BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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Gestalt, die ihm entgegentritt: die Göttin des Friedens, dann ein Vater, der seine Söhne ihm darbringt, mit dem Ausdruck: nimm hin meinen ganzen Reichthum! Gruppen von Mädchen, die Blumen streuen und so fort in sinniger Abwechslung – Ferner in einem Nebensaale Andromeda, liegend und gefesselt, griechisches Alterthum; Palamede, Statue in Lebensgröße von Canova, und verschiedene gute moderne und alte Gemälde. Aber ich war kindisch genug, meine Aufmerksamkeit und mein Wohlwollen einer Art Grotte zuzuwenden, wo, zwischen Blumen, in ein Becken eine kleine Quelle rieselte. Der Salon selbst war nicht zu groß, so recht zum Träumen eingerichtet. An den Wänden prangten die Gemälde alter Meister. Die Decke war ein Fresko-Gemälde, der Fußboden von schön eingelegtem Marmor, die Tische gleichfalls von Marmor und ein Paar gut gepolsterte Armstühle gaben diesem Asyl einen Anstrich von Häuslichkeit nnd Bequemlichkeit, wie der sanfte Lärm der Quelle zu süßer Ruhe einzuladen schien.

 

 

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[Varese,] Mittwoch [am 27. Mai]   

 

Am Fuße des Berges Sacro bei Varese beginnen die Stationen, jede Station hat ihre Kapelle bis zum Gipfel, wo eine Kirche thront. Kastanienbäume, höher noch als die Säulen    im    Dom    zu    Mailand,   ragen   herauf  aus den  Gründen.  Bei  jeder  Station  wird  die  Aussicht freier. Das reiche Thal von Varese ist ausgebreitet, so wie der  See  mit  seinen  Nebenarmen,  und die Berge des Lago

 

Maggiore von schöner Lilafarbe. Die majestätischen Gebirge bei Varese vollenden das Gemälde. Auge und Herz werden von Schönheit trunken. Im Herabgehen vom Berge, nahe einer Kapelle, sah ich in die offene Stube einer Hütte. Die Mutter spann, ein Mädchen von zehn Jahren saß zu den Füßen des Vaters, der ihr aufmerksam, während sie ihm vorlas, zuhorchte. Diese Scene war ein passender Accord in die Harmonie einer so friedlichen Gegend. – Der Kopfputz der Frauen ist sonderbar. Die Nadeln sind in Form einer Krone um einen Reif befestigt, der über dem Kopf wie ein Heiligenschein zu schweben scheint.

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Wir sind auf dem Wege nach Arona. Im Vorgrunde sind hohe Saatfelder und über dem Korn schweben Guirlanden von Reben, oder thurmähnliche Kasta­nienbäume verbergen neidisch die Landschaft. Plötzlich aber öffnen sich die Waldungen und daliegt eine Kranz von Hügeln mit Villas und Dörfern, und diese wieder beschützt von keck geformten Bergen. Alles Schöne vereint diese Gegend. Diese Berge sind ihr großartiger Theil, jene wogende Saat das Bild des Reichthums, und Dörfer und Villas das der Zierlichkeit. Wir überschifften den Tecino und verfolgten die Straße längs dem Flusse, dessen Umgebungen einen englischen Park an frischen blendenden  Wiesen  und  Gruppen  prächtiger  Bäume noch    bei    weitem   übertreffen.   Hinter   dem   hügeli­gen   Ufer   des   Tecino   erheben   sich   stolz   die   Berge des  Lago  Maggiore  und  je  zugespitzter diese Hügelkette

 

 


 

Lago Maggiore