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zu können, wirkt stets der Genesung entgegen, weshalb ich denn zu dem Schwersten mich entschloß, meine Emily das geliebte Kind, zu verlassen. Mein Trost ist, daß ich sie einer lieben Freundin übergebe, die ich der Familie empfohlen hatte. Nun bin ich in dem Hause einer würdigen Engländerin, welche seit längerer Zeit in dem stillen faubourg du Roule ein Pensionat für junge Damen errichtet hat, und so lange werde ich bleiben, bis die Maschine in Ordnung, und das Schifflein wieder in die offene See zu steuern vermag. Meine Hoffnung steht auf Gott, dessen Wege ich stets für gut erkenne, wenn sie auch oft unsere Pläne durchkreuzen und zu nichte machen. –
Die Stille wirkt so wohlthätig auf mich ein, daß für meine Gesundheit nichts weiter zu befürchten ist. Ganz in der Nähe ist ein schöner Garten, eigentlich ein Park, der nur wenig besucht wird. Wie ein Küchlein die Flügel der Mutter sucht, so auch ich hier die mütterliche Sonne mit ihren belebenden Strahlen. – Die Clavieretüden treibe ich sehr mäßig und vorsichtig; componirt habe ich seitdem nichts als drei Lieder von Béranger. Der Neveu des Hauses, ein interessanter, zwölfjähriger Knabe, außerordentlich für die Musik begabt, hörte sie mich neulich spielen. Souvenirs d'enfance gefiel ihm besonders wohl. Ich dachte, daß ein Kind der beste, competenteste Richter in dergleichen Dingen sey, und schrieb auch die andern Melodieen auf. Er begleitet sie nun mit seiner Guitarre gar anmuthig, und wunderschön singt er, getragen und sehnsüchtig, die Worte:
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On rajeunit aux souvenirs d'enfance,
Comme on renaît au souffle du printemps.
Gomis, dem ich diese Compositionen auch mittheilte, fordert mich zur Veröffentlichung derselben auf. – Da ich sie vorzugsweise der Muse Bérangers verdanke, ist es billig sie ihm zuzueignen, was ich nun auszuführen im Begriffe bin; schon bald gedenke ich diese Lieder ihm zur Ueberraschung nach Passy seinem Wohnorte, zu senden.
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Die Einförmigkeit meiner Tage ward kürzlich durch zwei Ereignisse, sehr tragischen Charakters, unterbrochen. Nach langer Zeit wünschte ich doch wieder einmal das eigentliche Paris mir anzuschauen. Ich benutzte dazu folgende Gelegenheit. Einige Briefe, die ich nach England schrieb, mußten auf der großen Post aufgegeben werden; sie selbst zu besorgen, nahm ich einen Fiaker. Eben hatte ich meine Briefe bezahlt, als ein elegant gekleideter Herr, neben mir stehend, den Director fragt: Ich komme soeben von Mayland, bin fremd hier, wo ist das Bureau der poste restante? Unwillkührlich betrachte ich ihn; es waren italienische Züge – schwarze, funkelnde Augen; sein dicker, schwarzer Bart stach wenig ab von der bräunlichen Gesichtsfarbe. Ich eilte, meinen Wagen zu erreichen, indem ich dem Kutscher ankündigte, mich in die Straße St. Jacques zu bringen wo ich F... zu besuchen gedachte. Der Fremde, nicht minder eilig, steigt in sein zierliches Cabriolet, das er links lenkt, wenn ich links sitze, und rechts, wenn ich mich zur Rechten wende, dabei mir
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