Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Biblische GeschichtenFür die Jugend bearbeitet
II. Theil
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61.Der Mohr.
Zur nämlichen Zeit taufte Philippus auch einen Mohren, den Schatzmeister der Königin Kandaces aus Mohrenland. Denn Christus will allen Menschen ein Heiland seyn. Der Mohr kam dem Heiland auf halbem Weg entgegen, doch wußte er es nicht. Er war nach Jerusalem gekommen, daß er daselbst betete in dem Tempel. Er war schon wieder auf dem Heimweg, aber Gott ließ ihn, so zu sagen, nimmer aus den Augen. Er schickte ihm den Philippus zu. Der Mohr fuhr langsam auf seinem Wagen und las in dem Buch des Propheten Jesaias einen schweren Spruch von einem, der sich geduldig wie ein Lamm habe martern und tödten lassen. Sein Leben sey von der Erde hinweggenommen. Aber niemand vermöge die Dauer desselbigen auszusprechen. Philippus redete den Mohren an, ob er auch verstehe, was er lese. Manche Menschen wollen lieber unwissend seyn, als unwissend scheinen. Sie schämen sich zu fragen, was sie nicht wissen. Lernen, was man noch nicht weiß, ist keine Schande und führt oft zu großem Heil. Der redliche und bescheidene Mohr schämte sich nicht. Er sprach: «Wie kann ich verstehen, was ich lese, wenn mich niemand anleitet?» Er bat den Philippus, daß er wolle zu ihm sitzen, und ihm erklären, was es sey, wovon der Prophet rede. Philippus setzte sich zu ihm und lehrte ihn das Evangelium, die gute Botschaft von Jesus. Ein treues Gemüth versteht bald was ihm von Jesus gesagt wird. Der Mohr hatte ein treues Gemüth. Als sie des Weges an ein Wasser kamen, sprach er: «Was hindert's, daß ich mich taufen lasse?» Philippus fragte ihn: «ob er von ganzem Herzen glaube?» Der Mohr erwiederte: «Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn sey.» Auf dieses Bekenntniß empfieng er von Philippus die Taufe und ward ein Jünger Jesu. Sonst weiß man zwar nichts von ihm. Es war auch ein Saatkorn, das weiter zog. |