BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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40.

Davids Sünde und Reue.

 

Es folgt nun eine schlimme Geschichte, und es wäre ja wohl besser, daß sie sich nicht zugetragen hätte. David fiel in eine große Sünde. Ein mächtiger König hat größere Gelegenheit und Versuchung zur Befriedigung seiner Begierden, als ein anderer, wenn er Gott nicht stets vor Augen behält. Mancher, der sich in seiner Armuth und Niedrigkeit wohl für fromm hält, wer weiß, wie er wäre, wenn er in Macht und Reichthum lebte, und ungestraft und ungescheut thun könnte, was er wollte.

Das Kriegsheer des Feindes lag vor einer feindlichen Stadt. Der König aber saß in Jerusalem, und gewann eine Liebe zu der Ehegattin eines Kriegsmannes, Urias. Deßwegen befahl er seinem Feldhauptmann, dem Joab, daß er den Unas in den Streit stellte, da, wo er am härtesten war. Hernach mußte sich das Volk hinter ihm abwenden, daß er von den Feinden erschlagen wurde. Als Urias todt war, nahm David seine Ehegattin zum Weibe, Bathseba hieß sie, und versündigte sich also schwer durch eine Begierde und durch eine künstliche Mordthat.

Auch ein gutes Herz kann tief fallen. Aber je tiefer es gefallen ist, desto schneller muß es sich auch wieder in die Höhe heben, und seinen Gott wieder suchen, den es verloren hat. Es kann nicht lang in der Sünde verharren, und ohne seinen Gott seyn. Sein Gott kommt ihm wieder entgegen. Der Herr sandte den Propheten Nathan zu dem König. Der Prophet sprach zu ihm: «Es waren zween Männer in der Stadt, der eine reich, der andere arm. Der Reiche hatte sehr viel Schafe und Rinder. Aber der Arme hatte nichts, denn ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte, und nährte es, daß es groß ward bei ihm und bei seinen Kindern. Es aß von seinen Bissen, und trank aus seinem Becher, und schlief in seinem Schoos, und er hielt es, wie eine Tochter. Als aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, schonte er zu nehmen von seinen Schafen und Rindern, daß er dem Gast etwas zurichtete, und nahm das Schaf des armen Mannes, und richtete es dem Manne zu, der zu ihm gekommen war.»

David sah die Sache an, als ob sie sich wirklich zugetragen hätte, als ob ihn Nathan um den Spruch der Gerechtigkeit angehen wollte. Er entrüstete sich über die Frevelthat, und sprach dem Mann, der solches gethan hätte, das Urtheil des Todes. Nathan erwiederte ihm: «Du bist der Mann.» Hierauf erinnerte er ihn, was ihm Gott für große Wohlthaten gethan habe, und wie er bereit sey, ihm noch mehr zu erweisen, und warum er denn des Herrn Wort verachtet und solches Uebel vor dem Herrn gethan habe an dem Weibe des Urias und an ihm.

David erkannte seine Sünde und bereute sie. Er suchte Barmherzigkeit und Trost bei seinem Gott, und fand ihn.

Von dieser Zeit an hatte David viel zeitliches Unglück. Aber sein Gott, zu dem er wieder umgekehrt war, verließ ihn nicht.