BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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15.

Jakobs Söhne.

 

Jakob hatte zwölf Söhne. Ihre Namen sind: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Sebulon, Isaschar, Dan, Gad, Asser, Naphtali, Joseph, Benjamin. Aber den Joseph hatte Jakob lieber, als die andern Söhne, und gab ihm schönere Kleider. Darum neideten ihn die Brüder. Auch hatte Joseph gar seltsame Träume. Einmal, zum Beispiel, träumte ihm, daß die Sonne, der Mond und eilf Sterne sich vor ihm neigten, also daß auch sein Vater zu ihm sagte: «Was sind das für Träume? Soll dein Vater, deine Mutter und deine eilf Brüder kommen und vor dir niederfallen?» Als wenn die Sonne den Vater, der Mond die Mutter und die eilf Sterne seine Brüder bedeuteten, daß sie noch vor ihm niederknieen, und ihn verehren würden. – Es ist wohl möglich, daß so etwas geschieht. – Einmal schickte ihn Jakob hinaus, eines weiten Weges, wo seine Brüder weideten, daß er sähe, wie es um sie stünde. Joseph gieng, aber er kam nicht mehr heim. Er wußte nicht, welchem Unglück und welcher Erhöhung er entgegen gieng. Des Menschen Gang steht nicht in seiner Gewalt. Denn als ihn seine Brüder von ferne sahen, sprachen sie: «Seht, dort kommt der Träumer!» Zuerst wollten sie ihn tödten. Aber Ruben, der älteste unter ihnen, war auch der besonnenste, wie es den Jahren geziemt. Er sprach: «Wir wollen die Hände nicht mit dem Blut unsers Bruders beflecken. Wir wollen ihn lieber in eine Grube werfen.» Denn er gedachte ihn heimlich wieder herauszuziehen, und zu dem Vater zu bringen, daß er gerettet würde. Demnach warfen sie ihn in eine Grube, daß er darin verschmachten sollte. Hernoch zogen fremde Kaufleute mit ihren Cameelen vorüber, die nach Aegypten reiseten. Da nahmen sie ihn wieder aus der Grube, und verkauften ihm an die Fremden um zwanzig Silberstücke. Hernach schlachteten sie einen Ziegenbock, und tauchten den schönen Rock des Josephs, den verhaßten, in das Blut, und schickten ihn dem Vater nach Hause: «Diesen Rock haben wir gefunden, beschaue ihn doch, ob es nicht deines Sohnes Rock sey.» Als Jakob ihn erblickte, schrie er: «Es ist meines Sohnes Rock; ein böses Thier hat ihn gefressen, ein reissendes Thier hat Joseph zerrissen.»

Seine Töchter kamen ihn zu trösten, auch seine Söhne kamen, die Bösewichte, und trösteten ihn mit heuchlerischen Mienen. Aber er wollte keinen Zuspruch annehmen, sondern er beklagte von der Zeit an seinen Sohn als todt, so er doch lebte.

Diese Unthat wird den Söhnen Jakobs auch nicht unbezahlt bleiben.