinem Gesicht geschlagen und gesagt: 'Es bezeichne duch Gott durch das
Siegel seines Glaubens im Namen des Vaters und des Sohnes und des
Heiligen Geistes als Zeichen des Glaubens.' Und der übrige Klerus
hat
geantwortet: 'So sei es.' Und der Vorsteher hat hinzugefügt: 'Der
Friede sei mir dir.'"
10
Prima itaque die post perceptum sacri baptismatis mysterium et post
curationem corporis mei a leprae squalore agnovi, non esse alium deum
nisi patrem et filium et spiritum sanctum, quem beatissimus Silvester
papa praedicat, trinitatem in unitate, unitatem in trinitate. Nam omnes
dii gentium, quos usque hactenus colui, daemonia, opera hominum
manufacta comprobantur etenim, quantam potestatem isdem salvator noster
suo apostolo beato Petro contulerit in caelo ac terra, lucidissime
nobis isdem venerabilis pater edixit, dum fidelem eum in sua
interrogatione inveniens ait: ‚Tu es Petrus, et super hanc petram
aedificabo ecclesiam meam, et portae inferi non praevalebunt adversus
eam.‘ Advertite potentes et aurem cordis intendite, quid bonus magister
et dominus suo discipulo adiunxit inquiens: ‚Et tibi dabo claves regni
caelorum; quodcumque ligaveris super terram, erit ligatum et in caelis,
et quodcumque solveris super terram, erit solutum et in caelis.‘ Mirum
est hoc valde et gloriosum, in terra ligare et solvere et in caelo
ligatum et solutum esse.
"10. Also habe ich am ersten Tag nach dem Empfang
des hochheiligen Geheimnisses der Taufe und der Heilung meines
Körpers von der Rauheit des Aussatzes erkannt, dass es keinen
anderen Gott außer dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
gbt, den der sehr selige Vater Silvester verkündet, dreifaltig in
einem, Einheit in der Dreifaltigkeit. Denn alle Götter der
Völker, denen ich bis dahin angehangen hatte, die Dämonen,
die Werke der Menschen erwiesen sich uns nämlich als handgemacht,
so weit dieser, unser Erlöser, seinem Apostel, dem seligen Petrus,
Macht gegeben hat im Himmel und auf Erden. Das erklärte uns dieser
erwürdige Vater sehr einleuchtend , als er seinen Gläubigen
in einer Befragung dahin führte und sagte: ''Du bist Petrus, und
auf diesem Stein habe ich meine Kirche erbaut, und die Pforten der
Unterwelt werden sich vor ihr nicht auftun.' Kehrt um, Mächtige,
und öffnet eure Ohren: Was du auf Erden bindest, wird
(11)-(18) So genannte Donatio (also die Schenkung von
Rechten, Ehren und Land an den Papst)
11 Et dum haec praedicante beato Silvestrio agnoscerem et beneficiis ipsius beati Petri integre me sanitati comperi restitutum, utile iudicavimus una cum omnibus nostris satrapibus et universo senatu, optimatibus etiam et cuncto populo Romano, gloriae imperii nostri subiacenti, ut, sicut in terris vicarius filii dei esse videtur constitutus, etiam et pontifices, qui ipsius principis apostolorum gerunt vices, principatus potestatem amplius, quam terrena imperialis nostrae serenitatis mansuetudo habere videtur concessam, a nosis nostroque imperio ostineant; eligentes nosbis ipsum principem apostolorum vel eius vicarios firmos apud deum adesse patronos. Et sicut nostra est terrena imperialis potentia, eius sacrosanctam Romanam ecclesiam decrevimus veneranter honorare et amplius, quam nostrum imperium et terrenum thronum sedem sacratissimam beati Petri gloriose exaltari, tribuentes ei potestatem et gloriae dignitatem atque vigorem et honorificentiam imperialem.
(11) „Während der selige Silvester dieses predigte, bemerkte ich aber, dass ich durch die Wohltaten jenes seligen Petrus ganz geheilt worden war. Daher halte ich es zusammen mit allen unseren Satrapen und dem gesamten Senat, auch zusammen mit allen Optimaten und dem ganzen römischen Volk, das der Ehre unserer Befehlsgewalt unterstellt ist, für nützlich, dass, so wie er [Petrus] offenkundig auf Erden zum Stellvertreter von Gottes Sohn bestellt worden ist, auch die Priester, die die Stellvertretung jenes Apostelfürsten ausüben, von uns und unserer kaiserlichen Herrschaft überdies die Amtsgewalt des Prinzipats empfangen, die die irdische Friedfertigkeit unserer kaiserlichen Majestät zur Ausübung übertragen bekommen hat. Wir erwählen uns jenen Apostelfürsten und seine Stellvertreter als feste Schutzheilige bei Gott. So wie uns die irdische kaiserliche Macht zukommt, so haben wir befohlen, dass seine hochheilige römische Kirche voller Achtung geehrt und der hochheiliger Sitz des seligen Petrus höher erhoben werde als unsere Kaisermacht und der irdische Thron. Daher gestehen wir ihm [dem irdischen Thron] Amtsgewalt, Ruhmesrang, Kraft und kaiserliche Ehre zu."
12 Atque decernentes sancimus, ut principatum teneat tam super quattuor praecipuas sedes Antiochenam, Alexandrinam, Constantinopolitanam et Hierosolymitanam, quamque etiam super omnes in universo orbe terrarum dei ecclesias; et pontifex, qui pro tempore ipsius sacrosanctae Romanae ecclesiae extiterit, celsior et princeps cunctis sacerdotibus totius mundi existat et eius iudicio, quaeque ad cultum dei vel fidei Christianorum stabilitate procuranda fuerint, disponantur. Iustum quippe est, ut ibi lex sancta caput teneat principatus, ubi sanctarum legum institutor, salvator noster, beatum Petrum apostolatus obtinere praecepit cathedram, ubi et crucis patibulum sustinens beatae mortis sumpsit poculum suique magistri et domini imitator apparuit, et ibi gentes pro Christi nominis confessione colla flectant, ubi eorum doctor beatus Paulus apostolus pro Christo extenso collo martyrio coronatus est; illic usque in finem quaerant doctorem, ubi sanctum doctoris quiescit corpus, et ibi proni ac humiliati caelestis regis, dei salvatoris nostri Iesu Christi, famulentur officio, usi superbi terreni regis serviebant imperio.
(12) „Wir ordnen an: Er [der irdische Thron] soll den Prinzipat besitzen sowohl über die vorzüglichen Sitze [d.h. die Patriarchate] von Antiochia, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem als auch über die übrigen Kirchen im gesamten Erdkreis. Und wir legen fest: Der Priester, der für eine Zeit jener hochheiligen Kirche voransteht, sei erhabener und als Princeps allen Priestern der ganzen Welt vorangestellt. Und seinem Urteil seien alle Angelegenheiten unterworfen, die zur Verehrung Gottes oder zur Befestigung des christlichen Glaubens dienen. Es ist daher gerecht, dass das heilige Gesetz dort das Haupt des Prinzipats erhebe, wo der Einrichter der hochheiligen Gesetze, unser Retter, dem seligen Apostelfürsten Petrus befohlen hat, seinen Sitz zu errichten, wo er das Marterholz des Kreuzes umfing, den seligen Tod fand und als Nachahmer seines Meisters und Herrn den Leidenskelch trank. Die Völker sollen zum Bekenntnis von Christi Namen auch dort die Knie beugen, wo ihr Lehrer, der selige Apostel Paulus, für Christus den Hals hingehalten hat und mit dem Martyrium gekrönt worden ist. Sie sollen den Lehrer bis ans Ende der Zeit dort suchen, wo der heilige Körper des Lehrers ruht. Und dort soll der Dienst an dem geneigten und erniedrigten himmlischen König, an unserem Gott und Retter, Jesus Christus, stattfinden, wo [einst] die höchsten irdischen Könige der Kaisermacht dienten."
13 Interea nosse volumus omnem populum universarum gentium ac nationum per totum orbem terrarum, construxisse nos intro palatium nostrum Lateranense eidem salvatori nostro domino deo Iesu Christo ecclesiam a fundamentis cum baptisterio, et duodecim nos sciatis de eius fundamentis secundum numerum duodecim apostolorum cophinos terra onustatos propriis asportasse humeris; quam sacrosanctam ecclesiam caput et verticem omnium ecclesiarum in universo orbe terrarum dici, coli, venerari ac praedicari sancimus, sicut per alia nostra imperialia decreta. statuimus. Construximus itaque et ecclesias beatorum Petri et Pauli, principum apostolorum, quas auro et argento locupletavimus, ubi et sacratissima eorum corpora cum magno honore recondentes, thecas ipsorum ex electro, cui nulla fortitudo praevalet elementorum, construximus et crucem ex auro purissimo et gemmis pretiosis per singulas eorum thecas posuimus et clavis aureis confiximus, quibus pro concinnatione luminariorum possessionem praedia contulimus, et rebus diversis eas ditavimus, et per nostras imperialium iussionum sacras tam in oriente quam in occidente vel etiam septentrionali et meridiana plaga, videlicet in Iudeaea, Graecia, Asia, Thracia, Africa. et Italia vel diversis insulis nostram largitatem eis cincessimus, ea prorsus ratione, ut per manus beatissimi patris nostri Silvestri pontificis successorumque eius omnia disponantur.
(13) „Inzwischen soll die gesamte Weltbevölkerung wissen: Wir haben innerhalb unseres Lateranpalastes dem Retter, unserem Herrn und Gott, Jesus Christus, eine Kirche von den Fundamenten auf zusammen mit einer Taufkirche errichtet. Und seid Euch bewusst: Wir haben von diesen Fundamenten zwölf mit Erde beladene Körbe gemäß der Zwölferzahl der Apostel auf eigenen Schultern herbeigetragen. Wir legen fest: Diese hochheilige Kirche soll Haupt und Scheitel aller Kirchen im gesamten Erdenkreis heißen, als solche geehrt und verkündet werden, so wie wir es durch unsere anderen Erlasse festgelegt haben. Deshalb haben wir auch Kirchen der seligen Apostelfürsten Petrus und Paulus errichtet und mit Gold und Silber reichlich ausgestattet. Dort aber, wo ihre hochheiligen Körper mit großer Ehre verwahrt werden, haben wir Kapseln aus Bernstein, das alle Elemente an Kraft übertrifft, anfertigen lassen. Und wir haben ein Kreuz aus purem Gold und mit Edelsteinen geschmückt auf die einzelnen Kapseln gestellt und sie mit goldenen Schlüsseln verschlossen. Wir haben ihnen [den Kirchen der beiden Apostelfürsten] für die Entzündung der Kerzen [d.h. zum Unterhalt] Landstücke zum Besitz übertragen und verschiedene [bewegliche] Dinge geschenkt. Auch hat ihnen unsere Freigebigkeit durch unsere Opfer kaiserlicher Befehle sowohl im Osten als auch im Westen, im Norden wie im Süden, Gegenden in Judäa, Griechenland, Asien, Thrakien, Afrika und Italien und auf verschiedenen Inseln zugestanden, und zwar unter der Bedingung, dass die Hand unseres Vaters, des Priesters Silvester, und seiner Nachfolger sie alle ordne."
14 Gaudeat enim una nobiscum omnis populus et gentium nationes in universo orbe terrarum; exhortantes omnes, ut deo nostro et salvatori Iesu Christo immensas una nobiscum referatis grates, quoniam ipse deus in caelis desuper et in terra deorsum, qui nos per suos sanctos visitans apostolos sanctum baptismatis sacramentum percipere et corporis sanitatem dignos effecit. Pro quo concdimus ipsis sanctis apostolis, dominis meis, beatissimis Petro et Paulo et per eos etiam beato Silvestro patri nostro, summo pontifici et universali urbis Romae papae, et omnibus eius successoribus pontificibus, qui usque in finem mundi in sede beati Petri erunt sessuri, atque de praesenti contradimus palatium imperii nostri Lateranense, quod omnibus in toto orbe terrarum praefertur atque praecellet palatiis, deinde diademam videlicet coronam capitis nostri simulque frygium nec non et super humerale, videlicet lorum, qui imperiale circumdare assolet collum, verum etiam et clamidem purpuream atque tunicam coccinam et omnia imperia lia indumenta seu et dignitatem imperialium praesidentium equitum,conferentes etiam et imperialia sceptra simulque et cona atque signa,banda etiam et diversa ornamenta imperialia et omnem processionem imperialis culminis et gloriam potestatis nostrae.
(14) „Es soll sich nämlich das ganze Volk mit uns freuen. Und alle Völkerschaften auf dem gesamten Erdenkreis sollen Euch dazu anfeuern, dass Ihr zusammen mit uns unermessliche Dankesgaben an unseren Gott und Retter, Jesus Christus, zurückbringt. Jener Gott, im Himmel da oben und auf Erden hier unten, hat nämlich veranlasst, dass wir seine heiligen Apostel besuchten, das heilige Sakrament der Taufe empfingen und die Gesundheit des Körpers erlangten. Dafür haben wir jenen heiligen Aposteln, meinen Herren, den sehr seligen Petrus und Paulus, sowie durch diese auch dem seligen Silvester, unserem Vater, dem höchsten Priester und Papst der gesamten Stadt Rom, und allen ihm nachfolgenden Priestern, die bis zum Ende der Welt auf dem Stuhl des seligen Petrus sitzen werden, zugestanden und übergeben ihnen vom jetzigen Zeitpunkt an unseren kaiserlichen Lateranpalast. Dieser steht allen Palästen auf dem ganzen Erdenkreis voran und überragt sie. Außerdem übergeben wir: das Diadem, das heißt die Krone unseres Hauptes, zusammen mit der Paradehaube und dem Gürtel, das heißt mit dem Schulterkleid, das üblicherweise den kaiserlichen Hals umgibt; außerdem aber auch den Purpurmantel und die scharlachrote Tunika und alle kaiserlichen Ehrenzeichen; ferner die Würde, die kaiserlichen Reiter zu befehligen, und die kaiserlichen Szepter, Waffen und Zeichen; außerdem die Fahnen und verschiedene kaiserliche Ehrenzeichen, und [damit] den gesamten Aufzug kaiserlicher Macht und die Ehre unserer Amtsgewalt."
15 Viris enim reverentissimis, clericis diversis ordinibus eidem sacrosanctae Romanae ecclesiae servientibus illud culmen, singularitatem, potentiam et praecellentiam habere sancimus, cuius amplissimus noster senatus videtur gloria adornari, id est patricios atque consules effici, nec non et ceteris dignitatibus imperialibus eos promulgantes decorari; et sicut imperialis militia, ita et clerum sacrosanctae Romanae ecclesiae ornari decernimus; et quemadmodum imperialis potentia officiis diversis, cubiculariorum nempe et ostiariorum atque omnium excubiorum ornatu decoratur, ita et sa.nctam Romanam ecclesiam decorari volumus; et ut a.mplissime pontificalis decus praefulgeat, decernimus et hoc, ut clerici eiusdem sanctae Romanae ecclesiae mappulis ex linteaminibus, id est candidissimo colore, eorum decorari equos et ita equitari, et sicut noster senatus calciamenta uti cum udonibus, id est candido linteamine illustrari: ut sicut caelestia ita et terrena ad laudern dei decorentur; prae omnibus autem licentiam tribuentes ipso sanctissimo patri nostro Silvestrio, urbis Romae episcopo et papae, et omnibus, qui post eum in successum et perpetuis temporibus advenerint, beatissimis pontificibus, pro honore et gloria Christi dei nostri in eadem magna dei catholica et apostolica ecclesia ex nostra synclitu, quem placatus proprio Consilio clericare voluerit et in numero religiosorum clericorum connumerare, nullum ex omnibus praesumentem superbe agere.
(15) „Wir schärfen nämlich ein: Die sehr ehrwürdigen Männer, die der hochheiligen römischen Kirche als Kleriker auf verschiedenen Ebenen dienen, sollen dieselbe Macht, Einzigartigkeit, Kraft und dieselben Auszeichnungen erhalten, derer sich unser sehr bedeutender Senat offenkundig in Ehre erfreut: das heißt Patrizier und Konsuln zu werden sowie sich mit den übrigen kaiserlichen Würden, die auf diese ausgebreitet werden, zu schmücken. Und so soll der Klerus der hochheiligen römischen Kirche genauso ausgezeichnet sein wie die kaiserliche Miliz. Und wir wollen die heilige römische Kirche genauso auszeichnen, wie die kaiserliche Macht durch verschiedene Ämter, das heißt durch den Schmuck der Kämmerer, Türsteher und Wächter, geziert wird. Wie es der überaus bedeutenden priesterlichen Zierde gebührt, beschließen wir folgendes: Die Kleriker ihrer heiligen römischen Kirche dürfen ihre Pferde mit Maultüchern aus Leinenstoffen, das heißt in schneeweißer Farbe, schmücken und auf ihnen reiten. Und so, wie unser Senat Filzpantoffeln benutzt, so wird durch das schneeweiße Leinen offenbar: dass sich auf diese Weise die Himmlischen wie die Irdischen zum Lobe Gottes schmücken. Vor allem anderen aber geben wir jenem sehr heiligen Bischof der Stadt Rom und Papst, unserem Vater Silvester, und allen sehr seligen Priestern, die ohne zeitliche Unterbrechung seine Nachfolge antreten, die Erlaubnis: [Sie dürfen] zur Ehre und zum Ruhme Christi, unseres Gottes, in der einen, der großen, der katholischen und der apostolischen Kirche Gottes auf Grund unserer Mitherrlichkeit jeden, den sie zur Versöhnung aus eigenem Ratschluss zum Kleriker erheben und zur Zahl der verehrenswürdigen Kleriker zählen wollen, ohne irgendeinen höheren Einwand annehmen."
16 Decrevimus itaque et hoc, ut isdem venerabilis pater noster Silvester, summus pontifex, vel omnes eius successores pontifices diademam videlicet coronam, quam ex capite nostro illi concessimus, ex auro purissimo et gemmis pretiosis uti debeant et eorum capite ad laudem dei pro honore beati Petri gestare; ipse vero sanctissimus papa super coronam clericatus, quam gerit ad gloriam beati Petri, omnino ipsam ex auro non est passus uti coronam, frygium vero candido nitore splendidam resurrectionem dominicam designans eius sacratissimo vertici manibus nostris posuimus, et tenentes frenum equi ipsius pro reverentia beati Petri stratoris officium illi exhibuimus; statuentes eundem frygium omnes eius successores pontifices singulariter uti in processionibus / ad imitationem imperii nostri.
(16) „Und so haben wir auch dieses beschlossen: Unser sehr ehrwürdige Vater Silvester, der höchste Priester, und alle Priester, die ihm nachfolgen, sollen das Diadem, das heißt die Krone, die wir ihnen von unserem Haupt zugestanden haben, [eine Krone] aus reinstem Gold und mit Edelsteinen geschmückt, tragen und zum Lobe Gottes [sowie] zur Ehre des seligen Petrus [öffentlich] zeigen. Der hochheilige Papst soll aber über der Krone des Klerikats, das er zur Ehre des seligen Petrus ausübt, eine Paradehaube mit weißem Schimmer tragen. Er soll das tun, obwohl dieser [also Petrus] nicht dafür gelitten hat, damit eine Krone aus Gold getragen werde. Vielmehr zeigt sie [die Krone] die strahlende herrliche Auferstehung an. Wir haben sie eigenhändig auf den hochheiligen Scheitel gesetzt. Wir haben die Züges seines [also des päpstlichen] Pferdes gehalten und diesem [dem Papst] aus Ehrfurcht vor dem seligen Petrus den Stratordienst erwiesen. Wir bestimmen: Die so beschaffene Paradehaube darf zur Nachahmung unserer kaiserlichen Herrschaftsgewalt von allen Priestern, die ihm nachfolgen, bei Prozessionen getragen werden."
17 Unde ut non pontificalis apex vilescat, sed magis amplius quam terreni imperii dignitas et gloriae potentia decoretur, ecce tam palatium nostrum, ut praelatum est, quamque Romae urbis et omnes Italiae seu occidentalium regionum provincias, loca et civitates saepefato beatissimo pontifici, patri nostro Silvestrio, universali papae, contradentes atque relinquentes eius vel successorum ipsius pontificum potestati et ditioni firma imperiali censura per hanc nostram divalem sacram et pragmaticum constitutum decernimus disponenda atque iuri sanctae Romanae ecclesiae concedimus permanenda.
(17) „Daher haben wir die Entscheidung gefällt: Damit die priesterliche Krone nicht wertlos werde, sondern vielmehr an Würde und Macht des Ruhmes die irdische Kaisermacht überragt, übergeben wir, wie beschrieben wurde, sowohl unseren Palast als auch die Provinzen, Orte und Städte der Stadt Rom, Italiens bzw. aller westlichen Gegenden an den oft genannten, sehr seligen Priester, unseren Vater Silvester, den allgemeinen Papst. Wir überlassen es aber durch unsere heilige, göttliche und pragmatische Anordnung der Amtsgewalt und dem Machtbereich der Priester, die ihm [Silvester] nachfolgen, dass [beides] nach strenger kaiserlicher Überprüfung geordnet und dem Recht der heiligen römische Kirche unterstellt werde. Dieses haben wir ihnen zugestanden."
18 Unde congruum prospeximus, nostrum imperium et regni potestatem orientalibus transferri ac transmutari regionibus et in Byzantiae provincia in optimo loco nomini nostro civitatem aedificari et nostrum illic constitui imperium; quoniam, ubi principatus sacerdotum et christianae religionis caput ab imperatore constitutum est, iustum non est, ut illio imperator terrenus habeat potestatem.
(18) „Aus diesem Grunde habe wir es für richtig gehalten, unsere Kaisermacht und die Amtsgewalt des Königreiches in den Osten zu übertragen und in diese Gegenden überzuwechseln, um in der Provinz von Byzanz am besten Ort in unserem Namen eine Stadt zu errichten und dort unsere Kaisermacht zu begründen. Denn es ist nicht gerecht, dass der irdische Kaiser dort Amtsgewalt ausübe, wo der Fürst der Priester und das Haupt der christlichen Religion vom himmlischen Kaiser eingesetzt worden ist."
19 Haec vero omnia, quae per hanc nostram imperialem
sacram et per alia divalia decreta statuimus atque confirmavimus, usque
in finem mundi illibata et inconcussa permanenda decernimus; unde coram
deo vivo, qui nos regnare praecepit, et coram terribili eius iudicio
obtestamus per hoc nostrum imperialem constitutum omnes nostros
successores imperatores vel cunctos optimates, satrapes etiam,
amplissimum senatum et universum populum in toto orbe terrarum nunc et
in posterum cunctis retro temporibus imperio nostro subiacenti, nulli
eorum quoquo modo licere, haec, quae a nobis imperiali sanctione
sacrosanctae Romanae ecclesiae vel eius omnibus pontificibus concessa
sunt, refragare aut confringere vel in quoquam convelli. Si quis autem, quod non credimus, in hoc temerator aut
contemptor extiterit, aeternis condemnationibus subiaceat innodatus, et
sanctos dei principes apostolorum Petrum et Paulum sibi in praesenti et
futura vita sentiat contrarios, atque in inferno inferiori concrematus,
cum diabolo et omnibus deficiat impiis.
(19) Sanctio mit Poenformel.
20 Huius vero imperialis decreti
nostri paginam propriis manibus roborantes super venerandum corpus
beati Petri, principis apostolorum posuimus, ibique eidem dei apostolo
spondentes, nos cuncta inviolabiliter conservare et nostris
successoribus imperatoribus conservanda in mandatis relinqui,
beatissimo patri nostro Silvestrio summo pontifici et universali papae
eiusque per eum cunctis successoribus pontificibus, domino deo et
salvatore nostro Iesu Christo annuente, tradidimus perenniter atque
feliciter possidenda.
Et subscriptio imperialis: Divinitas vos
conservet per multos annos, sanctissimi ac beatissimi patres.
Datum Roma sub die tertio Kalendarum Aprilium, domno nostro Flavio Constantino augusto quater et Gallicano viris clarissimis consulibus.
(20) Eschatokoll.
Kaiserkrönung Karls des
Großen
Vorgeschichte der Kaiserkrönung (796-800)
1) Brief Karls des Großen an Papst Leo III. (796; MGH Epp. 4, 2, S. 136-138, Nr. 93, bes. S. 137 f.)
Nostrum est: secundum auxilium divinae pietatis sanctam undique
Christi ecclesiam ab incursu paganorum et ab infidelium devastatione
armis defendere foris, et intus catholicae fidei agnitione munire. Vestrum est, sanctissime pater: elevatis ad Deum cum Moyse
manibus nostram adiuvare militiam, quatenus vobis intercedentibus Deo
ductore et datore populus christianus super inimicos sui sancti nominis
ubique semper habeat victoriam, et nomen domini nostri Iesu Christi
toto clarificetur in orbe.
„Unsere Pflicht ist es, gemäß der göttlichen Hilfe
die heilige Kirche Christi überall nach außen gegen den
Einfall von Heiden und die Zerstörung durch Ungläubige zu
schützen und nach innen durch Anerkennung des katholischen
Glaubens zu festigen. Eure Aufgabe, heiligster Vater, besteht darin,
zusammen mit Mose die Hände zu Gott zu erheben und somit unserem
Kampf zu helfen, damit auf eure Bitten hin das christliche Volk unter
der Führung Gottes über die Feinde seines heiligen Namens
überall den Sieg erringt und der Namen unseres Herrn Jesu Christi
im ganzen Erdkreis erstrahlt."
2) „Reichsannalen" (Zusatz zu 799) (Die
Reichsannalen, hg. von Friedrich Kurze, übers. von Reinhold Rau
(FSGA 5, Darmstadt 1974, S. 1-155, bes. S. 70 f.):
Romae Leo papa, cum letaniam processurus de Lateranis ad
ecclesiam beati Laurentii, quae ad Craticulam vocatur, equo sedens
pergeret, in insidias a Romanis dispositas iuxta eandem basilicam
incidit. Ubi equo deiectus et erutis oculis, ut
aliquibus visum est, lingua quoque amputata, nudus ac semivivus in
platea relictus est. Deinde iussu eorum, qui huius facti auctores
fuere, in monasterium sancti Herasmi martyris velut ad curandum missus
Albini cuiusdam cubicularii sui cura noctu per murum dimissis a
Winigiso duce Spolitino, qui audito huiusmodi facinore Romam festinus
advernerat, susceptus ac Spoletium deductus est.
„Als Papst Leo zu Rom vom Lateran nach der Kirche des heiligen
Laurentius, die ‚zum Rost' heißt, zur Litanei ritt, fiel er bei
dieser Kirche in einen ihm von den Römern gelegten Hinterhalt. Man
zog ihn vom Pferd, stach ihm - wie etliche gesehen haben wollen - die
Augen aus, schnitt ihm auch die Zunge ab und ließ ihn nackt und
halbtot auf der Straße liegen. Später brachte man ihn auf
Befehl des Anstifters dieser Tat in das Kloster des heiligen
Märtyrers Herasmus, um da geheilt zu werden. Es gelang jedoch
seinem Kämmerer Albinus, ihn bei Nacht die Mauer herabzulassen, wo
er sodann von dem Herzog Winigis von Spoleto, der auf die Nachricht von
solchem Frevel schleunigst nach Rom geeilt war, in Empfang genommen und
nach Spoleto geführt wurde."
3) Das „Paderborner Epos" beschreibt den Vorgang ähnlich wie die
„Reichsannalen" aus fränkischem Blickwinkel. Der Erzähler war
aber wohl kein Kleriker, sondern Laie. Vielleicht handelt es sich um
ein Mitglied des Hofkreises um Karl den Großen. Der
wahrscheinlich kurz vor 800 entstandene Prosatext blieb leider nur
fragmentarisch erhalten. Der Schilderung des Papstempfangs durch Karl
den Großen geht zunächst ein Lobpreis auf den König
voraus. Karl erscheint dabei als „Haupt der Welt", „erhabener
Leuchtturm", „Gipfel" und „Vater Europas". Der König überrage
nicht nur jeden an Gerechtigkeit und Güte, sondern auch an
Weisheit und Bildung. Danach wird detailliert vom Bau Aachens als
„zweitem Rom" berichtet. Ein Jagdzug der königlichen Familie
kulminiert in der Erlegung eines Ebers durch den König.
Danach fügt der unbekannte Verfasser hinzu: „Da hat der
König eine traurige Vision, ein fluchwürdiges Gesicht im
Traum. Der römische Papst, Leo, dünkt ihn, stehe vor ihm und
vergieße bittere Tränen, blutbesudelt das Auge,
blutverschmiert das Gesicht, die Zunge verstümmelt, der Leib von
furchtbaren Wunden bedeckt. Eiskalt überläuft es den
Herrscher, und Sorge bedrückt ihn. Drei schnelle Boten
läßt er aufbrechen nach der Stadt Rom, zu erkunden, ob der
mächtige Hirte der Herde sich wohl befinde." Dort erweist sich die
Wahrheit von Karls Traum. Die Boten begegnen dem Papst, der sich
bereits auf dem Wege der Besserung befindet, in Spoleto und geleiten
ihn über die Alpen.
3) Karolus Magnus et Leo papa. Ein
Paderborner Epos vom Jahre 799. Mit Beiträgen von Helmut Beumann,
Franz Brunhölzl und Wilhelm Winkelmann, hg. [und übersetzt]
von Joseph Brockmann (Studien und Quellen zur Westfälischen
Geschichte 8), Paderborn 1966, S. 88/89-94/95, Z. 426-539.
Est locus insignis, quo Patra et Lippa fluentant; Altus et in nudo campo iacet, undique largo / Vestitus spatio; celso de colle videri Namque potest legio omnis et hinc exercitus omnis Castra ducum et comitum, radiantiaque arma virorum. Huc Karolus, multis stipatus milibus, heros Advenit, et tandem iuvat hic succedere tectis. Missus apostolici regalem tendit ad aulam Interea, et summum manifestat quippe venire Pontificem, expulsum Romana a sede Leonem Civibus a propriis, et tot tolerasse recensat Verbera, commemorans extinctum lumine vultum: Narrat et abscisam liquido de gutture linguam; Nunc, medicante deo, sanatum et ab omnibus istis Esse malis. Animis stupet ipse exercitus omnis Auditu, et Karolus, recolendo somnia retro, Praeteriti indicio agnoscens vestigia visus Hoc fore non dubitat, quod tristes fundere fletus Pontificem in somnis iam dudum vidit eundem. Hinc iubet extimplo Pippinum occurrere magno Pastori, pacem et placidam portare salutem. Obvius ire parat genitoris iussa facessans Pippinus; centum laetus cum milibus ibit. Ipse sedet solio Karolus rex iustus in alto, Dans leges patriis, et regni foedera firmat. Utque vidit patulo adversum se tendere campo Pastor apostolicus centum cum milibus altum Pippinum, geminas extendit ad aethera palmas, Pro populoque preces effundens pectore largas. Ante sacerdotem ter summum exercitus omnis Sternitur, et supplex vulgus ter fusus adorat. Mox Leo papa solo Pippinum more benigno / Excipit et sacris circumdans colla lacertis, Heret in amplexuque diu placida oscula libans. It comes et supra se confert vertice toto Pippinusi varias miscent sermone loquellas Inque vicem diversa levant problepsmata verbo. Rex pius interea solium conscendit et omnem Alloquitur populum Karolus, venerabilis heros: ,Ergo agite, o proceres; inquit, 'quibus induite arma Ire estis soliti ad bellum Martemque saeverum Temptare et crudo vosmet confidere pugno: Pontifici celere cursu occurremus opimo!' Vix haec dixit heros, fremit undique turba tumultu, Tela manu glomerat mox, loricasque trilices, Et latos clipeos, galeasque et spicula; peltae Aerate resonant; acies hinc inde videntur Ire aequitum; sparso nigrescunt pulvere nubes, Et tuba lugubri medio strepit aggere voce. Classica signa sonant; campi densentur aperti Agmine, cristatus fulgetque exercitus omnis. Tela micant pariter; vexilla levata coruscant, Armati incedunt iuvenes et freta iuventus Gaudet equis; siccus fervescit in ossibus ardor Audendi. At Karolus medio micat agmine laetus: Aurea crista tegit frontem, et conspectus in armis Fulget; equo ingenti portatur ductor opimus. Ante sacerdotum porro castra agmina ternis Stant divisa storis in longis vestibus almae / Sacra crucis vexilla levant, et praesulis omnis Adventum expectat clerusque et candida plebes. Iam pater in campo Karolus vidit agmina aperto; Pippinum et summum pastorem tendere contra Constat: et inque modum populum expectare coronae Praecepit atque aciem hic dividit orbis ad instar. Ipse autem medio consistit in orbe beatus Praesulis adventum expectans, et vertice Altior est sotiis, populum supereminet omnem. Iam Leo papa subit que externo se agmine miscet. Quam varias habitu, linguis, tam vestis et armis Miratur gentes diversis partibus orbis. Extimplo properans Karolus veneranter adorat, Pontificem amplectens magnum, et placida oscula libat. Inque vicem dextras iungunt, pariterque feruntur Gressibus, et multo miscentes verba favore. Ante sacerdotem ter summum exercitus omnis Sternitur, et supplex vulgus ter fusus adorat, Pro populoque preces ter fundit pectore praesul. Rex, pater Europe, et summus Leo pastor in orbe Congressi, inque vicem vario sermone fruuntur. Exquirit Karolus casus auditque laborum Diversos; sceleris populi impia facta stupescit. Miratur geminas iam dudum luce fenestras Extinctas et nunc reparatum lumine vultum, Truncatamque loqui miratur forcipe linguam. Alter in alterius configunt lumina vultus Et parili sedes tendunt ad culmina gressu. / Ante sacerdotes sacri stant hostia templi Alternis vicibus modulantes carmina laudum, Atque creatori grates laudesque frequentant, Qui nova pontifis reddebat lumina summo Et desperatam condebat in ore loquellam. Exoritur clamor, vox ardua pulsat Olympum: Intrat apostolicus, Karolo ducente beato, Templa creatoris, solito sollemnia more Concelebrare pio missarum sacra favore. Ex hinc officiis divinis rite peractis, Invitat Karolus celsa intra tecta Leonem. Clara intus pictis conlucet vestibus aula; Auro, ostro ornantur hinc inde sedilia multo; Ad mensas resident laeti, variisque fruuntur Deliciis; medio celebrant convivia tecto; Aurea namque tument per mensas vasa Falerno. Rex Karolus simul et summus Leo presul in orbe Vescitur, atque bibunt pateris spumantia Vina. Post laetas epulas et dulca pocula Bacchi Multa pius magno Karolus dat dona Leoni. Hinc laetus repetens aule secreta revisat Rex, et apostolicus repetit quoque castra suorum. Cum tali a Karolo Leo fit susceptus honore, Romanos fugiens propriisque repulsus ab oris |
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Ein Vergleich mit dem Zeremoniell, das bei den Begegnungen von
Päpsten und Königen oder Kaisern von 754 (in Ponthion), 804
und 816 (jeweils in Reims) zugrundelegt worden ist, führt zu
folgenden Beobachtungen: In allen Fällen folgt auf zwei
Empfangsgesandtschaften, die dem Papst entgegenziehen (adventus),
das Auftreten des Königs oder Kaisers (occursio), die
gegenseitige Begrüßung mit Umarmung und Kuss, das
päpstliche Gloria und das Gebet für das Volk. Außerdem
werden in mehreren Fällen gemeinsame Messfeiern, festliche Gelage,
der Austausch von Geschenken und das Aufsuchen getrennter Ruhelager
erwähnt (deductio). Sinn des als Gastempfangs ausgelegten
Rituals von 799 war die Anerkennung der Legitimität der Papstes
durch den fränkischen König. Der Empfang des Papstes in
Paderborn sollte gleichsam die Aberkennung der Papstwürde wieder
aufheben, die durch das Attentat bei der großen Bittprozession am
Morgen des 25. April 799 vonstatten gegangen war.
4) „Laudes regiae" im so genannten Psalter
Karls des Großen (Paris, BNF, man.lat. 13159, fol. 163; nach:
Luchterhandt, Manfred, Famulis Petri.Karl der Große in den
römischen Mosaikbildern Leos III. (Kunst und Kultur der
Karolingerzeit, Bd. 3, Mainz 1999, S. 55-70), bes. S. 57:
Exaudi Christe / Leoni summo pontifici et
universali papae vita ! // Salvator mundi / tu illum adiuva ! // S.
Petre /tu illum adiuva ! // S. Paule / tu
illum adiuva // (...) Exaudi Christe / Carolo excellentissimo et a Deo
coronato atque magno et pacifico regi Francorum et Langobardorum ac
patricio Romanorum vita et victoria ! // Redemptor mundi /tu illum
adiuva ! // S. Maria / tu illum adiuva ! // S. Michael / tu illum
adiuva ! //
„Christus, erhöre uns ! / Leo, dem höchsten Pontifex und
allgemeinen Papst [sei das] Leben [geschenkt] ! // Heiland der Welt ! /
Du mögest ihm helfen ! // Heiliger Petrus ! / Du mögest ihm
helfen ! // Heiliger Paulus ! / Du mögest ihm helfen ! // (...)
Christus, erhöre uns ! / Karl, dem erhabendsten und von Gott
gekrönten und großen und friedfertigen König der
Franken und Langobarden und Patricius der Römer [seien] Leben und
Sieg geschenkt ! // Erlöser der Welt ! / / Du mögest ihm
helfen ! // Heilige Maria ! / Du mögest ihm helfen ! // Heiliger
Michael !/ Du mögest ihm helfen ! //"
5) Der Reinigungseid des Papstes Leo III.
(800 XII 24, Rom) (MGH Epp. 5, S. 63, Nr. 6; Übersetzung:
Geschichte in Quellen, Bd. 2, bearb. von Wolfgang Lautemann,
München 1975, S. 70, Nr. 72):
„Geliebteste Brüder, man hat vielerorts davon gehört, wie
sich schlechte Menschen gegen mich erhoben haben, mir schwere
Verbrechen vorwarfen und mich zu vernichten suchten. Um sich über
diese Angelegenheit zu unterrichten, ist der huldreichste und
erlauchteste Herr und König Karl mit seinen Priestern und
Großen nach Rom gekommen. Darum reinige ich, Leo, Bischof der
heiligen römischen Kirche, von niemand abgeurteilt oder gezwungen,
sondern völlig freiwillig, mich vor eurem Angesichte und
schwöre vor Gott, der mein Gewissen kennt, seinen Engeln und dem
heiligen Apostelfürsten Petrus, in dessen Basilika wir unseren
Sitz haben, dass ich die verbrecherischen Dinge, die mir jene
vorwerfen, weder selbst vollbrachte noch durch andere vollbringen
ließ. Mein Zeuge ist Gott, vor dessen Gericht wir erscheinen
werden und vor dessen Antlitz wir stehen. Ich tue dies zur Behebung des
Verdachtes durchaus freiwillig und nicht, weil sich etwa in den
kirchlichen Satzungen eine solche Vorschrift findet; ich will auch
damit in der heiligen Kirche für meine Nachfolger, Mitbrüder
und Mitbischöfe keinen Präzedenzfall schaffen." [Johannes
Bühler ]
Anfang
1) „Reichsannalen" (Zusatz zu 801) (Die Reichsannalen, hg. von Friedrich Kurze, übers. von Reinhold Rau = FSGA 5, Darmstadt 1974, S. 1-155, bes. S. 74 f.):
Et inmutatus est annorum numerus in DCCCI. Ipsa die sacratissima
natalis Domini, cum rex ad missam ante confessionem beati Petri
apostoli ab oratione surgeret, Leo papa coronam capiti eius imposuit,
et a cuncto Romanorum populo adclamatum est: ‚carolo augusto, a Deo
coronato magno et pacifico imperatori Romanorum, vita et victoria! Et
post laudes ab apostolico more antiquorum principum adoratus est atque
ablato patricii nomine imperator et augustus est appellatus. Post
paucos autem dies iussit eos, qui pontificem anno superiore
deposuerunt, exhiberi; et habita de eis questione secundum legem
Romanam ut maiestatis rei capitis damnati sunt. Pro quibus tamen papa
pio affectu apud imperatorem intercessit; nam et vita et membrorum
integritas eis concessa est, ceterum pro facinoris magnitudine exilio
deportati sunt. Huius factionis fuere principes
Paschalis nomenclator (!) et Campulus sacellarius et multi alii Ramanae
urbis habitatores nobiles, qui simul omnes eadem sententia dampnati
sunt.
„Und die Jahreszahl änderte sich in 801. Als sich der König bei der Messe am heiligen Weihnachtstag gerade vom Gebet vor dem Grab des seligen Apostels Petrus erhob, setzte ihm Papst Leo eine Krone aufs Haupt, und das ganze Römervolk rief dazu: ‚Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten, großen und Frieden bringenden Kaiser der Römer, mögen Leben und Sieg zuteil werden!' Und nach den lobenden Zurufen wurde er vom Papst nach der Sitte der alten Kaiser durch einen Kniefall geehrt und fortan, unter Weglassung des Patricius-Titels, Kaiser und Augustus genannt. Wenige Tage später wurden auf seinen Befehl diejenigen, die den Papst im vorherigen Jahr abgesetzt hatten, vor Gericht geführt und nach einer gegen sie angestellten Untersuchung nach römischem Recht als Majestätsverbrecher zum Tod verurteilt. Der Papst legte jedoch milden Sinnes Fürbitte für sie ein bei dem Kaiser, und so wurden ihnen das Leben und Sicherheit des Leibes gewährt; um der Größe ihres Vergehens willen aber wurden sie in die Verbannung geschickt. Hauptsächlich beteiligt waren an diesem Treiben der Nomenculatur Paschalis und der Schatzmeister Campulus nebst vielen anderen vornehmen Bewohnern der Stadt Rom, üer die alle der gleiche Urteilsspruch erging."
2) „Lorscher Annalen" (zu 801)
Annales Laureshamenses a. 801, hg. von Georg Heinrich Pertz = MGH SS 1, Stuttgart 1826 (ND Stuttgart 1976), S. 38
Ideo iustum eis esse videbatur, ut ipse cum Dei adiutorio et universo christiano populo petente ipsum nomen aberet. Quorum petitionem ipse rex Karolus denegare noluit, sed cum omni humilitate subiectus Deo et petitione sacerdotum et universi christiani populi in ipsa nativitate domini nostri Jesu Christi ipsum nomen imperatoris cum consecratione domni Leonis papae suscepit.
„Es schien ihnen aber gerecht zu sein, dass er mit der Unterstützung Gottes und auf Bitte des gesamten christlichen Volkes den Namen [eines Kaisers] erhalte. Ihrer [des Volkes] Bitte verweigerte sich Karl nicht, sondern unterwarf sich Gott und der Bitte der Priester und des gesamten christlichen Volkes: Er empfing zur [Feier der] Geburt unseres Herrn Jesus Christus den Kaisernamen zusammen mit der Salbung des Herrn Leo, des Papstes."
Annales Maximiniani a. 801, hg. von Georg Waitz = MGH SS 13, ND
Stuttgart 1985, S. 23
Cum ante missam ad confessionem sancti Petri ab oratione surrexit (...)
„Als sich dieser bei der Messe vom Gebet vor der Konfessio des heiligen Petrus erhob (...)"
4) „Einhards Vita Karls des Großen"
Einhards Leben Karls des Großen 28, hg. von Oswald Holder-Egger,
übers. von Reinhold Rau = FSGA 5, Darmstadt 1974, S. 157-211, bes.
S. 198-201
Ultimi adventus sui non solum hae fuere causae, verum etiam quod
Romani Leonem pontificem multis affectum iniuriis, erutis scilicet
oculis linguaque amputata, fidem regis implorare compulerunt. Idcirco Romam veniens propter reparandum, qui nimis
conturbatus erat, ecclesiae statum ibi totum hiemis tempus extraxit.
Quo tempore imperatoris et augusti nomen accepit. Quod primo in tantum
avertatus est, ut adfirmaret se eo die, quamvis praecipua festivitas
esset, ecclesiam non intraturum, si pontificis consilium praescire
potuisset. Invidiam tamen suscepti nominis, Romanis imperatoribus super
hoc indignantibus, magna tulit patientia. Vicitque eorum contumaciam
magnamimitate, qua eis procul dubio longe praestantior erat, mittendo
ad eos crebras legationes et in epistolis ‚fratres' eos appellando.
„Seine letzte Reise hatte nicht allein darin ihren Grund, sondern sie wurde auch dadurch veranlasst, dass Papst Leo durch die vielen Misshandlungen, die er von Seiten der Römer erlitten hatte, indem sie ihm nämlich die Augen ausrissen und die Zunge abschnitten, sich genötigt sah, den König um Schutz anzuflehen. Er kam also nach Rom und brauchte daselbst den ganzen Winter, um die Kirche aus der überaus großen Zerüttung, in die sie verfallen war, zu reißen. Zu dieser Zeit nahm er den Namen eines Kaisers und Augustus an. Das war ihm zunächst so sehr zuwider, dass er versicherte, er hätte an jenem Tag, obwohl es sich um einen hohen Feiertag handelte, die Kirche nicht betreten, wenn er die Absicht des Papstes hätte vorhersehen können. Dennoch ertrug er den Neid über die Annahme des Namens [eines Kaisers und Augustus] seitens der indignierten römischen Kaiser mit großer Geduld. Und er besiegte ihren Trotz durch die Großherzigkeit, an der er sie ohne Zweifel weit überragte, indem er ihnen häufig Gesandtschaften schickte und sie in seinen Briefen ‚Brüder' nannte."
5) „Vita Leonis tertii" im „Liber
Pontificalis"
Liber Pontificalis, Bd. 2, hg. von Louis Duchesne, Paris ²1955, S.
7
Übersetzung: Geschichte in Quellen, Bd. 2, bearb. von Wolfgang
Lautemann, München 1975, S. 70 f., Nr. 73
Post haec, advenientem diem Natalis domini nostri Jesu Christi in
iamdicta basilica beati Petri apostoli, omnes iturum congregati sunt.
Et tunc venerabilis et almificus presul manibus suis propriis
pretiosissima corona coronavit eum. Tunc universi fideles Romani
videntes tanta defensione quam erga sanctam Romanam ecclesiam et eius
vicarium habuit, unanimiter altisona voce, Dei nutu atque beati Petri
clavigeri regni caelorum, exclamaverunt: ‚Karolo, piissimo Augusto a
Deo coronato, magno et pacifico imperatore, vita et victoria !' Ante sacram confessionem beati Petri apostoli, plures
sanctos invocantes, ter dictum est; et ab omnibus constitutus est
imperator Romanorum. Illico sanctissimus antistes et pontifex unxit
oleo sancto Karolo, excellentissimo filio eius, rege, in ipso die
Natalis domini nostri Iesu Christi.
„Am Tage der Geburt unseres Herrn Jesu Christi waren alle in der schon genannten Basilika des heiligen Apostels Petrus versammelt. Und da krönte ihn der ehrwürdige und segenspendende Vorsteher eigenhändig mit der kostbarsten Krone. Darauf riefen alle gläubigen und getreuen Römer, die den Schutz und die Liebe sahen, die er der römischen Kirche und ihrem Vorsteher gewährte, einmütig mit lauter Stimme auf Geheiß Gottes und auf Eingebung des heiligen Petrus, des Schlüsselträgers im Himmelreich, hin aus: ‚Karl, dem allfrömmsten Augustus, dem von Gott gekrönten, großen und Frieden bringenden Kaiser, mögen Leben und Sieg zuteil werden!' Vor der heiligen Confessio des seligen Petrus ist das unter Anrufung vieler Heiliger dreimal ausgerufen worden, und vor allem ist er als Kaiser der Römer eingesetzt worden. Auf der Stelle salbte der heiligste Vorsteher und höchste Priester Karl, seinen hervorragendsten Sohn, an demselben Tag der Geburt unseres Herrn Jesu Christi mit heiligem Öl zum König."
6) Chronik des Theophanes zu den Jahren 6289 =
796/797; 6293 = 800/801
Übersetzung: Geschichte in Quellen, Bd. 2, bearb. von Wolfgang Lautemann, München 1975, S. 71, Nr. 75
Originaltext: s. Seminarordner.
„Im selben Jahre erhoben sich in Rom die Verwandten des seligen
Papstes Hadrian, die das Volk auf ihre Seite gebracht hatten, gegen
Papst Leon, und nachdem sie ihn gefangengenommen hatten, ließen
sie ihn blenden. Sie vermochten aber nicht sein Augenlicht zum
Erlöschen zu bringen, da die Leute, die ihn blenden sollten,
menschlich mit ihm verfuhren und ihn schonten. Er floh zum
Frankenkönig Karl, der grausame Rache an den Feinden des Papstes
nahm und ihn wieder auf seinem Thron einsetzte. Seit jener Zeit steht
Rom unter der Macht der Franken. Als Belohnung dafür krönte
der Papst ihn am 25. Dezember der 9. Indiktion zum römischen
Kaiser in der Kirche des heiligen Apostels Petrus, nachdem er ihn vom
Kopf bis zu den Füßen gesalbt und ihm das kaiserliche Gewand
angelegt und die Krone aufgesetzt hatte (...) 6293. In diesem Jahre
wurde am 25. Dezember der 9. Indiktion der Frankenkönig Karl vom
Papst Leon gekrönt. Obgleich Karl anfänglich den Plan hatte,
mit einer Flotte Sizilien zu überfallen, stand er davon ab, weil
er sich vielmehr mit Eirene zu verheiraten gedachte. Er schickte zu
diesem Zwecke im folgenden Jahre der 10. Indiktion Gesandte zu ihr."
[L. Breyer ]
Das Kaisertum Karls des Großen
1) Titel Karls des Großen (seit 801) (Geschichte in Quellen, Bd. 2, bearb. von Wolfgang Lautemann, München 1975, S. 73, Nr. 78):
Carolus serenissimus Augustus a Deo coronatus magnus pacificus imperator princeps Romanum gubernans imperium, qui et per misericordiam Dei rex Francorum et Langobardorum.
„Karl, der Ernsthafte, der Augustus, der von Gott Gekrönte, der Große, der Friedfertige, der Kaiser, der Fürst, der das römische Reich lenkt, und durch das Erbarmen Gottes König der Franken und Langobarden."
2) Siegelumschrift Karls des Großen (seit
801):
Avers: Dominus Noster Karolus Imperator Pius Felix Pater Patriae Augustus.
Revers: Stadttor Roms mit der Devise: Renovatio Romani Imperii.
Vorderseite: „Unser Herr Karl, der Fromme, der Glückliche, der Vater des Vaterlands, der Augustus."
Rückseite: „Erneuerung des römischen Reiches."
Romfreies Kaisertum
1) „Einhards Vita Karls des Großen" (Einhards Leben Karls des Großen 30, hg. von Oswald Holder-Egger, übers. von Reinhold Rau = FSGA 5, Darmstadt 1974, S. 157-211, bes. S. 200-203):
Extremo vitae tempore, cum iam et morbo et senectute premeretur,
evocatum ad se Hludowicum filium, Aquitanae regem, qui solus filiorum
Hildigardae supererat, congregatis sollemniter de toto regno Francorum
primoribus, cunctorum consilio consortem sibi totius regni et
imperialis nominis heredem constituit, inpositoque capiti eius
diademate imperatorem et augustum iussit appellari. Susceptum est hoc eius consilium ab omnibus qui aderant
magno cum favore; nam divinitus ei propter regni utilitatem videbatur
inspiratum. Auxitque maiestatem eius hoc factum et exteris nationibus
non minimum terroris incussit.
„Gegen Ende seines Lebens, als ihn Alter und Krankheit schon sehr schwächten, berief er seinen Sohn Ludwig, den König von Aquitanien, der als einziger von den Söhnen der Hildegard noch am Leben war, zu sich und setzte ihn bei einer feierlicher Versammlung der Großen aus dem ganzen Frankenreich nach Ratschlag aller zum Teilhaber am ganzen Reich und zum Erben des kaiserlichen Namens ein. Und er setzte ihm seine Krone aufs Haupt und ließ ihn Kaiser und Augustus nennen. Dieser sein Ratschlag wurde von allen Anwesenden mit großer Freude aufgenommen, schien es doch, als wäre ihm dieser Gedanke zum Nutzen des Reiches göttlich eingegeben. Diese Tat hob seine hohe Stellung noch, und sie flößte fremden Völkern nicht geringe Furcht ein."
2) „Thegans Vita Kaiser Ludwigs des Frommen"
(Thegani vita Hludowici imperatoris 4-19, hg. von Georg Heinrich Pertz,
übers. von Reinhold Rau = FSGA 5, Darmstadt 1974, S.
218/19-226/27).
Kritische Ausgabe: Thegan, Gesta Hludowici imperatoris, hg. und übers. von Ernst Tremp (MGH SS rer. Germ. in us. schol. 64, Hannover 1995, S. [wird ergänzt]).
4. Supradictus vero Hludowicus postquam ad aetatem pervenit,
desponsavit sibi filiam nobilissimi ducis Ingorammi, qui erat filius
fratris Hruotgangi, sancti pontificis. Supradicta vero virgo Irmingarda
vocabatur, quam cum consilio et consensu patris reginam constituit,
atque ex ea tres filios habuit adhuc vivente patre, quorum unus
vocabatur Hlutharius, alter Pippinus, tertius aequivocus eius
Hludowicus.
5. Imperator autem magnus Karolus bene et utiliter regebat et
diligebat regnum suum. Anno regni eius quadragesimo secundo obiit
Pippinus filius eius, anno aetatis suae 33. Sequenti vero anno Karolus,
primogenitus filius eius ex regina supradicta Hiltigarda, obiit. Solus
Hludowicus ad regni gubernacula remansit.
6. Supradictus vero imperator cum iam intellexit adpropinquare sibi
diem obitus sui - senuerat enim valde - vocavit filium suum Hludowicum
ad se cum omni exercitu, episcopis, abbatibus, ducibus, comitibus,
locopositis: habuit generale colloquium cum eis Aquisgrani palatio
pacifice et honeste, ammonens ut fidem erga filium suum ostenderent,
interrogans omnes a maximo usque ad minimum, si eis placuisset, ut
nomen suum, id est imperatoris, filio suo Hludowico tradidisset. Illi
omnes exultando responderunt, Dei ammonitionem esse illius regi. Quod
factum, in proxima die dominica ornavit se cultu regio, et coronam
capiti suo imposuit; incedebat clare decoratus et ornatus, sicut ei
decuerat. Perrexit ad ecclesiam, quam ipse a fundamento construxerat,
pervenit ante altare quod erat in eminentiori loco constructum caeteris
altaribus, et consecratum in honore domini nostri Iesu Christi; super
quod coronam auream, aliam quam ille gestabat in capite suo, iussit
inponi. Postquam diu oraverunt ipse et filius eius, locutus est ad
filium suum coram omni multitudine pontificum et optimatum suorum,
ammonens eum inprimis omnipotentem Deum diligere hac timere, eius
praecepta servare in omnibus, aecclesias Dei gubernare et deffendere a
pravis hominibus. Sororibus suis et fratribus
qui erant natu iuniores, et nepotibus et omnibus propinquis suis
indefficientem misericordiam semper ostendere praecepit. Deinde
sacerdotes honorare ut patres, populum diligere ut filios, superbos et
nequissimos homines in viam salutis coactos dirigere, coenobiorum
consolator fuisset et pauperum pater. Fideles ministros et Deum
timentes constitueret, qui munera iniusta odio haberent. Nullum ab
honore suo sine causa discretionis eiecisset, et semetipsum omni
tempore coram Deo et omni populo inreprehensibilem demonstrare.
Postquam haec verba et alia multa coram multitudine filio suo
ostenderet, interrogavit eum, si obediens voluisset esse praeceptis
suis. At ille respondit, libenter obedire, et cum Dei adiutorio omnia
praecepta, quae mandaverat ei pater, custodire. Tunc iussit eum pater,
ut propriis manibus elevasset coronam, quae erat super altare, et
capiti suo inponeret ob recordationem omnium praeceptorum quae
mandaverat ei pater. At ille iussionem patris implevit. Quod factum,
audientes missarum sollemnia ibant ad palatium. Sustinuit enim filius
patrem eundo et redeundo, quamdiu cum eo erat filius. Non post multos
dies magnificis donis et innumeris honoravit eum pater suus, et dimisit
eum ire Aquitaniam. Antequam divisi fuissent, amplexantes enim se et
osculantes, propter gaudium amoris flere coeperunt. Ille perrexit in
Aquitaniam, et domnus imperator tenuit regnum et nomen suum honorifice,
sicut dignum erat.
7. Postquam divisi fuerant, domnus imperator nihil aliud coepit
agere, nisi in orationibus et elemosinis vacare, et libros corrigere.
Et quattuor euangelia Christi, quae praetitulantur nomine Mathaei,
Marci, Lucae et Iohannis, in ultimo ante obitus sui diem cum Graecis et
Siris optime correxerat.
Sequenti vero anno, qui est annus regni eius 46., mense Ianuario
accepit domnum imperatorem post balneum febris. Cumque per singulos
dies languor ingravesceret, nihil comedens neque bibens, nisi modicum
aquae ad recreationem corporis, septimo die postquam laborare nimis
secum coepit, iussit familiarissimum pontificem suum Hildibaldum venire
ad se, ut ei sacramenta dominici corporis et sanguinis tribueret, ut
exitum suum confirmaret. Quod factum, laboravit in infirmitate diem
illum et noctem sequentem. In crastinum vero, luce adveniente, sciens
quod facturus erat, extensa manu dextera, virtute qua poterat, signum
sanctae crucis fronti inprimens, et super pectus et omne corpus
consignavit. Novissime autem colligens pedes suos, extendens brachia et
manus super corpus, clausit oculos suos, psallens hunc versum leniter:
In manus tuas Domine commendo spiritum meum. Statim post haec in
senectute bona plenus dierum perrexit in pace: ipso eodemque die
humatum est corpus eius in aecclesia, quam ipse construxerat Aquisgrani
palatio, anno aetatis suae 72., indictione septima.
8. Post obitum gloriosissimi supradicti imperatoris Karoli perrexit
filius eius Hludowicus de partibus Aquitaniae, venit Aquisgrani
palatium, et suscipit omnia regna quae tradidit Deus patri suo sine
ulla contradictione. Qui est annus incarnationis Domini octingentesimus
decimus quartus, qui est primus annus regni eius. Post patrem sedit in
supradicto palatio, et inprimis cum maxima festinatione iussit
ostendere sibi omnes thesauros patris in auro, in argento, in gemmis
praeciosissimis, et in omni suppellectili. Dedit sororibus suis partem
earum legalem, et quicquid remanserat, dedit pro anima patris. Maximam
partem thesauri misit Romam temporibus beati Leonis papae, et quicquid
super hoc remanserat, sacerdotibus et pauperibus, advenis, viduis,
orfanis, omnia distribuit, nihil sibi reservans praeter mensam unam
argenteam, quae triformis est, in modum quasi tres clippei in unum
coniuncti ; ipsam sibi retinuit ob amorem patris, et tamen eam alio
praecio redemit quod pro patre tradidit.
9. Hoc facto, legati venerunt ad eum ex omnibus regnis et
provinciis, exteris nationibus, et omnes qui sub ditione erant patris
sui, nunciantes pacem et fidem erga eum observare, et spontaneum
obsequium non coacti obtulerunt. Inter quos venerunt legati Graecorum
cum Amalhario Treverensi episcopo, qui erat legatus piae memoriae
Karoli ad principem Constantinopolitanum cuius nomen modo memoriae non
occurrit. Illi venientes, in solio patris collocatum domnum Hludowicum
invenerunt, quia sic Dominus ordinavit. Ille eos benigne suscipiens, et
dona eorum cum gratiarum actione suscepit, et colloquium familiare
interim quousque cum eo erant, habebat. Non post multos dies magnis
honoribus decoravit eos, et dimisit ire ad propria, et ante eos misit
missos suos, praeparare eis quicquid desiderabant ad opus eorum,
quousque fuissent in regno eius.
10. Eodem anno iussit supradictus princeps renovare omnia praecepta,
quae sub temporibus patrum suorum gesta erant ecclesiis Dei, et ipse
manu propria ea cum subscriptione roboravit.
11. Interim venerunt legati Beneventorum, qui omnem terram Beneventi
suae potestati tradiderunt, etmulta milia aureorum per annos singulos
ad censum tradere promiserunt: quod ita perfecerunt usque in hodiernum
diem.
12. Eodem tempore venit Bernhardus, filius fratris sui Pippini, et
tradidit semetipsum ei ad procerem, et fidelitatem cum iuraniento
promisit. Suscepit eum libenter domnus Hludowicus, et magnis donis ac
honorificis honoravit eum; permisit eum iterum ire incolumem in Italiam.
13. Eodem tempore supradictus princeps misit legatos suos super
omnia regna sua inquirere et investigare, si alicui aliqua iniustitia
perpetrata fuisset, et si aliquem invenissent qui haec dicere
voluisset, et cum verissimis testibus hoc comprobare potuisset, statim
cum eis in praesentiam eius venire praecepit. Qui egressi, invenerunt
innumeram multitudinem oppressorum aut ablatione patrimonii, aut
expoliatione libertatis; quod iniqui ministri, comites, et locopositi
per malum ingenium exercebant. Haec omnia supradictus princeps
destruere iussit acta, quae impie in diebus patris sui per iniquorum
ministrorum manus facta fuerant. Patrimonia oppressis reddidit, iniuste
ad servitium inclinatos absolvit, et omnibus praecepta facere iussit,
et manu propria cum conscriptione confirmavit. Fecit enim hoc diu
temporis.
14. AIio anno regni sui habuit generale placitum suum in partibus
Saxoniae, et ibi multa bona constituit, et legatio Danaorum ad eum
venit postulans pacem; et omnes qui in circuitu erant paganorum
nationum ad eum venerunt; et supradictus Bernhardus ibi ad eum venit,
quem dimisit ire iterum in Italiam. Domnus Hludowicus, postquam
confirmavit confinia regni sui illis partibus, rediit ad sedem suam
Aquisgrani palacio, ibique hiemem transegit.
15. Anno sequenti direxit exercitum suum contra Sclavos in oriente
positos; qui valde oppresserunt eos, et victores Deo donante
extiterunt. Hoc facto, unus quisque rediit ad propria.
16. Eodem anno Leo papa Romanus obiit, et Stephanus post eum
successit. Qui statim postquam pontificatum suscepit, iussit omnem
populum Romanum fidelitatem cum iuramento promittere Hludowico; et
dirigens legatos suos ad supradictum principem, nuncians ei, ut
libenter eum videre voluisset in loco ubicumque ei placuisset. Quod
audiens, magno tripudio repletus coepit gaudere, et statim iussit
missos suos obviam ire sancto pontifici cum salutationibus magnis, et
servitia praeparare. Perrexit post missos domnus Hludowicus obviam
supradicto pontifici, obviantes sibi in campo magno Remensium,
descendit uterque de equo suo, et princeps prosternens se cum omni
corpore in terra tribus vicibus ante pedes tanti pontificis, et tertia
vice erectus salutavit pontificem istis verbis dicens: Benedictus qui
venit in nomine Domini. Deus dominus, et inluxit nobis. Et respondit
pontifex: Benedictus sit dominus Deus noster, qui tribuit oculis
nostris videre secundum David regem. Amplexantes enim se et osculantes
pacifice, perrexerunt ad ecclesiarn; qui curn diu orarent, erexit se
pontifex, et excelsa voce curn clero suo fecit ei laudes regales.
17. Postea pontifex honoravit eum magnis honoribus et multis, et
reginam Irmingardam, et omnes optimates et ministros eius. Et in
proxima die dominica in ecclesia ante missarum sollempnia coram clero
et omni populo consecravit eum, et uncxit eum ad imperatorern, et
coronarn auream mirae pulchritudinis cum praetiosissimis gernmis
ornatam, quarn secum adportaverat, posuit super caput eius. Et
Irmingardam reginam appellavit Augustam, et posuit coronam auream super
caput eius. Quamdiu ibi erat beatissimus papa, cottidie colloquium
habebant de utilitate sanctae Dei aecclesiae. Postquam domnus imperator
eurn honoravit magnis et innumeris donis, tripliciter et amplius quam
suscepisset ab eo, sicut semper solebat agere, magis dare quam
accipere, dimisit eum ire Romam cum legatis suis, quibus praecepit
ubique in itinere suo honestum servitium exhibere.
18. Postquam Romam venit, non post multos dies supradictus papa
obiit. Postmodum claruit Dei manifestatione in nonnullis miraculis,
quod ipse erat vivens verus Dei cultor. Post eum successit Paschalis
papa.
19. Inde revertens domnus imperator venit Aquisgrani palatium ad
sedem suam. Pollebat enim de die in diem in virtutibus sacris, quod
prolixum est enumerare. Erat enim statura mediocri, oculis magnis et
claris, vultu lucido, naso longo et recto, labiis non nimis densis nec
nimis tenuis, forti pectore, scapulis latis, brachiis fortissimis, ita
ut nullus ei in arcu vel lancea sagittando aequiperare poterat: manibus
longis, digitis rectis,tibiis longis et ad mensura graciles, pedibus
longis, voce virili. Lingua graeca et latina valde eruditus, sed
graecam melius intellegere poterat quam loqui; latinam vero sicut
naturalem aequaliter loqui poterat. Sensum vero in omnibus scripturis
spiritalem et moralem, nec non et anagogen optime noverat.
„4. Als aber der genannte Ludwig das männliche Alter erreicht
hatte, verlobte er sich mit der Tochter des sehr edlen Herzogs Ingoram,
eines Brudersohns des heiligen Bischofs Hruotgang. Diese Jungfrau aber
hieß Irmingard, die er nach dem Rat und mit der Beistimmung
seines Vaters zur Königin machte. Und noch zu Lebzeiten des Vaters
bekam er von ihr drei Söhne, von denen der eine Lothar, der zweite
Pippin, der dritte wie er selbst Ludwig genannt wurde.
5. Der Kaiser Karl der Große aber regierte gut und nützlich
und liebte sein Reich. Im 42. Jahre seiner Regierung starb sein Sohn
Pippin, 33 Jahre alt. Im folgenden Jahre aber starb Karl, sein
erstgeborner Sohn von der Königin Hildigard. Ludwig blieb allein
zur Übernahme des Reichs übrig.
6. Als aber der Kaiser fühlte, daß der Tag der
Auflösung nahte, denn er war schon sehr alt geworden, berief er
seinen Sohn Ludwig zu sich mit dem ganzen Heer, den Bischöfen,
Äbten, Herzögen, Grafen und ihren Stell- vertretern; er hielt
mit ihnen eine allgemeine Beratung in der Pfalz zu Aachen friedlich und
in Ehren, ermahnte sie die Treue gegen seinen Sohn zu beweisen, und
fragte sie alle, vom Höchsten bis zum Geringsten, ob es ihnen
genehm wäre, daß er seinen kaiserlichen Namen auf seinen
Sohn Ludwig übertrage. Jene alle aber antworteten mit freudigem
Beifall, das sei Gottes Eingebung. Hierauf am nächsten Sonntag
bekleidete er sich mit dem königlichen Schmuck und setzte sich die
Krone aufs Haupt: er schritt einher prächtig geziert und
geschmückt, wie es sich für ihn ziemte. Dann ging er zur
Kirche, die er selbst von Grund auf erbaut hatte, und trat vor den
Altar, der an höherer Stelle als die übrigen Altäre
errichtet und zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus geweiht war; auf
diesen ließ er eine goldene Krone, eine andere als die er selbst
auf dem Haupte trug, stellen. Nachdem er und sein Sohn lange gebetet
hatten, wandte er sich zu diesem im Beisein der ganzen Menge von
Bischöfen und Edlen, ermahnte ihn vor allem Gott den
Allmächtigen zu lieben und zu fürchten, seine Gebote in allen
Stücken zu befolgen, die Kirchen Gottes zu leiten und vor
bösen Menschen zu behüten. Gegen seine Schwestern und
Brüder, die jünger seien, gegen seine Neffen und alle
übrigen Verwandten befahl er ihm stets unwandelbare Barmherzigkeit
zu üben. Dann solle er die Priester ehren wie Väter, das Volk
lieben wie Söhne, die hochfahrenden und schlechten Menschen
zwingen den Weg des Heils einzuschlagen, ein Tröster der
Klöster und ein Vater der Armen sein. Treue und
gottesfürchtige Diener solle er anstellen, welche die
ungerechten Gaben haßten, keinen ohne erheblichen Grund seiner
Ehre berauben und sich selbst alle Zeit vor Gott und allem Volk
untadelhaft zeigen. Nachdem er diese und viele andere Worte vor der
Menge zu seinem Sohne gesprochen hatte, fragte er ihn, ob er seinen
Befehlen gehorsam sein wolle. Dieser aber erwiderte, er werde mit
Freuden gehorchen und mit Gottes Hilfe die Gebote halten, die ihm der
Vater gegeben. Dann aber befahl ihm der Vater, die Krone, welche auf
dem Altare lag, mit eigner Hand zu nehmen und sich auf das Haupt zu
setzen zur Er innerung aller Gebote, welche ihm der Vater gegeben
hatte. Er aber vollzog den Befehl des Vaters. Hierauf hörten sie
die Messe und gingen dann zusammen nach dem Palast. Denn der Sohn
stützte den Vater auf dem Hinweg und auf dem Rückweg, wie
überhaupt so lange er beim Vater war. Wenige Tage darauf beehrte
ihn sein Vater mit vielen und reichen Geschenken und entließ ihn
nach Aquitanien. Ehe sie sich aber trennten, umarmten und
küßten sie sich, und aus Freude über ihre Liebe fingen
sie an zu weinen. Jener ging nach Aquitanien, und der Herr Kaiser hielt
Reich und Namen in Ehren, wie es sich ziemte.
7. Nachdem sie sich getrennt hatten, tat der Kaiser nichts anders mehr,
als daß er seine Zeit auf Beten und Almosen verwandte und
Bücher verbesserte. Und die vier Evangelien von Christus, nach dem
Namen des Matthäus, Marcus, Lucas und Johannes genannt, hatte er
am letzten Tage vor seinem Tode mit Beihilfe von Griechen und Syrern
aufs Beste korrigiert.
Im folgenden Jahre aber, dem 46. seiner Regierung, im Monat Januar
befiel den Kaiser nach dem Bade das Fieber. Da sich aber die Krankheit
von Tag zu Tag verschlimmerte, so daß er weder aß noch
trank, außer etwas Wasser zur Erfrischung des Körpers,
ließ er am siebenten Tag nach dem Beginn der ernstlichen
Erkrankung den ihm eng befreundeten Bi schof Hildibald zu sich kommen,
daß er ihm zur Stärkung für den Tod das Sakrament des
Blutes und Leibes Christi reichte. Darnach hatte er noch diesen Tag und
die folgende Nacht zu leiden. Am andern Morgen aber, da es hell wurde,
in vollem Bewußtsein dessen, was er tun wollte, streckte er die
rechte Hand aus und machte so kräftig als er vermochte, das
Zeichen des heiligen Kreuzes auf die Stirn, die Brust und den ganzen
Körper. Zuletzt aber zog er die Füße zusammen, legte
Arme und Hände über die Brust, schloß die Augen und
sang mit leiser Stimme den Vers: ‚In deine Hände, Vater, befehle
ich meinen Geist.‘ Alsbald darauf verschied er in Frieden, hohen
Alters, reich an Jahren: und an demselben Tage wurde sein Körper
in der Kirche, welche er selbst in der Pfalz zu Aachen erbaut hatte,
bestattet, im 72. Jahre seines Lebens, in der 7. Indiktion.
8. Nach dem Tode des glorreichen Kaisers Karl eilte sein Sohn Ludwig
aus Aquitanien herbei, kam nach der Pfalz in Aachen und übernahm
alle Reiche, welche Gott seinem Vater gegeben hatte, ohne allen
Widerspruch. Es war das Jahr der Geburt unseres Herrn 814, das erste
seiner Regierung. Nach dem Vater hielt er in seiner Pfalz Hof und
ließ sich vor allem mit großer Eile alle Schätze des
Vaters in Gold, Silber, wertvollen Edelsteinen und allem Geschirr
zeigen. Er gab seinen Schwestern ihren gesetzlichen Anteil, und was
übrig blieb, für die Seele seines Vaters. Den
größten Teil des Schatzes schickte er nach Rom zur Zeit des
seligen Papstes Leo, und was überdies noch da war, verteilte er
alles an die Priester und die Armen, an Fremde, Witwen und Waisen,
indem er sich nichts vorbehielt als einen dreieckigen silbernen Tisch,
von der Gestalt, als ob drei Schilde zu einem verbunden wären;
diesen behielt er aus Liebe zum Vater, nahm ihn aber nur um etwas
anderes Wertvolles, was er für den Vater dagegen hingab.
9. Hierauf kamen zu ihm Gesandte aus allen Reichen und Provinzen und
von den übrigen Völkern, und alle welche unter der
Botmäßigkeit seines Vaters standen, erklärten, Frieden
und Treue gegen ihn bewahren zu wollen, und erboten sich ohne Zwang zu
freiem Gehorsam. Unter ihnen erschienen auch Gesandte der Griechen mit
Amalhar, Bischof von Trier, der Gesandter Kaiser Karls seligen
Andenkens an den Kaiser von Konstantinopel war, dessen Name mir jetzt
nicht gegenwärtig ist. Als sie ankamen, fanden sie Ludwig auf dem
Thron seines Vaters, weil es der Herr so gewollt hatte. Dieser empfing
sie gnädig, nahm ihre Geschenke mit Dank an und unterhielt sich
freundlich mit ihnen, so lange sie bei ihm waren. Einige Tage darauf
zeichnete er sie mit vielen Ehren aus und entließ sie in ihre
Heimat, und schickte vor ihnen her seine Sendboten, um für alles
zu sorgen, was zu ihrem Bedarf gehörte, so lange sie in seinem
Reiche waren.
10. In demselben Jahre ließ der genannte Kaiser alle
Verordnungen, welche zu Zeiten seiner Voreltern für die Kirchen
Gottes erlassen waren, erneuern und bekräftigte sie durch
Unterschrift mit eigener Hand.
11. Unterdessen kamen Gesandte der Beneventer, welche das ganze Gebiet
von Benevent seiner Oberherrschaft übergaben und jährlich
einen Tribut von vielen tausend Goldstücken zu zahlen versprachen,
was sie bis auf den heutigen Tag getan haben.
12. Um dieselbe Zeit kam Bernhard, der Sohn seines Bruders Pippin, und
unterwarf sich ihm als sein Lehnsmann und versprach mit dem Eide Treue.
Ludwig nahm ihn gütig auf und beehrte ihn mit großen und
ehrenvollen Geschenken, dann ließ er ihn wieder unversehrt nach
Italien zurückgehen.
13. Um dieselbe Zeit schickte der Kaiser in alle Teile seines Reichs
seine Gesandten, um zu untersuchen und nachzuforschen, ob irgend jemand
ein Unrecht zugefügt wäre, und befahl ihnen, wenn sie jemand
fänden, der dies behaupte und mit wahrhaften Zeugen beweisen
könne, sogleich mit diesen vor ihm, dem Kaiser, zu erscheinen.
Diese gingen aus und fanden eine unzählige Menge von
Unterdrückten, sei's daß ihnen das väterliche Erbe
entzogen oder die Freiheit geraubt war: was ungerechte Beamte, Grafen
und Stellvertreter arglistiger Weise zu tun pflegten. Alle diese
Anordnungen, welche frevelhafter Weise zu der Zeit seines Vaters durch
ungerechter Diener Hände getroffen waren, ließ er aufheben.
Den Unterdrückten gab er ihr väterliches Erbe zurück,
befreite die widerrechtlich mit Knechtschaft belegten, und hieß
allen Urkunden darüber ausstellen und bestätigte sie durch
Unterschrift mit eigner Hand. Und dies tat er lange Zeit.
14. Im andern Jahr seiner Regierung hielt er eine allgemeine
Reichsversammlung in Sachsen und traf daselbst vielerlei gute
Anordnungen; auch kam zu ihm eine Gesandtschaft der Dänen, die um
Frieden bat; und von allen heidnischen Völkern, die rings umher
wohnten, kamen sie zu ihm; auch der obgenannte Bernhard kam zu ihm
dorthin, den er wieder nach Italien gehen hieß. Nachdem nun
Ludwig die Grenzen seines Reiches in jenen Gegenden gesichert hatte,
kehrte er nach seinem Sitz in der Pfalz zu Aachen zurück und
brachte daselbst den Winter zu.
15. Im nächsten Jahre schickte er sein Heer gegen die Slaven im
Osten: und sie bedrängten diese hart und trugen mit Gottes Hilfe
den Sieg davon. Hierauf kehrte jeder nach Hause zurück.
16. In demselben Jahre starb der römische Papst Leo, und Stephan
folgte ihm. Sobald dieser das Pontifikat angetreten hatte, befahl er
dem ganzen römischen Volk, Ludwig eidlich Treue zu geloben, und
schickte an diesen Kaiser Gesandte, indem er ihm sagen ließ, er
wolle ihn an irgendeinem Orte, wo es ihm recht wäre, sehen. Als er
dies hörte, begann er von großer Fröhlichkeit
erfüllt sich zu freuen und befahl sogleich seinen Sendboten, mit
vielen Begrüßungen dem heiligen Papst entgegen zu eilen und
alles zu seinem Dienste vorzubereiten. Nach den Sendboten ging Ludwig
selbst dem Papst entgegen: und als sie sich in der großen Ebene
bei Reims trafen, stiegen sie beide vom Pferde; der Kaiser warf sich
dreimal mit ganzem Körper zu den Füßen des
höchsten Bischofs nieder und begrüßte, nachdem er das
drittemal sich erhoben, den Papst mit diesen Worten: ‚Gelobt sei der da
kommt im Namen des Herrn, der Herr ist Gott, der uns erleuchtet!‘ Und
der Papst antwortete: ‚Gelobt sei unser Herr Gott, der meinen Augen gab
zu sehen einen zweiten König David.‘ Sie umarmten sich dann und
küßten sich in Frieden; dann gingen sie zur Kirche ; und als
sie lange gebetet hatten, erhob sich der Papst und spendete samt seiner
Geistlichkeit mit lauter Stimme die ihm als König zukommenden
Lobsprüche.
17. Darauf beehrte der Papst mit großen und vielen Geschenken ihn
und die Königin Irmingard und alle seine Vornehmen und Diener. Und
am nächsten Sonntag1 in der Kirche vor der Messe weihte er ihn vor
der Geistlichkeit und allem Volke und salbte ihn zum Kaiser; und eine
goldene Krone von wunderbarer Schönheit mit den wertvollsten
Edelsteinen geschmückt, die er mitgebracht hatte, setzte er ihm
auf. Und die Königin Irmingard begrüßte er als Kaiserin
und setzte ihr eine goldene Krone aufs Haupt. So lange der Papst
anwesend war, pflogen sie jeden Tag Unterhaltung über das Beste
der heiligen Kirche Gottes. Nachdem aber der Kaiser ihn mit
großen und unzähligen Geschenken überhäuft hatte,
mehr denn dreimal so vielen, als er selbst von jenem empfangen hatte,
wie er es denn immerzu tun pflegte, mehr zu geben als zu nehmen,
ließ er ihn wieder nach Rom ziehen in Begleitung seiner
Gesandten, denen er befahl, überall auf der Reise ihm ehrenvollen
Dienst zu leisten.
18. Wenige Tage aber nachdem der Papst nach Rom gekommen, starb er.
Später aber zeigte es sich durch die Offenbarung Gottes in
mehreren Wundern, daß er bei seinem Leben ein wahrer Verehrer
Gottes gewesen war. Ihm folgte Papst Paschalis.
19. Von da zurückkehrend kam der Kaiser nach seinem Sitz in der
Pfalz zu Aachen. Er nahm von Tag zu Tag zu an heiligen Tugenden, was
aber aufzuzählen zu weit führen würde. Er hatte eine
mäßig hohe Gestalt, große, helle Augen, ein
leuchtendes Antlitz, eine lange und gerade Nase, Lippen, die weder zu
dick, noch zu dünn waren, eine starke Brust, breite Schultern,
sehr starke Arme, so daß ihm niemand im Bogenschießen oder
Lanzenwerfen gleichkam; seine Hände waren lang, seine Finger
gerade, seine Beine lang und nach Verhältnis dünn, seine
Füße lang; seine Stimme männlich. In der lateinischen
und griechischen Sprache war er wohl unterrichtet : doch konnte er
Griechisch besser verstehen als sprechen; Latein aber war ihm so
geläufig wie seine Muttersprache. In allen Schriften aber kannte
er den geistigen und sittlichen Sinn, sowie auch die höchste
(mystische) Bedeutung aufs Beste."
10.12.2001: Zur Hl. Lanze
1) Widukind von Corvey, Sachsengeschichte I 25, hg. von Hans-Eberhard Lohmann und Paul Hirsch, übers. von Albert Bauer und Reinhold Rau (FSGA 8), Darmstadt 1971, S. 56-59:
Rex autem profectus in Baioariam dimicavit cum Arnulfo et ibi, ut
quidam tradunt, vulneratus revertitur in patriam suam. Cum so morbo
sensisset laborare pariter cum defectione primae fortunar, vocat
fratrem, qui eum visitandi gratia adierat, quemque ita alloquitur:
'(...) Sumptis igitur his insigniis et omne quod decus regium deposcit
preter fortunam atque mores. Fortuna, frater, cum nobilissimis moribus
Heinrico cedit, rerum publicarum secus Saxones summa est. Sumptis
igitur his insigniis, lancea sacra, armillis aureis cum clamide et
veterum gladio regum ac diademate, ito ad Heinricum, facito pacem cum
eo, ut eum foederatum possis habere in perpetuum. Quid enim necesse
est, ut cadat populus Francorum tecum coram eo ? ipse enim vere rex
erit et imperator multorum populorum.' His
dictis frater lacrimans se consentire respondit. Post haec autem rex
ipse moritur (...) Ut ergo rex imperarat, Evurhardus adiit Heinricum
seque cum omnibus thesauris illi tradidit, pacem fecit, amicitiam
promeruit; quam fideliter familiariterque usque in finem obtinuit.
Deinde / congregatis principibus et natu maioribus exercitus Francorum
in loco qui dicitur Fridisleri, designavit eum regem coram omni populo
Francorum atque Saxonum. Cumque ei offeretur unctio cum diademate a
summo pontifice, qui eo tempore Herigerus erat, non sprevit, nec tamen
suscepit: 'Satis', inquiens, 'mihi est, ut pre maioribus meis rex dicar
et designer, divina annuente gratia ac vestra pietate; penes meliores
vero nobis unctio et diadema sit: tanto honore nos indignos
arbitramur'. Placuit itaque sermo iste coram universa multitudine, et
dextris in caelum levatis nomen novi regis cum clamore valido
salutantes frequentabant.
"Der König aber zog nach Bayern und stritt mit Arnulf, und als er hier, wie einige erzählten, verwundet worden war, kehrte er in seine Heimat zurück. Und da er sich krank fühlte in Verbindung damit, dass ihn sein anfängliches Glück verlassen hatte, rief er seinen Bruder, der ihn zu besuchen gekommen war, und sprach zu ih also: '(...) Wir haben also diese Ehrenzeichen und alles, was die Zierde der Könige ausmacht, empfangen, nur sind uns weder Glück noch Sitten zu eigen. Das Glück, Bruder, ist zusammen mit den sehr edlen Sitten an Heinrich gefallen, er ist bei den Sachsen der Höchste des Gemeinwesens. Nimm darum diese Ehrenzeichen, die heilige Lanze, die goldenen Spangen nebst dem Mantel, das Schwert der Könige und das Diadem, gehe hin zu Heinrich und schließe mit ihm Frieden, sodass Du ihn ihn zum Bündnisgenossen auf Dauer gewinnen kannst. Denn warum das Volk der Franken mit Dir vor Heinrich hinsinken ? Er wird nämlich der wahre König sein und der Befehlshaber vieler Völker.' Nachdem er dieses gesagt hatte, erwiderte sein Bruder unter Tränen, er sei damit einverstanden. Danach starb der König (...) Eberhard begab sich, wie der König befohlen hatte, zu Heinrich, stellte sich ihm mit jenen Schätzen zur Verfügung, schloss Frieden und gewann die Freundschaft, die er bis an sein Ende getreu und zuverlässig bewahrte. Sodann versammelte er die Fürsten und Ältesten des Frankenheeres an einem Ort, der Fritzlar hieß, und bestimmte ihn vor allem Volk der Franken und Sachsen zum König. Und als ihm die Salbung mit dem Diadem durch den höchsten Priester, der zu jener Zeit Heriger [von Mainz] war, angeboten wurde, verschmähte er [Heinrich] sie zwar nicht, nahm sie aber auch nicht an. 'Es genügt mir,' sagte er, 'dass ich vor meinen Höheren König geheißen und zum König bestimmt worden bin, da es Gottes Gnade und Eure Huld so wollen; Salbung und Krone mögen aber Würdigeren als mir zuteil werden; solcher Ehren stehen uns nicht zu.' Und es fand solche Rede bei der ganzen Menge Wohlgefallen, sie hoben die Rechte zum Himmel empor und mit lauter Stimme riefen sie mehrmals den Namen des neuen Königs."
2) Liudprand, Buch der Vergeltung IV 24, hg.
von Joseph Becker, übers. von Arnold Bauer und Reinhold Rau
(ebd.), S. 426 f.: Heinrich I. erhält nach einem Gebet an der Hl.
Lanze den Sieg im Kampf gegen die Ungarn bei Birten:
Rex denique tantum suorum constantiam non sine divino instinctu
esse considerans, quoniam fluvio intercedente corporali praesentia
subvenire suis non poterat, recordatus populi Domini, qui repugnantes
sibi Amalechitas orationibus Moysi servi Dei devicerat, protinus de
equo descendit seseque cum omni populo lacrimas fundens ante
victoriferos clavos manibus domini et salvatoris nostri Iesu Christi
adfixos suaeque inpositos in orationem dedit; quantumque iusti viri,
secundum beati sententiam Iacobi, tunc valeret oratio, res manifesta
probavit. Eo namque orante, cum ex suis nullus
occumberet, hostes sunt omnes in fugam conversi.
"Der König, der wohl bedachte, dass die Standhaftigkeit der
Seinen nur mit Gottes Hilfe so groß war, erinnerte sich daran,
wie das Volk Gottes den Widerstand der Amalekiter durch das Gebet des
Gottesknechtes Moses überwand, und a er, durch den Fluss getrennt,
in eigener Person den Seinen keine Hilfe leisten konnte, stieg er vom
Pferd und betete mit dem ganzen Volk unter Tränen vor den
siegbringenden Nägeln, die einst die Hände unseres Herrn und
Heilands Jesu Christi durchbohrt hatten und die nun in die Lanze des
Königs eingefügt sind. Und da zeigte der Augenschein, wieviel
nach den Worten des seligen Jakob das Gebet des Gerechten vermag. Denn
in Folge seines Gebetes wandten sich die Feinde sämtlich zur
Flucht."
Burgundionum rex Rodulfus, qui nonnullis annis Italicis
imperavit, lanceam illam a Samson comite dono accepit. Erat enim exepta
ceterarum specie lancearum, novo quodam modo novaque elaborata figura,
habens iuxta lumbum medium utrobique fenestras. Haec pro pollicibus perpulcrae duae acies usque ad
declivum medium lanceae extenduntur. Hanc
igitur Constantini magni, sanctae filii Helenae, vivificae curcis
inventricis, fuisse adfirmant. Quae media in spina, quam lumbum
superius nominavi, ex calvis manibus pedibusque domini et redemptoris
nostri Iesu Christi adfixis cruces habet.
"Der Burgundenkönig Rudolf, der einige Jahre lang in Italien geherrscht hat, erhielt diese Lanze zum Geschenk vom Grafen Samson. Die Lanze war anders als die sonstigen Lanzen nach Art und Gestalt etwas Neues, insofern als das Eisen beiderseits der Mitte des Grates Öffnungen hat, und statt der kurzen seitwärts gerichteten Zweige [= Seitenzweige des lilienförmigen Lanzeneisens] erstrecken sich zwei sehr schöne Scheiden bis zum Abfall des Mittelgrates. Von dieser Lanze nun behauptet man, sie habe einst Konstantin dem Großen gehört, dem Sohn der heiligen Helena, die das lebensspendende Kreuz auffand. Und auf dem Dorn, den ich vorher den Grat nannte, trug sie Kreuze aus den Nägeln, die durch die Hände und Füße unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi geschlagen waren."
Zum Gebrauch der heiligen Lanze durch Heinrich I. heißt es wenig später:
(...) dum [Heinricus] contra se insurgentes hoc
victorifero praeeunte signo semper hostes terruit atque fugavit. Hac
igitur occasione, immo Dei voluntate sanctam rex Heinricus romphaeam
adeptus est, quam filio suo, de quo inpraesentiarum nobis sermo est,
decedens cum regno simul hereditario dereliquit. Qui [= Otto I.] quanta
donum inaestimabile veneratione coluerit, vicotira non solum indicat
praesens, verum divinorum, ut prompturi sumus, admiranda largitio
munerum.
"(...) indem der König stets die Feinde, die sich gegen ihn erhoben, mit Vorantragen dieses siegbringenden Zeichens geschreckt und in die Flucht geschlagen hat. Auf diese Weise also oder vielmehr durch den Willen Gottes gelangte König Heinrich in den Besitz der heiligen Lanze, die er sterbend seinem Sohn, von dem wir jetzt reden, nebst des Reiches Erbschaft hinterließ. Wie hoch aber auch dieser das unschätzbare Kleinod geehrt hat, das kündet uns nicht nur der eben erzählte Sieg, sondern auch die wunderbare Fülle göttlicher Segnungen, von welcher wir noch zu berichten haben."
3) Gallus, Chronicon Polonorum I 6, hg.
von Georg Heinrich Pertz (MGH SS 9), Stuttgart 1851, ND 1983, S. 429:
Hier heißt es zum Besuch Ottos III. in Gnesen 999/1000:
(...) et pro vexillo triumphali clavum ei de cruce Domini cum lancea s. Mauricii dono dedit pro quibus illi Bolezlavus s. Adalberti brachium redonavit.
"(...) und für eine Triumphfahne schenkte er ihm einen Nagel vom Kreuze des Herrn mit der Lanze des heiligen Maurititus; als Gegengeschenk dafür gab ihm Boleslaw den Arm des heiligen Adalbert."
17.12.2001: Ordines coronationis imperialis.
Die Ordines für die Weihe und Krönung des Kaisers und der
Kaiserin, hg. von Reinhard Elze (MGH Fontes 9), Hannover 1960, S. 1-3,
Nr. 1:
Der lateinische Text des "Mainzer Ordo" befindet sich zusammen mit einer Zusammenfassung von Herrn Moring zum Ablauf der Kaiserkrönung sowie einer weiteren Zusammenfassung nach Eichmann im Seminarordner.
Übersetzungsvorschlag:
"Es beginnt der römische Ordo zur Kaiserweihe, wenn er die Krone empfängt:
1. Das Versprechen des Kaisers:
'Im Namen Christi verspreche ich, der Kaiser N., gelobe ich und bringe mich dar vor Gott und dem seligen Apostel Petrus als Schützer und Verteidiger dieser heiligen römischen Kirche in allen Notwendigkeiten[, und zwar], soweit ich dazu durch göttliche Hilfe fähig bin, gemäß meinem Wissen und Können.'
2. Das erste Gebet möge der Bischof vom Castell Albano vor der silbernen Pforte sprechen:
3. 'Gott, in dessen Hand die Herzen der Könige sind', so wie es im Sakramentar festgehalten wird.
4. Das zweite Gebet möge der Boschof von Porto innerhalb der Kirche des seligen Petrus in der Mitte der Rota sprechen:
5. 'Gott, ungeborener Schöpfer der Welt', wie oben bei der Weihe des Königs.
6. Daraufhin sollen sie bis zur Confessio des seligen Petrus gehen, und er soll sich auf die Erde werfen, und der Archidiakon möge die Allerheiligenlitanei anstimmen. Ist diese beendet, salbe ihm der Bischof von Ostia mit dem Exorzistenöl den rechten Arm und zwischen den Schulternblättern und spreche dieses Gebet:
7. 'Herr, allmächtiger Gott, dem alle Macht und Würde gehören, ich bitte Dich in Demut und fordere von Dir inständig mit unterwürfiger Bitte, dass Du diesem Deinem Diener hier den heilsamen Vollzug der kaiserlichen Würde zugestehst, damit ihm die Gegenwärtigen nichts im Gottesdienst vorenthalten, was auf Grund Deiner Vorherbestimmung zu Leitung Deiner heiligen Kirche festgelegt ist, und damit die Zukünftigen keinen Widerspruch leisten, sondern er vielmehr durch die eingehauchte Gabe Deines Heiligen Geistes das ihm unterstellte Volk mit der ausgleichenden Abwägung der Gerechtigkeit leiten kann. Auch soll er Dich immer in allen seinen Werken fürchten. Er soll sich anstrengen, Dir dauernd zu gefallen. Durch den Herrn, in seiner Einheit.'
8. Der Papst aber soll oben vor dem Altar stehen und ihm die Krone mit den Worten auf's Haupt setzen:
9. 'Empfange das Zeichen des Ruhms, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, damit Du, nachdem der alte Feinde geächtet wirden ist und die Berührungen mit allen Lasten abgewehrt worden sind, auf diese Weise den Rechtsspruch und die Gerechtigkeit lieben und barmherzig leben mögest, sodass Du von unserem Herrn Jesus Christus in Gemeinschaft der Heiligen die Krone des ewigen Reiches empfangen mögest. Gott, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."
10. Ebenso [soll] in der Messe für denselben Kaiser [gebetet werden]: 'Gott, aller Königreiche.'"
Westfränkischer Ordo, ebd. S.
3-7, Nr. 2:
"Ebenso die Weihe für den zu salbenden Kaiser gemäß den Abendländern:
1. 'Erhöre, oh Herr, unsere Bitten, und setze Deinen Diener N. zum Herrschen in jenes Kaisertum ein, damit er durch Dich zu herrschen beginnen und Durch Dich das Reich getreu behüten möge. Von [Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen].'
2. Salbung:
'Siehe, allmächtiger Gott, in ernsthaften Erwägungen auf Deinen sehr ehrenwerten Diener N. und, sowie Abraham Isaak und Jakob gesegnet hat, so schenke jenem die Segnungen geistiger Gnade und gieße die ganze Fülle Deiner Macht über ihm aus, damit Du ihm vom Himmelstau und der Fettigkeit der Erde die Überfülle der Frucht und des Weines und des Öls sowie das Übermaß aller Feldfrüchte auf Grund der Gabes göttlichen Geschenkes durch lange Zeiten zuteilen mögest, sodass ihm während seiner Herrschaft Gesundheit des Leibes im Vaterland, unverletztbarer Friede im Königreich und ehrenvolle Würde des königlichen Palastes [zuteil werden mögen und er] im größen Glanz königlicher Macht vor den Augen aller im hellsten Licht erstrahlen und leuchten möge, so als ob sich das hellste Licht strahlendsten Glanz über ihn ergösse. Teile ihm, allmächtiger Gott, dieses zu, damit er in überaus großer Liebe königlicher Milde ein sehr tapferer Verteidiger des Vaterlandes und Tröster der heiligen Kirchen und Klöster sei; er sei auch der Tapferste der Könige [und] der Sieger über die Feinde, damit die Aufständischen und die heidnischen Völker unterworfen werden. Er sei auf Grund der Stärke königlicher Macht ein hinreichender Schrecken für seine Feinde. Den Besten sowie den Vorstehern und Getreuen seines Reiches gegenüber sei er milde und liebenswürdig, fromm und von allen gefürchtet wie geliebt. Die Könige[, die] aus seinen Lenden [hervorgehen,] seien im Verlauf zukünftiger Zeiten damit beauftragt, jenes Reich zu beherrschen. Und sie sollen nach den ehrenhaften und glücklichen Zeiten des gegenwärtigen Lebens die Freuden, in der immerwährenden Seligkeit zu wohnen, empfangen. Von [Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen].'
3. Und der Papst möge die goldene Krone mit diesen Worten auf sein Haupt setzen:
4. 'Empfange die von Gott, dem Herrn, für Dich vorgesehene Krone; besitze sie, behalte sie und habe sie inne, und hinterlasse sie nach Dir in Zukunft Deinen Söhnen mit der Hilfe Gottes zu seinen Ehren.'
5. Es folgt das Gebet:
'Gott, der Vater der ewigen Herrlichkeit, sei Dein Helfer, und der Allmächtige segne Dich. Er möge in allem Deine Bitten erhören und Dein Leben mit der Länge der Tage erfüllen. Den Thron Deines Reiches festige er zuverlässig, und Dein Volk erhalte er in Ewigkeit. Deine Feinde stürze er in Verwirrung, und über Dir möge die Heiligung Christi erblühen, damit der, der Dir auf Erden die Befehlsgewalt/das Kaisertum erteilt hat, dir im Himmel den Lohn überlasse. Der, der lebt [von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen].'
Messe für den Kaiser:
6. 'Gott, Beschützer aller Reiche und des allerchristlichsten Kaisertums, gebe Deinem Diener, unserem Kaiser, den Sieg Deiner Tüchtigkeit wissentlich zu erringen, damit der, der durch Deine Einrichtung Fürst ist, immer durch Deine Gabe mächtig sei. Von [Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen].'
7. Sekreta:
'Empfange, Herr, die Bitten und Opfer Deiner Kirche zum Heil Deines Dieners N., der Dich darum bittet, zum ehrwürdigen Schutz der gläubigen Völker die Wunder Deines Armes zu vollziehen, damit die Feinde des Friedens überwunden werden sollen und die sichere christliche Freiheit Dir dienen möge. Von [Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen].'
8. Die bischöfliche Weihe:
a) 'Gott, der Du die Diener, die Dir versprochen haben zu dienen, in Deinem Namen versammelt hast, gebe den Priestern die Gnade, die Abraham beim Brandopfer, Moses beim Heer, Elias in der Wüste, der langgelockte Samuel im Tempel empfangen haben. Gestehe ihnen die Eintracht zu, die Du den Patriarchen eingehaucht, den Propheten verkündet, den Aposteln überantwortet, den Evangelisten aufgetragen und den Märtyrern reichlich geschenkt hast.'
b) 'Segne, Herr, diesen unseren Fürstehn N., den Du uns zum Heil des Volkes zugestanden hast. Lasse die Jahre zahlreich sein, lasse ihn an heilsamer Kraft des Körpers erblühen und zum erwünschten glücklichen Alter gelangen. Er sei uns die Zuversicht, die Gnade für das Volk zu erwerben, die Aaron im Zelt, Elisäus im Fluss, Ezechias auf den Ruhelager, der sehr alte Zacharias im Tempel empfangen haben.'
c) 'Er sei für uns die Autorität zu herrschen, die Josua in den Feldlagern, Gideon in den Schlachten, Petrus mit dem Schlüssel, Paulus zum Gebrauch in der Lehre empfangen haben. Und so nütze die Hirtensorge für Deine Herde, die Isaak in der Frucht, Jakob in der Herde erhalten haben.'
Antwort: 'Amen.'
'Dass er ihm helfen möge.'
9. Zum Abschluss:
'Gott, der Du zur Verkündigung der
Frohen Botschaft des ewigen Königs das römische Kaisertum
eingerichtet hast, überlasse Deinem Diener, unserem Kaiser, die
himmlischen Waffen, damit der Frieden der Kirchen in keiner Weise durch
den Sturm des Krieges erschüttert werde. Von [Ewigkeit zu
Ewigkeit. Amen].'"
Otto von Freising und Rahewin, Gesta
Frederici II, 34 (FSGA 17, S. 352-355; Übersetzung folgt: edb.,
Adolf Schmidt)
34. Sole orto, transacta iam prima hora, precedente cum cardinalibus et clericis summo pontifice Adriano eiusque adventum in gradibus prestolante, rex castra movens, armatus cum suis per declivum montis Gaudii descendens, ea porta, quam Auream vocant, Leoninam urbem, in qua beati Petri ecclesia sita noscitur, intravit. Videres militem tam armorum splendore fulgentem, tam ordinis integritate decenter incedentem, ut recte de illo dici posset: Terribilis ut castrorum acies ordinata, et illud Machabeorum: Refulsit sol in clipeos aureos, et resplenduerunt montes ab eis. Mox princeps ad gradus ecclesie beati Petri veniens a summo pontifice honorifice susceptus ac usque ad confessionem beati Petri deductus est. Dehinc celebratis ab ipso papa missarum sollempniis, armato stipatus rex milite cum benedictione debita imperii coronam accepit, anno regni sui quarto, mense Iunio, XIIII. Kal. Iulii, cunctis qui aderant cum magna letitia acclamantibus Deumque tam super glorioso facto glorificantibus. Interim a suis pons, qui iuxta castrum Crescentii ab urbe Leonina usque ad ingressum ipsius extenditur Urbis, ne a furente populo celebritatis huius iocunditas interrumpi posset, servabatur. Peractis omnibus imperator cum corona solus equum faleratum insidens, ceteris pedes euntibus, per eandem, qua intrierat, portam ad tabernacula, que ipsis muris adherebant, revertitur, Romano pontifice in palatio quod iuxta ecclesiam habebat remanente.
34. „Nach Sonnenaufgang, als schon die erste Stunde vorüber war, und Papst Hadrian, der mit den Kardinälen und Klerikern vorangezogen war, seine Ankunft auf den Stufen erwartete, brach der König auf und stieg bewaffnet mit seinen Leuten den Abhang des Monte Mario hinab und betrat durch das sogenannte Goldene Tor die Leostadt, in der bekanntlich die Kirche des heiligen Petrus liegt. Da konnte man das Heer so strahlend im Glanz der Waffen, so mustergültig in der Vollkommenheit seiner Ordnung einherziehen sehen, daß man mit Recht von ihm sagen konnte: ‚Schrecklich wie die geordnete Schlachtreihe des Lagers‘, und, wie es bei den Makkabäern heißt: ‚Auf den goldenen Schilden spiegelte sich die Sonne, und die Berge erstrahlten von ihnen.‘ Als dann der König zu den Stufen der Kirche des heiligen Petrus kam, wurde er vom Papst ehrenvoll empfangen und zur Confessio des heiligen Petrus geleitet. Nachdem dann der Papst selbst eine feierliche Messe zelebriert hatte, empfing der König, umgeben von seinem bewaffneten Heer, unter dem gebührenden Segen, die Krone des Reiches, im vierten Jahr seines Königtums, am 18. Juni, während alle Anwesenden mit größter Freude akklamierten und Gott um eines so ruhmvollen Ereignisses willen priesen. Inzwischen wurde die Brücke, die sich bei der Engelsburg von der Leostadt bis zum Eingang in die eigentliche Stadt erstreckt, von seinen Mannen gehütet, damit die Fröhlichkeit dieser Feier nicht von dem wütenden Volke gestört werden konnte. Nachdem alles vollzogen war, bestieg der Kaiser, die Krone auf dem Haupt, als einziger ein prunkvoll geschmücktes Roß, während die anderen zu Fuß gingen, und kehrte durch dasselbe Tor, durch das er eingezogen war, zum Zeltlager zurück, das direkt an den Stadtmauern lag, während der Papst in seinem Palast blieb, der neben der Kirche liegt."
Sitzung vom 4.02.2002 (1. Teil)
Bitte lesen Sie nachfolgende Texte unter den üblichen Fragen, also: Welche Rituale ? Welche Rituale sind typisch für das Kaisertum ?
Der letzte Abschnitt des lateinischen Textes wird von Frau Schumacher noch nachgereicht.
Papst und Kaiser schließen Frieden (Venedig 1177)
Romoaldi Annales 1177 = Romualdi Salernitani Chronicon, hg. von C.A. Garufi, in: L.A. Muratori, Rerum Italicarum Scriptores VII 1, Città di Castello ²1935, S. 284-288, 290?.
Sequenti uero die dominica, octaua scilicet die stante mensis
Iulii, in uigiliis beati Iacobi. papa cognito imperatoris aduentu,
galeas ingressus cum lIuntiis regis et magna Lombardorum ac populi
multitudine, ad ecclesiam sancti Marci summo mane deuotus accessit, et
Hubaldum Hostiensem et W[illelmum] Portuensem et Malfridum Penestrinum
episcopos et quosdam de cardinalibus ad imperatorem transmisit. Qui uenientes, ipsum et suos ab excommunicatjonis uinculo
absolverunt. Christianus autem cancellarius procedens in publico tactis
sacrosanctis euangeliis, ait: ‚Ut omnes euidenter agnoscant, me esse
nomine et opere christianum, Octauianum Cremensem et Iohannem de Struma
cum suis complicibus prorsus abiuro, et Alexandrum et successores eius
in catholicum papam recipio.' Et alii prelati ecclesiarum similiter
iurauerunt.
Dux autem Uenetie, cognito quod imperator ab
excommunicationis esset nexibus absolutus, cum patriarcha et magna
cleri ac populi et nauium multitudine usque ad ecclesiam sancti Nicolai
illi obuiam uenit, quem in naui sua recipiens, usque ad litus Sancti
Marcj satis honorifice et pompose deduxit. Imperator autem de naui
descendens, simul cum duce, patriarcha et episcopis suis, et clero et
populo Uenetie, ipsum cum uexil1is et crucibus processiona1iter
precedente, usque ad ecclesiam sancti Marci, ante cuius atrium
Alexander papa cum episcopis suis et cardinalibus, cum patriarcha
Aquileie, archiepiscopis et episcopis Lombardie, ecclesiastico more
ornatis, honorifice residebat, pedes accessit.
Cumque ad papam appropiasset, tactus diuino
spiritu, Deum in Alexandro uenerans, imperiali dignitate postposita,
reiecto pallio ad pedes pape totum se extenso corpore inclinauit. Quem Alexander papa cum lacrymis benigne eleuans, recepit in
osculo et benedictione, moxque a Teotonicis ‚Te Deum laudamus' est
excelsa uoce cantatum. Imperator
autem apprehensa pape dextera, ipsum in ecclesiam introduxit, et
accepta ab illo benedictione ad palatium ducis cum suis rediit. Papa
uero cum cardinalibus et nuntiis regis iterum ad suum hospitium rediit.
In uesperis autem imperator per nuntios suos papam satis affectuose
rogauit, ut si ei placeret, sequenti die, in festo scilicet beati
Iacobi, sancti Marci missarum solemnia celebraret; desiderabat enim ab
ore eius diuina officia supplex et deuotus audire. Cuius petitioni papa
assensum benignus accommodans, summo mane cum cardinalibus ad sancti
Marci ecclesiam uenit. Cuius uestiarium ingressus, cum patriarchis,
archiepiscopis et episcopis et cardinalibus honorifice satis et
ecclesiastice se induit, et ad celebranda diuina missarum solemnia
preparauit. Imperator autem, ut humilitatem, quam corde conceperat,
opere demonstraret, sumto stratoris officio, pallium deposuit, manu
uirgam accepit, laycos de choro expulit et pape ad altare solemniter et
processionaliter uenienti uiam tamquam ostiarius preparauit. Dehinc in choro cum archiepiscopis, episcopis et clericis
Alamannie remanens, quibus eo die cantandi iniunctum erat officium,
missam domini pape deuote satis et humiliter audiebat.
Cumque dicto euangelio papa ascendisset pulpitum,
ut alloqueretur populum, imperator accedens propius, cepit uerba eius
attentius auscultare. Cuius deuotionem papa diligenter attendens,
uerba, que ipse litteratorie proferebat, fecit per patriarcham Aquileie
in lingua Teotonica euidenter expol1i. Finito autem sermone, et ‚Credo
in unum Deum' solemniter decantato, imperator cum suis principibus ad
pedes pape deuotus accessit et obtulit. Finita autem missa, cum papa ad
suum palatium uellet redire, imperator dexteram eius accipiens, eum
usque ad portas ecclesie satis honeste deduxit. Cumque equum suum album
de more uellet ascendere, imperator ex alia parte accedens, streuam
eius tenuit, et postquam equum ascendit, ipsum aliquantulum stratoris
more per freni lora deduxit, quem papa benedicens, ad hospitium redire
permisit. Ipse uero, clero et populo illum precedente, usque ad mare
descendit. Dehinc galeas ingressus, ad palatium suum cum gloria est et
honore reuersus.
Uenientibus autem proximis Kalendis Augusti,
imperator cum archiepiscopis et episcopis et reliquis principibus suis
et magna populi multitudine ad patriarche palatium, in quo papa erat
hospitatus, accessit. In cuius palatii aula longa satis et spatiosa,
papa in eminentiori loco positus in faldestolio suo resedit, et
episcopis suis et cardinalibus hinc inde circumstantibus, imperatorem
quidem in sua dextera supra episcopos et presbyteros cardinales,
Romoaldum uero Salernitanum archiepiscopum in sinistra supra diacones
cardinales residere precepit. Facto itaque silentio, sic est papa
Alexander exorsus: ‚Hec est', inquit, ‚dies, fratres carissimi, quam fecit Dominus; exultemus et letemur in ea, quia hic
filius noster Romanorum imperator illustris mortuus fuerat et reuixit,
perierat et inuentus est. Nam postquam cordi eius superne radius
claritatis illuxit, totius falsitatis depulsa caligine, de errore ad
ueritatem rediit, de tenebris ad lumen transiit, de scismate ad
unitatem accessit et ad caulas matris ecclesie tamquam ouis erratica
repedauit. Exultet igitur fidelium uotiua religio, quia hodie pater
iuniorem recepit filium, catholicum principem Romanum recuperauit
imperium, mater ecclesia suum euaginatum in uagina conuertit gladium,
nauis piscatoris egregii, que culpis exigentibus, aduersitatum turbine
pene demersa iam fuerat, nunc procellis cessantibus, ad litus solidum
et uere quietis portum illesa peruenit. Ecclesie sue preces pro bono
pacis frequenter effusas Dei filius clementer audiuit, et eam cum suo
principe in pace et concordia collocauit. Inde est, quod, destructis
adversitatibus et erroribus uniuersis, secura iam pace fruitur, et
iucunda securitate letatur. Cesset igitur antiqua discordia, finem
accipiat inueterata malitia, una fides, unus dominus, una sit et
ecclesia. Scisma in unitatem transeat
et diuisio ad caritatem accedat. Omnis iam ad pacem ecclesia redeat, et
ad matris sue gremium filiorum numerositas gratiosa recurrat. Sit Deo
gloria in altissimis et in terra pax hominibus bone uoluntatis. Et quia
nos imperatoris nostri pium animum et benignam agnoscimus uoluntatem,
eum intra nostre mansuetudinis brachia tamquam karissimum filium
benignius amplexamur et tam ipsum quam uxorem et eius filium in
catholicos principes paterno affectu recipimus et ipsis honorem debitum
impendere procuramus; Deum et apostolos nostros affectuose rogantes, ut
ipsos ecclesie sue seruent incolumes et per longa tempora custodiant
defensores.'
Postquam papa loqui desiit, imperator,
deposito pallio, de suo faldestolio surgens, cepit in lingua teotonica
concionari, Christiano cancellario uerba sua uulgariter exponente. Ait
ergo: ‚Maiestati nostre satis gratum residet et acceptum, quod Deus
omnipotens, cuius manu principu:n corda tractantur, cuius arbitrio
eorum uoluntates et consilia diriguntur, nostre conscientie puritatem
attendens, ex diuersis mundi partibus uiros prouidos et discretos huic
curie uoluit interesse, ut ipsi errorem nostrum et conuersionem nobis
referentibus manifeste cognoscerent, dehinc ad propria redeuntes,
deuotionem nostram, quam erga Dei ecclesiam gerimus, publice
predicarent. Totus igitur mundus
euidenter agnoscat, quod licet nos Romani imperii dignitate et gloria
fulgeamus, tamen a nobis humane conditionis proprium dignitas Romana
non abstulit, nec ignorantie uitium maiestas imperialis exclusit. Nam
suggestione prauorum hominum ignorantie fuimus tenebris inuoluti et per
uiam ueritatis credentes incedere, extra iustitie semitas nos
inuenimus. Ecce enim Dei ecclesiam, quam credebamus defendere,
impugnauimus, et quam sperabamus extollere pene destruximus. Occasione
domini nostri Iesu Christi tunica inconsutilis est diuisa, et quantum
in nobis fuit, per ereses et scismata uiolata. Decepit nos cause
meritum et color negotii a perturbauit, quia dum in facto ecclesie
potius uirtutem potentie quam rationem iustitie uolmus exercere,
constat nos in errorem merito deuenisse. Iustitia enim fortitudinem
respuit, equitas uiolentiam non admittit. Sicque factum est, quod ille,
qui humilia respicit et alta a longe agnoscit, potentiam nostram et
aduerse partis humilitatem consderans more suo potentes de sede
deposuit, et humiles exaltauit. Sed quia diuina clementia nos ad
correctionem nostram ad tempus errare uoluit, sed deuiare in perpetuum
non permisit: uniuersa hec fidelium turba cognoscat, quod nos de
cetero, errore totius falsitatis abiecto, ad ueritatem conuertimur, de
scismate ad unitatem redimus et ad gremium matris nostre sacrosancte
Romane ecclesie gratanter accedimus, dominum Alexandrum, qui est in
presentiarum, et successores eius in catholicum papam recipimus et ipsi
tamquam patri debitam reuerentiam exhibere proponimus. Pacem nostram
ecclesie, illustri regi Sicilie et Lombardis, sicut inter nos ordinatum
est et dispositum, reddimus.
Imperator uerba finierat. Cumque in laudem eius
qui aderant acclamassent, iterum facto silentio, sancta Dei euangelia
cum sanctorum reliquiis et cruce de ligno Domini sunt producta in
medium. Mandante itaque imperatore, comes Henricus de Diessa in anima
imperatoris iurauit, quod ipse pacem ecclesie et imperii, pacem regis
Sicilie usque ad annos quindecim et treuguas Lombardorum usque ad annos
sex, sicut per mediatores hinc inde tractatum et scriptum fuerat, bona
fide, sine fraude et malo ingenio firmiter obseruaret, et Henricum
regem filium suum id ipsum iurare faceret et seruare. Dehinc duodecim
principes imperii, tam ecclesiastici quam seculares, tactis
sacrosanctis euangeliis, modo simili iurauerunt. Protinus Romoaldus
Salernitanus archiepiscopus surgens, per eadem euangelia iurauit, quod
postquam imperator nuntios suos propter hoc ad regem in Siciliam
miserit, rex infra duorurn mensium spatium per aliquem principum suorum
de obseruanda imperatori pace usque ad annos quindecim in anima sua
iurare faciet, et decem principes suos iuramentum ueri simile faciet
exhibere. Comes etiam Roggerius, sicut archiepiscopus fecerat, id ipsum
manu sua iurauit. Dehinc rectores Lombardie, qui ibi aderant,
iurauerunt, quod usque ad sex annos bona fide et sine fraude treuguas
imperatori obseruarent, sicut inter eos tractatum et dispositum erat,
et quod per singu1as ciuitates consules et nobiles ciuitatum id ipsum
iurare facerent. Quo facto, illius diei curia est soluta, et tam
imperator quam reliqui cum gaudio et letitia ad sua hospitia sunt
reuersi.
[Text zum 14. August 1177 fehlt noch.]
Übersetzung: Geschichte in Quellen, Bd. 2, bearb. von Wolfgang Lautemann, München 1975, S. 437-439 (durch M.-L. Heckmann ergänzte und verbesserte Übersetzung von J. Bühler):
„Am folgenden Tag, am Sonntag, dem 24. Juli, bestieg der Papst, nachdem er von der Ankunft des Kaisers gehört hatte, eine Galeere und kam am frühen Morgen mit den Gesandten des Königs [von Sizilien] und einer großen Menge Lombarden und Volkes zum Sankt Markusdom. Er schickte nun einige Kardinäle zum Kaiser, die ihn und die seinen vom Kirchenbann lösten. Als der Doge von Venedig hörte, der Kaiser sei vom Kirchenbanne losgesprochen, eilte er ihm mit dem Patriarchen und vielen Klerikern und Laien bis zur Kirche des heiligen Nikolaus entgegen, nahm den Kaiser in sein Schiff auf und brachte ihn höchst ehrvoll an das Ufer von Sankt Markus. Nachdem der Kaiser das Schiff verlassen hatte, zogen ihm der Doge, der Patriarch mit seinen Bischöfen sowie Klerus und Volke von Venedig mit Fahnen und Kreuzen voraus bis zum Markusdome. An diesem Eingang erwartete ihn Papst Alexander sitzend mit seinen Bischöfen und Kardinälen. Der Kanzler Christian aber kam nach vorne und sprach, indem er öffentlich auf die hochheiligen Evangelien geschworen hatte: ‚Damit alle es offenkundig erkennen, ich bin dem Namen und dem Werk nach ein Christ, ich schwöre Okatavian von Crema [= Viktor IV.] und Johannes von Struma [= Calixt III.] mit ihren Komplizen mit einem Wort ab und erkenne Alexander [III.] und seine Nachfolger als katholischen Papst an.' Und die übrigen Prälaten der Kirchen schworen auf ähnliche Weise.
Kaum aber, als der Venezier gehört hatte, dass der Kaiser von den Schlingen der Exkommunikation befreit war, kam er mit dem Patriarchen und einer großen Menge des Klerus und des Volkes und von Schiffen ihm bis hin zur Kirche St. Nikolaus entgegen, empfing ihn auf seinem Schiff, und begleitete ihn ehrenvoll genug und mit mit viel Aufwand zum Strand von St. Markus. Der Kaiser aber kam zusammen mit dem Dogen, dem Patriarchen und seinen Bischöfen von seinem Schiff herab. Er schritt - indem ihm das Volk und der Klerus von Venedig mit Fahnen und Kreuzen voranzog, bis zur Kirche von St. Markus. Vor dem Atrium [des Markusdoms], wo er ihn ehrenvoll erwartete, ging ihm Papst Alexander mzusammen it seinen Bischöfen und Kardinälen, mit dem Patriarchen von Aquilaja, den Erzbischöfen und Bischöfen der Lombardei, alle nach kirchlicher Art geschmückt, zu Fuß entgegen.
Den Kaiser packte Gottes Geist, als er sich dem Papste näherte. Er ehrte Gott in Alexander, vergaß seiner kaiserlichen Würde, legte seinen Mantel ab, warf sich ausgestreckt dem Papst zu Füßen. Unter Tränen hob ihn dieser huldvoll auf, küsste und segnete ihn, worauf die Deutschen mit lauter Stimme das ‚Tedeum' sangen. Nun ergriff der Kaiser die Rechte des Papstes, führte ihn in die Kirche, und nachdem er von ihm gesegnet worden war, begab er sich mit den Seinen in den Palast des Dogen. Der Papst aber bestieg mit den Kardinälen und sizilianischen Gesandten wieder die Galeeren und kehrte in seine Herberge zurück. Am Abend ließ der Kaiser den Papst durch Boten inständig bitten, am folgenden Tag, dem Fest des heiligen Jakob, im Sankt Markusdom, das Hochamt abzuhalten. Der Kaiser sehnte sich nämlich demütig und fromm, dem Gottesdienste des Papstes beizuwohnen. Dieser erfüllte gütig den Wunsch des Kaisers. Am frühen Morgen begab sich Papst Alexander in den Markusdom, in dessen Sakristei er sich mit den Patriarchen, Ezbischöfen, Bischöfen und Kardinälen für den Gottesdienst ankleidete und vorbereitete. Um die Demut, die sein Herz ergriffen hatte, nach außen zu zeigen, übernahm der Kaiser das Amt des Marschalls, legte seinen Mantel ab, ergriff eine Rute, trieb die Laien aus dem Chore und schaffte wie ein Türhüter freien Weg für den Papst, der in feierlicher Prozession zum Altare schritt. Hierauf nahm der Kaiser im Chore mit den deutschen Erzbischöfen, Bischöfen und Klerikern, die an diesem Tage beim Gottesdienst zu singen hatten, Platz und wohnte fromm und demütig der Messe des Papstes bei.
Nachdem er das Evangelium gesungen hatte, bestieg der Papst zu einer Ansprache den Predigtstuhl. Der Kaiser trat näher heran und hörte dem Papste aufmerksam zu. Als dieser den Kaiser so voll Andacht sah, ließ er seine lateinische Ansprache durch den Patriarchen von Aquileja verdeutschen. Nach der Predigt und der feierlichen Rezitation des Credo nahm sich der Kaiser mit den Fürsten den Füßen des Papstes und überreichte seine Opfergaben. Als der Papst nach der Messe in seinen Palast zurückkehrte, ergriff der Kaiser seine Rechte und geleitet ihn ehrenvoll bis zur Kirchentüre, und als hier der Papst wie üblich seinen Schimmel besteigen wollte, trat der Kaiser von der anderen Seite herzu und hielt ihm den Steigbügel. Nachdem der Papst auf seinem Pferde saß, führte es der Kaiser wie ein Marschall ein Stück des Weges, bis ihn der Papst segnete und in seine Herberge ritt. Er aber ging, indem ihm der Klerus und das Volk voranschritten, bis zum Meer hinab. Daraufhin bestieg er die Galeere und kehrte mit Freude und Ehre zurück..
Am 1. August ging der Kaiser mit seinen Erzbischöfen und Bischöfen sowie seinen übrigen Fürsten und einer großen Menge Volkes zum Patriarchenpalast, in dem der Papst Herberge bezogen hatte, hin. In diesem Palast gab es eine ausreichend lange und breite Halle. Der Papst saß in bedeutender Höhe, umgegen von seinen Bischöfen und Kardinälen, auf seinem Faltstuhl. Er befahl, dass der Kaiser zu seiner Rechten oberhalb der Kardinalbischöfe und -priester siten sollte, Romuald aber, der Erzbischof von Salerno, sollte zu seiner Linken den Kardinaldiakonen präsidieren. Nachdem Stille eingekehrt war, begann Papst Alexander laut zu sprechen: ‚Dieses ist', sagte er, ‚geliebte Brüder, der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns uns erheben und an ihm freuen, weil dieser unser Sohn, der berühmte Kaiser der Römer, tot war und wieder erstanden ist, verloren gegangen war und wieder aufgefunden worden ist. Denn nachdem der Strahl höchsten Glanzes sein Herz erleuchtet hat, ist er dem Dunst der Falschheit entkommen, ist er vom Irrtum zur Wahrheit zurückgekehrt, aus den Finsternissen zum Licht hinaufgestiegen, von der Spaltung zur Einheit vorangeschritten und in die Gehege der Mutter Kirche wie ein verirrtes Schaf heimgekehrt. Es möge also die gelobte Frömmigkeit jubeln, weil heute der Vater den jüngeren Sohn empfangen, der katholische römische Fürst das Kaisertum zurückgewonnen, die Mutter Kirche das gezückte Schwert wieder in die Scheide gesteckt hat, das Schiff des ehrenvollen Fischers, das zusammen mit den mit Schuld Beladenen im Sturm der Missgeschicke beinahe untergegangen wäre, nun aber mit mit denen aus den Stürmen Entkommenden unverletzt zum beständigen Ufer und zum Hafen wahrer Ruhe gelangt ist. Die Bitten seiner Kirche um das Gut des Friedens, welche inständig vergossen wurden, hat Sohn Gottes milde erhört und diese [die Kirche] mit ihrem Fürsten in Frieden und Eintracht vereint. Daher kommt es, dass er, nachdem die Missgeschicke und alle Irrtümer beseitigt worden sind, den sicheren Frieden bereits genießt und sich in angenehmer Sicherheit erfreut.Die alte Zwietracht hat also geendet, die eingewurzelte Bosheit hat ein Ende erreicht, es bleibe ein Glauben, ein Herr und eine Kirche. Die Spaltung gehe in Einheit über und die Trennung schreite zur Liebe fort. Die gesamte Kirche möge bereits zum Frieden zurückkehren, und die große gefällige Menge der Söhne soll in den Schoß ihrer Mutter zurückeilen. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die seines Willens sind. Weil wir den frommen Sinn und den guten Willen unseres Kaisers erkannt haben, empfangen wir ihn mit den Armen unserer Huld als unseren teuersten Sohn mit besonderem Wohlwollen, erkennen ihn selbst, seine Gemahlin und seinen Sohn als katholische Fürsten an, schenken ihnen unsere fürstliche Liebe und lassen ihnen die schuldige Ehre erweisen. Inständig flehen wir zu Gott und unseren Aposteln, daß sie sie ihrer Kirche bewahren und als deren Schirmherren lange Zeit erhalten mögen.'
Hierauf legte der Kaiser seinen Mantel ab, erhob sich von seinem Stuhle und hielt eine deutsche Ansprache, die der Kanzler Christian ins Lateinisch übersetzte. Diese lautete: ‚Unserer Majestät ist es höchst willkommen, daß Gott der Allmächtige, der der Fürsten Pläne und willen lenkt, in Ansehen unseren Gewissens weise und erfahrene Männer aus so verschiedenen Teilen der Welt bei dieser Tagung zugegen sein läßt. Sie werden dann, wenn sie aus unserem Munde unserer irren und unserer Umkehr in aller Klarheit erkannt haben, nach ihrer Heimkehr von unserer Ergebenheit gegen die Kirche Gottes öffentlich Zeugnis ablegen. Alle Welt möge also wissen, daß wenn uns auch der Glanz und Ruhm der römischen Kaiserwürde umstrahlt wir trotz dieser Würde ein Mensch geblieben sind und die kaiserliche Majestät ein Irren von unserer Seite her nicht ausgeschlossen hat. Denn durch die Überredung der kleinen Leute sind wir von den Nebeln der Unkenntnis umhüllt worden und, indem wir glaubten, auf dem Weg der Wahrheit voranzuschreiten, fanden wir uns auf den Pfaden jenseits der Gerechtigkeit wieder. Sehe nämlich, wir haben die Kirche Gottes, die wir zu vereidigen glaubten, bekämpft, und die wir zu erheben hofften, beinahe zerstört. Bei der Gelegeneheit ist die Tunika unseres Herrn Jesus Christus auf unüberlegte Weise zerrissen und - soweit es uns betrifft - durch Häresien und Spaltungen verwundet worden. Wir haben uns auf Grund von Verdiensten getäuscht und die Farbe des Geschäfts hat uns verwirrt, weil - während wir am Werk der Kirche mehr die Kraft der Macht als die Ursache der Gerechtigkeit haben vergrößern wollen - es feststeht, dass wir am Verdienst dem Irrtum verfallen sind. Die Gerechtigkeit verachtete nämlich die Stärke, die Gleichheit lässt keine gewalt zu. Und so ist es geschehen, dass jener, der auf die Niedrigkeit schaut und die Höhe von weitem missachtet, unsere Macht und unsere Demut ihm gegenüber erkennt, auf seine Weise die Mächtigen vom Thron stößt und die Niedrigen erhöht. Weil aber die göttliche Milde vorgesehen hat, dass wir zu unserer Verbesserung eine Zeit lang irren, aber nicht will, dass wir auf ewig vom Weg abkommen, daher soll die gesamte Menge der hier versammelten Gläubigen erkennen, dass wir im übrigen vom Irrtum der ganzen Falschheit abgekommen sind und zur Wahrheit zurückkehren, dass wir von der Spaltung zur Einheit zurückkommen und mit Freuden in den Schoß unserer Mutter, der hochheiligen römischen Kirche, zurückeilen, dass wir den hier anwesenden Herrn Papst Alexander und seine Nachfolger als katholischen Papst anerkennen und ihm wie einem Vater die schuldige Ehrerbietung leisten. Wir geben der Kirche, dem erleuchten König von Sizilien und den Lombarden, wie unter uns vereinbart, wieder unseren Frieden.'
Der Kaiser schwieg. Alle Anwesenden brachen in laute Lobrufe auf ihn aus. Als wieder Stille eingetreten war, brachte man die heiligen Evangelien Gottes mit Heiligenreliquien und einem Kreuze vom Holze des Kreuzes Jesu mitten in die Versammlung. Im Auftrage des Kaisers schwor dann der Graf Heinrich von Diez auf die Seele des Kaisers, daß dieser zwischen Reich und Kirche und dem König von Sizilien fünfzehn Jahre Frieden und mit den Lombarden einen Waffenstillstand von sechs Jahren halten werde, wie es auf beiden Seiten durch die Vermittler ausgemacht worden war, und zwar in guter Treue, ohne Lug und Trug und daß er seine Sohn, König Heinrich, den gleichen Eid werde ablegen und halten lassen. Hierauf schworen zwölf Reichsfürsten, sowohl kirchliche wie weltliche, auf ähnliche Weise auf die Evangelien. Fernerhin erhob sich Romuald, der Erzbischof von Salerno und schwor auf dieselben Evangelien, dass der König von Sizilien, nachdem der Kaiser seine Boten deswegen zu ihm geschickt habe, innerhalb von zwölf Monaten veranlassen werde, dass einer seiner Fürsten bei seiner Seele schwören werde, den mit dem Kaiser für fünfzehn Jahre vereinbarten Frieden einzuhalten. Und zehn seiner Fürsten legten einen ähnlichen Wahrheitsschwur ab. Graf Roger schwor einen ähnlichen Schwur in seine Hand, wie der Erzbischof abgelegt hatte. Hierauf schworen die Rektoren der Lombardei, die zugegen waren, dass sie die Treugas des Kaisers für sechs Jahre guten Glaubens und ohne Betrug beachten würden, sowie es zwischen ihnen verhandelt und vereinbart worden sei, und dass sie die Konsuln in den einzelnen Städten und das Patriziat der Städte veranlassen würden, dasselbe zu beschwören. Damit war die Versammlung des Tages aufgelöst. Und der Kaiser wie die übrigen kehrten mit Freude und Jubel zu ihren Unterkünften zurück.
(...) An der Vigil von Maria Himmelfahrt, die in diesem Jahr auf
einen Sonntag fiel [also am 14. August 1177], begab sich Papst
Alexander mit seinen Bischöfen und Kardinälen sowie mit den
Patriarchen, Bischöfen und Erzbischöfen und Äbten von
Deutschland, der Lombardei und Tuszien, mit dem Dogen von Venedig und
dem Kaiser, den Gesandten des sizilianischen Königs und einer
großen Menge des Volkes in den Markusdom und hielt hier eine
große Versammlung ab. Nach der Verrichtung der Gebete, der
Litanei ließ der Papst dem Kaiser, den Klerikern und Laien
brennend Kerzen überreichen. Dann verkündete er mit diesen
Worten die Bannsentenz: ‚Wir bannen im Namen Gottes, des
Allmächtigen, der heiligen, immerdar jungfräulichen Maria,
der heiligen Apostel Petrus und Paulus und aller heiligen und trennen
vom Schoße der Mutter Kirche alle Personen, sowie Kleriker und
Laien, die den Frieden der soeben zwischen der Kirche und dem Reiche
geschlossen wurde, sowie den auf 15 Jahre mit dem König von
Sizilien geschlossenen Frieden und die sechsjährige Waffenruhe mit
den Lombarden zu verhindern oder zu stören wagen. Und wie diese
Kerzen ausgelöscht werden, so sollen deren Seelen der ewigen
Anschauung Gottes beraubt werden.' Nun wurden die Kerzen zu Boden
geworfen und ausgelöscht und der Kaiser rief mit allen
übrigen laut: ‚So geschehe es, so geschehe es."
Der Friedensvertrag von Venedig 1177: MGH Const.
1, S. 373 f., Nr. 273.
Weitere Quellen:
Chronica Rogerii de Hoveden, Pars posterior, hg. von W. Stubbs (Rerum Britannicarum medii aevi Scriptores 51, 2), London 1869, S. 137-143.
Gesta regis Henrici secundi Benedicti abbatis, hg. von W. Stubbs (ebd. 49, 1), London 1867, S. 183-190.
Gervase of Canterbury, The Chronicle of the
Reigns of Stephen, Henry II, and Richard I, hg. von W. Stubbs (ebd. 73,
1), London 1879, S. 265-269.
Liber Pontificalis 2, hg. von Louis Duchesne, Paris
²1955, S. 439-441.
MGH Const. 1, S. 582 f., Nr. 406.
MGH Const. 1, S. 365-368, Nr. 261-266.
De Pace Veneta Relatio, S. 31 f. (?)
Literatur:
Laudage, Johannes, Alexander III. und Friedrich Barbarossa (Beihefte zu J.F. Böhmer, Regesta Imperii 16), Köln-Weimar-Wien 1997.
Ders., Gewinner und Verlierer des Friedens von Venedig (1177), in: FS für Odilo Engels zum 75. Geburtstag, im Druck.
Schreiner, Klaus, Vom geschichtlichen Ereignis zum historischen
Exempel. Eine denkwürdige Begegnung zwischen Kaiser Friedrich
Barbarossa und Papst Alexander III. in Venedig 1177 und ihre Folgen in
Geschichtsschreibung, Literatur und Kunst (Mittelalter-Rezeption. Ein
Symposion, hg. von Wapnewski, Peter = Germanistische Symposien 6,
Stuttgart 1986, S. 145-176).
Sitzung vom 4.02.2002 (2. Teil)
Heinz Thomas, Ein zeitgenössisches
Memorandum zum Staatsbesuch Kaiser Karls IV. in Paris, in: Zwischen
Saar und Mosel. FS für Hans-Walter Herrmann zum 65. Geburtstag,
hg. von Wolfgang Haubrichs, Wolfgang Laufer und Reinhard Schneider (=
Veröffentlichungen der Kommission für Saarländische
Landesgeschichte und Volksforschung 24), Saarbrücken 1995, S.
99-119, bes. S. 116-118.
Memoire comment l'empereur entra a Paris, et fu
le lundi IIIIe iour de Januier, l'an sexante dix et sept.
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Memorandum über den Paris-Besuch des Kaisers von Montag, dem 4.
Januar 1378, bis Mittwoch, den 6. Januar 1378:
(1) Am Montag besucht der Kaiser St. Denis zur Messe. Nachdem er aus einem Kelch getrunken hat, wird er auf eine Liege gelegt, die ihm die Königin bestellt hat.
(2) 2000 bis 2200 Bürger der Stadt Paris reiten dem Kaiser entgegen, um ihn willkommen zu heißen. Alle sind gleich gekleidet, mit Kleidung aus feinem Tuch, die eine Seite weiß, die andere dunkelrot.
(3) Die meisten von ihnen tragen prächtige Barette.
(4) Dann reiten ihm 120 Unteroffiziere entgegen. Jeder von ihnen ist prächtig und würdig gekleidet. Sie reihen sich in nobler Ordnung auf und begleiten den Kaiser zu Pferd bis in die Nähe von Saint Denis. Hinter ihnen reiten die Herzöge von Burgund, Berry, Bourbon und Bar sowie weitere Barone, die hier nicht weiter genannt werden sollen, und ein jeder ist schön und würdig livriert.
(5) Als der Kaiser St. Denis verlässt, kehren die Barone nach Paris zurück. Währenddessen geleiten die Bürger den Kaiser bis nach La Chapelle und reihen sich dann nach dem Verlassen des Ortes auf dem Feld in Schlachtordnung auf. In La Chapelle steigt der Kaiser von der Liege herab und auf ein schwarzes Pferd. Die Prinzen [von Geblüt] machen sich dann erneut auf den Weg zum Kaiser, der König folgt ihnen und begegnet dem Kaiser zwischen La Chapelle und Paris. Bei ihrer Begegnung zieht der König seinen Hut, der Kaiser seine (Pelz-)Mütze, die er auf dem Kopf trägt. Nach der gegenseitigen Begrüßung reiten beide, einer neben dem anderen, in Richtung Paris und ziehen so auch in die Stadt ein. Vom Tor an führen die Herren Charles du Poitiers und Bureau de la Rivière den Kaiser am Zügel bis zum Palais [dem Louvre], während die Herren Adam de Galonquet und Guillaume des Bordes den König geleiten. Vor diesen gehen der Herr von Coucy und mehrere andere Ritter, die den Weg frei machen, wie es der König angeordnet hat. Hinter dem Kaiser und dem König von Frankreich reiten der König von Böhmen [Karls IV. Sohn Wenzel], der Herzog von Brabant, die Brüder des Königs sowie die Prinzen und Barone. Danach folgen die Soldaten des Königs mit großen Schilden in der Hand. Diese gehen auf Anordnung zu Fuß, damit das Volk Kaiser und König sehen kann. So reiten sie bis in den Palast.
(6) An diesem Tag isst der Kaiser nicht im Saal, aber der König diniert mit den Baronen von Böhmen und Deutschland, die mit dem Kaiser gekommen sind, und allen Baronen, die sich gerade in Frankreich aufhalten. Es gibt ein Dinner in drei Gängen, beginnend mit einer deutschen Suppe. Es gibt eine Menge prächtiger Speisen (s. Quelle).
(7) (...) Am ersten Tisch des Saales sitzen der Bischof von Paris, der Bischof von Brandenburg, der König von Frankreich, der König von Böhmen, der Herzog von Berry, der Herzog von Burgund, der Herzog von Sachsen-Lüneburg, der Herzog von Bourbon und der Herzog von Bar.
(8) Zum Nachtessen im großen Saal des Palastes sitzt der König an einem großen Marmortisch mit den Prinzen, mit denen er auch diniert hatte sowie weiteren Herren, die gemäß ihrem Rang sitzen.
(9) Danach folgt der erste Gang des Soupers (Speisefolge s. Quelle).
(10) Der zweite Gang des Soupers mit Speisefolge (Speisefolge s. Quelle).
(11) Der dritte Gang des Soupers mit Speisefolge (Speisefolge s. Quelle).
(12) Am nächsten Tag, dem Ephaniastag, folgt ein Dinner, an dem auch der Kaiser teilnimmt. Am ersten Tisch sitzen der Erzbischof von Reims, der Kaiser, der König von Frankreich, der König von Böhmen, der Bischof von Brandenburg, der Bischof von Paris und der Bischof von Beauvais.
(13) Am zweiten Tisch sitzen der Herzog von Sachsen, der Thronfolger, der Herzog von Berry, der Herzog von Brabant, der Herzog von Burgund, der Sohn des Königs von Navarra, der Herzog von Bar, der Herzog von Brieg und der Kanzler des Kaisers.
(14) Die Speisefolge in drei Gängen (s. Quelle).
(15) Dann gibt es ein Zwischenspiel, ein Stück von der Eroberung Jerusalems durch Gottfried von Bouillon und seine Gefährten. Vor dem Kaiser wird ein großes Schloss aufgebaut, das die Stadt Jerusalem symbolisiert. Es ist 24 Fuß lang und zwölf Fuß breit. Vor ihm befinden sich Sarazenen, die das Schloss beobachten. Dann erblickt man eine große Barke, in welcher sich Gottfried von Bouillon und seine sieben Gefährten befinden. Die Barke ist höher als ein Mann. Sie kommt so hereingefahren, dass niemand sie vor dem Schloss erblicken kann, welches ja mit Jerusalem verglichen wird, und erst als sie das Schloss erreicht, wundern sich alle und versuchen die Stadt zu erobern. Daraufhin wird mit den Sarazenen verhandelt, ob diese die Stadt übergeben wollen. Nach den Verhandlungen erobern die sieben Tapferen das genannte Schloss, welches ja für Jerusalem steht, die Sarazenen aber verteidigen sich heftig und anständig. Sie straucheln auf Grund der harten Hand Gottfrieds von Bouillon und fallen, nachdem diese hochgeklettert sind, von den Zinnen zu Boden. Gottfried und seine Gefährten werfen sie immer wieder in den Schmutz. Es dauert lange, bis die Sarazenen ihre Fahne an Gottfried und die sieben Tapferen verlieren.
(Zusammenfassung von Kai Hoffmann und Marie-Luise Heckmann)