Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Biblische GeschichtenFür die Jugend bearbeitet
II. Theil
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11.Die Predigt in Nazareth.
Als Jesus wieder in Nazareth war, gieng er in die Schule. Damit ist jedoch keine Kinderschule gemeint. Wiewohl, Jesus ist auch in den Kinderschulen. Wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, da ist er mitten unter ihnen. In jenen Schulen aber kamen die Erwachsenen zusammen am Sabbathtag und lasen in den Büchern des Gesetzes und der Propheten und redeten darüber. Jesus stand auf und wollte lesen, und las in dem Buche des Propheten Jesaias: «Der Geist des Herrn ist über mir, darum hat mich der Herr gesalbet. Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die verwundeten Herzen zu verbinden, zu predigen den Gefangenen eine Erledigung, den Gebundenen eine Befreiung, zu predigen ein gnädiges Jahr des Herrn.»Ueber diesen Text redete er mit ihnen. Unter anderm sagte er: «diese Schrift ist heute vor euch erfüllt;» anzuzeigen, daß er derjenige sey, in dessen Namen der Prophet gesprochen habe.Darüber hätten sie sich billig freuen sollen, daß der bei ihnen klein war und groß wuchs, den Gott zum Heiland der Menschen geheiligt hatte. Sie hätten billig die ersten seyn sollen, welche ihn als den Heiland anerkannten und liebten, weil er als ein frommes Kind unter ihren Augen aufgewachsen war. Anfänglich wunderten sie sich auch über seine holdselige Rede. Aber zuletzt sagten sie ganz kaltsinnig: «Ist er nicht Josephs Sohn?» Diese suchten nicht redlich die Wahrheit. Sie hatten keinen Glauben an ihn, weil er ihnen zu bekannt war. Jesus sprach daher: «Kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterland.» – Zuletzt wollten sie ihn sogar tödten. – Solche große Verachtung thaten die Einwohner von Nazareth sich selbst an, daß sie glaubten, ein Mann, der bei ihnen aufgewachsen war und den sie so gut kennen, könne kein Prophet seyn, er müsse wenigstens von Jerusalem kommen. Wer sich selbst und seine Heimath verachtet, ist nicht auf rechtem Weg. Jesus verließ die Stadt Nazareth und gieng nach Capernaum. Also ward er sogleich im Anfang aufgenommen und geliebt von den fremden Samaritern, und verworfen von den Bekannten in Nazareth, wie noch geschieht. Viele, die ihm ferne sind, suchen und finden ihn. Viele, die ihm nahe sind, verachten den Sohn Josephs. |