Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Biblische GeschichtenFür die Jugend bearbeitet
I. Theil
|
|
____________________________________________________
|
|
57.Kümmerliche Zeiten.
Also waren jetzt wieder so viel Juden, gleichsam ein neuer Anflug, in der verödeten Heimath. Aber es gehörte eine große Liebe zu dem vaterländischen Boden und ein großes Vertrauen auf Gott dazu, daß sie nicht vor Betrübniß und Mutlosigkeit vergiengen, als sie an dem Ziel ihrer Reise und ihrer langen Sehnsucht waren. Die Wohnsitze ihrer Väter, Jerusalem die schöne Stadt und ihr berühmter Tempel lagen noch von der Zerstörung her in ihren Trümmern. Was damals die Wuth der Feinde nicht zertrümmern konnte, das war durch die Länge der Zeit selber zerfallen, dazu die Felder lagen noch von so vielen Jahren her verödet und verwildert. Da war viel wegzuräumen und herzustellen, und ob es gleich überall gebrach, so thaten die guten Leute alles, was sie vermochten, und sind ein Beispiel, was auch in der bösen Zeit der Mensch mit gutem Willen und Vertrauen auf Gott vermag, und wie Gotteskraft auch in den Schwachen mächtig ist. Zuerst errichteten sie zwar nur einen Altar und feierten das Laubhüttenfest, weil es die Jahreszeit mit sich brachte, obgleich sie noch keinen Segen in dem Lande heimgethan hatten. Ein frommes Gemüth preist Gott auch in kümmerlicher Zeit. Denn die Gnade des Herrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit, über die, so ihn fürchten.Sonst baut man zuerst die Stadt oder das Dorf, hernach die Kirche. Die Juden dachten aber zuerst daran, wie sie den Tempel wieder bauen wollten. Aber was alte Leute unter ihnen waren, welche den Umfang und die Herrlichkeit des ersten Tempels noch gesehen hatten, die weinten vor Betrübniß, als sie den ärmlichen Anfang des neuen sahen. Man konnte das Wehklagen der Alten und die Freudengesänge der Jungen in der großen Menge nicht unterscheiden. Thränen und Freuden sind oft nebeneinander. Als die Samariter sahen, welche im Land der zehen Stämme wohnten, daß die Juden an einem Tempel bauten, wollten sie auch mithalten, daß sie auch daselbst beteten und opferten. Aber die Juden nahmen es nicht an. Sie wollten das Ihrige besonders haben. Deßwegen bauten die Samariter für sich einen eigenen Altar auf einem Berg bei Samaria und verläumdeten die Juden bei den persischen Königen, als ob sie Jerusalem wieder fest machen und dem König untreu werden wollten, so daß der Bau wieder eingestellt werden mußte, und alles neue Ungemach über die Juden ergieng viele Jahre lang, bis in Persien der König Darius auf den Thron kam, Gott lenkte das Herz des Königs, daß er, wie Cores, gnädig gegen die Juden war, und daß sie den Bau vollenden konnten und ihre Feste feiern. Aber mit den Samaritern blieben sie verfeindet auf unversöhnliche Zeiten.Der König schickte auch den Esra aus Persien heraus in die Heimath, welcher den Gottesdienst und das Priesterthum und die bürgerliche Ordnung nach der Weise der Voreltern wieder einrichtete, so gut es möglich war. Aber noch merkwürdiger, als er, ist sein nachmaliger Gehülfe Nehemias. |