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haftig, ich glaube bald reif zur Klosterfrau zu seyn. Denn je glänzender ein Ding aussieht, je armseliger erscheint es mir. Noch einen Blick werfe ich seitwärts zum Pest-Lazarethe hin, dort über das Gefängniß, hier hinauf zu dem Palast des Vize-Königs, sonst Villa Buonaparte, dann in die untergehende Sonne, die, ganz Glut, hinab taucht hinter den Gebirgen und zum herrlichen Dome, der überall sichtbar ist, und dann schließ ich die Augen und laß es um mich her sumsen und rollen, und rollen und sumsen. Dann denk' ich so bei mir selbst: wenn der Corso vorüber, so strömt die Masse da in's Theater und ewig schlaftrunken taumelt sie von Vergnügen zu Vergnügen. Ich schloß die Augen fester und vor mir stand Leonardo's Christus, Christus, der für uns den Kelch des Todes leerte, um den Kelch des Lebens darzureichen Ach! und Wenigen dürstet darnach! –
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Abschied von Mailand.
Como.
Nächst Como sind die Wiesen mit Maulbeerpflanzungen durchschnitten, von Baum zu Baum hängende Reben und Akazien, überfüllt mit Blüthen, halten den Geist durch ihren lieblichen Geruch wach. Auf den Hügeln hin und wieder Dörfer und Flecken und vor uns hohe Gebirge. Wir fuhren dem Thale zu. Ein langer, schwarzer Priesterzug bewegte sich feierlich aus der Tiefe heraus, ein Zeichen, daß wir der Stadt nun nahe waren. Hier liegen düstere
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Felsentrümmer, halb mit dem frischesten Grün bedeckt, dort auf steiler Höhe die Ruine eines Schlosses und mit jedem Schritte dehnt sich das Thal anmuthiger und wird belebter. Das große, regelmäßige Gebäude auf jenem Hügel, giebt der Gegend, nächst der eigenthümlichen Anmuth, noch ein reiches Ansehn. Die meisten Bäuerinnen haben statt der Schuhe eine Art Sandalen von Holz. Das Haar ist reinlich geflochten, um die Stirne kräuseln sich Locken und ein Diadem von silbernen Nadeln ist um den Kopf gesteckt, zu beiden Seiten durch Nadeln mit großen Knöpfen festgehalten.
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Como war das Vaterland der beiden Plinius und ist der Geburtsort der gefeierten Pasta [eine berühmte Sängerin]. Diesen Morgen bestiegen wir das Dampfschiff, um den See bis zur Hälfte zu befahren. Die Krümmung des Sees, zwischen grünen Bergketten hindurch, bietet immer neue Scenen dem Auge dar. Von den vielen Landhäusern an den Ufern sind nur in meinem Gedächtnisse: la villa d'Este, ehemalige Residenz der Königin Karoline von England, la villa Pasta, Landsitz der Sängerin Pasta, villa Pliniana, wo die beiden Plinius sich aufgehalten, einer heißen Quelle nachzuforschen, deren Bewegung ein Verschwinden und Erscheinen ist, eine Art Ebbe und Fluth. Aber noch malerischer als die Villas, finde ich auf jener Terrasse die zwei leichten Fensterbogen, durch welche Himmel und Berge, wie eingerahmt, noch frischer hervortreten – dort die anspruch-
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