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Zuschrift
an
meine liebe Schwester F. geb. H.
Mit wenigen aber herzlichen Worten begrüße ich dich, Geliebte! und bitte dich, dir die Zueignung dieser Blätter gefallen zu lassen. Es ist nicht Eitelkeit, die mich zur Veröffentlichung derselben bestimmt, denn ich fühle wohl, daß sie, für sich betrachtet, von keinem Werthe sind; doch bleibt ja Alles Gedachte, Empfundene und Erlebte immer ein Theil unsres Selbst, auch wenn unser Griff eine ernstere Richtung genommen hat, und nur in diesem Sinne kann ich hoffen, daß vielleicht eine Seele, in meinen Erfahrungen die ihrigen wieder erkennend, dieser kleinen Arbeit einiges Interesse abzugewinnen weiß.
Als ich ein Tagebuch zu schreiben mich entschloß, vermied ich auf das Gewissenhafteste die gewöhnliche Art, nach welcher man nur schreibt, um seine Gefühle austoben zu lassen, oder was noch schlimmer ist, die Wahrheit en réserve behält, und dafür ein fremdes Ich im Sonntags-
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Bei der in der Zuschrift Angesprochenen handelt es sich um die Schriftstellerin Henriette Feuerbach, geborene Heydenreich (1812 - 1892), die zweite Frau des Bruders Joseph Anselm Feuerbach (1798 - 1851), Archäologe und Philologe, und die Stiefmutter des Malers Anselm Feuerbach (1829 - 1880).
Henriette Feuerbach,
Portrait von Anselm Feuerbach
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