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im Jahr 1490 erfand. Erst 1562 wurden sie aber ausgeführt. Zehn Basreliefs, die verschiedenen Thaten des Herzogs darstellend, bilden den obern Theil; sie sind von dem berühmten Bildhauer Amedeo di Pavia. Auf einer kostbaren Urne ist, ruhend in Lebensgröße, die Statue des Herzogs, ihm zu beiden Seiten sind zwei andere Statuen, welche den Ruhm, den Sieg vorstellen, Meisterstücke des Bernardino da Novi. Auf dem höchsten Punkte des Grabmals sah ich die Jungfrau Maria, mit dem Jesuskinde, in Lebensgröße, trefflich ausgeführt von Benoit di Brioski. Endlich, endlich stand der wundervolle Marmorbau, die Gebeine des Herzogs zu beschweren, da. Aber, o weh! der Ort, wo sie aufbewahrt lagen, war längst unterdessen vergessen – man denke sich den Schrecken der armen Mönche! –
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Mailand, [Samstag] am 23. Mai.
Das Erste, was wir in Mailand aufsuchten, war Leonardo da Vinci's Abendmahl. Das Haupt Christi, wie das Gesicht des Judas, sind noch, wunderbarer Weise, erhalten, während die übrigen Apostel, überhaupt das Ganze, durch die Feuchtigkeit der Mauer sehr gelitten. Wenn die Künstler aus allen Gegenden der Welt zu diesem Heiligthum pilgern, wen mag es verwundern? Der Ausdruck, der in den Zügen des Herrn liegt, ist wirklich unbeschreiblich. Tiefes Nachdenken ruht auf dieser göttlichen
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Stirne und Sanftmuth, Liebe und Wehmuth umspielen die reinsten Lippen, welche eben die Worte gesprochen: Wahrlich ich sage Euch, Einer unter Euch wird mich verrathen. Nicht ohne Bedeutung scheint mir, daß Christus rechte Hand, gegen Judas hin, etwas erhoben ist, während die Linke des Judas dieselbe Richtung hat und so gleichsam der Hand Christi begegnet. Die Bestiirzung der Jünger ist mannigfach ausgedrückt Christus ist ganz Himmel, wie Judas ganz Hölle ist. Das Pfeifen und Singen der Soldaten in den Hallen und Höfen des ehemaligen Klosters Maria delle Grazie machten auf mich einen widerlichen Eindruck. Das Abendmahl Leonardo da Vinci's an einer so verödeten Stelle erinnerte mich daran, wie verödet in der heutigen Christenheit das geistige Mahl des Heilandes ist.
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Napoleon's Triumphbogen, nun seiner Vollendung nahe, fesselte heute unsere Aufmerksamkeit. Vier bronzene Pferde standen fertig in den Werkstätten da. Jedes trägt seinen besondern Charakter, das Eine Stolz, das Andere Muth, dieses Würde, jenes Kraft. Alle die verschiedenen Basreliefs hatte ich nicht Zeit zu bewundern. Das Brustbild mit der Kaiserkrone, über dem Haupt-Bogen, zu beiden Seiten Siegesgöttinnen mit Kränzen in der vorgestreckten Rechten, und in der herabgesunkenen linken Hand einen Palmzweig, trägt unverkennbar die Züge Napoleons. Ihn umgeben Triumphzüge und eine Scene, die den Ueberwinder darstellt – Senatoren, welchen er eine Rolle vor-
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