Johann Peter Hebel
1760 - 1826
Biblische GeschichtenFür die Jugend bearbeitet
I. Theil
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20.Moses.
Also war jetzt von Abrahams Namen und Nachkommenschaft Niemand mehr in dem schönen Lande Canaan übrig, als die Todten. In Aegypten aber vermehrten sie sich zwar in der Länge der Zeit zu einem zahlreichen Volk. Als aber ein neuer König aufkam, der nichts mehr von Joseph wußte, fürchtete er sich vor ihrer Menge, und ließ sie anfänglich drücken mit harten Diensten, und unbarmherzig mißhandeln. Ja, er befahl zuletzt, daß alle neugebornen hebräischen Kinder männlichen Geschlechts mußten in das Wasser geworfen werden, wie man arme Thierlein in das Wasser wirft und ersauft sie, wenn man sie nicht aufziehen will. So schlimm sah es damals aus um die Verheißung: «Deinen Nachkommen will ich das Land geben und sollen in deinen Nachkommen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.» Aber wie hat der Unbekannte zu Abraham gesagt, «sollte Gott etwas unmöglich seyn,» und geht nicht schon die Tochter des Königs am Wasser spazieren? – Eines Tages, als die Tochter des, Königs an dem Wasser spazierte, erblickte sie am Ufer zwischen dem Schilf ein Kästlein. Man wußte nicht, ist's ein Schifflein oder ein Särglein, ist etwas Lebendiges darin oder etwas Todtes. Als sie aber das Kästlein holen ließ und öffnete es, lag ein hebräisches Knäblein darin, das weinte. Denn also hatte es seine Mutter in das Wasser gelegt, daß sich Gott seiner erbarmen wollte. Gott rührte das Herz der königlichen Tochter, daß sie sich des Kindes erbarmte. Denn sie sagte sogleich: «Das wird eines von den hebräischen Kindlein sein,» und hätte es gern einer braven hebräischen Frau geschickt, daß sie es säugete und aufzöge. Es stand aber noch eine fremde Jungfrau an dem Gestade, das war die Schwester des Kindes, daß sie sähe, was aus ihrem Brüderlein wurde. Sie trat zu der ägyptischen Königstochter und fragte sie, ob sie einer der hebräischen Frauen rufen soll, daß sie ihr das Kindlein säuge. Sie rief ihre Mutter. Gott gab der Mutter aus den Händen der königlichen Prinzessin ihr Söhnlein wieder, und die Prinzessin belohnte sie noch für seine Pflege und Erziehung. Da aber das Kiud groß war, nahm die Prinzessin es wieder zu sich, daß es ihr Sohn wäre, und nannte ihn Moses. Moses war ein kraftvoller junger Mann, wiewohl er hatte eine schwere Aussprache. Dabei war er ein herzhafter und heftiger Mann, der besonders kein Unrecht leiden konnte. Einmal gieng er aus, und sah die Leiden seiner Brüder, und wie ein Aegypter einen Hebräer unbarmherzig schlug. Da schaute er rechts, und schaute links, ob sonst Niemand da sey, und schlug den Aegypter todt und verscharrte ihn in den Sand. Gleichwohl erfuhr es der König, aber Moses entfloh in das Land Midian. In Midian an einem Brunnen, vertheidigte er sieben Jungfrauen gegen die Gewaltthätigkeit der Hirten. Denn die Jungfrauen wollten die Schafe ihres Vaters tränken, und die Hirten wollten es nicht leiden. Das ist die rechte Art der Herzhaftigkeit, daß sie Unrecht wehre, nicht aber ausübe, und daß sie sich der Unterdrückten annehme, wiewohl mit Verstand und Ueberlegung. Durch diese brave That wurde Moses mit dem Vater der Jungfrauen bekannt. Dieser war ein Priester Gottes und hatte große Heerden. Sein Name war Jethro. Jethro gab ihm eine seiner Töchter, die Zipora, zum Weibe und vertraute ihm die Hut seiner Heerden an. Also wurde der Pflegsohn der königlichen Prinzessin ein Hirte in einem fremden Lande, wie seine Väter gewesen waren. |