|
Dreizehn bei Tische (Treize à table).
Gott! – Freunde, dreizehn ja am Tisch ich sehe,
Auch liegt das Salz zerstreut umher vor mir.
O Unglückszahl! Entsetzlich Zeichen! Wehe!
Der Tod läuft her! Vor Angst vergeh' ich schier! –
Ein Geist, Fee oder Göttin, steigt hernieder –
Schön ist sie, jung, sie lächelt freundlich her.
Entflammt zur Freude Euch, beim Klang der Lieder.
Nein, Freunde, nein, mich schreckt der Tod nicht mehr.
Geladen kommt sie, scheint's, zum Festvereine;
Auch sie, wie wir, trägt einen Blumenkranz.
Doch ich nur seh' sie, seh' ihr Haupt im Scheine
Des Regenbogenlichts, in buntem Glanz.
Auf eine Fessel zeigt sie, die zerrissen,
Ein schlummernd Kind im Arm schwebt sie daher. –
Laßt Labung in den leeren Becher fließen.
Nein, Freunde, nein, mich schreckt der Tod nicht mehr.
Sie spricht: «nun sieh! darf man vor mir verzagen –
Der Hoffnung Schwester und des Himmels Kind?
Darf über den Befreier sich beklagen
Der Sklav, dem schwer des Zwingherrn Fesseln sind?
Gefall'ner Engel! sollst sie wieder haben
Die Schwingen – diese Erde nahm sie dir.»
O Freunde, laßt der Schönen Kuß uns laben!
Der Tod, er ist nun nicht mehr schrecklich mir.
«Ich komme wieder,» sagt sie, «dann wird streben
Dein Geist von Welt zu Welten himmelan,
In's goldne Blau, wo Sonnen kreisend schweben,
Die Gott gestreut hat auf der Zeiten Bahn.
|
|
So lang du aber mußt im Joch dich schmiegen,
Magst furchtlos du schuldloser Lust dich weihn.»
Verbrauchen wir dies Leben im Vergnügen! –
Der Tod, ihr Freunde, kann nicht schrecklich seyn.
Ha! die Erscheinung jetzt in's Nichts verschwebet,
Vom Hund verjagt, der draußen heult so arg.
Vergebens, ach! der Mensch zurücke bebet,
Berührt sein Fuß den kalten Leichensarg.
Laßt, muntre Passagier', das Schiffchen treiben
Im Schicksalsstrom, 's führt in den Hafen ein.
Zählt Gott, so laßt hier unsrer Dreizehn bleiben.
Der Tod kann, Freunde, mir nicht schrecklich seyn.
―――――
Am 29. Juli.
So eben komme ich von den Champs elysées. Auf einem großen, freien Platze sind zwei kolossale Theater erbaut, rings Pavillons mit Musikchören. Wir setzten uns, der Dinge zu harren, die da kommen sollten. Da seh ich um die Ecke einen Invaliden, in einem Stuhlwägelchen gefahren; lahm war er, erschöpft von Wunden und Siegen, denn nach seinem ehrwürdigen Aeußern zu schließen, hatte er unter Napoleon gedient. Der andere Invalide und Lenker des Stuhls, war ein Stelzfuß und taub. Mit vieler Anstrengung kauerte sich nun der Lahme auf den Schemel, weil sein treuer Gefährte des guten Sitzes genießen sollte – es begann ein edler Wettstreit. Endlich mußte der Taube nachgeben. Dann wechselten sie wieder und der Invalide
|
|